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Standard
Tanz der toten Seelen
von Michael Diezel
29.01.2015

Fate Reforged gefällt mir bisher sehr gut … fürs Constructed wohlgemerkt, wohingegen die extrem hohe Anzahl an Limitedbomben wohl in den kommenden Wochen dazu führt, dass die bewährte Draftstrategie „Nimm die Rare und baue das Deck drum herum“ neue Anhänger finden wird. Für Standard jedoch gibt es jede Menge spannende Karten, wobei ich unter spannend jetzt nicht spannend im Sinne von Siege Rhino verstehe, sondern eher solche wie Jeskai Ascendancy. Karten also, die nicht stumpf in sämtliche Decks geworfen werden, welche die entsprechenden Manaanforderungen aufbringen können, sondern für die man noch richtig schön ehrlich arbeiten muss. Von diesen gibt es in Fate Reforged jede Menge, sodass die kommenden Wochen für mich gesichert sein dürften. Heute legen wir mit folgendem Kameraden los:




Ein 4/4er für zwei Mana mit potenziell mehr Fähigkeiten als jede Akroma – da lohnt es sich schon, mal ein wenig kreativ zu arbeiten. Offensichtlichster Partner dürfte Chromanticore sein, da das Tierchen so ziemlich jede der gewünschten Keywords mitbringt. Das passende Deck dürfte dann etwa so aussehen wie dieses hier …

Todd Anderson: Chromanticore-Delve

3 Flamewake Phoenix
4 Satyr Wayfinder
4 Soulflayer
4 Sylvan Caryatid
4 Chromanticore
2 Silumgar, the Drifting Death
1 Tasigur, the Golden Fang
3 Pharika, God of Affliction

2 Forest
1 Island
2 Mountain
2 Swamp
4 Bloodstained Mire
2 Evolving Wilds
1 Mana Confluence
4 Opulent Palace
1 Sandsteppe Citadel
4 Wooded Foothills
1 Urborg, Tomb of Yawgmoth


4 Murderous Cut
1 Sultai Charm
3 Commune with the Gods
3 Tormenting Voice

Sideboard:

1 Soul of Innistrad
3 Bile Blight
3 Dark Betrayal
2 Disdainful Stroke
2 Drown in Sorrow
4 Thoughtseize


Habe ich gerade wirklich das Chromanticore-Deck als „offensichtliche Variante“ bezeichnet?

Wie auch immer, das Ganze ist mir einen Tick zu verspielt und irgendwie auch zu „combolicious“. Ich meine, der von mir angedeutete Soulflayer-Idealfall ist schon ziemlich episch, aber dann doch auch nicht gut genug, um sich dafür völlig zu verbiegen. Stattdessen würde ich gern ein Deck so bauen, dass Soulflayer als das spielt, was er letztendlich ist beziehungsweise sein soll: eine hocheffiziente Kreatur. Klar wird er das umso eindrucksvoller, desto mehr Einzelfähigkeiten sich auf seinem dämonischen Adoniskörper kummulieren, aber am Ende nehme ich doch lieber den zuverlässigen 4/4-Flieger für zwei als den unzuverlässigen 4/4-Alleskönner.


Die dafür geeignetsten Fähigkeiten dürften Haste und Flugfähigkeit sein. Hexproof wäre vermutlich auch ganz nett, führt aber – gerade in Kombination mit Lifelink – zu einem anderen Ansatz. Schließlich bin ich ja eingeschriebenes Mitglied des Rakdos-Kults und das muss ich auch immer mal wieder beweisen. Deshalb soll Soulflayer zuschlagen und das möglichst schnell und möglichst effektiv. Haste wiederum ist nun einmal eine tiefrote Eigenschaft, sodass wir an der Rakdos-Farbkombination vermutlich nicht vorbeikommen. Wollen wir – also ich – ja auch gar nicht.

Gehen wir die relevanten Eigenschaften doch am besten mal durch und schauen, wer uns was liefert!

Haste:

Monastery Swiftspear, Flamewake Phoenix, Shaman of the Great Hunt, Stormbreath Dragon

Flying:

Ashcloud Phoenix, Flamewake Phoenix, Herald of Torment, Kolaghan, the Storm's Fury, Master of the Feast, Stormbreath Dragon

First Strike:

Alesha, Who Smiles at Death, Soul of Shandalar

Double Strike:  

Prophetic Flamespeaker

Trample:

Prophetic Flamespeaker

Natürlich gibt es noch weitere Kreaturen und Fähigkeiten, die theoretisch einen Effekt hätten, aber bei den Fähigkeiten würde ich eher von einem Bonus sprechen und bei den zusätzlichen Kreaturen ist es so, dass sie einfach als Einzelkarten zu schlecht für meine Ansprüche sind. Gurmag Swiftwing zum Beispiel bringt gleich drei nützliche Fertigkeiten ein, allerdings würde man sich jedes Mal beim Gegner entschuldigen müssen, wenn man die kleine Fledermaus tatsächlich wirkt.

Auch so ergibt sich ein recht eindeutiges Bild: Flamewake Phoenix sorgt für die wichtigen aggressiven Eigenschaften und wird dabei vermutlich noch von weiteren hochklassigen Standard-Staples unterstützt. Prophetic Flamespeaker ist dann so ein bisschen das Extra für zwei weitere durchaus ansehnliche Fähigkeiten, aber eben als Einzelkarte deutlich mäßiger – insbesondere im 3-Mana-Slot, der bei Rot ja dank Phönix, Rabblemaster und Hordeling Outburst auch nicht gerade schlecht besetzt ist.


Apropos Rot – Abgesehen von Herald und Master of the Feast sind alle Karten auf der Liste mit Flammensymbolen zu bezahlen, was ebenjene schwarzen Kreaturen deutlich weniger attraktiv macht, da man vermutlich eine rote Basis spielen muss.

Weiterhin fällt auf, dass jede Menge Karten von einem untergeordneten Token-Thema profitieren würden: Monastery Swiftspear, Shaman of the Great Hunt und Kolaghan, the Storm's Fury, um genau zu sein. Dies wiederum zwingt uns den schon angesprochenen Hordeling Outburst nahezu auf – ein Druck, dem wir dank der Qualität der Karte gern nachgeben.


Eine weitere wichtige Karte für das Gesamtdesign ist Monastery Swiftspear. Offensichtlich wird der mit jedem integrierten Nichtkreaturenzauber stärker – und widerspricht damit genau dem Soulflayer, der natürlich so viele Kreaturen(-fähigkeiten) wie möglich sehen will. Die Mühe, diesen Widerspruch in Kauf zu nehmen, müssen wir uns aber wahrscheinlich machen, da der Swiftspear nicht nur eine sehr gute und vor allem billige Einzelkarte ist, die im Alleingang kräftig Druck aufbauen kann, sondern auch, weil eine unterschätzte Möglichkeit, den Friedhof mit Karten zu füllen, darin besteht, diese einfach auszuspielen und umschießen zu lassen. Klappt mit Turn-1-Swiftspear natürlich effektiver als mit dem Drachen in Zug 6. Und wie angedeutet ist Haste für mich die wichtigste Fertigkeit für unseren Soulflayer überhaupt.

Fügen wir das Ganze doch einmal zusammen und schauen danach auf einige interessante Details:


2 Swamp
3 Wooded Foothills
4 Mountain
1 Urborg, Tomb of Yawgmoth
4 Temple of Malice
4 Bloodstained Mire
4 Bloodfell Caves
1 Polluted Delta
1 Mana Confluence

3 Kolaghan, the Storm's Fury
3 Soulflayer
4 Flamewake Phoenix
1 Shaman of the Great Hunt
4 Monastery Swiftspear
2 Prophetic Flamespeaker
2 Ashcloud Phoenix


4 Hordeling Outburst
4 Thoughtseize
3 Murderous Cut
3 Stoke the Flames
3 Tormenting Voice

Sideboard:

1 Murderous Cut
2 Magma Spray
3 Arc Lightning
1 Whip of Erebos
2 Chandra, Pyromaster
3 Read the Bones
2 Stormbreath Dragon
1 Ashcloud Phoenix


Tormenting Voice: Das Ding ist keine gute Karte. Nicht furchtbar, aber das reicht eigentlich nicht. Deswegen hatte ich mich der Karte auch lange verweigert, bin dann aber doch schwach geworden, habe sie ausprobiert und seitdem nicht wieder entfernt. Drei Dinge sprechen für Tormenting Voice in diesem Deck:

1.

Sie kostet zwei Mana und füllt die Kurve wunderbar an dieser Stelle auf.

2.

Offensichtlich gibt es Draws, in denen man hiermit und Soulflayer schnell eine wirklich beeindruckende Maschine aufs Feld schicken kann.

3.

Das ganze Gebilde ist doch ziemlich störanfällig, sowohl vom Mana als auch von der Spruchverteilung her, und eine kleine Karte wie Tormenting Voice hilft dann ungemein, das Ganze am Laufen zu halten.

Thoughtseize: Das Ding ist eine gute Karte. Interessanterweise aber nicht unbedingt in Höchstform in diesem Deck und überhaupt mag ich Thoughtseize in diesem Format mit seinen vielen redundanten Karten nicht sonderlich. Andererseits füllt Thoughtseize zeitig den Friedhof und interagiert so gut vor dem dritten Zug wie kaum eine andere Karte und auch später lässt sich so der eine oder andere Zug abrunden.

Kolaghan, the Storm's Fury: Erst hatte ich drei Stormbreath Dragons und einen von denen, quasi zum Ausprobieren. Nach und nach hat sich das Verhältnis umgekehrt. Dieser Kolaghan macht einfach spürbar mehr Druck und ist für die meisten Decks auch schwerer zu beantworten. Letzteres gilt natürlich nicht, wenn sich Karten wie Valorous Stance weiter verbreiten.

Shaman of the Great Hunt/Ashcloud Phoenix: Beide Karten sind gut in diesem Deck, der Schamane im Idealfall mehr als der Phönix. Der Idealfall ist aber gar nicht so häufig, weil der Schamane sich gern mal an Rhinos oder Tasigurs stößt beziehungsweise mit nutzlosen Trotteln wie Sidisi-Zombies oder so abtauscht. Deswegen mag ich den Phönix im Metagame eigentlich mehr, für den Random Blowout darf aber noch ein Schamane mitmachen.


Stoke the Flames: Das war ewig Lightning Strike, bis mir mal aufgefallen ist, dass man damit kaum relevante Ziele erwischt. Sidisi, Brood Tyrant und Mantis Rider werden zwar gespielt, aber jetzt nicht unbedingt (da muss man ja mit der Formulierung aufpassen) in formatdefinierenden Zahlen. Stattdessen will man zwei beziehungsweise vier Schadenspunkte schaffen. Insofern könnte man auch Wild Slash verwenden, wenn man eher mit Mönchen und Manaelfen rechnet, wobei Letztere halt auch immer diesen Courser im Schlepptau haben …

Soulflayer: Zu guter Letzt muss noch die Frage erlaubt sein, warum ich eigentlich ein ganzes Deck (und einen ganzen Artikel) auf den Knaben verschwende, um ihn am Ende doch nur dreimal ins Deck zu stecken. Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: In multiplen Exemplaren gezogen ist er – gerade zu Beginn eines Spiels – eine ganz schöne Tröte. Antwort Ende.

Die Manabasis ist übrigens ein Grauen, insbesondere, wenn man bedenkt, wie problemlos andere Decks des Formats mit drei, vier oder gar fünf Farben funktionieren. Dieses Doppelrot/Doppelschwarz bekommt man nur aus Taplands, die per Definition langsam sind und selbst das funktioniert nur leidlich. Die zusätzlichen Fetchlands spielt man logischerweise, um noch ein wenig mehr zum Delven zu haben (und den Gegner nervös zu machen, der nach Polluted Delta bestimmt um alle blauen Karten herumspielt).

Im Sideboard wiederum befinden sich ausschließlich Karten aus Khans of Tarkir. Das liegt hauptsächlich daran, dass ich bei denen schon deutlich besser beurteilen kann, wie gut sie sind. Und so richtig aufdrängen wollte sich irgendwie auch keine der schwarz-roten Karten aus dem neuen Set.

So weit also zum Rakdos'schen Soulflayer. Ein Bonusdeck gibt es heute auch noch und zwar ebenfalls mit jeder Menge Gebirgen:


21 Mountain

3 Humble Defector
4 Monastery Swiftspear
3 Flamewake Phoenix
4 Firedrinker Satyr
4 Goblin Rabblemaster


4 Stoke the Flames
4 Searing Blood
4 Lightning Strike
2 Titan's Strength
3 Collateral Damage
4 Wild Slash


Ich liebe es ja, zu Beginn jeder Saison erst einmal das Branddeck ins Feld zu führen, da es jede Menge unvorbereitete Gegner einfach völlig kaputtmacht. Diese spezielle Variante spielt zudem mit Humble Defector noch ein Schmankerl. Der kleine Mann lässt sich mit Aktivierung auf dem Stack per Collateral Damage verfeuern oder bietet ein lohnendes Ziel für Searing Blood, von denen man deswegen endlich alle vier spielen kann, etwas, das vermutlich viel mehr Decks tun sollten. Aber das ist eine andere Geschichte.

In diesem Sinne, eine feurige Woche!
Der MiDi




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