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Extended
Wie man ein Budgetdeck um 100€ teurer macht...
Wo Tarmogoyf noch fehlte
von Gregor Ruttner
27.12.2007

Erinnert ihr euch noch an 2004? Fußballeuropameisterschaft in einem Land, das es noch verdiente sie auszutragen (und ja, ich bin selbst Österreicher), EU-Erweiterung im großen Stil, olympische Spiele in Athen, neue Bundespräsidenten in Deutschland und Österreich, Michael Schumacher wird zum letzten Mal Formel-1-Weltmeister und vieles, vieles mehr...

Und wer erinnert sich noch ans damalige Magic-Metagame? Damals hatte man vor allem in Standard nur zwei Möglichkeiten: Affinity spielen, oder Anti-Affinity spielen. Durch einige Bannings entschärft schaffte es das Deck dennoch als Klassiker akzeptiert zu werden, und wird noch gerne in Extended gespielt.

Und jetzt kommen wir ins Jahr 2007, und dieses Mal gleich zu Magic: Viele tolle Karten sind erschienen, die garantiert lange gespielt werden: Damnation, Garruk Wildspeaker, Thoughtseize, Pact of Negation, um nur einige zu nennen.

Aber eine Karte steht weit über allen anderen: Tarmogoyf, gehasst und geliebt zugleich. In kurzer Zeit wurde er zur besten Wertanlage seit langem. Und was soll man sagen, er ist einfach gut.

Und jetzt bringen wir beide Jahre zusammen, also praktisch 4011. Die Überlegung ist folgende: Arcbound Ravager wird stärker, indem man bleibende Karten opfert, also in den Friedhof schickt, und Tarmogoyf wird stärker, wenn mehr im Friedhof liegt. Diese beiden Karten sollten sich also wunderbar vertragen. Schauen wir uns mal so eine Deckliste an.


4x Seat of the Synod
4x Tree of Tales
4x Vault of Whispers
4x Glimmervoid
2x Blinkmoth Nexus
2x Darksteel Citadel

4x Ornithopter
4x Frogmite
4x Arcbound Worker
4x Arcbound Ravager
4x Tarmogoyf
4x Myr Enforcer

4x Cranial Plating
4x Chromatic Star
4x Tormod's Crypt
4x Thoughtcast

4x Smother
4x Krosan Grip
3x Pithing Needle
4x Leyline of the Void

Was wohl zuerst auffällt ist, dass ich mich entschieden habe, auf Rot zu verzichten. Das liegt daran, dass die Manabase einfach zu unsicher ist. Wir haben pro Farbe nur 12 Manaquellen im Deck (Artifactland, Glimmervoid und Chromatic Star), zu gering ist die Chance, immer das richtige Mana parat zu haben, zu viele potenziell tote Karten könnte es mit einer Farbe mehr geben. Und Chrome Mox fehlt aus genau dem gegenteiligen Grund: Zu wenig farbige Karten sind im Deck. Und wer möchte schon seinen Tarmogoyf einprägen? Jetzt aber zur Einzelkarten Besprechung:

4 Ornithopter – Braucht man noch etwas dazu zu sagen? In den ersten Runden blockt er so ziemlich alles, und am Ende wird er Finisher, entweder ausgerüstet oder durch Ravager-Marken. Und das ganze gratis.

4 Frogmite – In neun von zehn Fällen ein 2/2er für null Mana – und das meistens in Runde zwei oder drei – gefällt.

4 Arcbound Worker – Das Kamikazetier. Er kann immer angreifen, denn falls er geblockt wird, kommt seine Marke auf eine andere Kreatur, die dann besser wird. Oft genug haben Gegner ihn einfach so durchgelassen, damit sie meinen Ornithopter noch shocken können.

4 Arcbound Ravager – Egal ob er selbst eine riesige Kreatur wird, oder seine Stärke vererbt, er ist einfach die Schlüsselkarte im Affinity, die Siege schon sehr früh ermöglicht. Übrigens: Ungeblocktes Kleinvieh unterstützt er am liebsten. Ihr würdet staunen, wie oft die Gegner sich verrechnen und dann an einem Arcbound Worker zugrunde gehen. Arcbound Ravager sei Dank.

4 Myr Enforcer – Ein billiger Riese, immer nett um Druck zu machen.

4 Tarmogoyf – Der Star des Decks, und auch er folgt der Tradition des Affinitydecks: Für wenig Mana eine große Kreatur.

4 Cranial Plating – Habe ich schon erwähnt, dass Ornithopter mit dieser Karte verheiratet ist? Sie führen eine himmlische Ehe. (Wer hat den Witz verstanden?) Nach Möglichkeit sollte man genug Mana freihalten, um auch hier wieder kleine Kreaturen überraschend groß zu machen.

4 Chromatic Star – Manafixing und Carddraw in einem, passt doch wunderbar.

4 Tormod's Crypt – Immer hilfreich: Dredge und Psychatog killt es meistens im Alleingang, und ansonsten verabschiedet es einfach störende Karten, wie etwa Ancient Grudge. Hier gilt also: Gratis und nicht umsonst.

4 Thoughtcast – Manche behaupten ja, man spiele nur deswegen Affinity: Zwei Karten ziehen für nur ein Mana. Johnny, was willst du mehr?



Das Sideboard kann eigentlich in jedem derzeitigen Metagame helfen. Smother gegen feindliche Tarmogoyf, Kataki und sonstiges Kleinvieh; Pithing Needle, weil sie im Affinity noch stärker ist; Leyline of the Void, um Bridge from Below-Decks endgültig den Rest zu geben, und zu guter Letzt selbsterklärend Krosan Grip.



Vor dem Sideboarden habt ihr eigentlich gegen jedes Deck den Sieg in der Tasche. Es gewinnt schnell genug, um Combos zu verhindern, und hat genug Kreaturen, um andere zu überrennen. Brenzlig wird es dann immer im zweiten Spiel, denn drei Viertel der Decks meiner Testgegner hatten Artifacthate im Sideboard. Und die meisten davon sogar eine große Menge. Wieso also nicht Gegen-Hate im eigenen Sideboard? Weil es einfach sinnlos ist, versucht euch einfach nicht stören zu lassen und legt immer wieder Zeugs nach. Irgendwann hat der Gegner keinen Hate mehr und dann seid ihr wieder am Zug.

In dieser Affinityvariante gibt es aber noch einen Joker: Tarmogoyf. Er ist kein Artefakt, das heißt Folgendes für euch. Falls ihr ihn nicht braucht, spielt ihn im ersten Spiel gar nicht aus. So boardet der Gegner nur Artifacthate, und ihr spielt einfach Tarmogoyf aus, der dann in den meisten Fällen zumindest schon mal 4/5 ist. (Zum Nachrechnen: Artifact, Creature und Land in eurem Friedhof, zumindest Instant oder Sorcery im gegnerischen.)

Im dritten Spiel muss der Gegner sich entscheiden, ob er etwas gegen Artefakte oder gegen Tarmogoyf boardet oder gar beides nimmt und so sein Deck nur auf Hate ausrichtet und plötzlich nicht mehr gewinnen kann. Die Chancen stehen also doch auch nach dem Boarden recht gut... dank Tarmogoyf!

Und jetzt noch zum Titel des Artikels, dem einzigen, dafür sehr großen Nachteil des so hoch gelobten Tarmogoyfs: Pro stück kostet er 25€, oft sogar mehr. Ansonsten wäre das Deck für unter 100€ zu bauen. Ich sage euch dennoch: Es zahlt sich aus, denn wie im Absatz vorher besprochen – das Vieh macht die einzige Schwachstelle des Affinitydecks dicht. Und außerdem: Auch jetzt, ein halbes Jahr nach seinem Erscheinen, ist es noch nicht so schwer ihn zu bekommen. Versucht das mal in zwei Jahren, und schreibt dann einen Kommentar unter diesen Artikel.

Wir lesen uns aber hoffentlich früher wieder!

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