Extended PTQ Venedig in Mayen „Nutze die Nacht“ von Simon Görtzen |
25.12.2002 |

Academy Rector, Pattern of Rebirth, Defense of the Heart?!?!
Meine Deckwahl für den PTQ-Sonntag in Mayen brachte nicht nur Rene Kraft dazu, sich manche der Karten noch einmal genauer durchzulesen. Thorsten Vogelheim hatte auch direkt einen hilfreichen Vorschlag zur Hand: „mehr Highländer spielen!“. Es gibt eben ein paar Topkarten aus dem Urza-Block, die man einfach kennen sollte =).
Warum aber die Ereignisse der 6. Runde vorwegnehmen, wenn die Geschichte (die vielleicht dem ein oder anderen beim einschlafen hilft) doch einiges früher beginnt... und zwar strenggenommen mit der Ankündigung der Extended-Rotation. Was für andere den Verlust von Doppelländern, Force of Will, und etablierten Deckstrategien bedeutete, war für mich die Gelegenheit, in ein mir bisher verschlossenes Constructed-Format einzudringen.
Ich werde euch die Einzelheiten der Deckentwicklung ersparen, der Großteil meiner Erfahrungen mit Carpe Noctem (oder auch Sexy Rector) basierte auf Apprentice-Testspielen. Die starken Metagameshifts die im Extended-Umfeld von PT Houston über GP Reims bis zum PTQ-Sonntag zu verzeichnen waren (völlig vereinfacht: Oath/Reanimator –> Sligh –> UG Madness; meist gepaart mit Allzweckwaffe The Rock – wie auch in Daniel Steinsdörfers Artikel nachzulesen) führten zu einigen Deckveränderungen, die sich am Tag des PTQ als sehr hilfreich erwiesen. Vor allem die einzelne Defense of the Heart im Maindeck bewährte sich im Matchup gegen UG Madness, White Weenie und, wenn auch in geringerem Ausmaße, gegen The Rock.
Zum Online-Testen kamen noch Extended-Ausflüge nach Mayen hinzu, unter anderem ein GP-Trial Reims, bei dem ich im Halbfinale gegen Cognivore-Oath leider die Waffen strecken musste. Meiner Verbundenheit zum „Mayener Fantasyland“ ist wohl auch zu verdanken, dass ich sowohl im Swiss als natürlich auch in den Top8 tatkräftig vom Mayener Magic-Kontingent unterstützt wurde, so dass das PTQ schon fast Heimspiel-Charakter annahm.
Am Sonntag treffe ich mich pünktlich um 9:41 mit den Trierern Luc Ta und Robert Seiwert an einem kleinen Bahnhof in der (Nord-)Eifel, mit denen ich mich dann auf den Weg nach Mayen mache. Abgesehen von einer Autobahn-Überholspur, die plötzlich zu schwinden begann, gibt es von der verregneten Fahrt nichts herausragend Interessantes zu berichten. An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal für die ausgeliehenen Karten bedanken, ohne die mein Deck wohl kaum mit solcher Leistung performt hätte.
Da ich mir abgesehen von den Lebenspunkten und Namen meiner Gegner keine Notizen gemacht habe, wird die Matchbeschreibung leider etwas kürzer ausfallen, eventuell habe ich die ein oder andere Sache schon vergessen oder sogar falsch im Gedächtnis; aber so ist das halt wenn man nicht erwartet, nach dem PTQ durch seinen Artikel den PlanetMTG-Lesern die Saure-Gurken- bzw. Weihnachtszeit zu versüßen.
Hier ist das Deck, mit dem ich mich dann in 7 Runden Schweizer System (bei 84 angetretenen Magic-Spielern) gestürzt habe:
Runde 1 – Frank??? mit Astral Slide/Lightning Rift-Cycling
Frank hätte lieber gegen Sligh oder UG Madness gespielt, muss sich aber dann gegen mein Deck behaupten. Das macht er dann auch ganz gut mit einem Pyroclasm während ich die ersten Züge manamäßig mit einem Land und 2 Llanowar Elves auszukommen versuche. Er bringt sich außerdem mit Terohs Faithfuls von 14 auf 26 Leben hoch, doch irgendwie schaffen es die Insekten des Symbiotic Wurm in Zusammenarbeit mit immer kleiner werdenden Saprolings unter Zuhilfenahme eines Pandemoniums ihn von 26 auf 19, und von da auf -2 Leben zu bringen.
Das zweite Spiel gewinne ich ebenfalls durch Pandeburst, als sehr hilfreich erweist sich meine 1st turn Cabal Therapy auf Exalted Angel. Einen Anwärter für das Bad Play der Woche hätten wir auch noch: Ich habe 4 getappte Länder, 1 ungetappten High Market. Im Spiel nur Academy Rector, meinen Symbiotic Wurm und dessen Erben hat er im letzten Zug mit Wrath of God und Pyroclasm in die ewigen Jagdgründe geschickt. Dank einer Therapy weiß ich von noch einem Wrath und Burning Wish auf seiner Hand. Er announced dann stolz seine Secret Tech, die er mit seinem Wish aus dem Sideboard holen möchte. Ich lasse ihn natürlich angsterfüllt gewähren, und er revealt mir dann... Topple. Das einzige Problem mit dem möchtegern-Anti-Rector-Topple ist natürlich dass ich als Antwort meinen Rector auf dem High Market für einen Lebenspunkt versteigere...
2-0, 1-0
Runde 2 – Andreas Kruschel mit White Weenie
Andreas spielt WUb, hat aber kaum Wege, Pandeburst aufhalten. Er gibt sich aber Mühe mit Discard und Meddling Mages. Im ersten Spiel reichen seine Rebels nicht aus, um ihn vor 21 Schaden zu bewahren. Im zweiten kommen dann zwei Engel ziemlich heftig angreifen, so dass ich die eigentlich für Rebels und Katzen bestimmte Plague auf Engel legen muss, um mich noch etwas über Wasser zu halten. Wenn ich mich richtig erinnere macht mir in diesem Spiel eine schnelle Parallax Wave schwer zu schaffen. An das dritte Spiel kann ich mich nicht wirklich erinnern, aber nach einem Doppel-Mulligan seinerseits gehen seine Lebenspunkte schnell von 20 auf -1.
2-1, 2-0
Runde 3 – Sven Fiebelkorn mit Rock
Ich kann mich kaum an die Spiele gegen Sven erinnern, ich habe halt ziemlich gute Starthände, die Defense of the Heart im Maindeck bewährt sich wie schon in Runde 2 als Final Fortune für den über 3 oder mehr Kreaturen kontrollierenden Gegner. Ohne Edicts hat Rock halt kaum Möglichkeiten, dem Fatty-Beatdown kombiniert mit Pandemonium-Treffern langfristig entgegenzuwirken. Und bis man die Baloth-Recursion am Laufen hat dauert das ja auch seine Zeit.
2-0, 3-0
Runde 4 – Peter Kolb mit Draco-Explosion
Peter sagt mir zu Beginn unseres Matches, dass er Carpe Noctem/Sexy Rector als zweite Option für das PTQ in Erwägung gezogen hatte, dank seiner Liga-Erfahrungen mit dem Deck. Heute ist er aber nicht mit 21-Schaden-Kombo unterwegs, sondern begnügt sich mit 5 Schaden weniger. Dafür ist sein Deck dann auch noch voll mit nervigen Brainstorms, kreaturenkillendem Fire/Ice und natürlich verschiedenen Counterspell-Varianten. Nach einem Mulligan explodiere ich im 1. Spiel von 19 auf 3 Lebenspunkte hinunter, der Tod folgt sofort durch ein kleines Erdbeben.
Im zweiten Spiel bringe ich dank Mulligan bei ihm und Rector bei mir ein Pandemonium ins Spiel, und topdecke dann den Saproling Burst für den Sieg, nachdem ich von 20 auf bedrohliche 4 Lebenspunkte heruntergegangen war.
Im dritten Spiel nehmen wir beide einen Mulligan, ich gehe dank Phantom Nishoba auf 26 Leben während er auf 7 hinuntergeht, aber Dank einer zum richtigen Zeitpunkt gezogenen Accumulated Knowledge kann er meine Nishoba tappen/bouncen und mich wegburnen.
1-2, 3-1
Runde 5 – Gunnar Vornhusen mit Rock
Mit Gunnar unterhalte ich mich während eines relativ lange währenden Deckchecks über PT Los Angeles, die für ihn ein Erlebnis war, das er gerne wiederholen möchte. Nach dem Deckcheck verliere ich direkt mal das relativ lange währende erste Spiel. Im zweiten Spiel habe ich die Möglichkeit des Drittrunden-20/20-Husk-Kill, aber entscheide mich für den sicheren Spielplan falls Gunnar mit 2 ungetappten Ländern einer der wenigen Rock-Spieler sein sollte, die noch mit Diabolic Edicts spielen. Ich würde wahrscheinlich wieder so spielen, zumindest wenn Runden ohne Zeitlimit gespielt würden. So währt nämlich auch das zweite Spiel eine Weile, was auch mit dem Pandemonium-Trigger einer Phantom Nishoba zu tun hatte, wobei Gunnar beim Judge nachfragt, ob ich denn wirklich Lebenspunkte von der Nishoba bekommen darf. Nach diesen sicher für beide Spieler unangenehmen und sicher von beiden ungewollten Verzögerungen schaffe ich es dann erst im ersten Extrazug meinen Gegner zu töten, und da ich keine Hermit Druids im Deck habe, besteht keine Notwendigkeit das dritte Spiel zu beginnen.
1-1, 3-1-1
Runde 6 – Rene Kraft mit UG Madness
Mit 10 Punkten sollte man versuchen, die nächsten beiden Runden zu gewinnen, aber das weiß mein nächster Gegner mindestens genau so gut wie ich. Meine Defense of the Heart ist Gold wert in diesem Matchup, und sichert mir im ersten Spiel auch den Sieg. Spiel zwei ist einiges härter umkämpft, was mit seinen Seal of Removals und Annuls zu tun hat, die seine kreisende Logik akkompanieren. Ich finde mich schnell auf einstelligen Lebenspunktezahlen wieder während ich ihn mit seinem Gilded Drake jede Runde für 3 haue. Er hardcastet dann einen Roar of the Wurm, dessen Token ich dann mit birds/elves chumpblocken muss. Im letzten Moment zieht Rene dann Intuition für Wonder/Wonder/Seal of Removal und 4 ungetappten Ländern. Ich gebe ihm natürlich ein Wonder und erwarte, dass er jetzt den zweiten fliegenden Wurm mit Roar-Flashback ins Spiel bringt. Er tappt aber lieber seine Länder um Wonder auszuspielen. Ich bin mir nicht sicher ob es etwas ausgemacht hätte, aber so musste er nächste Runde mit seinem Wonder blocken und meine Defense of the Heart konnte dann Phantom Nishoba und Birds of Paradise(!) ins Spiel bringen. Mit seinen inzwischen 2 Würmern und meinem geklauten Rector musste er dann meine 3 Angreifer abwehren, da er aber auf einem Leben war musste er gleichzeitig die Phantom Nishoba doppelblocken. Da ihm um beides zu machen ein Blocker fehlt, geht auch das zweite Game an mich.
2-0, 4-1-1
Runde 7 – Wolfgang??? mit Cognivore-Oath
Wolfgang steht meinem Einzug in die Top8 im Wege und spielt mein GPT-Nemesisdeck: Cognivore-Oath. Zu meinem Glück hat er sich nicht besonders umfangreich auf dieses Matchup vorbereitet (noch einer der Vorteile von unkonventionellen Decks), und meint dann mich mit einem 20/20 Cognivore töten zu können, als ich meinen Rector opfere und mit Erleichterung das Mainboard-Confiscate auf seinem Lhurgoyf plaziere. Im zweiten Spiel lege ich erstmal Planar Void im ersten Zug, was seinen frühen Oath so ziemlich nutzlos macht. Er ist manascrewed und ich mache Elves/Husk-Beatdown bevor er ein rettendes Deed zünden kann.
2-0, 5-1-1
Mit 5-1-1 bin ich mitten in der Top8 und ein Blick auf die Standings zeigt, dass ich gegen einen alten Bekannten spielen darf. Das trifft sich gut, da ich mit 5.-Runden-Gegner Gunnar durch das Draw noch eine Rechnung offenhabe =). Ich erwarte also das Viertelfinale, das zu meiner Erleichterung wohl kaum im Draw enden wird, außerdem spielen wir auch noch ohne Zeitlimit – Was lange währt, wird endlich gut.
Viertelfinale – Gunnar Vornhusen mit Rock
Im ersten Spiel nimmt sein Duress mir den Saproling Burst weg, aber ich kann mein Pandemonium dennoch mit Symbiotic Wurm, dessen Insekten, und einem als Antwort auf den Pandemonium-Trigger auf 10/10 gepumpten Phyrexian Ghoul zu meinem Vorteil nutzen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch in diesem Spiel eine Defense of the Heart die nötigen Komboteile zusammengesucht hat.
Im zweiten Spiel habe ich einen Rector im Spiel, auf der Hand sowohl Pattern of Rebirth als auch Defense of the Heart. Als Gunnar seinen Duress spielt, denke ich mir, dass er mir das Pattern wegnimmt, um zu verhindern dass ich nächsten Zug gewinne. Er nimmt aber lieber die Defense, und tappt all sein Mana um mich mit seiner Dustbowl auf 3 Manaquellen zu bringen. Er hat Wall of Blossoms, Yavimaya Elder und Birds of Paradise im Spiel. Da er den Elder nicht mehr opfern kann, hole ich mir am Ende seines Zuges mit dem Rector die zweite Defense aus dem Deck, um schon in meiner Upkeep gewinnen zu können (2xRector=Pandeburst), unabhängig davon ob ich ein Land getopdeckt hätte oder nicht. Gunnar lässt sich jeden einzelnen Saproling-Schaden einzeln vorrechnen, aber sein Blick kann mich doch nicht davon überzeugen, ihm durch eine Konzession die Möglichkeit der Qualifikation zu geben. Trotzdem natürlich viel Glück in Utrecht und auf den anderen PTQs.
2-0, 6-1-1
Halbfinale – Peter Kolb mit Draco-Explosion
Wie es der Zufall so will, darf ich auch im Halbfinale gegen einen vorherigen Swiss-Gegner antreten. Ich kann kaum noch an den Spielablauf der ziemlich nervenaufreibenden Spiele erinnern, bei denen ich in beiden schnell auf unter 16 Lebenspunkten war. Nach nicht wirklich optimalen Draws auf Gegnerseite, unterstützt von meinen Therapies und Duress nach dem Sideboarden, bin ich vor einer plötzlichen tödlichen Explosion doch relativ sicher. Im ersten Spiel kenne ich nur eine seiner Handkarten nicht, habe einen Elf und einen Ghoul im Spiel und sowohl Pattern als auch Rector auf der Hand. Wenn ich den Rector durchbringe kann ich Saproling Burst heraussuchen und für bis zu 18 Schaden angreifen. Ich denke nicht an die Cabal Therapy in meinem Friedhof, die dank der Llanowar Elves den Weg für den Rector zumindest zu etwa 50% (Counterspell/Mana Leak) freimachen könnte falls Peter einen Counter gezogen hat. Anstatt dessen spiele ich einfach so den Rector, der auch direkt gecountert wird (mit einem Counterspell, was ich wahrscheinlich auch gesagt hätte =/). Ich kann aber im nächsten Zug Pattern auf meinen Ghoul spielen (nicht auf die Elves wegen Fire/Ice) und da Peter sich auf der verzweifelten Suche nach einer Antwort mit einem Pain auf 8 Leben bringt, reicht in der nächsten Runde ein Angriff von Elves und „gemusterter“ Phantom Nishoba.
Im zweiten Spiel kann ich das Spiel für mich entscheiden, nachdem er mit seinen Brainstorms hauptsächlich Länder gefunden hat. Seine Hand zu Ende des Spiels: Draco, Erratic Explosion, Land. Ich hatte zur Sicherheit noch Cabal Therapy auf Cunning Wish gespielt, den hätte er aber erst nächste Runde gezogen.
2-0, 7-1-1
Das wars dann auch schon. Neben dem Flug habe ich noch einen Onslaught Starter abgestaubt, der aber leider als beste Rare nur einen Silent Specter enthielt. An dieser Stelle möchte ich mich sowohl bei den Organisatoren und Judges als auch bei meinen durchweg fairen und freundlichen Gegnern für einen tollen Qualifikationssonntag bedanken. Ich wünsche allen Magic-Spielern schöne und besinnliche Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr - und natürlich viel Glück für die anstehenden PTQs.
Für mich beginnt jetzt wohl die Zeit des Onslaught-Block-Constructed... auch ich würde mich natürlich über Testpartner für Venedig freuen.
Feedback und Kommentare sind erwünscht, ihr könnt mir auch gerne mailen: simon.goertzen@gmx.de
Merry Christmas,
Simon
- Props an alle im Text genannten Personen... und natürlich meinen Friseur
- Slops an mein Sideboard
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