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Soylent Green
von Michael Diezel
06.02.2014

Eine meiner absoluten Lieblingskarten ist Giant Growth


Nicht nur, dass der ehrwürdige Riesenwuchs ähnlich viele Jahre auf dem Buckel hat wie ich, er kennt auch jede Menge Geschichten. Dabei ist die Karte selbst eigentlich unglaublich einfach. Ein grünes Mana, +3/+3, fertig. Die Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis sind jedoch so vielfältig, dass ich sie gar nicht alle aufzählen kann:

als Lava Spike bei einer ungeblockten Kreatur
als Terror bei einer geblockten Kreatur
als Counterspell gegen rote (oder schwarze) Zaubersprüche, die in Abhängigkeit von der Widerstandskraft Kreaturen zerstören wollen

Diese Flexibilität hat natürlich ihren Preis und zwar, dass der Gegner sehr oft ein wenig mitreden kann. Gerade in Kampfsituationen entscheidet er durch das Deklarieren von Angreifern und Blockern, wie anfällig er sich für einen Riesenwuchs macht. Das wiederum führt zu einer bemerkenswerten Komplexität in diesen Szenarien, da auf einmal Dinge wie Bluffen viel interessanter aussehen. Gar nicht schlecht für eine solch simple Karte, oder?

Leider leidet der Riesenwuchs ein wenig an den Problemen so vieler alter Karten: Er ist einfach nicht mehr gut genug fürs Constructed. Da stellt sich doch die Frage, welchen Bonus müsste eine vergleichbare Karte geben, damit sie auch noch in der Gegenwart des 21. Jahrhunderts spielbar wäre? +4/+4? +6/+6? Wie wäre es mit +11/+11? Klingt ziemlich kaputt, findet Ihr nicht? Aber genau diese Karte wurde gerade in Kinder der Götter gedruckt:


Ich gebe zu, man muss schon noch ein wenig Arbeit investieren, bevor man in die werbeträchtig platzierten Dimensionen vorstößt; die eine oder andere grüne Karte für die Hingabe sollte schon dabei sein. Aber das muss ja nicht automatisch schlecht sein …

… denkt sich wahrscheinlich auch jeden Morgen dieser gut gebaute Bursche:


Der soll ja bereits an vorderen Turniertischen gesichtet worden sein, wenn auch zu einer Zeit, in der die Hingabe noch nicht vollständig erforscht war. Den Tisch voller bleibender Karten zu packen, dauert nämlich seine Zeit und dann macht man mit all den farbigen Manasymbolen gern noch albernere Sachen, meist angefeuert von Nykthos, Shrine to Nyx.

Mit dem Jäger und dem Hydrablut haben wir jetzt aber schon zwei Argumente, um möglichst zeitig das Schlachtfeld mit grünen Monstern zu bepflastern und zwar im Idealfall so früh, dass der Gegner schon umfällt, bevor er eine Defensive formieren kann. Kleiner Tipp: Einem Angreifer +7/+7 zu geben, hilft dabei ungemein.


Somit haben wir eine Strategie, die wir jetzt nur noch mit Karten füllen müssen: Viele grüne Kreaturen, die möglichst gut zuschlagen und mit ihren Kosten Reverent Hunter und Aspect of Hydra zu herausragenden Karten upgraden. Wir benötigen also jede Menge Angreifer und starten deshalb in unserer Auswahl direkt bei einem Mana:

Aus dieser Auswahl sticht keiner so richtig hervor, es fällt aber auch keine Karte deutlich ab. Da wir vermutlich zehn bis zwölf Kreaturen in diesem Manabereich benötigen, dürfen wohl alle bis auf einen mitmachen. Wer genau, das wird ziemlich stark am restlichen Konstrukt hängen. Hero of Leina Tower als optimales Beispiel verdeutlicht das: Je mehr heroische Effekte wir spielen, desto stärker wird das Mädel. Aktuell stehen wir bei viermal Aspect of Hydra; das wird kaum reichen, um zuverlässig Nutzen aus der Fähigkeit zu ziehen.

Schauen wir daher eine Kategorie weiter und staunen, was Grün uns alles für zwei Mana anbietet:

Und da sind die mehrfarbigen Karten noch gar nicht berücksichtigt. Klarer Gewinner ist zunächst Kalonian Tusker. Danach stellt sich die Frage, ob man die Brokenness von Burning-Tree Emissary nutzen möchte. Das klingt zunächst nach einem offensichtlichen "Ja", schließlich schreibe ich ja selbst von seiner Unfairness (gegenüber dem Gegner). Auf der anderen Seite synergiert er eben nicht sonderlich stark in Zug 2 mit den besten anderen Männern, dem schon angesprochenen Tusker oder dessen kleinem Bruder, Swordwise Centaur. Letzterer ist nicht nur im Kampf ein spürbares Upgrade zur Gesandten, sondern harmoniert auch deutlich besser mit Experiment One. Entscheidet man sich für Burning-Tree Emissary, möchte man auf jeden Fall noch eine zusätzliche 2-Mana-Kreatur spielen. Vermutlich Scavenging Ooze, welches einfach das mit Abstand höchste Powerlevel besitzt. Zwar sorgen wir erst mal selbst ungefähr nie dafür, dass Kreaturen in den Friedhof wandern und der Schlamm dadurch auf eine respektable Größe anwächst, zumindest nicht auf direktem Weg. Dafür planen wir aber so viel Druck aufzubauen, dass den Kreaturen des Gegners nichts anderes übrigbleibt, als immer mal zu blocken und damit auch die Friedhöfe zu füllen. Diejenigen ohne eigenes Getier werden hingegen auf alles ballern, was sich bei uns bewegt und somit automatisch für Futter sorgen.

Weniger beeindruckend sieht es derweil im Bereich der 3-Mana-Kreaturen aus - abgesehen von Reverent Hunter natürlich. Die übrigen Kandidaten sind:

Alles keine schlechten, aber eben auch nur selten herausragend. Slaughterhorn ist dabei so ein wenig die völlig unspektakuläre Variante, während Boon Satyr das größte Potenzial (sprich: Bestow) besitzt, welches allerdings nur selten genutzt werden kann, da wir erstens nur recht wenige Länder spielen werden und zweitens das Spiel zu diesem Zeitpunkt bereits fast vorbei sein sollte. Witchstalker wiederum wäre entweder die Variante, wenn Ihr mit sehr speziellen Decks in Eurer Umgebung rechnet, oder die Wahl für eine Version mit einem besonderen Fokus auf weiteren Pumpeffekten. An dieser Stelle ist auch beinahe Schluss mit Kreaturen, da alles weitere schon fast zu teuer sein dürfte.

Wir versuchen uns an einer ersten Deckliste, ich nenne sie mal aus naheliegenden Gründen die "Budget-Version":


18 Forest
4 Mutavault

4 Aspect of Hydra
2 Giant Growth


4 Reverent Hunter
4 Kalonian Tusker
4 Experiment One
4 Elvish Mystic
4 Dryad Militant
4 Slaughterhorn
4 Swordwise Centaur
4 Brushstrider


Abgesehen von Mutavault, welches Ihr Euch hoffentlich damals zugelegt habt, als ich die erste Empfehlung ausgesprochen hatte, kostet das Deck ungefähr einen Döner und ist dafür ganz schön gut. Das Wichtigste ist natürlich, dass sogar zwei Riesenwüchse dabei sind! Auf das volle Playset können wir erhöhen, wenn wir die spruchintensive Variante ausprobieren:


16 Forest
4 Mutavault
3 Nykthos, Shrine to Nyx

4 Aspect of Hydra
4 Giant Growth


4 Reverent Hunter
4 Kalonian Tusker
4 Elvish Mystic
2 Dryad Militant
4 Witchstalker
4 Burning-Tree Emissary
4 Hero of Leina Tower
3 Boon Satyr


Dieses Deck vereint so ein wenig den Beatdownaspekt und die von Nykthos initiierten Devotion-Albernheiten. Die Manakurve wird daher ein wenig nach oben gezogen, wodurch natürlich Explosivität verloren geht. Dafür gewinnt man Widerstandsfähigkeit sowie offensichtliche Synergien und Power. Die letzte Variante mischt das Ganze noch einmal und stellt daher meinen persönlichen Favoriten dar:


8 Forest
4 Mutavault
4 Temple of Abandon
4 Stomping Ground
1 Nykthos, Shrine to Nyx

4 Aspect of Hydra


4 Reverent Hunter
4 Burning-Tree Emissary
4 Kalonian Tusker
3 Scavenging Ooze
4 Experiment One
4 Ghor-Clan Rampager
4 Boon Satyr
4 Elvish Mystic
4 Dryad Militant


Ja, da ist irgendwie eine Zweitfarbe hineingerutscht. Aber dieser Ghor-Clan Rampager ist auch einfach zu mächtig. Nicht nur, dass er die Splitkarte aus 4/4-Mann und besserem Riesenwuchs darstellt und somit ein Musterbeispiel für Flexibilität ist, nein, er verleiht bei Bedarf auch noch die wichtigste Fähigkeit für potenzielle 13/13-Kreaturen: Trampelschaden zu verursachen. Das Mana wird dadurch natürlich ungleich schlechter, immerhin helfen die Tempel die gefürchtete Flut ein wenig zu mindern.

Die Verlockung ist natürlich groß, ausgehend von der letzten Version noch weitere Gruul-Karten zu addieren. Domri Rade, Fanatic of Xenagos oder auch Xenagos, God of Revels höchtspersönlich wären scheinbar offensichtliche Kandidaten. Allerdings führen sie alle sehr schnell weg von unserem extrem fokussierten Ansatz. Das muss zwar nicht automatisch schlecht sein, denn sie sind ja superstarke Karten, aber eben auch nicht direkt richtig. Gerade in den ersten Wochen in einem neuen Format (also jetzt) macht man selten etwas falsch, wenn man sich aufs möglichst effektive Zuschlagen beschränkt, da alle anderen Decks erst noch den perfekten Antwortenmix finden müssen.

Das erschwert übrigens auch den Bau eines vernünftigen Sideboards. Deshalb speise ich Euch heute mit einer Liste ohne Zahlen ab, wo ich einfach mal typische Kandidaten aufgelistet habe, die über kurz oder lang einen Platz auf der Ersatzbank ergattern könnten:


Sideboard:

Nylea's Disciple
Hunt the Hunter
Skylasher
Mistcutter Hydra
Plummet
Polukranos, World Eater
Ranger's Guile
Wasteland Viper
Unravel the Aether


Vermutlich habe ich jetzt sogar noch die eine oder andere Karte vergessen. Insbesondere, wenn man noch einen Splash berücksichtigt.

So oder so, solltet Ihr hierin eine anständige Alternative für die ersten Tage des neuen Formats finden. Möge das Hydrablut fleißig fließen!

Der MiDi




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