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Standard
Die Fruitcakes haben Pocken
B/W Tapir Connection
von Lukas Pfeffer
08.02.2007

Prolog

Es ist ja so:

Keiner mag dieses geschenkte, weihnachtliche Früchtebrot, ein Relikt aus längstvergangenen Zeiten, als Essen eben noch ungenießbar war, kein Vergleich zu unserer heutigen, himmlischen Fastfood-Kultur. Außen verlockend bunt, innen der abscheuliche Geschmack, beides Eigenschaften, die unsere Äpfel und Tomaten erst jetzt erhalten, sozusagen schlechte Gene. Aber da kann man sagen was man will, das haben die Wizards Leute wieder einmal gut hingekriegt, das mit dem Flavor, wie sie das Fruitcake Elemental erschaffen haben. Der grimmige, verbitterte Gesichtsausdruck, die geballte Faust, alles Zeichen unserer Einstellung gegenüber Früchtebroten, quasi falsche Erziehung. Und auch die Fähigkeit, sehr früchtebrotig. Keiner will es, wegwerfen kann man Geschenke schlecht, also wird es verpackt und weiter verschenkt. Ihr seht, Magic ist noch lange nicht tot, solange Wizards ihre Karten mit so viel Leben und Realismus erfüllt.

Mit Standard verhält es sich ähnlich und da kann man jetzt sagen, Bogen gespannt zum eigentlichen Thema: Keiner mag Standard. Keiner mochte das alte Format, man verlor immer gegen die gleichen Decks. Keiner mag das neue, man verliert immer gegen neue Decks. Und überhaupt sollte Wizards endlich einmal etwas unternehmen, damit generell mehr Spiele gewonnen werden! Bis es soweit ist, muss man sich eben selber helfen. Die Problematik zurzeit, also, da gibt es eben einmal diese unendlich vielen Decks, Hilfausdruck Schwammerlpopulation. Dann gibt es immer kurze Zeit das gute, bessere Deck. Doch sobald zu viele Leute das bessere Deck spielen, ist dieses auf einmal furchtbar schlecht und wird zu Früchtebrot, ergo schaut immer noch gut aus, schmeckt aber nicht mehr und verliert. Das unschlagbare Deck, das eine mit Protection of Früchtebrot, scheint es nicht zu geben. Um jetzt doch zu gewinnen, benötigt man das Wissen oder Gespür, welche Decks gerade angesagt sind und dann noch die Zeit, fast wöchentlich ein neues Deck einzutüten und zu testen – und somit fast alle T2-legalen Karten. Das mit der Zeit könnte ich schon irgendwie hinbekommen, hab ich mir gedacht. Welche Decks gerade in sind, steht im Internet, hab ich mir gedacht. Aber andere Leute um den ganzen T2-legalen Kartenpool anzuschnorren, schaff nicht einmal ich, hab ich gewusst.

Die Entstehungsgeschichte

Ich kam zu dem Entschluss, dass ein Deck, welches sich stark auf Discard konzentriert, generell weniger abhängig von gegnerischen Decks ist. Ob man sein Gegenüber nun Loxodon Hierach, Dragonstorm oder Compulsive Research abwerfen lässt, macht zumindest theoretisch keinen großen Unterschied. Es gibt natürlich immer noch gute und schlechte Matchups, allerdings sollten laut meiner Hoffnung alle Partien im Reich des Möglichen bleiben und ein Deck mit konstant wenig schlechten und guten Matchups entstehen.

Allerdings hat meine Wenigkeit dieses Konzept natürlich nicht erfunden, mit Disrupting Scepter wird schließlich schon seit Alphazeiten gespielt. Innovation und Anerkennung sind also dahin, dafür erspare ich mir dank vorhandener Internetlisten einiges an Arbeit. Eine der ersten Netdecks dieser Art nach der Veröffentlichung von Time Spiral war die Liste von Ryosuke Adachi, gespielt auf einem der größeren japanischen Turnier, namens Kings Games.
 
lands (24):
10Swamp
5Plains
1Orzhova, the Church of Deals
4Caves of Koilos
4Godless Shrine

creatures (10):
4Ravenous Rats
4Hypnotic Specter
2Angel of Despair

spells (26):
4The Rack
4Castigate
3Phyrexian Totem
4Stupor
3Phyrexian Arena
4Mortify
4Wrath of God

60 cards
creatures (4):
4Ghost Council of Orzhova

spells (11):
4Sacred Ground
4Leyline of the Void
3Persecute

15 cards
 
Dieser Ansatz gefiel mir grundsätzlich sehr gut, allerdings war und bin ich der Meinung, dass eine Aggro-Variante besser ist: Einerseits um dem Gegner weniger Zeit zu geben, sich von dem anfänglichen Discard erholen zu können und anderseits, um ein vernünftiges Matchup gegen andere Aggrodecks zu haben, was mit der obrigen Liste trotz Wrath of God nicht gegeben ist. So entstand über den Herbst hinweg schließlich diese „meine“ Liste.
 
lands (22):
4Caves of Koilos
9Swamp
1Urborg, Tomb of Yawgmoth
4Godless Shrine
4Flagstones of Trokair

creatures (16):
4Ravenous Rats
4Dark Confidant
4Jötun Grunt
4Shrieking Grotesque

spells (22):
4The Rack
4Funeral Charm
4Condemn
4Smallpox
4Castigate
2Phyrexian Totem

60 cards
creatures (2):
2Withered Wretch

spells (13):
4Blackmail
3Deathmark
3Disenchant
3Honorable Passage

15 cards
 




W/B Tapir Connection, W/B The Rack, W/B Aggro Discard, Grey Pox

Unter diesen Namen ist das Deck inzwischen auch im Internet bekannt. Ein Tapir ist ein schwarz-weißer, asiatischer Bär, der kein Panda ist. Läuft alles glatt, spielt sich das Deck so, dass der Gegner alle seine Handkarten verliert, seine Kreaturen an Removal sterben, während wir The Rack oder Jötun Grunt nachlegen. Die Manakurve ist absichtlich sehr, sehr niedrig gehalten, man will schließlich so aggressiv wie möglich sein, „überflüssige“ Länder in den Smallpox opfern und letztlich sich mit den Dark Confidants nicht zu sehr selbst verletzen.

Generell spielen sich alle Matches sehr verschieden und situationell. Vor allem Smallpox bietet meistens einige Optionen, bei denen man sich oft zwischen Kartenvorteil und Tempo entscheiden muss. Man bekommt aber das nötige Gefühl nach einigen Spielen recht schnell. Schwer zu spielen ist das Deck nicht, Fehler verzeiht es allerdings eher keine, da man zum Beispiel nicht glücklich den Burnspell von oben nachziehen kann. Es gibt zwei offensichtliche, aber äußerst schwerwiegende Fehler, die man mit dem Deck begehen kann und die man wie folgt vermeidet:

1. Karten, die man mit dem Dark Confidant „zieht“, muss man immer brav herzeigen.
2. Immer schön die Upkeep Kosten des Jötun Grunt bezahlen, bevor man durch das Ziehen einer Karte in den Draw Step übergeht.

Zu den monoschwarzen Liste, welche durchs Netz geistern: Sie sind schlicht schlechter als die zweifarbige Variante. Man verzichtet auf unersetzbare, bessere Karten (Castigate, Jötun Grunt) und ist stattdessen gezwungen, unflexibles Zeug (Plagued Rusalka, Cruel Edict) zu spielen. Trifft man auf die richtigen Matchups, kann man aber natürlich auch mit dem unflexiblen Zeug erfolgreich sein.

Noch ein Wort zu dem Namensvetter des Decks, Panda Connection. Dieses hat, außer der Farbwahl, wenig mit dem von mir vorgestellten Deck gemeinsam. Panda Connection ist in meinen Augen ein aggressives Metagame-Deck, also ein Aggro-Deck mit großer Berücksichtigung des Metagames – ein Deck, das viele Karten rein aus dem Grund spielt, gegen spezielle Decks gute Matchups zu haben. Daraus ergibt sich, dass man einen relativ großen Teil des Decks regelmässig austauschen und anpassen muss. Dies artet wiederum in Arbeit und eine größere Anzahl an erforderlichen Karten aus, also eher das Gegenteil von dem, was ich erreichen möchte.

Deckanalyse

Maindeck: Folgende Karten bilden den Kern des Decks und sollten in jeder Version gespielt werden.

4 Smallpox: Die vielseitigste Karte des Decks, deren symmetrische Effekte dieses Deck aufzubrechen versucht. Selten schafft man dies in allen Bereichen, muss man auch nicht. Manchmal ist es wichtig, dem Gegner seine letzte Handkarte zu klauen, manchmal nimmt man ihm sein viertes Land weg (und hindert ihn so am Wrath) und ein anderes Mal entfernt man die nervige Akroma. Es reicht vollkommen, ausgeglichen abzutauschen. Hin und wieder ist es sogar von Vorteil, Smallpox zu spielen, obwohl man streng genommen selbst Kartennachteil erwirtschaftet. Überflüssige Länder auf der Hand oder im Spiel haben keinen Einfluss mehr auf das Spiel und können somit bereitwillig geopfert werden.

Auch der Eindruck, sich durch Smallpox hauptsächlich seine eigenen Kreaturen zu zerstören, stimmt nicht ganz. Natürlich ist es unpassend, Dark Confidant gefolgt von Smallpox zu spielen, mit sorgfältiger Planung lassen sich solche Situation aber umgehen oder man wartet mit dem Smallpox einfach. Lebt unser dunkler Mitwisser nämlich mehrere Runden, hat man meist schon gewonnen. Warum Smallpox aber wirklich so toll und unersetzlich in diesem Deck ist, ist die Tatsache, dass es hilft, ein altes Problem vieler Discarddecks zu lösen: Unser Gegenüber wirft unnötige Karten ab, bunkert die teuren, guten Sprüche und überwindet uns letztendlich mit deren Hilfe. Smallpox hingegen stellt den Gegner vor folgendes Dilemma: Entweder behält er seine teuren, guten Sprüche und hat möglicherweise nie genug Mana dafür oder er wirft er seine teuren Sprüche ab und spielt lediglich seine billigen, schlechteren Karten. Auch das Problem der nachgezogenen Karten (wie Tidings) wird durch Smallpox so etwas entschärft: Die muss man schließlich dann ebenfalls irgendwie spielen, und dafür braucht man Mana.

Einzige Grundregel: Nie Smallpox spielen, ohne im Zug darauf sicher wieder zwei Mana/ Länder zur Verfügung zu haben. Wichtig ist auch die Reihenfolge, in der die Dinge geopfert werden: Ein abgeworfenes Dodecapod als einzige Kreatur auf der gegnerischen Seite wandert flugs in den Friedhof.

4 Castigate: Die meistgespielte Karte im zweiten Zug. Sie bewahrt einem vor großem Übel und zerstört mittelmäßige gegnerische Starthände. Das Letzte, was dieses Deck sehen will, ist Carddraw: Compulsive Research, Phyrexian Arena, weg damit. Böse Elefanten-Herden, weg damit. Beide. Nur gegen ultra-aggressives Boros und Konsorten verständlicherweise ungeeignet.

4 The Rack: Da eine leere Hand den Gegner noch lange nicht umbringt und Kreaturen die Angewohnheit haben zu sterben, spielt man vier hiervon. Hat man The Rack im Spiel, muss man nur noch lange genug überleben. Es ist aus taktischen Gründen meistens nicht optimal, es gleich in Turn 1 zu spielen, auch wenn man sonst nichts zu tun hat. Es passiert nämlich nicht selten, dass unser Gegenüber dann seine Hand aus 2 Rift Bolts entleert, die er ansonsten zurück gehalten hätte.

4 Dark Confidant: Die einzige Karte in diesem Deck, die keine direkte Synergie mit dem Rest des Decks hat, außer dass sie Karten zieht und zieht und zieht. Das reicht aber bekanntlich schon, um das eine oder andere Spiel zu gewinnen.

4 Ravenous Rats: Eine Karte, die alleine gesehen nicht so stark wirkt, in diesem Deck sich allerdings zu einem der vielen Allstars entwickelt. Hilft zuerst, die gegnerische Hand zu dezimieren, blockt anschließenden gegnerische Kreaturen, schmeißt sich in den Smallpox und ermöglicht so dem Dark Confidant das Leben (dabei allerdings Vorsicht vor Spotremoval!) oder beginnt einfach mal, die gegnerischen Lebenspunkte zu dezimieren.

4 Shrieking Grotesque: Dasselbe Prinzip wie bei den Ratten. Sie sind mit 3 Mana etwas teurer und daher manchmal etwas klobig. Allerdings sind die 2 Schaden in der Luft das zusätzliche Mana meistens wert. Außerdem ermöglichen sie es auch, z.B. gegen dicke Silhana Ledgewalker, den notwendigen Zug länger zu überleben. Der Gargoyle ist besser als der Hypnotic Specter, da der Discard sofort eintritt und er anschließend blocken kann.

4 Jötun Grunt: Der Gegner hat keine Handkarte mehr, man selbst kann aber keinen Druck ausüben und unser Vorteil ist dahin? Dank dem Jötun Grunt passiert dies äußerst selten. Ein Smallpox reicht meistens aus, um ihn drei Runden leben zu lassen, aber auch zwei reichen als Grundlage für seinen Einsatz völlig. Selbst ohne Friedhof ist er gegen den Boros-Spieler zumindest ein Fog. Und nein, 4 Stück sind nicht zuviel. Zugegeben, Starthände mit zwei Exemplaren von ihm wird man wegschmeißen, einen will man aber immer haben. Alleine ihm ist es zu verdanken, dass man von Elefanten-Token nicht einfach überrannt wird und mit seinen geringen Manakosten ist er die einzige dicke Kreatur in schwarz-weiß, die man nach einem Smallpox zuverlässig spielen kann.

4 Flagstones of Trokair: Oder auch einfach „Ziegelsteine“. Diese Wunder-Ebene ermöglicht unfaire Dinge mit Smallpox, fixed gelegentlich das eigene Mana und besorgt Futter für den Jötun Grunt.

9 Swamp, 4 Caves of Koilos, 4 Godless Shrine: Da in meiner Deckliste kein Charbelcher zu finden ist, sollte keine weitere Erklärung notwendig sein.

1 Urborg, Tomb of Yawgmoth: Das obligatorische legendäre Land in unsere Farbe. Hat manchmal einen Sinn, wahrscheinlich. Der Hauptgrund, warum ich es spiele ist natürlich, um behaupten zu können, ich hätte den Planar Chaos Spoiler berücksichtigt. Wollte Wizards nach Kamigawa, den Judges zuliebe, legendäre Länder nicht vorerst in den Ruhestand schicken?

Maindeck: Die restlichen Karten halte für wichtig und richtig, hier gibt es aber einiges an Diskussionspotenzial.

4 Funeral Charm: Eigentlich will man kein Kreaturenremoval spielen. Es gewinnt nicht, hat keine Synergien zum Rest des Decks und liegt manchmal einfach nutzlos auf der Hand herum. Allerdings hilft es einem zu überleben, was auch nicht ganz unwesentlich ist. Dass der Funeral Charm neben der Removalfunktion eine nützliche Alternative in Form von Instant-Discard bietet, macht ihn zum Removal-Kandidaten Nummer 1. Und solange Savannah Lions, Soltari Priests, Paradise Birds, Llanowar Elves, Scryb Ranger und Dark Confidants in ausreichender Menge gespielt werden, wird er das auch bleiben.

4 Condemn: Condemn ist gegen alles was nicht Teferi spielt, schlicht das beste Removal derzeit. Versauert manchmal auf der Hand, lässt sich aber dann zumindest noch mittels Smallpox abwerfen. Bringt notfalls auch mal 4 Leben, indem man den eigenen Jötun Grunt abschießt, welcher sowieso keine Runde mehr überlebt: Angreifen, Schaden auf den Stack, Condemn. Wäre zusätzliches Removal nicht notwendig, würde ich es nicht spielen. Möchte man eine Maindeck-Antwort gegen Enchantments haben, empfiehlt sich, stattdessen Mortifys zu spielen.

2 Phyrexian Totem: Erhält die letzten zwei Plätze. Wird nicht primär zwecks Manabeschleunigung gespielt, sondern um zusätzlichen Druck zu machen. Da der Gegner oft keine Handkarten hat, kann man ohne Gefahr angreifen. Verliert man mal zwei Länder, ist dies auch kein Drama, da man mit dem Totem plus dem übrigen Land wieder auf die benötigten zwei Mana kommt. Zerstört „Random-Wrath-Control“-Decks. Änderungen an meiner Liste würde ich hier beginnen.

Das Sideboard ist wie immer eine sehr individuelle Angelegenheit und wird noch schneller zu Früchtebrot als die eigentlichen Decks. Hier ist meine Version.

4 Blackmail: Der MVP aus dem Sideboard gegen alle Control-Decks. Wird dank des vielen Discard in diesem Deck meistens zur Coercion für ein Mana.
3 Disenchant: Typische Sideboardkarte. Wird entweder gegen nervige Einzelkarten (Worship, Bottled Cloister, Phyrexian Arena) oder gegen Decks gespielt, die auf Signets aufbauen. Vor allem gegen das kürzlich vorgestellte W/B/R-Firemane Control gut geeignet. Monoschwarze Listen haben keine mir bekannte Möglichkeit, Enchantments zu zerstören.
3 Deathmark: Aggrodecks sind so gut wie immer grün, weiß oder beides, wodurch diese Karte oft Anwendung findet.
2 Withered Wretch: Oft findet man ein Matchup, bei dem man die eine oder andere Karte mehr austauschen möchte, und eine zusätzliche Kreatur, die nebenbei Think Twice und Mystical Teachings entfernt, ist nie schlecht. Wer die Phyrexian Totems im Maindeck nicht leiden kann, ist mit diesem Mann als Ersatz gut beraten.

Karten, die es nicht ins Deck geschafft haben

Cry of Contrition: Diese Karte ist besser als sie ausschaut und vor allem gegen aggressive Decks hervorragend. Cry auf den Savannah Lion, nächster Zug Smallpox ist spitze. Der Nachteil ist, dass man auch mal ohne Kreaturen dasitzen kann, wie es mir auf den letzten Champs passiert ist, weshalb ich vom Cry wieder abgekommen bin. Weiterhin ist der Cry der einzige Grund, doch lieber eine monoschwarze Liste zu spielen: Weder Jötun Grunt noch Condemn passen zu sonderlich gut zu ihm.

Stupor: Diese Karte ist SCHLECHTER als sie ausschaut, auch wenn groß Kartenvorteil draufsteht. Reine Discard-Sprüche müssen entweder sehr billig sein und/ oder gezielt. Man hat nicht zuverlässig im dritten Zug drei Mana, um Stupor zu spielen zu können, und selbst dann hat man keine Garantie, das nervige Compulsive Research auf der gegnerischen Hand zu erwischen. Auch ist es oft in der dritten Runde erst mal an der Zeit, sich effektiv um gegnerische Kreaturen zu kümmern, aber später verliert Stupor recht schnell an Durchschlagskraft. Noch dazu wird es in den Partien, in welchen Stupor glänzen würde, oft schlicht Remanded und man verliert eine ganze Runde. In monoschwarzen Listen wird Stupor oft gespielt, um das unersetzbare Castigate zu kompensieren.

Psychotic Episode: Wenn man einen zusätzlichen Coercioneffekt will, spielt man Blackmail.

Savannah Lions: Billige, aggressive Kreatur. Allerdings will man sie auf keinen Fall in den Smallpox opfern, und darum wird es deutlich schwerer, diesen erfolgreich zu spielen. Die Löwen werden letztendlich nicht gespielt, da sie zuwenig Synergie mit dem Rest des Decks aufweisen.

Hypnotic Specter: Shrieking Grotesque ist dank sofortigem Discard besser und für mehr Drei-Mana-Kreaturen gibt es weder Platz noch Verwendung.

Ghost Council/ Mindslicer/ Nightmare Void etc.: Werden in vielen Internet-Listen gespielt. Ich sehe dazu keinen Grund, sie werden nicht benötigt und sind mit 4 Mana viel zu teuer. Denkt daran, wie schwer es sein kann, in einem Boros-Deck auf 4 Mana zu kommen und rechnet zusätzlich noch Smallpox ein.

Mortify: Mortify ist eine gute, flexible Karte. Aber Mortify kostet 3 Mana, ist somit umständlich und klobig. Trotzdem ist meine Enscheidung Mortify nicht zu spielen, ein Risiko in der Hoffnung, im ersten Spiel keine Phyrexian Arena anzutreffen.

Last Gasp: Mögliche, in meinen Augen schlechte, Alternative zu Condemn. Metagameabhängig.

Phyrexian Arena: 4 Dark Confidant sind ausreichend, und der ist ein Mana billiger und macht außerdem noch Druck.

Starthände und Mulligans

7-Karten-Hände

    1. Man kann das Spiel ohne weißes Mana beginnen, aber NIE ohne schwarzes. (Eine Hand mit 2 Ziegelsteinen als Länder ist auch nicht haltbar.)
    2. Man will immer 2 oder 3 Länder auf der Starthand haben. Mehr Länder sind nur in Verbindung mit multiplen Smallpox haltbar.
    3. Zuviel Removal oder kein Druck in Form von Kreaturen oder Discard: Weg damit!
    4. 2 The Rack ist manchmal grad noch vertretbar, noch mehr nie, auch wenn es verlockend ausschaut.


4/5/6-Karten-Hände

    1. Man will immer noch mindestens 2 Länder und schwarzes Mana.
    2. Ein Dark Confidant wertet jede Hand auf und ermöglicht es, den Kartennachteil möglichst rasch wieder aufzuholen.


Einige Matchups

Boros (Matchup: ausgeglichen bis schlecht)
Der Würfelwurf ist hier so wichtig wie in sonst keinem Matchup. Es gilt, zu Beginn so wenig Schaden wie möglich durch gegnerische Kreaturen abzubekommen und immer brav 1 zu 1 mit unserem Removal abzutauschen, um möglichst bald an dem Punkt anzukommen, an dem unser Gegenüber seine Hand leer gespielt hat. In der Regel legt man dann The Rack oder einen Jötun Grunt und die Aufholjagd kann beginnen. Hier liegt allerdings das Problem in dieser Begegnung: So lange man den Gegner nicht tot bekommt, ist man immer in Gefahr, durch nachgezogenen Burn das Spiel doch noch abzugeben. Viel Rechenarbeit ist hier notwendig. Condemn auf Jötun Grunt kommt in diesem Matchup öfter vor als man vermuten würde und Funeral Charm im gegnerischen Draw-Step sollte man auch nicht vergessen. Vorsicht ist bei den Flagstones geboten, beide spielen sie, ihr wisst schon.

Geboardet wird: -4 Castigate, -2 Phyrexian Totem, -2 Dark Confidant, +3 Deathmark, +3 Honorable Passage, +2 Withered Wretch oder Disenchant (gegen Worship).

Ich muss ehrlich gestehen: Dark Confidant rausboarden oder nicht, da bin ich mir selten sicher. Ich habe mich für diese Variante entschieden, mit der ich sicherstelle, nicht früh zwei zu ziehen. Auch wichtig nach dem Sideboarden ist es, sobald man es sich irgendwie leisten kann, die Godless Shrine in den Smallpox zu opfern anstatt der Flagstones, wegen Cryoclasm. Withered Wretch spielen Lückenfüller. Die Spiele sind meistens sehr knapp. Alles in allem ist das Matchup aber dank der 12 Removal-Sprüche im Maindeck besser als man vermuten würde.

MonoG Aggro (Matchup: sehr gut bis gut)
Sicher spielen lautet die Devise. Turn 2 lieber Castigate (Silhana Ledgewalker und Call of the Herd sind die vorrangigen Ziele) anstatt Ravenous Rats spielen und ein paar Schaden mehr nehmen. Kann man Ledgewalker/ CotH/ Spectral Force entfernen, sieht man sich meist recht schnell nur mehr Ländern und ein paar hilflosen Elfen gegenüber, welche schnell überwunden werden können. Im späteren Spiel bei geringem Lebensstand angreifende Kreaturen immer blocken, um nicht an Might of Old Korsa oder Stonewood Invocation zu sterben.

Geboardet wird: -2 Phyrexian Totem, -4 Castigate, -3 Dark Confidant, +3 Deathmark, +2 Withered Wretch, +4 Blackmail

Blackmail ist in diesem Matchup nicht perfekt, funktioniert aber wie Castigate für ein Mana und ist damit besser als selbiges. Die Withered Wretch werden hereingenommen, um trotz der herausgenommen Confidants und Totems noch genug Blocker und Druck erzeugen zu können. Dass sie CotH und Moldervine Cloaks entfernen können, ist auch ein sehr nützlicher Nebeneffekt. Ein besseres Matchup als Boros wegen der vielen, ungefährlichen, leicht entfernbaren Ein-Mana-Kreaturen (Birds, Llanowar Evles, Pit-Skulk).

U/G Scryb & Force (Matchup: gut bis ausgeglichen)

Die Taktik ist die selbe wie gegen MonoG Aggro. Ein Turn 2 Smallpox on the play ist aufgrund der geringen Länderanzahl im Scryb&Force-Deck natürlich noch besser. Allerdings ist vor allem bei unseren teuren Drei-Mana-Spells Vorsicht vor Remand geboten. Unvorsichtig in eine Mystic Snake zu laufen verliert das Spiel schon mal. Auch unsere Condemn sind dank Plaxmanta nicht mehr so toll, werden aber benötigt, falls Ohran Vipern auftauchen.

Geboardet wird: -2 Phyrexian Totem, -4 Castigate, -3 Condemn, +3 Deathmark, +2 Withered Wretch, +4 Blackmail

Diesmal bleiben die Confidants drinnen. Deathmark ist hier besser als Condemn, um wie schon angesprochen Plaxmanta und Stonewood Invocation vorzubeugen. Vorsicht ist bei eventuell auftauchenden Morph-Kreaturen (Vesuvan Shapeshifter) geboten. Ein leicht positives Matchup, praktische Übung ist allerdings wärmstens empfohlen, da es, meiner Meinung nach zu den schwereren Begegnungen gehört.

W/R/B Firemane Control (Ausgeglichen, denke ich.Ich habe dieses Matchup leider nur unzureichend testen können.)
Alles dreht sich um die Phyrexian Arena. Betritt diese das Spiel, sieht es verständlicherweise gar nicht gut aus. Kann man die Arena allerdings verhindern, stehen die Chancen nicht schlecht, denn weiteren Carddraw hat unser Gegner nicht und die gespielten, ungefährlichen Signets helfen nur, die gegnerische Hand zu entleeren. Anschließend gilt wie immer: Nicht in den Wrath laufen, indem man zu viele Kreaturen auf einmal spielt. Der Finisher ist in diesem Matchup meistens The Rack, welche im ersten Spiel kaum entfernt werden kann. Dank Jötun Grunt stellt auch ein Friedhof voller Engel kein Problem dar. Gegen Urza's Factory plus genug Mana geht man allerdings konstant ein.

Geboardet wird: -4 Funeral Charm, -2 Phyrexian Totem, -3 Condemn, +4 Blackmail, +2 Withered Wretch, +3 Disenchant

Die 4 Blackmail haben meine Testspiele erheblich vereinfacht. Turn 1 darf man sie natürlich nicht spielen. Eine Liste der Ziele für Disenchant sieht so aus: Phyrexian Arena, Signets, Sacred Mesa, Faith Fetter usw. Sieht nach einem ausgeglichenen Matchup aus, aber eine weitere Prognosen traue ich mir hier nicht zu.

U/W Urzatron (Matchup: gut bis ausgeglichen)
Tron, das sind viele Karten ein- oder zweimal, ein durchwegs chaotisches, aber gutes Deck. Meine viel zu guten Resultate gegen diesen Archetyp kommen allerdings höchstwahrscheinlich davon, dass diesen Haufen zu spielen nicht ganz einfach zu sein scheint. Es gilt, aggressiven Gebrauch von Smallpox zu machen, um die Mana-Entwicklung des Gegners möglichst lang zu behindern. Gefährlich ist nämlich das Lategame. Man sieht sich Spellburst, Tidings, Uraz's Factory und neuerdings auch der Vesuvan Shapeshifter-Brine Elemental-Combo gegenüber. Idealerweise beendet man das Spiel schon, bevor es soweit kommt. Mit nicht viel mehr als Wrath auf der anderen Seite als Antwort auf unsere Kreaturen ist das auch eine durchaus schaffbare Aufgabe. Counter sollten mit Ravenous Rats und Shrieking Grotesque gezogen werden, Castigate und Smallpox müssen resolven.

Geboardet wird: -4 Funeral Charm, -2 Condemn, +4 Blackmail, +2 Withered Wretch; falls Triskelavus gespielt wird: -2 Condemn, +2 Disenchant

Removal raus, Blackmail rein, mehr fällt mir hierzu nicht ein. Unser Gegner wird ein paar 1-ofs gegen andere 1-ofs tauschen und hoffentlich trotzdem von unseren Kreaturen verhauen. In der Regel sind Discard plus billige Kreaturen mehr, als er handlen kann. Ein positives Matchup, das aber zu einem großen Teil vom Können unseres Gegners mitbestimmt wird.

Dralnu du Louvre (Matchup: schlecht bis sehr schlecht)
Kein gutes Matchup. Desert und Spellsnare schmecken unserem Deck gar nicht. Discard kann sie nur unzulänglich vom Kartenvorteil abhalten (Think Twice, Mystical Teachings). Als einzige Vorteile bleiben, dass resolvte Ratten und Gargoyles wohl selten repealt werden, dass Smallpox sowohl Dralnu als auch Teferi sauber beseitigt und Phyrexian Totem unserem Gegner Kopfschmerzen bereitet.

Geboardet wird: -2 Funeral Charm, -4 Condemn, +4 Blackmail, +2 Withered Wretch

Auch nach dem Sideboarden wird es nicht leichter. Die zumeist eingeboardeten Bottle Gnomes erkaufen unserem Gegner viel Zeit und die Deserts existieren auch immer noch. Ich war schon fast soweit, Caustic Rain für diese Begegnung ins SB aufzunehmen.

Dragonstorm(Matchup: ausgezeichnet bis sehr gut)

Was soll ich sagen, man selbst spielt Discard, unser Gegner Combo. Mit der Ausnahme gemeiner First- oder Second-Turn-Kills darf man dieses Matchup eigentlich nicht verlieren. Ein Mulligan mehr kann bei einem derart guten Matchup gerne mal gewagt werden. Der Plan ist: Immer zuerst seine Hand bearbeiten, dann erst per The Rack und mit Kreaturen Druck aufbauen. Unerfahrene Dragonstormspieler spielen auch schon mal ihre Hand bis auf den Dragonstorm leer, worauf man ganz elegant mit Funeral Charm responden kann.

Geboardet wird: -2 Phyrexian Totem, -4 Condemn, +4 Blackmail, +3 Honorable Passage, -1 The Rack

Gegen Tron- und Signet-Varianten kann man noch weitere Disenchant statt The Racks boarden. Mit lediglich Lotus Bloom als Ziel sind sie im Sideboard besser aufgehoben.

Ignite the Warrens(Matchup: schlecht bis sehr schlecht)
Ein eher noch unbekannteres Combodeck. Angeführt hab ich es, weil wir dagegen leider ganz fürchterlich eingehen. Gegen ein Combodeck!!! Traurig aber wahr. Es ist schneller als Dragonstorm und es gibt nichts, was wir gegen einen Haufen Goblin-Token unternehmen können. Erkennt unser Gegner diese Tatsache nicht und spielt auf ein dickes Ignite Memories, steigen unsere Chancen allerdings. Weiterhin bin ich mir auch ziemlich sicher, dass die derzeitig kursierenden Listen noch stark verbesserungswürdig sind. Ohne ein erfolgreiches Castigate auf Empty the Warrens bleibt nur die Hoffnung.

Geboardet wird: -2 Phyrexian Totem, -4 Condemn, -1 Funreral Charm, +4 Blackmail, +3 Honorable Passage

Disenchant auf Lotus bringt außer +1 Storm für den Gegner nichts, da Empty leider nur 4 Mana kostet, die fast verfügbar da sind. Der Überlebensplan bleibt Castigate auf Empty The Warrens. Ansonsten wird versucht, per Discard die Anzahl der ins Spiel kommenden Goblins möglichst gering zu halten. Sollte dieses Deck in Zukunft öfter anzutreffen sein, wird ein Sideboardplan a lá black-white Wrath benötigt.


Ich bin mir bewusst, dass ich Blackmail und den Withered Wretch sehr oft hereinnehme, während das Phyrexian Totem oft das Deck verlassen muss. Dahinter steckt, dass das Totem sehr vielseitig ist und zusammen mit Smallpox deutlich mehr Optionen offen lässt, während Blackmail und Withered Wretch oft nur Lückenfüller sind, um den freigewordenen Platz, der in dem jeweiligen Matchup schlechten Maindeck-Karten einzunehmen.

Epilog
Es ist ja so:
Niemand mag dieses geschenkte, weihnachtliche Früchtebrot. Weggeworfen wird es trotzdem nicht. Denn man will ja nicht undankbar sein, schließlich hat sich derjenige bestimmt etwas dabei gedacht, als er es verschenkt hat. Und überhaupt ist man eigentlich sowieso viel zu faul, das Früchtebrot weiterzuschenken, da behalten wir es lieber. Und jetzt wieder der Übergang, der Vergleich, die Parallele zu unser aller Berufung, kompetitiv gespieltem Magic: Kaum einer trennt sich gerne von seinem alten Deck. Natürlich, es ist nicht mehr das gute Deck, sondern Früchtebrot, aber es war damals furchtbar teuer, man kann es inzwischen spielen und man will ja nicht undankbar sein. So findet man sich am Turniertag in einem Feld voller Früchtebrote und einigen derzeit guten Listen, gespielt von angehenden, pseudo-kompetitiven Semi-Profis, wieder. Unser Deck hingegen ist, egal in welchem Meta, zumindest ein Früchtebrot, das Pocken verteilt. Und Pocken kann bekanntlich niemand leiden.

Das war meine Vorstellung eines vielseitigen, flexiblen Standard-Decks. Ich bin vollends begeistert davon und halte es für eine gute Wahl für alle Spieler, die weder Lust noch Mittel haben, jede Woche das neue deck-to-beat zu spielen. Ich hoffe, es hat gefallen und freue mich über Feedback und Kritik.

lukas

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