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Limited
Prerelease Guide to Oath of the Gatewatch
von Thoralf Severin
11.01.2016

Ein neues Jahr, ein neues Set – das ist ja wie Weihnachten! Bereits diese Woche bieten zahlreiche Läden das Prerelease für Oath of the Gatewatch an und die Chance ist hoch, dass Leser dieses Satzes das schon wissen und in der Tat vorhaben zu spielen.

Also, wie machen wir das Beste aus unserem Schicksal? Immerhin gibt es viele neue Booster zu gewinnen, bevor alle anderen die Karten bekommen können, und jeder bekommt zu den vier Boostern des neuen Sets auch eine zufällige Foil Rare oder Mythic, was zumindest bei Battle for Zendikar für viele erfreute Gesichter geführt hat. Bevor wir allerdings tiefer in die Karten und Mechaniken des neuen Sets gucken, gibt es wie immer ein kurzes Storyupdate.


Die Geschichte

Zendikar befindet sich in einer brenzligen Lage. Die Eldrazi drohen, die Welt zu übernehmen und einzustampfen. Grund genug, über die kleinlichen Auseinandersetungen zwischen Vampiren, Goblins, Elfen, Elementals, Kors und Menschen hinwegzusehen und sich gemeinsam gegen die trist zermalmenden Eldrazi zu verbünden. Angeführt wird der Widerstand von Zendikars A-Team: Nissa, Jace, Gideon und Chandra, die – wie im Flavortext von Oath of Chandra schön zusammengefasst – sich im Namen der Freiheit auch mal die Hände anheizt.

Nachdem Jedi Jace in aller letzter Sekunde seinen Geistermeister Ugin doch noch im Eye of Ugin finden konnte, erfuhr Jace von Ugin, wie diese nutzlosen Hedronschmuckstücke dafür benutzt werden können, die Eldrazi einzufrieren. Jace erkennt das Potenzial des Vorschlags und erweitert die Anwendung der Hedrons zu Eldrazitötungsmaschinen, was Ugin gar nicht gefällt. An dem Zeitpunkt war Jace aber schon wieder abgehauen. Alles läuft auf einen großen Showdown am Sea Gate hinaus und tatsächlich schaffen es die vier Planeswalker mithilfe aller Einwohner von Zendikar, die Eldrazi inklusive Papa Ulamog ordentlich zu vermöbeln. Aller Einwohner? Nein, ein kleiner Ob Nixilis interessiert sich überhaupt nicht für Zendikar und will nach einem unfreiwilligen Aufenthalt endlich weg. Optimalerweise mit Zendikar in Schutt und Asche. Als nun der Sieg für die Einheimischen zum Greifen nah war, holte Ob Nixilis Unterstützung von Großpapa Kozilek und jetzt wird es noch einmal richtig interessant …


Die Mechaniken

Also, was ist neu? Wir sind immer noch auf Zendikar und die Turniere werden immer noch Booster Battle for Zendikar benutzen. In Oath of the Gatewatch werden einige Sachen übernommen. Es gibt wieder Karten mit Devoid und es gibt ein paar Karten mit der Landfall-Fähigkeit. Es gibt keine Ingester und auch keine Verwerter. Das heißt, wer die Karten aus Battle for Zendikar nutzen will, muss einen anderen Weg finden, Karten ins Exil zu schicken. Des Weiteren lassen sich keine Karten mit Awaken oder Converge finden, aber es gibt Karten, die diese Fähigkeiten unterstützen. Dafür bekommen wir dreieinhalb neue Sachen: Surge, Support, Cohort und das farblose Manasymbol.


Farbloses Mana

Zuerst zu dem einfachen Teil. Farbloses Mana sieht jetzt viel komischer aus, ist aber nicht wirklich kompliziert. Bei der Manaproduktion gibt es fortan (und per Errata auch rückwirkend) das rechte Symbol statt des linken.


Das ist deswegen relevant, weil es nun Karten gibt, die spezifisch farbloses Mana benötigen. In den Manakosten gibt es weiterhin die Zahlen in den runden Manakosten und das sind weiterhin generische Mana, die mit beliebigem Mana bezahlt werden können, also sowohl mit farbigem als auch mit farblosem Mana.

Meine Vermutung ist, dass mit Oath of the Gatewatch farbloses Mana häufig für einen Splash im Limited genutzt wird. Booster von Oath of the Gatewatch werden Wastes enthalten, die Standardländer sind und entsprechend mit Evolving Wilds gesucht werden können, die aber keinen Standardlandtyp haben und spezifisch farbloses Mana erzeugen. Diese Wastes müssen aufgemacht oder gedraftet werden und können nicht wie normale Standardländer beliebig dem Deck hinzugefügt werden. Dafür sind sie doppelt so oft wie eine normale Common in den Boostern enthalten. Neben ein paar anderen Ländern, wenigen bleibenden Karten und natürlich den Eldrazi-Scion-Spielsteinen werden sie die Hauptquelle für farbloses Mana sein.


Es gibt zwei Varianten von farblosen Karten: die, die farbloses Mana kosten, und die, die farbloses Mana für eine Aktivierung benötigen. Das Angenehme an der zweiten Sorte ist, dass sie meistens allein gut genug sind und durch ihre Fähigkeiten nur noch besser werden. Die andere Sorte ist eine tote Karte, wenn man keinen Zugriff auf farbloses Mana hat. Dafür sehen die Karten auch sehr stark aus, aber sie haben dahingehend Ähnlichkeiten mit mehrfarbigen Karten. Die neigen ebenfalls dazu, extrem stark im Verhältnis zur benötigten Manaanzahl zu sein, aber ein Teil der Kosten steckt eben auch in der Notwendigkeit, verschiedenes Mana bereitzustellen. Für mich sieht es nicht so aus, als ob es eine Grundlage für ein überwiegend farbloses Deck gibt. Für die meisten Karten reicht eine Quelle farbloses Mana im Spiel und das heißt, dass das Deck auch nicht viele Quellen davon enthalten muss. Meistens sind die farblosen Karten auch relativ teuer, sodass man nicht von Anfang an gezwungen ist, Zugriff auf farbloses Mana zu haben. Ich würde schätzen, dass Zugriff auf drei bis sechs farblose Quellen für die meisten Decks der Standard sein sollte. Außerdem sollten sich nicht alle Spieler in einem Draft für farbloses Mana interessieren, sodass die farblosen Quellen eher auf vier bis sechs Spieler aufgeteilt werden.


Surge

Surge erlaubt, einen Spruch billiger zu spielen, wenn man selbst (oder ein Teampartner) schon einen Spruch in diesem Zug gespielt hat. Bei einigen Sprüchen handelt es sich dabei um eine Reduktion von einem Mana und bei anderen ist es ein ordentlicher Rabatt. Ein 3/3-Flieger für drei Mana (Jwar Isle Avenger) ist absolutes First-Pick-Material, aber um dieses Sonderangebot gut auszunutzen, benötigt man auch einen billigen Spruch.


Es gibt eine Karte im Set, die null Mana kostet, aber Bone Saw ist vermutlich trotzdem nicht die beste Wahl. Es gibt jedoch einige gute 1-Mana-Karten, die obendrein im Commonbereich angesiedelt sind und sogar eine Karte ziehen. Wichtig ist dennoch die Abwägung zwischen den normalen Manakosten und den Surge-Kosten, weil es wahrscheinlich trotzdem viel häufiger passieren wird, dass die Karte für ihre normalen Manakosten gespielt wird.


Support

Support X erlaubt, je eine +1/+1-Marke auf bis zu X Kreaturen zu legen. Es ist in Ordnung, weniger Kreaturen zu haben, und man muss auch keine Marken auf die gegnerischen Kreaturen legen, aber das Ziel ist natürlich, alle Marken auszunutzen.


Es gibt wenige Interaktionen mit +1/+1-Marken, sodass die Sprüche direkt an ihrer Qualität gemessen werden können. Die beiden Sprüche, die mir negativ auffallen, sind Press into Service und Lead by Example, wobei Letzteres auch ganz gut ausfallen könnte, wenn das Format durch Oath of the Gatewatch schneller wird.


Cohort

In Battle for Zendikar hat Rally das Bündnis der Alliierten repräsentiert und jetzt ist es Cohort. Kreaturen mit Cohort brauchen für ihre Tappfähigkeit einen weiteren Ally zum Tappen. Wichtig ist, dass der zweite Ally, der für die Fähigkeit mitbenutzt wird, Einsatzverzögerung haben darf.


Es ist auch diesmal nicht superersichtlich, wer alles ein Ally ist, aber generell ist fast alles ein Ally, was nicht fliegt oder ein komisches Tier oder Elementarwesen ist. Im Zweifelsfall zahlt es sich jedoch aus, aufmerksam hinzusehen und lieber noch einmal nachzulesen. Selbst ohne viele andere Allies sind die Karten mit Cohort ausnahmslos spielbar, aber andere Allies werden ein bisschen wertvoller, wenn das eigene Deck zum Beispiel mehr als einen Spawnbinder Mage hat, welcher andere Kreaturen tappen kann.


Removal & Combattricks

Ein großer Vorteil ist, dass ihr auf einen Blick sehen könnt, welche relevanten Karten wichtig für das Format sind. Einen Eindruck davon zu haben, welche Karten vom Gegner erwartet werden können, macht einen riesigen Unterschied. In der neuen Draftstruktur und im Sealed werden zwei Drittel der gespielten Karten aus Oath of the Gatewatch stammen. Das heißt, dass die folgenden Karten häufiger und mit größerer Wahrscheinlichkeit anzutreffen sind als die Karten aus Battle for Zendikar.

Auf den ersten Blick kommt es mir vor, als ob die Removal-Commons etwas abgespeckt haben und gleichzeitig etwas in die Kampfzauber investiert wurde. Oath of the Gatewatch ist ein kleines Set, das heißt, dass wir häufiger die gleichen Karten sehen und deswegen weniger verschiedene Karten in diesen Kategorien auftauchen. Aber die wenigen Commons werden sicherlich schnell aufgenommen, sodass man selbst ziemlich gierig/geizig in Bezug auf diese sein sollte. Lieber ein Oblivion Strike mehr als weniger.


Interessante Einzelkarten


Seed Guardian, Cyclone Sire und Baloth Null sind zwar Uncommons, aber stärker als die meisten Rares. Befinden sie sich im Booster, sind sie wahrscheinlich der einfache Pick und im Sealed sollte man stark überlegen, ob man diese Karten nicht irgendwie einbauen kann. Prädikat: besonders wertvoll.


Wall of Resurgence ist etwas merkwürdig. Sie ist offensichtlich stark. Selten bekommt man Power 3 und Toughness 9 für den Preis von drei Mana. Die Power kommt sogar mit Eile. Das Merkwürdige an der Karte ist, dass sie zwei unterschiedliche Ansätze vereint. Einerseits ist sie als 0/6-Mauer komplett defensiv, andererseits ist ein eiliges 3/3-Land sehr offensiv. Die Karte ist deswegen nicht besonders stark, weil sie beide Seiten nicht sehr gut unterstützt. Das Land früh zu verlieren, kann sogar ein großer Nachteil sein, weil die 0/6-Mauer dann nicht viel Einfluss haben könnte. Ich glaube, die Karte ist in Ordnung, allerdings nicht der große Deal.


Wer gerade die Zeit auf Magic Online nutzt, um Mirrodin-Drafts zu spielen, der weiß, dass die Mana-Myrs dort besonders wichtig für jedes Deck waren. Je mehr Leute wieder ein Gefühl für das Format bekommen, desto später sind diese Myrs noch zu haben. Dieser Hedron Crawler ist exakt das Gleiche, nur dass es von ihm nur einen im Set gibt und er wertvolles farbloses Mana produziert. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir am Ende feststellen, dass diese Karte ein akzeptabler First Pick ist.


Ich finde diese Karte superinteressant. Sie ist mit drei Mana etwas zu teuer, aber dafür gibt es auch sechs Leben, was mehr als fair ist. Ich denke, dass man mit einem Exemplar sehr zufrieden sein dürfte und besonders glücklich, wenn die eigenen Kreaturen gute Fähigkeiten haben (wie die oben benannten Uncommons). Bemerkenswert ist auch, dass Pulse of Murasa eine Kreatur oder ein Land in irgendeinem Friedhof zum Ziel haben kann. Das heißt, dass zum Beispiel gegnerische Reanimationsversuche verhindert oder dass Karten des eigenen Two-Headed-Giant-Partners wiedergeholt werden können.


Meine Abneigung gegen 1-Mana-Kreaturen ist groß. Ich würde fast keine Kreaturen für ein Mana spielen und viele Varianten von 1-Mana-Kreaturen sind bloß fiese Fallen, die einen davon überzeugen wollen, dass es diesmal anders ist. Um ehrlich zu sein, wollte ich mal einen ganzen Artikel darüber schreiben, aber das hat sich leider verlaufen. Um es kurz zu fassen, sind alle 1-Mana-Kreaturen unspielbar, wenn sie nicht …

2-Drop-Power/Toughness-Niveau haben (Savannah Lions).
Mana erzeugen (Llanowar Elves).
Karten ziehen oder sich selbst ersetzen (Enclave Cryptologist).
Supersynergetisch sind (Artefaktkreaturen in Mirrodin oder Sludge Crawler).
Late-Game-Potenzial haben (Dragonmaster Outcast oder Sludge Crawler).
extrem das Deckkonzept unterstützen (Intimidator Initiate).
generell viel machen (Deathrite Shaman).

Das Wichtige ist, dass die Karten nicht ein bisschen davon machen, sondern viel. Insgesamt kann man wohl 95% aller 1-Mana-Kreaturen für Draft/Sealed-untauglich erklären. Bei Prophet of Distortion bin ich mir nicht sicher. Das Format ist langsam, was aber nicht unbedingt so bleiben muss. Die Karte hat auch sonst nichts Beeindruckendes zu bieten, aber Treasure Trove war in einigen Formaten eine gute Karte. Damals war noch vieles schlechter, aber auf einem ausgeglichenen Board kann der Prophet im späten Spiel sicherlich den Unterschied machen. Ich würde wohl erst einmal die Finger von ihm lassen, ihn aber stark im Auge behalten.


So, das war's auch schon. Ich hoffe, ihr habt viel Spaß und Erfolg beim Prerelease. Wie immer verlasse ich euch mit meinen Fallenkarten, welche ohne wirklich guten Grund lieber im Sideboard beziehungsweise einfach direkt im Booster bleiben sollten. Ansonsten könnt ihr bald wöchentliche Videos über Oath/Oath/Battle von mir und Johannes erwarten, wo wir unsere Eindrücke von dem neuen Format erklären und erspielen.





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