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The Meaning of Life
von Michael Diezel
11.02.2016

——Bob, die kleine Eldrazi-Brut, schaute zum Himmel. „Das kann doch nicht alles im Leben sein: Geburt, ein bisschen in der Gegend herumliegen und sich dann für ein wenig Mana opfern“, sagte er zu niemand Bestimmtem, doch wie immer war es sein Freund Arthur, der es hörte.
——„Wir denken selten an das, was wir haben, aber immer an das, was uns fehlt“, antwortete er philosophisch.
——„Keine Ahnung, was das heißen soll“, entgegnete Bob und beschloss, etwas gegen die Eintönigkeit und Kurzlebigkeit seines Daseins zu unternehmen.


——Er ging aus dem kleinen Eldrazi-Dorf zu dem größten Berg der Gegend. Dort hatte die berühmteste Handwerkerin des Landes ihre Hütte gebaut und lebte vor sich hin. Als Bob an der Hütte eintraf, sah er die Frau, wie sie stumm vor einem gerahmten Bild saß, vor dem unzählige Kerzen brannten. Auf dem Bild erkannte Bob eine Frau mit schlohweißen Haaren, die im Schneidersitz saß und meditierte.
——„Wer ist das?“, fragte die kleine Eldrazi-Brut, woraufhin die Handwerkerin erschrak und beinahe ein paar Kerzen umgeworfen hätte.
——„Die Meisterin“, entgegnete die glatzköpfige Frau ehrfürchtig. „Die größte Handwerkerin, die je gelebt hat. Sie schmiedete legendäre Schwerter und Schmetterschädel, die so stark waren, dass sie verbannt wurde, da die mächtigsten Zauberer an nichts anderes mehr denken konnten. Ich hingegen“, fuhr sie fort und zeigte auf einen großen Tisch mit verschiedenen Stücken geschmiedeten Eisens, „schaffe kaum eine einfache Ausrüstung. Kein Wunder, dass niemand meine Sachen trägt.“
——„Ach Quatsch“, erwiderte Bob, der sich mit Selbstzweifeln bestens auskannte, „es fehlte nur der Richtige, um sie zu tragen.“
——„Und wer soll dieser Richtige sein?“
——„Ich natürlich.“
——„Du, kleine Eldrazi-Brut?“
——„Klar, warte nur einmal ab …“



Mit dieser Begegnung begann die Geschichte unseres heutigen Decks. Eldrazi-Brut, eine eifrige Handwerkerin und einige Ausrüstungsgegenstände. Oder mit anderen Worten: Stone Haven Outfitter findet neue Freunde. Damit die Gute ihr volles Potenzial entfalten kann, benötigt sie nicht nur starkes Equipment, sondern auch opferwillige Träger. Aber eigentlich scheitert es ja schon an der Ausrüstung. Das einzige Equipment, das zumindest in Ansätzen gespielt wird, ist ja Ghostfire Blade.


Offensichtlich ist das nur gut genug, wenn man eine ausreichende Menge farbloser Kreaturen gewährleisten kann. Deswegen ist die Klinge auch ausschließlich Morphdecks – deren großer Durchbruch wohl für immer auf sich warten lässt – und Eldrazi-Konstruktionen vorbehalten. Gut, für wenige Wochen konnte man sie auch im Artefaktdeck spielen, aber die Zeiten sind vermutlich vorbei. Die Eldrazi hingegen haben ja gerade im Modern ihr Potenzial aufgezeigt, im Standard hingegen hängen sie noch ein wenig hinterher. Ich selbst glaube ja zudem, dass sie nicht aggressiv genug sind, um wirklich auf Ghostfire Blade zurückgreifen zu wollen, aber viele sehen das ja anders. Auf jeden Fall ist Ghostfire Blade vermutlich das einzige Equipment mit echter Constructed-Tauglichkeit.


Netterweise zeigt unsere Festlegung auf die Klinge gleich noch einen Weg auf, die zweite Voraussetzung für ein erfolgreiches Outfit zu erfüllen: Eldrazi-Brut-Spielsteine sind sowohl farblos als auch opferwillig und somit optimale Mitspieler. Es wird sogar noch besser: So eine Eldrazi-Brut kommt selten allein. Das wiederum erhebt gleich ein weiteres Equipment in den Bereich der Spielbarkeit:


Ich gebe zu, der Gedanke kam mir beim Limited, als ich in einem Draft die Eldrazi-Schiene mit Stoneforge Masterwork zierte – und Mann, war das gut. Im Constructed begegnet uns hauptsächlich ein Problem: Während die nachweislich guten Eldrazi wie Thought-Knot Seer, Matter Reshaper oder Reality Smasher sehr gute Einzelkarten sind, kommen sie leider ohne Eldrazi-Brut ins Spiel, was dann zu einem völlig anderen Deck führt. Die Tokenproduzenten auf der anderen Seite sind nicht wirklich gut und auch noch über quasi alle Farben verteilt:

Theoretisch kann man auch noch Helden wie Blisterpod, Carrier Thrall oder Vile Redeemer in die Liste aufnehmen, allerdings benötigt man dann offensichtlich eine Opferstätte und das ist mir zu gierig. Stone Haven Outfitter plus Equipment plus Sacrifice-Outlet plus die passenden Kreaturen – das klingt nach deutlich mehr als 60 Karten. Anhand der Liste habe ich zwei Möglichkeiten erkannt, auf genug Eldrazi-Brut-Spielsteine zu kommen: entweder bunte Mischung aus allen Farben außer Rot und dafür keine Voraussetzungen; oder über Blight Herder und dann logischerweise auch mit einigen Wegen, gegnerische Karten zu exilieren. Beginnen wir mit Letzterem:


2 Drowner of Hope
4 Eldrazi Skyspawner
4 Stone Haven Outfitter
4 Ruination Guide
4 Thought-Knot Seer
3 Blight Herder

4 Warping Wail
4 Ghostfire Blade
2 Stoneforge Masterwork
4 Silkwrap


1 Plains
4 Ruins of Oran-Rief
4 Crumbling Vestige
3 Caves of Koilos
2 Spawning Bed
3 Yavimaya Coast
2 Sea Gate Wreckage
1 Island
4 Flooded Strand
1 Prairie Stream


Pro:

vergleichsweise gute Einzelkarten
Interaktionsmöglichkeiten über Silkwrap und Warping Wail
jede Menge superstarke Länder mit Zusatzfähigkeiten
Warping Wail ist toll hier, da die eigentlich sehr unbeeindruckende Alternative zu den beiden interaktiven Modi tatsächlich richtig gut ist, da wir uns über jeden Spielstein extrem freuen und diverse Wege haben, um aus ihm mehr zu machen, als den 1/1er für zwei.

Contra:

Equipment-Schiene beim Funktionieren des Decks kaum notwendig und beim Versagen kaum hilfreich
bei nicht Funktionieren richtiggehend furchtbar
Um das Deck ins Rollen zu bringen, benötigt man einen halbwegs soliden Draw mit möglichst vielen Einzelbausteinen – so ein Blight Herder benötigt eben zwingend zwei Karten im feindlichen Exil, damit man ihn auch wirklich ausspielen will.

Vermutlich muss man noch ein wenig im Detail nacharbeiten, zum Beispiel benötigt man wahrscheinlich noch ein paar weitere Möglichkeiten, Karten ins gegnerische Exil zu schicken. Aber die erste Idee auf meiner Liste für diese Anwendung heißt Mist Intruder und der kann bekanntlich nie die richtige Lösung sein. Die zweite Variante ist noch mehr combolicious mit den zugehörigen Vor-und Nachteilen:


4 Drowner of Hope
4 Eldrazi Skyspawner
4 Stone Haven Outfitter
4 Eyeless Watcher
4 Catacomb Sifter
4 Zulaport Cutthroat

4 Ghostfire Blade
3 Stoneforge Masterwork
4 Call the Scions


1 Plains
4 Flooded Strand
1 Prairie Stream
2 Hissing Quagmire
2 Forest
2 Evolving Wilds
4 Polluted Delta
2 Sunken Hollow
1 Canopy Vista
1 Island
1 Swamp
4 Windswept Heath


Pro:

einmal im Rollen kaum zu stoppen
Style
Holt wirklich das Maximum aus den Einzelkarten heraus.

Contra:

überschaubare Einzelkartenqualität
sehr leicht zu haten
Ist abhängig von ein paar Einzelkarten, um richtig abzugehen.

Auch bei diesem Deck ist übrigens das Mana recht stabil. Aber das kennen wir ja von vier Farben in diesem Format … Mit dem Haufen kommt man einem echten Kombofeeling jedenfalls so nahe, wie es das Format zulässt. Von irgendwelchen Spielereien mit Jeskai Ascendancy vielleicht einmal abgesehen. Es gibt tatsächlich Züge, in denen man in etwa so viele Karten zieht wie mit einem Kozilek – womit wir auch beim Hauptproblem sind: Auch alle anderen Decks des Formats sind auf ihre Art und Weise unfair. Im direkten Duell bedeutet das nicht zwingend, dass sie besser sind, weil dieser Ansatz in Geschwindigkeit und Power durchaus mithalten kann, allerdings fehlt die Konstanz. Dies liegt halt zum einen an den mäßigen Einzelkarten, aber ebenso an fehlenden Mitspielern. So eine Art Nest Invader wäre schon hübsch. Ein anderes Problem ist, dass die komplette Maschinerie von Stone Haven Outfitter zusammengehalten wird, und die Gute ist eben in erster Linie eine 2/2-Kreatur und fällt entsprechend an allem um, das man so auf sie werfen kann.

Natürlich kann man einige Probleme mit Hilfe des Sideboards angehen:

Make a Stand zum Beispiel beantwortet zumindest die roten Sweeper und passt sich auch ansonsten hervorragend ins Schwarmkonzept ein. Wäre allerdings deutlich beeindruckender, wenn es nur zwei Mana kostete.
P
Gideon, Ally of Zendikar stellt eine neue Art von Bedrohung dar, die gegen den traditionellen Plan aus Removal und mehr Removal eine valide Option darstellt und im Ultimate natürlich ebenfalls solide Druck macht.
P
Murderous Cut bietet eine überaus anständige Option im Kampf mit störenden Einzelkreaturen, da wir mit zwölf Fetchlands den Friedhof doch gut gefüllt bekommen.
P
Natürlich sind auch klassische Sideboardkarten wie Duress, Hallowed Moonlight oder Dispel gern gesehen. Wir spielen ja vier Farben, da ist Auswahl vorhanden …

Heraus muss dann oft Stoneforge Masterwork, weil die meisten Gegner nicht dasitzen und zusehen, wie wir Eldrazi-Brut um Eldrazi-Brut kumulieren. Eventuell kann man dann auch darüber nachdenken, noch die eine oder andere Kreatur ins Sideboard zu stecken und mit Collected Company zu arbeiten. Oder man nutzt die Spielsteine in ihrem ihnen angedachten Weg und opfert sie für irgendetwas Tolles. Ihr seht, die Möglichkeiten mit nahezu unbegrenzten Mana in vier Farben sind vielfältig.

Eine weitere Karte, die den Cut fast geschafft hätte, ist übrigens Rot Shambler. Mehr Limited-Goodies! Im Ernst, mit Zulaport Cutthroat und Stone Haven Outfitter spielen wir eh quasi jeden Profiteur opferwilliger Eldrazi.


Eine letzte Nicht-Eldrazi-Karte, über die ich nachgedacht habe, ist Relic Seeker. Gerade on the play ist der wirklich eine ordentliche Karte, versaut allerdings den restlichen Flow des Decks und ist in jedem Zug nach dem zweiten auch schon massiv schlechter. Schade.

Bleibt zum Abschluss nur noch eine Frage: Wie erging es Bob?

——Bob, die kleine Eldrazi-Brut, wuchs schneller als erwartet und vernichtete als Reality Smasher ein komplettes professionelles Feld an Moderndecks.
——Doch das ist eine Geschichte für einen anderen Tag …


Bis zum nächsten Mal
Der MiDi




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