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Underworld: Evolution
von Michael Diezel
26.02.2015

Die Ascendancies gehören für mich eindeutig zu den gelungeneren Karten des Tarkir-Blocks. Anspruchsvolle Manakosten, die durch die geforderte Vielfarbigkeit grob eine Richtung vorgeben, in Kombination mit ziemlich einzigartigen Effekten sorgen dafür, dass man für diese Verzauberungen richtig arbeiten muss, statt sie stupide in jedes Deck zu werfen.


Der Powerlevel reicht dabei von sehr mäßig (Sultai Ascendancy) bis Bombe (Jeskai Ascendancy) und entsprechend unterschiedlich häufig trifft man sie dann auch an. Wie man an Temur Ascendancy gut sehen konnte, müssen sie auch erst ihr Deck finden, was neben dieser eben erst Jeskai Ascendancy gelungen ist. Für Mardu Ascendancy gab und gibt es immer mal wieder durchaus vielversprechende Versuche (zum Beispiel von mir), die nur an Kleinigkeiten beziehungsweise der Umgebung scheitern, sodass dort noch nicht alles verloren ist. Sultai Ascendancy halte ich für nahezu unspielbar, weshalb nach dem Ausschlussverfahren heute folgende Karte im Mittelpunkt steht:


Um es vorwegzunehmen: Ich sehe keinen Weg, wie Abzan mit dieser Vormacht zur beherrschenden Kraft auf Tarkir werden konnte. Das muss dann doch an anderen Kämpfern gelegen haben, solchen mit Horn und Huf etwa. Anders als das jeweilige Jeskai- oder Temur-Pendant wird Abzan Ascendancy selten ein Spiel im Alleingang gewinnen, sondern ist eher so ein Zahnrad in der Maschine. Das wiederum ist bekanntermaßen auch von existenzieller Bedeutung – zumindest für die Maschine –, aber eben nicht so spektakulär.

Um den vollen Nutzen aus der Karte zu ziehen, brauchen wir unter anderem:

Kreaturen
mehr Kreaturen und damit meine ich betont keine Spielsteine
Wege, Kreaturen sterben zu lassen
noch mehr Kreaturen

Ein Pokιmon-Deck also. Großartig! Okay, außer Kreaturen sollen auch Opfereffekte enthalten sein und von denen halte ich ja nun doch eine ganze Menge. Zum einen sorgen sie für unterhaltsame Spiele, weil man im Normalfall sehr viele Entscheidungsmöglichkeiten überwachen darf, und zum anderen ist der Deckbau mit ihnen eine Herausforderung, weil man natürlich ein Synergiedeck entwirft, dabei plötzlich auf unentdeckte Schätze aufmerksam wird und trotzdem immer die Balance zu den guten Sprüchen der anderen halten muss. Letzteres bedeutet zum Beispiel, dass wir wohl nicht an dieser Karte vorbeikommen:


Nachdem diese Überraschung aus dem Sack ist, lasst uns nicht mehr groß darüber lamentieren, sondern nur noch kurz herausstellen, dass unser Rhino im Normalfall besser sein wird als das gegnerische. Wir sind offensiver und haben noch mehr mit ihm vor als das schnöde Hinlegen und Sich-auf-die-Schenkel-Klopfen der anderen Abzan-Magier.

Unser Deck enthält also an dieser Stelle Siege Rhino und Abzan Ascendancy, benötigt also noch die eine oder andere Kreatur und möglichst leckere Opfereffekte. Letzteres ist allerdings im aktuellen Standardformat durchaus eine Herausforderung, insbesondere, wenn man auf Butcher of the Horde und Tymaret, the Murder King verzichtet. Aufgrund der Manaanforderung der Ascendancy ist das zwar nicht ausgeschlossen, soll aber für den Moment (sprich: heute) nicht weiter verfolgt werden. Nur so viel: Andere Decks haben gezeigt, dass eine solche Vier- (oder sogar Fünf-)farbigkeit durchaus möglich ist, vor allem, wenn man eine grüne Basis hat.


Ohne Rot bleiben uns folgende Superstars:

Das muss eine der traurigsten Ansammlungen sein, über die ich je geschrieben habe. Ich meine… Blood Host … Okay, bereinigen wir die Liste und entfernen alle Karten, die mehr oder weniger unspielbar sind:

Rescue from the Underworld (Und auch das ist grenzwertig.)

An dieser Stelle können wir …

a)
… aufgeben.
b)
… Rot splashen.
c)
… improvisieren.

Da ich b) schon ausgeschlossen habe und a) als Artikel nicht lang genug wäre, bleibt uns nur b) und ein intensiver Blick auf die Kandidaten. Und tatsächlich – je länger man schaut, desto beeindruckender wirkt folgender Knabe …


Der ist doch so viel besser als das alte Constructed-Powerhouse Stitcher's Apprentice. Kostet nur ein Mana, die Kreaturen sind potenziell stärker (da man natürlich immer mal Siege Rhino oder so aufdeckt) und dann auch noch schwarz! Schwarz ist nicht nur die beste Farbe überhaupt, wodurch man moralisch und im Style weit vorne liegt, sondern bietet sogar noch spielerische Boni, zumindest, wenn man ordentlich devot ist:


Erinnert ihr euch noch an den? Monatelang hat er Limited und Standard dominiert, doch das ist nicht mehr als eine Erinnerung. So vergänglich ist der Ruhm. Dass wir ihn auf einmal wieder auspacken, liegt ganz einfach daran, dass mehr oder weniger zufällig doch einige Karten mit Totenköpfen bezahlt werden und der Händler besonders hübsch mit Karten funktioniert, die seinen Enter-the-Battlefield-Trigger mehrfach auslösen. Rescue from the Underworld habe ich schon angesprochen, aber auch die traditionellere Whip of Erebos ist zwingend zu nennen.

Überhaupt erinnert das ganze Deck so ein wenig an gute alte Zeiten. Wer da noch so alles mitspielt …!

Zusammengehalten wird das alles – wie so oft in meinen Decks – von Satyr Wayfinder. Der findet zunächst benötigte Länder und Farben, füllt dabei den Friedhof, den wir als Ressource durchaus nutzen, und opfert sich schließlich für das große Ganze – und manchmal springt dabei sogar noch mehr heraus, eine Manifestation (Qarsi High Priest) oder ein weiterer Trigger (Rescue from the Underworld) beispielsweise.


Die verbleibenden Slots gehen dann an Tasigur, the Golden Fang, der sich mit einem offensiv gestalteten Opfer-Friedhofs-Thema durchaus anfreunden kann, sowie an zwei Exemplare von Reclamation Sage. Wie mehrfach betont möchte man ja so viele Kreaturen wie möglich spielen. Leider leidet darunter ein wenig die Interaktion mit dem Gegner. Zumal wir mit Abzan Ascendancy, Rescue und Whip of Erebos ja auch schon Nichtkreaturenslots mehr oder weniger zwingend vergeben haben. Reclamation Sage ist – neben Brain Maggot – so ziemlich die einzige Kreatur, die mir eingefallen ist, um diese Schwäche der mangelnden Disruption mittels Kreaturen auszugleichen. So ein Sin Collector würde durchaus weiterhelfen …

Bevor ich weiter auf Probleme und entsprechende Verbesserungsmöglichkeiten zu sprechen komme, zunächst noch die vollständige Deckliste:


1 Mana Confluence
4 Temple of Malady
2 Caves of Koilos
2 Temple of Silence
2 Swamp
1 Urborg, Tomb of Yawgmoth
4 Sandsteppe Citadel
4 Llanowar Wastes
2 Windswept Heath
1 Plains
1 Forest

3 Sultai Emissary
4 Qarsi High Priest
4 Siege Rhino
4 Bloodsoaked Champion
3 Grim Haruspex
4 Satyr Wayfinder
2 Reclamation Sage
3 Gray Merchant of Asphodel
2 Tasigur, the Golden Fang


4 Abzan Ascendancy
1 Whip of Erebos
2 Rescue from the Underworld

Sideboard:

2 Merciless Executioner
1 Reclamation Sage
1 Whip of Erebos
1 Dictate of Erebos
2 Murderous Cut
4 Thoughtseize
4 Abzan Beastmaster


Die Länder sind übrigens seit dem ersten Entwurf nie verändert worden. Das heißt zum einen, dass es so schon ganz ordentlich funktioniert, zum anderen aber auch, dass dies bestimmt noch nicht das Optimum darstellen dürfte. Nur je drei Emissaries und Haruspexe erklären sich daraus, dass diese in bestimmten Situationen sehr schlechte Karten sein können und man deshalb vermeiden will, zu viele zu ziehen. Zumal einer oft ausreicht.

Im Sideboard dürfte Abzan Beastmaster für die eine oder andere schwungvoll gehobene Augenbraue sorgen. Dabei ist die Erklärung ganz einfach: Ich habe nach einem Mann gesucht (denn wir brauchen auch nach dem Boarden noch einige davon), der möglichst gut gegen Kontrolle dasteht, und bin bei dem gelandet. Erklärung Ende.


Weitere Karten, über die ich mehr oder weniger lange nachgedacht habe:

Merciless Executioner: Der hat die steile Karriere vom Maindeck-Playset zum Wackelkandidaten auf der Ersatzbank hingelegt. Das Problem ist einfach, dass sehr viele Decks des Metagames zu nahezu jedem Zeitpunkt des Spiels irgendeinen Trottel zum Opfern finden. Satyr Wayfinder, diverse Spielsteine oder Ähnliches. Die große Ausnahme ist das blau-schwarze Kontrolldeck. Das verzichtet einfach komplett auf Kreaturen.
P
Life's Legacy: Wenn es ein Deck gibt, in dem die Karte gut sein müsste, dann dieses. Ich habe sie ausprobiert und sie war furchtbar, da viel zu situativ.
P
Champion of Stray Souls: Der wiederum war als 1-off nicht völlig unbrauchbar. Ganz ordentlicher Effekt mit den ganzen Value-Kreaturen, Opfereffekt und dann auch noch aus dem Friedhof nützlich, falls der Wayfinder mal übereifrig war. Allerdings macht all das (und noch viel mehr) auch …
P
Soul of Theros: … die Seele von Theros. Hier stören mich eigentlich nur die Manakosten, da man doch des Öfteren eine Weile benötigt, um überhaupt auf sechs Mana zu kommen und diese dann meist auch anderweitig gut einsetzen kann.
P
Soul of Innistrad: Auch die ist meines Erachtens in diesem Deck klar schlechter als die Therosseele.
P
Dictate of Erebos: So ähnlich wie der Executioner ging es auch dem vergleichbaren Edikt. Als 2-off im Maindeck gestartet und an der befremdlichen Spielumgebung gescheitert.
P
Thoughtseize/Hero's Downfall/Murderous Cut: Ich habe ja schon mehrfach auf die fehlende Interaktion hingewiesen. Das ist tatsächlich nicht ganz unproblematisch. Zwar kann man zwischen Rhinos und Gray Merchants sehr gut im Damagerace mithalten, aber dieser eine Removalspell/Discard hilft dann doch sehr oft ungemein. Das Problem ist halt, dass jeder einzelne dieser Sprüche unseren Gameplan schwächer macht, weil er eben nichts zu diesem beiträgt außer Bonuszeit. Das kann natürlich auch mal genau das sein, was man braucht, aber zur besseren Präsentation bleibe ich mal bei einer Version völlig ohne.
P
Elspeth, Sun's Champion: Noch eine Karte, die thematisch passt, mir aber einfach zu teuer ist. Vergesst nicht, Karten wie Bloodsoaked Champion oder auch Abzan Ascendancy erfordern eine gewisse Angriffslust, die von Elspeth nun wirklich nicht geteilt wird.
P
Athreos, God of Passage: Mir ist immer noch unbegreiflich, wie der jemals die (mit Abstand) teuerste Karte aus Journey into Nyx sein konnte.
P
Jeskai Barricade/Temur Sabertooth: Lasst euch von der Falschheit der Clans nicht nervös machen, beide wären durchaus witzige Ergänzungen, da sie uns die zahlreichen Enter-the-Battlefield-Trigger recyceln lassen. Hier ist das Problem vermutlich einfach der fehlende Platz. Dieser ließe sich am ehesten dadurch schaffen, dass man auf die Friedhofsspielereien verzichtet … doch das ist ein Thema für eine andere Woche …

Bis dahin, fröhliches Opfern!
Der MiDi




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