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24 …
von Michael Diezel
31.07.2014

Trotz Nissa, Garruk und jeder Menge Seelen sind es vermutlich und völlig unspektakulär folgende fünf M15-Karten, die für den Moment den größten Einfluss aufs Standardformat haben werden: Battlefield Forge, Llanowar Wastes, Shivan Reef, Yavimaya Coast und Caves of Koilos.


Das mag wenig aufregend klingen, ermöglicht aber in Wirklichkeit ziemlich abenteuerliche Decks, denen es bis zum Juli 2014 noch an der notwendigen Manabasis gefehlt hat. So auch das folgende Deck, welches schon seit Herbst des vergangenen Jahres immer mal wieder so ähnlich ausprobiert und dann doch wieder verworfen wurde:


4 Mana Confluence
4 Godless Shrine
2 Plains
4 Caves of Koilos
2 Urborg, Tomb of Yawgmoth
4 Mutavault

4 Daring Skyjek
2 Imposing Sovereign
4 Soldier of the Pantheon
4 Boros Elite
4 Dryad Militant
4 Tormented Hero
4 Rakdos Cackler
4 Gnarled Scarhide


2 Spear of Heliod
4 Orzhov Charm
4 Thoughtseize

Sideboard:

3 Dark Betrayal
3 Sin Collector
3 Doom Blade
3 Duress
3 Lifebane Zombie


Die Idee dahinter ist eigentlich genauso simpel wie genial: Wir spielen einfach so viele Savannah Lions wie nur möglich und entfernen mittels Thoughtseize die eine Antwort, die der Gegner bestenfalls hat. Weiß und Schwarz liefern uns inzwischen für diesen Plan nicht weniger als vierundzwanzig 1-Mana-Kreaturen, die im Normalfall für zwei oder mehr Schadenspunkte angreifen. 24!

Das ergibt mal eine ungeheure Redundanz und dank Caves of Koilos hat man jetzt immerhin zwölf ungetappt ins Spiel kommende Doppelländer, sodass nicht nur das passende Mana im ersten Zug mehr oder weniger gewährleistet ist, sondern ebenso das für die zwei Kollegen, die man im Idealfall in Turn 2 spielen will.

Damit nicht genug, wir schaffen es sogar, mit Mutavault auch noch die andere beste Karte des Formats als Playset ins Deck zu integrieren. Unschätzbar hilfreich dabei ist übrigens Urborg, Tomb of Yawgmoth.


Mit Urborg werden aber nicht nur die Ändergewölbe zu soliden Sümpfen, auch die angesprochenen Caves und insbesondere Mana Confluences freuen sich darüber, die Option auf schadenfreies schwarzes Mana zu erlangen.

Trotzdem muss man sich im Klaren darüber sein, dass die Manabasis zweifellos gierig ist. Je 14 Quellen weißen und schwarzen Manas sind nichts, worauf man sich beruhigt ausruhen kann. Auf der anderen Seite ist solch ein „on the edge“ irgendwo notwendig, um mit den völlig absurden Einzelkarten mithalten zu können, die so ziemlich alle anderen Decks spätestens ab vier Mana ausspielen können.

Anders als viele vergleichbare Decks verzichten wir nämlich auf echte Reichweite, etwa Brave the Elements oder Boros Charm. Wir schlagen von Anfang an so mächtig, wie es nur geht, und hoffen, dass dies ausreicht. 24 Savannenlöwen sorgen dafür, dass dies auch tatsächlich sehr oft und konstant funktioniert, zumindest solange der Gegner nicht eine der bösen Hasskarten auspackt wie zum Beispiel Anger of the Gods, Golgari Charm, Supreme Verdict oder Drown in Sorrow …


Das sind so die gängigsten. Wie gesagt, während andere Decks bestenfalls mit Boros Charm gegenhalten oder sich auf das berühmte Daumen-Drücken-dass-der-Gegner-einfach-nichts-hat beschränken, wirken wir Thoughtseize und brauchen danach meist nur noch zu hoffen, dass der Gegner nicht der TopdeckgottTM ist. Der riesengroße und hinlänglich bekannte Vorteil von Thoughtseize ist, dass es gleichzeitig so unglaublich flexibel ist. Hat der Gegner beispielsweise statt Supreme Verdict einfach mal Polukranos auf der Hand, hilft Boros Charm nur bedingt weiter. Thoughtseize kümmert sich um den World Eater genauso wie um Master of Waves oder diesen Blood Baron of Vizkopa. Selbst ein schnödes Spotremoval oder ein oller Courser of Kruphix sind manchmal alles, was der Gegner an solider Defensive aufbieten kann – und nach Thoughtseize dann auch das nicht mehr.

Die andere Karte, die in diesem Deck zu Höchtsform aufläuft ist Orzhov Charm. Ein Removalspell, dem es egal ist, ob eine Kreatur klein oder groß, schwarz oder farblos oder kunterbunt ist, und der dazu noch durchaus relevante Anwendungsmöglichkeiten bietet, wenn der Gegner auf das Ausspielen entfernenswerter Kreaturen verzichtet – das klingt fast zu gut, um wahr zu sein. Und so spielt sich der Charm auch in der Praxis. Unendlich gut.

Wer jetzt ein wenig mitgezählt hat, dem dürfte auffallen, dass man langsam, aber sicher in Dimensionen vorstößt, in denen man sich selbst ganz ordentlich verletzt. Mana Confluence, Caves of Koilos, Godless Shrine, Thoughtseize und Orzhov Charm – Suicide 2014! Wie beim altehrwürdigen Original-Suicide-Deck kann man aber auch mit diesem Deck davon ausgehen, dass 95% der feindlichen Haufen mehr als genug damit zu tun haben werden, nicht umzufallen. Solange sie auf diese Weise beschäftigt sind, ist es aber so, dass es herzlich egal ist, ob wir 20 oder vier Lebenspunkte haben. Wie schon angedeutet fehlt uns sowieso die Reichweite; das bedeutet, wenn der Gegner sich einmal stabilisiert hat, gewinnen wir auch dann nicht mehr, wenn wir irgendwie das Ultimate von Ajani, Mentor of Heroes ergaunern. Die Ausnahme sind andere ebenfalls furchtbar aggressive Decks beziehungsweise schnöde Burnmagier. Gegen diese empfehle ich zunächst, eine der beiden Ebenen und Urborg zu ziehen, falls das nicht klappt, kann man sehr oft einen Gang zurückschalten, um sich nicht selbst zu viel Schaden zu verursachen.

Dabei sind das noch nicht einmal alle Karten, die fürs Hauptdeck infrage kommen und selbtsverletzend sind:


Mein Pick für weiteres Removal wäre nämlich dieses Ding. Leider bekommt man weder Courser of Kruphix noch die blöde Sylvan Caryatid damit weg, weswegen ich aktuell noch Imposing Sovereign den Vortritt lasse. Der ist zwar längst nicht so vernichtend, schlägt aber dafür immerhin noch zu, wenn er sonst nichts Besseres zu tun hat.

Im Sideboard hat man dann andere, effektivere Optionen. Doom Blade erwischt das genannte Pferd genauso wie so ziemlich alles andere und kostet kaum mehr. All das, was Doom Blade nicht schafft, erledigt Dark Betrayal und zwar zum Schnäppchenpreis. Beides sind dadurch ziemlich wichtige Sideboardkarten, weil man gegen nahezu alle Decks mit mehr als zwölf Kreaturen dann doch gern mal noch die eine oder andere wegbekommt. Schließlich sind unsere Männer zwar für ihre Kosten kampfstark, diese Kosten sind jedoch so niedrig, dass jede halbwegs anständig gebaute 3-Mana-Kreatur recht furchteinflößend im Weg steht. Dann muss man schon Thoughtseize gespielt haben beziehungsweise mit dem Charm den Weg freiballern und wenn man das nicht hat – hat man ein Problem. Für mich hat es sich übrigens bewährt, gegen Decks, die ohne Massremoval auskommen, Thoughtseize für mehr Removal zu kürzen, da die störenden Karten des Gegners oft austauschbar sind und man lieber etwas einmal Gespieltes vernichtet. Nervige Ausnahme ist dabei Voice of Resurgence, an der man ganz schön zu knabbern hat.

Ebenfalls gesetzt ist auf der Ersatzbank Duress, welcher gegen die entsprechenden Decks mit dem Massremoval eben die Thoughtseizes in der Breite verstärkt. Sin Collector und Lifebane Zombie haben mich hingegen noch nicht restlos überzeugt. Eher noch der Collector, beim Zombie besteht halt immer so ein wenig das Problem, dass er oft erst nach den wirklich relevanten Kreaturen kommt – insbesondere in einem Deck mit nur 20 Ländern – und obendrein die meisten grünen Decks irgendeine Mischung aus Golgari Charm und Chandra, Pyromaster spielen, gegen die er beide ziemlich unglücklich aussieht. Noch fehlt mir aber so ein bisschen die Alternative.

Ganz interessant fand ich übrigens als Sideboardoption Folgendes:


Gegen alles, was wirklich viel Removal spielt, bekommt man damit sehr schnell wieder eine beachtliche Armee auf den Tisch und da die Spiele in diesen Matchups sowieso etwas länger dauern, dürfte es auch kein Problem darstellen, dass das Teil zunächst geschmeidige vier Mana kostet.

Zu guter Letzt noch ein paar weitere Argument für dieses Deck: Thoughtseize, Mana Confluence, Watery Grave, Temple of Plenty, Yavimaya Coast …

All diese Karten werden in größerer Stückzahl im aktuellen Standardformat gespielt. Eine jede von ihnen führt entweder dazu, das Deck zu verlangsamen oder seinem Piloten Schaden zuzufügen. Das mag nicht unendlich viel sein, aber dieser eine Zug oder diese zwei Lebenspunkte sind oftmals genau das, was einem dermaßen aggressiven Deck wie unserem „24“ noch gefehlt hat.

In diesem Sinne, fröhliches Metzeln!
Der MiDi




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