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Dearly Devoted
von Michael Diezel
07.11.2014


Es ist kaum ein Jahr her, als unter anderem folgende Decks das Standard-Metagame bestimmten beziehungsweise zumindest zu einem großen Teil ausmachten:

Mono-Black Devotion
Mono-Blue Devotion
Mono-Red Devotion
Mono-Green Devotion

Ich hoffe, ihr erkennt alle das vereinende
Element …

Nun ist es ja normalerweise so, dass nach einer Rotation zunächst der schon länger vorhandene Block die dominante Rolle im Format einnimmt, ganz einfach weil dessen Struktur, Themen und Mechanismen von mehreren Sets (und damit viel mehr Karten) getragen werden. Wenn man jetzt jedoch auf aktuelle Ergebnisse schaut, ist davon nichts zu spüren. Im Vordergrund stehen die Khane und Klane und damit Tarkir, nicht Theros.

Dafür gibt es zahlreiche Gründe, ein einfacher ist der, dass „herausragende Einzelkarten, die nur dadurch eingeschränkt werden, dass sie dreifarbig sind, was aber nicht auffällt, wenn es gleichzeitig starkes Manafixing gibt,“ als bestimmendes Element schlichtweg effektiver ist als die geradlinigen Fähigkeiten Heroic oder Devotion des Theros-Blocks, bei denen man ernsthaft für ein erfolgreiches Deck nachdenken muss.

Bleiben wir bei Devotion und überlegen uns einmal, was ein erfolgreiches Konstrukt um dieses Thema so benötigt …


1) Devotion-Karten

Das ergibt auf jeden Fall Sinn. Devotion-Karten sind all jene, die von vielen farbigen Manasymbolen auf ausliegenden Karten profitieren. Das wären zunächst einmal die 15 Götter des Theros-Pantheons. Diese haben ja einen langen, aber stetigen Abwärtstrend von unbesieg- (und unbezahl-)baren Einzelkarten hin zu nahezu egalen Belegern des Mythic-Slots hinter sich. Der Grund ist ganz simpel: Ohne sichere Devotion machen die meisten von ihnen (einzige echte Ausnahme: Keranos, mit Abstrichen: Purphoros, Pharika, Nylea) einfach zu wenig für ihr Mana und so greift man lieber zu den sicheren Alternativen, die ja auch in Hülle und Fülle vorhanden sind.


Ein weiterer Klassiker unter den Devotion-Karten ist Nykthos, Shrine to Nyx. Nykthos ist fraglos potenziell broken, da die Möglichkeit ohne relevanten Nachteil nahezu beliebige Manamengen produzieren zu können, tatsächlich albernste Sachen ermöglicht. Nun stecken in diesen Worten jede Menge Konjunktive. Denn in der Praxis zeigt sich Folgendes: Damit Nykthos wirklich funktioniert, benötigt man:

billige Permanents mit möglichst vielen farbigen Manasymbolen. (Ein Hinweis: in ganz Khans of Tarkir gibt es zum Beispiel genau null Kreaturen unter vier Mana, die mehr als ein identisches Manasymbol aufweisen.
P
etwas, das man mit all dem Mana anfängt.
P
eine Idee, was man mit diesem „etwas, das man mit all dem Mana anfängt“ tut, wenn man es ohne Nykthos zieht.

Im vergangenen Jahr sah das so aus, dass es dank der ganzen Ravnica-Hybriden jede Menge Auswahl an Karten mit farbigen Manasymbolen gab und eine Fähigkeit wie Overload oder Monstrous als Manasenke verwendet wurde. Letzteres existiert immer noch (also Monstrous, nicht Overload), aber Burning-Tree Emissary oder Frostburn Weird vermisst man unendlich. Ansonsten bleibt natürlich der dritte Punkt immer akut, da man ja geneigt ist, extra teure Sprüche zu integrieren, um dann mit Nykthos diese rauszupowern, diese aber nicht nutzlos auf der Hand versauern lassen will, wenn man das legendäre Land mal nicht zieht.

Deshalb ist auch das einzige, momentan tatsächlich relevante Devotion-Deck folgendes:


4 Elvish Mystic
4 Sylvan Caryatid
2 Voyaging Satyr
4 Courser of Kruphix
4 Polukranos, World Eater
1 Nylea, God of the Hunt
3 Arbor Colossus
2 Hornet Queen
4 Genesis Hydra


2 Crater's Claws
3 Xenagos, the Reveler
3 Sarkhan, the Dragonspeaker

4 Wooded Foothills
4 Temple of Abandon
2 Rugged Highlands
1 Windswept Heath
3 Nykthos, Shrine to Nyx
3 Mountain
7 Forest


Grüne Manatiere arbeiten herausragend mit Devotion, insbesondere Nykthos zusammen, da sie zunächst benötigte Permanents darstellen, gleichzeitig aber auch einen Alternativplan der Manabeschleunigung bereitstellen, wenn es mit dem Ziehen von Nykthos mal wieder nicht so klappt.

Weitere Devotion-Karten, denen ich Constructed-Potenzial nicht absprechen möchte:

Das sieht eher traurig aus, gerade weil wir ja auch schon mehrfach betont haben, dass die Strategie so geradlinig sei und da wäre es doch von Vorteil, mehr als nur eine Karte als ausschlaggebend zu wissen.


2) Devotion-Enabler

In dieser Gruppe finden sich all die Kreaturen wieder, die möglichst viele farbige Symbole mitbringen. Ich schreibe bewusst Kreaturen, auch wenn natürlich Verzauberungen für die Hingabe mitzählen, aber am Ende wird man eher selten das Deck mit 30 Enchantments bauen können. Kreaturen also und da verweise ich noch einmal kurz auf die schon genannte Zahl für Kreaturen in Khans of Tarkir für weniger als vier Mana, die mit mehr als einem Manasymbol gleicher Bauart punkten: null nämlich.


Das sind nicht so viele und das ist ein sehr spürbares Problem beim Bau von Devotion-Decks. Überhaupt steht uns nur ein überschaubarer Haufen zur Verfügung, wie beispielsweise diese Liste spielbarer 2-Mana-Männer zeigt:

Ihr seht, das sind wirklich nicht viele und die meisten sehen darüber hinaus nicht so aus, als wären sie die kommenden Constructed-Stars.


3) Einen Plan A und einen Plan B

Okay, Plan A scheint ja schon mal Devotion zu sein, aber wie angedeutet gibt es da gar nicht so viel, was von der Hingabe wirklich profitiert. Meist Nykthos plus eine einzelne weitere Sache und über die Schwierigkeiten, die sich aus Nykthos ergeben, habe ich ja oben schon philosophiert.

Aber fürs bessere Verständnis trotzdem mal eine Deckliste:


4 Wingmate Roc
4 Soldier of the Pantheon
4 Brimaz, King of Oreskos
4 Ajani's Pridemate
1 Avacyn, Guardian Angel
2 Ephara, God of the Polis
2 Heliod, God of the Sun
4 Nyx-Fleece Ram


4 Banishing Light
3 Elspeth, Sun's Champion
1 Spear of Heliod
2 Mass Calcify

4 Flooded Strand
4 Tranquil Cove
8 Plains
1 Island
4 Temple of Enlightenment
4 Nykthos, Shrine to Nyx


Fast monoweiße Devotion. Habe ich selbst gebaut und funktioniert leider gar nicht. Dabei sieht alles so schön aus, besonders die ganzen Spielereien rund um Ajani's Pridemate. Das riesengroße Problem des Decks liegt ganz einfach darin, dass es von eins bis sieben die Manakurve genau treffen muss – und zwar ohne Carddraw, abgesehen von Ephara. So spielen ziemlich offensive Karten (Soldier of the Pantheon, Ajani's Pridemate) in einem Deck mit extrem defensiven (Nyx-Fleece Ram), was irgendwie nicht richtig zusammenpasst. Aber man braucht halt das billige Zeugs, um Nykthos und die Götter irgendwie in sinnvolle Karten zu verwandeln. Genau dieses Problem wird dann noch verstärkt, wenn der Gegner einfach mal mitspielt und zum Beispiel die eine oder andere unserer frühen Kreaturen umballert. Blöd.

Weiß ist natürlich das Extrembeispiel, weil es hier abgesehen von Nykthos und den Göttern wirklich wenig für die Hingabe gibt, aber das Schizophrene bleibt auch, wenn man in andere Farben wechselt, Rot etwa:


3 Stormbreath Dragon
4 Prophetic Flamespeaker
4 Fanatic of Mogis
4 Generator Servant
4 Goblin Rabblemaster
2 Ashcloud Phoenix
2 Soul of Shandalar
4 Eidolon of the Great Revel
1 Purphoros, God of the Forge


1 Chandra, Pyromaster
4 Chained to the Rocks
2 Sarkhan, the Dragonspeaker

3 Nykthos, Shrine to Nyx
10 Mountain
4 Wind-Scarred Crag
4 Battlefield Forge
4 Temple of Triumph


Das Deck funktioniert spürbar besser, einfach deshalb, weil man sowohl bessere Devotion-Enabler hat als auch mit Fanatic of Mogis einen weiteren guten Grund für viele Flammensymbole. Trotzdem gibt es eben ständig die Draws, bei denen man anfangs die ganzen teuren Spells, die man mit Nykthos beschleunigen möchte, zieht oder später nur noch Eidolons topdeckt. Hinzu kommt ein Problem vieler Devotion-Decks: Fehlende Interaktion. Aufgrund der hohen Anforderungen der Mechanik an den Deckbau hat man nicht allzu viele Slots für schnödes Removal oder so frei und das ist in diesem Format sehr oft sehr gefährlich …

Der Hauptgrund, warum rote Devotion spielbarer ist als weiße, ist übrigens Generator Servant. Ganz ähnlich den grünen Manatieren bietet er die Symbiose aus frühem Drop und gleichzeitiger Beschleunigung auch ohne Nykthos – allerdings auf einem ganz anderen Niveau. Und das ist nicht positiv gemeint.

Trotzdem ist dies zumindest der Ansatz eines Alternativplans, der dann auch noch immer wichtiger wird, je mehr der Gegner interagiert. Sterben beispielsweise die ersten zwei, drei Kreaturen, kann es diesen beiden Decks ansonsten sehr schnell passieren, dass gar nix mehr geht, zumal auch die Möglichkeiten des Kartenvorteils überaus begrenzt sind.


Dies führt uns zu den verbleibenden Farben und deren Plan C: Wir spielen ein „normales“ Deck mit vielen einfarbigen Permanents, was prima funktioniert, ohne jemals an Devotion zu denken, aber dann doch davon profitiert, wenn viele gleiche Manasymbole auf dem Tisch liegen. Im Prinzip genau das, was schwarze (mit Merchant) und blaue (Thassa, Master of Waves) Devotion im Vorjahr gemacht haben.

Bei der blauen Devotion war es dabei schon immer so, dass man zwei Playsets superstarker Karten – eben Thassa und Master of Waves – mit circa 28 anderen kombiniert hat, die nahezu egal waren, aber viele blaue Manasymbole zeigten. Nun ist „nahezu egal“ zwar tatsächlich so gemeint, das Problem momentan ist aber, dass die billigen blauen Mänenr derart furchtbar sind, dass auch Thassa und Master es nicht rausreißen können:


4 Mindreaver
4 Welkin Tern
4 Vaporkin
4 Master of Waves
4 Triton Shorestalker
4 Hypnotic Siren
4 Thassa, God of the Sea


2 Military Intelligence
1 Bident of Thassa
4 Singing Bell Strike
2 Hall of Triumph

20 Island
3 Nykthos, Shrine to Nyx


Dieses Deck ist nicht so schlecht, wie es auf dem Papier aussieht. Die beiden mythisch raren Devotion-Karten sind nicht ohne Grund mythisch rar und die Kombination unblockbare Flieger/Läufer plus globale Effekte (Intelligence, Bident, Hall of Triumph) gewinnt schnell mal Spiele. Am Ende fehlt diesem Deck nicht viel, zumal auch der Einsatz von Nykthos durch die Sirene und Thassa durchaus spürbar positive Effekte mitbringt, ohne dass eine der genannten Karten jemals darauf angewiesen wäre. Wenn man jetzt noch Mindreaver durch eine nützliche Karte ersetzen könnte …


Das letzte Deck in unserer Liste muss schließlich ganz ohne Nykthos auskommen, was aber nicht nur an fehlenden billigen Männern liegt, sondern auch an diesem Ekel, äh, Egel: Squelching Leeches.

Die schwarzen Karten waren schon immer mehr an Sümpfen denn an anderen schwarzen Manasymbolen interessiert. Gray Merchant of Asphodel ist und bleibt aber dermaßen gut, dass man auch dies nicht völlig außer Acht lassen möchte:


3 Disciple of Phenax
4 Squelching Leeches
4 Gray Merchant of Asphodel
2 Abhorrent Overlord
1 Erebos, God of the Dead
4 Brain Maggot

1 Silence the Believers
2 Bile Blight
4 Thoughtseize
4 Sign in Blood
4 Hero's Downfall
2 Whip of Erebos


20 Swamp
1 Urborg, Tomb of Yawgmoth
4 Radiant Fountain

Sideboard:

1 Erebos, God of the Dead
1 Silence the Believers
1 Bile Blight
2 Bloodsoaked Champion
2 Pharika's Cure
2 Stain the Mind
2 Despise
1 Empty the Pits
3 Drown in Sorrow


Wie ihr seht, gibt es auch in diesem Deck jede Menge wirklich guter Karten (Thoughtseize, Hero's Downfall, Gray Merchant of Asphodel) und jede Menge eigentlich nicht so starker Karten, die aber besonders schön mit den wirklich guten Karten harmonieren. Erkennt noch jemand einen Trend? Entsprechend ist auch in diesem Deck durchaus Potenzial vorhanden, allerdings eben in beide Richtungen. Zwar sind alle weniger starken Karten keine Totalversager (wie im monoblauen Deck teilweise), aber wenn der Gegner Mantis Rider oder Siege Rhino legt und man selbst Disciple of Phenax, fühlt sich das trotzdem nicht wirklich gut an.

Das Argument für das schwarze Deck ist aber die schon angesprochene Unabhängigkeit von dem ganzen Devotion-Thema. Thoughtseize und Konsorten sind so gut, dass sie so manchen Gegner vor Schwierigkeiten stellen und dann ist es eben auch egal, ob man mit Siege Rhino oder Squelching Leeches finisht. Dank Sign in Blood hat man zudem soliden Carddraw und dadurch das homogenere Gesamtgebilde, das eben nicht so schnell auseinanderfliegt, wenn der Draw mal nicht absolut perfekt ist. Trotzdem gilt auch für das schwarze Deck, dass es noch ein wenig Hilfe der kommenden Editionen benötigt, um wieder ganz nach oben zu kommen. Aktuell sind noch zu viele mittelmäßige Einzelkarten enthalten, um Merchant und Kollegen verantworten zu können. Und dann muss man sich eben doch der Tatsache stellen, dass es zwar vielleicht egal ist, ob Siege Rhino oder Squelching Leeches das Spiel nach Hause fahren, welches Thoughtseize und Compagnie gewonnen haben, nicht aber, wenn sie das mal nicht tun.

Mit diesem philosophisch wertvollen Fazit verabschiede ich mich und verspreche, dass es in der nächsten Woche wieder ein Deck gibt, das definitiv funktioniert.

Bis dahin
Der MiDi




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