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Knuckleblade Runner
von Michael Diezel
08.01.2015

Bei meinen vorweihnachtlichen Lobliedern auf das neue PTQ-System habe ich einen wichtigen Pluspunkt völlig vergessen: Mehr Spieler kommen in den Genuss, ein Turnier zu gewinnen. Okay, am Ende besteht der Hauptpreis eines PPTQs lediglich darin, an einem PTQ teilnehmen zu dürfen – etwas, das jeder von euch an diesem Sonntag in Leipzig gern auch so tun darf –, aber trotzdem fühlt es sich mehr wie ein relevanter Erfolg an, als, sagen wir, das wöchentliche FNM zu gewinnen. Glaubt mir, schließlich konnte ich selbst am vergangenen Wochenende so einen PPTQ gewinnen …


Vermutlich liegt der große Unterschied in der gesamten Atmosphäre, da zu den lokalen Spielern auch noch einige von außerhalb kommen und zwar ziemlich oft nicht die schlechtesten. So waren auch in Chemnitz bestimmt fast 100 Pro-Punkte am Start, wodurch das Feld zwar quantitativ überschaubar, qualitativ aber durchaus beachtlich war.

Mein Siegerdeck möchte ich euch natürlich auch nicht vorenthalten, zumal es einige neue Überlegungen beinhaltet:


4 Wooded Foothills
4 Frontier Bivouac
4 Shivan Reef
4 Temple of Mystery
2 Temple of Epiphany
2 Yavimaya Coast
3 Mountain
2 Forest

4 Savage Knuckleblade
3 Polukranos, World Eater
4 Satyr Wayfinder
2 Sagu Mauler
4 Courser of Kruphix

2 Sarkhan, the Dragonspeaker
2 Kiora, the Crashing Wave
1 Chandra, Pyromaster


4 Anger of the Gods
3 Dig Through Time
2 Crater's Claws
2 Destructive Revelry
2 Magma Jet

Sideboard:

1 Kiora, the Crashing Wave
3 Disdainful Stroke
2 Back to Nature
1 Keranos, God of Storms
3 Magma Spray
2 Stubborn Denial
1 Negate
2 Xenagos, the Reveler


Ihr seht richtig: Temur hat mehr gewonnen als bloß das Mirror! Dass man das noch einmal erleben darf, liegt unter anderem an einigen Änderungen im Vergleich zum Meister des RUG im Standard:

Brian Kibler: Temur-Aggro

3 Forest
3 Mountain
4 Frontier Bivouac
3 Shivan Reef
2 Temple of Abandon
4 Wooded Foothills
4 Yavimaya Coast

4 Ashcloud Phoenix
4 Rattleclaw Mystic
4 Savage Knuckleblade
4 Stormbreath Dragon
4 Sylvan Caryatid
4 Courser of Kruphix
4 Polukranos, World Eater


3 Stubborn Denial
2 Sarkhan, the Dragonspeaker
4 Crater's Claws

Sideboard:

1 Back to Nature
2 Destructive Revelry
3 Disdainful Stroke
2 Magma Spray
1 Stubborn Denial
2 Temur Charm


Das war eine seiner letzten Kreationen, und die war ähnlich erfolgreich wie ihre Vorgänger – überhaupt nicht. Das Problem am Konzept der „beschleunigten Klopse“ besteht hauptsächlich darin, dass es zwar supergut ist, solange man vorn ist, allerdings auch direkt absolut furchtbar, falls man irgendwann zurückfällt. Trotzdem sind Männer wie Polukranos und insbesondere Savage Knuckleblade natürlich völlig alberne Magic-Karten, die zwingend gespielt gehören. Aber in einem removallastigen Format wie dem aktuellen Standard können sie meines Erachtens eben nicht den Hauptteil der Arbeit tragen, wie sie das im Tempoansatz machen. Deswegen habe ich auch die ganzen Manatiere rausgeworfen. Deswegen und weil ich so eine der besten Karten des Formats überhaupt integrieren konnte: Anger of the Gods!


Monorot, Jeskai und andere Aggro- beziehungsweise Tokendecks fallen offensichtlich um, aber auch grüne Decks, allen voran die Sultai-Whip, lassen sich hiervon mächtig beeindrucken. Ja, eigentlich gibt es im gesamten Format kein Deck – vielleicht mit Ausnahme der überaus seltenen UB(w)-Kontrolle –, gegen das man nicht zumindest einen kleinen 2:1- oder 3:1-Abtausch herbeiführen kann. Gleichzeitig gelingt es auf diese Weise sehr oft, den Weg für die eigenen Boliden freizuräumen, die sich selbst durch Anger kaum gestört fühlen.

So viel zum theoretischen Plan. In der Praxis funktioniert das gegen einige Decks auch wirklich gut, aber manchmal gibt es auf der Gegenseite dann doch Härtefälle wie etwa Courser of Kruphix, Siege Rhino, Polukranos, World Eater oder Hero of Iroas. All diese (und noch einige Kreaturen mehr) verbindet eine Widerstandskraft 4+, sodass sie von Anger of the Gods leider nicht mit erwischt werden. Schlimmer noch: Die gesamte Temur-Farbkombination muss schon sehr einfallsreich werden, um gegnerische Klöpse überhaupt vom Tisch zu bekommen. Eine erstaunlich häufige Variante ist dabei die Zugabe in Form von Magma Jet oder Lightning Strike zu einem Anger. Ohne Manatiere ist man sowieso gezwungen noch irgendetwas aus dieser Richtung ins Deck zu stecken, da man ja auch vor Zug 3 schon interagieren möchte. Das Problem dabei ist allerdings, dass es gleich zweifach ineffektiv ist: Erstens ballert man zwei Sprüche auf ein Tier und zweitens macht Anger of the Gods – so er denn gezogen wird – frühes Spotremoval überflüssig. Viel lieber würde man an dieser Stelle Hero's Downfall oder Abzan Charm oder wenigstens Banishing Light spielen, aber leider sind diese allesamt in anderen Farbkombinationen beheimatet. Für uns bleiben lediglich drei wirkliche Alternativen:

1.

Fated Conflagration: Ich habe es echt eine Weile mit dieser Karte versucht, sie dann aber irgendwann entnervt verbannt. Vier Mana für eine vergleichsweise unflexible und in ihren farbigen Anforderungen ungeheuer anspruchsvolle Karte waren mir dann doch zu viel.

2.

Kiora, the Crashing Wave: Kiora macht ja aufgrund ihres Aufbaus ein ständiges Auf und Ab mit. Ungestört gehört sie zu den mächtigsten Planeswalkern überhaupt, wehe jedoch, wenn der Gegner einen Blitz – oder noch schlimmer einen Mantis Rider – auspackt. Glücklicherweise sind all die Karten, die wirklich gut gegen Kiora sind, meist schlecht gegen den Rest unseres Decks, sodass ich inzwischen problemlos auch die dritte Kopie spielen würde, da die olle Welle eben sehr viele Herausforderungen elegant meistert.

3.

Crater's Claws: Die hatte ich lange Zeit gar nicht auf dem Schirm, inzwischen halte ich den Doppelpack aber für optimal. Je nach Situation kann man das Ding als schlechten Blitz im frühen Spiel verwenden (der aber doch eigentlich alles abräumt, was relevant ist), später einen Klops des Gegners vernichten oder aber auch mal für geschmeidige neun Schadenspunkte oder so in ebendessen Gesicht landen. Letzteres ist durchaus relevant, da wir mit Knuckleblade, Polukranos und Sarkhan sehr oft schnell mal dicke Brocken Lebenspunkte abschlagen können. Weil das Ding meist trotzdem den kompletten Zug frisst, würde ich Abstand von weiteren Exemplaren nehmen.

Eine weitere Möglichkeit, Siege Rhino und Kollegen unter Kontrolle zu halten, besteht ganz einfach darin, den dickeren zu haben. Polukranos und insbesondere Sagu Mauler können das übernehmen und sind dabei überaus effektiv.

Nicht so gut klappt das Ganze hingegen gegen UW-Heroic. Der entsprechende Magier bastelt sich ja sein eigenes Monster, das je nach Gutdünken unblockbar ist oder einfach zu dick, selbst für unsere Boliden. An dieser Stelle würde im Normalfall noch der Plan des Racens einsetzen, der vorsieht, dass man kräftig zurückschlägt und vielleicht so einen aufgepimpten Feuerball als Finishing Move verwendet. Allerdings hat das gute Ordeal of Heliod da gern mal etwas gegen. Bei meiner verzweifelten Suche nach Antworten bin ich dann überaus kreativ geworden und bei Set Adrift hängengeblieben. Mann, war das Ding gut … aber nur, weil ich es zunächst als Instant spielte. Als Hexerei war es schäbig und deswegen auch nicht mehr im Deck gesehen. Stattdessen beschloss ich, das Matchup für Game 1 einfach zu ignorieren, was im Nachhinein eine ganz hervorragende Idee war, da ich lediglich drei meiner acht PPTQ-Runden gegen diesen Feind bestreiten musste. Guter Spieler, der ich bin, gewann ich trotzdem zwei dieser drei Matches – ausschließlich dank diverser Mulligans und alberner Landdraws meiner Gegner. Passenderweise waren das auch Viertel- und Halbfinale, während die Swissbegegnung dermaßen unspannend gegen mich verlief, dass ich mich schon für die Performance entschuldigen wollte.

Reden wir noch kurz über ein paar andere Einzelkarten des Decks!


Satyr Wayfinder: Von allen 35 Nichtlandkarten möchte ich den am liebsten auf meiner Starthand sehen. Anders als in den diversen Whip-Decks ist es aber auch kein Drama, den kleinen Mann einmal nicht zu ziehen, da es nicht essenziell ist, den Friedhof zu füllen. Natürlich freut sich Dig Through Time über gut gefüllte Gräber, aber ein paar Karten wandern über kurz oder lang sowieso dorthin. Gleichzeitig blockt Satyr Wayfinder zumindest einmal und – und das ist vielleicht das Allerwichtigste – stabilisiert das Mana. Und anders als bei der zweifellos stärkeren Sylvan Caryatid bleibt dieses Statement auch noch nach Anger of the Gods stehen.

Destructive Revelry: Im Maindeck. Wenn man sich die erfolgreichen Decks der letzten Wochen so anschaut, haben sie allesamt eins gemeinsam: Verzauberungen. Einzige Ausnahme war bisher das Jeskai-Deck ohne Jeskai Ascendancy, was aber niemand mehr spielt. Und ohne anderes passendes Removal ist es plötzlich erheblich attraktiver, mal einen Courser für zwei Mana abzurüsten. Selbst die zwei Schadenspunkte sind hin und wieder relevant, da ich ja schon mehrfach auf das Potenzial des Racemodus hingewiesen habe.

Chandra, Pyromaster: Chandra kam erst sehr spät ins Deck und sollte sich in der Theorie zusammen mit Anger of the Gods um ein dickeres Tier kümmern. Klappte in der Praxis nie, hauptsächlich, weil ich die Flammenlady nie gezogen habe. Vermutlich ist eine dritte Kiora die elegantere Besetzung für diese Position.

10 Taplands: Ja, das sind ganz schön viele, aber so ganz ohne Karyatiden ist die Farbigkeit des Mana tatsächlich eine Herausforderung oder zumindest schmerzhaft. Auch hier sind die Wayfinder wieder relevant, da sie am Anfang gut für Nachschub enttappt ins Spiel kommender Länder sorgen und später den relevanten Scry-Effekt finden. Außerdem verkraftet man es öfter als vergleichbare Decks, in den ersten beiden Zügen ein Land getappt zu legen, weil man mittels Anger eben eine ungeheuer starke Möglichkeit hat, so verspieltes Tempo wieder aufzuholen.

0 Stormbreath Dragon/Temur Charm/Goblin Rabblemaster/Nissa, Worldwaker: Das ist nur eine kleine Auswahl an Karten, die es auf meine Shortlist, aber dann nicht bis ins Deck geschafft haben. Die Gründe sind vielfältig und beinhalten noch viel zu oft ein „nicht genug Zeit, um das intensiv zu testen“, aber ich habe ja auch nie behauptet, das Deck sei (schon) perfekt …

Genau diese 15 Sideboardkarten: Ehrlich gesagt gibt es in diesem Bereich vermutlich noch mehr Potenzial als im Maindeck – aus den bekannten Gründen. Magma Spray, Disdainful Stroke und Stubborn Denial sind vermutlich in irgendeiner Form zwingend erforderlich, über alles andere würde ich mit mir reden lassen.

So weit dazu. Ich bin inzwischen mehrfach gefragt worden, ob ich das Deck für die anstehenden (P)PTQ weiterempfehlen würde. Die Antwort ist jein. Ich würde das Gebilde als Metagamedeck bezeichnen, dessen anvisiertes Metagame sich leider gerade verabschiedet. Die Ergebnisse des letzten SCG-Turniers zum Beispiel zeigen nicht weniger als vier UW-Heroics in der Top 9 und dagegen spiele ich mit diesem Temur-Deck wirklich nur dann gern, wenn der Gegner mindestens einen Doppelmulligan nimmt. Auf der anderen Seite gibt es aber noch immer all die Whip- und Jeskai-Decks, gegen die man meist wirklich gut dasteht.

Aber ich bin mir auch ziemlich sicher, dass noch beachtliches Potenzial für Verbesserungen vorhanden ist. Vielleicht sollte ich einfach mal dem Kibler die Liste schicken, der scheint ja genug Zeit und Enthusiasmus für die Farbkombination zu haben …

In diesem Sinne, fröhliches Knucklebladen!
Der MiDi




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