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Ohne Zukunft, für Deutschland
Praxisbericht eines Magic-Theoretikers
von Andreas "Zeromant" Pischner
18.06.2007

Wenn sich der Pischner für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert, noch dazu bei einem regulären Qualifikationsturnier im Standard-Format, dann ist das schon einen Artikel wert!

Hier könnt ihr nachlesen, wie man (fast) alles falsch, und gleichzeitig (fast) alles richtig macht. Ihr erhaltet dazu eine ganz ausgezeichnete Deckliste, sowie eine ziemlich miserable - und es ist dieselbe!

Damit Ihr verstehen könnt, was zur Hölle ich Euch damit eigentlich sagen will, muss ich ein wenig ausholen. Legt also eine CD aus den späten Neunzigern ein, lehnt Euch zurück und entspannt Euch!

Als ich beim NQ in Berlin zwischen den Runden von einem jungen Spieler gefragt wurde, ob ich denn schon länger Magic spielte, setzte ich erst zu einer Erwiderung an, hielt dann inne, überlegte ein wenig, sah mich um, überlegte ein wenig länger, und gab ihm dann die Antwort: "Länger als jeder andere in diesem Raum!" Ich bin mir ziemlich sicher, dass das auch stimmte.

Ich bin seit Ende 1994 dabei und habe mich in dieser Zeit immerhin für 4 Pro Touren qualifiziert. Wenn es eine Statistik darüber gäbe, wie oft deutsche Spieler bei PTQs Top 8 gemacht haben, würde es mich nicht wundern, wenn ich darin ganz oben stünde. Es gab eine Zeit, an der ich an der Schwelle zum Pro stand, und wenn mir nicht zu dieser Zeit das Real Life in Form einer nachträglichen Einberufung zum Zivildienst dazwischen gekommen wäre, gefolgt von dem nicht besonders nachhaltigen Beschluss, das Magic-Spielen sein zu lassen (er hat beinahe eine Edition lang vorgehalten), wer weiß, vielleicht hätte ich diese Schwelle sogar erfolgreich überschritten!

Das alles war allerdings DAMALS. Meine erfolgreichste Phase hatte ich zu Urza-Block-Zeiten, danach spielte ich - mit einer Minipause zur Zeit von Prophecy - noch einige Jahre mit "halber Kraft", betrieb ab und zu mehr oder weniger systematisches Playtesting und fuhr gelegentlich noch zu Grand Prixs. Jemand hat geschrieben, ich hätte ja auch Zigazillionen Versuche gebraucht, um mich für die DM zu qualifizieren! Das mag richtig sein, aber das letzte Mal, dass ich es einigermaßen ernsthaft versucht hatte, war zu Mirrodin-Zeiten.

Seitdem gingen meine Magic-Tätigkeiten kontinuierlich weiter zurück. 2006 habe ich laut meiner Ratings History genau VIER Constructed-Turniere gespielt.

Und in 2007 war der National Qualifier in Berlin mein erstes DCI-Turnier ÜBERHAUPT. Und nein, ich wa auch keineswegs auf Magic Online besonders aktiv! Constructed Decks (abgesehen von irgendwelchem Rare-freien Casualkäse, den ich daddele, wenn ich nicht einschlafen kann) besitze ich da überhaupt keine, und gedraftet habe ich im Netz auch mindestens seit Frühlingsanfang nicht mehr, und den Time Spiral Block noch nie!

Damit sollte klar sein, wie es um meine Spielpraxis bestellt war: Ich hatte keine. GAR KEINE.

Nun war ich ja aus der Magic-Szene nicht ganz heraus. Für Magic Universe habe ich noch bis einschließlich März regelmäßig Artikel verfasst, und ich verfolgte aufmerksam Coverages und Artikel auf deutschen und englischen Magic-Seiten. Mein strategisches Wissen hielt ich auf diese Weise, wenn auch nicht auf aktuellem Stand, so doch zumindest frisch. Nach einer zwölfjährigen Karriere als Magic-Spieler knapp unterhalb des Pro-Levels haben sich bei mir fundierte Theoriekenntnisse angesammelt. Einen großen Teil davon kann man in der von mir verfassten Magic University (Link) nachlesen. Nur, mit der Praxis haperte es eben, insbesondere mit der Spielpraxis, aber eben auch mit der Vertrautheit mit jener "Tech", die man durch ausgiebiges Playtesting erhält, und die einem ermöglicht, problematische Matchups herumzureißen.

Schließlich kam noch dazu, dass ich nach meinem Umzug aus finanzieller Vorsicht bislang auf den Kauf von Future Sight vollständig verzichtet hatte! Trotzdem verspürte ich in der Woche, bevor der Berliner NQ stattfand, auf einmal wieder Lust, Magic zu spielen.

Das war also die Ausgangssitution: Ich hatte seit Monaten kein richtiges Magic mehr gespielt, schon gar nicht playgetestet, und nicht einmal Zugriff auf den kompletten Kartenpool. Das ist genau das Gegenteil einer optimalen Vorbereitung! So weit hatte ich also so ziemlich alles falsch gemacht, was ich falsch machen konnte.

Kommen wir nun zu den Dingen, die ich richtig gemacht habe: Zunächst einmal, war klar, dass ich für ein erfolgreiches Abschneiden Glück haben musste. Nicht nur ein bisschen, sondern einen ganz großen Schluck aus der Glückspulle! Das konnte ich nicht beeinflussen. Stattdessen musste ich versuchen, alle Faktoren, die ich beeinflussen konnte, optimal auszunutzen. Also ging ich systematisch vor:

  • Schwierigkeit 1: Ich besaß keine Future Sight-Karten. Ganz offensichtlich musste ich also ein Deck spielen, dass auch ohne dieses Set voll funktionsfähig war.

  • Schwierigkeit 2: Ich hatte kein Playtesting betrieben. Das bedeutete, dass ich kein Deck spielen konnte, für dessen Tuning oder Pilotieren Playtesting-Kenntnisse vonnöten waren.

  • Schwierigkeit 3: Ich verfügte über praktsich gar keine Spielpraxis! Offensichtlich wollte ich nach Möglichkeit ein Deck spielen, das möglichst wenig anfällig für Spielfehler war.

Sobald ich meine Schwierigkeiten also analysiert hatte, konnte ich nunmehr meine theoretischen Kenntnisse anwenden. Punkt 2 resultierte in der deutlichsten Einschränkung: Jegliche Form von reaktiven Decks, insbesondere also Kontrolle, kamen nicht in Frage. Aber auch Interaktionen, die auf kartenspezifischen Strategien beruhten (zum Beispiel, wie man mit Dragonstorm oder Project X bei gegnerischem Widerstand trotzdem in die Kombo geht), waren keine gute Idee, und kollidierten außerdem mit Punkt 3. Es musste also ein aggressives Deck sein.

Unter Berücksichtigung von Punkt 1 und nach Konsultation von zuletzt erfolgreichen Decklisten war die Antwort darauf, was ich spielen sollte, eindeutig zu beantworten: Ganz offensichtlich Gruul!

Kommen wir nun also zur Deckliste – No Future Gruul:






lands:
4 Stomping Ground
4 Karplusan Forest
7 Forest
6 Mountain
1 Skarrg, the Rage Pits


creatures:
4 Llanowar Elf
4 Kird Ape
2 Scorched Rusalka
4 Scab-Clan Mauler
4 Call of the Herd
2 Burning-Tree Shaman
2 Sulfur Elemental
4 Giant Solifuge


spells:
4 Seal of Fire
4 Rift Bolt
4 Char

4 Tormod's Crypt
4 Moldervine Cloak
3 Rumbling Slum
2 Blood Moon
2 Stormbind




Diese Deckliste ist beinahe perfekt! Wieso?

In der Magic University habe ich einmal den Unterschied zwischen prinzipiell gut gebauten Decks und wettbewerbsfähigen Decks erläutert: Ersterer Begriff gibt ein Urteil darüber ab, inwieweit ein Deck in der Lage ist, seine Gewinnstrategie möglichst zuverlässig umzusetzen. Letzterer ist ein Maßstab dafür, welche Chancen ein Deck in einem zu erwartenden Metagame besitzt.

Dieses Deck, das kann ich mit all meiner Autorität als Magic-Theoretiker sagen, ist hervorragend gebaut. (Ein Lapsus ist mir unterlaufen: Ich hätte 3 Tormod's Crypt und 3 Blood Moon im Sideboard spielen sollen.)

Seine Wettbewerbsfähigkeit wiederum ist höchst zweifelhaft. Es ist praktisch gar nicht auf ein konkretes Metagame eingestellt. Nicht nur, dass ich das Metagame nicht gut einschätzen konnte - das wäre mir sogar noch halbwegsgelungen - ich wusste vor allem zu wenig darüber, welche Decks welche anderen schlagen, und wie sie es tun, sowie welche Schlüsselkarten und -strategien diese Matchups entscheiden. Ich war vollständig auf meine allgemeinen strategischen Kenntnisse angewiesen. Um es deutlich zu sagen: Allgemeines Wissen reicht, insbesondere im Constructed, NICHT aus, um konstant erfolgreich abzuschneiden! Diese Deckliste, von einem deutlich besseren Spieler als mir pilotiert, hätte trotzdem mit ein wenig Pech an Stelle von viel Glück 4:4 gehen können, ohne dass man sich darüber wundern müsste. Hier findet sich kein Plan für irgendwelche konkreten Matchups, weder gegen Dragonstorm, noch gegen Solar Flare, noch gegen Dralnu, noch gegen das Mirror. Wie auch? Ich HATTE ja keinen Plan. Deswegen ist es eine miserable Deckliste.

Interessanter ist es aber natürlich zu erklären, wieso es eine hervorragende Deckliste ist! Das will ich jetzt kurz tun:

Die wichtigste Eigenschaft eines aggressiven Decks ist Konstanz. Seine Strategie ist es zu gewinnen, indem es schneller Druck aufbaut als der Gegner (in Aggro-Matchups) bzw. schneller als der Gegner sich dieses Drucks erwehren kann (gegen Kontrolle). Dafür benötigt es eine grundsolide Manabasis, eine hohe Threat-Dichte, eine steile Eskalationskurve und einen hohen Speed.

Der wichtigste Unterschied zwischen Gruul und anderen Aggrodecks wie zum Beispiel Boros ist die höhere Manakurve. Die liegt darin begründet, dass Rot-Grün seine besten Kreaturen, abgesehen vom Kird Ape, nun einmal nicht im 1- und 2-Manaslot hat, sondern im 3- und 4-Manaslot.. Deswegen die 4 Llanowarelfen, welche den Manaanteil des Decks auf 26 Karten anheben, was für ein typisches Aggrodeck drei bis fünf zu viele wären. Sie ermöglichen es, die teureren Sprüche des Decks erstens überhaupt rechtzeitig und zweitens beschleunigt auszuspielen. Trotzdem wären sie für ein aggressives Deck eigentlich zu unzuverlässig, wenn sie nicht noch weitere Funktionen übernehmen würden: Sie können als 1-Drop Blutdurst für die Scab-Clan-Mauler ermöglichen, sie können die Rage Pits verwerten, Moldervine Cloaks aufnehmen und unter einem Blood Moon grünes Mana zur Verfügung stellen.

Die Elfen sind auch der Grund für den weitgehenden Verzicht auf 2-Mana-Drops. Abgesehen von den Maulern hat mich keine Option (Tin Street Hooligan, Riftsweeper, Gruul Guildmage, Keldon Marauders) wirklich überzeugt, und so habe ich stattdessen mit den beiden Scorched Rusalkas Kreaturen den Vorzug gegeben, die mir helfen, meine Manakurve besser auszufüllen. (Natürlich besitzen sie darüber hinaus noch nützliche Eigenschaften gegen Faith's Fetters, Bridge from Below oder Gegner mit Lebenspunkten).

Diese Gruul-Version will unbedingt bis Runde drei, wenn möglich sogar schon in Runde zwei zum 3-Mana-Slot eskalieren. Auf die Solifuge kann sie zur Not bis Runde 5 oder 6 warten, aber auf keinen Fall länger! Demenstprechend ist die Manabasis ausgerichtet, und deswegen sind die Rumbling Slums nur im Sideboard, denn für mehr als vier 4-Mana-Slots hat das Deck einfach immer noch nicht genügend Mana. Außerdem will ich sicher stellen, dass die Mauler immer als 3/3er das Feld betreten, deswegen die zehn 1-Mana-Slots (achtzehn, wenn man bereit ist, Erstrundenburn auf den Gegner zu schmeißen - was man mit diesem Deck gelegentlich tun sollte!)

Ebenfalls der Konstanz geschuldet ist das Weglassen von allen Sonderländern mit Ausnahme der einen Pits. Rotes Mana gewinnt mehr Spiele als multiple Pits, und Forests für Kird Apes und Blood Moons sind wichtiger als Pendelhavens.

Sobald die Manabasis geklärt ist, gibt es zur Strategie des Decks nicht mehr viel zu sagen: So schnell wie möglich den Tisch mit mittelgroßen Kreaturen bevölkern, denen man mit Burn den Weg freischeißt, und zum Schluss, falls nötig, in den Direct Damage Modus überwechseln. Die klassische Aggro-Strategie eben. Dass sie so klassisch ist, war für mich von Vorteil, denn klassische Strategien kann ich hervorragend spielen - hier hilft mir mein allgemeines strategisches Wissen, während ich die individuellen Karten nicht so genau kennen muss.

Das einzige, was am Deck noch zu erklären wäre, ist die Verteilung von 2 Burning-Tree-Shaman und 2 Sulfur Elemental. Nun, ich war mir schlicht nicht sicher, was besser wäre! Beide Kreaturen besitzen offensichtliche Vorteile und Nachteile, sowohl inhärent als auch gegen verschiedene Strategien. Deswegen entschied ich mich für eine Mischung, auch um meine Gegner möglicherweise zu überraschen. Flexibilität auf Kosten von Konstanz ist generell NICHT der richtige Weg für Aggrodecks, sondern in der Regel nur ein Zeichen, dass man nicht genügend getestet hat um herauszufinden, welche Karte im zu erwartenden Meta besser ist! Genau das war hier auch der Fall.

Zum Sideboard: Ich hatte keinen Plan von speziellen Matchups, also bastelte ich mir ein universelles Sideboard gegen allgemeine Strategien. Ganz simpel formuliert waren Cloak und Slum für Matchups gegen andere Kreaturendecks gedacht (unter anderem auch für das Mirror), weil diese Spiele in der Regel dadurch entschieden werden, wer den Größeren hat. Übrigens tappen sich Aggrodecks im Mirror normalerweise in ihrer Runde aus, um nicht im Tempo zurückzufallen, deswegen kann man Creature Enchantments ohne Angst vor allzu viel Instant Burn benutzen.

Die Cloaks werden außerdem für die Seals gegen Dragonstorm und ähnliche Kombodecks, mit denen ich eh nicht vernünftig interagieren kann, eingewechselt. (Gegen Project X bleiben die Seals logischerweise drin!) So wird mein Deck ein wenig schneller.

Blood Moon kommt schlicht gegen jede Manabasis herein, die dagegen besonders anfällig ist. Selbst wenn der Moon den Gegner nur zwei, drei Runden lang behindert, genügt das in der Regel bereits, um hinreichend Druck aufzubauen, dass er sich nicht mehr erholen kann. Übrigens hätte ich, selbst wenn ich sie besessen hätte, hier auf gar keinen Fall Magus of the Moon genommen! Als Hauptdeckkarte im richtigen Meta mag der Magus ja als Vereinigung von Silver Bullet und überteuertem Bären die richtige Wahl sein,
aber als Sideboardkarte ist er, mit Verlaub, Blödsinn, da er dem Gegner ein Ziel für genau diejenigen Karten gibt, mit denen er sich nach Sideboarden sowieso zu wehren gedenkt, und ihm dafür auch noch rotes Mana garantiert! Blood Moon verlangt hingegen, dass der Gegner auf bloßen Verdacht hin gegen mein bisher Artefakt- und Enchantment-loses Deck Disenchanteffekte hereinnimmt, was ihm im günstigsten Fall den Arsch rettet, ansonsten aber nur tote Karten beschert. Hier hätte es ein Blood Moon mehr sein dürfen!

Stormbind war natürlich für jegliche Form von Kontrollmatchups gedacht. Insbesondere Dralnu hat erhebliche Probleme mit einem resolveten Stormbind.

Die Crypt wiederum war offensichtlich gegen Dredge gedacht, sowie fokussierte Reanimatordecks, falls ich so etwas begegnen würde. Hier habe ich wohl übertrieben: Mit einer Crypt als Disruption kaufe ich mir vermutlich die nötige Zeit, um den Gegner zu töten, aber mit zweien in der Anfangshand GEBE ich ihm vermutlich überhaupt erst die Zeit, darum herum zu spielen! Hier wäre es klüger gewesen, einen Sideboardplatz anders zu belegen.

Genau dieses Bedürfnis, den Gegner auf jeden Fall unter Druck zu setzen, ist auch der Grund, warum ich keine Krosan Grips oder Leyline of Lifeforce spiele! Proaktive Karrten, die den Gegner völlig lahm legen, wie Blood Moon oder gegen Dredge Tormod's Crypt sind ein paar Slots in einem aggressiven Deck wert. Reaktive Karten sind es nicht! Selbst wenn mein Gegner für mich höchst unangenehme Karten wie Worship oder Circle of Protecion: Red zockt, will ich nicht in die Situation geraten, die ich beim Blood Moon umgekehrt bereits beschrieben habe. Wichtiger ist es, konstant Druck aufzubauen, und die Finger zu kreuzen, dass das Deck des Gegners ihm nicht rechtzeitig die richtigen Antworten gibt.

So viel also zur Deckwahl in einem unbekannten Metagame: Möglichst geradlinige Aggression, die dem GEGNER die Frage stellt, ob er MEIN Deck in den Griff bekommt - und nicht umgkehrt!

Dann brauchte ich nur noch viel Glück, und wie dieses Glück dann auch tatsächlich eintrat, erfahrt Ihr im folgenden Kurzturnierbericht:

In der ersten Runde bekam ich mit Martin Wiemak, der sein erstes Turnier spielte und einen Sealed-ähnlichen rot-schwarzen Kartenhaufen mit Trespassers il-Vec und Assassinate spielte, den erhofften Aufbaugegner. In einem freundschaftlichen dritten Spiel musste ich auf vier Karten mulliganen und gewann trotzdem mühelos. 1:0

Die zweite Runde bescherte mit Stefan Tünnler einen Zoogoyf. Hier zeigte mein Deck alle seine Stärken: Zunächst einmal gewann ich den Würfelwurf und produzierte Kird Ape und Scab-Clan Mauler. Seinen Kavu Predator ließ ich trotz Grove of the Burnwillows auf seiner Seite erst einmal leben, da ich als Burn nur einen Char auf der Hand hatte und lieber zunächst mehr Kreaturen ausspielen wollte. Dummerweise wuchs sein Predator daraufhin mit Hilfe eines Griffin Guide auf 5/5, aber das war mir letztlich auch egal, so lange ich mehr Kreaturen nachspielte, als er totblocken konnte! Stefan starb mit einem fliegenden, trampelnden 8/8-Blocker im Spiel.

Im zweiten Spiel war es für mich Zeit, zum Frisör zu gehen. Zunächst einmal bewies ich meine völlige Unkenntnis seiner Deckliste und sideboardete weder Blood Moon noch Rumbling Slum herein. Folgerichtig wurde ich in kürzester Zeit von zwei Calciderms verprügelt. Peinlicherweise blockte ich einen davon mit meinem Sulfur Elemental und wartete darauf, dass er starb... Naja, er hatte Vanishing 4, und irgendwie hatte ich ihn deswegen als 4/4er abgespeichert! Wie kann so etwas einem Oldtimer wie mir passieren, der früher Hunderte Spiele mit und gegen Blastoderm gezockt hat? Fehlende Spielpraxis macht's möglich!

Im dritten Spiel sideboardete ich dann korrekt meine eigenen 5/5 und den "I Win"-Moon herein. Einen 'Derm bekam er noch auf den Tisch, dann schien der Mond, und nur noch ich spielte Kreaturen aus. Der 'Derm wartete drei Runden lang vergebens darauf, blocken zu dürfen, und dann war die Sache gelaufen.

Glücklich ein schwieriges Matchuo gewonnen! Zoo ist natürlich weniger konstant als Gruul, besonders mit Griffin Guides und eingebauten Minikombos, aber wenn ich keinen Blood Moon lege, sehe ich mich da schon prinzipiell im Nachteil. 2:0

Dritte Runde: Johannes Loechert mit Dragonstorm. Ein hundsmiserables Matchup, das war selbst mir bekannt. Es sollte ein Kampf Not gegen Elend werden! Im ersten Spiel lege ich ein paar Kreaturen und haue ihn eine Weile. Er sucht nach einem Dragonstorm und findet offensichtlich keinen. Ich ziehe ca. 6 Länder in Folge und schaffe es einfach nicht, ihn zu töten. Als er bereits in Burn Range ist (nur dass ich keinen einzigen Burn gezogen habe), knallt er mit Lotus Bloom und Seething Song einen Bogardan Hellkite auf den Tisch und dezimiert meine Armee um die Häfte. Ich ziehe aber mit Hilfe von Call of the Herd gerade genügend Kreaturen nach, dass ein Paar Llanowar Elves die letzten Punkte Schaden durchbringen.

Im zweiten Spiel macht er ohne Lotus Bloom in der vierten Runde Kombo. So ist das halt manchmal.

Im dritten Spiel starte ich mit Llanowar Elf, gefolgt von Burning-Tree Shaman. Mein Deck hat mich übrigens wirklich den ganzen Tag über verwöhnt: Ich hatte eigentlich immer den erste Runde Affen am Start und häufig sogar den Luxus, mich dagegen zu entscheiden und statdessen die Manabeschleunigung zu legen! Er schickt den Elfen mit Repeal wieder auf die Hand, aber das bereut er schnell, als der Shaman in den nächsten beiden Runden zwei Moldervine Cloaks überstreift. Sein in Notwehr geflashter Bogardean Hellkite kann nicht mehr tun, als mit diesem Monster abzutauschen. Trotzdem ertrinke ich wieder einmal in Ländern und kann keinen Druck nachlegen. Als ich endlich wieder Kreaturen draußen habe, kommt sein zweiter Lotus Bloom ins Spiel, und er tappt mir im Upkeep mit Gigadrowse alle meine Länder. Dann greife ich an und bringe ihn um.

...was? Ach so ja - er hat es schlicht verzockt! Ein Mana mehr, und er hätte einen weiteren Hellkite spielen können, der vermutlich das Spiel gekippt hätte. Mehr Glück als Verstand, Andi. Okay, ich habe zwar insgesamt zienlich untermittelprächtig gezogen, aber wenn er kaum besser zieht und mir dann den Sieg schenkt, worüber soll ich mich beklagen? 3:0

Vierte Runde: Mein Glück geht in die Mittagspause. Mein Gegner heißt Martin Bisterfeld. Er sagt, er sei schon für die DM qualifiziert (oder holt sich gerade die letzten nötigen Punkte), und bietet mir einen Draw an. Da ich aber unterdessen gerade an eine realistische Chance auf meine Qualifikation zu glauben beginne, tue ich das einzige rechnerisch richtige und lehne ab. Allerdings wusste ich da auch nicht, dass er GWU-Blink spielt... Naja, ich nehme zwei Mal Mulligan auf 5 und bleibe dann immer noch auf Ein-Land-Händen sitzen. Er pflanzt beide Male zweite und dritte Runde eine Wall of Roots und zieht mit Harmonize so viele Karten, dass er sie abwerfen muss. Dann fängt er im ersten Spiel an, Hierarchen zu blinken und legt im zweiten Spiel Faith's Fetters auf meine Slums und eine Spectral Force dazu. Das gefühlte Ergebnis war ungefähr Null zu Zehn., aber glücklicherweise stehe ich danach trotzdem nur 3:1

Nach diesem Horrormatchup erwartet mich in Runde fünf Philipp Krüger mit Dralnu (ohne Dralnu). Das war schon eher ein Matchup nach meinem Geschmack! Im Gegensatz zu gewissen kopftuchtragenden Spielern weiß ich nämlich ganz genau, wie man mit Aggro Kontrolle schlägt, auch ohne zehn Karten zu sideboarden, auf denen "Wer Inseln spielt, verliert" steht, und ich sehe mich mit meiner geradlinigen Gruul-Version hier klar im Vorteil. Trotzdem verliere ich das Erste, als er jederzeit die passende Antwort zur Hand hat. An einer Stelle tappt er sich auf 6 Leben aus, als ich ein Seal of Fire im Spiel habe, drei Karten in der Hand und noch keinen Char gespielt - aber ich hatte nur Länder. Das ging also an ihn. Ich glaube ich habe in diesem Spiel versucht, einen Mauler, der ein Rewind abbekommen hat, wieder auf die Hand zu nehmen, aber ich muss zu meiner Verteidigung sagen, dass Philipp in den Runden zuvor ständig Remand und Repeal gespielt hatte, und ich es einfach gewohnt war, die Karten nur kurz vorzuzeigen, bevor ich sie wieder einsortierte...

Für Spiel zwei und drei kommen dann die Stormbinds herein, aber auch ohne deren Hilfe spiele ich einfach schneller Threats, als er sie beantworten kann, und stampfe ihn ein. 4:1

Runde 6: Arne Reinsdorf mit Blink Riders. Hier holt mich wieder meine mangelnde Spielpraxis ein: Er spielt Doppel Search for Tomorrow und Prismatic Lens, sowie Terramorphic Expanse, und ich habe keine Ahnung, was er eigentlich mit diesem ganzen Mana vorhat! Ich habe mächtig Druck auf dem Tisch und entschließe mich dagegen, eine weitere Kreatur nachzulegen, weil ich mit Wrath of God rechne. Stattdessen kommen Avalanche Riders auf meine eine rote Manaquelle, und als ich die Charren will, Blink, und futsch war meine zweite rote Manaquelle. Eine weitere Kreatur wäre stärker gewesen! Naja, mein Glück war ja wieder anwesend, also zog ich rotes Mana nach, Charre die Riders diesmal endgültig aus dem Weg und überrenne ihm mit meinen Viechern.

Im zweiten Spiel besteht meine großartige Offensive aus einem 1/1 Mauler und einer vierte Runde Solifuge. Hätte Arne früh doppelgrün für sein Mwonvuli Acid-Moss gehabt, hätte ich ohne Rot weiter gespielt und mich nächste Runde einer Spectral Force gegenüber gesehen. Mein Glück hielt aber, und ich schlug ihn tot. Allerdings ist ein fokussiertes Gruul für ihn insgesamt schon ein recht schlechtes Matchup. 5:1

Als es in die siebte Runde ging, war bereits abzusehen, dass ein Sieg hier wohl genügen würde, damit ich mich zu den Deutschen drawen konnte! Zu diesem Zeitpunkt war ich plötzlich fest davon überzeugt, dass ich es schaffen würde. So viel Glück bisher, das musste sich einfach weiter fortsetzen! Zunächst einmal galt es aber Benjamin Stein zu besiegen, der das schwarzrote Trickdeck mit Mogg War Marshal, Nether Traitor und Greater Gargadon mitbrachte - eigentlich ein exzellentes Matchup für mich, denn meine Viecher sind einfach größer, und bis das Gargadon das Spielfeld betritt, sollte es aus Angst vor meinem Burn längst zum Blocker verdammt sein!

Im ersten Spiel nehme ich Mulligan bis hinunter auf 4 Karten. SO gut ist das Matchup dann doch nicht für mich.

Im zweiten Spiel muss ich eine mittelprächtige Anfangshand halten. Mein Affe bekommt einen Rift Bolt, und plötzlich scheint mein ganzes Deck aus Ländern, Llanowar Elves und Scorched Rusalka zu bestehen. Die sind allerdings nicht besonders stark gegen Goblintoken... Wie um mich zu verhöhnen, taucht auch noch die letzte Solifuge, die noch in meinem Hauptdeck verblieben ist, weil ich außer den Slums nichts einsideboarden wollte, auf. In einem äußerst harten Kampf bringe ich ihn nach und nach auf 5 Leben, während seine Nether Traitors das Gleiche mit mir machen. Er spielt viel zu ängstlich, bringt seine beiden Gargadons erst ganz spät ins Spiel, opfert keine Token in Lyzolda, als ich sie umbringe und traut sich nie, mit seinen Token in meine Elfen anzugreifen. In der entscheidenden Runde chumpblocke ich beide Gargadons mit meinen letzten beiden Kreaturen, während seine Goblintoken untätig herumstehen. Dann gebe ich ihm einen Char. Bevor ich enttappen und ihm mit Rift Bolt den Garaus machen kann, Charrt er zum Unentschieden zurück. Ja, das ist schon der zweite Spieler, der einen Sieg gegen mich klar verschenkt hat! Die letzte Solifuge geht jetzt doch gegen ein Moldervine Cloak, das ich gegen schwarz-rot zwar nicht so mag, aber das Insekt mag ich hier noch weniger!

Im dritten Spiel bleibt er auf 2 Sulfurous Springs stehen und legt damit Shadow Guildmages. ich könnte sie entsorgen, bin aber völlig glücklich damit, wenn er mir für ein Mana und zwei Schaden meine Elfen abschießt, während ich ihn mit Affen und Elefanten verprügle.

An das vierte Spiel erinnere ich mich nicht mehr genau, aber es läuft darauf hinaus, dass meine Kreaturen größer sind, seine Nether Traitors nicht blocken können und mein Burn schneller ist als seine Gargadons. 6:1

In der letzten Runde wäre Adrian Rosada mein Genger. Er steht 7:0 und muss deswegen nicht drawen, tut es aber freundlicherweise trotzdem. Ich bin qualifiziert! 6:1:1

Ach ja: Weder Adrian noch ich konnten es zu diesem Zeitpunkt wissen, aber letztlich war dieser Draw mehr in seinem als in meinem Interesse! Wenn wir spielen, und ich gewinne, dann haben wir beide 21 Punkte, und ein Blick auf meine WEIT besseren Tiebreaker verrät mir, dass ich dann das Turnier gewonnen hätte (selbst, wenn man berücksichtigt, dass unsere TBs sich natürlich angleichen, wenn er verliert). Und ja, das machte schon etwas aus, denn als Zweiter erhielt ich 8 Booster, und er als Erster ein komplettes Display Future Sight... Wer hat nur begonnen, diese furchtbaren "One player wins, the rest loses" Preisverteilungen in Deutschland einzuführen? Ich habe als Turnierveranstalter immer darauf geachtet, eine flache Gewinnausschüttung vorzunehmen. Es hat sich natürlich immer noch gelohnt zu gewinnen, aber die nächstplatzierten Spieler mussten sich nicht verarscht vorkommen!

Und wenn ich verloren hätte, nun, dann wäre ich einer von 5 Spielern mit 18 Punkten gewesen, die sich um den 5. Qualifikationsplatz stritten, und mein sowieso schon bester Tiebreaker wäre durch die Niederlage gegen Adrian noch ein bisschen besser geworden. Aber so etwas weiß man halt immer nur hinterher, und man muss sein Glück ja wirklich nicht überstrapazieren, oder?

Jedenfalls gelangte ich auf diese Art an meine ersten Future Sight-Booster. Da sind ja schicke Karten drin! Und diesen Tarmogoyf... den könnte man doch glatt im Gruul spielen, oder?

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