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Eternal
Beyond the Forest
von Michael Diezel
09.07.2015

Als ich anfing, Magic zu spielen, gab es gerade die ersten Booster der Vierten Edition zu kaufen. Nach dieser Zählweise wären wir inzwischen bei der 23. Edition – kein Wunder, dass die Marketingexperten der Küstenzauberer aller paar Jahre auf die Idee kommen, das sommerliche Hauptset anders zu benennen. Nach einigen Jahren der Zukunftszählung spielen wir ab (über)nächster Woche also mit „Magic Origins“.


Klingt, als würden uns etliche Highlights aus der langen Geschichte des Spiels erwarten, doch in Wirklichkeit beschränken sich diese auf wenige, ausgewählte Kärtchen. Einige davon haben sogar die Chance, es bis ins Modernformat zu schaffen, unter anderem mein alter Freund Goblin Piledriver. Allerdings bin ich noch lange nicht überzeugt davon, dass er mit seinen Goblinkollegen tatsächlich einen neuen Archetyp etablieren kann. Das potenzielle Tempo dürfte zwar ausreichen (sicherer Goldfisch-Kill in Zug 4), aber anders als im Legacy fehlt das Mitspielen in Form von Wasteland/Rishadan Port und die Anfälligkeit für bestimmte Einzelkarten – insbesondere von der Ersatzbank – wird euch bestimmt auch auffallen, wenn ihr zu ersten Praxistests schreitet.

Aus diesen Gründen (und weil sich schon zahlreiche Kollegen des Goblins angenommen haben), wechsle ich einfach Farbe und Volk und zeige euch gleich zwei Buben – einer sehr alt, einer sehr neu – die eine neue Facette in einem altbekannten Deck starten könnten:


Ich bin ja bekennender Elfenfreund. Jetzt nicht so sehr charakterlich, da finde ich sie eher langweilig, aber in ihrer Implementierung in 60-Karten-Decks. Dort spielen sie sich meist alles andere als stumpfsinnig, wie folgendes Beispiel zeigt:

Michael Malones Elfen

1 Okina, Temple to the Grandfathers
1 Pendelhaven
3 Nykthos, Shrine to Nyx
4 Cavern of Souls
4 Razorverge Thicket
5 Forest

1 Elvish Champion
1 Eternal Witness
1 Fauna Shaman
1 Reclamation Sage
1 Scavenging Ooze
1 Spellskite
1 Thragtusk
3 Ezuri, Renegade Leader
4 Elvish Archdruid
4 Elvish Mystic
4 Elvish Visionary
4 Heritage Druid
4 Llanowar Elves
4 Nettle Sentinel


4 Chord of Calling
4 Collected Company

Sideboard:

1 Bow of Nylea
2 Fracturing Gust
3 Beast Within
2 Dismember
1 Hushwing Gryff
3 Kitchen Finks
1 Burrenton Forge-Tender
1 Reclamation Sage
1 Spellskite


Wenn man gegen ein paar Tausend Spieler auf einem Grand Prix bestehen kann, dürfte das Deck nicht so schlecht sein. Insofern stellt sich die Frage, warum ich dann überhaupt versuche, etwas zu ändern.
Die Antwort liegt – wie so oft – im Metagame und da muss man ganz klar erkennen, dass die Elfen in dieser kombinationsfreudigen Variante wie die meisten Kombodecks des Formats prinzipiell mit Sideboardkarten schlagbar sind. Je beliebter die Spitzohren, desto häufiger werden die Gegner vermutlich Platz für Pyroclasm und Co. finden, was die Spiele nicht unbedingt einfacher macht.

Überhaupt ist Removal blöd, weil der einzelne Elf jetzt nicht so der große Held ist. Collected Company hilft da zwar ungemein, kommt aber mit den typischen Restriktionen daher, denen wichtige Einzelkarten halt unterliegen. Zum Beispiel kann Collected Company neutralisiert werden …


Letzteres wird Sylvan Messenger dank Cavern of Souls eher selten passieren. Inwiefern man deswegen jetzt gleich in die Vollen gehen muss oder doch lieber die eine Botin als Suchziel für Chord of Calling einpackt, wird sich noch zeigen. Für heute wollen wir das Playset, auch aus Gründen der Konstanz, die nämlich ein weiteres wichtiges Argument für die heutige Elfenversion darstellt.

Nun habe ich so viel darüber geschrieben, was das andere Elfendeck kann, es wird Zeit an eigene Stärken zu denken. Unsere Elfen können:

besser zutreten. Dadurch geht zwar etwas Kombinationspower verloren, aber nicht vollständig.
zumindest teilweise einen Pyroclasm überleben.
mit einer Cavern of Souls sämtliche feindliche Gegenzauber nutzlos machen.

Insgesamt tauschen wir also etwas Geschwindigkeit gegen Konstanz und Alternativpläne, was im Normalfall bedeutet, dass wir Prozentpunkte gegenüber anderen wenig interaktiven Decks abgeben und dafür im Kampf mit den „faireren“ Decks zulegen. Ich mache so einen Tausch eigentlich immer ganz gern, da die feindlichen Kombodecks traditionell besser mit dem Sideboard anzugehen sind als so ein Jund- oder Delver-Deck.

Damit der Beatdown zügig beginnt, müssen wir natürlich offensivere Elfen suchen als Elvish Visionary:


Diese beiden sind seit Jahren das Nonplusultra bei den aggressiven Elfen. Überaus solide Stats mit weiteren nützlichen Eigenschaft und kaum spürbaren (Battalion) bis nicht vorhandenen (Vanquisher) Nachteilen. Um es noch einmal zu betonen: Dass sie besser kämpfen können, macht sie nicht schlechter im Zusammenspiel mit Heritage Druid. Sie fallen nur nicht so leicht um und beeindrucken den Gegner mehr, wenn es in die Waagerechte geht. Auch bedeutet das nicht, dass Elvish Visionary Mist wäre. In diesem Deck sind sie bloß nicht notwendig, weil wir uns die Konstanz – insbesondere gegen mitspielende Decks – aus anderen Quellen holen. Ein weiterer Unterschied liegt darin, dass wir so leider gezwungen sind, ein paar Länder mehr zu spielen. Wie wir das ausgleichen, seht ihr bei den Ländern selbst.

Ebenfalls auf der Strecke bleibt Ezuri, Renegade Leader. Dieser profitiert ungemein von zwei Karten, die wir nicht mehr spielen, nämlich den beiden Doppel-Cs: Chord of Calling und Collected Company. Am Ende des feindlichen Zuges ins Spiel gebracht, steht im eigenen Zug dann Mana zur Verfügung, um seine aktivierten Fähigkeiten auch tatsächlich verwenden zu können. Klappt das, ist er eben brachial gut. Bei uns gibt es aber mit Joraga Warcaller eine mehr als würdige Alternative.


Wer sich bisher fragte, was wir mit all dem Mana anstellen – hier ist die wichtigste Antwort. Da er deutlich schlechter als Ezuri mit den beiden Doppel-Cs harmoniert, diese aber sowieso durch Sylvan Messenger ersetzt wurden, gibt es eigentlich keinen Grund mehr, nicht Joraga Warcaller einzubauen. Sicherlich ist er bei den unendlichen Manamassen, die unsere Elfen in guten Spielen generieren, schwächer als der Renegade Leader, aber ob man jetzt für 30 oder 60 angreift, ist auch meist egal. Im Gegenzug bleibt sein Bonus stabil, was insbesondere in den Spielen ohne Phantasiemana gewürdigt werden dürfte. Fünf Mana und Doppelpump für die eigene Mannschaft – das kann so schlecht nicht sein. Beachtet, dass man den Knaben auch durchaus mal ungekickt spielen kann, wenn die Situation (oder Heritage Druid oder Talara's Battalion) das verlangt. Das sieht dann meist blöd aus, aber darum geht es ja nicht.

Kommen wir zum zweiten Neuzugang: Shaman of the Pack. Der ist mein letztes Argument für ein angreifendes Elfendeck. Dem Kombodeck ist es nämlich sehr oft herzlich egal, ob der Gegner noch bei 20 oder schon bei fünf Lebenspunkten ist. Aggroelfen hingegen machen sehr schnell mal knapp 20 und der Schamane schießt dann den Rest. Netterweise macht ihn das auch in Multiplen nicht schlechter, sodass es sich auch lohnt, die Manabasis ein bisschen zu strapazieren.


Der vielleicht beste Mann des Decks ist und bleibt jedoch Nettle Sentinel. Wie combolicious der mit Heritage Druid ist, dürfte sich herumgesprochen haben. Die handelsüblichen Elfen nutzen den Sentinel allerdings auch nur mit dem Druiden voll aus, was sich mit diesem Deck ändert. Als 2/2er für ein Mana ist er nämlich durchaus für den gepflegten Beatdown geeignet. Jetzt nicht auf Niveau von Wild Nacatl, aber auch das erreicht er mit ein wenig Hilfe. Ganz nebenbei behält er natürlich die angesprochene Synergie mit Heritage Druid, sodass man beispielsweise erst Mana generieren kann und dann gleich noch angreift.

Die übrigen verwendeten Elfen sind dann alle von der manaproduzierenden Fraktion und damit genau aus der Ecke, die das Volk so stark macht. Selbst, wenn man am Schluss mit angreifenden Elfen endet, schadet es halt auch nicht, dies schon den einen oder anderen Zug schneller zu tun.

Kommen wir zur Manabasis, die einen weiteren interessanten Aspekt des Decks darstellt. Cavern of Souls habe ich ja schon angesprochen. Neben dem durchaus relevanten „kein eigener Spruch (da alles Elfen) kann neutralisiert werden“, fixt das Land auch noch unser Mana, insbesondere für den zweifarbigen Shaman of the Pack. Mein Tipp für das Spielen gegen blaue Decks beinhaltet, dass man Cavern of Souls möglichst lange auf der Hand behält. Aufgrund der Formatgeschwindigkeit bedeutet das oft nur bis Zug 2 oder 3, da selbst ein blaues Mana schon ausreichen kann, um bestimmte Elfen zu neutralisieren, aber gerade wenn der Gegner für Mana Leak oder Remand Länder enttappt lässt, kann man ganze Runden gewinnen, wenn das Seelengewölbe noch nicht bereit liegt.

Die anderen farbigen Quellen bilden Fetchlands, Bayou und Bayou light:




Der einzig nennenswerte Unterschied zwischen Bayou und Gilt-Leaf Palace liegt übrigens in der Unfähigkeit der Fetchlands das Elfenland zu suchen, was zeigt, wie frech dieses in dem Deck ist.

Neben zwei Wäldern gibt es dann auch noch


Mutavault! Das haben wir ja schon fast wieder vergessen, nachdem es das Standardformat mal so etwas von dominiert hatte.

Im Gegensatz zu Nykthos, Shrine to Nyx machen die Ändergewölbe auch etwas, wenn sie auf den leeren Tisch gelegt werden, womit sie meine Argumentationskette hervorragend weiterführen. Ihr wisst schon: Weniger brutal, wenn alles funktioniert, aber deutlich zuverlässiger in all jenen Momenten, wo das nicht so ist.


1 Pendelhaven
2 Forest
2 Overgrown Tomb
4 Verdant Catacombs
4 Gilt-Leaf Palace
4 Cavern of Souls
4 Mutavault

4 Elvish Mystic
4 Llanowar Elves
4 Heritage Druid
4 Nettle Sentinel
4 Elvish Archdruid
4 Joraga Warcaller
3 Talara's Battalion
4 Sylvan Messenger
4 Wren's Run Vanquisher
4 Shaman of the Pack


Sideboard:

4 Thorn of Amethyst
3 Dismember
2 Fracturing Gust
2 Beast Within
2 Spellskite
2 Scavenging Ooze


Kommen wir zum Sideboard, welches – und da bin ich ehrlich – nicht so stark oder besser spezifisch aufgestellt ist, wie in der Siegerversion vom Grand Prix. Zum einen müssen wir dank des Schwarz-Splashs offensichtlich auf die weißen Karten verzichten, die bekanntlich eine ziemliche Ansage im Modernformat sein können. Zugleich fehlen mit Collected Company und Chord of Calling die zielgerichteten Kreaturentutoren, sodass wir einfach mehr von bestimmten Einzelkarten spielen müssen, um ähnliche Stabilität zu erreichen.

Trotzdem ist nicht alles negativ. So haben wir – wie angedeutet – einige der schwierigeren Matchups und Einzelkarten mit unseren Maindeck-Choices bereits entschärft. Für die dermaßen problematischeren Kombomatchups habe ich eine Allzweckwaffe integriert:


Abgesehen von anderen Elfendecks spielen die meisten von ihnen ja mit wenigen bis gar keinen Kreaturen, was den Dorn superstark macht. Trifft übrigens auch auf Delver zu, sodass man mehr oder weniger zufällig ein weiteres wichtiges Matchup abdeckt. Alle anderen Sideboardkarten dürften dem geübten Modernspieler bekannt sein, da auf ihnen mehr oder weniger deutlich drauf steht, wogegen sie gut sind.

Wie so oft müsst ihr bei dieser Art von Deck aber aufpassen, nicht zu viel auszuwechseln. Die Elfen benötigen eine gewisse Anzahl an Mitgliedern, um halbwegs stimmungsvoll aus dem Knick zu kommen und entsprechend stotternd laufen dann die Spiele, in denen man zu viele Nichtelfen zieht.

Damit sind wir auch schon am Ende der ersten Ausgabe bezüglich Magic Origins. Weitere werden bestimmt folgen, auch wenn dabei bestimmt eher das Standardformat im Mittelpunkt stehen dürfte, weil neue Haupteditionen nicht unbedingt dafür bekannt sind, die Formate mit älteren Karten aus den Angeln zu heben.

Bis dahin
Der MiDi




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