miraclegames.de
Standard
Zwischen Elf und Elf
von Michael Diezel
07.08.2015


Am Wochenende durfte ich endlich einmal wieder selbst ins Kampfgeschehen eingreifen und einen PPTQ im Modernformat spielen. Da ich die Karten für mein Deck des Vertrauens leider nicht zusammenbekommen hatte, fragte ich Großmeister Riffert nach einer Alternative und der schlug Elfen vor. Da ich für die ja eine kleine Schwäche habe, sagte ich nicht nein und so schlug ich mich bravourös durch meine fünf Runden, um danach die wichtigste Frage überhaupt mit „gar nicht“ beantwortet zu bekommen. Sie lautet: „Wie schlägt man eigentlich Splinter Twin?“

Schade.

Nach dieser Erfahrung blieb mir natürlich gar nichts anderes übrig, als die lustigen Spitzohren auch einmal im Standard auszutesten. Zum Glück wurde mir von erfolgreichen Testergebnissen vorgeschwärmt, und zwar mit ungefähr folgender Variante:


4 Dwynen's Elite
3 Nissa, Vastwood Seer
4 Sylvan Messenger
4 Elvish Visionary
2 Dwynen, Gilt-Leaf Daen
4 Shaman of the Pack
1 Reclamation Sage
4 Elvish Mystic
1 Gilt-Leaf Winnower
1 Whisperwood Elemental
4 Gnarlroot Trapper
1 Pharika, God of Affliction


4 Chord of Calling
1 Obelisk of Urd

4 Temple of Malady
4 Llanowar Wastes
2 Mana Confluence
8 Forest
4 Swamp


Ich selbst hätte ja noch versucht, Collected Company irgendwo unterzubringen, aber da wurde mir versichert, dass dies der falsche Weg sei. Während ich mir das inzwischen auch vorstellen kann, bin ich mir bei etwas anderem ebenfalls ziemlich sicher: So geht es auch nicht. Dem Deck fehlt es irgendwie an allen Ecken und Enden. Nicht aggressiv genug und mit lediglich Chord of Calling als Disruption fürs lange Spiel ebenso wenig gerüstet.

Das einzige Argument für die Elfen ist dann auch Shaman of the Pack


Der sorgt im Prinzip im Alleingang für die wenigen Erfolge und deswegen beschloss ich, nicht direkt aufzugeben, sondern stattdessen die Stärken des Decks (Shaman of the Pack) beizubehalten und sogar in Sachen Synergie noch auszubauen.

Hierfür bediente ich mich einer Karte, die gerade in der Blüte ihres Daseins steht, nämlich Rally the Ancestors.


Rally ist ja bekanntlich besonders lecker, wenn man …

1)
viele billige Kreaturen mit Enter-the-Battlefield-Fähigkeiten spielt und …
2)
den Friedhof mit ihnen füllt.

Während der erste Punkt erstaunlich gut erfüllt ist – neben der Rudelschamanin finden wir noch Dwynen's Elite, Elvish Visionary, Reclamation Sage und Nissa, Vastwood Seer sowie im etwas teurer ausgepreisten Segment Sylvan Messenger –, mangelt es noch an der Fähigkeit, diese im Bedarfsfall allesamt in den Friedhof zu bekommen.

Doch zum Glück kann man auch hier Abhilfe schaffen, und zwar mit meinem alten Freund, der Hülle:


Nantuko Husk ist wirklich kein guter Einzelkämpfer, aber wie schon seit seinen Zeiten als Phyrexian Ghoul, braucht man sich gar nicht zu sehr anzustrengen, um jede Menge Kombinationen zu finden. Selbst Dinge wie Dwynen's Elite sind da schon zumindest erwähnenswert, da sie ganz schnell dafür sorgen, dass man zumindest die Androhung von relevantem Schaden auf den Tisch bekommt.

Andere Opferoptionen beinhalten Fleshbag Marauder/Merciless Executioner sowie Evolutionary Leap. Letzteres ist so eine Karte mit beachtlichen Schwankungen in der Performance. Kann Spiele ganz allein gewinnen, kann aber auch viel zu langsam sein. Klingt wie eine solide Karte fürs Sideboard, zumal man die Matchups ganz gut identifizieren kann, in denen sie gut ist.

Ansonsten stellt sich natürlich die schon oben angedeutete Frage, welcher grüne Instant besser mit der Kreaturenhorde interagiert: Collected Company oder Chord of Calling? Vor- und Nachteile sollten recht offensichtlich sein, sodass man zur Beantwortung eigentlich nur schauen muss, wie redundant das eigene Deck so ist. Je austauschbarer die einzelnen Kreaturen, desto stärker Collected Company. Ich selbst habe mich einfach für die gierige Variante entschieden und beides integriert. Der Grund dafür ist ganz einfach: Ich möchte in diesem Standardformat nur sehr ungern ein Deck ohne Interaktion spielen, da jede Menge Unfairness exisitiert. Damit ich dann aber nicht direkt im zweiten Zug gegen Ensoul Artifact zusammenschiebe, würde ich zumindest noch eine kleine Toolbox integrieren und die erfordert halt den Chord.

Wenn man dann die folgende Verteilung wählt …

… bleibt natürlich gar kein Raum mehr für irgendwelche weiteren Sprüche, sondern nahezu sämtliche weiteren Karten müssen Kreaturen sein, und zwar möglichst der Sorte für weniger als vier Mana. Schauen wir zunächst einmal, wer da aus dem Elfendeck übrigbleibt:

Die schaffen es auf jeden Fall.


Nissa sieht natürlich aus wie die perfekte Ergänzung, da sie eine 3-Mana-Elfin ist und bekanntlich über eine beachtliche Einzelkartenstärke verfügt. Das Problem bei ihr wird in der dadurch erforderlichen Manabasis liegen. Jede Nissa mehr erfordert auch mehr Wälder und das wiederum ist unschön für unser dreifarbiges Deck. Zumal wir mit hoher Wahrscheinlichkeit ja auch noch folgenden Lüstling im Playset spielen werden:


Ihr erinnert euch an die zwei zu beachtenden Punkte bei Rally the Ancestors? Er bedient sie beide, deswegen kommen wir an dem Knaben vermutlich nicht vorbei. Im Umkehrschluss werden wir mit dem Satyr jedoch spürbar weniger Länder einbauen und haben somit noch weniger Platz für Wälder zu vergeben. Aus diesem Grund habe ich Nissa auf zwei Exemplare begrenzt, und selbst das ist gierig.


Der Messenger ist leider nicht mehr gut genug, wenn außer Elfen auch noch Satyr oder Zombie-Insekten mitspielen. Sein Job wird einfach von Collected Company übernommen.


Bei Dwynen ist es ganz ähnlich. Mit reduzierten Elfensynergien verliert so ein Lord natürlich an Effektivität. Eventuell kann man noch ein Exemplar für den Chord unterbringen, ich tendiere aber eher zu nein, da Dwynen für einen Lord halt auch noch eine ziemliche Gurke ist.

Nachdem wir also Platz geschaffen haben, wird es Zeit, diese Slots wieder zu füllen. Als Erstes brauchen wir Nantuko Husks. Während diese Erkenntnis ganz einfach ist, bleibt die Anzahl sehr spannend. So will man in sehr vielen Spielen schon eine Hülle auf den Tisch bekommen, gleichzeitig aber auch nie zwei ziehen. Das klingt wie zwei oder drei Exemplare, und da wir ja Company und vor allem Chord spielen, entscheide ich mich für die kleinere Anzahl. Außerdem wird der Platz im Deck langsam, aber sicher knapp. Dieser Chord sorgt nämlich im Alleingang dafür, dass einige Kreaturen als 1-of interessant sind, an die man ohne keinen Gedanken verschwenden würde:


Das sind dann die, die es tatsächlich geschafft haben. Dadurch wird der Company-Kreaturen-Count auf 28 gedrückt, was für mich wirklich die absolute Untergrenze darstellt. Auf der anderen Seite ist Sidisi extrem gut in diesem Deck und über ein Siege Rhino muss man aufgrund der legendären Einzelkartenstärke eigentlich kaum diskutieren. Deshalb auch nur dies: Der Draineffekt wird bestimmt nicht schlechter, wenn er von anderen unterstützt wird.

Weiterhin bekommt offensichtlich Mogis's Marauder einen Platz für den Kombokill, sodass noch genau eine Position übrigbleibt, wenn wir 21 Länder spielen wollen. Und das wollen wir, da wir nicht nur eine im Vergleich mit den traditionellen Rally-Decks etwas höhere Manakurve bedienen müssen, sondern zudem das angesprochene Nissa/Wald-Dilemma vor uns haben.

Diesen letzten Platz würde ich Grim Haruspex vermachen, der für mich die größte potenzielle Upside für eine Kreatur über vier Mana mitbringt. Man könnte sicher auch Argumente für Liliana, Heretical Healer finden, die ich aber gern mit Verweis auf die anspruchsvollen zwei Totenkopfsymbole in den Manakosten für den Moment abwehren würde.

Gleichzeitig bedeutet diese Kreaturenbasis auch eine Abwendung von dem dynamischen Duo Den Protector/Deathmist Raptor. Diese sind als Einzelkarten natürlich nicht mit Stars wie Elvish Visionary oder Dwynen's Elite zu vergleichen und zusammen sorgen sie offensichtlich auch für ein unendlich starkes Late Game – allerdings bin ich mir nicht sicher, dass das der Weg ist, den ein Rally-Deck momentan gehen sollte. In der Elfenvariante hat man nämlich plötzlich einen durchaus seriösen Beatdown, ohne gleichzeitig völlig blank gegen die langsameren Decks dazustehen. Und für den Fall, dass wir doch einmal ein wenig Durdeln wollen, gibt es ja auch noch das Sideboard:


4 Dwynen's Elite
2 Nissa, Vastwood Seer
4 Elvish Visionary
4 Shaman of the Pack
1 Reclamation Sage
4 Elvish Mystic
1 Liliana, Heretical Healer
2 Nantuko Husk
1 Siege Rhino
1 Mogis's Marauder
4 Satyr Wayfinder
1 Sidisi, Undead Vizier

3 Chord of Calling
3 Rally the Ancestors
4 Collected Company


3 Mana Confluence
4 Forest
4 Sandsteppe Citadel
1 Urborg, Tomb of Yawgmoth
2 Plains
3 Windswept Heath
4 Llanowar Wastes

Sideboard:

2 Reclamation Sage
2 Evolutionary Leap
2 Eyeblight Massacre
2 Murderous Cut
1 Anafenza, the Foremost
3 Arashin Cleric
3 Den Protector


Den Protector plus Evolutionary Leap lassen uns den Saft quasi nie ausgehen. Da wir in Spiel 1 zudem keine Verzauberung gezeigt haben, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass das Ding auch eine Weile im Spiel bleibt. Ansonsten finden wir die üblichen Verdächtigen: Eyeblight Massacre gegen sehr schnelle Kreaturendecks und Jeskai sowie Murderous Cut insbesondere im Kampf mit den Drachen. Die weiteren Reclamation Sages sind ein Zugeständnis an das erfolgreiche Artefaktedeck und als Elfen natürlich immer besonders gern gesehen. Auch Arashin Cleric ist traditionell gern in den Sideboards solcher Decks dabei, da es rote Decks schon stoppt, das Ganze aber ohne unsere Maschinerie zu sehr zu verlangsamen. Die eine Anafenza wiederum ist das supergute Chord-Ziel im (Pseudo-)Mirror (und schlägt nebenbei auch noch ganz gut zu).

Das größte Problem, dass unser Sideboard dabei leider nicht angeht ist Ashiok, Nightmare Weaver. Die einzig halbwegs elegante Lösung in diesem Deck wäre Hero's Downfall und damit eine Karte, die zwar nie stört, weil sie einfach grundsolide ist, aber eben auch nicht wirklich ins Deck passt. Da ich in meiner Umgebung eher selten mit Ashiok konfrontiert werde, habe ich die Exklusion mal riskiert, wenn es bei euch anders aussieht, wisst ihr jetzt, welche Lösung ich empfehle.

Ansonsten ist das Mana fast so schlecht, wie es aussieht. Wenn es aber zusammenkommt, hat man ein durchaus konkurrenzfähiges Deck, das im Pro-Tour-Metagame meines Erachtens besser bestehen kann als ein traditionelles Rally-Deck. Insofern man bei einem noch nicht einmal zwei Wochen alten Konstrukt überhaupt von „traditionell“ sprechen kann.

Auf jeden Fall gefällt es mir mit Weiß besser als ohne und diese Erkenntnis dürfte doch für euch potenzielle Elfenmagier sehr wertvoll sein – ich drücke jedenfalls die Daumen!

Bis zur nächsten Woche
Der MiDi




Kommentiert
.in unserem Forum

[ drucken ]

Weitere Artikel/Berichte von Michael Diezel

[23.07.2016]Der Mondmann
[02.06.2016]Grumpy Old Men
[26.05.2016]L.E. Crash #5
[12.05.2016]Das Glashaus
[05.05.2016]Apollo 13


miraclegames.de
 
 
zur Startseite zur Startseite zur Startseite zur Startseite zur Startseite