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Up, up – and away!
…oder: how to defend your title
von Martin "Mertel" Engelhardt
09.03.2004

Sodele, die Zeit iss rum. Da war ich so vor nem Jahr Ba-Wü meister geworden, doch der März kam näher und damit die Zeit, in der ich meinen Titel verteidigen musste.

Schritt 1: Die perfekte Deckwahl

Ahh ja. Was spiel ich eigentlich? Hmm. Lass mich nachdenken. Ach, bemühen wir doch einfach die Historie. Womit bin ich gleich noch mal Meister geworden? Rot/Grün. Jahr davor hab ich gespielt…Rot/Grün. Jahr davor? Weiß ich nimmer, aber anno '96 erinner ich mich noch an…Rot/Grün.
Wär doch gelacht, wenn in Rot/Grün nicht wieder was ginge. Ein kurzer Blick aufs Metagame: Kontrolle iss am Abnehmen, Mertel nimmt weiter zu und irgendwie sollte man dieses Ravager Deck schlagen können. Cool, Rot/Grün hat da ja alle Waffen gegen. Also Deck gebaut. V1.0 verliert gegen Ravager. Pulse of the Tangle raus, Shaman rein. Langt noch nicht. V4.2, mit drei Glissa Main, 2 Oxidize und vollen Shamanen und Zealots hat immer nur noch 50% - gegen das Deck, gegen das zu schlagen es angetreten ist. Meint das Teufelchen mit dem grünroten Gesicht:

4 Oxidize
4 Detonate
4 Shatter
4 Naturalize
4 Viridian Shaman
4 Viridian Zealot

…verliert so nie gegen Ravager.

Meint das Engelchen auf meiner rechten Schulter: Und was machst du, wenn der Gegner Mountain, Sledder, go sagt?
Anmerkung: Das Engelchen hatte das Gesicht von Freddy Mercury. Und ich hätte schwören könen, dass er auch grad ‚If you can't beat 'em, join 'em' sang...
Also die Decktestphase mit lauter Mirrodin-Block Decks verbracht.

Am Ende kam das da raus:

Deck: Synergy at work
 
lands (18):
4Glimmervoid
4Vault of Whispers
4Great Furnace
2Tree of Tales
4Darksteel Citadel

creatures (26):
4Arcbound Ravager
4Ornithopter
4Frogmite
4Myr Enforcer
4Disciple of the Vault
2Atog
4Arcbound Worker

spells (16):
3Welding Jar
4Skullclamp
4Shrapnel Blast
4Tooth of Chiss-Goria
1Sulfuric Vortex

60 cards
lands (2):
2Tree of Tales

creatures (4):
4Headhunter

spells (9):
4Naturalize
4Electrostatic Bolt
1Flashfires

15 cards
 
Naturalize war mir lieber als Oxidize und Detonate, da es auch mal gegen Slide und Rift was nützt. Und weil er grün ist…rote Karten hatt ich ja eh schon. Gerade in der Woche vor den Regionals noch so alles gelesen, was es über das Format zu lesen gab. Naja, fast alles. Die letzten Matchupanalysen von Trash und Tobi hab ich mir erspart – die waren ja auch nicht für Leute gedacht, die selber testen. Und sie waren beileibe nicht das Schlechteste, was zu der ganzen Sache geschrieben wurde.
(Achja: die BaWü Vertreter von #MIR, Markus und Wenzel, spielten beide Ravager – was ja Trash und Tobi schon angekündigt hatten, für die, die es zwischen den Zeilen gelesen haben).

Freitag, den 5.3. dann abends noch bei mir gesessen und mit Andreas Neumann den letzten Feinschliff gemacht. Warum man so was nicht tun sollte: So ein quatsch wie Vortex passiert dann. Und wenn einem Freitags um acht auffällt, dass man keine zwei Decks zusammen bekommt, dann muss halt noch schnell ein Slide gebastelt werden. Das bildet den Nahtlosen Übergang zu

Schritt 2: der perfekte Tagesablauf

Immerhin, wir hatten um halb elf Schluss gemacht und waren schlafen gegangen. Ich hatte dann auch keine Lust mehr, mein Deck umzutüten. Bis auf drei Glimmervoids war alles in Testhüllen. Also noch geschwind ausgetütet, das eintüten aber lieber sein lassen und noch ne Tüte geraucht. Nein, nicht wirklich, hat nur so toll hinten dran gepasst.
Nächster morgen, ich steh immerhin ne Stunde später auf wie unter der Woche, will ich grad das eintüten nachholen als Andreas anruft: ‚Du, wir haben gestern abend voll übersehen, das vierte Lightning Rift zu suchen. Guckst du mal, ich fahr jetzt los und hol dich.' Wenn eine Sache schwer zu finden ist bei mir, dann sind das spielbare Uncommons. Ich hab grob geschätzt 20.000 Magickarten in meinem Regal. Ich hab den groben Überblick. Und ich hab 5 Minuten, eine SCH…. Uncommon in einer von 10 möglichen Displayboxen zu finden. Naja, Andreas hat Glück, ich find das Ding grad als er unten vorfährt. Also Deck geschnappt und beschlossen, dem Reini zu etwas Umsatz zu verhelfen. (Achja: Reinhard Siegel, Chef von Funtainment, hat die BaWü's dieses Jahr veranstaltet. Bevor ich es vergesse: Sehr ordentlich! Von mir aus darf er das gerne wieder machen.) Ab ins Auto, nach Heidelberg, um Wolfang Eder und Fabian Janik abzuholen und weiter nach Stuttgart. Das Wetter war – na ja, bescheiden, sagt man wohl. Den Stau auf der A8 vermieden indem wir über die A81 geflogen sind – Evasion iss gut. Rechtzeitig da gewesen – was man nicht von jedem der am Ende 159 Teilnehmer behaupten kann. Angeblich gab es wohl Verwirrung um die Startzeit. Es wär kein Fehler gewesen, wenn das auch noch auf der offiziellen Seite gestanden hätte (High Ingo!).
Also angemeldet, die Hüllen und die farblich darauf abgestimmten Glassbeads gekauft (lila – rosa wie im Vorjahr gab es nicht), zu Conny, Nestor, Frank und Thomas an den Tisch und eingetütet. Verdeckt, versteht sich.
Dann die erste Aufgabe: hinsetzen und Decklisten abholen lassen. Ich mach in mein vierer Umfeld den Vorschlag, dass sich doch einfach wieder die Top vom letzten Jahr für die diesjährige qualifizieren sollen. Drei von vier finden das auch. Kommt davon, wenn man mit Döring, Dobner und Eder am Tisch sitzt. Da in der Zeit die allerletzten noch eintreffen dauert es ein wenig länger und das Turnier kann nicht ganz pünktlich beginnen. So, haben sich alle auf dem Boden gerollt?
Dann kanns ja weitergehen mit:

Schritt 3: das perfekte Spiel

Ich geh zum Aushang und sehe, dass ich grad hätt sitzen bleiben können. Fast ärgerlich. Noch ärgerlicher ist allerdings die Tatsache, dass mein Gegner Jörg Unfried heißt. Der kommt an den Tisch und begrüßt mich mit den Worten ‚iss mir jetzt net so rechd, vor di hab ich scho Reschbekd'. Ja, das beruht auf Gegenseitigkeit. Erste Runde wünscht man sich ja immer ‚das Kind'. Aber nach ärgerlich, ärgerlicher kommt noch der Superlativ. Super Gau. Ihr erinnert euch, dass ich die drei Glimmervoids nicht mit ausgetütet hab, da sie das schon waren? Und das ich wegen des Rift nicht morgens eingetütet hab? Und das ich vor Ort wegen Angst vor ‚Feind hört mit' verdeckt eingetütet hab? Naja, jedenfalls zähl ich halt mal mein Deck, bevor es los geht. Ihr ahnt, was kommt. 57. Ich so: ‚Judge, ich hab nur 57 Karten. Darf ich mir die fehlenden versuchen zu kaufen?' Er: (Tobi Licht – gewohn souverän) You got five on it. Puls wie ein Formel 1 Fahrer (eher mehr, wenn ich an das Rennen denk – bei der Aufzeichnung So Abend bin ich eingepennt), Panik ohne Ende, will ich grad aufstehen, als mich Julian Seume zwei Tische weiter fragt, was mir denn fehtl. Ich sag halt, drei Glimmervoid. Er kann sie mir leihen. Ich hätt sie ihm für nen Haufen Kohle abgekauft.

Uff.

Mit zittrigen Händen spiel ich. Jörg hat ein grün-weißes Deck mit dem Namen ‚Affiniy-Albtraum oder so am Start: neben Wrath und Vengeance noch Matrix, Shaman und Oxidize – im Main Deck. Diese matchup kann ich so in vielleicht 20% gewinnen, wenn der Gegner keinen Fehler macht. Dankenswerter Weise tut Jörg das im dritten Spiel. Die Situation: er ist auf 13, hat Troll und 7 Länder. Auf der Hand Matrix, Engel und Oxidize, Worship. Ich hab Klammer, Disciple, zwei Frog und Enforcer sowie Void, Citadel und zwei Furnace. Ich hab zwei Handkarten, von denen ich bei seiner letzten Frage ‚wie viel Handkarten?' schon behauptet hab, es seien zwei Shrapnel Blast. Er denkt, denkt noch ein bisschen, kalkuliert wahrnehmbar und macht folgendes Play: Matrix, Morph, grün offen, go. Ich zieh, greif an. Er oxidiert meinen Enforcer. Ich blaste in response. Er: no Blocks. Ich mein so, ich würd ihn doch niemals anlügen und zeig ihm den zweiten Blast. Er ärgert sich ziemlich über sich, der Kommentar seines Teamkollegen hat auch nicht geholfen.

1:0 2:1 1 Mulligan

Runde zwei geht es gegen Igor Hoppe, der Control Affinity mitgebracht hat. Hier geht es dann los: sein Kumpel neben ihm knufft ihn und fragt mich laut: ‚Du, weißt du wer letztes Jahr gewonnen hat?'. Nachdem Igor dann mit fünf Karten anfängt meint er noch, dass er auch mit neun keine Chance gegen mich hätte. Leuts, das ist die falsche Einstellung. Ich geh immer davon aus, dass ich gegen Kai & Co. gewinne, wenn ich mich an den Tisch setz. Dass das nicht immer klappt ist egal, aber wer davon ausgeht, dass er verliert, verliert auch. (Und ich bin wirklich kein unüberwindliches Hindernis…) Ich sag das Igor auch und besieg dann den Doppelmulligan. Er macht danach mit mir das gleiche. Im dritten spiel zieht er etwas schlechter als ich, was zusammen mit dem fürh ihn unvoteilhaften Matchup ausreicht.

2:0 4:2 3 Mulligan

Runde drei gegen Patrick Martens. Sein hinter ihm stehender Kumpel meint ‚Das ist der Meister!'. (Nee, das ist und bleibt der Wolfgang…). Ich hab vergessen, sein Deck zu notieren, glaube allerdings, dass es Affinity war. Spiel eins hab ich den Turn drei kill, als er Atog nicht blockt. Er war auf 16, 19 Schaden lagen auf dem Tisch. Pisa? ('tschuldiging Patrick ). Spiel zwei bin ich auf einem Leben, er hat drei potentielle Angreifer und ich zwei Blocker. Er übersieht es und ich gewinn noch. Sein ‚cheerleading' Kumpel hinter ihm hat das die ganze Zeit gesehen und ärgert sich mit Patrick. Er bekommt drei- bis viermal gesagt, dass er nicht reinreden darf. Hat er nicht – vorbildliches Verhalten!

3:0 6:2 3 Mulligan

Runde vier wartet Jan Schaller. Er hat das Cemetary Deck mitgebracht, mit Ratten. Im ersten Spiel hatte er nix. Das zweite war lustiger. Er hat Cemetary, zwei Birds, zwei Ratten und einen myteriösen Morph. Ich hab Cleric & nen geklammerten Frosch. Ich bin dran und spiele Ravager. Er antwortet mit Bane entmorphen für eins. Guter Plan, ab jetzt kann er jede Runde mit Ratte aus dem Friedhof chumpen. Das Naturalize sieht er an der Stelle gar nicht gerne…

4:0 8:2 3 Mulligan

Die ersten Standings kommen. Da Jörg fleißig am gewinne ist bin ich erster. Respektbekundungen krieg ich auch. Da wir aber unter Magicspielern sind und die tendenziell der Ironie eher nicht so abgeneigt sind klingen die so: ‚Letztes Jahr dacht ich ja noch, das sei Zufall, aber langsam…'.
Die Götter des DCI-Reporters losen mich gegen Julian ‚Der Retter' Seume. Der hat Goblin Bidding ausgepackt, allerdings bereits gesagt, dass er wohl besser mal auch Affinity gespielt hätte. Naja, er ist Vizemeister geworden – sooo schlecht kann die Wahl nicht gewesen sein. Aber das war noch ein paar Stunden hin. Erstmal hab ich zuerst knapp, dann wegen Manascrew eher deutlich gewonnen.
Nach dem Spiel kauf ich ihm erstmal die Glimmervoids für einen für Julian recht guten Preis ab – das und was zu futtern war ich ihm schon schuldig.

5:0 10:2 3 Mulligan

Noch drei Runden. Immer noch erster, Eins gewinnen und du bist qualifiziert, eins gewinnen und ein Draw und du bist Top 8. Das ist die Stelle, an der sich so Gedanken einschlichen wie: ‚Vielleicht schaffst du es ja, deinen Titel tatsächlich zu verteidigen – wär schon cool'.
Also mit freudigem Grinsen in

Runde sechs, Johannes Walter. Der hatte in Karlsruhe die zeit und Muße, sich ein Cemetary Deck zu bauen, in dem er noch platz für Death Cloud fand. Im ersten Spiel ist er irgendwann auf drei, ich hab Disciple und zwei Welding Jar sowie Klammer, bevor er seinen Blocker legt. Er hat das Spiel schon abgeschrieben. Allerdings topdecke ich fünf Land. Absolut jede andere Karte in meinem Deck hätte mir das Spiel gewonnen. Spiel zwei legt er runde vier, fünf und sechs Ravenous Baloth und geht nie auf unter 12. Death Cloud für zwei killt meinen großen Ravager.

5:1 10:4 3 Mulligan

Naja, nächstes gewinnen und in Top 8 reindrawen. Runde sieben kommt der ‚Former Champion' Alex Mack. Mal ein Mirror Match. Nur dass er Scales statt Tooth hat. Gleich mal viel besser, wie ich an der Stelle zugebe. Besonders halt im Mirror. In einem der drei Spiele kann ihn mein draw von T1: Worker, T2 Ravager, T3 Worker & Ravager besiegen. Halt nur in einem.

5:2 11:6 3 Mulligan

Christian von Kalkstein wird zu mir runtergelost. Soll heißen er hat 16 Punkte. Also hat er ein Unentschieden. Das hat er aus einem Control vs. Control Matchup. Er ist UW, hat vier Damping Matrix Main und vier March of the Machines im Board. Neben Wrath, Vengeance und Wing Shards, versteht sich.
Erstes Spiel kommt runde 5 Vengeance, Runde 6 Drache, dann noch Decree gecycled und er iss immer noch auf 15. Im zweiten mach ich in meiner vierten Runde mit Flashfires eine Ebene kaputt, was für den Sieg reicht. Das dritte war böse. Matrix, March, Wrath – Hände schütteln.

5:3 12:8 3 Mulligan

Am Ende steht ein 24. oder so Platz und ein reichlich angepisster Mertel. Ich hätt euch viel lieber was von einer erfolgreichen Titelverteidigung erzählt. Aber vielleicht ist so was ja auch mal unterhaltsam zu lesen – wie man scheitern kann so kurz vor der Ziellinie. Grats an Alex, der als einziger von uns dreien oben das mit der Top 8 wiederholt hat – und gleich richtig!

Grats auch an Julian noch mal, aber dass deine Glimmervoids ihre Magie so verlieren, sobald sie mir gehören, das find ich nur bedingt gut.
Grats an Till Protzek, der sich ein wenig geärgert hat, dass er nicht als Schiri zu den Deutschen eingeladen war und sich jetzt halt einfach mal so qualifiziert hat.
Grats an Christian, der sich nicht hat von meiner Drohung einschrecken lassen, dass ich im Falle seines Sieges ja als Schiri dann auf der Deutschen bin .
…und an den Rest der Qualifizierten. Achja, Gruß noch an Wenzel ‚Cassandra' Krautmann und Markus ‚Aushägeschild' Kolb (und Grats…). Die beiden #MIRler meinten jedes Mal ‚The former Master'. Das war zu dem Zeitpunkt zwar noch nicht ganz richtig, hat sich allerdings als prophetisch erwiesen.

Bleibt mir noch

Schritt 4: der perfekte ‚Away' Teil

Tschüss bis zum nächsten mal. Ich hoffe, es hat ein wenig Spass gemacht.

Mertel (schon nicht mehr so suizidgefährdet)

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