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Akte 01/04
Der Monatsrückblick
von Thorsten "Kommissar" Vogelheim
20.01.2004

So, jetzt ist es soweit. Nachdem ich mir schon vor einigen Monaten erste Gedanken darüber gemacht habe, ob so ein Monatsrückblick nicht eine feine Sache wäre und sogar schon ein halber November-Rückblick fertig war, starte ich jetzt eine monatliche Artikelserie, dessen erste Ausgabe ich mal Akte 01/04 genannt habe - wie die weiteren heissen, könnt ihr euch sicherlich schon denken.

Neben einem Rückblick auf den jüngst vergangenen Monat, werde ich auch ein paar weitere Features in die Serie aufnehmen, wie z.B. das Good/Bad-Play of the Month, das ab jetzt nicht mehr in der alten Form erscheinen wird. Viele User hatten zwar die Qualität der letzten Einsendungen kritisiert, wollten diese Rubrik jedoch weiterhin lesen. Daher gilt auch immer noch der Aufruf, besonders gute oder schlechte Spielzüge einzusenden (ab jetzt an thorsten@planetmtg.de). Der Newsletter, der bisher in grösseren und eher unregelmässigen ebenfalls einen Rück- und Ausblick enthielt, wird in Zukunft nur noch als "Sonderausgabe" bei besonderen Anlässen erscheinen, um z.B. grössere Gewinnspiele etc. anzukündigen.

Starten wir in den Rückblick auf einen recht ereignisreichen Januar, auf den wohl ein eher ruhiger Februar folgen wird:


PTQ Saison, 2. Teil

Die PTQ Saison für die PT Kobe von Dezember bis Januar war in diesem Jahr etwas besonderes, da es zum 01.01.2004 massive Bannings im Extended-Format gab, die das Metagame völlig veränderten und damit eine Zweiteilung der Saison zur Folge hatte. Hatten im Dezember noch Kombo-Decks vorgeherrscht, erinnerte das Metagame im Januar stark an das vom letzten Jahr, lediglich einzelne Karten wie Isochron Scepter, Chrome Mox oder Slith Firewalker verstärkten bereits bestehende Decks. Mit dem Wegfall von Ancient Tomb, Goblin Recruiter, Grim Monolith, Hermit Druid, Oath of Druids sowie Tinker und dem damit verbundenen Aus für die Kombodecks, erstarkten alte Decktypen wie Tog, Rock, RDW und Aluren erneut und die Spiele wurden wieder wesentlich länger

Nach den spärlichen Teilnehmerzahlen der PTQs im Dezember, erschienen fast 100 Spieler zum PTQ in Hannover, was sicherlich auf das wesentlich interessantere Metagame zurückzuführen war. Beim letzten deutschen PTQ der Saison in Grevenbroich nahmen mit nur 57 Spielern wesentlich weniger Leute teil, was aber wohl an den zeitgleich stattfindenden Pre-Release Turnieren für Darksteel lag.

Die Slots der PTQs im Januar verteilten sich dann wie folgt:

Hannover (11.01.):
  • HaJo Höh (The Rock)
  • Stefan Richter (Enchantress)

Amsterdam (17.01.):
  • Michael Neumaier (GB Beats)

Grevenbroich (24.01.):
  • Sven Fischer (Aluren)
  • Tobias Henke (Tog)

Auch die Top8 Decks und schließlichen Gewinnerdecks sprechen für das gute Metagame zur Zeit. Ansonsten kann ich immer nur allen sagen: Spielt PTQs! Wir haben mittlerweile in Deutschland optimale Bedingungen - da sollte man einfach die Gelegenheit beim Schopfe packen und mitspielen. Auch wenn man vielleicht nicht gewinnt, lernt man doch gerade bei PTQs eine ganze Menge.

Trotzdem scheinen sowohl Extended als auch Block die breite Spielermasse nicht anzusprechen. Da fragt man sich, ob Typ2 Qualifier zumindest einmal im Jahr nicht sehr sinnvoll wären, da man mit diesem Format für jüngere Spieler die PTQs interessant machen könnte. Die enormen Teilnehmerzahlen bei den Trader Turnieren der letzten Monate unterstreichen das wohl nochmal.


Pro Tour Amsterdam (16. bis 18.01.2004)

Nach der WM in Berlin im letzten Jahr sollte die PT Amsterdam das nächste grosse Event in unmittelbarer Reichweite für viele deutsche Spieler sein. 27 Deutsche starteten im Mainevent und stellten damit nach den USA und Frankreich die drittmeisten Spieler.

Erstmals wurde eine andere Turnierstruktur probiert: Statt der gewohnten 14 Runden mit dem Cut nach 7 Runden, wurden 15 Runden gespielt. Der Cut erfolgte nach Runde 6: Alle mit mind. 12 Punkte mussten dann direkt nochmal ran und mit ihrem Draftdeck eine weitere Runde spielen. Die restlichen zwei Matches und die verbliebenen beiden Drafts wurden dann am nächsten Tag gespielt. Die Rundenzeit wurde auf 55 Minuten verkürzt, um den zusätzlichen Zeitaufwand der 15. Runde und des 5. Drafts zu kompensieren.

Die neue Regelung kam bei den Spielern auch recht gut an - besonders die Vermeidung der 4-Runden Drafts. Auch die Tatsache, dass in der letzten Runde von "Tag1" nicht fast alle Spieler gedrawed haben, spricht für die neue Regelung. Unglücklich ist die Aufteilung der Spiele des dritten Drafts, aber praktisch gesehen, gibts dafür wohl keine andere Lösung, da es zeitlich nicht möglich ist, drei Drafts an einem Tag zu machen. Die Verkürzung von 60 auf 55 Minuten Spielzeit pro Runde war ebenfalls völlig unproblematisch und ist gerade im Limited wohl kaum spürbar.

Für die deutschen Spieler liefen die ersten zwei Drafts nicht herausragend, aber sicherlich zufriedenstellend. Als einziger Deutscher spielte Patrick Mello 5-1, gefolgt von David Brucker mit 4-1-1. Zahlreiche andere deutsche Spieler überstanden mit 4-2 den Cut: Andre Müller, Dirk Hein, Andreas Kruschel, Reinhard Blech, Wenzel Krautmann, Marco Blume und Kai Budde.

Die nächsten Runden standen dann im Zeichen von Kai Budde und David Brucker, die beide bis zur letzten Runde um den Einzug in die Top8 kämpften. Kai verlor das entscheidende Spiel in Runde 15 gegen Michael Turian und schloss die Pro Tour auf Platz 15. David Brucker gewann zwar sein Spiel in Runde 15, war dann aber wohl der Pechvogel der Tour und kam dann trotz gleicher Punktzahl wie Michael Turian und Nicolai Herzog aufgrund seines schlechteren Opp.-Scores nicht in die Top8 und landete auf dem undankbaren 9. Platz. Die weiteren Platzierung im "Geldbereich":
  • 9. David Brucker - 6000 Dollar
  • 15. Kai Budde - 3500 Dollar
  • 40. Marco Blume - 875 Dollar
  • 53. Patrick Mello - 615 Dollar
  • 56. Wenzel Krautmann - 580 Dollar
  • 59. Andre Müller - 550 Dollar

Gewonnen hat die Pro Tour dann letztlich Nicolai Herzog, der als 8. und aufgrund seines Opp. Scores statt David in der Top8 gelandet war. Überrascht waren viele über die Teilnahme von Patrick Mello, der sich ja eigentlich aus dem Pro Tour Circuit zurückgezogen hatte, aber die Gelegenheit nochmal beim Schopf ergriffen hat, eine Pro Tour in der Nähe zu spielen. Ebenfalls scheint das Pro Tour Player of the Year dieses Jahr mal etwas spannender zu werden - Kai hat schließlich dieses Jahr noch keine einzige Pro Tour gewonnen - wird langsam mal wieder Zeit.

Neben der Pro Tour fand natürlich auch ein umfangreiches Rahmenprogramm im RAI statt, zu dem zahlreiche deutsche Spieler erschienen. Donnerstags wurde die letzte Möglichkeit beim Schopf ergriffen, doch noch einen von vier Qualifikationsplätzen für das Mainevent zu ergattern, was jedoch keinem Deutschen gelang. Die PTQs in den folgenden Tagen waren recht zahlreich besucht, vor allem der Limited PTQ für die PT San Diego, an dem weit über 200 Spieler teilnahmen. Der Extended PTQ war mit 90 Spielern nicht wirklich "gross", dafür aber um so erfreulicher, weil Michael Neumaier und Sebastian Zink im Finale gegenüberstanden, dass Michael dann mit seinem GB Beatdown für sich entscheiden konnte. Insgesamt muss man jedoch sagen, dass die Spielerzahlen nicht annähernd mit denen in Berlin zu vergleichen waren und auch die Site nicht das gleiche Flair hatte, auch wenn sie sicherlich ok war.


Darksteel PreRelease

Wie schon bei den letzten PreReleases, gab es in Deutschland insgesamt 5 "grosse" PreReleases, die an den jeweiligen Orten sowohl am Samstag als auch am Sonntag stattfanden. Während die Turnieren an den Samstagen noch stark besucht waren, nahmen die Teilnehmerzahlen in allen Städten sonntags doch erheblich ab. Interessant fand ich persönlich das Team-Sealed PreRelease in Berlin, das immerhin neun Teams anzog. Wäre sicherlich mal eine gute Idee, das auch an den anderen Spielorten auszuprobieren, gerade um den Sonntag für die Spieler noch interessanter zu machen.

Beim PreRelease in Grevenbroich wollten wir am Samstag mit sogenannten "Flights" arbeiten, also jeweils 16er oder 32er Turniere immer dann starten, wenn sie voll sind und das den ganzen Tag über. Das Interesse der Spieler lag aber ganz eindeutig in einem grossen Turnier und Drafts als Sideevents. Die Spieler waren zum grossen Teil auch nicht bereit mehr als einmal 25€ für ein Sealed zu bezahlen. Ein weiteres Problem stellt sicherlich auch die Spielerzahl dar, die bei den PreReleases einfach nicht ausreicht, um das "Flight" System erfolgreich durchzuführen, wie es bei den Meatgrindern zur DM seit 2 Jahren erfolgreich gemacht wurde.

Mehrfach Kritik von den etwas erfahreneren Spielern kam auf, wegen der Absenkung des K-Faktors auf 8, da sich gewinnen dadurch nicht wirklich lohnen würde. Auf der anderen Seite hat man mehr Spielraum für Experimente, da man kaum Punkte riskiert. Den neuen Spielern, die erfahrungsgemäß auf PreReleases besonders zahlreich auftauchen, ist der K-Faktor wahrscheinlich sowieso egal.


Good-Play

Das Good-Play diesen Monats kommt von keinem geringeren als mir selbst (gönnt mir das - kommt nicht so oft vor). Auf dem PTQ Hannover spiele ich gegen einen kleinen Mann mit Atog. Ich spiele Aluren, er Scepter-Tog. Auf dem Tisch ist bei ihm ein Scepter mit Mana Leak, bei mir ne Mauer und ein Familiar, sonst eigentlich nichts. Irgendwann verliert mein Gegner wohl etwas die Nerven, weil ich langsam aber sicher genug Mana habe, um sein Leak-Scepter unnütz zu machen. Ich mache irgendwann Living Wish auf Stern Proctor, was dann wohl endgültig dazu führt, dass er sich unter Druck fühlt (obwohl die Situation eigentlich völlig entspannt für ihn war) und spielt ein Upheaval, legt ein Land und sagt go! Ich ziehe einen Bird, spiele Forest Bird und gebe ebenfalls ab. Im nächsten Zug überrascht er mich mit einem Scepter und imprinted Fire/Ice. Ich lege ihn meinem Zug eine Insel und den ihm bekannten Stern Proctor, der sein Scepter entsorgt. Im nächsten Zug legt er einen für mich tödlichen Atog. Ich habe leider die Kombo nicht zusammen und spiele daher einen Living Wish auf Gilded Drake, spiele ihn und klaue mir seinen Tog. Im nächsten Zug greift er mich mit meinem eigenen Drake an und gibt seinen Zug ab. Er hat noch solide 16 Leben, etwas zu viel für meine Handkarten und meinen Friedhof. In meinem Zug spiele ich dann zunächst einen Chant auf ihn, der auch resolved, danach spiele ich einen weiteren Chant, was ihn etwas verwundert, dann eine Cloud of Faeries und schließlich ein Brainfreeze. Er fragt, wie viele Karte ER denn millen soll, woraufhin ich nur frage - warum du? Ich mühle 12 Karten in den Friedhof und kann genau für 16 mit dem Atog einen recht verduzten Gegner angreifen.

Bad-Play

Antoine Ruel spielt auf der Pro Tour Amsterdam gegen TrashT. Auf seiner Seite des Tisches liegen Æther Spellbomb, Wizard Replica, Chromatic Sphere, ein ungetappter Mountain und eine ungetappte Insel. Er greift an und sein Mann wird geblockt. Nachdem der Damage auf dem Stack ist, tappt er den Mountain aktiviert seine Sphere, macht sich blaues Mana. Dann tappt er seine Insel und bounced mit der Spellbomb seinen Mann. Nachdem Andre ihn auf den Mana-Burn hingewiesen hat, gibt er den Zug ab. Andre hat bereits 8 Länder im Spiel und fordert einen Topdeck mit "Come on Bosh!", zieht auch den grossen bösen Mann und kann ihn spielen, weil Ruel das blaue Mana für die Replica fehlt... Dass Antoine noch Shatter auf der Hand hatte, macht ihn zwar glücklicher, aber seinen Move keinen Deut besser


Der Rest: Ausblick auf Februar, Anregungen, Lob und Kritik

So, das war der spannende Januar. Im Februar wird Darksteel in den Läden stehen und am 20.02.2004 dann auch schon legal in allen Constructed Formaten, was - wie die PTQs für die ProTour San Diego - sicherlich eins der zentralen Themen des Februar Rückblicks sein wird. Der März wird dann ganz im Zeichen der Qualifikation zur DM 2004 in Heidelberg stehen, da sowohl Landesmeisterschaften als auch Open Qualifier dann stattfinden werden, aber dazu kommen wir dann, wenn es soweit ist;-)

Habt ihr Ideen, was in einem Monatsrückblick nicht fehlen darf, weitere Anregungen, Kritik, Good- und Badplays - einfach eine kurze Mail an mich. Weiterhin möchte ich erneut dazu aufrufen, mir lustige Anekdoten einzusenden - obwohl man auf jedem Magicturnier unzählige davon erzählt bekommt, blieb mein Aufruf vor einigen Wochen unbeantwortet. Kann doch nicht sein oder?

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