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Landesmeister Bremen
von Bodo Rösner
10.03.2004

Nachdem ich mich nun endlich für die DM qualifizieren konnte (letztes Jahr verlor ich das Slotfinale und konnte mich auch den Offenen sowie den Meatgrindern leider/zu Recht nicht durchsetzen), habe ich mich also entschlossen einen Artikel für PlanetMTG zu schreiben. Dies ist mein Erster, also bitte nicht gleich wegdissen.

Da die Matches größtenteils nicht so spannend waren, will ich hier mehr erläutern, wie ich zu meinem Deck kam und warum es so gut funktioniert hat (ok das langweilt vielleicht einige). Wer sich für die Play-by-Plays interessiert, darüber gibt es einen Artikel auf www.meervolk-angler.de.

Der Artikel war übrigens Sonntag Abend ca. zur Hälfte fertig, dann kam ich Montag am frühen Abend nach Hause und es stehen gleich mehrere neue Artikel da, unter anderem die von Andreas Pischner und insbesondere Marc Tschirch, die sich auch mit dem Deck befassen...tja ich schreib den hier trotzdem zuende.
Meine Vorbereitung für die Regionals begann ca. 2 Wochen vorher mit der Ersteigerung von 4 Skullclamps für ~11 Euro auf ebay. 2004 hatte ich (zum großen Teil Uniklausurenstressbedingt) noch kein einziges Standardturnier bestritten, war jedoch dank Bundesliga und Artikeln auf PlanetMTG sowie Dülmen-Decklisten einigermaßen auf dem Laufenden. Ich plante irgendwas mit Skullclamp zu spielen (die Karte ist einfach irre stark), obwohl ich eigentlich Control bevorzuge, aber ich befürchtete schon, was sich nach wenigen Testspielen herausstellte – die ‚alten', unveränderten Controldecks waren der Clamp nicht gewachsen und es beeindruckte mich sehr, wie gut Goblin-Bidding mit Skullclamp harmonierte. Also ertauschte ich mir die paar Karten die mir noch dafür fehlten.

Enter ProTour Kobe: Affinity wurde zwar (größtenteils) weggehated, aber es war klar dass der Großteil des Bremer Metagames nicht darauf vorbereitet sein würde. Allerdings zog ich zunächst nicht in Erwägung, es zu spielen, da ich keine Ravager besaß.

Jedoch nach ca. 10 Testspielen mit Goblin-Bidding gegen Affinity, von denen ich kein einziges gewann, beschloss ich dann endlich selber Affinity zu spielen. Also am Montag 4 Ravager und 3 Atogs für 36,50 Euro inkl. Porto bestellt, die dann auch Donnerstag ankamen.

Der Weg zur Deckliste: Recherchieren in der ProTour Kobe Coverage (empfehlenswert hier: Decktech: Affinity sowie einige Feature Matches) sowie die Decklisten des Last Chance Qualifiersergaben einige brauchbare Versionen als Vorlage.

Nach kurzem Testen einiger Versionen entschied ich mich ohne blau zu spielen, da die Farbe meiner Meinung weniger als Rot (Atog + Blast sowie viel Removal fürs Sideboard) und Schwarz (eigentlich nur der Disciple aber auf den kann man nicht verzichten) zu bieten hat, Mana Leak kostet irgendwie 1 Mana zu viel für das Deck und Karten zieht man mit Skullclamp eh genug (wenn kein Skullclamp kommt, hat man normalerweise den Beatdowndraw), Somber Hoverguard hat irgendwie Synergie mit genau gar nichts im Deck (man kann nicht mal Marken draufpacken) und Vengeance ist Dank Darksteel Citadel und Welding Jar eh nur noch halb so schlimm, eher noch weniger.

Mit 16 Ländern ist dreifarbig auch viel zu instabil, wenn man wie ich 4 Darksteel Citadel spielen will (um nicht nach 1-2 Artefaktremoval mit 0 Ländern dazustehen). Ich war beim Testen sogar so häufig Colorscrewed, dass ich noch 2 Chromatic Spheres ins Deck quetschte, um 10 rote bzw. schwarze Manasources im Deck zu haben.

Mit 16 Ländern kann man zwar ab und zu gescrewed sein, dies kommt aber trotz allem ziemlich selten vor, denn andere decks sind auf 3 bzw. 4 Mana screwed, Affinity funktioniert jedoch schon mit 2 Ländern nahezu problemlos. Außerdem sind die Ornithopter, Welding Jars sowie die Chiss-Goria Teile als Quasi-Länder für Frogmites und Enforcer zu sehen. Die Scale hat beim Testen jedoch nicht überzeugt und flog daher. Dadurch kam ich zu folgender Manabasis:

4 Great Furnace
4 Vault of Whispers
4 Darksteel Citadel
4 Glimmervoid
2 Chromatic Sphere
4 Ornithopter
3 Tooth of Chiss-Goria
4 Welding Jar

Nun zu den Kreaturen: Arcbound Ravager, Frogmite (weil er praktisch immer 0 kostet), Myr Enforcer (4/4 und damit großer Spieleinfluss, kommt selten Turn 2, wenn ja dann sollte man gewinnen, aber eben sehr häufig Turn 3 und wird dann sogar noch equipped) und Disciple of the Vault (zu dem muss man nichts mehr sagen, wenn der liegt und der Gegner tappt sich aus, wars das, und wenn er sich nicht austappt wars das häufig auch J) sind klar. Mit den 4 Ornithoptern (die übrigens gar nicht mal so unwichtig sind, denn mit Ravager werden die ganz schön groß und schweben über Elfen, Goblins und Soldatentoken hinweg) sind das schon 20 Kreaturen.

Ich wollte jedoch möglichst aggressiv spielen, deswegen kamen noch 2 Atogs rein, nur 2 da die zwar schnell lethal werden, aber dadurch meistens (immer) geblockt werden und sie können keine Marken umschieben, zudem benötigen sie farbiges Mana. Sie sind als Ravager Nr. 5 und 6 zu sehen. 4 Atogs und 4 Ravager sind definitiv zuviel, dann sitzt man z.T. mit 3 Stück in der Hand und kann nur einen pro Zug spielen, da behindern sie einen nur.

Als letzte Kreatur spielte ich noch 2 Arcbound Worker. Viele spielen zwar 4 davon, aber er ist nur mit Ravager oder Skullclamp gut (ok eins von beiden sollte man haben), wenn aber mal keins davon da ist hat er wenig Einfluss aufs Spielgeschehen. Kommen wir also zu folgender Kreaturenbasis:

4 Arcbound Ravager
4 Disciple of the Vault
4 Myr Enforcer
4 Frogmite
4 Ornithopter
2 Atog
2 Arcbound Worker

Über Skullclamp muss man nicht viel sagen, die Karte wurde zu Recht gehyped. Wenn sie nicht sofort ensorgt wird zieht man durch opfern in den Ravager/Atog ne Menge Karten, mit Doppelskullclamp wird's vollkommen irre. Man zieht halt für jedes Mana was man hat 2 Karten (und weitere 0-mana Kreaturen), zwischendurch verliert der Gegner Leben durch den Disciple und man zieht weitere Disciples und Shrapnel Blasts nach, evtl muss man noch den Ravager für nen Ornithopter opfern, aber normalerweise ist schon so Schicht im Schacht. An 4 Shrapnel Blasts ist auch nicht zu rütteln, der schießt auch meistens für 6 . Außerdem spielt man ihn sehr gerne in response auf Wrath bzw. opfert eine geskullclampte Kreatur.

Bleiben noch 3 Karten, hier hatte ich zunächst Shatter, aber nachdem ich mit sehr wenig Control und somit keiner Damping Matrix main rechnete, wanderten diese ins Sideboard. Stattdessen wollte ich noch was fürs Mirror für den Disciple haben und packte 3 Pyrite Spellbombs ins Deck, die flexibel sind und den count für den First turn Drop erhöhen. Später im spiel cyclen sie meist für 1 Schaden.
 
lands (16):
4Great Furnace
4Vault of Whispers
4Darksteel Citadel
4Glimmervoid

creatures (24):
4Ornithopter
4Arcbound Ravager
4Disciple of the Vault
4Myr Enforcer
4Frogmite
2Atog
2Arcbound Worker

spells (20):
2Chromatic Sphere
3Tooth of Chiss-Goria
4Welding Jar
4Skullclamp
4Shrapnel Blast
3Pyrite Spellbomb

60 cards
lands (1):
1Seat of the Synod

spells (14):
4Electrostatic Bolt
2Detonate
3Shatter
3Terror
2Pyroclasm

15 cards
 
Die Bolts fürs Mirror sind im Prinzip Pflicht, bis auf Ravager (Atog) wird damit jede Kreatur entsorgt, besonders der Disciple und Myr Enforcer. Dann entschied ich mich noch für 3 Terror gegen Grüne Decks mit Schnecken. Die 3 Shatter sind hauptsächlich gegen Damping Matrix, im Mirror kostet Shatter jedoch häufig 1 zuviel und ist nich so beeindruckend gegen Welding Jar. Deswegen kamen noch 2 Detonate ins Sideboard – keine 4 da ich im Prinzip keine 8 Karten rausboarden will, 6 (3 Tooth und die Spellbombs, da zu teuer und man hat jetzt Bolts) reichen, bleiben noch 3 Karten und da hätte ich gerne 2 Länder und 3 Pyroclasm gehabt. Pyroclasm ist notwendig gegen Elfendecks da die in Runde 4 ca. 1 Million Insektentoken zum blocken haben und die Länder sind zum reinboarden gegen alle Decks die nach dem Boarden 8+ Artefaktremoval haben, weil die Gegner meistens auf die Länder gehen. Letzendlich packte ich nur 1 Land und 2 Pyroclasm ins Sideboard.

Das eine Land habe ich mehrmals reingeboardet und es war auch immer gut, wenn ichs gezogen hab.

Nun noch die schnelle Turnierzusammenfassung:

27 Teilnehmer, also 2 Slots und 5 Runden Swiss
Runde 1 – Sebastian – Lotus-Desire: 2-0
Runde 2 – Simon – Goblin-Bidding: 2-0
Runde 3 – Matthias – Caller-Goblins: 2-0
Runde 4 – Siegfried – Elfen: 2-1 (kein ID da runtergelost)
Runde 5 – Pascal – RG-Slug: 2-0 (kein ID da er spielen wollte)

Viertelfinale – Colin – Goblin-Bidding: 2-0
Halbfinale – Tobias – Urzatron splashU: 2-0
Finale – Sascha – RavagerAffinity: 2-0
Das Deck schnitt also wie ein heißes Messer durch die Butter…äh das Metagame und ich verlor nur 1 Game (!). Was jetzt nicht heißen soll dass ich so toll spiele, bzw. dass ich das Deck erfunden habe, aber ich habe es richtig angewendet. Das Deck spielt sich häufig wie von selbst, aber in Spielen wo man nicht so gut zieht bzw. gegen Decks die sich effektiv wehren, muss man schon sehr genau spielen.

Andreas Pischner hat übrigens recht, das Deck tötet wirklich häufig Turn 4 und bleibt auch danach sehr gefährlich – Skullclamp von oben – draw 10 cards – Game. Bzw Ravager/Atog von oben und Disciple im Spiel.

Das sich dies in den Artikeln von TobiH und TrashT noch nicht so rauskristallisierte (wenn man von den Kommentaren absieht), war mir eigentlich ganz recht, es sollte doch in Bremen keiner mitkriegen und sich dementsprechend vorbereiten, was jedoch nur teilweise zutraf.

Es ist jedenfalls klar das neue Deck to Beat. Wenn man nicht schon Hate im Maindeck spielt hat man kaum eine Chance – dies war evtl. vorher nicht so klar weil das Deck in Kobe nicht dominierte, das lag aber daran dass BigRed und Monogreen (12Post vernachlässige ich hier mal) dazu gebaut waren, Affinity zu schlagen, d.h. es wurde weggehated. Dies war aber besonders auf den kleineren Regionals nicht der Fall. In NRW z.B. hätte ich das Deck so nicht gespielt. Da wäre wegen Damping Matrix schon main Artefaktremoval nötig gewesen.

Wie das Metagame auf den Offenen aussieht wage ich nicht vorrauszusagen – jedenfalls braucht man mit einem Deck welches nicht annähernd 50% gegen Affinity holt gar nicht erst anzutreten.

Goblin-Magier (egal ob Caller oder Bidding) haben übrigens ein Autoloss gegen Affinity, ich hatte das schon beim Testen gemerkt und es bestätigte sich auch beim Turnier – man gerät nie richtig in Gefahr sondern das Goblin-Deck gerät sofort unter Druck und kommt damit nicht zurecht. Es ist nahezu unmöglich für Goblins 2 von 3 Spielen zu gewinnen, es sei denn man screwed den Gegner nach (oder sogar schon vor) dem Boarden. Dafür sind die Länder (hier: das Land) im Sb.

Im Viertelfinale z.B.habe ich gegen Colin Kuntzsch eine 5 Land-Hand gehalten (Darksteel Citadel, Glimmervoid, Vault of Whispers und 2 Great Furnace). Er zerstörte dann auch prompt den Turn 2 Furnace und dann noch die Vault of Whispers, danach spielte ich Skullclamp und Kreaturen aus und gewann das Spiel auf 20 Leben gegen Goblins. Er hatte soviel Hate im Board, dass er nach dem Boarden zuwenig Threats im Deck hatte. Die vereinzelt auftretenden Goblins können keinen Druck ausüben, macht braucht neben dem ganzen Hate einen richtigen Threat wie z.B. Arc-Slogger.

Das eine verlorene Spiel gegen Elfen war aufgrund von Manaproblemen, aber das zweite Spiel war er dann floodet und im dritten hats das Pyroclasm gerissen.

Im Halbfinale traf ich dann auf das einzige (!) Controldeck im Feld, ein Urzatron mit Splash blau für Thirst for Knowledge. Ich hatte dagegen nur schwache Draws, konnte aber im ersten Spiel einen Myr Enforcer mit Welding Jar retten der ihn umhaute. Im zweiten zog ich ewig nix bis dann ein Skullclamp kam und ich in 2 Runden ca. 20 Karten zog, wo dann auch eine Kombination aus Disciple/Ravager/ShrapnelBlast bei war. Wenn er mal einen Engel gezogen hätte wärs enger geworden, allerdings hatte ich aus dem Grund auch die ganze Zeit immer einen Shrapnel Blast überbehalten.

Im Finale dann spielt der noch recht unerfahrene Sascha gegen mich und verliert Game 1, weil er trotz Doppel Skullclamp seinerseits gegenüber meinen 0 angreift obwohl er weniger Leben hat und ich nen Disciple im Spiel. Auf 7 Leben castet er dann Shrapnel Blast auf den Disciple und ich habe auch einen auf der Hand. Im zweiten Spiel ist er dann 2 Runden auf 1 Land screwed und ich habe Turn 2 Ravager und Doppel Frogmite im Spiel, Turn 3 Myr Enforcer, das wars dann. Erst halb sechs. Damit waren wir in Bremen wohl die schnellsten.

Props noch an TimR für die gute Organisation – er hat ausnahmsweise nicht verschlafen und keine Leute irrtümlich gedroppt.:D

Wenns geklappt hat könnt ihr mir ja ne Bestätigungsmail schicken.
MfG Bodo

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