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Butcher Boys
von Michael Diezel
18.09.2014


Endlich!

Ich weiß nicht, wie es euch ging, aber mir kamen die letzten Standardwochen unendlich öde vor. Seit gefühlt tausend Jahren kämpfte man gegen die immer gleichen Karten und auch M15 konnte daran nichts ändern. Nun ist das allein schon nicht so prickelnd, aber wenn die Karten dann noch Thoughtseize, Pack Rat, Sphinx's Revelation, Sylvan Caryatid, Tidebinder Mage, Courser of Kruphix oder Skullcrack heißen, wird das nicht besser, weil ein Großteil von denen nicht unbedingt das positive Spielgefühl stärkt – zumindest bei mir nicht.

Insofern freue ich mich wie ein Schnitzel auf die ganzen neuen Karten aus Khans of Tarkir (und auf das Verschwinden zahlreicher alter Bekannter). Wobei – und das schreibe ich nicht nur, um Antworten zu provozieren – ich zu den wenigen gehöre, die noch nicht restlos begeistert auf das neue Werk der Küstenzauberer schauen.


Das liegt in erster Linie daran, dass ich Fetchlands blöd finde. Ja, ihr lest richtig, ich mag die Dinger überhaupt nicht und zwar aus folgenden Gründen:

1)

Zeit. Ordentliches Mischen dauert nun mal länger als fünf Sekunden und die Fetchlands verlangen häufiges Mischen. Natürlich kann man dabei abkürzen, allerdings mit der Gefahr …

2)

… die nun mal in suboptimalen Mischen steckt. Suboptimal beinhaltet hier unbedingt die bewussten Maßnahmen fähiger Experten, die in der guten alten Zeit als „Fetchland-Lock“ berüchtigt waren, als man nach dem Fetchen unter Garantie wieder ein Fetchland zog, weil ja der Gegner als Letztes Zugriff aufs Deck hatte und dies auszunutzen verstand. Klappt heute daher auch nicht mehr in dieser Form, dafür könnte man jetzt den Gratis-Tutor heraufbeschwören.

3)

Khans of Tarkir ist ja eher die dreifarbige Edition und für eine entsprechende Umgebung taugen die Fetchlands nicht so besonders beziehungsweise sie passen einfach nicht. Das ist natürlich hochgradig subjektiv, aber ihr lest halt meinen Artikel.

4)

In älteren Formaten dominieren sie alle anderen Nonbasics, insbesondere mit den Ravnica-Duals beziehungsweise – noch eindrucksvoller – mit den originalen Doppelländern. Im Modern zum Beispiel besteht ungefähr jede Manabasis aus Fetchlands und Ravnica-Duals. Gäbe es Erstere nicht, würde man sich viel häufiger Gedanken machen müssen, welche Länder man genau spielt, was für mich immer interessanter ist.

5)

Sie sind einfach ganz schön gut. Nehmt nur einmal die ganzen dreifarbigen Khans-Karten (insbesondere die raren und sagenhaften). Die werden bekanntlich nur dadurch ausbalanciert, dass sie eben dreifarbig sind und man davon ausgeht, dass der Spieler größere Schwierigkeiten hat, sagen wir weiß-schwarz-grünes Mana zu beschaffen als Rot-Rot-Rot. Mit superguten Mehrfarbländern ist das aber in der Praxis nicht so und somit fällt dieser Nachteil weg. Das wiederum führt dazu, dass die Decks sehr ähnlich werden, weil es eben diese viel zu guten Einzelkarten gibt. Muss nicht so kommen, kann aber …

So, nach all diesem Gejammer wollen wir uns aber endlich dem praktischen Teil zuwenden. Wie es meiner Natur entspricht, habe ich mir direkt die roten Karten gegriffen und folgendes Konstrukt auf die Beine gestellt:


3 Nykthos, Shrine to Nyx
10 Mountain
4 Wind-Scarred Crag
4 Battlefield Forge
4 Temple of Triumph

2 Chandra, Pyromaster
4 Chained to the Rocks
2 Elspeth, Sun's Champion
2 Sarkhan, the Dragonspeaker


3 Stormbreath Dragon
4 Prophetic Flamespeaker
2 Jeering Instigator
2 Fanatic of Mogis
4 Generator Servant
4 Goblin Rabblemaster
4 Eidolon of the Great Revel
2 Purphoros, God of the Forge


Vielleicht nicht die kreativste Wahl, aber überaus solide. Die Kartenqualität ist sehr anständig, man hat sogar kleine Kombos (Purphoros plus Elspeth zum Beispiel) und darüber hinaus stimmt das Mana.


Weiterhin sind mir viele Dinge über Deck und Format klargeworden:

Nahezu alle Decks bestehen hauptsächlich aus brokenen Karten. Entsprechend suboptimal ist es, im späteren Spiel wenig einflussreiche zu wirken. Looking at you, Generator Servant.
P
Apropos Generator Servant. Der ist absolut furchtbar. Leider sind das sämtliche Alternativen auch. Könnte man jedes Spiel mit Eidolon beginnen oder hätte wenigstens noch so einen Frostburn Weird als Alternative, wäre das Deck echt gut. Auch Nykthos täte sich freuen …
P
Chained to the Rocks ist unendlich stark – einfach effektives Removal für all die Klöpse.
P
Sarkhan hingegen war eine kleine Enttäuschung. Entweder gab er das 5-Mana-Removal oder den Stormbreath Dragon ohne (den oft sehr relevanten!) Schutz vor Weiß.
P
Es gibt eigentlich keinen Grund, nicht noch eine dritte Farbe dazuzunehmen. Entsprechend der tarkirschen Lehre müsste dies Blau oder Schwarz sein und da dürfte sich doch das ein oder andere Goldstück finden lassen …


4 Mountain
4 Temple of Triumph
4 Nomad Outpost
4 Bloodstained Mire
4 Caves of Koilos
4 Battlefield Forge
1 Swamp

4 Butcher of the Horde
3 Stormbreath Dragon
4 Goblin Rabblemaster
2 Purphoros, God of the Forge


4 Raise the Alarm
2 Sorin, Solemn Visitor
4 Chained to the Rocks
3 Mardu Charm
3 Elspeth, Sun's Champion
3 Stoke the Flames
2 Hordeling Outburst
1 Spear of Heliod


In dieser Variante habe ich einfach versucht das Spielsteinthema zu maximieren. Neben Elspeth, Rabblemaster und Purphoros durften entsprechend auch Raise the Alarm, Hordeling Outburst, Mardu Charm und Sorin, Solemn Visitor mitmachen. Sorin überzeugte dabei übrigens auf ganzer Linie, womöglich muss man in diesem Deck sogar mehr Exemplare von ihm spielen. Überhaupt ist der Ansatz beachtlich, da sehr viele Decks entweder auf viele superstarke Kreaturen oder hervorragendem Spotremoval oder gar beidem aufbauen. Tokens sind traditionell eine gute Antwort auf beide Strategien und so konnte auch dieses Deck sehr anständige Ergebnisse einfahren.


Noch ein Wort zum Mana: Das ist tatsächlich so stabil, wie ich befürchtet habe, sogar Chained to the Rocks ließ sich fast problemlos verkraften.

Eine Karte, die ich aber doch gern noch ausprobieren wollte, verlangte dann nach einer weiteren Umstellung:


Das Problem an Edikten ist ja immer, dass der Gegner irgendeine Tröte opfern kann, statt an die leckeren Klöpse zu gehen. Mit Crackling Doom wird das nie passieren und zwei Schadenspunkte gibt es obendrauf. Da vermutlich selbst die Kontrolldecks des Formats nicht ohne Männer auskommen werden, ist zudem auch die Gefahr sehr gering, dass man das Ding jemals als schlechtesten Shock ever spielen muss.


4 Mountain
4 Bloodstained Mire
4 Caves of Koilos
4 Battlefield Forge
2 Swamp
4 Mana Confluence
1 Urborg, Tomb of Yawgmoth

4 Stoke the Flames
1 Sorin, Solemn Visitor
4 Crackling Doom
4 Lightning Strike


4 Butcher of the Horde
4 Goblin Rabblemaster
4 Bloodsoaked Champion
4 Firedrinker Satyr
4 Gnarled Scarhide
4 Eidolon of the Great Revel


Dieses Deck haut zu! Crackling Doom ist absolut bescheuert gut in dieser Form des Decks und auch Butcher und Bloodsoaked Champion demonstrieren, warum sie wohl zu den gefragteren Rares der Edition gehören werden.


Unsicher bin ich mir hingegen bei Eidolon of the Great Revel, und zwar ganz einfach deswegen, weil man zusammen mit den acht Painlands und dem Playset Mana Confluence ausgesprochen suizidal unterwegs ist und dann ernsthafte Probleme mit den (weniger gierigen) Aggrogegnern bekommt. Noch sind die aber nicht so wahnsinnig zahlreich und wenn doch, muss man eben den einen Sorin ziehen, der eigentlich nur im Deck ist, weil ich noch eine 37. Karte gesucht habe und der mir in dem Tokendeck so gut gefiel …

Für die Fans der Tribaldecks gibt es als Abschlussschmankerl dann noch die passende Mardu-Variante. Und wie jeder weiß, ist so ein Mardu ein echter Krieger:


2 Mountain
4 Bloodstained Mire
4 Caves of Koilos
4 Battlefield Forge
2 Swamp
2 Plains
4 Mana Confluence
1 Urborg, Tomb of Yawgmoth

4 Mardu Charm
4 Crackling Doom
4 Lightning Strike


4 Butcher of the Horde
4 Goblin Rabblemaster
4 Chief of the Edge
4 Mardu Skullhunter
1 Tymaret, the Murder King
4 Tormented Hero
4 Bloodsoaked Champion


Okay, die Warrior-Synergien beschränken sich auf Chief of the Edge und bei dem sind sie ebenfalls eher ein netter Bonus. Das kann man allerdings auch positiv sehen, da man sich so nicht unnötig verrenken muss, sondern einfach ausschließlich gute, sehr gute und völlig albern gute Karten spielen kann und sich dann darüber freut, wenn das +1/+0 für mehr als einen Mann relevant ist. Insofern ist auch diese Version überaus kompetitiv und ich würde mich sehr wundern, wenn wir nicht in Zukunft des Öfteren gegen diese Kombination aus Bloodsoaked Champion/Goblin Rabblemaster/Crackling Doom/Butcher of the Horde antreten dürften. Was man noch so darum baut, das ist vermutlich dann die persönliche Freiheit des jeweiligen Deckbauers, aber für den Moment erscheint diese Basis mehr als nur solide.

In diesem Sinne wünsche ich euch jetzt erst einmal ein herausragendes Prerelease. Mögen die Fetchlands mit euch sein!

Der MiDi




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