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Hellreißer
von Michael Diezel
22.05.2014

Von allen Karten der Reise nach Nyx, ja, vielleicht des gesamten Theros-Blocks, erscheint mir Pharika, God of Affliction das meiste ungenutzte Potenzial zu besitzen – sowohl vom materiellen Wert her als auch von der spielerischen Attraktivität!


Hallo? Mythisch rare Karte, Gott, drei Mana und vermutlich die im Vergleich zu dem gut und gern drei- bis viermal so teuren Athreos, God of Passage die bessere Fähigkeit? Selbst bei der Pro Tour am vergangenen Wochenende war Pharika eine der häufiger verwendeten Gottheiten, hauptsächlich in folgendem Golgari-Constellation-Deck:

Seth Manfield, Pro Tour Journey into Nyx, Block

10 Forest
3 Swamp
4 Temple of Malady
4 Temple of Silence
1 Plains
1 Mana Confluence

4 Brain Maggot
4 Sylvan Caryatid
4 Courser of Kruphix
4 Doomwake Giant
2 Pharika, God of Affliction
4 Eidolon of Blossoms


4 Font of Fertility
1 Whip of Erebos
4 Banishing Light
2 Silence the Believers
2 Kruphix's Insight
2 Hero's Downfall

Sideboard:

1 Archetype of Endurance
1 Hero's Downfall
1 Drown in Sorrow
2 Feast of Dreams
2 Extinguish All Hope
2 Thoughtseize
2 Consign to Dust
2 Dark Betrayal
1 Agent of Erebos
1 Silence the Believers


Nun wäre es an sich ein Leichtes, einfach diese Block-Liste zu nehmen und ins Standardformat zu transferieren. Leider ist dort der Powerlevel um einiges höher, und da der Ansatz um eine Blockmechanik entwickelt wurde, gibt es für das Deck selbst kaum Zugewinne. Das bedeutet, man ist gezwungen mit Doomwake GiantDoomwake Giant! – rumzuhampeln, während die Gegner Karten wie Sphinx's Revelation wirken.

Ein anderer Ansatz beschäftigt sich verstärkt mit Pharikas Schlangenproduktion und versucht, schnell den Friedhof zu füllen. Dabei gibt es eine natürliche Synergie mit verschiedenen Karten, allen voran Jarad, Golgari Lich Lord. Dieser freut sich nicht nur wie Bolle über einen gut bestückten Graveyard, sondern liefert im Alleingang auch nahezu sämtliche grünen und schwarzen Manasymbole, die Pharika benötigt, um Kreaturenform anzunehmen. Okay, mit ihrer aktivierten Fähigkeit arbeitet sie eher gegen den Golgari-Chef, aber in der Praxis ist das eher ein überschaubares Problem, weil es oft egal ist, ob man jetzt den 8/8-Jarad hat oder er lediglich 6/6 groß ist und dafür noch zwei Giftschlangen im Spiel sind.

Hierfür gibt es schon mehrere erfolgreiche Versionen, zum Beispiel diese hier:

Azren, Magic Online Daily, Standard

7 Forest
1 Mana Confluence
4 Overgrown Tomb
6 Swamp
4 Temple of Malady

3 Courser of Kruphix
4 Elvish Mystic
2 Jarad, Golgari Lich Lord
4 Lotleth Troll
4 Nighthowler
4 Nyx Weaver
1 Pharika, God of Affliction
4 Satyr Wayfinder
3 Shadowborn Demon
1 Sylvan Caryatid


4 Grisly Salvage
2 Ultimate Price
2 Whip of Erebos

Sideboard:

2 Brain Maggot
1 Courser of Kruphix
2 Dictate of Erebos
2 Lifebane Zombie
2 Mistcutter Hydra
1 Pharika, God of Affliction
3 Scavenging Ooze
2 Skylasher


Doch auch in dieser Version gibt es für meinen Geschmack zu viele Spielereien und zu wenig Varolz, the Scar-Striped. Letzterer ist einfach immer wieder eine verdammt gute Magic-Karte und das sollte auch gewürdigt werden. Deswegen habe ich eine Version gebaut, die zwar versucht, das Maximum aus Pharika herauszuholen, ohne sich aber zu sehr in abenteuerlichen Mechanismen zu verlieren. Mit anderen Worten:

Wir greifen einfach an und benutzen dafür auch die Göttin!

Pharika-Beatdown

4 Swamp
6 Forest
4 Overgrown Tomb
4 Temple of Malady
3 Mana Confluence
2 Mutavault

3 Varolz, the Scar-Striped
2 Pharika, God of Affliction
2 Jarad, Golgari Lich Lord
2 Scavenging Ooze
3 Reaper of the Wilds
4 Kalonian Tusker
4 Dreg Mangler
4 Elvish Mystic
4 Lotleth Troll


4 Thoughtseize
3 Abrupt Decay
2 Hero's Downfall

Sideboard:

1 Dictate of Erebos
2 Brain Maggot
4 Lifebane Zombie
4 Mistcutter Hydra
2 Dark Betrayal
2 Gift of Orzhova


Die Karte, die all das zunächst möglich macht, ist natürlich Mana Confluence. Dank der neuen Messingstadt können wir nahezu problemlos Kalonian Tusker und Hero's Downfall ins selbe Deck stecken und trotzdem daran glauben, auch tatsächlich beide zeitnah auszuspielen. Und das trotz zweier Mutavaults!

Okay, gehen wir die Karten im Einzelnen durch:


Elvish Mystic: Als einsamer Wolf in Zug 1 kann er uns den nötigen Boost geben, indem er die ganzen superstarken Karten für zwei bis vier Mana beschleunigt. Gleichzeitig ist er ein weiterer Grund dafür, dass wir mit 23 Ländern auskommen. Auch die Farbstabilität (siehe Kalonian Tusker) wird verbessert.

Kalonian Tusker: Den habe ich jetzt schon mehrfach angesprochen. Seinen Platz im Deck hat er ausschließlich den ansprechenden Zahlen in der Box rechts unten zu verdanken, denn wenn wir ehrlich sind, ist er nicht der subtilste Zeitgenosse. Während Brain Maggot die Hand des Gegners angreifen oder Satyr Wayfinder für den gut gefüllten Friedhof sorgt, kann die Bestie nichts anderes tun, als anzugreifen. Okay, blocken vielleicht noch, aber dann haben wir meist ein Problem. Ein weiterer Vorteil sind ironischerweise die doppelgrünen Manakosten, über die sich unsere Göttin natürlich freut.


Lotleth Troll: Er ist und bleibt eine der beeindruckendsten Kreaturen in seinem Manabereich. Er füllt Friedhöfe, ist im Kampf kaum zu besiegen und negiert auch ansonsten jede Menge Removal. Meist haben wir versucht, diese besonderen Fähigkeiten bis zum Umfallen auszukosten und so wurde manchmal vergessen, dass er in erster Linie vor allem eins ist: eine verdammt effiziente Kreatur.

Scavenging Ooze: Die Synergie mit Pharika und Jarad ist überschaubar, aber letztendlich ähnlich wenig störend wie zwischen diesen beiden selbst. Klar, wenn nur eine Kreatur im Friedhof liegt, streiten sie sich alle um die verrottende Leiche, aber mal ehrlich, gibt es luxuriösere Probleme, als dass unsere Kreaturen nicht sterben wollen? Im Gegensatz zu den beiden anderen nährt sich der Schlamm zudem erfolgreich aus Karten des gegnerischen Friedhofs und ist natürlich ebenfalls schlicht eine supergute Magic-Karte.


Varolz, the Scar-Striped: Ah, mein Lieblingslabyrinthläufer! (Erinnert sich noch jemand daran?) Seine Aufgabe in diesem Deck ist es, den Laden zusammenzuhalten. Varolz ist dabei vielleicht der größte Teamplayer von allen, da er auf sich gestellt nicht mehr macht als der gefürchtete Gray Ogre. Aber in einem Deck mit 28 Kreaturen wird er hoffentlich nicht allein sein und dann ist er die flexibelste Karte, die man sich so vorstellen kann. Es ist dabei nicht ganz simpel zu beschreiben, wie er wirkt, weil die Szenarien sehr unterschiedlich sein können. Wichtig ist auch hier wieder die Jarad-Interaktion, diesmal nicht nur im negativen Sinn, dass sie sich gegenseitig die Opfer rauben, sondern auch, dass man mit Varolz recht flott einen ausgesprochen dicken Mann basteln kann, den der Lichlord dann ins Gesicht des Gegners feuert.

Dreg Mangler: Der aggressive Courser of Kruphix. Oder einfach der schlechte, was nicht böse gemeint ist, sondern eher die unendliche Stärke des Pferdes herausstellen soll. Wenn es jedoch noch ein Deck geben sollte, in dem der Restereißer die Nase vorn hat, dann dieses. Sicher bin ich mir nicht, deswegen mache ich an der Stelle das, was alle cleveren Magic-Schreiber tun und verweise auf das Metagame. Im Ernst, beide haben natürlich Gegner, gegen die sie jeweils besser und schlechter aussehen. Der riesengroße Vorteil des Coursers ist dabei, dass er selbst in schlechteren Matchups noch beachtlich ist und somit eine Spanne von gut bis broken aufweist, wohingegen Dreg Mangler öfter mal die Tröte ist. Aber, wer einmal Beatdown sagt, muss auch den Restereißer kennen.


Jarad, Golgari Lich Lord: Olle Jarad erfüllt in dem Deck zwei wichtige Aufgaben. Die eine ist das Bereitstellen von grünen und schwarzen Manasymbolen, um Pharika aktiv zu bekommen, und die andere sein Auftritt als vielleicht beeindruckendster Lhurgoyf aller Zeiten. Die jüngeren unter euch werden sich vielleicht nicht daran erinnern, aber früher (ich spreche hier wirklich von früher) war es ein legitimer Plan aggressiver Decks, einen eigenen Kreaturenansturm mit einem Lhurgoyf (dem Original!) zu beenden. Die Logik lässt sich auch heute noch anwenden: Entweder der Gegner stoppt unsere Jungs, wodurch zwangsläufig der eine oder andere im Friedhof landet, sodass der Lhurgoyf fett wird, oder er stoppt sie eben nicht, was dann aber bedeutet, dass er schlichtweg vermöbelt wird. Jarad bietet nicht nur dieses Late Game, sondern auch noch seine beiden aktivierten Fähigkeiten, die zusätzliche Wege im späteren Spiel aufzeigen, dieses positiv zu beenden.

Reaper of the Wilds: Die Entscheidung zwischen Polukranos, World Eater und dem hier beschäftigt uns alle ja schon seit dem Erscheinen von Theros. Zusammenfassen kann man die Lösung wiederum mit einem Verweis aufs Metagame. Dabei hat Polukranos in diesem Fall die deutlich größere Performance-Varianz, schwankt also extrem zwischen 1-Mann-Armee und dickem Trottel. Der Reaper ist solider, weil längst nicht so leicht abzustellen, dafür fehlt ihm aber die Feuerpower der Hydra.


Thoughtseize, Abrupt Decay, Hero's Downfall: Die 4 : 3 : 2-Verteilung hat sich hier für mich bewährt; einen dritten Downfall vermisst man aber dann doch immer mal.

4 Swamp, 6 Forest, 4 Overgrown Tomb, 4 Temple of Malady, 3 Mana Confluence, 2 Mutavault: Temple und Confluence ermöglichen zwei Sachen, die vergleichbare Decks der Golgarigilde bisher vermissen ließen: (zeitige) Farbstabilität und Mutavault. Gerade Letzteres ist in den entsprechenden Matchups nicht hoch genug zu bewerten.


Das Sideboard: Hier habe ich versucht, auf die gängigsten Decks des Formats einzugehen. Glücklicherweise liefert die GB-Farbkombination passende Antworten für nahezu jeden Ansatz und so sollten die enthaltenen Karten eigentlich selbsterklärend sein. Skeptisch bin ich noch bei den Anti-Rot-Karten. Immer wenn ich dieses Matchup gespielt habe, lief es recht extrem in eine der beiden Richtungen (allerdings meist in die des roten Decks) und zweimal Gift of Orzhova war eher der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein. Sollte es in eurer Umgebung also viele Brandmagier geben, müsst ihr da unbedingt nachbessern. Mehr Gift of Orzhova würde helfen, aber auch billige Handdisruption (also zum Beispiel Duress) ist sicher nicht verkehrt. Überhaupt hat man nach meiner Erfahrung mehr Probleme mit anderen aggressiven Decks, sodass vielleicht doch mal der eine oder andere Polukranos antreten sollte.

Wie gesagt, in dieser Version verzichten wir bewusst auf den ganzen Schnickschnack (abgesehen von Varolz. Und Jarad. Und …). Wem das allerdings zu straightforward ist, dem sei folgende Variante ans Herz gelegt:


6 Swamp
8 Forest
4 Overgrown Tomb
4 Temple of Malady
1 Mana Confluence

2 Whip of Erebos
3 Thoughtseize


3 Varolz, the Scar-Striped
2 Pharika, God of Affliction
2 Jarad, Golgari Lich Lord
4 Satyr Wayfinder
4 Courser of Kruphix
4 Eidolon of Blossoms
3 Nyx Weaver
4 Lotleth Troll
2 Shadowborn Demon
4 Brain Maggot


Hier werden die angesprochenen Friedhofssynergien mit der Constellation von Eidolon of Blossoms einfach zusammengeworfen. Letzteres ist dabei eher zufällig dabei, weil eben einige der sowieso guten Kreaturen nebenher auch Verzauberungen sind. Das Potenzial beim erfolgreichen Funktionieren des Decks ist dabei sagenhaft, allerdings reicht eben auch manchmal schon ein Random (Desecration) Demon und das Deck fällt in sich zusammen. Ähnliches gilt für Scavenging Ooze beim Gegner. Und damit haben wir den Kreis zum Anfang geschlossen. Dieses Standardformat bietet wirklich unglaubliche Kombinationen und Synergien, sehr oft ist aber der direkte Weg über viel zu gute Einzelkarten der effektivere, zumal man diese Einzelkarten am besten mit ähnlich effektivem Removal beantwortet, welches dann wiederum zufällig auch die meisten der hübscheren Decks kaputtmacht.

Fazit: Schlagen oder geschlagen werden, das war heute die Frage und ich empfehle doch stark Option #1.

In diesem Sinne, möget ihr immer Reste zum Reißen finden
Der MiDi




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