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Eternal
Modern Family
von Michael Diezel
21.11.2013

Vor nicht allzu langer Zeit hieß es „Modern in Antwerpen“, und obwohl ich selbst nicht fahren konnte, verbrachte ich einige Stunden mit der Vorbereitung. Nicht nur im gemütlichen Testen mit dem Team, sondern auch mit dem Heraussuchen unverschämt teurer Karten. Zwischen Tarmogoyf, Dark Confidant, diversen Fetchländern und was es nicht noch so im Format gibt, tütet man schnell mal den Gegenwert der einen oder anderen Kaltmiete (je nach Wohnort) ein und das brachte mich mal wieder zur Suche nach bezahlbaren Alternativdecks.

Abgesehen von Affinity steht man jedoch recht schnell vor dem Problem, dass nahezu jedes Deck nicht an den Fetchländern vorbeikommt. Plural bedeutet in dem Fall gerne auch mehr als vier, wodurch wir direkt sämtliche Budgetgrenzen sprengen. Leider ist die Kombination dieser Fetchländer mit den Schockländern aus Ravnica so viel besser als sämtliche Alternativen, dass man ohne sie einfach nicht konkurrenzfähig mehrfarbig spielen kann.


Die Betonung liegt allerdings auf mehrfarbig. Beschränkt man sich hingegen auf eine Farbe, gibt es plötzlich gleich mehrere durchaus anständige Ansätze. Neben dem obligatorischen Monorot lassen sich in nahezu jeder Farbkombination anständige Beatdowndecks basteln, die sehr oft eine Tribalkomponente integrieren und unser geschätztes Mutavault zu absoluter Hochform auflaufen lassen.

Ein gerade sehr präsenter Vertreter ist das Meervolkdeck, mit dem Raphaël Lévy ein paar Dollar bei besagtem Grand Prix Antwerpen gewann:


2 Coralhelm Commander
3 Cursecatcher
2 Kira, Great Glass-Spinner
4 Lord of Atlantis
4 Master of the Pearl Trident
4 Master of Waves
4 Silvergill Adept
2 Thassa, God of the Sea

4 Æther Vial
2 Spell Pierce
4 Spreading Seas
3 Vapor Snag


16 Island
4 Mutavault
2 Tectonic Edge

Sideboard:

2 Dismember
2 Grafdigger's Cage
2 Hurkyl's Recall
1 Relic of Progenitus
2 Spellskite
2 Steel Sabotage
1 Swan Song
1 Threads of Disloyalty
2 Tidebinder Mage


Nach meinen Erfahrungen mit Meervolk im Legacy reizte mich dieses Deck leider überhaupt nicht. Legacy ist aber ein gutes Stichwort, da ich dort zu den begeisterten Piloten des Elfendecks gehöre:

Reid Duke – StarCity-Open, Philadelphia 2013

2 Craterhoof Behemoth
4 Deathrite Shaman
4 Elvish Visionary
2 Fyndhorn Elves
4 Heritage Druid
1 Llanowar Elves
4 Nettle Sentinel
4 Quirion Ranger
4 Wirewood Symbiote

2 Bayou
2 Dryad Arbor
1 Forest
4 Gaea's Cradle
1 Misty Rainforest
1 Savannah
1 Verdant Catacombs
4 Windswept Heath
4 Wooded Foothills


4 Glimpse of Nature
4 Green Sun's Zenith
3 Natural Order

Sideboard:

2 Abrupt Decay
3 Cabal Therapy
2 Mindbreak Trap
1 Natural Order
1 Progenitus
1 Qasali Pridemage
1 Scavenging Ooze
4 Thoughtseize


Nicht nur sind diese ganz einfach mächtiger als die Fische, sondern sie beinhalten auch in vielen Spielen eine Art kniffliges Puzzle, wie man sie jetzt am besten auf den Tisch bringt. Die mit Abstand beste Karte ist dabei vermutlich diese hier:


Leider nicht sonderlich Modern legal, aber hier schafft Theros Abhilfe:


Zugegeben, der Vergleich hinkt ein wenig. Das liegt aber weniger an der Schwäche von Nykthos – sämtliche Standardturniere der letzten Wochen haben das bewiesen – als vielmehr an der Absurdität der Cradle. Ein weiteres Problem bei der Transformation von Legacy zu Modern zeigt sich beim genauen Plan des Decks selbst. Glimpse of Nature ist leider gebannt, und auch wenn es mit Beck von Beck // Call einen anständigen Ersatz gäbe, führt uns dieser automatisch in die Zweifarbigkeit, die wir ja dringend vermeiden wollten. Hinzu kommt die Problematik, dass der Alternativplan zum mächtigen Zug, bei dem erst Glimpse und dann ungefähr 500 Elfen gespielt werden, darin besteht, zwischen Elvish Visionary und Wirewood Symbiote eine Menge Karten zu ziehen. Diese Kombination wird erheblich geschwächt, wenn man keinen Wirewood Symbiote spielen darf – wie wir im Modernformat.


Schade eigentlich. Selbstverständlich gibt es auch hierfür diverse Alternativen, zum Beispiel Cloudstone Curio, aber ich wollte mal einen anderen Weg probieren und zwar einen, den ich schon mehrfach beschritten habe: Aggroelfen. Anders als ihr friedliebender Ruf können nämlich einige Elfen ganz ordentlich zuschlagen und das wollen wir ausnutzen. Ich denke übrigens sowieso, dass die Elfen spannender sind als ihr Image uns glauben lässt. So ein bisschen wie in den letzten Jahren die Vampire haben sie sich von unsterblichen Bad Asses zu Helden der Frauenwelt gewandelt, nur eben mit spitzen Ohren statt spitzer Zähne.

… wie auch immer, zuschlagen können sie ordentlich und Nykthos soll uns dabei helfen. Im Legacy nutzen wir das ganze Mana ja, um Craterhoof Behemoth entweder direkt zu wirken oder mittels Green Sun's Zenith oder Natural Order anderweitig ins Spiel zu bringen. Erneut können wir diese Überlegung nicht einfach ins Modern übertragen, da Natural Order nicht ausreichend modern ist und der Zenit verboten.


Stattdessen wollen wir unser ganzes Mana lieber in andere Sachen stecken und zwar hauptsächlich in folgende Kameraden:


Beide werden mit ausreichend Mana zu Overrun(s), was in einem Deck mit knapp 40 Männern nicht so schlecht sein kann. Anders als unser Freund der Behemoth besitzen sie zudem den unschätzbaren Vorteil auch mit weniger als acht Mana noch erwähnenswerte Karten zu sein. Mit anderen Worten: Der Behemoth benötigt zwingend Nykthos oder Heritage Druid oder am besten beide. Klappt das, gewinnt er mit hoher Wahrscheinlichkeit das Spiel. Bei den Elfenlords ist diese Quote bei Weitem nicht so hoch, dafür sind sie viel besser in den Spielen, bei denen es gerade nicht wie beschrieben läuft.


Eine dritte Karte, die dankbar für einen kräftigen Manaschub ist, ist diese:


Die +1-Fähigkeit von Garruk, Caller of Beasts bedankt sich logischerweise auch bei den ~40 Elfen und zieht entsprechend viele Karten. Erneut wählen wir hier Konstanz (Lead the Stampede) über Power (Garruk selbst). Die Idee hinter dieser Entscheidung ist, dass es sowieso gut aussieht, wenn das Deck ins Rollen kommt, die weniger spektakulären Karten aber deutlich fähiger sind, falls dem mal nicht so ist. Der Unterschied in diesem Fall wird besonders deutlich, wenn sich der Gegner mit Removal wehrt. Nachdem ein paar Elfen umgeschossen wurden, macht Nykthos, Shrine to Nyx meist ziemlich genau ein farbloses Mana und mit diesem kommt man eher nicht auf die benötigten sechs für Garruk. Drei Mana für Lead the Stampede sind doch mal noch drin und die damit durchschnittlich aufgedeckten drei Kreaturen helfen hoffentlich weiter.


Trotzdem ist es vermutlich sinnvoll, Nykthos noch ein wenig zu pushen und hierbei bedienen wir uns einfach im Standard:


Offensichtlich eine ziemlich mäßige Karte in einem Kombodeck, dafür umso bescheuerter, wenn es ans Zuschlagen geht. Insbesondere, falls aus dem so gewonnenen Mana der hier springt:


Dank dieser beiden Helden erhält man die nötige Explosivität, um ernsthaft mit den anderen „Goldfischdecks“ – also jenen, die nicht groß interagieren und das mithilfe extrem hoher Geschwindigkeit ausgleichen – des Formats mitzuhalten.

Der durchschnittliche Kill gegen den sich nicht wehrenden Gegner erfolgt dabei in Zug 4, ein Zug eher ist aber durchaus drin. Wichtig dabei ist auch unsere quantitative Länderanzahl, die mit 17 offensichtlich niedrig ausfällt. Im Normalfall möchte man auch genau zwei Länder haben, eventuell noch ein drittes, aber nie mehr. Das restliche Mana kommt aus den acht klassischen Manaelfen (Llanowar Elves und Elvish Mystic) sowie Heritage Druid. Letzterer arbeitet seit gefühlt 300 Jahren besonders gern mit Nettle Sentinel zusammen. Dieser wiederum wird in dieser Form des Elfendecks zusätzlich aufgewertet, da er neben seinen Komboqualitäten eben auch die 2/2-Kreatur für ein Mana ist und entsprechend anständig zuschlagen kann.

Wenn man alles miteinander kombiniert, sieht das Deck dann so aus:


3 Ezuri, Renegade Leader
4 Elvish Archdruid
4 Nettle Sentinel
4 Wren's Run Vanquisher
4 Joraga Warcaller
4 Burning-Tree Emissary
4 Llanowar Elves
4 Talara's Battalion
4 Heritage Druid
4 Elvish Mystic


4 Lead the Stampede

12 Forest
4 Nykthos, Shrine to Nyx
1 Pendelhaven


Alles hieran ist darauf abgestimmt, das Spiel möglichst kurz zu halten. Bei allem, was länger dauert, wird man auch durchaus Probleme bekommen, etwa mit multiplen Nykthos. Aber das ist dann meist auch egal.

Im Normalfall funktioniert das Deck dann so, dass man in Zug 1 einen Manaelfen spielt und dann im zweiten, spätestens dritten Zug den großen Rest der Hand hinterherlegt. Turn 4 gibt es dann den Angriff mit Ezuri-Overrun(s) beziehungsweise einen ungefähr achtfach multigekickten Joraga Warcaller. Klappt in Spiel 1 oft erstaunlich gut, da das Deck aus recht austauschbaren Karten besteht – Manaelfen, Schlägern und Lords – und jede halbwegs gelungene Mischung dieser für ein solides Spiel sorgt.


Nach dem Boarden wird es häufig ungleich schwerer, da es doch eine Menge Karten gibt, die uns vor Probleme stellen. Pyroclasm etwa. Zusätzlich sind unsere eigenen Sideboardoptionen bestenfalls mäßig zu nennen, weil Grün leider die am wenigsten interaktive Magic-Farbe ist. Weiterhin müssen wir davon ausgehen, dass auch jede Nicht-Elfen-Karte aus dem Sideboard den grundlegenden Plan verschlechtert. So könnte man zum Beispiel gegen Friedhofsstrategien problemlos einen Haufen Relic of Progenitus, Grafdigger's Cage und Tormod's Crypt boarden, würde dies aber auf Kosten der eigenen Geschwindigkeit tun, wodurch der Gegner wiederum deutlich an Zeit gewinnt, um diese Hatekarten zu umspielen.

Sicher im Sideboard dabei ist jedenfalls diese nicht ganz so grüne Karte:


Vom Paradiesvogel bis zum Baneslayer Angel fällt diesem Spontanzauber alles zum Opfer. Und das ist auch gut so, da es doch einige Feinde gibt, die im Alleingang Probleme bereiten. Ebenfalls gesetzt erscheint mir Spellskite zu sein, da Removalorgien unserer Gegner anderweitig nur schwer zu besiegen sind. Ansonsten habe ich Thorn of Amethyst sehr schätzen gelernt, der einige Decks ganz schön vor Probleme stellt.

Danach bin ich noch nicht zu tausend Prozent sicher. Hübsch wären in erster Linie Antworten auf Massenvernichtung wie Pyroclasm oder Supreme Verdict, aber so richtig etwas Überzeugendes habe ich noch nicht gefunden. Vielleicht ist auch der Ansatz an der Stelle nicht der richtige und man sollte sich eher auf die eigenen Stärken konzentrieren.


Sideboard:

1 Ezuri, Renegade Leader
3 Spellskite
4 Dismember
3 Scavenging Ooze
4 Thorn of Amethyst


Tatsächlich sind die mangelhaften Sideboardoptionen dann auch das größte Argument für die Zweitfarbe, vermutlich Schwarz. Mithilfe von Thoughtseize erhielte man dann nämlich die obligatorische, weil extrem flexible Antwort auf so ziemlich alle Probleme. Gleichzeitig vervielfachen wir aber auch den Wert des Decks, zumal mit schwarzem Mana und den dafür benötigten Fetchländern auch direkt wieder Deathrite Shaman am Start wäre.

Eine andere Karte, über die ich ernsthaft nachgedacht habe, heißt Imperious Perfect. Dieser Elfenlord hat immer den ungemeinen Vorteil, dass er schon ganz allein eine Armee aus der Erde stampfen kann, wodurch man weniger anfällig für die Massenvernichtung wird. Auf der anderen Seite ist er weniger „splashy“ als die jetzt integrierten Chefs, die allesamt schneller und brutaler funktionieren – immer vorausgesetzt, das Deck macht mal das, was es soll. In diesem Fall haben wir also Potenzial über die Konstanz gesetzt. Irgendwo müssen wir damit schließlich auch anfangen, da wir als monogrüne Magier eben nur sehr rudimentär interagieren und dadurch halt eine gewisse Geschwindigkeit entwickeln müssen. Vielleicht muss man das sogar noch weiter treiben, Garruk, Caller of Beasts und Craterhoof Behemoth sind ja als Optionen – gern auch miteinander – schon angesprochen worden.

Auf jeden Fall erhält man ein überaus konkurrenzfähiges und obendrein sehr bezahlbares Deck, dessen materiell wertvollste Karten zudem auch im Standard gut zu gebrauchen sind. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Variations- und Pimpmöglichkeiten, sodass ihr euch nach Herzenslust austoben könnt.

Viel Freude dabei!
Der MiDi




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