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Eine Prophetin
von Michael Diezel
17.10.2013

Ihr könnt mir nicht vorwerfen, euch nicht in die richtige Richtung gelenkt zu haben. Grüne, schwarze und ansatzweise auch blaue Devotion waren die Decks der letzten Wochen, und wenn ihr dem vertraut habt, solltet ihr all die Karten, die in den letzten Tagen teilweise abenteuerliche Preissprünge nach oben gemacht haben, schon besitzen.

Falls nicht – nun, dann müssen wir einfach ein paar Decks finden, die gut gegen die Einfarbigkeit der Dubliner Top 8 bestehen. Den Anfang macht heute ein Versuch, der bis jetzt extrem gute Ansätze zeigt. Ausgangspunkt ist mal wieder eine Einzelkarte und zwar dieses Mädel hier:



Nun gab es solche Effekte ja schon des Öfteren, Seedborn Muse
fällt mir zum Beispiel spontan ein oder auch der Urahne Awakening.
Letzteres war übrigens zumindest im Block-Constructed durchaus häufig gesehen, was ein gewisses Potenzial erahnen lässt. Um die Prophetin möglichst optimal zu nutzen, braucht es hauptsächlich eins: Sprüche und Fähigkeiten, die auch im gegnerischen Zug zur Verfügung stehen. Denn nur auf diese Art kommt man in den Genuss von jeder Menge Zusatzmana und das ist die Hauptaufgabe der jungen Dame.

Blau ist zum Glück traditionell gern dabei, wenn es darum geht, Instants zur Verfügung zu stellen, Grün wiederum macht das aktuell aber auch gar nicht so schlecht, hauptsächlich mit dem hier:


Die mit Abstand beeindruckendste Bestowkarte, da sie nicht nur ein herausragendes Preis-Leistungs-Verhältnis für die faktische Splitkarte liefert, sondern dank Flash zusätzlich als Combattrick geeignet ist. Für unseren sich langsam entwickelnden Plan ist ein solcher Kamerad natürlich Gold wert. Neben den schon genannten Vorteilen können wir so nämlich auch auf den „Restoration Angel“-Effekt zurückgreifen, also im gegnerischen Zug auf die Aktionen unseres Gegenübers warten und gegebenenfalls reagieren, etwa mittels Kontermagie. Bietet sich dafür keine anständige Bedrohung wird einfach der Satyr gewirkt beziehungsweise bestowed und macht ab diesem Moment ordentlich Druck.

Andere Optionen, Nutzen aus der Fähigkeit der Prophetin zu ziehen, bieten aktivierte Fähigkeiten beispielsweise von Polukranos, World Eater oder Ætherling oder schlicht die Möglichkeit sich in aller Ruhe im eigenen Zug auszutappen und danach trotzdem Kontermagie für die Aktionen des Gegners bereit zu haben. Ach ja, witzigerweise befreit die Prophetin auch grüne Kreaturen vom Tidebinder Mage.

In der Praxis bietet es sich an, möglichst schon vor Zug 3 Boardpräsenz zu zeigen, um dann die gerade beschriebene Ruhe entwickeln zu können. Gegen aggressive Gegner benötigt man zudem irgendwelche Blocker, da Blau/Grün traditionell Schwierigkeiten im Bereich der Massenvernichtung hat. Insofern darf man also nicht zu weit zurückfallen, und Random Dudes in den Weg zu werfen, ist da schon einmal ein guter Anfang. Meine aktuelle Konfiguration dafür lautet:

Theoretisch wären auch Manaelfen oder Experiment One für den ersten Zug denkbar, aber fürs zuverlässige Evolve spielen wir am Ende wohl nicht genug Männer und der Manaelf hält längst nicht so gut stand wie die Mauer. Zusätzlich werden wir wohl volle acht Guildgates/Temple spielen müssen und dadurch den erste Zug gern einmal getappt beginnen. Ansonsten sind alle drei Männer sicher nicht die Krone der Schöpfung, aber doch zumindest sehr solide, und dass das manchmal reichen kann, haben Frostburn Weird und Co. ja gerade erst gezeigt. Im Übrigen bietet es sich an, eine Farbe deutlich zu bevorzugen, um Nykthos, Shrine to Nyx spielen zu können – dazu später mehr. Hier seien für den Moment die Alternativen genannt: Gyre Sage, den ich eigentlich sehr mag, hat das Problem der wenigen Männer. Zusätzlich kommt man schon mit dem einfachen Evolve auf genau die gleichen Kampfwerte wie die Prophetin, was eine weitere Entwicklung erschwert. Außerdem spielen wir ja Kreaturen für die frühe Präsenz und die verbreitet der Sage nicht unbedingt. Frostburn Weird wird ohne Devotion zu dem, was er vorher schon war, nämlich anständig, aber nicht mehr, und da bleibe ich doch bei den grünen Jungs.


Scavenging Ooze ist übrigens nicht so sonderlich stark in diesem Deck und zwar aus ähnlichen Gründen wie im monogrünen Deck der Vorwoche: Man selbst bekommt nichts in den Friedhof. Das heißt, wenn der Gegner sich nicht mit Kreaturenvernichtung wehrt, gibt es kaum Dinge zum Futtern. Auf der anderen Seite kann der kleine Schlamm immer noch ganze Duelle dominieren und ist auch quasi nie völlig furchtbar.

Trotzdem ist die vergleichsweise überschaubare Stärke der 2-Mana-Kreaturen das vielleicht gewichtigste Argument für eine Dreifarbigkeit des Ansatzes. Voice of Resurgence plus Fleecemane Lion etwa würden den Powerlevel sicher nicht senken, allerdings habe ich mit dem Mana dieses Falls solche Probleme gehabt, dass ich das irgendwann wieder aufgegeben habe. Dadurch verliert man leider auch Advent of the Wurm und Sphinx's Revelation, zwei weitere extrem starke Karten für das geplante Deck, die sich jedoch besser splashen lassen.

Für drei Mana spielen wir einfach Boon Satyr oder Kontermagie. Diese vergleichsweise geringe Besetzung erklärt sich auch aus dem Vorhandensein von Sylvan Caryatid, die im Idealfall dafür sorgt, dass die drei Mana einfach übersprungen und durch unsere brokenen Sprüche für vier ersetzt werden.


Diese besteht aus Polukranos, World Eater und Jace, Architect of Thought und beide Karten haben – gerade in diesem beschleunigten Fall – die Stärke, uns im Spiel sehr, sehr weit nach vorne zu bringen. Alternativen gibt es bestimmt, doch aufgrund dieser absurd mächtigen Karten fällt es mir schwer, ernsthaft welche aufzuzählen.

Für fünf Mana gibt es dann die Prophetin sowie Bestow-Satyr und für noch ein weiteres Mana dann das Doppelpack Ætherling. Die sind mit Mrs. Kruphix noch besser als eh schon, da man quasi ohne Nachteil für acht ungeblockte Schadenspunkte angreifen kann und trotzdem noch verteidigt. Und zwar nicht nur er selbst, sondern eben auch der Rest des Decks ist wieder online. Davon abgesehen hat man nicht gelebt, bevor man nicht Ætherling mit Boon Satyr verzaubert und dann für geschmeidige 14 unblockbare Schadenspunkte angegriffen hat.

So sieht das Ganze dann kreaturentechnisch aus. Ich weiß, dass viermal Polukranos immer seltsam aussieht, being legend und so, aber diese Hydra sollte der Gegner besser auch wegmachen. Wenn nicht – gewinnt sie, und falls doch, haben wir eine höhere Wahrscheinlichkeit auf eine zusätzliche Kopie.

Kommen wir zu den Sprüchen. Kontermagie wurde ja schon mehrfach angesprochen, da diese offensichtlich das Nonplusultra der Spontanzauber darstellt – immer vorausgesetzt, man ist auf dem Schlachtfeld nicht schon zu weit hinten. Die aktuell besten Gegenzauber sind Syncopate, Essence Scatter und Dissolve. Essence Scatter mag ich nicht sonderlich, die beiden anderen schon. Syncopate übernimmt zudem manchmal die Rolle des 2-Drops, gerade on the play auf durchaus kompetente Weise. Überhaupt sind Counter aktuell ziemlich stark und dürften sogar noch stärker werden, da die Pro Tour nicht unbedingt erfolgreich für die schnellsten Decks war und auch nicht sonderlich viele Exemplare von Voice of Resurgence den Weg in die Top 8 fanden. Damit wären die zwei wichtigsten Feinde blauer Kontermagie geschwächt und wir können nach Herzenslust neutralisieren.

Die beste Verteilung ist vermutlich je dreimal Syncopate und Dissolve, ich selbst habe es mir aber nicht nehmen lassen können, ein Syncopate für dieses Ding hier zu cutten:


Zugegeben, vier Mana sind eine Menge, aber wenn es funktioniert … so gut! … und wenn es in diesem Deck keinen Platz findet, dasnn vermutlich gar nicht mehr.

An dieser Stelle ist das Deck auch schon fast fertig, lediglich ein kleiner Makel muss noch behoben werden. Noch fehlt nämlich eine Möglichkeit der Interaktion mit einmal liegenden Karten des Gegners. Klar, Polukranos und irgendwie auch Jace sind potenziell dazu in der Lage, aber leider nicht immer ausreichend. Nun spielen wir Blau-Grün, was unsere Optionen auf hartes Removal schlagartig gen null reduziert, doch davon lassen wir uns nicht unterkriegen. Stattdessen spielen wir einfach Cyclonic Rift im Doppelpack. Ist jetzt nicht sonderlich elegant, erledigt aber doch viele akute Probleme und bietet dabei immer wieder die Aussicht auf „7-Mana-huch-ich-habe-gerade-gewonnen“. Letzteres passiert gar nicht einmal so selten. So besitzen wir ausreichend Beef, um in einem solchen Entscheidungszug auch wirklich kräftig zuhauen zu können. Zudem spielen wir nicht weniger als 29 Manaquellen, wodurch es auch bis zur Sieben nicht allzu lange dauern sollte. Letztendlich sind zwei dieser 29 noch Nykthos, Shrine to Nyx, der besonders in solch langgezogenen Matchups glänzt. Dies liegt schlicht daran, dass hier oft das Feld vollgeklatscht wird und dann eben so ein Spruch wie das überladene Rift gewinnt.

Spells und Länder. Das eine Mutavault ist nicht ganz so random, wie es vielleicht aussieht, sondern einfach der Rest eines ganzen Bataillons Ändergewölbe, die nach und nach gekürzt wurden, um das Mana stabiler zu machen. Genau deswegen sind meines Erachtens auch sämtliche Guildgates zusätzlich zu den Tempeln zu spielen. Im dritten Zug benötigt man einfach sowohl als auch .

Sprechen wir noch kurz über das Sideboard. Im Gegensatz zu den ganzen Devotion-Decks können wir hier das Beste aus zwei Farben spielen, was die Auswahl deutlich vergrößert. Trotzdem ist das alles nicht so simpel. Gegen echte Aggrodecks wie Monorot hätte ich gern billiges Removal. Zonk! Grün-Blau bietet an dieser Stelle bestenfalls so etwas wie Sensory Deprivation. Alternativ könnte man mit potenten Blockern wie Wasteland Viper herumalbern, aber so richtig überzeugend klingt das auch nicht. Ratchet Bomb wäre eine Option, die mir gefällt, da sie auch durchaus flexiblen Nutzen hat und das verhindert, wovor man am meisten Angst hat: Richtig schnelle Starts. Und den Brand hintenraus neutralisieren wir per Nylea's Disciple.


Ein weiteres Problemmatchup sind interessanterweise wieder Decks mit Supreme Verdict und zwar mit einer vergleichbaren Begründung wie das blaue Devotion-Deck: Unsere wichtigste Interaktionsmöglichkeit ist Kontermagie und der bedeutendste Spruch des Gegners sein Zorn Gottes. Nur dass der eben nicht mehr Zorn Gottes, sondern Supreme Verdict heißt und nicht neutralisiert werden kann. Dies trifft besonders die Caryatiden hart, die permanent nebenbei mit umfallen. Insofern dürfen sie in den Spielen 2 und 3 auch zuschauen. Dafür machen mehr Bedrohungen mit, Ætherling und Mistcutter Hydra heißt der Ersatz. Letztere dürfte gerade in den nächsten Tagen sowieso an Relevanz zulegen, da bekanntlich nicht nur der PT-Sieger, sondern obendrein ganz schön viele der folgend Platzierten mit großen Volumina an Inseln unterwegs waren. Ohne die Manamauer sind wir ein wenig knapp, was das Mana angeht, was Mutavault auf der Ersatzbank erklärt. Aufgefüllt wird schließlich mit weiteren Interaktionsmöglichkeiten, namentlich Negate und Gainsay.

Wie immer gilt aber gerade beim Sideboard höchste Flexibilität, da sich Metagames sehr schnell ändern können beziehungsweise lokal sowieso extrem unterschiedlich aussehen. Für das der Pro Tour erhält man mit dem Prophetinnen-Deck auf jeden Fall eine spannende Alternative, bei der man zudem nur manchmal die eigenen Manasymbole zählen muss …

Zum Abschluss noch einmal die komplette Liste, schön säuberlich:


5 Island
4 Temple of Mystery
4 Breeding Pool
5 Forest
4 Simic Guildgate
2 Nykthos, Shrine to Nyx
1 Mutavault

3 Prophet of Kruphix
4 Boon Satyr
2 Scavenging Ooze
2 Ætherling
4 Polukranos, World Eater
4 Sylvan Caryatid
4 Kalonian Tusker


3 Dissolve
4 Jace, Architect of Thought
1 Plasm Capture
2 Syncopate
2 Cyclonic Rift

Sideboard:

1 Mutavault
1 Ætherling
2 Negate
2 Gainsay
3 Mistcutter Hydra
1 Triton Tactics
2 Ratchet Bomb
3 Nylea's Disciple


Dann kann der Game-Day ja kommen!

Viel Erfolg dabei und bei allem, was ihr sonst so treibt, wünscht
Der MiDi




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