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Limited
Das wahrscheinlich beste 0:3-Deck aller Zeiten
GP Brüssel, Tag 2
von Benedikt Sonnenschein
03.06.2008

Und sogleich kommt es zum namensgebendem Teil meines Berichts, dem ersten Draft. Wenn ihr das nächste Mal Pech habt, dann denkt an meinen Leidensweg und wie gut es euch doch geht.
Draft 1

Ich weiß leider nicht mehr genau, in welchem Draftpod ich war, aber am ziemlich deutschen Tisch saßen mit mir:

Castellano, Marco [ITA]
Saito, Tomoharu [JPN]
Görtzen, Simon [DEU]
Berkemeier, Christian [DEU]
Lutz, Patrick [DEU]
Tajak, Lukas [DEU]
Caillaba, Germain [FRA]


Den Theoretiker Simon kannte ich wohl und Patrick habe ich schon oft gesehen, aber noch gegen keinen von beiden gespielt. Saito, Player of the Year, sollte jeder kennen.

Zu den Picks kann ich nicht mehr so viel sagen. Ich wusste, dass GW und UW sehr stark, aber wahrscheinlich überdraftet sind. Mir persönlich gefiel eigentlich BR sowieso recht gut, auch wenn die Common-Kreaturen nicht so toll sind, aber in dem Deck bin ich dann auch tatsächlich und ungeforcet gelandet.

Mein erster Booster hatte eigentlich nur Kulrath Knight und Shield of the Oversoul. Ich pickte den Knight und bekam danach so viel schwarze und rote Qualität, sodass ich den Farben treu bleiben konnte. Burn Trail, Gloomlance, Flame Javelin, Sickle Ripper waren, glaube ich, die ersten fünf Karten. Der zweite Booster präsentierte mir Ashenmoor Liege, danach gab's eine Midnight Banshee, Ashenmoor Gouger und Sickle Ripper und/oder Scar als ganz späte Picks.

Von beiden Seiten bekam ich Qualität in meinen Farben und alles Gute, was schwarz oder rot war, blieb an mir hängen. Der Firstpick im letzten Booster war ein Mirror Weave, weil es nur Füller in Rot/Schwarz gab und ich voraussichtlich keine Füller spielen musste. Es gab aber noch ein Burn Trail für mich und mehr schwarze und rote Kreaturen. Leider bekam ich kaum 2- und 3-Drops für meine Kurve. Nach dem Draften war ich trotzdem sehr zufrieden und ging gut gelaunt dem Deckbau entgegen:


Benedikt Sonnenschein – Grand Prix Brüssel 2008 – Draft 1 BR


9 Swamp
8 Mountain

1 Tattermunge Maniac
3 Sickle Ripper
1 Ashenmoor Gouger
2 Sootwalkers
1 Ashenmoor Liege
1 Scuzzback Marauders
1 Gravelgill Axeshark
1 Kulrath Knight
2 Rattleblaze Scarecrow
1 Midnight Banshee

2 Scar
1 Flame Javelin
1 Ember Gale
2 Burn Trail
2 Traitor's Roar
1 Gloomlance

Weitere spielbare Karten:

1 Cinderbones
1 Emberstrike Duo
1 Fists of the Demigod
1 Hollowborn Barghest
1 Illuminated Folio
1 Manaforge Cinder
1 Scuzzback Scrapper
2 Smolder Initiate
1 Torture

Da die Kurve relativ hoch ist, spiele ich 17 Länder. Das Torture ist als Letztes für eine weiteren Rattleblaze Scarecrow oder Traitor's Roar rausgeflogen. Es kostet zwar nur ein Mana, aber man muss schon mindestens reinbezahlen, damit man einen Effekt hat, daher ist es nicht wirklich das Removal zum Auffüllen der Kurve. Im Draft finde ich es vergleichsweise schwach.

Vielleicht hätte ich Emberstrike Duo spielen sollen, um mehr fürs Earlygame und zum frühen Conspiren zu haben. Ich habe lange überlegt, ob Ember Gale gut genug ist, obwohl es so situational ist. Es kann unerwartet, wie ein Glarewielder, finishen, aber auch auf der Hand gammeln, wenn man eine Kreatur haben will. Besonders schön ist Doppel-Burn Trail, der Liege, der fast alles pumpt und die Synergie zwischen Scar und der Banshee mit Kulrath Knight. Ich war recht zuversichtlich, zumindest ein 2-1 rauszuholen. Aber es sollte nicht sein und am Ende kommt alles anders, als man denkt…


Round 10 gegen Marco Castellano

Der Italiener machte einen netten und professionellen Eindruck. Er hatte ein ziemlich starkes UB-Deck gedraftet und war zuversichtlich. Er erzählte mir, dass er knapp unter 2000 in Limited hatte und dadurch nur mit zwei Byes ins Turnier gestartet war.

Ich habe eine starke Hand mit drei Ländern, Sickle Ripper, Ashenmoor Gouger, Ashenmoor Liege und Rattleblaze Scarecrow, darf aber nicht anfangen. Mein Sickle Ripper wird von seinem reingeflashten Prismwake Merrow geblockt. Dann legt er nichts und in meinem Zug kommt der Gouger, den er mit River's Grasp beantworten kann und mir dann noch ein Burn Trail discardet. Für vier Mana kommt anschließend mein Liege und auf seiner Seite die Bombe Ghastlord of Fugue.

Den Angriff blockt er nicht und ich lege den gebounceten Gouger und einen weiteren Sickle Ripper nach. Seinem Lord muss ich eine Rattleblaze Scarecrow discarden und er legt Gravelgill Axeshark. In meinem Angriff greifen Sickle Ripper und Ashenmoor Gouger an und er blockt den 3/2-Ripper. Durch Wither gibt es kein Persist. Ich lege noch einen Kulrath Knight nach und gebe ab.

Er haut mich zwar noch auf acht und discardet mir meine letzte Karte, Scuzzback Marauders, aber er kann dem Druck nicht standhalten, vor allem, weil sein Blocker noch ein Traitor's Roar abbekommt und er, zusammen mit dem Angriff, 17 Schaden kassiert. Er war ganz schön erstaunt und meinte, dass er sein Deck schon als stark einstufe, aber meins mindestens ebenbürtig sei.

Das zweite Spiel gewinnt er dann mit einem sehr aggressiven Start. Briarberry Cohort, Leech Bonder, Somnomancer und Thistledown Liege war nicht nur extrem kurvig, sondern auch verdammt schnell und meine Sootwalkers werden noch gebouncet. Jetzt darf ich anfangen und ab jetzt spielt mein Deck nicht mehr mit.

Ich habe zwar eine recht gute Starthand und in Turn 2 gibt's auch einen Sickle Ripper, aber danach kommt nur noch das Allerletzte. Viele Länder, Traitor's Roar, doppelt Scar und Burn Trail, keine einzige Kreatur. Von der Starthand habe ich zwar noch Sootwalkers, aber er legt Kreaturen nach und bei mir kommen keine mehr. Dass ich gegen Marco verloren habe, ist ärgerlich, aber sein Deck ist wirklich sehr stark. Er hat danach noch u..a. gegen Saito gewonnen und ist als Sieger aus unserem Draftpod gegangen.

7-3-0


Round 11 gegen Germain Caillaba

Gegen den Franzosen habe ich mein albernstes Match, das ich je gespielt habe und wahrscheinlich spielen werde. Es klingt so unglaublich, dass ich selbst nach dem Spiel neben der Wut ein wenig Schmunzeln musste. Meine erste Hand sind sechs Länder und Scar, ein klarer Mulligan, danach Mountain, immerhin Scar aber sonst nur teure Spells, okay, Sch***.

Nächste Hand: Kein Land – okay, dann wieder Mulligan. Jetzt schon auf vier.

Diese Hand wird gekeept: Swamp, Sickle Ripper, Sootwalkers, Ashenmoor Liege.



Germain spielt ein GW-Deck, das kaum Druck aufbauen kann und mich erst im sechsten Zug umhaut, nachdem ich kein Land mehr gesehen habe. Boah! Der Franzose ist sehr still, aber es tut ihm sichtlich leid.

Zweites Spiel, erste Hand: Ein Land, aber mit sehr guten Karten; ist mir natürlich trotzdem zu riskant, da ich anfange. Zweite Hand: Fünf Länder und Traitor's Roar.

Jetzt war ich lange am rumbrainen, ob ich die Hand halten soll, aber im Endeffekt ist es ein klarer Mulligan, mit dieser Hand kann ich keinen Druck aufbauen und muss von oben schon meine Kreaturen topdecken. Dritte Hand: Swamp, Scar, Sickle Ripper, Gloomlance und Ashenmoor Gouger, grenzwertig, aber gehalten.

Das Einzige, das ich mir angucken darf, ist, wie er seine Kreaturen zum Angreifen tappt. Einen Medicine Runner kann ich noch scaren und als er mich totgehauen hat, kennt er zwei Karten aus meinem Deck: Scar und Swamp plus die Karten, die ich abwerfen musste. Wie unglaublich bitter! Du spielst dich einen Tag zuvor in den zweiten Tag, um so krass zu merken, dass Magic zu einem großen Teil einfach ein Glücksspiel [oder Pechspiel, S.A.] ist und dich dermaßen verarschen kann. Das hat mich echt umgehauen.

7-4-0


Ich habe nicht gedroppt, war aber kurz davor. Wenn ich jetzt nur noch gewinne, dann kriege ich immerhin noch 200 Dollar und einen Pro-Punkt, aber gerechnet habe ich damit nicht mehr. Jetzt spiele ich mit meinem guten Deck gegen das andere 0-2-Deck und gehe immerhin 1-2, habe ich mir gedacht. Außerdem wollte ich gern mein Limited-Rating über 1870 halten, um sicher bei der Deutschen Meisterschaft dabei zu sein, falls ich keine Zeit für die NQs habe.


Round 12 gegen Lukas Tajak

Bei vier anderen Deutschen in unserem Pod musste ich ja früher oder später mal gegen einen Landsmann ran. Den Lukas kannte ich vorher nicht, vielleicht hatte ich den Namen schon einmal irgendwo aufgegriffen, ich weiß es nicht mehr. Zumindest war er nett und nach einem kurzen Gespräch ging es schon los. Nachdem ich zuvor den wohl schlechtesten Draw hatte, hoffte ich auf Besserung.

Meine Erste Hand bestand immerhin aus sieben Ländern und wurde nach erneutem Unverständnis gepflegt gemulligant. Was ist da bitte los? Beim Poker würde man nach solchen Bad-Beats wohl zum Tilten neigen und vielleicht hätte ich tatsächlich nicht die Hand mit Swamp, Scar, zwei Sickle Ripper, Burn Trail und einer anderen Karte halten sollen.

Aber bei zweimal 50% Wahrscheinlichkeit, ein Land nachzuziehen, geht das subjektiv, on the Draw, schon in Ordnung. Immerhin zog ich meine Spoiler nach und legte die Spells auf den Tisch… bzw. in den Friedhof, in meinem Cleanup-Step.

Schon wieder hatte ich kein Land gesehen, bis er mich mit seinem, UW-Haufen umhaute. Sein Deck sah nicht so stark aus, sollte es eigentlich auch nicht bei 0-2 und ich dachte mir, dass die Chancen noch gut liegen, das Match zu gewinnen. Ich halte im zweiten Spiel eine Hand mit drei Spells und vier Ländern, eine Hand, die auf jeden Fall okay war.

Bis zu meinem Tod hatte ich auch einen vierten Spell nachgezogen und zehn Länder zur Verfügung. So schlecht performte sein Deck aber in diesem Spiel nicht, ich machte zwar kaum Gegenwehr, aber er war relativ aggressiv. Ich hätte echt gerne einfach ein vernünftiges Match mit meinem Deck gespielt, aber es sollte heute nicht sein.

7-5-0


Ich ging erst mal raus an die frische Luft, die anderen Oldenburger waren auch fassungslos, das war wirklich ganz schön ärgerlich. Ein Spiel hat mein Deck gewonnen und das gegen einen guten Draw des Ersten aus unserem Pod on the Draw. Bitter, bitter. Magic kann so eine Schlampe sein und doch bleibt man ihr immer treu. Den zweiten Draft wollte ich trotzdem spielen. Ich denke, dass ich ein recht guter Drafter bin und vielleicht kann ich noch ein paar verlorene Ratingpunkte gutmachen, soweit der Gedanke...
Draft 2

Ich glaube ich war beim zweiten Draft im letzten oder zweitletzten Pod. Für die meisten ging es wohl nicht mehr um die Top 64. Mit mir saßen am Tisch:

Van Der Vaart, Henk [NLD]
Ruel, Olivier [FRA]
Aubert, Alban [FRA]
Dubuisson, Aurelien [BEL]
Perman, Eugen [DEU]
Willems, Sjoerd [NLD]
Van Leeuwen, Arjan [NLD]


Eugen Perman hatte ich schon mal irgendwo gehört oder gelesen, aber hätte ich keinem Gesicht zuordnen können, aber Olivier war schon krass, der gehört wohl zu den besten fünf Magic-Spielern aller Zeiten und ist das Gesicht des modernen Pro-Players, was macht der in unserem Pod?

Ich bin ein wenig demotiviert in den zweiten Draft gegangen, da ich noch immer ein wenig angeschlagen war von der 0-3-Pleite. Bisher hatte ich einmal ein gutes GW-Deck und das vorherige, auch gute RB-Deck gedraftet. Normalerweise drafte ich gerne mit dem Flow. Nicht so farbtiefe Karten firstpicken, es sei denn, sie sind wirklich gut, sondern mehrere Möglichkeiten offen halten, um lesen zu können, ob eventuell eine Farbkombination frei ist. Das klappt allerdings nicht so gut, wenn einem die Edition recht unbekannt ist, da ich Signale unter Umständen nicht richtig deuten kann. Wäre ein vierter Pick Safehold Elite ein Signal auf GW? Ich hätte es nicht einschätzen können.

Mein erster Booster war ziemlich schwach, ich glaube, ich überlegte zwischen Æthertow, Glamer Spinners und der Rare Demigod of Revenge. Zumindest war der Halbgott mein Firstpick – wenn ich nachher tatsächlich in BR lande, ist er super, aber eigentlich sollte ich flexibel bleiben. Eine so farbtiefe Karte ist dementsprechend natürlich kein optimaler Firstpick, aber ich schätzte sein Powerlevel deutlich höher ein als das aller anderen Karten im Booster.

Angenehm war allerdings, dass ich nichts Gutes in Schwarz und Rot weitergab. Leider kann ich mich sehr schlecht an den Draft erinnern, aber es lief nicht sonderlich gut. Ich sah einige schwarze Karten, wie Gloomlance, Faerie Macabre und Sickle Ripper, aber Rot schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein, besonders merkwürdig, da ich auch einige gute grüne Karten pickte, weil Schwarz oder Rot nichts hergab und ich in den anderen Farben kein Signal erkennen konnte. Ich hatte zwar Rustrazor Butcher und Scuzzback Marauders mitgenommen, aber meine roten Karten waren sehr unterdurchschnittlich.

An den Firstpick im zweiten Booster erinnere ich mich, da ich eine sehr schwarze Karte pickte und überlegte, wie gut oder schlecht Corrupt in einem dreifarbigen Build zu vereinbaren ist. Dabei dachte ich wohl an Elsewhere Flask und pickte sie. Von der anderen Seite kam genau so wenig in Rot und ich pickte viel grünes oder grün-rotes Material wie Tattermunge Duo, Crabapple Cohort, weitere Scuzzback Marauders und einen sehr späten Devoted Druid, der deutlich machte, dass Grün unterdraftet war.

Ich konnte mir nicht vorstellen, wie dieser schwarz-grüne Haufen ein Deck werden soll. Der letzte, traurige Firstpick war Farhaven Elf, der mein Farbproblem immerhin verbessert. Dazu gab es Cultbrand Cinder und grünes Material wie Wildslayer Elves und mehr Crabapple Cohort und mehr Tattermunge Duo. Leider bekam ich keine Elsewhere Flask, aber irgendwann ein sehr spätes Prismatic Omen als Ersatz. Es macht zwar Kartennachteil, aber es fixt dauerhaft und synergiert mit Corrupt.


Benedikt Sonnenschein – Grand Prix Brüssel 2008 – Draft 2 GBr


6 Swamp
1 Leechridden Swamp
2 Mountain
7 Forest
1 Sapseep Forest

1 Sickle Ripper
1 Devoted Druid
2 Faerie Macabre
1 Farhaven Elf
2 Tattermunge Duo
1 Wildslayer Elves
1 Mudbrawler Raiders
3 Scuzzback Marauders
1 Cultbrand Cinder
2 Crabapple Cohort
1 Demigod of Revenge
1 Morselhoarder
1 Rattleblaze Scarecrow

1 Manamorphose
1 Prismatic Omen
1 Gloomlance
1 Traitor's Roar
1 Corrupt

Weitere spielbare Karten:

2 Cinderbones
1 Illuminated Folio
1 Manaforge Cinder
1 Morselhoarder
1 Nurturer Initiate
2 Rustrazor Butcher
1 Scarscale Ritual
1 Splitting Headache
1 Torpor Dust
1 Torture
2 Viridescent Wisps

Ich hatte das Deck erst ohne Schwarz gebaut, dann aber gemerkt, dass ich zu viele Füller spielen müsste und mich dann – trotz eventueller Manaprobleme – dagegen entschieden. Es ist eigentlich ein GB-Deck, alle roten Karten können entweder mit schwarzem oder mit grünem Mana bezahlt werden. Das Fehlen von Rot am Tisch macht dieses Deck wohl zu einer merkwürdigen Konstruktion. Schon wieder haben wir eine hohe Kurve, aber immerhin zwei Manabeschleuniger.

Die Faerie Macabre sind aufgrund ihrer Manakosten hart am Limit. Die Rustrazor Butcher sind spät rausgeflogen. Das Hauptproblem ist, dass sie monorot sind und ich nur wenig rotes Mana zur Verfügung habe. Torture ist keine so schlechte Karte, aber das Deck spielt nicht genug Schwarz, so dass wahrscheinlich eine aktive Torture, mir mein schwarzes Mana wegnimmt. Ein Moarselhoarder war im Sideboard, weil die Kurve im 5-6-Slot überfüllt ist. Ob sich der Leechridden Swamp lohnt, müsste man ausgiebiger als in drei Runden testen. Gestört hat er nicht, aktiviert wurde er in einem Spiel.

Das Deck ist eher mittelmäßig und ich hoffte auf ein 2-1. Im Lategame hat das Deck viele Fatties und ist dementsprechend sehr anfällig gegen Consign to Dream.


Round 13 gegen Olivier Ruel

Krass! Ich musste schon gut schlucken, als ich sah, dass ausgerechnet Olivier Ruel mein Gegner ist. Ehrlich gesagt, rechnete ich schon mit einem weiteren Loss, weil ich nicht sonderlich hinter meinem Deck stand. Trotzdem freute ich mich sehr, gegen Olivier spielen zu dürfen. Ich saß schon am Tisch, als Olivier kam, und begrüßte ihn mit meinem Namen. Er sagte freundlich „Olivier“ und ich überlegte, ob ich scherzhafterweise noch mal nachfrage, wie er heiße, als ob ich es nicht verstanden hätte.

Tat ich aber dann nicht und es ging einfach los. Olivier spielte ein kurviges monorotes Aggro-Deck. Jetzt wusste ich immerhin, warum an unserem Tisch die roten Karten fehlten. Er gewann den Würfelwurf und fing furios mit Turn-1-Scuzzback Scrapper und Turn-2-Mudbrawler Cohort an. Ich legte einen Sickle Ripper, der allerdings nächste Runde von seinem gepimpten Scuzzback Scrapper per Power of Fire abgeschossen wurde. -1/-1-Marken zu verschießen ist total unfair. Das gleiche Schicksal erwartete den Farhaven Elf. Mein Crabapple Cohort wurde gepingt und geburntrailt. Auf seine Seite gesellten sich noch Spiteflame Witch und Bloodmark Mentor, der das Blocken noch schwerer machte. Das erste Spiel war ein Massaker.

Verzweifelt suchte ich nach Antworten im Sideboard und entschied mich dann für Torture und Torpor Dust und gegen eine Faerie Macabre und Traitor's Roar. Die Faerie Macabre ist eine offensive Karte und aufgrund des doppelt schwarzen Manas sowieso selten in Turn 3 einsatzbereit. Traitor's Roar ist gegen die kleinen und vielen Kreaturen sehr schlecht, vor allem, wenn man verzweifelt versucht, dem Ansturm Herr zu werden. Torture wäre im ersten Spiel gut gegen die kleinen Würste gewesen und hätte vielleicht 1:2 tauschen können. Torpor Dust kann ein wenig den Druck nehmen und Olivier etwas verlangsamen.

Ich durfte das zweite Spiel eröffnen, aber es war Olvier, der den 1-Drop hatte. Schon wieder war es ein Scuzzback Scrapper, der mich für eins haute und im nächsten Zug Power of Fire abbekam. Die Kombination aus Power of Fire und Wither ist verdammt stark, trotzdem freute ich mich, denn das Torture auf meiner Hand grinste mich förmlich an. Relativ emotionslos schoss Oliver in Response noch einmal auf mich und legte dann seine zwei Karten in den Friedhof.

Ab jetzt konnte Olivier keinen wirklichen Druck mehr aufbauen. Seine Tattermunge Witch schaute meine Wildslayer Elves an und sein Boartusk Liege wurde mit Crabapple Cohort beantwortet. Die 5/5-Mudbrawler Raiders waren da schon besser, aber mein Gloomlance auf seinen Liege zerstörte seine komplette Offensive. Ich legte so viele Fatties nach, dass ich nicht mal die Gelegenheit hatte, mein Sapseep Forest zu aktivieren. Nach einigen Chumpblocks schob der jüngere Bruder von Antoine Ruel zusammen.

Zum Glück hatte ich Torture gesideboardet, mit einer Faerie Macabre wäre das Spiel wohl verloren gewesen. Es war ein gutes Gefühl, gegen einen recht guten Draw zu gewinnen, sodass ich sogar recht optimistisch ins dritte Spiel ging. Olivier fing an und keiner besuchte Paris. Diesmal wurde es besonders aggressiv durch Tattermunge Maniac im ersten und Spiteflame Witch im zweiten Zug.

Ich ging nach meinem Devoted Druid schon auf 14 Lebenspunkte und Bloodmark Mentor auf seiner Seite verhieß nichts Gutes. Ein Lichtblick war jedoch, dass Olivier keinen dritten Mountain zu seinen Ländern legte. Die Mudbrawler Raiders sprangen für mich in die Defensive und blockten seinen frisch ausgespielten Mudbrawler Cohort. Ich ging zwar auf neun Leben runter, aber Olivier ließ fairerweise schon wieder seinen Landdrop aus.

Meine Druidin half mir wieder beim Beschwören und Crabapple Cohort war die nächste Mauer. Das Board drehte sich zu meinen Gunsten und ich machte mehr Kartenvorteil, nachdem sein Tattermunge Maniac todesmutig in die rote Zone glitt. Er spielte immerhin eine Kreatur aus, ich glaube, dass es eine Tattermunge Witch war, und gab ab. In meinem Zug kam dann noch Morselhoarder und Farhaven Elf, den ich durch das Enttappen meiner Druiden und das -1/-1 des Morselhoarders bezahlte.

Er klopfte auf seine Library und fand dann auch eine dritte Manaquelle, die es ihm ermöglichte Boggart Ram-Gang zu beschwören. Eine 3/3-Kreatur mit Haste, Wither und First Strike (durch Bloodmark Mentor) ist schon nicht schlecht, aber Olivier griff im Angesicht meines Morselhoarders, der auch Wither wegsteckt, nicht an.

Cultbrand Cinder machte kurzen Prozess mit Tattermunge Witch und dann griff ich mit Morselhoarder und dem Crabapple Cohort an. Er blockte mit dem frischen Boggart Gangbang und seinem Bloodmark Mentor Morselhoarder. Der bevorstehende 1:0-Tausch wurde mit meiner letzten Handkarte, dem geboardetem Torpor Dust zu einem 1:2-Tausch, woraufhin Olivier den Restult-Zettel in die Hand nahm und 2-1 für mich, sowie ein Kreuz für Drop eintrug... Yeah!

Ich fragte ihn noch, ob er sein Deck stark findet, woraufhin er mir noch einen Demigod of Revenge zeigte und die Frage bejahte. Wäre Olivier nicht screwed gewesen, dann hätte ich das Spiel vielleicht nicht gewonnen. Die Pechsträhne schien vorüber zu sein und auch wenn es zu spät war, der Sieg gegen Olivier konnte mich ein wenig aufmuntern.

8-5-0


Scheinbar hatte Olivier seinen Drop irgendwie wieder rückgängig machen können, denn er spielte auch noch die letzten beiden Runden. 0-1 war ihm für das Deck wohl zu schlecht oder er hatte keine Lust zu warten bzw. Sideevents zu spielen. Am Ende stand er 2-1 mit seinem monoroten Deck.


Round 14 gegen Eugen Perman

In der vierzehnten Runde wurde ich dann runtergepaart, weil offenbar ein Spieler an unserem Tisch droppte. Gegen ein 0-1-Deck sollte ich doch gewinnen können. Mein Gegner war ein weiterer deutscher Amateur und er spielte mit einem UW-Aggro-Deck. Das erste Spiel sah sehr gut für mich aus, er hatte nur zwei frühe Drops und meine Kreaturen nagten bereits ordentlich an seinen Leben. Irgendwann kam dann im End of Turn unspektakulär ein Zealous Guardian, der das Spiel aber noch zu seinen Gunsten drehte. Wie kann eine 1/1-Vanillakreatur ein verlorenes Spiel noch gewinnen, mag man sich fragen?

In Wirklichkeit gewann, wie so oft in Shadowmoor, die passende Aura. Ich hätte zwar noch genug Schaden pro Runde machen können, aber er spielte dazu noch zwei Consign to Dream, die mich total ausbremsten. Sofern ich mich korrekt erinnere, hatte er sogar gesagt, dass er drei Consign to Dream im Deck hat, als ich kopfschüttelnd von der Karte geplagt wurde. Im Endeffekt gewann aber das Steel of the Godhead.

Ich boardete wieder das Torpor Dust, diesmal als Antwort auf seine Aura. Besonders gut schätzte ich das Matchup allerdings nicht ein, er spielte ein schnelles Deck und hatte vor allem die nötigen Consign to Dream, um mich noch langsamer zu machen.

Das zweite Spiel war sehr ausgeglichen und eigentlich nur ein Race. Ich haute ihn mit dicken Kreaturen und er mich mit vielen kleinen Viechern wie Thistledown Duo und, sofern ich mich korrekt erinnere, Briarberry Cohort und Parapet Watchers. Es sah besser für mich aus, aber mindestens ein Consign to Dream verbesserte die Position für ihn und konnte den Weg für seine Angreifer freimachen. Irgendwann ergab sich die Situation, in der er nur noch einen Angriff hatte, weil er in der nächsten Runde auf jeden Fall durch tödlichen Schaden meiner Kreaturen sterben würde. (Ich hatte diverse Fatties, u..a. mindestens zwei Scuzzback Marauders.)

Genau das wollte er dann in die Tat umsetzen: Einer meiner Blocker bekam entweder Consign to Dream oder Turn to Mist ab und der andere wurde durch Somnomancer getappt. Wenn du nichts hast, bist du tot, sagte er zu mir, um den offensichtlichen Ernst der Lage noch mal zu verdeutlichen – und ging all in. Seine Kreaturen hätten mich genau auf null gebracht, aber meine letzte Handkarte war einfach mal das Torpor Dust und das hielt mich am Leben.

Es ging also ins dritte Spiel, welches ich mit einer Mulliganhand bestreiten musste. Eugen hatte sehr lange praktisch nichts gelegt, weil er offensichtlich nur 5-Drops auf seiner Hand hatte, aber nur vier Länder im Spiel. Ich schlug ihn derweil mit einer Crabapple Cohort und einem 4/1-Scuzzback Marauders auf einen bedrohlichen Lebensstand. Er hatte schon seine kompletten Kreaturen zum Chumpblocken benutzen müssen, um zu überleben.

Zusätzlich hatte er noch zwei Consign to Dream, die ihm Zeit kauften. Mein Draw war fürchterlich, ich hatte eine Vier-Land-Hand gehalten und nur einen Spell, (zwei Spells durch Consign to Dream wieder nachgezogen) aber sechs Länder nachgezogen. Irgendeine Kreatur hätte mir das Spiel schon eher gewonnen, aber es kamen nur Länder. Trotzdem sah es gut aus, Eugen hatte nichts draußen, nur noch zwei Leben und auch nur noch einen Zug, um etwas gegen meine Offensive zu machen. Der entscheidende Zug und… Eugen zieht das Land und hat dazu wohl den einzigen Spell aus seinem Deck, der diese Situation noch retten kann.

Biting Tether klaut mir meine Cohort und hindert mich, im nächsten Zug, anzugreifen. Fünf Outs, die das Spiel sofort gewinnen, Demigod of Revenge, Gloomlance, Traitor's Roar, Rattleblaze Scarecrow und Corrupt habe ich im Deck, ziehe aber ein weiteres Land. Mein Gegner kann sich weiter stabilisieren und der extreme Kartennachteil an Spells, der durch den Flood verursacht wurde, kommt nach und nach durch, vor allem weil ich zusätzlich nur Manamorphose, immerhin Gloomlance und mehr Länder nachziehe.

Demigod, Traitor's Roar und Corrupt zeigen sich nicht und Eugen kann mich irgendwann einfach totschlagen. Stark gegen die Wahrscheinlichkeit gezogen, aber ich hatte heute ja auch schon genug Glück... Hust!

8-6-0


Bei einem Sieg gegen Eugen hätte ich gedroppt. Mein Draftdeck ist keinesfalls ein 3-0-Deck und ich spare mir so höchstwahrscheinlich 20 bis 30 Ratingpunkte. Außerdem hatte ich einfach nicht das Gefühl, dass ich an dem Tage das Quäntchen Glück hatte, das man in Magic und verstärkt im Limited braucht. Knapp entschied ich mich dann doch noch dazu, die letzte Runde zu spielen, nachdem der Judge schon ungeduldig auf den Ergebniszettel wartete und Eugen sein Kreuz für Drop bereits machte. Auf geht's in die letzte Runde des Grand Prix Brüssel.


Round 15 gegen Henk Van Der Vaart

Mein letzter Gegner war nicht unbedingt ein Endgegner, aber ein bulliger Holländer. Ich fand ihn recht sympathisch und ich glaube, dass ich mit keinem anderen Spieler mehr geredet habe, als mit ihm. Er erzählte mir, dass er noch ein Amateur sei, aber recht viele Turniere, wie PTQs, spielt. Durch einen gewonnen GPT in Utrecht fing er das Turnier mit drei Byes an. Sein erstes Draftdeck soll zudem grauenhaft schlecht gewesen sein, weil er in den falschen Farben lag. Zumindest war er mit seinem jetzigen zufrieden, ein GW-Midrange-Aggro-Deck.

An das erste Spiel erinnere ich mich nur noch bedingt. Ich gewann, in dem ich ihn mit meinen dicken Kreaturen schlug, seinen grünen Fatty gloomlancte und den nächsten mit Traitor's Roar bearbeitete. Einzelheiten sind mir entfallen. Das zweite Spiel lief eigentlich sehr gut, da ein Tattermunge Duo ihn ordentlich und unblockbar beharkte und das Spiel an sich aber durch dicke Kreaturen auf beiden Seiten gestallt war. Irgendwann kamen dann hintereinander zwei sehr gute Karten bei ihm. Prison Term schaltete mein Duo ab und der Spoiler Oversoul of Dusk verhieß nichts Gutes.

Als er dann auch noch Shield of the Oversoul auf seine Wilt-Leaf Cavaliers spielte, war ein rascher Tod abzusehen. Ich hatte den möglichen Finisher auf der Hand, aber mit Corrupt hätte ich ihn nur auf einen Lebenspunkt bringen können. In zwei Drawsteps wurde kein Swamp, Farhaven Elf oder das Prismatic Omen gezogen. So präsentierte ich ihm nicht mein Corrupt, stattdessen ging es ins dritte Spiel.

Eigentlich glich unser Match einem Core-Set-Spiel, wir spielten unsere Spells in Form von Kreaturen in der Hauptphase und griffen an oder nicht, je nachdem, ob man die dickere Kreatur am Start hatte. Im dritten Spiel hatte ich wieder ein Tattermunge Duo, das sehr erfolgreich angreifen konnte und, obwohl Henk die dickeren Kreaturen legte und hatte, lag ich im Race vorne. Das Traitor's Roar, das mit einem Scuzzback Marauders und Cultbrand Cinder sogar kopiert wurde, machte dann in dem entscheidenden Zug, zusammen mit dem durch Manamorphose unblockbaren Tattermunge Duo, mehr als zehn Schaden und Henk war tot. So endete dann ein recht stumpfes Match und für mich der Grand Prix.

9-6-0

Mit 2-1 war ich zufrieden, denn das Deck schätzte ich als nicht so stark ein. Merkwürdig ist, dass ich in allen Matches nicht einmal Demigod of Revenge und Prismatic Omen gesehen habe und Corrupt zwar einmal hatte, aber auch nicht ausspielte.

Am Ende war ich mit 27 Punkten und einem nicht mehr so guten Opponent Score, leider nur 105. Ein 3-2-1 im zweiten Tag hätten für 200 Dollar und einem Pro-Punkt gereicht, aber es sollte scheinbar nicht sein.

Ich schaute mir noch an, wie sich Antoine Ruel und Raphael Levy im Top-8-Draft gegenseitig die Karten wegpickten, und kurz darauf machten wir uns auf den Heimweg.

Der Bericht ist doch ziemlich lang geworden, ich hoffe, dass er euch trotzdem gefallen und sich die investierte Zeit – für mich und für euch – gelohnt hat. Für Kritik bin ich gerne offen und über Deckverbesserungsideen würde ich mich sehr freuen.

Zum Schluss noch die üblichen Props und Slops:

Props Slops
  • sehr schöne, geräumige und klimatisierte Location
  • gute Organisation und relativ wenig Wartezeit
  • der brauchbare Sealed-Pool und das Erreichen des zweiten Tages
  • hauptsächlich angenehme Gegner
  • Olivier Ruel hat seinen Meister gefunden!
  • keine Penalty durch Offizielle
  • Shadowmoor ist gut zu draften
  • … and the weather was nice
  • Ausgang des zweiten Tages und vor allem Ergebnis mit dem ersten Draftdeck
  • überfüllte Herrentoiletten, mittelmäßige Shops und teure Verpflegung
  • schon wieder keine Pro-Points für Oldenburg und kein anderer Oldenburger im zweiten Tag
  • praktisch nichts von Brüssel gesehen
  • keinen Release-Vexing Shusher bekommen
  • bloß ein Deutscher in der Top 8, aber fünf Franzosen


Danke für die Aufmerksamkeit und vielleicht sieht man sich demnächst,

Benedikt Sonnenschein




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