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Why not...?
von Fabian Fischer
09.01.2005

Warum schreibt man einen Artikel für PlanetMTG? Um jeden Tag mit Geifer vor dem Mund zum Briefkasten zu laufen? Kann sein. Für Ruhm und Ehre? Manche vielleicht. Um zu üben? Ja, scheint bei mir der Fall zu sein. Diesmal hat es einen anderen Grund. Ein Fest ist vorbei, Ostern steht schon vor dem Gartentor, man macht sich Gedanken. Gedanken zu Magic und zur Welt und zu PlanetMTG. Warum also nicht... erst mal eine kleine Gliederung - vielleicht gegliedert nach Wichtigkeit:


Gliederung

1. Why not... draft? - Ist "draften" die beste Form von Magic?

2. Why not... Moral? - Was hat feuerländisches Quecksilber mit Magic zu tun?

3. Why not... andere Artikel-Bewertung? - Die Kritik an der Kritik (der Kritik)

4. Why not... Warum nicht? - Von resolvenden Crap-Rares, gekillten Bodies und gecasteten Winoptions

5. The end - They all come back (oder: Wie ein Mogg Fanatic zum Frostling wurde)


Why not... draft?

Draft kommt auch aus dem Englischen und bezeichnet einen "Entwurf". Vor ca. zehn Tagen habe ich mich mit Freunden meinerseits an einen Tisch gesetzt und genau dies getan. Gedraftet (Goethe dreht sich und dreht sich und dreht sich). Wenn ich es genau betrachte, halte ich mittlerweile den Draft für eine der besten Formen von Magic. Natürlich habe ich mein Herz längst an Extended verloren und bastle Monat für Monat selbstgebaute Decks anstatt etwas Anständiges zu tun, aber am Kamigawa-Draft bin ich hängen geblieben.

Vielleicht lag es an folgender Szene, als ich einen Booster öffnete:

Freund: "Jetzt öffnet er sich einen Drachen. Ich weiß es."
Ich: "Das wär's jetzt. Aber die Chance..."
Freund: "Garantiert."
Ich: "Nie im Leben."

Ich öffnete den Booster, schob die drei ersten Karten beiseite und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Hallo Jugan, sagte ich. Hallo Fabian, sagte er. Und grün war beschlossene Sache.
Kein Wunder, dass meine Freunde nicht mehr mit mir draften wollen.

Draft ist eine Urform von Magic. Klar, man kann nicht stundenlang über einem Deck sitzen und ausprobieren (was ich so sehr liebe), aber im Draft wird alles verlangt, nämlich, dass man den Überblick behält in Sachen Farben, jede Karte einschätzen kann, vorausschauend plant, Deckbau-Theorien kennt, gut spielt; mit anderen Worten: Draft ist eine der ausgeprägtesten Formen von Magic. Es verlangt nicht nur gute Deckbau- und Spielfähigkeiten (um Goethe Rückenschmerzen zu vermeiden, verzichte ich auf "skills"), sondern noch weit mehr, auch Fähigkeiten, die im Alltag von Nutzen sind wie eben "vorausschauend planen".
Das einzige, was mich am Draft schockiert hat: In keinem einzigen Booster war ein Sakura-Tribe Elder. Ist die Wahrscheinlichkeit, Jugan zu öffnen, etwa höher, als einen Tribe Elder? Zwar hatte ich Kodamas Reach, aber ein Tribe Elder kann doch nicht so selten sein...
Alles in allem habe ich meine Liebe zum Draft entdeckt. Natürlich war der Drache eine Bombe (auch wenn er klar der schlechteste der fünf Drachen ist, welch erstaunliche Information, ich geb noch eine bessere: Er ist ein grüner Flieger mit 5/5 Körper, so schlecht ist das auch nicht). Wenn er im Spiel lag, dann war das Spiel so gut wie gewonnen. Nichtsdestotrotz hatte ich auch sonst ein erstaunlich gutes Deck. Und das erste Spiel habe ich gewonnen, bevor mein Drache kam, nämlich durch den roten und den grünen Honden im Verbund. Ich werde wieder draften, und ihr?


Why not... Moral?

Weihnachten ist längst vorüber, unterm Christbaum lagen entweder selbstgestrickte Socken und Plätzchen oder Kuverts, in denen Fünf-Euro-Scheine und ihre Verwandten von Kaufhäusern träumen. Manche Kaufhäuser träumten auch von Fünf-Euro-Scheinen und ihren Verwandten, aber das ist eine andere Geschichte...
Schnee bescherte der Heilige Abend nicht, dafür ein wenig Matsch und den ein oder anderen Weihnachtsmarkt. An offenen Feuern wärmten sich Menschen, hielten abwechselnd Würstchen und Finger in die Flammen - Wer "Weisheit des Alters" bis jetzt nicht verstanden hat, hier die Erklärung: Je öfter man den Finger in ein Feuer hält (oder auf Herdplatten legt), desto mehr Weisheit besitzt man.
Nur der Geruch nach Waffeln mit Puderzucker und anderen kostbaren Errungenschaften unserer Zivilisation trieb die Unglücklichen weiter. Überall standen Buden, bis zum Rand angefüllt mit Glühwein, und Weihnachtsmänner, ebenfalls bis zum Rand angefüllt mit Glühwein.
Weihnachtsmänner? Ja, ihr habt richtig gehört: Weihnachtsmänner. Traurig, dass das Christkind vom Aussterben bedroht ist, nicht wahr? Es soll Leute geben, die halten es eher für möglich, dass ein alter, bärtiger Mann mit Bass und rotem Gewand durch die Nacht gleitet (auf einem Schlitten - im Zeitalter des Ski-Doos) als das Jesuskind selbst. Die entscheidende Frage ist doch: Wie passen so viele Geschenke in einen so kleinen Sack und wie kommt er durch den Kamin? Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet er, bekannt für sein orginelles "Ho Ho Ho", eine Erfindung Coca Colas (TM/R/Copyright). Werden sie ihn irgendwann noch lizensieren? Diese Firma macht im Sommer ihren größten Umsatz, jetzt beherrscht sie mit Truck und Weihnachtsmännern auch noch den Winter. Und als einer der wenigen jungen Menschen auf Erden mag ich das Zeug nicht mal...
Und ist es nicht auch Ironie, dass ausgerechnet MTV (bekannt geworden durch seine gehaltvollen Programme "Dismissed", "I bet you will" und "Pimp my ride") Werbung für Baumpatenschaften macht und gegen die Vorgänge in Kambodscha protestiert, wenn auch gut versteckt zwischen Klingeltonwerbungen? Wo bleiben da die namhaften deutschen Sender? Warum tut 9live nichts dagegen? Brauchen wir so exzellente Dokumentationen von Klaus Bednarz im ARD überhaupt noch (Vorsicht: Schleichwerbung), wenn wir "Die Supernanny" und "The Swan" haben? Hat Norwegen nicht vollstes Recht als EU-Staat, das Walfangverbot zu mißachten? Und zwar ungestraft?

Man könnte meinen, es habe nicht viel mit Magic zu tun, wenn feuerländische Goldgräber Quecksilber ins Grundwasser mischen, mit den Achseln zucken, ihre nackten Hände betrachten und mit einem Lächeln erklären, dass Quecksilber gar nicht so gefährlich sei, nur Fische töte und irgendwann ins Meer gehe...
Ich behaupte, ohne feuerländisches Quecksilber wäre der Erfolg von Magic ausgeblieben. Nicht, dass Richard Garfield mit Quecksilber experimentiert hätte und durch gewisse Nebenwirkungen Kreaturen gesehen hat, die er nicht kannte. ("Melchi, ein Engel!") Quecksilber im Grundwasser steht für die Situation unserer Welt.
Jeder Magic-Spieler flüchtet sich aus seiner Welt in eine neue Welt. Sei es, um zu vergessen, dass täglich Kinder beim Goldwaschen sterben an genau so einer Quecksilbervergiftung, sei es, um einfach nur den Alltag hinter sich zu lassen und Sport zu treiben wie jeder andere und dabei eben wieder das drumherum zu vergessen. Der Vergleich mit dem Gegner ist wichtig, der Triumph. Vergessen sollte man dabei nicht, dass auch wegen Magic Urwälder abgeholzt werden müssen.
WOTC könnte doch etwas von seinem Erfolg an Mutter Erde zurückgeben, eine Art Krombacher-Kampagne starten. Für jeden gekauften Booster 15 Cent an ein Regenwaldprojekt. Oder WOTC könnte spezielle Länder zu Weihnachten herausgeben, im Design der Unhinged/Unglued-Länder. Mit jedem gekauften Landpack würde die Patenschaft für einen Baum übernommen werden... Einen Käufer hätten sie schon sicher. Im Motto: Mit Wäldern für Wälder.

Als Wort zum Schluss dieses Gedanken, der Magic nicht gesondert betrifft und auf unerklärliche Weise abgeschweift ist vom Ziel (was war eigentlich das Ziel?): Etwas sollte klargeworden sein in dieser Zeit, in der wir Tsunamis brauchen, um uns vor dem Fernseher noch ein Augenblinzeln zu entlocken: Die Menschheit spielt mit der Welt wie wir Magic spielen; mit dem einzigen Unterschied, dass sie nicht aus ihren Spielfehlern lernt, ständig Wälder an den Masticore opfert, um dessen Hunger zu befriedigen, und dass die Erde nicht Dominaria ist und der Urwald Südamerikas nicht der Yavimaya, der sich gegen die Eindringlinge selbst wehren kann. Ich glaube, unserem Zeitalter fehlen Frauen und Männer wie Mahatma Gandhi, die für Pazifismus kämpfen (Und nicht mit, wie manch ein Magic-Spieler immer wieder behaupten will); die wenigen sind im Gefängnis, während wir zusehen, wie ein Kaminbold in einem weißen Haus eine neue Invasion vorbereitet. Wer Agenda21 kennt (Umweltschutz- und Entwicklungsprogramm, ins Leben gerufen 1992 in Rio von 179 Staaten der Welt), weiß, dass ein zentraler Punkt lautet: Jeder ist gefordert. Auch Wizards of the Coast und jeder Magic-Spieler. Tut was dafür, dass wir noch lange Karten spielen können!


Why not... andere Artikel-Bewertung?

Das Bewertungssystem von PlanetMTG-Artikeln mag seine Vorteile haben - die Idee mit Featured und Not-Featured ist klasse -, es krankt aber auch an allen Ecken und... ihr wisst schon, was ich meine. Beim Durchlesen vieler Artikel stößt man auf Probleme, manche, die sich nicht beseitigen lassen, manche, die sich leicht beseitigen lassen, und manche, die Reformen erfordern. Ich sehe im Moment fünf bis sechs Probleme, zum Teil dicht miteinander verknüpft:


- Achtung - alle unten aufgeführten Beispiele aus Artikeln und Kritik sind immer der subjektive Eindruck meinerseits und richten sich in keinem Fall gegen den Autor, sind höchstens Kritik an der Art des betreffenden Beispiels


1.: Ton und Inhalt in Kommentaren

Es gehört zum guten Ton in jeder Kritik, dass man stets sachlich bleibt und den Autor selbst nicht in die Kritik des Gelesenen einbezieht. Eine Form der Kritik, die auf PlanetMTG anscheinend großen Anklang findet. Ohne hier jetzt eine bestimmte Person zu nennen, deren Kritik zuweilen einen negativen Beigeschmack hatte, war es meiner Ansicht nach ein Problem, dass deren harter Ton genauso oft zu hart angeprangert wurde. Kritik hängt nämlich immer von der Sichtweise ab. Es gab einen Artikel, von dem viele sagten, es sei gar kein Artikel und ihn mit allen Mitteln niedermachten (Auch ich bin überzeugt, dass man Kraftausdrücke in Artikeln nicht verwenden sollte, das gleiche sollte dann aber auch für die betreffende Kritik gelten). Da war plötzlich der negative Ton angemessen, niemand regte sich darüber auf, höchstens aus Mitleid. Warum eigentlich? Gewisse andere Person setzt halt auch bei anderen Artikeln die Maßstäbe zur Kritik höher, was nie verboten wurde...
In Schreibgruppen (literarischer Texte) ist es die Regel, dass jeder in seiner Kritik das schreiben darf, was er will, weder der Autor noch andere Personen antworten darauf. Dass dabei das Niveau durch angemessene Wortwahl erhalten bleibt, scheint dort selbstverständlich zu sein, während hier schon mancher Kommentar der Zensur erlag. Das wiederum kann ich nicht verstehen!


- Beispiel 1 -

Es tut mir herzlich Leid, aber betreffender Kommentar ist zensiert


- Beispiel 2 -

Leider Gottes ist auch dieser Kommentar zensiert


Beide Kommentare sind erfreulicherweise schon vor einiger Zeit geschrieben worden, sodass man PlanetMTG ein steigendes Niveau nachsagen darf.



Zum Inhalt kann man nur sagen, dass es für eine Kritik wichtig ist, nicht nur ein Lob oder ein Nicht-Lob zu schreiben, sondern Fehler mitzuteilen und dem Autor Verbesserungs-Vorschläge zu geben, sei es zur Kartenwahl, zum Satzbau, etc... Ein Lob wie "Sauberer Artikel" ist vielleicht für den Autor schön, aber er selbst kann nichts damit anfangen. Was hat gefallen, was nicht? Das ist wirklich wichtig.


- Beispiel -

Hier weiß man gar nicht, wo man anfangen soll. Um mir die Auswahl zu erleichtern, habe ich per Zufall einen Artikel von der Startseite ausgewählt. Sehen wir uns nur kurz die Kommentare zu "Ohne Land kein Manabrand" von André "Froned" Franok an.
Während der erste Kommentar sofort durch den beigefügten Link gefällt, folgen Kommentare, die weniger aufschlussreich für den Autor sind, ihn höchstens bestätigen oder nicht bestätigen. Im 8. Kommentar meldet sich der Autor selbst zu Wort und bittet um Lösungsvorschläge, bis ihm nach sechs weiteren Kommentaren, die ohne wirkliche Lösung sein Deck kritisieren, ein erster Ratschlag folgt. Und so trudeln immer wieder in einigen Abständen Lösungsvorschläge ein. Wenigstens war kein Kommentar zensiert.


2.: Wer ist die Zielgruppe?

Ein altbekanntes Problem. Ein Profi interessiert sich kaum für einen Artikel über ein Fun-Deck, kritisiert trotzdem Manakurve und schlechte Kartenwahl und benotet den Artikel dementsprechend schlechter, weil dieser in seinen Augen keinen Wert hat. (Dabei können Kaminbold-Decks doch so schön sein...)
Ein anderer interessiert sich nicht für einen Artikel über das Highlander-Format, während alle Fans dieses Formats den Artikel verschlingen. Werten diese dann nicht automatisch großzügiger?
Das Grundproblem ist, dass nicht jeder jeden Artikel durchgehen will, auf der Suche, ob er für ihn interessant ist oder nicht. Und die Bewertungen schwanken somit je nach Leserschaft.


3.: Wer ist Experte?

Welche Person kann Schreibstil/Unterhaltungswert wirklich beurteilen? Klar, manches läßt sich leichter lesen, manches nicht. Ich glaube von mir selbst, dass ich durch das Lesen einer Stilkunde von Wolf Schneider durchaus einen klaren Stil erkennen kann (die Umsetzung in Artikeln ist was anderes), aber in zahlreichen Artikeln würde ich dann ganz anders bewerten als der Durchschnitt. Wer ist denn nun Experte? Und: Wie bewertet man überhaupt den Unterhaltungswert? Wie macht Justus das?


- Beispiel: Ohne Land kein Manabrand von André "Froned" Farnok -


Dieser Artikel ist in einem Schreibstil geschrieben, der dem einen gefällt, dem anderen mißfällt. Ich persönlich finde nicht nur die Wortspiele gelungen, sondern auch die Schnelligkeit, mit der sich die Sätze lesen lassen, aber natürlich kann jede Flix und Co verstehen. Man könnte anführen, dass so eine gute Durchschnitts-Bewertung entsteht, aber dies ist unmöglich im Voraus abzusehen und während der Unterhaltungswert sich noch ermitteln läßt, hat man beim Schreibstil große Probleme.


4.: Die drei Kategorien sind miteinander verwurzelt

Wie oft konnte ich es nun schon beobachten: Wenn der Informationsgehalt in einem Artikel exzellent war (mit anderen Worten: Er war größer als 4) und entweder der Unterhaltungswert an dieses Niveau herankam oder der Schreibstil, dann zogen diese beiden Werte den anderen einfach mit. Meistens hat das zur Folge, dass die drei Kategorien sich in einem Rahmen von 0,5 Unterschied bewegen. Es war nicht immer so und die meisten User benoten bereits differenzierter, aber der Ursprung findet sich leicht: Wenn der Artikel gut lesbar ist und die Information präzise und wertvoll, dann ist der Artikel auch unterhaltsam. Wenn der Artikel unterhaltsam ist, dann wird natürlich auch der Schreibstil besser als er vielleicht ist.
Im negativen Beispiel gilt dies natürlich auch. Zwei schlechte Wertungen (manchmal auch schon eine richtig schlechte) können andere Wertungen des Artikels vollständig in die Tiefe ziehen (Der Autor will hier eigene schlechte Artikel nicht rechtfertigen).


- Beispiel: JSS Finals von Dominique Rahm -


Diesen Artikel könnte man genausogut auch unter "Problem 2 - wer ist die Zielgruppe?" aufführen, denn hierbei wird sich diese weder im Profi- noch im Casual-Lager befinden, da sie für erstere kaum Informationen enthält aufgrund des Metagames (somit schlechte Bewertung von dieser Seite), für Casual-Spieler als Turnier-Bericht auch nicht von großer Bedeutung ist.
Bei der Verwurzelung (man lasse sich dieses Wort wie ein Stück Würfelzucker auf der Zunge zergehen) erkennt man hier aber einen klaren Trend. Schreibtechnisch gesehen war der Artikel nicht schlechter als manch andere Artikel, die meistens um eine Note besser benotet wurden. Und der Unterhaltungswert? Natürlich war er nicht groß, aber hat der Artikel "The Rock" 1.22 Punkte mehr an Unterhaltung zu bieten? Sicher, durch die Kurzweil beim Lesen, dadurch, dass er mehr Informationen bietet. Nur ein Beispiel, wie sich die Information auf die beiden anderen Kategorien ausgewirkt hat.


5.: Artikelschreiber hat Freunde und Feinde

Macht sicher weniger aus als die anderen Probleme, ist aber durchaus erkennbar. Da ließt man in manchen Kommentaren Sätze wie: "Ey Alter, kommst du morgen wieder mit zum Turnier. Wird sicher wieder geil!" Da ist klar, dass der "Ey Alter"-Kritiker dann auch anders bewertet als Otto-Normal-Artikel-Leser. Auch würde einem Freund von mir keine schlechte Bewertung geben, weil er eben ein Freund ist.


6.: Kommentare und Bewertung beeinflussen den Bewertenden

Eines der größten Mankos ist, dass man vor, ich wiederhole: vor, der eigenen Bewertung sowohl Kommentare durchlesen kann als auch die bisherige Bewertung. Wenn da jemand einen Artikel niedermacht, traut man sich natürlich kaum, dem Artikel die gute Bewertung zu geben, die er der eigenen Ansicht nach verdient hat. Durch das geht meiner Meinung nach viel verloren an ehrlicher Bewertung, weil auch ich mir zuerst die Kommentare durchlese und dann bewerte. Wenn jemand schreibt: "Dein Schreibstil ist furchtbar!" dann bewerte ich diese Kategorie wahrscheinlich eine Note schlechter als ursprünglich gedacht. Meines Wissens gab es sogar einen Artikel, da sind die Bewertungen nach einer Kritik geradezu in die Höhe geschossen... Zufall? Leider finde ich diesen nicht mehr...


Keine Kritik ohne Lösungen:


1.: Ton und Inhalt in Kommentaren

Sachlich bleiben; den Artikel kommentieren, nicht den Autor; Probleme zeigen und Lösungsvorschläge anbieten; auch Lob begründen; da kann die Community mitarbeiten


2.: Wer ist die Zielgruppe?

Ein kleiner Schritt für PlanetMTG, ein großer für die Community. Wurde meines Wissens auch schon vorgeschlagen: An den Rand neben Featured und Not-Featured oder unter den Namen des Autors die Zielgruppe schreiben, die der Autor bei der Abgabe seines Artikels nennen muss. Mein Vorschlag:
Profi, Casual, Special (für Highlander) und Mixed. Weitere Differenzierungen wären möglich.


3.: Wer ist Experte?

Fast Unlösbar. Würde ein Jury-Team aus ausgewählten Germanisten und Komikern verlangen.


4.: Die drei Kategorien sind miteinander verwurzelt

Man könnte das Magic-Bewertungs-System dem System beim Skispringen angleichen und zum Beispiel mehr Kategorien (fünf - nur, welche?) angeben und immer die schlechteste Wertung und die beste unter den Tisch fallen lassen. Oder Alternativ-Gruppen: Information/Interessante Idee; Schreibstil/Unterhaltungswert. Man kann entweder die Information oder die Interessante Idee bewerten. Vielleicht könnte solch ein System mit mehr Ausarbeitung tragbar werden...


5.: Artikelschreiber hat Freunde und Feinde

Unlösbar. Ohne Begründung.


6.: Kommentare und Bewertung beeinflussen den Bewertenden

Ganz einfach. Hier könnte PlanetMTG durch etwas Arbeit (ich hoffe, nicht zuviel) das Artikelsystem fairer gestalten. Man muss nur direkt nach dem Lesen des Artikels eine Bewertung verlangen. Diese Bewertung kann ausgefüllt werden oder nicht. Wer dann die Kommentare durchgelesen hat, kann sich nicht mehr entscheiden. Wie bei Polls im Internet. Zuerst abstimmen und dann die Ergebnisse begutachten...


Why not... "Warum nicht"?

In jede Lücke, die unsere Sprache bietet, drückt sich das Englische hinein. Viehscheid hat im Allgäu Tradition. So nennt man das Schauspiel, wenn ganz normale Menschen plötzlich Lederhosen tragen und Kühe von der Alm abtreiben (daher der Name Almabtrieb). Da haben sich findige Menschen gefragt: Was passiert eigentlich, wenn man an den Almabtrieb ein Fest im Bierzelt anhängen möchte? Man bemüht das Englische. Und was erfindet man folglich? Die "Cow-Down-Mountain-Party". "Cow-Down-Mountain-Party", das Wort muss man einfach gehört haben. Denn: Klingt englisch, klingt exzellent *zwinkerzwinker*. In Magic passiert diese Eindeutschung noch viel häufiger: Da ist vom First-Turn-Kill und dem Manapool, dem Manascrew, dem Manaflood die Rede. Wenn es andersherum geht, warum also nicht: Erster-Zug-Tod oder Manaschwimmbecken, eine Manaschraube oder gar die Manaflut? Klingt deutsch, klingt dämlich. Völlig ernst gemeint. Nur sollte jeder Magic-Spieler dazu angehalten werden, die Deutsche sbRache NiechT Tsu verhUntsen. Der First-Turn-Kill ist ohne Zweifel lebensnotwendig und manche Begriffe sind sogar mehr als das. Wie könnte man Metagame auf Deutsch in einem Wort beschreiben? Aber warum kann man statt "Common" nicht einfach "häufig" sagen?

Kartennamen werden in englisch gehalten, und das ist auch gut so. Schließlich soll man sich international verständigen können. Aber, was mir bei mir selbst auffällt, fällt mir bei anderen um so stärker auf. Man redet unwillkürlich einen Mischmasch aus Englisch und Deutsch zusammen: "Also, wenn ich mit dem Sakura Tribe-Elder hier blocke, dann geht deine Kreatur auf den Graveyard, wenn ich ihn sacrifice, dann kann ich noch ein Land (Pronunciation in English oder in Deutsch) aus der Library rausholen." Dann kommt noch ein spezieller Lokalkolorit dazu und schon hat man ein Bayrisch-Angel-Sächsisch-Hochdeutsch-viel-zu-langes-Wort. Selbst das würde mich nicht so stören, wenn ich nicht ahnen würde, dass es mit dem Magic-Jargon nicht anders bestellt ist als mit dem Jargon einer Wissenschaft. Ein Jargon hebt immer ab, er stellt die Beherrscher des Fachjargons über die, die seiner nicht mächtig sind, macht die anderen zu Dummen. Wer einen bestimmten Jargon benützt, der kann sich selbst klassifizieren und sich von der Menge extrahieren (wie es mir im Sinne steht, mit diesem Exemplum eines Satzgefüges darzulegen). In Magic ist es leider Gottes nicht anders. Oder sollte ich mich täuschen? Jedenfalls gehört man dazu, wenn man bestimmte Fachbegriffe kennt und den und den Ausdruck besser versteht als andere.

Der Jargon macht Magic für den Laien unnötig schwierig. Ich empfinde es jedenfalls so und ich bin sicher, so geht es auch vielen anderen. Wenn ich Texte lese, in denen einer zu "millen" beginnt, höre ich schon Goethe, wie er sich abermals aus seinem Sargdeckel fräst. Kann man nicht einfach und verständlich schreiben, was man meint? Das wäre jedem hilfreich und macht Magic einsteigerfreundlich.


The End

Zum Abschluß noch ein paar Worte zu Betrayers of Kamigawa. Da es sich nicht lohnt, ein eigenes "Why not" aufzumachen wegen einem noch provisorischen Spoiler(Stand: 7.1.05, 18.50 Uhr), nur in Kurzform, was mich jetzt schon begeistert.

Zum einen die fünf wiederaufgelegten Zaubersprüche aus Urzas Destiny: Scour, Quash, Eradicate, Sowing Salt sowie Splinter. Für mich persönlich zählt Eradicate am meisten. Bis auf den schwarzen ist damit die ganze Drachen-Saubande erledigt, samt ihrer Graveyard-Trigger, und er ist nicht so abhängig vom Format/Metagame wie zum Beispiel Splinter oder Scour. Ich hab zwar Instants lieber, um Kreaturen zu entfernen, aber die meisten Kreaturen sind schlichtweg machtlos gegen Eradicate. Manche Abilities (Sundering Titan) sind zwar nicht abzustellen und wenn der Gegner auch noch zwei davon bringt, hat man ein Problem, aber mit einem Terror hätte man dasselbe... Zudem erlauben die fünf Karten wieder lustige Kombos. Entweder mit einem Myr Landshaper und einem Splinter, oder mit den neuen Genjus und Eradicate.

Des Weiteren sind da noch die fünf 1/1-Kreaturen mit den Opfer-Fähigkeiten. Während sich das in weiß nach einem Spore Frog anfühlt, muss man schon zweimal hinschauen beim roten: Mogg Fanatic ist zurück. In der Inkarnation eines Frostlings. Der einzige Unterschied ist, dass er zwischendurch bei "The Swan" vorbeigeschaut hat und mit anderem Aussehen/als Geist zurückkehrt. Dass er gut war und gut sein wird, versteht sich. (Schwächerer Shock ohne dessen eventuellen Kartennachteil weil im Kreatur-Gewand - hoffe, richtig ausgedrückt).
Ansonsten kann ich noch erkennen, dass Samurai Decks mit Kentaro, the Smiling Cat rote Freunde leichter spielen können und dass Final Jugdement zwar zwei Mana teurer ist als Wrath of God, dafür aber auch jeden Konda, Lord of Eganjo abräumt.

Zum Abschluß noch ein Geheimtipp des Autors: Stir the Grave wird in Zukunft mit Sicherheit die Karte schlechthin, nicht nur für Reanimator-Decks.



Fabian Fischer



PS1: Eventuelle Fehler seien zu entschuldigen und können mir gern mitgeteilt werden.

PS2: Ich bin ja gespannt auf Informations-, Unterhaltungs- und Schreibstilwert. Wahrscheinlich war der Artikel den meisten eh zu lang - siehe Kommentare zu "JSS Finals".

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