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Misstrauen
von Andreas "Zeromant" Pischner
08.04.2003

Also sprach AMIGO:

"Hallo Leute,
wie vor 2 Wochen angedeutet sind wir schon etwas länger dran, das Problem mit den immer teurer werdenden Startgeldern bei PTQ's in den Griff zu bekommen. Nun haben wir eine Lösung gefunden, die ich hier nicht genau erklären kann und will. Der wichtige Teil ist, dass ab den PTQ's für New Orleans die Startgelder bundesweit festgeschrieben sind bei € 10,- für Constructed und € 25,- für Limited. Egal wo die PT stattfindet. Es werden weiterhin die Flüge der beiden Gewinner vollständig bezahlt und weiterhin gibt es natürlich Booster-Preise für gutes Abschneiden auf dem Turnier. Ausnahme sind die Team PTQ's die € 50,- pro 3-Mann/Frau-Team kosten werden.
Ich denke mit dem neuen System werden Spieler und Veranstalter gut leben können.
Ich hoffe dann mal auf riesige Teilnehmerzahlen in der Zukunft.
Bis dann,
Bernd
P.S.: Die Männer von planetmtg.de können das gerne auch als News hochkopieren. Danke. "

...

Das kann ja wohl einfach nicht wahr sein??

Nachdem die beiden PTQs am Wochenende in Berlin 29 (NEUNUNDZWANZIG) und 24 (VIERUNDZWANZIG) Teilnehmer hatten (Der Turnierort erinnerte mich irgendwie an Cordelias Schulklasse in der Buffy-Folge "The Wish"!), stand das Thema meines neuesten Artikels eigentlich schon fest - überteuerte PTQs, fehlende Besucher, das Ende des Abendlandes, jaddajaddajadda (hmm, das liest sich in Deutsch eher merkwürdig).

Und jetzt das: Diese Reaktion von AMIGO - eine Absichtserklärung mit dem wesentlichen Inhalt "Alles wird gut"?

Worüber soll ich denn jetzt meckern?

Irgendetwas stimmt da doch nicht... Noch einmal überprüft:

Festgelegte Startgelder im erschwinglichen Bereich... Check.
Weiterhin 2 Slots pro PTQ... Check.
Beiden Gewinner werden die Flüge bezahlt... Check.

Tja - was soll ich sagen: Jubel, Trubel, Heiterkeit!! Alles prima, Ihr seid die Größten, Amigo wir danken Euch, der COMPUTER ist unser Freund, gelobet sei...

Moooooment, so einfach nun auch wieder nicht. Die Sache MUSS doch einen Haken haben, oder mehrere! Ich meine: Eine spieler- & veranstalterfreundliche Entscheidung als Reaktion auf eine unhaltbare Situation und die damit verbundenen Proteste - und so, wie es sich liest, kostet sie AMIGO auch noch Geld? Tut mir leid, Special Agent, aber dieses Verhalten passt einfach nicht zum uns bekannten Täterprofil! Nehmen Sie ihren Kamm und durchsuchen Sie die ganze Angelegenheit noch einmal genau...

Ah ja: Da ist es ja auch schon!

" Nun haben wir eine Lösung gefunden, die ich hier nicht genau erklären kann und will."

Soso - ich hatte eigentlich angenommen, alles SEI in dieser Stellungnahme genau und ausführlich erklärt? Offenbar nicht - lesen Sie bitte auch das Kleingedruckte, Bürger! (Sie dürfen zu diesem Zweck ein Elektronenrastermikroskop anfordern.) Was verschweigt uns AMIGO? Welche dunklen Geheimnisse werden uns erst zu einem späteren Zeitpunkt offenbart? Was planen die Illuminati?

...ach so, Ihr erwartet jetzt eine Antwort von mir? Pech gehabt, das waren sogenannte rhetorische Fragen - ich habe keine Ahnung

Obwohl, vorstellen könnte ich mir da schon etwas...

Es folgen nun zehn Ideen, wie AMIGO sich an den Wortlaut dieser Verlautbarung halten kann, ohne das Problem tatsächlich durch Sponsoring aus eigener Tasche zu lösen:

1. Die Eintrittspreise bleiben festgeschrieben, aber teilnehmen dürfen nur Spieler, die für diese Saison registriert sind. Eine Registrierung kostet 50€ pro Spieler und Saison.

2. Wie Idee 1, aber anstelle einer Registration muss der Spieler einen Gutschein vorlegen, den er in einem Expert Store dafür erhalten hat, dass er dort ein Display Magic-Booster erworben hat. DEUTSCHE Booster, versteht sich, und selbstverständlich zum vollen empfohlenen Verkaufspreis. Ach ja, der Gutschein wird natürlich einbehalten.

3. Bei den Limited PTQs wird das ausgegebene Produkt nach Ende des Turniers wieder eingesammelt und beim nächsten PTQ wiederverwertet. Die Verantwortung für das Einsammeln, sowie die Versandkosten übernimmt der Veranstalter.

4. Die Flüge werden den Gewinnern zwar voll bezahlt, aber sie müssen eine Gewinnbeteiligungsklausel unterschreiben. Darin verpflichten sie sich, 50% ihrer Gewinne bei dieser Pro Tour (nach Abzug von Steuern) an AMIGO abzutreten, mindestens jedoch 100€. Bei Nichtteilnahme an der Pro Tour wird eine Vertragsstrafe von 500€ fällig (und die Reisekosten müssen rückerstattet werden).

5. Die Eintrittspreise sind zwar festgeschrieben, man kann jedoch den Eintritt nicht für jedes einzelne Turnier bezahlen, sondern erwirbt stattdessen eine Jahreskarte, die den Eintritt für alle in einem Jahr von AMIGO veranstalteten PTQs umfasst. Bei Nichterscheinen zu einem Turnier kann selbstverständlich der Eintritt nicht zurückerstattet werden. Die Karte ist nicht übertragbar.

6. Es werden zwei Flüge vollständig bezahlt. Die Gewinner können sich aussuchen, ob sie den Hin- oder den Rückflug bezahlt bekommen wollen. Sie können auch übereinkommen, in einem Finale einen Gesamtsieger auszuspielen, der beide Flüge bezahlt bekommt. Der Verlierer tritt in diesem Fall an den Gewinner seinen Flug ab.

7. Es werden beiden Teilnehmern Hin- UND Rückflug bezahlt. Allerdings nicht zum Veranstaltungsort der Pro Tour, sondern von Frankfurt am Main nach Köln. Und zurück natürlich. Je nach aktueller weltpolitischer Lage kann z.B. auch ein Flug nach Bagdad bezahlt werden. In diesem Fall muss der Gewinner die Reise zuerst antreten und bekommt die Kosten erst nach seiner Rückkehr erstattet (er muss die Rückerstattung persönlich beantragen).

8. Wie angekündigt, sind die Startgelder "bundesweit" festgeschrieben, also im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Alle PTQs finden jedoch in Zukunft in den Niederlanden statt, wo die von AMIGO angekündigten Konditionen definitionsgemäß nicht verbindlich sind.

9. Die Eintrittspreise sind für die Kategorien "Constructed" (10€) und "Limited" (25€) festgeschrieben. Ab der nächsten PTQ-Saison finden aber alle PTQs in den Formaten Typ 1 und Typ 1,5 statt, die in die Kategorie "Vintage" fallen und daher nicht von dieser Festlegung betroffen sind. Alternativ dazu können die Formate auch einfach umbenannt werden.

10. Bei den PTQs werden in Zukunft nicht nur die beiden Gewinner, sondern auch die beiden Letztplatzierten ermittelt. Diese müssen den beiden Gewinnern die Flüge bezahlen. Oder vielleicht werden sie auch nur in einer blasphemischen Zeremonie dem großen Pokedämon geopfert, der für den Erfolg der Firma AMIGO in den letzten Jahren verantwortlich ist und seine treu ergebenen Anhänger zum Lohn dafür mit Gold und Vorzugsaktien überhäuft.

Ach ja, und dann besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass die ganze Meldung lediglich ein Aprilscherz war, der versehentlich über dieselben Kanäle veröffentlicht wurde, wie damals die Mitteilung an die Veranstalter, dass Pre-Releases in Zukunft mit deutschen Karten stattfinden würden, und daher die Empfänger viel zu spät erreichte...


...oder vielleicht bezahlt AMIGO ja auch einfach die entstehenden Differenzen aus der eigenen Tasche. Klar doch, warum nicht! Ich bin bestimmt einfach nur viel zu misstrauisch...


Anmerkung der Redaktion:
Auf unsere Nachfrage bei AMIGO haben wir die nachfolgende Stellungnahme erhalten:


"Hallo Georg,

danke für den Artikel. Kurz zur Erklärung - wie die Eintrittspreise realisiert werden, ist letztendlich eine Angelegenheit zwischen Turnierveranstalter und AMIGO Spiel + Freizeit GmbH. Ebensowenig, wie wir Konditionen unserer Kunden veröffentlichen, tun wir dies bei Turnierveranstaltern.

Sorry, Andreas, kein Haken an der Sache "


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