Der Titel sagt eigentlich schon alles. Männer, die auf Ziegen starren. Warum?, mag der geneigte Leser vielleicht fragen. Antwort: Sie werden als lukratives Objekt im Handelsposten angeboten und warten darauf, in etwas umgewandelt zu werden, womit die angesprochenen Männer, auch bekannt unter ihrem Kampfnamen „
Magic-Spieler“, eher etwas anfangen können. Lebenspunkte zum Beispiel oder gar Extrakarten, für die der eine oder andere bekanntlich deutlich mehr geben würde als nur einen Hornträger.

Ein solcher Handel braucht natürlich seine Zeit und das ist auch direkt der riesengroße Nachteil des Handelspostens:

Davon abgesehen ist die Karte ziemlich einzigartig, nicht nur, weil sie vermutlich noch mehr Text hat als
Bow of Nylea
, sondern weil sie als farbloses Artefakt auch für jedermann und jedesdeck zugänglich ist. Besonders spannend ist dies für folgendes Konstrukt, welches auf der PT von diversen osteuropäischen Starspielern nicht unerfolgreich ins Rennen geführt wurde:
Stansilav Cifka

| 3 Devour Flesh 2 Doom Blade 2 Hero's Downfall 2 Magma Jet 2 Chandra, Pyromaster 4 Anger of the Gods 3 Dreadbore 2 Rakdos's Return 4 Read the Bones 3 Thoughtseize
4 Blood Crypt 6 Mountain 4 Mutavault 4 Rakdos Guildgate 5 Swamp 2 Temple of Silence 1 Temple of Triumph
| | 4 Desecration Demon 3 Stormbreath Dragon
Sideboard:
 3 Lifebane Zombie 2 Underworld Connections 2 Doom Blade 2 Shock 4 Duress 1 Rakdos's Return 1 Thoughtseize
|
Das Deck hat eigentlich alles, was in unserem heutigen Metagame so gefordert wird:
 | unendlich Removal für die diversen Devotiondecks
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 | darunter volle vier Anger of the Gods , sodass auch die superschnellen Gegner etwas haben, wovor sie Angst haben müssen
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 | Thoughtseize als womöglich beste Karte des gesamten Formats
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 | Rakdos's Return und damit eine supermächtige Karte im Kampf gegen Kontrolle
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Trotzdem bin ich beim Spielen nie so richtig glücklich geworden. Dies liegt an einer Variante von Murphys Gesetz, die ich kurz das „Jund-Paradoxon“ nennen möchte und die aussagt, dass man mit einem Deck, welches hauptsächlich aus Antworten besteht, immer genau in den falschen Teil zieht. Man kennt das seit Jahren von Jund und dieses Deck ist letztendlich nichts anderes. Auf Grün wurde zwar großzügig verzichtet, aber der Gameplan bleibt bei: „Alles kaputtmachen, dabei immer mal für Kartenvorteil sorgen und schnell eine superstarke Bedrohung auf den Tisch bekommen.“

Sitzt man aber einmal mit
Thoughtseize
,
Read the Bones
und
Rakdos's Return
da, während der Gegner
Cackler
neben
Cackler
legt oder muss man
Doom Blade
abwerfen, weil man noch sieben andere Kreaturenzerstörer im Kampf gegen Esper gesammelt hat, weiß man, dass etwas falsch läuft.

Das Problem dabei ist, dass man in Schwarz-Rot nicht einfach den jeweiligen Schmarrn in gute Karten umwandeln (oder völlig unspektakulär mal schnell fünf neue via
Sphinx's Revelation
ziehen) kann. Doch – und hier schließt sich der Kreis – genau an dieser Stelle setzt
Trading Post
an. Der ganze Kram wird bei Bedarf einfach in Lebenspunkte umgewandelt beziehungsweise diese – mit gewissen Verzögerungen – in Karten. Damit Letzteres klappt, müssen noch einige weitere, kleinere Veränderungen am Deck selbst vorgenommen werden, zu denen ich gleich komme. Zuvor noch kurz ein paar Worte zur fehlenden Geschwindigkeit von
Trading Post
, um zu zeigen, dass sich der Aufwand lohnt.
Die zwei wichtigsten Aufgabenfelder habe ich ja gerade angerissen:
1) |
Gegen superaggressive Decks möchte man die ganzen wenig bis kontraproduktiven Karten einfach nur in Lebenspunkte umwandeln. Das wiederum geht erstaunlich schnell. Einfach ein einsames Mana bezahlen, Karte abwerfen und fertig. Insofern kann man in diesen Matchups nicht wirklich davon sprechen, dass der Handelsposten langsam wäre.
|
2) |
Länger dauert es hingegen, wenn an der Stelle des Lebenspunktezuwachses nicht Schluss sein soll. Dann muss man diesen in Ziegen umwandeln, die man wiederum für Artefakte opfert, die man letztendlich gegen Bares (=Karte) eintauscht. Klingt umständlich, ist es auch, aber diese Zeit hat man im Normalfall in diesem Fall. Hinzu kommt eine gewisse Dauerhaftigkeit, da Trading Post als Artefakt auch mehr oder weniger exklusiv von Detention Sphere besiegt werden kann.
|
Die Frage, die sich jetzt stellt, lautet, wie bauen wir
Trading Post
möglichst geschickt in das Deck ein? Offensichtlich ist es ja nicht damit getan, einfach den einen oder anderen Handelsposten ins Deck zu werfen. Zumindest ein paar Artefakte sollten dann doch noch dabei sein, um den kompletten Handelszyklus zu gewährleisten. Bei meiner Suche nach solchen Artefakten habe ich direkt eine Menge Kandidaten gefunden:
Die beste Synergie mit
Trading Post
hat dabei die Keyrune. Nicht nur ist es neben
Ratchet Bomb
die einzige Karte, die des Öfteren tatsächlich aus dem Spiel in den Friedhof gelangt, sondern sie passt gleichzeitig hervorragend zu einer der anderen Stärken des Decks: schnelles Umschalten von Abwehr auf Angriff. Sowohl Dämon als auch Drache haben nämlich ein ungeheures Potenzial in der Offensive und können gemeinsam mit den
Mutavault
s schon jetzt Spiele in zwei bis drei Zügen beenden. Genau in diese Kerbe schlägt auch die Keyrune, wobei ein gewisser Sprung in der Manaentwicklung von drei auf fünf ebenfalls nicht schadet.
Ratchet Bomb
hingegen fällt zwar noch leichter um, da sie bekanntlich geopfert werden muss, um überhaupt irgendetwas zu machen, ist aber letztlich doch eine extrem defensive Karte. Mit
Anger of the Gods
haben wir in diesem Bereich aber schon eine extrem starke Waffe, deren Effizienz von der Bombe nicht ansatzweise erreicht wird. Die Nadel findet derweil fast immer ein Ziel, aber da es sich dabei meist um Planeswalker handelt, ist das oft gar nicht so entscheidend, weil wir zwischen
Dreadbore
,
Hero's Downfall
und den schwer zu tötenden Kreaturen wie
Mutavault
oder eben
Rakdos Keyrune
sowieso ganz gut gegen die meisten dieser Weltenwanderer aufgestellt sind.
Hammer und Peitsche haben beide ihre Einsatzgebiete, sind mir aber – zumindest in der Form des Decks – zu unflexibel. Bei beiden sehe ich aber durchaus Möglichkeiten, dies zu ändern, doch dazu später mehr. Für den Moment beschränken wir uns einfach auf die Keyrune. Da das nur Sinn ergibt, wenn wir die Manakurve ebenfalls ein wenig nach oben ziehen, darf direkt der vierte Drache mit ins Deck.

| 4 Blood Crypt 4 Mutavault 4 Rakdos Guildgate 7 Swamp 7 Mountain
4 Stormbreath Dragon 4 Desecration Demon
| | 2 Rakdos's Return 3 Dreadbore 2 Hero's Downfall 4 Thoughtseize 3 Read the Bones 4 Anger of the Gods 3 Rakdos Keyrune 2 Trading Post 2 Mizzium Mortars 1 Chandra, Pyromaster
|
Eine andere Variante orientiert sich eher an der Peitsche und der schwarzen Seite der Macht:

| 4 Blood Crypt 4 Mutavault 4 Rakdos Guildgate 10 Swamp 2 Nykthos, Shrine to Nyx 2 Mountain
4 Desecration Demon 4 Gray Merchant of Asphodel 4 Pack Rat 3 Sire of Insanity
| | 4 Dreadbore 2 Hero's Downfall 4 Thoughtseize 2 Rakdos Keyrune 2 Trading Post 3 Underworld Connections 2 Whip of Erebos
|
Wer bisher dachte, mehr Synergie geht in den Devotiondecks nicht, hat das hier noch nicht probiert. Neben all den aus dem schwarzen Deck bekannten Sachen und den gerade vorgestellten Kombinationen gibt es noch mehr zu entdecken. Etwa
Sire of Insanity
zusammen mit
Pack Rat
und
Whip of Erebos
. Oder auch nur mit der Peitsche.
Trading Post
plus
Underworld Connections
. Überhaupt ist der Handelsposten in der Lage, diverse Aufgaben zu übernehmen, auch wenn es erneut ein wenig länger dauert:
Gary
opfern, um ihn mit der Peitsche ins Leben zurückzubringen oder natürlich langsamen Kartenvorteil zu erwirtschaften, meist in Verbund mit Ratte oder Peitsche, da diese helfen, den einen oder anderen Handelsschritt zu überspringen. Überhaupt ist so ein Opfereffekt mit der Peitsche immer wieder beeindruckend, weil ihr so die Toten nie ausgehen.
Ein weiterer Vorteil dieser Variante gegenüber Monoschwarz ist die Spielbarkeit von
Dreadbore
gegenüber den üblichen Verdächtigen wie
Doom Blade
, die bekanntlich immer weniger Ziele finden, je mehr sich die gegnerischen Decks darauf einstellen. Ähnliches gilt für den Verlust von
Nightveil Specter
. Sehr viele Decks suchen sich nämlich jetzt ihr Removal so aus, dass es ebendieses Gespenst in den Friedhof bekommt, wodurch es nicht mehr so stark ist wie noch vor wenigen Wochen. Gleichzeitig ist übrigens ohne Specter plötzlich das Mana gleich viel besser, da die gefürchteten Hände aus zwei Sümpfen und
Mutavault
nicht mehr so unglaublich schlecht im Wirken des optimalen 3-Drops sind.
Ein weiterer Vorteil dieser dunkelschwarzen Rakdosvariante ist es,
Lifebane Zombie
unglaublich sinnvoll im Sideboard platzieren zu können. In der Version #1 beißt der sich nämlich immer so ein wenig mit
Anger of the Gods
, was normalerweise eine superstarke Karte gegen genau die weißen und grünen Decks ist, in deren Duell auch der Zombie glänzt. Ansonsten erlaubt der Rotsplash endlich elegante Antworten auf
Blood Baron of Vizkopa
, zum Beispiel
Mizzium Mortars
:

| 4 Blood Crypt 4 Mutavault 4 Rakdos Guildgate 10 Swamp 2 Mountain 2 Nykthos, Shrine to Nyx
4 Dreadbore 2 Hero's Downfall 4 Thoughtseize 2 Rakdos Keyrune 2 Trading Post 3 Underworld Connections 2 Whip of Erebos
| | 4 Desecration Demon 4 Pack Rat 3 Sire of Insanity 4 Gray Merchant of Asphodel
Sideboard:
 1 Hero's Downfall 4 Lifebane Zombie 1 Underworld Connections 1 Erebos, God of the Dead 4 Pharika's Curse 2 Duress 2 Mizzium Mortars
|
Falls ihr euch also noch nicht vollständig entschieden habt, gebt diesem Deck eine Chance. Es macht dank der unendlichen Synergien wahnsinnig viel Spaß, ist beinahe monoschwarz, wird aber (noch) nicht so nachdrücklich wie dieses aus dem Metagame gedrückt. Und zudem kann man endlich einmal diese ganzen Ziegen-Spielsteine auf einem Turnier ausprobieren …
Viel Freude dabei!
Der MiDi
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