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Extended
Burn, Baby, Burn!
Das erste Leser-Deck unter der Lupe
von Berthold "Fieldy" Klingbeil
06.10.2006

Hallo und herzlich willkommen in der neuesten Errungenschaft des Planeten, der Deck Clinic. Der eine oder andere wird sich vielleicht noch an die seligen Tage erinnern, in denen der geneigte Casual Player seine höchst eigene Sechzig-Karten-Kreation an die Küstenmagier schicken konnte, wo sie von gestandenen Pros durchleuchtet, auf Herz und Nieren geprüft und gegebenenfalls ver(schlimm)bessert wurde.

Gleiches Prinzip soll nun auch hier zur Anwendung kommen, nur dass sich hier nicht Finkel und Co. um Eure Eigenkonstruktionen kümmern, sondern eine Reihe von PlanetMTG-Schreibern, in diesem Fall meine Wenigkeit, Berthold Klingbeil alias Fieldy.

Und damit auch in Zukunft der Strom an eingesendeten Decklisten nicht abreißt, soll gleich zu Beginn noch einmal darauf hingewiesen werden, dass jedermanns Deckideen weiterhin höchst willkommen sind und gerne unter content@planetmtg.de entgegengenommen werden (bitte mit vollem Namen und Adresse wegen der Booster und einem kurzen Kommentar zum Deck inklusive Format!). Immerhin gibt es satte drei Booster zu verdienen, sollte der nächste Artikel sich um euer Deck drehen. Also: Keine Müdigkeit vorgeschützt und fleißig Listen eingesandt. Es lohnt sich!

Für einen hat sich die Sache bereits gelohnt und zwar für Martin Auslender. Dieser war einer der Ersten, die uns eine Liste gesandt haben. Er darf sich über drei Booster freuen und auch darüber, dass sein Deck genau von der Sorte ist, wie ich es für meinen ersten Gehversuch mit der Deck Clinic benötige. Ich will im folgenden demonstrieren, wie in etwa ich mir diese Artikelreihe vorstelle. Dabei wird beinahe jeder Artikel folgendermaßen gegliedert sein:

    1. Den Anfang macht natürlich die eingesandte Liste in ihrer Originalform.
    2. Nachdem auch das Format bestimmt ist, besehen wir uns die einzelnen Bestandteile des Decks etwas genauer. Welche sind unverzichtbar, welche sollten ersetzt werden und welche wandern auf dem schmalen Grad zwischen diesen beiden Extremen?
    3. Des Weiteren suchen wir nach Alternativen für die entbehrlichen oder unnützen Karten, fügen eventuell sogar eine Farbe hinzu oder lassen eine andere komplett fallen.
    4. Den Abschluss bilden einige Beispiellisten, welche die schlechtesten Matchups verbessern sollen.


Aber genug der Vorrede. Wir gehen frisch ans Werk und beginnen mit der Deckliste, die Martin eingeschickt hat und zwar in unverfälschter Form.
 
lands (20):
13Mountain
2Great Furnace
4Barbarian Ring
1Blinkmoth Nexus

creatures (8):
4Slith Firewalker
4Grim Lavamancer

spells (33):
4Browbeat
4Lava Dart
4Lava Spike
3Firebolt
4Magma Jet
3Pyrite Spellbomb
4Chrome Mox
3Blood Moon
4Shrapnel Blast

61 cards
spells (15):
4Shattering Spree
4Pithing Needle
4Leyline of the Void
3Flames of the Blood Hand

15 cards
 
Hier haben wir ein rein rotes Extended-Deck, dessen Plan Martin wie folgt beschreibt:
„Also die Funktionsweise ist eigentlich einleuchtend… soviel Damage machen, wie es nur geht.“

Das klingt plausibel, geht allerdings auch so manches Mal nach hinten los. So lacht uns der CAL-Spieler schon mal aus und auch der Desire-Mann ist mitunter zu flink unterwegs, als dass wir ihn noch vor der Combo rösten können. Auch gegen Scepter macht uns der hohe Sorcery-Count im Deck Probleme und gegen Slide oder Rock sind Hierarch und Baloth höchst ungern gesehene Gäste.

Was also tun? Erst einmal picken wir uns die Sahnestücke des Decks heraus, bilden daraus den Grundstock für die neue Liste und werfen den Ballast über Bord (oder über Board, haha!).

Hier also der verbliebene Rest:

Slith Firewalker und Grim Lavamancer:
Auf die beiden Gesellen wollen wir keinesfalls verzichten, garantieren sie doch frühen Druck und schädigen unseren Gegner im besten Fall jede Runde aufs Neue. Besonders ein mittels Mox im ersten Turn gelegter Slith treibt dem Control-Spieler schon mal die Schweißperlen auf die Stirn. Selbst wenn er das rote Ungetüm handlen kann, so verbraucht er dafür immer noch kostbares Mana, dass ihm sonst eventuell einen Counterbackup oder Ähnliches ermöglicht hätte.

Firebolt, Shrapnel Blast, Magma Jet:
Dieses Dreigespann sorgt für ordentlich Schaden und das zu einem vernünftigen Preis. Während der Blast mit wuchtigen fünf Schaden zu glänzen vermag, punkten Jet und Bolt mit Flashback und Scry, erzeugen also Karten- oder zumindest Qualitätsvorteil.

Chrome Mox, Barbarian Ring, Great Furnace:
Müssen mit an Bord. Der Mox ermöglicht den first-turn Slith und andere flotte Starts und dient genau wie die Furnace dem Shrapnel Blast als Futter. Der Barbarian Ring hingegen erzeugt Mana und ist ein uncounterbarer Shock. Leider beißt er sich ein wenig mit dem Lavamancer, aber nicht so sehr, dass man ihn aus dem Deck werfen würde.

Diese Karten sind also gesetzt. Bleibt nur noch die Aufgabe, den Rest des Decks zu füllen und schon kann's losgehen. Als Füllmaterial nicht gänzlich untauglich mögen sich auch diese Kandidaten erweisen:

Browbeat, Lava Spike:
Die beiden wollen wir im Grunde auch mit dabei haben, allein die Platzfrage stellt sich hier, denn Browbeat ist mit drei Mana ziemlich teuer und Lava Spike schießt ausschließlich auf Spieler und das noch dazu als Hexerei. Dennoch behalten wir das Duo erst einmal im Hinterkopf.

Der Rest (Lava Dart, Pyrite Spellbomb, Blood Moon):
Tja, irgendwo muss man ja mit dem Sparen anfangen, warum also nicht hier? Die Spruchbombe macht zwar farblosen Schaden, zieht manchmal Karten und opfert sich auch mal für den Shrapnel Blast, aber zwei Mana für läppische zwei Damage sind und bleiben einfach zuviel. Das lohnt sich allerhöchstens beim Magma Jet. Der kann nämlich beides: Kartenqualität erhöhen und Schaden machen.
Lava Dart kostet zwar „nur“ ein Mana, trägt aber letztlich viel zu wenig zum Ableben unseres Gegenüber bei, auch wenn man ihn im Zweifelsfalle zweimal countern muss. Und auch der Blood Moon fliegt leider raus, denn satte drei Mana für eine Karte, die nur einen eingeschränkten Nutzen hat und die Boardposition in keiner Weise verändert, wollen wir einfach nicht investieren – besonders nicht in einem Deck, in dem wir auf jeden einzelnen Schadenspunkt angewiesen sind.

So weit, so gut. Wir haben das Deck ordentlich ausgemistet und beeindruckende 18 Slots gewonnen, wollen aber im Gegensatz zur Originalliste mit 60 statt mit 61 Karten zocken. Also bleiben noch 17 Slots, die wir nun nach Belieben füllen. Zu diesem Zwecke verschaffen wir uns zunächst einen Überblick über die möglichen Kandidaten, die da wären:

Flames of the Blood Hand:
Über die Flammen bräuchte man im Grunde kein weiteres Wort verlieren. Ich tue es aber dennoch, denn neben den sehr ordentlichen vier Schaden bringen sie zwei weitere äußerst nützliche Effekte mit. Sie umgehen Schutzkreise und Co. und verhindern, dass unser Gegner sich mittels Hierarch, Baloth oder ähnlich fiesen Dingen wieder in sicherere Lebenspunkte-Regionen retten kann.

Char:
Wieder bekommen wir vier Schaden für drei Mana spendiert, brennen uns aber leider auch selbst ein Loch in den Pelz. Dennoch ist der Instant-Speed genau wie bei den Flames nicht zu verachten und besonders gegen counterbasierte Decks ein enormer Vorteil. Noch dazu räumen wir damit im absoluten Notfall auch mal einen Arrogant Wurm, Baloth oder Meloku aus dem Weg.

Volcanic Hammer:
Immerhin gibt's hier drei Schaden für schlappe zwei Mana. Dafür müssen wir im Vergleich zu den beiden Vorgängern aber leider auf einen Schadenspunkt und den Instant-Speed verzichten, also nehmen wir den Hammer allerhöchstens ins Deck, wenn es die Manakurve gar nicht anders zulässt.

Seal of Fire, Shock:
Zwei Schaden reichen einfach nicht im Extended, selbst wenn sie noch so günstig zu haben sind.

Genju of the Spires:
Kostet nur ein Mana und umgeht damit effektiv so manche Counterabwehr. Dafür sind allerdings die Aktivierungskosten recht hoch und ein Gebirge brauchen wir zudem, was aufgrund von Barbarian Ring, Great Furnace und Co. schon mal fehlen kann.

Sulfuric Vortex:
Auch hier gibt es wieder zwei nützliche Effekte in einem. Erst einmal schockt die Vortex den Gegner Runde für Runde: Das ist wünschenswert. Allerdings bekommen wir im Gegenzug ebenfalls eine gewischt: Das ist weniger ergötzlich. Doch verhindert die mit drei Mana auch nicht gerade billige Verzauberung zudem jeglichen Lifgain und immerhin bekommt der Gegner den ersten Schlag der Vortex ab.

Chain of Plasma:
Drei Schaden im gegnerischen Zug schießen zu können, ist sicher nicht verkehrt, vor allem nicht für zwei Mana. Dass der Gegner die Kette kopieren kann, gereicht uns nur selten zum Nachteil, denn dann bekommt er meist sogleich die nächsten drei Damage an den Kopf geknallt.

Magus of the Scroll:
Die neue Schriftrolle auf Beinen kommt direkt aus der Zeitspirale und uns sehr gelegen. Er ist nicht ganz so late-game tauglich wie die echte Rolle, kann aber dafür im frühen Spiel schon mal an den Lebenspunkten unseres Gegners knabbern.

Blistering Firecat, Arc Slogger, Skizzik:
Dieses Trio ist für meinen Geschmack einfach zu teuer. Mit fünf Mana wollen wir eigentlich etwas ganz anderes anfangen, wenn nicht sogar schon gewonnen haben. Einzig die Feuerkatze ist mit vier Mana noch einigermaßen erschwinglich, aber leider auch nicht gerade von der kräftigsten Sorte. Schon ein Darkblast, Lava Dart oder ähnliches Removal macht kurzen Prozess mit unserer Vier-Mana-Investition.

Demonfire, Fireball, Ghitu Fire und Co.:
Die Sprüche mit dem X darin können wir mit unserem spärlichen Mana besonders im early-game nicht wirklich nutzen und außerdem bekommen wir hier meist mehr Schaden für weniger Mana.

Kommen wir also nun zu der fertigen Liste unseres rein roten Decks:
 
lands (19):
8Mountain
4Great Furnace
4Barbarian Ring
3Blinkmoth Nexus

creatures (12):
4Slith Firewalker
4Grim Lavamancer
4Magus of the Scroll

spells (29):
3Flames of the Blood Hand
3Char
2Browbeat
2Wheel of Fate
3Lava Spike
4Firebolt
4Magma Jet
4Shrapnel Blast
4Chrome Mox

60 cards
spells (15):
4Shattering Spree
3Pithing Needle
3Leyline of the Void
2Genju of the Spires
3Sulfuric Vortex

15 cards
 
So sieht die Sache also nach der Komplettüberholung aus. Ich hoffe, ich konnte den Charakter des Decks einigermaßen bewahren, denn schließlich soll Martin hier sein eigenes Deck gepimpt und nicht einfach einen anonymen Netdeckhaufen hingeklatscht bekommen.

Aber dabei wollen wir es an dieser Stelle nicht einfach belassen, denn schließlich hat das Deck bei Weitem nicht nur gute Matchups. Zum Beispiel wollen wir noch immer nicht auf Slide, CAL oder Rock treffen. Abhilfe könnte diese Abart der obigen Liste schaffen:
 
lands (19):
1Mountain
4Wooded Foothills
4Sacred Foundry
4Great Furnace
4Barbarian Ring
2Blinkmoth Nexus

creatures (10):
4Slith Firewalker
4Grim Lavamancer
2Magus of the Scroll

spells (31):
2Flames of the Blood Hand
4Chain of Plasma
4Lightning Helix
2Wheel of Fate
4Orim's Chant
4Magma Jet
4Shrapnel Blast
4Chrome Mox
3Isochron Scepter

60 cards
spells (15):
2Shattering Spree
3Pithing Needle
3Leyline of the Void
4Disenchant
3Sulfuric Vortex

15 cards
 
Ohne Artekaftremoval im Maindeck sehen die meisten Kreaturendecks recht blass aus. Und außer den Creature-Matchups wie Ravager, Rock oder Boros hilft uns der Umbau zudem gegen Slide, CAL und Friggorid. Gegen geballte Kontrolle wie Atog-Builds oder gar Mono Blue Control gucken wir aber trotz Magus, Lavamancer und Slith immer noch meist in die Röhre. Dagegen gilt es, Kartenvorteil zu erzeugen (oder zumindest nicht allzu sehr in Kartennachteil zu geraten) und deshalb versuchen wir es einmal auf diese Weise:
 
lands (19):
1Mountain
4Polluted Delta
1Steam Vents
4Blood Crypt
4Great Furnace
4Barbarian Ring
1Blinkmoth Nexus

creatures (15):
4Slith Firewalker
4Grim Lavamancer
3Magus of the Scroll
4Dark Confidant

spells (26):
3Flames of the Blood Hand
3Char
3Night's Whisper
3Phyrexian Arena
2Firebolt
4Magma Jet
4Shrapnel Blast
4Chrome Mox

60 cards
spells (15):
4Duress
4Cabal Therapy
3Leyline of the Void
4Rise // Fall

15 cards
 
So gewappnet sollten wir uns nun auch im controlverseuchten Meta tummeln können. Natürlich sind wir nun gezwungen, Abstriche beim Aggro-Matchup zu machen, was allerdings durch solch nützliche Dinge wie Terminate oder Smother wieder ausgeglichen werden kann. Zudem sind beide auch Scepter-kompatibel und so wäre auch eine Mischung aus den beiden letztgenannten Listen durchaus denkbar.

Aber das Metagame vor Ort sollte ein jeder für sich selbst einschätzen können. Ein wenig Tüftelei will ich euch ja auch noch übrig lassen und ich hoffe:
    1.…dass Martin mit dem zufrieden ist, was ich aus seinem Deck herausgeholt habe…
    2.…dass Euch das Lesen Spaß bereitet hat und Ihr vielleicht sogar die eine oder andere Anregung mitnehmen konntet…
    3.…dass Ihr auch weiterhin fleißig neue Ideen einsendet, damit diese Artikelreihe weiter bestehen und möglichst noch verbessert werden kann.
    4.…und dass ich in den Comments zahlreiche Anregungen und Verbesserungsvorschläge für die nächsten Artikel der Reihe lesen kann.


Im Übrigen wandern die bisher eingesendeten aber noch nicht verarbeiteten Decks keineswegs in den Müll, sondern werden für eine eventuelle spätere Verwendung aufbewahrt. Dennoch sind wir wie immer für neue und besonders innovative Ideen immer dankbar, egal, ob sie nun aus Standard, Extended, Legacy, Vintage oder dem Highlander-Bereich stammen.

Also: in diesem Sinne: Fleißig in die Tasten gehauen, viel Spaß, Glück und immer die richtige Karte unterm Kreisel wünscht Euch Euer…

Fieldy

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