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PTQ + Prerelease Grevenbroich
Judge Report
von Thorsten "Kommissar" Vogelheim
26.01.2004

Grosses hatten wir uns für dieses Wochenende vorgenommen. Nachdem Ende letzten Jahres aufgefallen war, dass der PTQ Kobe in Grevenbroich zeitgleich mit der Pro Tour Amsterdam stattfinden sollte, musste ein Notfallplan her. Kurzerhand wurde der PTQ auf das folgende PreRelease Wochenende verlegt und aus dem ganzen ein 36-Stunden Event gemacht. So sollte Samstags zunächst der PTQ starten und kurze Zeit später, je nach Andrang mehrere PreRelease Turniere als sogenannte „Flights“ - immer wenn sich genug (16 oder 32) Spieler zusammengefunden hatten, sollte ein Turnier losgehen. Die Nacht über und am Sonntag sollte es mit Sealeds und Drafts weitergehen.

Die Location hatten wir vor einem knappen Jahr beim Scourge PreRelease erstmals benutzt und waren schon damals sehr zufrieden, da neben den guten Räumlichkeiten (in einem Jugendzentrum) auch die Verpflegung gut und günstig war, was für den ständig blanken Magicspieler wirklich wichtig ist;-).

Nachdem die Site schon Freitags von Georgs Familie und den Leuten des Jugendtreffs (ich kam dann dazu, als schon fast alles fertig war) vorbereitet worden war, brauchten wir am Samstag nur noch unsere Computer aufbauen. Da wir eine Coverage geplant hatte, mussten die Dinger vernetzt werden, damit wir über den Router ins Internet gehen konnten und Daten wie Fotos etc. zwischen den Rechnern austauschen konnten. Das alles ging überraschend problemlos und um kurz nach 10 Uhr starteten wir mit der Anmeldung für den PTQ. Überraschender Weise meldeten sich mehrere neue Spieler für den PTQ an. Ein gut gemeinter Hinweis, dass das nicht der optimale Start in die Turnierkarriere ist und sie doch besser das PreRelease spielen sollen, wurde vom ein oder anderen angenommen, andere wollten dann aber doch ihr mitgebrachtes Deck ausprobieren. Während der Anmeldung füllte sich der Saal zunehmend, so dass ich ca. 323 Mal durchsagen musste, dass wir die PreRelease Anmeldung erst nach dem Start des PTQ machen und sich dabei die Anmeldeschlange jedes Mal halbierte

Insgesamt hatten sich am Schluss 57 Spieler angemeldet, was deutlich hinter meinen persönlichen Erwartungen geblieben ist, da in Hannover fast 100 Spieler waren und das Format eigentlich ganz interessant ist. Lag aber sicherlich auch an der Konkurrenz im eigenen Hause mit dem PreRelease und auch an den anderen grossen PreReleases in Deutschland. Justus übernahm den gewohnten Job als Headjudge für den PTQ, ich wollte mich dann im Verlauf hauptsächlich um die PreReleases und Drafts kümmern, auch wenn von Anfang an klar war, dass wir beide beides machen würden.

Für das PreRelease meldeten sich dann über 70 Spieler an. Während der Anmeldung änderten wir unseren Plan mit den „Flights“ weil die Spieler viel lieber ein „grosses“ Turnier spielen wollten, als viele kleine und der Andrang entsprechend gross war. Da der PTQ kleiner als erwartet war, passte das auch mit dem Platz. Für die üblichen Drop-Outs ab Runde 3 und später gekommene Spieler wollten wir dann natürlich weitere Turnierchen anbieten (Sealed und Draft), dazu später.


PTQ Kobe

Kurz nach 11 Uhr starteten die 57 Teilnehmer in die sechs Runden Swiss vor dem Cut auf die Top8. Beim Einsammeln der Decklisten konnten zwei ca. 10-12 Jahre alten Spieler keine Deckliste abgeben, weil sie offenbar gar nicht wussten, was das ist (ja, es waren zwei der Neuanmeldungen). Da hatte es offenbar nichts genützt, ihnen bei der Anmeldung zu sagen, dass sie eine Deckliste schreiben sollten. Vielleicht habe ich mich da aber auch missverständlich ausgedrückt. Bei beiden entschied ich dann, dass sie ihre Liste nach der Runde abgeben sollen und diese Runde ohne Liste bestreiten durften, da ich die Decks vor dem Turnier kurz auf Legalität gecheckt hatte und die Decks mehr ein bunter Haufen von Karten waren und kein Problem für ihre Gegner Marc Ziegner und Tobias Henke darstellen sollten. Beim Check der Listen gab es dann nur ein weiteres Problem bei einer weiteren Neuanmeldung, der in seinem fast 100 Karten starken Deck (und nicht viele davon waren mehr als einmal drin) drei Karten aus Portal hatte. Auch hier wichen wir von der Standardstrafe ab und entfernten nur die illegalen Karten aus dem Deck. An dieser Stelle nochmal mein Appell: Spielt als erstes Turnier keine PTQs! Spielt PreReleases, FNM oder Shopturniere. Dass die Spieler so gut aus dieser Situation rausgekommen sind, ist sicherlich nicht die Regel.

Ansonsten lief der PTQ aus meiner Sicht besonders pflegeleicht ab. Mein Hauptaugenmerk galt zwar dem parallel laufenden PreRelease, aber grössere Probleme tauchten während des PTQs nicht auf. Die einzig wirklich interessante Situation beruhte dann auf einem Missverständnis: Ein Spieler ruft mich zum Tisch, weil sein Gegner seit ca. sechs Minuten am Mischen sei. Ich schaute mir das ganze etwas an. Der Spieler hatte scheinbar 61 Karten im Deck und wusste nicht, welche davon ins Sideboard gehört. Nachdem er eine Karte rausgenommen hatte, gab ich ihm nach einem Blick auf meine Uhr ein Warning für die erhebliche Zeitüberschreitung (statt eines Caution) und schaute mir sein Sideboard an. Im Sideboard (er spielte UG Madness) befand sich ein Basking Rootwalla, was mich etwas stutzig machte. Ich fragte ihn dann zunächst, ob sich mit den Karten im Sideboard sicher sei, was er bejahte. Ich checkte daraufhin seine Deckliste und stellte fest, dass kein Rootwalla im Sideboard war. Ich besprach die Situation mit Justus und wir kamen zum Ergebnis, dass wir ihm dafür ein Match-Loss geben, da wirkliches Cheating so nicht nachweisbar sei. Ich ging daraufhin zum Tisch, wo beide schon fürs nächste Spiel mischten. Ich fragte dann, welches Spiel das jetzt sei. Beide antworteten, dass es das dritte Spiel sei, was mich wiederum mit einem Blick auf meine Uhr stutzig machte. Irgendwann fiel dann der Groschen: Ich hatte natürlich auf meine Uhr geschaut, die die Zeit vom PreRelease anzeigte und die Spieler hatten mich nach Spiel gerufen, so dass ausser der Zeitüberschreitung, die zwischen Spiel 1 und 2 stattfand, nichts falsch gelaufen war... So kanns gehen, wenn man zu viele Dinge gleichzeitig macht;-)


„Grosses“ PreRelease Samstag

Während des Deckbaus fielen direkt mal wieder die teilweise unglücklichen deutschen Übersetzungen der Fachbegriffe auf. Besonders die „bleibenden Karten“, die aber dann auch Token sein können (wichtig bei Echoing Truth aus Darksteel), fielen einmal mehr negativ auf. Der Tanglewalker machte dann auch gleich mal unblockbar, wenn der Gegner ein „Artefakt, Land“ kontrolliert, sorgte damit für Verwirrung, auch wenn das die offizielle Schreibweise auf den deutschen Karten ist. Eine weitere Diskussion kam bei der Karte Talon of Pain auf, die im deutschen Text von „Kampfschaden“ spricht, laut dem englischen inoffiziellen Spoiler aber allen „Schaden“ meint. Da die Karte nicht im FAQ zu finden war und der englische Spoiler nicht offiziell war, konnten wir uns nur an den deutschen Regeltext halten. Mittlerweile hat sich aber herausgestellt, dass sich da offensichtlich ein Übersetzungsfehler eingeschlichen hat.

Ich hatte mich entschlossen, dass die Spieler jeweils die Karten sortieren, aufschreiben und dann die Decks getauscht werden. Die gespielten Decks mussten die Spieler nicht aufschreiben, da ich der Meinung bin, dass man bei einem PreRelease den Spielern so viel Spielraum wie möglich zum Experimentieren mit den Karten geben sollte. Durch die Decklisten war ich trotzdem jeder Zeit in der Lage den Kartenpool zu kontrollieren, falls jemand in irgendeiner Form auffallen sollte. Was immer wieder erstaunlich ist, dass selbst in einem solchen Fall, bei dem man nur den Namen auf die Liste schreiben muss, der ein oder anderen überfordert ist – und damit meine ich nicht die neuen Spieler.

Da es zahlreiche Neuanmeldungen gab, ging ich am Rundenende zu den noch spielenden Tischen und wies die Spieler auf die Regelung mit den Extrazügen hin. Beim ersten Match erkärten ich dann den beiden Spielern, dass man bei normalem Spielverlauf nach dem aktuellen Zug noch abwechselnd dran wäre, bis die fünf Züge vorbei seien. Einer der beiden Spieler wies mich dann nur auf seinen Eater of Days hin, den er gerade im letzten Zug gespielt hatte. Tatsächlich reichte ihm aber der fünfte Extrazug (sein einziger), um das Spiel mit dem Riesenflieger noch zu gewinnen.

Nach Ende der zweiten Runde kam ein Spieler zu mir und gab mir eine „Festnahme“, die versehentlich nach Runde 1 in seinem Deck verblieben war. Leider hatte der Verlierer es nicht gemerkt und ich kam gerade zu seinem Tisch als er sein Deck für das entscheidende dritte Spiel präsentiert hatte. Da es natürlich nur 39 Karten war, blieb nur ein Gameloss, was leider spielentscheidend war.

Die kommenden Runden verliefen dann, bis auf einfache Regelfragen, die hauptsächlich auf die vielen neuen Spieler zurückzuführen waren, sehr ruhig. Eine knifflige Regelfrage kam dann noch im späteren Verlauf von Andre Müller. Er hatte einen Death-Mask Duplicant im Spiel und wollte einen Mirror Golem imprinten. Nach Andre's Argumentation müsse der Duplicant nun Schutz vor „allen Typen der einprägten Karte“ bekommen. Wir grübelten lange, ob man das als Qualitybeschreibung von Schutz sehen kann und ob der Golem in dieser Situation überhaupt Schutz hat. Wir entschieden uns dafür, dass der Duplicant keinen Schutz bekommt, was auch später höchstjudglich bestätigt wurde, da der Golem nur eine Fähigkeit hat, die ihm unter bestimmten Bedinungen Schutz gibt und der Schutz daher gar nicht „da“ ist. Meine Qualityüberlegungen waren damit total hinfällig und überflüssig

Alles in allem also recht ereignislos und ruhig, trotz der vielen neuen Spieler, was sicherlich auch daran gelegen hat, dass die erfahrenen Spieler den neuen Spielern bereitwillig geholfen haben.


16er PreRelease und Drafts

Während des ganzen Tages versuchten wir dann ein zweites PreRelease mit 16 Teilnehmern ans Laufen zu bringen, scheiterten stundenlang aber kläglich, da die Leute sich ständig wieder von der Liste strichen, andere wieder dazugekamen usw. Irgendwann erkannten wie die Aussichtslosigkeit unseres Tuns und boten den ersten Draft an, der nach 3 Minuten voll war (und dafür sorgte, dass auf der Liste für das 16er PreRelease noch genau ein Teilnehmer stand). Der Draft war von mir sinnvollerweise als MMD-Draft geplant, allerdings wurde schnell deutlich, dass die Spieler lieber mehr Darksteel draften wollten, so dass ich die Entscheidung in die Hände der Spieler legte, die sich für Mirrodin / Darksteel / Darksteel (das ganze natürlich mit deutschen Boostern) entschieden. Alle weiteren Drafts liefen dann mit der gleichen Boosterverteilung.

Als dann PTQ und PreRelease Nr. 1 weiter fortschritten, kamen dann schließlich doch noch 16 Teilnehmer für ein zweites Sealed zusammen. Bis auf die Tatsache, dass ich 5 statt 4 Runden spielen ließ, weil ein 4 Runden Sealed für 25 Euro einfach zu wenig Spielen fürs Geld ist, ist bei dem Turnier aber nichts Erwähnenswertes passiert. Es lief sogar so ruhig und unauffällig, dass die Spieler das ein oder andere Mal nach Result Entry Slips und neuen Pairings fragen mussten, weil auch wir langsam müde wurden.

Nachdem PTQ Top8 und das grosse PreRelease gelaufen waren und die Halle zunehmend leerer wurde, fuhr Justus nach getaner Arbeit nach Hause und ich gönnte mir eine kleine Judgepause und nahm selbst am Draft Nr. 2 teil, den ich dann natürlich auch gewann Nach dem Draft waren gerade mal noch 10-12 Leute da, die die Nacht im Jugendzentrum mit Zocken und evtl. ein paar Minuten Schlaf verbringen wollten, so dass ich mich entgegen meiner ersten Planung Richtung Köln aufmachte, um ein paar Stunden in meinem Bett zu pennen. Trotz dieses Zeichens der Schwäche profitierten zumindest die Leute davon, denen ich meinen Schlafsack, Kissen und Isomatte zur Verfügung stellte.

Obwohl ich richtig gut geschlafen hatte (wenns auch nur fünf Stunden waren, aber länger schlafen ist eh Zeitverschwendung), kam ich den Sonntag nicht so richtig in Fahrt. Gegen 09:00 Uhr war ich dann wieder an der Site und konnte erfahren, dass ein paar ganz harte Jungs bis sieben Uhr gedraftet hatten und Hamoudi (den kennen fast alle oder?) alle die ganze Nacht verrückt gemacht hatte.


„Grosses“ PreRelease Sonntag

Gegen 11:30 Uhr starteten wir dann erneut ein grösseres PreRelease mit 43 Teilnehmern. Obwohl wir am Samstag schon fast alle Neuanmeldungszettel verbraucht hatten, musste Georg an diesem Tag alte Reserven komplett aufbrauchen, weil sich erneut viele neue Spieler anmeldeten. Einer der jüngeren hatte dann auch beim Erfassen der Karten leichte Probleme und schaffte es die komplette Liste falsch auszufüllen, da er die spalten rechts nebem dem Kartennamen verwendete und bei den grünen Karten angelangt (wo das System dann letztlich nicht mehr klappt) einfach alle grünen und roten notierte. Aber nach 15 Minuten hatten wir auch diese Liste neu geschrieben und das Turnier verlief noch ruhiger als die am Vortag. Hinzu kam auch eine fast schon gespenstische Ruhe während der Runden, die einen auch nicht wacher machten.

Bis auf ein paar Regelfragen der eher einfachen Sorte, gab es nur eine interessate Situation: Ich sitze in Runde 5 an Tisch 2. Spieler A denkt, dass er das Spiel nächste Runde gewinnt, kann aber faktisch nur 8 statt 9 Schaden machen, da er übersehen hat, dass sein Clockwork Condor beim letzten Angriff einen Counter verloren hat. Er zeigt dem Gegner den roten Pulse, freut sich eine ganze Weile und erwartet, dass derdieser aufgibt, was dieser natürlich nicht tut. Nach einiger Zeit geht Spieler A dann in seinem Zug und stellt dann verwundert fest, dass er einen Schaden zu wenig macht. Jetzt fängt er an zu überlegen und nach einer ganzen Weile fordere ich ihn auf, eine Entscheidung zu treffen. Er erwidert, dass er doch in einer schwierigen Situation sei und daher lange überlegen müsse. Ich erkläre ihm, dass sich das Board nicht wirklich geändert hat und er, statt sich zu freuen und den Gegner auszulachen, schon seit dem letzten gegnerischen Zug hätte überlegen können. Als er dann noch einer halben Minuten immer noch nichts macht, gebe ich ihm ein Slow-Play Warning, das ihn dann schließlich zum Weitermachen „überredet“.

Während der letzten Runde fangen wir schonmal damit an, die überzähligen Tische leise wegzuräumen, so dass wir nach Turnierende schnell mit dem Abbauen fertig sind. An dieser Stelle muss man nochmal Christoph Bongers und den Jungs und Mädels aus seinem Jugendzentrum Dank sagen, die wirklich die ganze Zeit für gute Verpflegung gesorgt haben und fast die kompletten Aufräumarbeiten übernommen haben. Auch die Rückmeldung von einigen Spielern bestätigen meine Meinung, dass man kaum eine bessere Site für Turniere finden kann.


Fazit

Ein ruhiges, anstrengendes, aber schönes Wochenende; der Samstag lief irgendwie chaotisch, aber trotzdem völlig problemlos ab, genauso wie der Sonntag, der noch ruhiger war. Die Nacht über weiter Turniere zu veranstalten war wohl eher ein Schuss in den Ofen, wird wohl so schnell nicht wieder passieren – lohnt sich bei so wenig Leuten einfach nicht. Die „Flights“ haben auch irgendwie nicht so recht geklappt, wobei man das sicherlich nicht abschließend beurteilen kann, weil der PTQ am Samstag natürlich auch einige potentielle PreRelease Teilnehmer abgezogen (natürlich auch einige Spieler, die sonst nicht gekommen wären anzogen) hat. Vielleicht hätte man einfach zwei Zeiten festlegen müssen und da jeweils so viele Leute wie möglich in die beiden Turniere packen müssen. Ansonsten ein schönes Wochenende, mit viel Spass und gutem Team (was meistens das wichtigste ist).


Zum Schluss möchte ich dem Georg noch gute Besserung wünschen, weil er sich am Sonntag irgendwie den Rücken verknackst hat.

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