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L.E. Crash … Again
von Michael Diezel
27.03.2014

Wenn es März wird in Sachsen, kommen sie alle, um das wichtigste Turnier des Jahres zu spielen. Keine Pro Tour, kein Grand Prix oder gar Game Day kann mit der (inoffiziellen) Sachsenmeisterschaft mithalten. Im Ernst, wenn ich sehe, wie stark die Kombination aus Pokalen und der Möglichkeit, sich „Meister“ nennen zu dürfen, ein ansonsten kaum auffälliges Standardturnier aufwertet, sollte man an den entsprechenden Stellen darüber nachdenken, ob man das dort vorhandene Potenzial nicht doch irgendwie abschöpfen kann. Ich meine, was glaubt ihr, wo die Frauenwelt größere Augen macht – „Ich habe Top 64 auf der Pro Tour gemacht!“ oder „Ich bin Landesmeister!“

Selbst bei Spielern mit deutlich zweistelligen Pro-Punkten zieht dieses Argument noch, wenn man mal kurz auf die Top 8 des vergangenen Wochenendes schaut:

1. Michael Bochmann (Mono-Black)
2. Michael Schulz (Mono-Black)
3. Matthias Langner (Mono-Blue)
4. Till Riffert (UW-Control)
5. Rico Luther (3-Color-Burn)
6. Frieder-Michel Drenger (Esper-Control)
7. Oliver Rausch (UW-Control)
8. Moritz Kaltofen (Mono-Blue)

Für uns sind natürlich insbesondere die Decks interessant, geben sie doch ein ziemlich gutes Abbild über ein reales Metagame in einem realen Standardturnier mit verschiedensten Spielertypen. Starten wir mit einem Breakdown des Metagames!


Von 59 Spieler spielten:

13(mehr oder weniger mono) Monoschwarz
12fette, grüne Monster (Gruul, Jund, Naya)
12blau-Weiße Kontrolle (sehr oft mit einem Splash, mitunter jeder Farbe, Schwarz am häufigsten)
5monoblaue Decks
5Decks mit vielen weißen Kreaturen (und mit einer Ausnahme einer Zweitfarbe)
5hauptsächlich rote Decks (dreimal Brand, zweimal Devotion)
2Hexproof-Decks
5in keine dieser Gruppen passende

Daran können wir verschiedene Dinge erkennen:

1)

Der überwiegende Teil der Spieler vertraut den etablierten Decks, selbst bei den Tier>1-Konstrukten ist der Großteil absolut konkurrenzfähig. Es gibt also rein decktechnisch keine „Freilose“ mehr.

2)

Vorbei sind die Zeiten mit dem roten Osten.

3)

Überhaupt sind die echten Aggrodecks ganz schön in der Minderheit.

4)

Die Sachsen lieben es bunt, egal ob schwarze, blau-weiße oder rot-grüne Karten … Fast nie bleibt man bei der bescheidenen Manabasis. Selbst Monoblau wurde mit Grünsplash gespielt und das Boros-Branddeck mit Blau. Dazu gleich mehr.

Im Finale spielten die beiden schwarzen Magier das Mirror aus, die mit Abstand spannendste Deckliste war aber die von Rico Luther, der damit im Viertelfinale ein wenig unglücklich gegen ein ebensolches 20-Sümpfe-Deck ausschied:

Rico Luther, Platz 5

4 Temple of Triumph
2 Island
4 Hallowed Fountain
4 Steam Vents
3 Sacred Foundry
4 Mountain
2 Plains

2 Epic Experiment
3 Searing Blood
3 Divination
3 Shock
2 Anger of the Gods
4 Warleader's Helix
4 Boros Charm
4 Supreme Verdict
4 Skullcrack
4 Magma Jet
4 Lightning Strike


Sideboard:

4 Dispel
3 Detention Sphere
2 Negate
2 Wear // Tear
4 Satyr Firedancer


Rico hat sich das Boros-Burn vorgeknöpft, welches seit Born of the Gods durchaus anständige Ergebnisse erzielen konnte. Für mich als großen Freund des gepflegten Blitzschlags ist das Deck natürlich eine Augenweide und so habe ich das eine oder andere Spiel absolviert. Schwierigkeiten bekommt Boros hauptsächlich in zwei Szenarien:

1.

Widerstandsfähige, kräftig zuschlagende Kreaturen beim Gegner. Polukranos, World Eater, Desecration Demon, aber auch schon Brimaz, King of Oreskos sind dermaßen effektiv, dass man sie meist nicht ignorieren kann. Gleichzeitig will man jedoch ebenso wenig Doppelburn verwenden, um sie abzurüsten. Deswegen spielen die meisten Versionen Chained to the Rocks und/oder Satyr Firedancer, um das zumindest etwas auszugleichen. Beiden Karten ist dabei gemein, dass sie bestenfalls mäßig sind, wenn der Gegner eben nicht diese Form von Gegenwehr zeigt.

2.

Die Flut. Während man den Screw besser wegsteckt als alle anderen, da man auch schon mit zwei Mana fröhlich vor sich hinbrennen kann, gibt es nichts Frustrierenderes als im Todeckmodus Land um Land um Land aufzudecken. Gerade durch die gewaltige Redundanz in den Sprüchen selbst hat man nämlich sehr oft die Situation, in der so ziemlich jede Nicht-Land-Karte gewinnen würde. Nicht. Land. Die traditionellen Boros-Decks versuchen das hauptsächlich mittels Scry auszugleichen, was sicher nicht der schlechteste Ansatz ist.

Durch die Addition von Blau erreicht man jetzt genau in diesen beiden Punkten eine Verbesserung. So kann man mit Supreme Verdict (und Detention Sphere aus dem Sideboard) problemlos selbst die dicksten Gegnermänner abräumen. Gleichzeitig hat man mit Divination und Epic Experiment echten Carddraw, der die Wahrscheinlichkeit verringert, dass am Ende genau der eine Brandspruch fehlt. Wie so oft bringt eine zusätzliche Farbe auch komplett neue Möglichkeiten fürs Sideboard. Rico hat das mit Kontermagie und Detention Sphere schon angedeutet, ich denke sogar, dass damit noch lange nicht Schluss ist.


So weit die positiven Argumente. Negative gibt es natürlich auch:

Die Manabasis ist spürbar schlechter, insbesondere wenn man mehrere rote Karten in einem Zug wirken will. Allerdings denke ich, dass man hier durchaus noch optimieren kann.
P
Geschwindigkeit: So schön diese ganzen Kartenzieher sind, sie brauchen ein wenig länger, um Einfluss aufs Spiel zu nehmen. Und wenn man mit der Divination nur mehr Divination zieht, reicht die Zeit vielleicht einfach nicht mehr. Das liegt übrigens daran, dass diese Form des Branddecks wie ein Kombodeck zu sehen ist. Die Kombo besteht dabei darin, so schnell wie möglich 20 Schadenspunkte ins Gesicht des Gegners zu bekommen. Wie bei allen Kombodecks versucht man dabei Geschwindigkeit und Konstanz zu erhöhen. Karten wie Divination erhöhen die Konstanz, verringern dafür die Geschwindigkeit. Inwiefern das jetzt sinnvoll ist oder nicht, zeigt sich immer erst im Einzelfall.
P
Nullmal Chandra's Phoenix kann meines Erachtens einfach nicht richtig sein. Der Vogel ist für mich die vielleicht beste Karte im gesamten Konzept, da er hochgradig effektiv ist und im Alleingang ein Late Game aufbaut. Klar ist es irgendwo schön, wenn der Gegner gar kein Ziel für sein Removal vorfindet, aber in den allermeisten Fällen freut man sich doch, wenn das die Reaktion auf den Phönix ist.
P
Epic Experiment ist mir schlicht zu teuer. Man muss ja mindestens fünf Mana investieren, um überhaupt eine sinnvolle Anwendung zu finden. Selbst das ist noch fast zu wenig und dann nähern wir uns Bereichen, in die man mit 23 Ländern wahrscheinlich nie vorstoßen will.
P
Apropos Länder, die Dreifarbigkeit hat natürlich auch immer den Preis, dass man kein Mutavault mehr spielen kann – oder zumindest sollte, wenn man halbwegs stabil das Mana erwischen will.

Alles in allem glaube ich nicht, dass die zusätzliche Farbe die ganzen Verrenkungen wert ist. Auf der anderen Seite ist Supreme Verdict eine wirklich gute Karte. Und am Ende hat das Deck ja genau in der Form Top 8 gemacht – Ergebnisse lügen nicht.

Auf dem undankbaren neunten Platz landete derweil Markus Friedrich mit einem Deck, das ein wenig in Vergessenheit geraten ist: Gr-Devotion

Markus Friedrich, Platz 9

4 Nykthos, Shrine to Nyx
4 Stomping Ground
4 Temple of Abandon
2 Mountain
9 Forest

2 Arbor Colossus
3 Courser of Kruphix
1 Ruric Thar, the Unbowed
2 Scavenging Ooze
2 Sylvan Primordial
4 Elvish Mystic
4 Polukranos, World Eater
4 Sylvan Caryatid
4 Burning-Tree Emissary


1 Clan Defiance
4 Garruk, Caller of Beasts
3 Domri Rade
3 Xenagos, the Reveler

Sideboard:

2 Destructive Revelry
4 Nylea's Disciple
1 Scavenging Ooze
1 Nylea, God of the Hunt
2 Xenagos, God of Revels
3 Mistcutter Hydra
1 Sylvan Primordial


Ja, das sind nur 14 Sideboardkarten. Nicht sinnvoll, aber legal. Ansonsten ist das Deck schon perfekt an das Metagame mit den ganzen Control- und Midrangegegnern vorbereitet. Über Ruric Thar geht es so bis hin zu Sylvan Primordial, ein Tier größer als das andere. Während die Idee sicher nicht neu ist, mag ich die aktuelle Positionierung. Ohne relevante Aggrodecks fehlt ein wichtiges Gegenargument und im Duell mit den großen Dreien kann man quasi immer eins drüber gehen.


Also ziemlich genau der gleiche Ansatz wie bei meinem Reanimationsdeck. Dessen neueste Inkarnation möchte ich euch ebenfalls nicht vorenthalten. Noch immer gilt, das Potenzial ist gewaltig!


4 Temple of Plenty
4 Temple Garden
4 Overgrown Tomb
4 Godless Shrine
4 Temple of Silence
2 Forest
1 Swamp

2 Shadowborn Demon
4 Sylvan Caryatid
2 Obzedat, Ghost Council
2 Deathrite Shaman
3 Angel of Serenity
4 Voice of Resurgence
4 Satyr Wayfinder
3 Courser of Kruphix


3 Abrupt Decay
2 Obzedat's Aid
3 Whip of Erebos
4 Grisly Salvage
1 Commune with the Gods

Sideboard:

1 Shadowborn Demon
3 Lifebane Zombie
3 Sin Collector
3 Centaur Healer
2 Blood Baron of Vizkopa
2 Golgari Charm
1 Sylvan Primordial


Auf Magic Online laufen wahrscheinlich noch immer zu viele rote Decks herum, mit denen man weiterhin Probleme hat (auch wenn Courser of Kruphix natürlich weiterhilft). Mindestens genauso schwer zu besiegen sind Drache und Blutbaron. Trotzdem ein riesengroßer Spaß.

Genau den wünsche ich euch jetzt auch, bis zum nächsten Mal!

Der MiDi




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