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5 Colour Gifts: Ein Beinahehighlander im Standard.
von Berthold Klingbeil
14.06.2005

Zu aller erst einmal:

Herzlich Willkommen zum Regionals Bericht Mecklenburg Vorpommern

Da die meisten unter Euch mich wahrscheinlich nicht kennen, möchte ich mit einigen kurzen Daten zu meiner Person beginnen.
Mein Name ist Berthold Klingbeil und ich bin 23-jähriger Student aus Rostock. Magic spiele ich seit 1994, allerdings gingen die ersten 3 Jahre meiner Karriere ohne ernsthaftes Turniermagic ins Land. Zu meinen bisher größten Erfolgen zählt die Quali zur letztjährigen DM und wie man sich sicher denken kann, war ich auch in diesem Jahr hoch motiviert, diesen Erfolg zu wiederholen.

Leider steht mir bei der Umsetzung dieser Vorgabe ein winziges Detail im Wege:
Da ich im letzten Jahr fast ausschließlich Limited Turniere gespielt habe, besitze ich fast kaum eine der gängigen Typ 2 Rares. Ich stehe also vor der Wahl entweder mit einem geliehenen Deck an den Start zu gehen, oder das Beste aus meinem vorhandenen Kartenpool zu machen. Letzteres würde allerdings bedeuten, mit einer Art Highlander zu spielen und das kann für mich doch wohl kaum in Frage kommen. Oder etwa doch?

Na ja, wenn ich schon so frage, dann liegt die Antwort ja schon beinahe auf der Hand. Bei einem Side Event des Grand Prix Eindhoven hatte ich das Vergnügen, gegen ein mir damals noch völlig unbekanntes Deck zu spielen: 5 Colour Gifts. An sich taugte das Deck noch nicht viel, aber es hatte einen entscheidenden Vorteil gegenüber allen anderen Metagame Konstruktionen: Man benötigte die meisten Karten nur ein einziges Mal. Meine Wahl stand also fest. Dummerweise standen die Regionals schon kurz bevor und so machte ich mich daran, das Deck von einer ungeschliffenen Rohversion zu einem konkurrenzfähigen Build zu entwickeln. Nach anfänglichen Erfolgen auf einigen kleineren Turnieren konnten sich plötzlich auch weitere Spieler für diesen seltsam anmutenden Kartenhaufen erwärmen und so mauserte sich Gifts langsam aber sich zum Deck to beat in Rostock. Aus dieser unerwarteten Situation ergab sich der Vorteil, das Deck zusammen mit anderen Spielern testen und weiterentwickeln zu können und so ergab sich für die Regionals folgende Deckliste:
 
lands (21):
3City of Brass
2Plains
2Island
1Swamp
1Mountain
12Forest

creatures (15):
4Birds of Paradise
4Eternal Witness
4Sakura-Tribe Elder
1Bringer of the White Dawn
1Viridian Zealot
1Duplicant

spells (24):
4Kodama's Reach
4Gifts Ungiven
1Evacuation
1Obliterate
1Rude Awakening
1Cranial Extraction
1Zombify
1Wrath of God
1Plow Under
1Honden of Cleansing Fire
1Honden of Life's Web
1Honden of Seeing Winds
1Honden of Infinite Rage
3Sensei's Divining Top
1Oblivion Stone
1Mindslaver

60 cards
creatures (1):
1Viridian Shaman

spells (14):
3Ghostly Prison
3Plow Under
3Boil
3Sacred Ground
1Bribery
1Naturalize

15 cards
 
Ich sehe euch schon die Hände überm Kopf zusammenschlagen, aber das Deck ist bei Weitem nicht so random, wie die Deckliste zunächst vermuten lässt. Die Manabasis ist, entgegen dem äußeren Anschein sehr solide und man hat gegen (fast) alle Metagamedecks eine faire Chance. Gegen die Cloudvarianten und Mono Blue Control ist das Matchup sogar ziemlich gut. Das Wichtigste jedoch ist: Man hat gegen jede Form von Random.deck eine Solution im Maindeck. Eine Tatsache, von der ich mir in einem solchen Umfeld, wie es in Rostock vorherrscht, eine Menge verspreche. Dennoch beschleicht mich eine böse Vorahnung, als ich am alles entscheidenden Morgen an der Site eintreffe. Schon auf den ersten Blick entdecke ich haufenweise White Weenies, den sicheren Tod für mein Deck. Somit kommen wir auch schon zum entscheidenden Schwachpunkt meines Decks: Mit allzu großer Geschwindigkeit kommt es leider nicht besonders gut klar und ein resolvter Hokori ist im Allgemeinen ein todsicheres Loss. Aber so schnell lasse ich mich nicht entmutigen und außerdem soll das hier keine Deckbesprechung werden, sondern ein Turnierbericht. Also will ich zum eigentlichen Kern meines Artikels kommen.

Nachdem sich 69 Teilnehmer an der Site zusammengerottet haben, kann es dann auch schon losgehen:


Runde 1: DAS FREILOS

Dazu gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Einer muss es ja kriegen und das bin heute nun mal ich. Immerhin: 3 Punkte für lau.
1: 0


Runde 2: Mono Red Landdestruction:

Im ersten Spiel beginnt er und legt mehrere Akki Avalanchers. Ich habe leider weder Birds noch Elder und bevor ich einen Kodamas Reach durchbringen kann, räumt er mir ein Land nach dem anderen mit Molten und Stone Rains ab. Als ich dann nun mehr auf 5 Leben angekommen, auch noch mein letztes Land an ein Crack the Earth verliere, gebe ich spontan auf. Ich kann meine Niederlage kaum fassen, denn das Deck dieses ziemlich jungen Spielers ist zweifellos ein echter Pile. Was also tun, um die Blamage doch noch abzuwenden? Schnell die Sacres Grounds geboarded und danach beide Spiele ohne weitere Zwischenfälle gewonnen. Allerdings bin ich nicht gerade begeistert von der Performance, die mein Deck soeben abgeliefert hat und hoffe auf Besserung in Runde 3.
2: 0


Runde 3: Merten Frenzel: Charbelcher - Obliterate - Honden

Die Geschichte dieser Runde ist schnell erzählt. Im ersten Spiel machen wir beinahe nichts anderes, als Länder zu legen und zu suchen, bis ich ihm dann irgendwann die Obliterates extracten kann. Danach suche ich mir per Gifts ein Rude Awakening und gewinne. Ich boarde eine Bribery, da ich im ersten Spiel einen Darksteel Colossus bei ihm gesehen habe. Diese ziehe ich auch prompt in Runde 5 und hole mir den großen Indestructible. Mit ihm beende ich das Spiel zügig und stehe nun…
3: 0


Runde 4: Jens Scheffler: Mono Red Burn:

Wie schon erwähnt hat mein Deck Probleme mit schnellen Gegnern und so verliere ich das erste Spiel mit sieben Ländern und einem Honden im Spiel, einem Land und Obliterate auf der Hand. Ich könnte das Land legen und gewinnen, wäre da nicht der gegnerische Zu Zo im Siel und ich auf 2 Leben. Tja, was soll man machen. Im zweiten Spiel haut er mich dann in Windeseile mit rotem Slith und Jinxed Choker tot. Im Nachhinein habe ich allerdings gegen den späteren Landesmeister verloren, was die Sache aber zu diesem Zeitpunkt für mich keineswegs angenehmer macht.
3: 1


Runde 5: Peter Meinke: Blue Green Control:

Immerhin bekomme ich quasi als Wiedergutmachung für meine Schmach in der vorherigen Runde nun ein ziemlich angenehmes Matchup. Im ersten Spiel hat er zu seinem Pech nur wenige Counter auf der Hand und muss irgendwann einen roten Honden durchlassen. Er kann sein eigenes Rude Awakening nicht spielen, da ich noch eine Evakuation auf der Hand halte und so gewinne ich dann mit einem eigenem Awakening. Im zweiten Spiel führt Doppel Honden - Obliterate ziemlich schnell zur Aufgabe und so stehe ich nun….
4: 1


Runde 6: Mono Blue Control

Aha. Nun nimmt die Sache mit der Quali doch immer mehr Gestalt an. Ich gewinne den Münzwurf und entscheide mich, zu beginnen, um vielleicht etwas an seinen Countern vorbeizwängen zu können. Dummerweise muss ich 3 (!) Mulligans nehmen, um auch nur ein Land zu finden und selbst dann bleibe ich auf Witness, Top und zwei Ländern sitzen. Ich spiele also das Top und stelle entsetzt fest, dass ich in den nächsten 3 Turns weder Länder noch Mischeffekte ziehen werde. Er legt Temporal Adept und Spire Golem und sorgt mit dem Adept dafür, dass ich mich manatechnisch nicht entwickeln kann. So verliere ich das erste Spiel sang und klanglos und boarde den Viridian Shaman, die Plow Under und natürlich die Boil. Wieder beginne ich und erwische diesmal einen soliden Wald - Bird Start. Er legt bis Turn 4 nichts Böses, als er am Ende meines Zuges sein Thirst for Knowledge spielt. Ich habe allerdings das Boil schon auf der Hand, was mir in Verbindung mit der nachfolgenden Witness einen schnellen Sieg beschert. Dummerweise ist er dadurch über meine Sideboard Tech informiert, muss aber auch darum herumspielen. Im dritten Spiel lässt er mich anfangen und ich habe den Traumstart. Turn 1 lege ich Wald Bird. Nachdem er nur eine Insel auspackt, habe ich Land Reach und gehe in Turn 3 auf Fünf Mana. (Ich habe 2 Plow Under auf der Hand). Nachdem ich erfreut feststellen darf, dass er das bereits das erste Plow Under passieren lassen muss, ist das Spiel gerettet.
5: 1


Runde 7: Falko Görres: Tooth and Nail:

Eigentlich ist dieses Deck ein relativ gutes Matchup für mich. Es darf nur im ersten Spiel keinen Sundering Titan legen. Zum Glück passiert auch nichts dergleichen und zudem kann ich früh im Spiel das Tooth and Nail extracten. Dummerweise spielt Falko 3 Mindslaver im Maindeck und als ich mit rotem Honden, 7 Mana und einem Elder im Spiel in der nächsten Runde mit Obliterate gewinnen will, legt er den Slaver und wirft diesen auch noch an. Natürlich zieht er in meinem Zug eine Witness von oben und legt diese, um die Cranial Extraction zurückzuholen, mittels welcher er mein Obliterate in die Removed from Game Zone verbannt. Danach zieht er selbst noch einige Witness und versklavt mich sage und schreibe 5 weitere Male. Irgendwann verliere ich dann auch und boarde lieber meine Plow Under, als die Sacred Ground. Ich bin leider gezwungen, dieses Risiko einzugehen, doch wie sich noch herausstellt, lohnt es sich für mich. Im Early Game legen wir eigentlich nur Länder und ich bringe zum Glück gleich zwei frühe Plow Unders durch. Das verschafft mir genug Zeit, um sein Tooth nochmals zu extracten und etwas Schaden durchzuquetschen. Im Late Game (Ich habe nur noch 11 Karten in der Bibliothek) macht er allerdings den entscheidenden Fehler. Er versklavt mich erneut und legt meinen Bringer of the White Dawn, welchen er mit meinem eigenen Dublikant removed. An sich wäre das soweit vollkommen in Ordnung, aber zusätzlich legt er noch 2 weitere Eternal Witness zu meiner schon im Spiel befindlichen. Mit den Karten aus meinem Friedhof kann er zwar beträchtlichen Schaden anrichen, allerdings habe ich nun 11 Damage auf dem Tisch, denen nur ein Elder seinerseits entgegensteht. Sobald ich wieder am Zug bin, trete ich ihn für 6, denn er blockt natürlich den Dublikant. Dummerweise hat er nur noch 6 Leben und kann in seinem Zug nur einen Sundering Titan legen. Mein Spiel also. Da wir schon knapp vorm Timeout sind, drawen wir und müssen nun beide auf die letzte Runde hoffen.
5: 1: 1


Runde 8: White Weenie:

Da mein Gegner 5:2 steht und somit keine Chance auf die Quali mehr hat frage ich ihn, ob er nicht aufgeben und mir den Slot gönnen möchte. Er erklärt mir, dass er ohnehin nicht zur DM fahren würde. Allerdings ist er keineswegs gewillt, mir den Sieg zu schenken, da er nicht auf die kostbaren DCI Punkte verzichten will. Reichlich angefressen sehe ich mich also gezwungen, um meinen Sieg zu kämpfen. Meine Laune bessert sich auch nicht gerade, als ich feststellen muss, dass mein Gegner ein White Weenie pilotiert. Er spielt sehr Equipment orientiert und verhaut mich im ersten Spiel gnadenlos mit Umezawas Jitte und Sword of Fire and Ice, die er auf Lantern Kamis und Leonin Skyhunters legt. Ich boarde die Ghostly Prisons und sowohl das Naturalize, als auch den Virdidian Shaman. Ich schaffe es auch sogleich, seinen Ansturm mit einem Prison zu bremsen und stabilisiere mich dann mit weißem und rotem Honden. Mit dem roten beende ich dann auch das Spiel. Im dritten Spiel läuft es weniger gut für mich. Ich gehe auf 6 Leben, bis ich mich mit Witness - Evakuation in Sicherheit bringen kann. Leider muss ich für diese Aktion jede Runde einen Schaden von meiner City nehmen, bis ich dann auf 2 Life die zweite Insel mit einem Elder suchen kann. Da ich zum Gewinnen ein Gifts spielen muss und nicht auf 1 gehen will, mache ich mit einem Oblivian Stone klar Schiff und will Ende seines Zuges giften. Dummerweise legt er einen Hokori und ich muss doch die Evakuation zücken. Allerdings bin ich gezwungen, dafür auf 1 Life zu gehen. Aber was soll ich sagen? Er ist zwar noch bei 20 Life aber ich ziehe im nächsten Turn mit 14 Ländern im Spiel ein Rude Awakening von oben und bin somit bei der DM dabei.
6: 1: 1

Wie man sieht, entpuppt sich das Gifts.dec als großes Überraschungsei, bei dem man zwar nie sicher sein kann, was man zieht, dass einem aber auch die eine oder andere erfreuliche Überraschung bereitet. Und abgesehen davon: Es macht einen Riesenspaß, das Deck zu spielen, auch wenn man sich zuerst in unzähligen Spielen an seine Eigenheiten gewöhnen muss. Schade nur, dass ich es bei der DM (ohne Birds) wohl kaum werde spielen können.

Puh….. Allen, die bis hierher eisern durchgehalten haben, möchte ich herzlich danken. Ich weiß, dass der Artikel nicht ganz so frisch und locker daherkommt, allerdings handelt es sich ja auch um einem Turnierbericht und wenn es euch wie mir geht, haben die meisten von Euch mittlerweile auch wirklich genug von Typ 2. Zu guter letzt kann ich immerhin noch auf einige amüsante Begebenheiten verweisen, die mir im Turnierverlauf untergekommen sind.

1. Ein Spieler hat einen gefilppten Nezumi Graverobber im Spiel und eine Chittering Rat im Friedhof. Sein Gegner sieht dies mir leerer Hand und zieht ein Land von oben. Anstatt es aber zu spielen, hält er es als „Bluff“ auf der Hand und sagt „GO“.

2. Alle vier angetretenen Gifts.dec's stehen nach 3 Runden 3: 0.

3. Ein Spieler hat zwei Honden im Spiel, während sein Gegner einen einsatzbereiten Oblivian Stone besitzt. Er spielt ein Obliterat und fragt seinen Gegner, warum dieser denn das Spiel nicht aufgibt. (Dieser wirft den Stone an und lacht sich ins Fäustchen)

4. Ein Spieler (Mono Red) spielt einen Magma Jet auf seinen Gegner (Mono Blue, auf 5 Leben) und sieht einen Shapnel Blast und eine nutzlose Karte beim Scryen. Versehendlich leget er den Blast unter die Bibliothek und den Schrott nach oben. Daraufhin verliert er das sicher geglaubte Spiel auch noch.

Abschließend möchte ich mich noch bei allen Beteiligten für die ausgezeichnete Organisation bedanken. Vor allem natürlich Wupatkis Kartenhaus und unserem Judge Sebastian Rittan, der das Turnier souverän und zügig über die Bühne gebracht hat.

Gratulation an alle Sieger und diejenigen, die sich als Sieger fühlen und bis zum nächsten Mal.

Bis dann … Euer Fieldy.

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