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Standard
One Night In Paris
mBracht über sein Standard-Deck für Worlds
von Maximilian Bracht
07.12.2006

Endlich ist es so weit. Das dreitägige Event im Dezember, worauf wir das ganze Jahr voller Vorfreunde gewartet haben, hat endlich begonnen – die Magic: The Gathering Weltmeisterschaft.

One Night in Paris - Day 1: Standard

Dass Standard meiner Meinung nach das schönste aller Formate ist, liegt daran, dass es mir in meiner Magic-Karriere bisher immer möglich war, ein lustiges blaugrünes Deck zu zwirblen. Sowohl alle Karten für das Heartbeat-Deck als auch für das Ninja-Deck sind leider inzwischen aus dem Format rotiert und das stellte mich vor ein großes Problem: Was kann ich nur spielen?

Ich mag weder stupide Aggro-Decks, bei denen es im Mirrormatch nur darauf ankommt, weniger Länder als der Gegner zu ziehen, seitdem es keine Umezawa's Jitte mehr gibt, noch Control-Decks, bei denen es im Mirrormatch darauf ankommt, den Urzatron ab Zug vier zu haben oder sich tot zu ziehen, weil beide Parteien zwei oder mehrere Firemane Angel im Friedhof haben und der Sieg niemals in greifbare Nähe rücken würde. Dieses Format scheint also nicht zu viel herzugeben, da es auch zwei Editionen weniger beinhaltet. Oder etwa doch?

In Kobe war etwas Zeit nach dem 3-2-1 (4-2 braucht man, um den ersten Tag an einer Limited Pro Tour zu überstehen), um sich über das Standard-Format Gedanken zu machen. Keines der bekannten Decks sagte mir zu, aber zu meinem Glück bin ich von David Brucker darauf aufmerksam gemacht worden, dass ein Japaner in einem Sideevent ein blaugrünes Combodeck spielte. Das Deck war nicht gut; es wurden viel zu viele überflüssige Karten gespielt, aber der Grundgedanke gefiel mir: Unendlich viele Züge dank Walk the Eons und Gaea's Blessing. Unterstützt wird diese Combo durch die Karte Locket of Yesterdays, die es einem ermöglicht, alle Spells für einen Bruchteil ihrer Kosten zu spielen. Wenn ihr gerne eine Karte mit Buyback für ein blaues Mana spielt, ist das hier genau das richtige Deck für euch.

Sicherlich ist jetzt Zeit dafür gekommen, die Deckliste zu präsentieren und danach genauer darauf einzugehen:
 
lands (22):
15Island
2Gemstone Caverns
1Simic Growth Chamber
2Breeding Pool
2Desert

spells (38):
1Gigadrowse
4Locket of Yesterdays
4Whispers of the Muse
2Gaea's Blessing
4Remand
3Telling Time
4Compulsive Research
4Exhaustion
4Careful Consideration
4Repeal
4Walk the Aeons

60 cards
spells (15):
1Gigadrowse
1Gaea's Blessing
4Kraken's Eye
4Mana Leak
3Trickbind
2Commandeer

15 cards
 
Auch wenn ihr auf den ersten Blick keine Winoption seht, bitte nicht wundern. Sowohl Compulsive Research als auch Careful Consideration sind dafür haargenau passend. Das Ziel des Decks ist es, am Anfang des Spiels ein paar Cantrips zu spielen und Karten zu ziehen, um ab Zug vier oder fünf den Gegner in den Exhaustion- oder Walk the Eons-Lock zu setzen (natürlich darf der Gegner auch mal wieder entappen, wenn genug Repeals oder Remands auf der Hand sind).

Sobald einmal ein Locket of Yesterdays im Spiel liegt, das auch immer ziemlich schnell gefunden ist, dank der vielen Carddrawspells, läuft es in der Regel wie geschmiert. Sicher gewonnen ist das Spiel ab dem Punkt, an dem Whispers of the Muse mit Buyback nur ein Mana kostet. Dafür muss das Produkt der Locket of Yesterdays im Spiel und der Whispers of the Muse im Friedhof sechs ergeben.

Gegen jede Art von Controldecks hat man wohl ein 80% Matchup, da irgendwann euere Gegner einfach nicht mehr nachkommen, wenn sie für jeden Spell das dreifache dessen zahlen müssen, was ihr ausgebt. Das einzige, worauf ihr aufpassen müsst, ist eigentlich Careful Consideration. Was ihr vorhabt eurem Gegner anzutun, kann er nämlich auch ganz leicht euch antun: Wenn ihr im Loop seid mit Gaea's Blessing auf Gaea's Blessing, Walk the Eons und Careful Consideration/ Compulsive Research, wäre es nicht ratsam, vier Karten ziehen zu müssen. Zum Schutz davor ist ein Gigadrowse im Maindeck, um das blaue Mana des Controlmagiers zu tappen. Es würde auch ohne gehen, aber nur mit Remand ist es manchmal sehr dumm, wenn ihr mal die ganze Bibliothek gezogen haben müsst, um das zweite Gaea's Blessing zu bekommen, der ganz unten liegt. Mit Gigadrowse seid ihr also auf der sicheren Seite gegen Control, wobei es gegen Aggro eine schlechtere Exhaustion ist.

Falls der Gegenüber ein Castigate im ersten Spiel auf Gaea's Blessing machen würde, hätte man verloren, aber das wird nicht passieren, weil niemand, der dieses Deck nicht kennt, davon ausgehen wird, dass nur zwei davon gespielt werden würden. Im Sideboard ist gegen Decks mit Discard noch ein zusätzliches Gaea's Blessing und Commandeer gegen das fiese Persecute. Was sagt da wohl der Gegner, wenn auf einmal er alle seine schwarzen oder weißen Spells abwerfen muss?

Gegen Dragonstorm ist mit einem Trickbind direkt gewonnen. Desweiteren rate ich, Lotus Bloom zu repealen, sobald es die Spielfläche betritt (Remand würde auch gehen, aber das ist flexibler einsetzbar als Repeal). Da eine Medaille immer zwei Seiten hat, wenden wir sie nun und sehen uns die härteren Matchups an – die wären Magnivore und Gruul/ Boros.

Zweiter Zug Boomerang, dritter Stone Rain, vierter Demolish, fünfter Compulsive Research und Remand, bald gefolgt von Wildfire. Das könnte einem passieren, wenn Magnivore einen God-Draw hat. Da dieses Deck in der Qualität seiner Draws aber sehr inkonsistent ist und mit so einem Draw trotzdem gegen Aggro verlieren kann, solltet ihr nicht allzuviel Angst davor haben. Malt euch lieber einmal aus, wie der God-Draw bei dem Telling Time Deck aussehen würde, wobei es keine Rolle spielt wer anfängt, dank Gemstone Caverns: On the Play könnt ihr mit Locket of Yesterdays durchstarten, gefolgt von Remand, unterstützt von Compulsive Research; bald wird der Magnivoremagier nicht mehr dazu kommen, ein Land zu zerstören, da er einige Male zu erschöpft sein wird.

Ihr könnt ihn aber auch gerne wieder entappen lassen, um ihm dann mit einem zweiten Remand für ein blaues Mana das Wildfire zu countern… Was soll euer Gegner dagegen tun? Commandeer und Mana Leak sind auch sehr hilfreich nach dem Sideboarden. Ich würde sagen, dass man ein 60% Matchup hat und dass es nach dem Sideboarden noch etwas besser wird.

Gruul und Boros, das klingt fies. Dieses Matchup ist am leichtesten zu spielen, was nicht heißt leicht, aber leichter als die anderen, weil es einfach nur um eines geht: Geschwindigkeit. Es ist euch auf jeden Fall zu raten, den Würfelwurf zu gewinnen oder eine Gemstone Cavern auf der Hand zu haben. Wenn das eintritt, sieht es gut aus, andernfalls ist Aggro meist einen Tick schneller als man selbst, wobei die Draws von Aggro inkonsistenter sind als die eigenen. Kraken's Eye ist die Secret Tech gegen solche Decks. Dadurch bekommt ihr, Zug eins oder zwei gespielt, locker zwei bis vier Extrazüge.

Eventuell kann man noch gegen random Aggro-Control-Decks spielen wie Glare oder Blaugrün; keine Angst. Glare macht maximal ein Locket of Yesterdays kaputt, was problemlos gebounced werden kann oder sterben darf, um es anderen Locket of Yesterdays zu ermöglichen, für null Mana gespielt zu werden. In Blaugrün sollten im derzeitigen Metagame keine Trygon Predator enthalten sein.

Während ihr diesen Artikel lest, bin ich wohl schon in Paris [bzw. inzwischen wieder zurück in D –H.] und werde mich ins Zeug legen, dass dieses schöne Deck nicht vergessen wird, bevor es überhaupt gekannt wird. Das Deck heißt aber nicht „Telling Time“, weil Telling Time eine Keycard ist, sondern wegen des Flavortexts: „Mastery is achieved when "telling time" becomes "telling time what to do."

Bis zum nächsten Mal,

mBracht

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