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Standard
Morningtide im Standardformat
Die ersten Decks
von Tim "TMM" Michels
12.02.2008

Aloha!

Mein letzter Artikel ist ja jetzt schon wieder eine Weile her, aber Hauptsache, ihr habt mich wieder. Für die kreative Schaffenspause gibt es gleich mehrere Gründe, zusammenfassen lässt es sich wohl mit weniger Zeit und weniger Motivation.

Eigentlich wollte ich ja noch etwas zum PTQ Hamburg schreiben, aber die 3-2-2-Performance und die Tatsache, dass ich die Deckliste nicht revealen sollte, haben mich dann doch davon abgehalten. 3-2-2 klingt jetzt vielleicht furchtbar schlecht, gefühlt war das Deck aber besser.
Die zwei Losses kamen gegen ein Zoo-Deck, das im dritten Spiel den tödlichen Burn einen Drawstep vor meinen Bottle Gnomes und Shackles zog und gegen ein Rock-Deck, das mit drei Cabal Therapy, Duress und Extirpate (Maindeck) in den ersten drei Zügen meine ganze Hand zerlegte. Die Draws entstanden einmal im Mirror, wo meine mangelnde Erfahrung zum Tragen kam und intentional in der letzten Runde, als das erste Game gegen Gunnar Refsdal im Draw endete und wir beide keine Lust mehr hatten.

Beim PTQ in Hannover werde ich wohl wieder auf Affinity vertrauen, da ich keine anderen Karten besitze und nach dem Hamburger PTQ noch exakt sechs „Testgames“ im Extended absolviert habe. Zwei davon mit Next Level Blue gegen Ashrafs mono-weißes Martyr of Sands-Deck und vier mit Affinity, die mir einen Split im Finale eines Magic Online-8-Mans brachten.

Ansonsten habe ich in letzter Zeit relativ wenig Magic gespielt, zeitweise etwa zehn Tage gar nichts damit am Hut gehabt. Und wenn ich mich erschöpft am Abend mal in MTGO eingeloggte, habe ich mir die Zeit mit den unnötigsten Sachen vertrieben. Lorwyn-Block, 10th Edition- und TPF-Draft und weiterer Ankauf von günstigen Lorwyn-Draftsets. Theoretisch könnte ich euch auch da Walkthroughs liefern, da ab und an Draftcap mitlief – aber wer interessiert sich schon für meine verrückten Spielereien?

Mono-Lorwyn-Draft interessiert vermutlich auch nur einen Toten und für Offline-LLM-Walkthroughs fehlt mir sowohl Zeit als auch Lust. Im Moment sitze ich zwar auf einer 15-1-Streak im Sealed und FNM-Draft, aber die Draftdecks sind da wohl eher nicht repräsentativ. Ansonsten habe ich mit Jan Ruess, Jim Herold und Holger Lange (sowie wechselnder Besetzung) auch unsanktionierte Drafts gemacht, da hält sich mein Erfolg allerdings noch in eng gesteckten Grenzen...

So, jetzt wird es aber mal Zeit für echten Content – und da habe ich mir heute was besonders feines ausgedacht: Morningtide Standard!

Ja, auch das gibt es – da ich von Extended keine Ahnung habe, maße ich mir nicht an, darüber etwas zu schreiben. Das gleiche könnte ich zwar auch zu Standard sagen, nur merkt das da niemand! Mein Beitrag heute soll auch eher daraus bestehen, die ersten erschienenen Decklisten vorzustellen und einer kleinen Analyse zu unterziehen.

Am vergangenen Wochenende nutzten gleich zwei Events das frühere Legalitätsdatum von Morningtide: das StarCityGames Standard $1000 Open und ein Grand Prix Trial in Japan. „Hä? Ein Grand Prix Trial? Voll random!“ – könnte man meinen, wäre aber falsch.

Aber zunächst einmal die relativ unspektakuläre Top 8 in Roanoke:



1. G/R Mana Ramp – Chris Woltereck
2. G/R Mana Ramp – Kenny Mayer
3. Bitterblossom Control – Brian Braun-Duin
4. Mannequin – Mike Ward
5. U/B Faeries – Brian Schneider
6. Red Deck Wins – Preston Smith
7. G/R Mana Ramp – Adam Westnedge
8. Monoblack Rogues – Chris Wallace

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Die Mana-Ramp-Decks
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Hier hält sich der Einfluss von Morningtide in Grenzen – in allen drei Decks zusammen befinden sich gerade einmal zehn Morningtide-Karten: sieben Chameleon Colossus (einmal Maindeck, einmal Sideboard) sowie zwei Mutavaults und ein Titan's Revenge. Ansonsten entsprechen die Decklisten ungefähr denen der Worlds, hier exemplarisch die Liste des Turniersiegers:


4 Wall of Roots
4 Tarmogoyf
4 Siege-Gang Commander
3 Cloudthresher

4 Skred
4 Into the North
3 Incinerate
2 Molten Disaster
4 Harmonize
3 Garruk Wildspeaker

7 Snow-Covered Forest
5 Snow-Covered Mountain
4 Treetop Village
4 Highland Weald
2 Mutavault
2 Mountain
1 Scrying Sheets

3 Pyroclasm
1 Razormane Masticore
1 Molten Disaster
1 Garruk Wildspeaker
4 Chameleon Colossus
3 Akroma, Angel of Fury
2 Ancient Grudge

Fragt mich nicht, warum auf den zwei Standardländern der Schnee fehlt...

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Die Langweiler
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Mike Ward und Preston Smith packten in ihre Decks (Mannequin und R/g Goyf) lieber gar keine Karten aus Morningtide – never change a winning team!


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Die Bitterblossom-Decks
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Die drei verbliebenen Decks haben zumindest eins gemeinsam – sie vertrauen alle auf das viel diskutierte Bitterblossom, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß.

Zunächst einmal das rot-schwarze Control-Deck von Brian Braun-Duin:


4 Epochrasite
3 Shriekmaw
4 Siege-Gang Commander

4 Thoughtseize
4 Mind Stone
2 Coldsteel Heart
2 Profane Command
2 Liliana Vess
1 Chandra Nalaar
3 Bitterblossom
2 Mind Shatter
2 Loxodon Warhammer
4 Damnation

2 Mountain
4 Swamp
3 Sulfurous Springs
4 Graven Cairns
4 Auntie's Hovel
2 Mutavault
1 Urborg, Tomb of Yawgmoth
2 Molten Slagheap
1 Kher Keep

2 Slaughter Pact
1 Chandra Nalaar
2 Eyeblight's Ending
1 Mind Shatter
1 Loxodon Warhammer
2 Detritivore
4 Sulfurous Blast

Hier finden sich neben drei Bitterblossoms auch noch drei Mind Shatter wieder – deren Nutzen hat ja schon Tobi in seinem Review in Frage gestellt und auch ich bin mir da nicht so sicher.

Der 2/2-Split zwischen Mutavault und Molten Slagheap erscheint mir auch nicht unbedingt durchdacht, den sieben X-Spells in Maindeck und Sideboard wäre wohl mit vier Storageländern mehr geholfen. Ansonsten ist das Deck an sich nichts neues, ohne Morningtide wurde bereits ein R/B-Deck mit mehr Kreaturen gespielt.

Das Faerie-Deck von Brian Schneider (übrigens ein Magic-Urgestein!) stellt im Prinzip ein Update der Worlds-Liste von Steve Sadin und Zvi Mowshowitz dar:


4 Mistbind Clique
4 Oona's Prowler
4 Scion of Oona
3 Shriekmaw
4 Spellstutter Sprite
2 Vendilion Clique

3 Cryptic Command
3 Eyeblight's Ending
4 Familiar's Ruse
3 Nameless Inversion
4 Bitterblossom

4 Faerie Conclave
7 Island
4 Secluded Glen
1 Snow-Covered Island
6 Swamp

2 Venser, Shaper Savant
4 Flashfreeze
4 Peppersmoke
2 Damnation
3 Deathmark

Neben den Bitterblossoms sind auch zwei Vendilion Clique zu finden, die eine offensichtliche Ergänzung des Decks darstellen. Hier dient das Enchantment gleich mehreren Zwecken. Neben dem Aufbau einer beachtlichen Armee – unterstützt durch Scion of Oona – stärkt es auch Karten wie Spelltutter Sprite, Familiar's Ruse und Mistbind Clique. Letztere lässt sich nach einem Bitterblossom in Turn zwei oder drei gefahrlos spielen, da auch das Enchantment darunter versteckt werden kann.

Die einzige richtige Innovation kommt allerdings von Chris Wallace bzw. von Patrick „The Innovator“ Chapin, der über ein sehr ähnliches Deck bereits zwei Wochen zuvor bei starcitygames.com geschrieben hat:


2 Earwig Squad
4 Frogtosser Banneret
4 Marsh Flitter
4 Oona's Blackguard
4 Oona's Prowler

4 Nameless Inversion
4 Morsel Theft
2 Profane Command
4 Thoughtseize
4 Bad Moon
3 Bitterblossom

4 Mutavault
2 Pendelhaven
5 Snow-Covered Swamp
10 Swamp

3 Shriekmaw
2 Tombstalker
4 Extirpate
4 Tendrils of Corruption
2 Loxodon Warhammer

Hier finden sich gleich jede Menge neue Karten und das Deck setzt ganz auf das Rogue-Thema, z..B. mit dem Schweineflitter, der gleich drei Rogues aus dem Nichts zaubert! In diesem Deck überzeugen natürlich die vielen Synergien der einzelnen Karten, dazu kann das Deck mit vier Thoughtseize und den Squads gegnerische Decks einigermaßen gut disrupten.

Dank der Evasion-Ability nahezu aller Kreaturen kann man auch an Tarmogoyfs vorbei Schaden verteilen, um den Gegner dann mit Morsel Theft und Profane Command „auszubrennen“. Meiner Meinung fehlt aber in dieser Liste mindestens ein Urborg, Tomb of Yawgmoth, um das Potenzial der vier (!) Tendrils of Corruption im Sideboard auch mit sechs Nicht-Sümpfen besser auszunutzen.

Die neue Edition hat das US-Metagame offenbar noch nicht so richtig beeinflusst, in den 600 Karten der Top-8-Decks finden sich 45 Morningtide-Karten (7,5%)– fast die Hälfte davon steckt jedoch im Rogue-Deck.

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GPT Shizuoka 2008 – Chiba
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Es dürfte nicht allzu überraschend sein, dass in Japan da merklich mehr los ist, schließlich haben sich Events wie die japanischen Nationals oder dort angesiedelte Grand Prixes oft als Brutstätte innovativer „Tech“ erwiesen.

Und während hierzulande Grand Prix Trials oft mit Müh und Not ihre acht Teilnehmer zusammenkratzen, findet man dort satte 72 Spieler und unter diesen einige bekannte Namen und Pros in der Top 8:



1. Valis Borderguard – Shintaro Ishimura
2. AIKO'N – Takao Higashi
3. Kona-Cen 4-1 – Yuji Suzuki
4. Beautiful Sky – Tsubasa Tomii
5. GW Big Pizza – Yoshihiko Ikawa
6. ONO – Takahito Nakajima
7. Axe-Elf – Shuhei Nakamura
8. Warriors – Naoki Shimizu

Dank meines ordentlichen Gedächtnisses und intensiver Recherche kann ich euch eine weitere Liste präsentieren, um die Bedeutung dieser Top 8 zu unterstreichen:



4. Tsubasa Tomii
5. Naoki Shimizu
17. Yoshihiko Ikawa
50. Shuhei Nakamura
107. Yuji Suzuki
116. Takao Higashi
186. Shintaro Ishimura

Das sind die Final Standings des letztjährigen Grand Prix Kyoto – ebenfalls im Standard-Format - bei dem sechs der Top-8-Teilnehmer des Trials den zweiten Tag erreichten, dem siebten fehlte nur ein Sieg und der achte war gar nicht erst dabei. Angesichts des hohen Niveaus und 859 Teilnehmern schon eine ordentliche Leistung.

Shuhei Nakamura sollten wohl die meisten ohnehin kennen, Naoki Shimizu ist zwar relativ unbekannt, von seinen Decks (Solar Flare, Scryb & Force, U/G Tron) kann man das allerdings nicht behaupten!

Noch beeindruckender an dieser Top 8 ist allerdings die Rolle, die Morningtide spielt. Denn in sechs der Decks sind nicht nur neue Karten enthalten, sondern stellen die Schlüsselkarte neuer Archetypen dar...

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Die Langweiler
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So innovativ der Durchschnittsjapaner auch sein mag, Ausnahmen bestätigen die Regel. In diesem Fall sind das Yuji Suzuki und Yoshihiko Ikawa. Dabei ist der Erstgenannte der schlimmere, weil er das zumindest in Japan schon zuvor populäre Reanimator-Deck spielt, Ikawa hat immerhin eine ungewöhnliche GWur Control-Liste:


3 Aeon Chronicler
2 Akroma, Angel of Wrath
1 Cloudthresher
1 Crovax, Ascendant Hero

3 Condemn
2 Austere Command
4 Harmonize
4 Into the North
4 Primal Command
3 Wrath of God
2 Oblivion Ring
3 Coalition Relic
3 Coldsteel Heart
1 Loxodon Warhammer

2 Arctic Flats
1 Boreal Shelf
2 Brushland
1 Highland Weald
2 Horizon Canopy
2 Mouth of Ronom
6 Snow-Covered Forest
5 Snow-Covered Plains
2 Treetop Village
1 Urza's Factory

2 Cloudthresher
1 Crovax, Ascendant Hero
3 Detritivore
2 Riftsweeper
4 Mwonvuli Acid-Moss
3 Eyes of the Wisent

Den 3/2-Split von Wrath of God und Austere Command finde ich zumindest… eigenartig. Man kann zwar alle kleinen Mesel und Enchantments abrüsten, um seine großen Männer zu behalten, aber sobald man die hat, sollte es doch ohnehin schon ganz gut aussehen.

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Die Krieger
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    “Von all den neuen Equipments sehe ich einzig bei Obsidian Battle-Axe echtes Constructed-Potenzial. Der Vergleich mit Fires of Yavimaya hinkt schließlich gar nicht einmal so sehr. Turn 2 die Axt, gefolgt von beispielsweise Chameleon Colossus im dritten Zug und ab geht die Post. Je mehr ich über diese Karte nachdenke, desto mehr verliert Bramblewood Paragon seinen Reiz – Es sieht einfach mehr danach aus, als ginge der Kriegerarchetyp den Weg in Richtung Fattydeck.”.TobiH, Constructed-Review


Da hatte der gute Tobi – zumindest teilweise – mal wieder Recht und erhält mit Nakajima, Naoki und Shuhei direkt prominente Unterstützung!

Hier erstmal die Decklisten:

ONO – Takahito Nakajima


4 Llanowar Elves
4 Wren's Run Vanquisher
4 Bramblewood Paragon
4 Imperious Perfect
3 Civic Wayfinder
2 Chameleon Colossus
1 Mirri, Cat Warrior
1 Wren's Run Packmaster

4 Obsidian Battle-Axe
3 Sudden Spoiling
3 Thoughtseize
4 Profane Command

4 Forest
3 Swamp
4 Gilt-Leaf Palace
4 Llanowar Wastes
4 Treetop Village
3 Mutavault
1 Urborg, Tomb of Yawgmoth

2 Liliana Vess
2 Krosan Grip
3 Primal Command
1 Thoughtseize
3 Lys Alana Bowmaster
2 Cloudthresher
1 Viridian Shaman
1 Wren's Run Packmaster

Diese Liste ist eigentlich einfach ein Update des japanischen Elfendecks der Weltmeisterschaft 2007. Die einzigen Nicht-Krieger im Deck sind die vier Llanowar Elves und die Treetop Village-Affen. Wie gut allerdings Sudden Spoiling im (Main-) Deck ist, habe ich noch nicht probiert. Auch die völlige Abwesenheit von Shriekmaw selbst im Sideboard gibt mir doch zu denken.

Axe-Elf – Shuhei Nakamura


4 Llanowar Elves
4 Boreal Druid
4 Bramblewood Paragon
4 Wren's Run Vanquisher
4 Imperious Perfect
4 Civic Wayfinder
4 Chameleon Colossus
3 Wren's Run Packmaster

4 Obsidian Battle-Axe
2 Overrun

14 Forest
4 Treetop Village
2 Pendelhaven
3 Mutavault

4 Serrated Arrows
3 Tormod's Crypt
3 Seal of Primordium
1 Primal Command
2 Cloudthresher
1 Viridian Shaman
1 Elvish Champion

Shuhei leistet sich mit seinem monogrünen Deck eine exzellente Manabase, mich wundert allerdings der Verzicht auf ein viertes Mutavault ein wenig. Er spielt mit 31 (!) extrem viele Kreaturen und hat nur Manaelfen als Nichtkrieger im Deck. Diese ermöglichen allerdings mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit eine Axt in Runde 2. Normalerweise könnte man ein Deck mit einem derart hohen Kreaturenanteil als sehr anfällig für Wrath of God und Co. einschätzen, allerdings muss man fest damit rechnen, danach von einer 4/3- bis 6/5-Haste-Kreatur angegriffen zu werden.

Warriors – Naoki Shimizu


4 Llanowar Elves
2 Boreal Druid
4 Imperious Perfect
4 Chameleon Colossus
4 Wren's Run Vanquisher
4 Bramblewood Paragon
2 Cloudthresher
1 Wren's Run Packmaster

3 Garruk Wildspeaker
4 Obsidian Battle-Axe
4 Might of Old Krosa
1 Overrun

13 Forest
4 Treetop Village
2 Pendelhaven
4 Mutavault

3 Tormod's Crypt
2 Serrated Arrows
3 Krosan Grip
2 Stonewood Invocation
3 Spectral Force
1 Wren's Run Packmaster
1 Cloudthresher

Es ist davon auszugehen, dass Shuhei und Naoki beim Deckbau kooperiert haben, Naoki hat im Maindeck zwei Manaelfen und Packmaster sowie einen Overrun für drei Garruks und zwei Cloudtresher (übrigens ebenfalls kein Krieger) gecuttet.

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Der Sieger
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Jetzt mache ich die ganze Spannung kaputt, indem ich schon jetzt die Siegerliste bekanntgebe. Am Ende konnte sich Shintaro Ishimura die drei Byes mit folgendem Deck sichern:


4 Cenn's Tactician
4 Goldmeadow Harrier
4 Goldmeadow Stalwart
4 Kinsbaile Borderguard
4 Knight of Meadowgrain
4 Wizened Cenn
1 Tivadar of Thorn

3 Oblivion Ring
3 Griffin Guide
4 Sunlance

13 Plains
4 Rustic Clachan
4 Horizon Canopy
4 Mutavault

4 Soltari Priest
2 Stonecloaker
1 Tivadar of Thorn
1 Wispmare
1 Militia's Pride
4 Mana Tithe
2 Coordinated Barrage

Hierbei handelt es sich um ein äußerst aggressives White Wheenie/Kithkin-Deck mit sagenhaften zwölf One-Drops, acht Two-Drops und fünf Kreaturen für drei Mana. Bei solch einer Kurve sind 25 Länder natürlich schon sehr viel, was aber dadurch ausgeglichen wird, dass davon die Hälfte mehr kann als nur Mana zu produzieren.

In diesem Deck kommen die Nachteile von Horizon Canopy und Rustic Clachan nahezu nicht zum Tragen, ihr Nutzen im späteren Spiel ist jedoch unübersehbar. Mit 21 weißen Manaquellen kann man sich auch den Luxus gönnen, vier Mutavaults zu unterstützen, ohne Goldmeadow Harrier und doppel-weiße Spells zu schwächen.

Mit dem Cenn's Tactician kommt ein weiterer qualitativ hochwertiger Einserdrop ins Deck, der seine Marken auf die meisten Kreaturen legen kann – Wizened Cenn und Knight of Meadowgrain mal ausgeschlossen – und damit den Kinsbaile Borderguard gleich doppelt aufwertet. Dieser sollte in Runde 3 mindestens 3/3, oft sogar 4/4 sein und stellt eine formidable Antwort auf Wrath of God dar – natürlich nur, wenn er vor diesem das Spielfeld betritt. Die vier Sonnenlanzen im Maindeck haben sich offensichtlich als sehr clevere Metagame-Entscheidung herausgestellt, was der Tivadar of Thorn (Human Lord) allerdings im Deck zu suchen hat, ist mir nicht ganz klar.

Aus dem direkten Vergleich mit dem mono-grünen Kriegerdeck sollten die kleinen weißen Männer trotz ihrer körperlichen Unterlegenheit als Sieger hervorgehen. Denn während die Elfenmesel einfach nur angreifen und dabei gepumpt werden können, kann das Kithkindeck mit sieben Removalspells und vier Tappern durchaus mit dem Gegner interagieren.

Noch ein kleiner Tipp: Der Kinsbaile Borderguard interessiert sich nicht dafür, ob seine Marken vom Land oder Tactician stammen – im Falle seines Ablebens produziert er trotzdem Token.

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Das Combo-Deck
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Zwar habe ich euch jetzt schon das Siegerdeck präsentiert, aber die Decks zweier Spieler habe ich noch nicht behandelt – ganz einfach deshalb, weil ich sie interessanter als die Kithkins finde.

Im Finale unterlag nämlich folgendes Deck:

AIKO'N – Takao Higashi


4 Mulldrifter
4 Mirror Entity
4 Reveillark
4 Riftwing Cloudskate
3 Bonded Fetch
3 Body Double

4 Prismatic Lens
1 Mind Stone
3 Condemn
3 Momentary Blink
4 Wrath of God

5 Island
4 Plains
4 Adarkar Wastes
4 Wanderwine Hub
3 Faerie Conclave
2 Calciform Pools
1 Urza's Factory

2 Teferi, Mage of Zhalfir
2 Draining Whelk
2 Sower of Temptation
1 Stonecloaker
3 Teferi's Moat
1 Mystical Teachings
4 Flashfreeze

Das viertplatzierte Deck von Tsubusa Tomii weicht geringfügig davon ab:


4 Riftwing Cloudskate
4 Bonded Fetch
4 Reveillark
4 Mulldrifter
3 Mirror Entity
3 Body Double

4 Mind Stone
3 Cryptic Command
2 Momentary Blink
2 Condemn
3 Wrath of God

10 Snow-Covered Island
4 Snow-Covered Plains
4 Adarkar Wastes
4 Wanderwine Hub
2 Calciform Pools

3 Jace Beleren
3 Sower of Temptation
2 Tormod's Crypt
4 Teferi's Moat
2 Take Possession
1 Academy Ruins

Er verzichtet im Vergleich zu Higashi auf ein bisschen Creature Removal zu Gunsten von Cryptic Command und spielt eine geradlinigere Manabase. Vier Mind Stone gefallen mir in einem zweifarbigen Deck auch besser als einer und vier Prismatic Lens – auch wenn die es Higashi ermöglichen, ein Mystical Teachings im Sideboard zu spielen.

Und nun zur Combo. Na, wer sieht sie? Ich habe ein bisschen gebraucht, bis ich das Deck verstanden habe und habe mich dann noch mal bei meinem Personal Rules Advisor Alexander Rosenberger abgesichert, wie das wirklich funktioniert.

Das Deck kann nämlich mehr, als mit einem geblinkten Reveillark zwei Mulldrifter zurück zu holen – auch wenn das schon cool genug ist. Zunächst einmal sollte man mit dem Evoken des Mulldrifters und dem Bonded Fetch den Friedhof ein bisschen füttern, um dann mit Reveillark und Mirror Entity den infinite mode anzustoßen.

Wie das geht?

Rosenberger, Alexander: also, evoke Reveillark, dann ability von der entity [mit X=0] benutzen
Rosenberger, Alexander: dann die sac ability resolven, dann leave play ability
Rosenberger, Alexander: also stack: unten nach oben: alles wird 0/0, leave play ability
Rosenberger, Alexander: leave play ability resolvt
Rosenberger, Alexander: man holt sich body double plus random vieh
Rosenberger, Alexander: body double kopiert Reveillark
TMM: ah ok
TMM: nice one
TMM: now i understand
Rosenberger, Alexander: noch nicht fertig
Rosenberger, Alexander: weil die entity würd ja sterben
Rosenberger, Alexander: man legt 0/0 ability x mal auf stack
Rosenberger, Alexander: die erste resolvt, alles stirbt, body double geht kaputt ---> leave play ability geht ganz oben auf stack
Rosenberger, Alexander: resolvt, man holt Reveillark und random shizz
Rosenberger, Alexander: lässt die nächste 0/0 ability resolven
Rosenberger, Alexander: alles stirbt, leave play ability vom Reveillark geht aufn stack, resolvt, holt alles wieder, etc
TMM: jo
Rosenberger, Alexander: immer mit body doble mein ich natürlich
Rosenberger, Alexander: Reveillark selbst holt man natürlich net zurück


Wenn man mit dem ganzen Unfug fertig ist, hat man je nach Kreaturen im Graveyard Folgendes erreicht:



(1) Keine Permanents beim Gegner (Riftwing Cloudskate)
(2) Beliebig viele Karten in der Hand (Mulldrifter)
(3) Beliebig viele Karten im Friedhof (Bonded Fetch)

Im ersten Fall sollte man wohl schon so gut wie gewonnen haben, schließlich stehen am Ende ein 4/3- und ein 2/2-Flieger sowie ausreichend Mana auf unserer Seite, während beim Gegner wohl nicht mehr viel passiert.

Variante (2) sollte uns auch einen ausreichenden Vorteil verschaffen, will man das Spiel aber an dieser Stelle sofort gewinnen, könnte man das mit einem Simian Spirit Guide, vier Rite of Flame und zwei Ignite Memories im Deck versuchen... Und was man bei (3) mit einem Friedhof voller Dread Returns und Brücken anstellen könnte, sollte auch nichts neues sein – brauchen wird man das aber wohl nicht. Schließlich kann man per Bonded Fetch Riftwing Cloudskate in den Friedhof befördern und bei (1) weitermachen.

Sieht man mal von der funky Combo ab, handelt es sich bei dem Deck um ein Update der Mannequin-Decks des alten Standard-Formats. Das Makeshift Mannequin wird durch Reveillark ersetzt, Kreaturendecks werden mit Teferi's Moat im Sideboard noch effektiver als mit Shriekmaw bekämpft. Das Enchantment dürfte sich in dieser Top 8 als äußerst nützlich erwiesen haben, auch wenn alle Decks mit Krosan Grip, Seal of Primordium oder Oblivion Ring dafür gerüstet waren.

Mein Hauptproblem mit dem Deck ist seine Langsamkeit. Während die U/B-Mannequin-Listen im Early Game Phyrexian Ironfoots spielen und Shriekmaws evoken können, fängt dieses Deck erst Turn 4-5 an, in die Gänge zu kommen. Ich würde da versuchen, mit zwei Gemstone Caverns ein bisschen rumzutricksen, damit man gegen einen schnellen Start des Axt-Decks auch noch Chancen hat. Auch ein paar Venser, Shaper Savant könnten wohl nicht schaden, schließlich stellen sie so etwas wie Cloudskate Nr. 5-X und dank Mind Stone ein solides Turn-3-Play dar.

Am Ende bleibt festzustellen, dass die neue Edition in Japan tatsächlich einen großen Einfluss hatte. Es sind 73 neue Karten in der Top 8 enthalten, das sind knapp über 12%. Was jedoch meiner Meinung nach noch mehr beeindruckt, ist die Tatsache, dass nicht weniger als sechs der Top-8-Decks auf neuen Karten basieren (Reveillark, Axt und Kinsbaile Borderguard). Und – fast hätte ich es vergessen – wie viele Tarmogoyfs waren in der japanischen Top 8? Zählt ruhig noch mal nach...

Habt ihr schon Erfahrungen mit Morningtide gesammelt? Oder wollt ihr die schon vorhandenen Decklisten kommentieren? Mich wieder zurück in den Vorruhestand wünschen? Dann ab ins Forum!




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