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Fistful of Dollars
von Michael Diezel
29.10.2015

Das aktuelle Standardformat hat eigentlich alles, was ein gutes Format benötigt: Aggro, Kontrolle und sogar ausreichend Komboelemente, um die Freunde des gepflegten Solitärs zufriedenzustellen. Leider gibt es auch ein paar Probleme, namentlich Jace, Gideon und diverse Fetchlands, die nicht nur für die nicht so wohlhabende Bevölkerung einiges an Entbehrungen fordern – zumindest, wenn man nicht rechtzeitig zugeschlagen hat. Abgesehen von den finanziellen Aspekten sind die genannten Karten halt auch einfach so viel besser als die Alternativen, dass ein wenig die Abwechslung auf der Strecke bleibt. Gerade bei den Ländern ist dies irgendwo schade, wie mein Beispiel der letzten Woche zeigt: Abzan spielt Flooded Strand, aber keine Sandsteppe Citadel.


Eine einfache (aber wohl eher unrealistischere) Maßnahme wäre diese: Verbot aller Fetchlands. Wie gesagt, ich glaube nicht, dass dies tatsächlich im Raum steht, allerdings würden sich gleich mehrere Probleme auf einmal lösen lassen:

Abwechslung, zum Beispiel in der Manabasis
Abschwächung von Jace, Vryn's Prodigy, der nicht mehr ganz so schnell zum Planeswalker würde
Abschwächung der ausgesprochen starken Delve-Fähigkeit
Ende der Mischorgien
Ende der vielfarbigen Decks, die zwar theoretisch für Abwechslung sorgen müssten (unendliche Möglichkeiten), in der Praxis aber meist nur ein Best-of bunte Khans-Karten darstellen

Da wohl niemand auf mich hören wird, müssen wir zu anderen Maßnahmen greifen, um in unserem Budget noch Reserven für andere teure Ausgaben unterbringen zu können. Wie gerade angedeutet, gibt es im Prinzip keine ernsthafte Möglichkeit, ein günstiges Deck zu bauen, das mehr als zwei Farben umfasst, da man dann automatisch jede Menge Fetchlands bräuchte oder spürbare Abstriche machen müsste. Selbst bei zweifarbigen Decks kann man sich bestenfalls die Feindfarben ansehen – mit der gleichen Argumentation.


Im Idealfall bleibt es bei einer Farbe. Default wäre hier das rote Deck, das quasi immer ausreichend wettbewerbsfähig sein sollte. Ich denke, jeder von euch wird von Zurgo Bellstriker bis Exquisite Firecraft kommen, sodass ich auf eine Deckliste verzichten kann. Bei der Frage, warum man jetzt auf Become Immense und Atarka's Command verzichtet, wird man neben den vordergründigen Budgetüberlegungen vor allem auf das Metagame zu sprechen kommen müssen. Hier könnte man anführen, dass Brand möglicherweise gerade besser positioniert ist als die Kombo Become Immense/Temur Battle Rage, weil sich die aktuellen Decks darauf eingestellt haben. Allerdings fehlen vermutlich – gerade ohne das Command – einfach ein, zwei gute Burnspells, besonders wenn nach dem Sideboarden die unvermeidlichen Arashin Clerics auftauchen.

Nachdem wir Rot auf diese Weise schnell und souverän abgearbeitet haben, schauen wir uns doch einmal die anderen Farben an. Recht schnell dürften wir bei der Erkenntnis landen, dass wir eher im aggressiven Bereich suchen müssen, ganz einfach, weil man im späteren Spiel niemals mit der Kartenqualität der bunten Khans-Karten mithalten kann.

Blau ist traditionell nur bedingt zum Draufschlagen geeignet und auch bei Grün sehe ich recht wenig Potenzial, hauptsächlich weil gute 1-Drops fehlen. Bleiben Weiß und Schwarz und da starten wir doch einfach mit der guten Seite der Macht:


18 Plains

4 Bonded Construct
3 Kytheon, Hero of Akros
(Gideon, Battle-Forged)
4 Expedition Envoy
4 Mardu Woe-Reaper
3 Anafenza, Kin-Tree Spirit
4 Knight of the White Orchid
4 Dragon Hunter
3 Consul's Lieutenant


4 Defiant Strike
3 Glaring Aegis
2 Lithomancer's Focus
4 Silkwrap

Sideboard:

4 Valorous Stance
3 Grasp of the Hieromancer
4 Arashin Cleric
4 Surge of Righteousness


Weiß besitzt gegenwärtig nicht weniger als fünf Kreaturen für ein Mana, die Power 2 aufs Schlachtfeld bringen. Zugegeben, hinten steht die Eins, aber die Zeiten von Satyr Wayfinder, Sylvan Caryatid und Courser of Kruphix sind vorbei, sodass man nicht mehr ganz so einfach aus dem Spiel genommen werden kann.

Endgegner ist aus diesem Grund vermutlich Hangarback Walker, für den wir allerdings ein paar Antworten parat haben:


Davon abgesehen haben tatsächliche einige Decks ihre liebe Mühe und Not mit Savannah Lions. Insbesondere, wenn diese überfallartig aufs Spielfeld gelangen. Wichtig dabei ist auch ein sichtbarer Mangel an spielbaren Effekten à la Wrath of God. Für weniger als fünf Mana gibt es Radiant Flames und Languish, wobei Ersteres bisher eher im Sideboard Anwendung findet und Languish meist nur in geringer Stückzahl überhaupt gespielt wird. Durch die reine Geschwindigkeit kann man weiterhin einige der klassischen Defensivkarten des Formats ganz gut umgehen: Ojutai's Command etwa oder auch Utter End, die schlichtweg zu langsam sind. Ein Argument für einen hochaggressiven Ansatz wie diesen ist auch, dass dank der ganzen Fetchlands nahezu alle Spieler bei virtuellen 17 Lebenspunkten beginnen. Das mag nicht nach viel klingen, aber so ein Gratis-Blitzschlag schadet vermutlich nicht, wenn man im zweiten Zug drei Kreaturen mit kombinierter Stärke 6 auf dem Tisch hat. Das gilt übrigens auch für die beiden noch folgenden Decks.

Ein weiterer Vorteil des Decks besteht in der geringen Länderanzahl, wodurch man nur selten geflutet wird. Gleichzeitig endet die Manakurve aber bei zwei, sodass man auch prima mit lediglich zwei oder drei Ebenen agieren kann. An der Stelle ist natürlich Knight of the White Orchid der Hammer, weil man sehr zuverlässig die Zusatzebene ins Spiel bringen kann. Dieses zusätzliche Mana nutzen wir beispielsweise für Kytheon. Gideon Junior ist sowieso eine der Karten, die unbedingt ein Deck brauchen. Wie stark die Flipwalker sind, haben wir ja jetzt nachdrücklich erfahren. Kytheon ist keine Ausnahme, sondern lediglich das Opfer fehlender Mitspieler. Während man Jace und Nissa mehr oder weniger in jedes Deck stecken kann, das die jeweilige Farbe trägt, benötigt Kytheon nicht nur jede Menge Ebenen, sondern auch noch viele günstige Kreaturen, um jemals zu Gideon zu werden.

Bei aller Begeisterung für Spiel 1 mit diesem Deck, das wirklich gegen viele Gegner sehr anständig aussieht, muss ich allerdings zugeben, dass es nach dem Sideboarden spürbar schlechter wird. Neben den angesprochenen Radiant Flames und Arashin Clerics, hat eigentlich jedes Deck noch weitere günstige Karten, um den überteuerten Kram zu ersetzen. Immerhin wird das Matchup gegen andere aggressive Decks meist besser, da man selbst mit Klerikern und Surge of Righteousness nachrüsten kann.

Kommen wir zum schwarzen Magier. Ähnlich wie bei Kytheon/Gideon gibt es auch hier die eine mythisch rare Kreatur, auf die man eigentlich nicht verzichten möchte:


Obwohl Drana in den Top 5 der teuersten Karten aus Battle for Zendikar auftaucht, kann ich sie trotzdem noch guten Gewissens im Budgetbereich aufführen, da ein Playset gerade einmal einen Gideon ausgleicht. Und wir brauchen dank des Legendenstatus noch nicht einmal alle vier!


22 Swamp

2 Ruthless Ripper
3 Drana, Liberator of Malakir
4 Bloodsoaked Champion
4 Despoiler of Souls
4 Mardu Shadowspear
3 Mardu Strike Leader
4 Blood-Chin Rager
3 Mardu Skullhunter


2 Ultimate Price
3 Reave Soul
2 Ruinous Path
4 Despise

Sideboard:

4 Shambling Goblin
2 Pitiless Horde
1 Ultimate Price
4 Self-Inflicted Wound
4 Duress


Im Vergleich zu den weißen Karten verliert man an Explosivität, da es nicht ansatzweise genug 1-Mana-Kreaturen gibt, die für zwei zuschlagen. Deshalb muss man auch Bonded Construct in der Kiste der Draft-Commons lassen, was sich aber vermutlich verschmerzen lässt. Stattdessen zieht man die Manakurve nach oben, wodurch man natürlich auch mehr Länder spielen muss. Das ist bei Aggrodecks immer mit einem gewissen Risiko verbunden, weil die Gefahr steigt, in einen Länderklumpen zu ziehen, was aufgrund der mangelhaften Einzelkartenqualität dann kaum noch ausgeglichen werden kann. In diesem Deck haben wir einfach eine Menge Dash, um das zumindest teilweise abzufedern.

Ein weiteres Problem liegt in den mangelhaften Antworten auf feindliche Kreaturen. Schwarzes Removal ist eher vergleichsweise teuer oder trifft nicht alle Feinde, wie zum Beispiel Ultimate Price gut zeigt. Normalerweise würde ich versuchen, das durch billige Discardsprüche auszugleichen, die bekanntlich immer besser werden, je aggressiver man auftritt, da man dem Gegner dann ja weniger Zeit zum Topecken gibt, allerdings hat sich Thoughtseize ja aus dem Format verabschiedet. Despise, Duress und Transgress the Mind haben allesamt Schwierigkeiten, diese Lücke zu füllen, weil sie entweder ein entscheidendes Mana teurer sind oder aber nur die Hälfte aller Karten erwischen. Ein letztes Problem ist der schon mehrfach angesprochene Hangarback Walker. Anders als im weißen Deck fehlt die elegante Antwort. Complete Disregard kostet geschmeidige drei Mana und alles andere führt zu Kartennachteil. Muss man halt diesen Blood-Chin Rager und jede Menge Krieger ziehen …

Auf der Habenseite stehen sehr gute Einzelkarten wie Drana oder Bloodsoaked Champion sowie eine gewisse Hartnäckigkeit verschiedener Kreaturen gegenüber Removal. Weiterhin hat man eine gewisse Reichweite bei verklumpten Schlachtfeldern, da man zumindest einen Ansatz von Schaden außerhalb der Kampfphase aufweist.

Ich könnte mir auch noch vorstellen, den Anteil der Sacrfice-Synergien zu erhöhen. Bloodsoaked Champion und Despoiler of Souls sind natürliche Opfer und Carrier Thrall eine zusätzliche Option, die nur knapp am Eingang zum Deck gescheitert ist. Mögliche Profiteure wären Grim Haruspex oder Liliana, Heretical Healer, wobei Letztere dem Budgetgedanken dann langsam wieder widersprechen dürfte. Das Opfern selbst könnten Bone Splinters oder Vampiric Rites übernehmen, vielleicht ist sogar Platz für Smothering Abomination, die als 4/3-Flieger am Ende auch ganz gut zuschlägt. Nantuko Husk wäre vermutlich der Overkill, nicht nur, weil es dann doch nicht so viele Opfer gibt, sondern auch, weil der 3-Mana-Slot eh schon überfüllt ist.

Das letzte Deck für heute geht dann den Weg der zwei Farben und kombiniert dabei ein wenig das weiße und das schwarze Deck. Wie es der Zufall so will, sind jede Menge der verwendeten Kreaturen vom Typ Krieger und diese arbeiten auch noch ganz gut zusammen:


7 Plains
8 Swamp
4 Shambling Vent
4 Caves of Koilos

2 Mardu Strike Leader
2 Battle Brawler
2 Brutal Hordechief
3 Mardu Shadowspear
4 Mardu Woe-Reaper
4 Chief of the Edge
3 Drana, Liberator of Malakir
4 Bloodsoaked Champion
4 Blood-Chin Rager


2 Valorous Stance
1 Sorin, Solemn Visitor
2 Ruinous Path
4 Silkwrap

Sideboard:

1 Valorous Stance
2 Arashin Cleric
4 Self-Inflicted Wound
4 Surge of Righteousness
4 Duress


Die Manabasis gestaltet man einfach mit jeder Menge Caves of Koilos und Shambling Vents, die das Budget sicherlich belasten, allerdings nicht übermäßig. Dafür erhält man das Beste aus beiden Welten: sehr starke Kreaturen mit einer gewissen Beständigkeit sowie solide Spells.

Die ausgewiesenen Warriorsynergien sind dann entsprechend auch eher ein Bonus, aber einer, den man nicht unterschätzen sollte. Die vielleicht wichtigste ist witzigerweise die von Mardu Woe-Reaper. Neben einem Fetchland-Ban, wäre nämlich auch eine Karte wie Scavenging Ooze ausgesprochen belebend für das Format. Mardu Woe-Reaper ist sicherlich kein Schlamm, aber gerade im Kriegerdeck kommt er recht nah heran. Nimm dies, Jace!




Die anderen Kriegerinteraktionen sind ein solider Pump durch den Chief und die Fähigkeit von Blood-Chin Rager. Weitere Anwärter wie Arashin Foremost oder Blood-Chin Fanatic scheitern einfach an der besseren Alternative: Drana.

Der vermutlich größte Vorteil des Decks im Vergleich zu den einfarbigen liegt aber in den Sideboardmöglichkeiten. Dank Duress lässt sich das antzipierte Massremoval ganz gut bekämpfen, Self-Inflicted Wound tötet die massiven Blocker und die guten Anti-Aggro-Karten von Weiß bleiben erhalten. Ich würde das Deck richtig empfehlen, wenn man acht Caves of Koilos spielen dürfte – so bleibt die Schwierigkeit, in Turn 1 möglichst das passende Land für die richtige Kreatur zu ziehen.

Zum Abschluss noch ein paar Worte zu Shambling Vent in diesem Deck: Shambling Vent ist zweifellos eine sehr gute Karte, die insbesondere in diesem Deck überzeugt – aber, sie ist nicht so stark wie erhofft. Okay, meine Erwartungen waren auch gewaltig, aber letztendlich muss man doch mehr oder weniger den kompletten Zug aufgeben, um einen Angriff mit einem Hurloon Minotaur zu starten. Klar kommt das vor und allein die Möglichkeit dafür ist sicher besser, als Scoured Barrens zu spielen, allerdings sind wir weit von Dimensionen Raging Ravine oder gar Mutavault entfernt. Trotzdem würde ich mir von all den heute genannten teureren Karten diese als Erstes besorgen. Sie sind vergleichsweise günstig zu bekommen und werden unter Garantie in den kommenden Monaten gespielt werden. Nicht nur im Kriegerdeck, aber eben auch dort.

Wer dann immer noch Mittel übrig hat, der kann ja mal diesen Gideon, Ally of Zendikar probieren. Der sollte in ein solch aggressives Deck eigentlich wunderbar reinpassen und auch ohne Warriorsynergien für mehr Kopfschmerzen beim Gegner sorgen als dieser Brutal Hordechief. Was ich persönlich ja traurig finde, aber das habe ich ja schon im Einstieg deutlich gemacht.

Damit hoffe ich, ein wenig denjenigen geholfen zu haben, die gern für den Gegenwert eines einzelnen Jaces ein komplettes Standarddeck bauen würden und keine Lust haben, mal wieder Wild Slash ins Gesicht zu schießen oder ständig auf die Nase zu bekommen.

Bis zur nächsten Woche!
Der MiDi




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