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30 Fehler, die Spieler häufig machen
von Philip Schulz
29.02.2008

Schiedsrichter sind dazu da, für alle Spieler in einem Turnier einen Kundenservice zu erbringen (im Gegensatz zu: für jeden einzelnen – was die Rolle des Organisators ist), indem sie die Integrität einer Veranstaltung aufrechterhalten. Als Maßnahme zur Vermeidung von Verstößen haben wir für die Spieler diese Liste der häufig bei Turnieren auftretenden Verstöße zusammengestellt. Auch Organisatoren können diese Liste benutzen (oder eine eigene erstellen) und sie bei der Anmeldung aushängen.

Der letzte Abschnitt kommt einigen von euch irgendwie bekannt vor? Das könnte daran liegen, dass es sich um eine Übersetzung des Artikels "Thirty Common Mistakes Players Make" handelt, der bereits im Juni 2006 auf der Seite der DCI erschienen ist.

Nur verirrt sich doch eher selten ein Spieler dorthin. Eine bessere Möglichkeit, um mehr Spieler zu erreichen, wäre doch den Artikel auf einer speziell für Turnierspieler gedachten Seite wie etwa PlanetMTG zu veröffentlichen. Und – wie die Nachfragen in den Kommentaren zu den Interviews mit Sheldon Menery und Toby Elliott gezeigt haben – dann auch übersetzt auf Deutsch, um wirklich jeden erreichen zu können. Gesagt, getan. Um dem Ganzen auch etwas Mehrwert zu geben, habe ich zu einigen Punkten Kommentare hinzugefügt, die hoffentlich zum Verständnis beitragen oder nützliche Tipps geben.

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Allgemein
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Fehler #1: Spielsteine und Marken – Nicht-Spielstein-Karten oder die gleichen Gegenstände für zwei unterschiedliche Arten von Spielsteinen benutzen.

Als Spielsteine sollte man etwas verwenden, was sich deutlich von den Karten des Decks abhebt und auch klar anzuzeigen vermag, ob ein Spielstein getappt ist oder nicht. Ideal sind natürlich die original Magic-Token, die ja mittlerweile in jeder Edition in Boostern zu ergattern sind. Daneben kann man auch Karten eines anderen Kartenspiels verwenden oder Hüllen in einer anderen Farbe als sie im Deck benutzt wird. Schlecht sind Würfel oder Papierschnipsel, bei denen man nicht erkennen kann, ob sie getappt sind. Die größte Unsitte ist jedoch, einfach Karten aus dem Friedhof oder Sideboard zu zweckentfremden und umgedreht ins Spielfeld zu legen, wo sie womöglich auch noch den Anschein erwecken, als wären sie verdeckte Morph-Kreaturen.


Fehler #2: Mit der Erwartung aufgeben, später dafür entlohnt zu werden.

Du darfst ein Spiel oder Match jederzeit aufgeben. Wenn du aber erwartest dafür irgendwie entlohnt zu werden, sind wir sehr schnell im Bereich der Bestechung.


Fehler #3: Das Sideboard nicht zusammen mit dem Deck präsentieren. Das Sideboard zusammen mit anderen Karten aufzubewahren.

Neben dem Deck muss auch das Sideboard dem Gegner vor dem Spiel präsentiert und an eine klar einsehbare Stelle gelegt werden. Wir wollen ja nicht, dass zwischen den Spielen je nach gegnerischem Deck Sideboard A, B oder C aus der Tasche geholt wird. Ebenso sollten im Sideboard tatsächlich nur Sideboardkarten sein. Und nicht etwa auch noch die Karten, die man sich gerade eingetauscht hat, oder die Karten vom letzten Draft oder die Karten, die man eigentlich überlegt hatte eventuell zu spielen. Spielsteinkarten dort aufzubewahren ist natürlich okay.


Fehler #4: Seine Lebenspunkte nicht verlässlich notieren.

Würfel kippen gerne mal um. Das Gedächtnis wird nach ein paar Zügen immer löchriger. Stift und Papier, besser geht's nicht! Falls es dann mal zu einer Unstimmigkeit kommt, lässt sich anhand der Aufzeichnungen das Spielgeschehen besser nachvollziehen und der Schiedsrichter ist auch eher geneigt, dem Spieler zu glauben, der mitgeschrieben hat.


Fehler #5: Extrakarten ansehen.

– entweder auf Grund eines Spielfehlers (z..B. einen Sensei's Divining Top zu aktivieren, der gar nicht mehr im Spiel ist) oder durch Ungeschicklichkeit beim Mischen.


Fehler #6: Zu viele Karten zu Beginn des Spiels ziehen, insbesondere nach einem Mulligan.

Die Karten zunächst verdeckt auszulegen und abzuzählen ist da eine präventive Sicherheitsmaßnahme. Falls dabei versehentlich eine Karte zu viel auf dem Tisch landet, lässt es sich problemlos korrigieren und wird auch nicht als Extrakarten ansehen oder ziehen betrachtet.


Fehler #7: Keinen Schiedsrichter rufen, wenn jemand einen Spielfehler macht.

Schiedsrichter sind genau dazu da, in solchen Situationen zu helfen. Sie wissen, was korrekterweise zu tun ist, wie der Fehler bereinigt werden sollte und sorgen dafür, dass das Spiel ordentlich fortgesetzt werden kann. Niemandem wird es wehtun, wenn er mal versehentlich einen Fehler macht und dafür verwarnt wird. Aber es hilft, solche Spieler herauszufiltern, bei denen sich Fehler häufen, die womöglich doch nicht ganz so versehentlich waren.


Fehler #8: Das Deck eines Gegners nicht mischen.

Bei wettkampforientiertem REL (PTQ, National Qualifier, Grand Prix) und professionellem REL (Nationalmeisterschaft, Pro Tour) ist es sogar erforderlich, das Deck des Gegners vor jedem Spiel zu mischen. Generell ist es auch bei regulärem REL immer empfehlenswert.


Fehler #9: Sein Deck nicht in eine ausreichend zufällige Anordnung bringen.

Man muss davon ausgehen, dass ein Spieler die Anordnung seines Decks vor dem Mischen genau kennt. Dreimal sein Deck auf Haufen zu verteilen und dann noch zweimal zu rifflen reicht da schlicht nicht, um daraus eine hinreichend zufällige Anordnung zu machen. Man sollte immer einige verschiedene Mischtechniken anwenden (z..B. Rifflen, auf Stapel auslegen, ineinander stecken etc.). Wobei auf Stapel auszulegen tatsächlich eher eine Methode ist, um sicherzustellen, dass die Karten nicht aneinander kleben, und um sie zu zählen, als richtiges Mischen.


Fehler #10: Vergessen das Deck vor einem neuen Match in die Originalkonfiguration zurückzubringen.

Gerade nach anstrengenden Spielen, die bis in die Extrazüge andauern, kann man schnell mal vergessen, das Sideboard wieder aus dem Deck zu nehmen.


Fehler #11: Die Karten am Ende eines Spiels nicht in das dazugehörige Deck eines Spielers zurückbringen.

Der Pacifism, der nach Spielende beim Gegner vergessen wird, ist da das Paradebeispiel.


Fehler #12: Obszönitäten und vulgäre Ausdrucksweisen.

Bei aller Aufregung sollte man nie ausfällig oder unfreundlich werden, selbst wenn es dabei um Geld oder eine Qualifikation geht. Mit Respekt anderen gegenüber ist die Turnieratmosphäre gleich viel angenehmer für alle Beteiligten.


Fehler #13: Abfälle hinterlassen.

Papierschnipsel, leere Getränkeflaschen, Boosterverpackungen. Manch ein Spielort sieht leider nach ein paar Runden aus wie eine mittelgroße Mülldeponie. Auch für das Hinterlassen von Abfällen kann es Verwarnungen geben. Es wäre schön, wenn jeder selbst darauf achten würde, seine Hinterlassenschaften zu beseitigen. Schließlich will niemand gerne in solch einer Umgebung spielen. Es ist sicher auch nicht verkehrt, den nicht selbst fabrizierten Müll, den man an seinem Tisch vorfindet, in der nächsten Mülltüte zu entsorgen, anstatt ihn einfach beiseitezuschieben und loszudaddeln.


Fehler #14: Den Gegner nach einer Regel fragen.

Wenige Gegner haben dein Bestes im Sinn. Es ist nicht die Aufgabe des Gegners, dir Regeln zu erläutern. Auch hier gilt, wenn es etwas zu fragen gibt, frage bitte immer einen Schiedsrichter!


Fehler #15: Mit jemandem, der nicht dein Gegner oder ein offizieller Turniermitarbeiter ist, über den gegenwärtigen Spielzustand eines Matches diskutieren.

Zuschauer und andere Spieler haben nicht in ein Spiel reinzuquatschen. Punkt. Falls du glaubst, einen Fehler beobachtet zu haben, wende dich an einen Schiedsrichter. Alles andere könnte das Spiel ungewollt beeinflussen, indem man einen Spieler auf etwas aufmerksam macht, was er bisher übersehen hatte. Im schlimmsten Falle wird das als Hilfestellung von Außen ausgelegt und entsprechend hart bestraft.

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Hüllen
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Fehler #16: Übermäßig abgenutzte Hüllen benutzen.

Hüllen müssen nicht nagelneu sein. Sie müssen aber nicht unterscheidbar sein, also alle in etwa gleicher Weise abgenutzt. Je stärker jedoch der allgemeine Abnutzungsgrad ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass einzelne Hüllen größere Markierungen aufweisen und hervorstechen. Es empfiehlt sich also, die Hüllen regelmäßig zu kontrollieren und gegebenenfalls zu ersetzen.


Fehler #17: Hüllen benutzen, die klar als nicht erlaubt ausgewiesen wurden.

Am besten vor dem Turnier fragen, welche Hüllen erlaubt sind. Im Allgemeinen werden holografische, stark reflektierende und Hüllen mit Motiv nicht gerne gesehen, da sie sehr leicht zu markieren sind bzw. das Betrügen erleichtern können.


Fehler #18: Einige Karten (ohne Hüllen) verkehrt herum im Deck haben.

Wenn man Karten allein durch das Betrachten der Rückseite unterscheiden kann, ist das immer ein Problem. Beim Mischen sollte man also auch drauf achten, dass alle Karten gleich orientiert sind.


Fehler #19: Anders abgenutzte Hüllen für Sideboardkarten benutzen.

Sideboardkarten werden seltener gespielt und nutzen entsprechend weniger ab. Wenn sie nun mit den stärker abgenutzten Hauptdeckkarten zusammen gespielt werden, sind sie leicht herauszufinden. Bestenfalls spielst du dann mit markierten Karten mit einem Muster, schlimmstenfalls unterstellt man Absicht und Betrug. Verhindern lässt sich das, indem man die Hüllen alle paar Runden zwischen Hauptdeck und Sideboard tauscht und so gleichmäßig abnutzt oder das Sideboard gar nicht erst in Hüllen packt und beim Sideboarden die Karten, nicht aber die Hüllen, tauscht.

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Decklisten
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Fehler #20: Keine DCI-Nummer oder kein Name auf der Deckliste.

Du solltest dir einfach angewöhnen, das als Erstes auf die Deckliste zu schreiben. Die Liste soll schließlich eindeutig zuordnenbar sein. Die DCI-Nummer sollte mit drauf sein, weil sie bei Spielern mit ausgeprägter Sauklaue meist leichter zu identifizieren ist als der Name.


Fehler #21: Länder auf der Deckliste vergessen.

Es wird zwar auf einigen Limited-Turnieren beim Abgeben der Liste von den Schiedsrichtern kontrolliert, ob Standardländer eingetragen wurden. Aber auch Schiedsrichter können mal etwas übersehen. Letztlich verantwortlich bleibt jeder Spieler selbst.


Fehler #22: Unleserliche Handschrift.

"4 L3z&t$ H8az!f." – "Häh???" Jeder unleserliche Eintrag bedeutet zusätzliche Arbeit für die Schiedsrichter, die herausfinden müssen, um was es sich eigentlich handelt, und unter Umständen eine illegale Deckliste für dich mit der entsprechenden Strafe.


Fehler #23: (Übermäßig) abgekürzte oder falsche Kartennamen.

Ar. Wurm: ist das nun Argothian Wurm oder Arrogant Wurm? Akroma: ja welche denn? Urborg: ist in Standard oder Extended nicht erlaubt, soll's vielleicht ein Urborg, Tomb of Yawgmoth sein? Schreibe den vollen Kartennamen aus, dann bist auf der sicheren Seite.


Fehler #24: Falsches Ausfüllen der "gespielt/im Deck"-Spalten auf einer Limited-Deckliste.

Sicherlich zum Teil auch darauf zurückzuführen, dass die Spalten bei englischen und deutschen Listen vertauscht sind. Nichtsdestotrotz ist es doch einfach, sich vorm Ausfüllen zu vergewissern, welche Spalte wofür steht. Steht schließlich direkt darüber.


Fehler #25: Striche oder Haken auf einer Limited-Deckliste benutzen anstelle von Ziffern.

Ziffern sind zu bevorzugen, da sie nicht einfach so verändert werden können, falls jemand sein "Bring-Your-Own-Deck" auspackt. Es wird bei Ziffern auch eher nicht zu der Diskussion kommen, ob ein Eintrag nun zwei Striche oder doch nur einer plus versehentlich daneben gekritzelt ist. Auch an dieser Stelle noch einmal die Bitte, rufe einen Schiedsrichter, wenn du dich verschrieben habt.


Fehler #26: Karten beim Registrieren eines Sealed Deck-Kartenvorrats nicht alphabetisch sortieren, bevor sie weitergegeben werden.

Wenn der Kartenvorrat sortiert ist, erleichtert es das Kontrollieren – was nach dem Decktausch von jedem als erstes gemacht werden sollte – erheblich. Man kann einfach die Liste in jeder Spalte nur noch von oben nach unten durchgehen und merkt sofort, falls eine Karte bzw. ein Eintrag fehlt.

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Ergebniszettel
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Fehler #27: Den Tisch/Spielbereich vor dem Ausfüllen des Ergebniszettels verlassen.


Fehler #28: Die Matchergebnisse nicht übermitteln (vor allem, wenn keine Ergebniszettel verwendet werden).

Die versammelte Spielerschaft wartet natürlich gerne auf das letzte Ergebnis eines Tisches, während die beteiligten Spieler einfach noch ein paar Runden Casual zocken... Oder auch nicht!


Fehler #29: Nicht beendete Spiele nicht als Unentschieden auf dem Ergebniszettel eintragen.

Jedes Spiel, das begonnen wurde, fließt auch in das Ergebnis ein. Wenn zum Beispiel beim Stand von 1-1 ein Spiel nach dem fünften und letzten Extrazug noch keinen Sieger hat, zählt es als Unentschieden. Das Ergebnis des Matches wäre dann 1-1-1.


Fehler #30: Ergebnisse und/oder Drops vor dem Unterschreiben nicht prüfen (und/oder das Unterschreiben/Abgeben der Ergebnisse gänzlich vergessen).

Wenn ihr bei einem Grand Prix oder einer Pro Tour einen Schiedsrichter ruft, um euren Ergebniszettel abzugeben, wiederholt der Schiedsrichter das Ergebnis noch einmal und wartet auf eure Bestätigung. Es kommt schon mal vor, dass aus Schusseligkeit ein 1-2 statt des 2-1 eingetragen wurde, was erst bei der mündlichen Kontrolle auffällt. Auf kleineren Turnieren sind dafür meist zu wenige Schiedsrichter vorhanden, um auch dort diesen Service anzubieten.




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