Nachdem ich im letzten Jahr Grand Prix Malmö leider aussetzen musste, war der Grand Prix in Göteborg etwas ganz Besonderes für mich, denn natürlich sind wir für das Event an sich hingeflogen, aber ich liebe ganz Skandinavien für sein fantastisches Brot. Das mag etwas unspektakulär klingen, aber ich finde vor allem Supermärkte unglaublich interessant, gerade in einer unbekannten Sprache. Und ich hatte noch nicht die Ehre, einen schwedischen Supermarkt zu besuchen.

Unsere stolze deutsche Invasionsgruppe von sieben (plus zwei) Infanteristen wurde am Flughafen auch herzlichst empfangen. Praktischerweise ist es als Gruppe viel preiswerter, ein Gruppentaxi direkt zum Hostel zu nehmen, als den schnöden Busservice zu nutzen, und wie es der Zufall so wollte, sprach unser kurdischer Taxivermittler nicht nur Schwedisch und Englisch, sondern auch etwas Deutsch und sogar Hebräisch. Nebenbei schien der gute Mann sehr angetan von der deutschen Kultur. So haben wir nicht nur in Windeseile ein Gruppentaxi bekommen, sondern erstaunlich viel über deutsche Generäle aus dem zweiten Weltkrieg gelernt.


Göteborg selbst ist nicht besonders groß, aber dafür wirklich schick und sehr angenehm zu durchlaufen (und das sage ich als weltgrößter Sightseeing-Muffel). Zusätzlich gibt es in dieser Stadt einfach nur freundliche Menschen. Unsere Gruppe wäre am ersten Tag fast zu spät gekommen, da wir unsere Straßenbahn verpassten, somit nach unserer Karte gehen mussten und uns schließlich verlaufen haben. Ich als Kartenführer war nur bedingt daran schuld, ich schwöre die Karte war falsch (*hust*). Jedenfalls versuchte ich an einer Kreuzung mit Straßennamen wieder unseren Punkt auf der Karte zu finden und es hat nicht einmal zehn Sekunden gedauert, bis eine nette Dame uns ihre Hilfe angeboten hat. So haben wir es gerade noch so zum Playersmeeting geschafft, als sie dabei waren, das Sealedmaterial auszuteilen.



Meinen Pool könnt ihr sowohl sehen als auch bauen, indem ihr hier klickt. Nach dem ersten Blick war ich recht zufrieden. Die Kartenqualität war hoch, aber eben auch sehr vielfarbig. Ich gebe zu, dass das Deck sehr gierig gebaut ist, aber meiner Erfahrung nach wird Gier in diesem Sealedformat meistens belohnt, wenn das Fixing einigermaßen stimmt. Ich konnte meine Maßlosigkeit mit drei Guildgates, zwei Cluestones und einem Izzet Charm unterstützen. Wenn man sich andere Sealeddecks anguckt (zum Beispiel in diesem Event oder GP Houston), dann entdeckt man viele 4- bis 5-farbige Decks. Natürlich ist eine gewisse Spoilerdichte hilfreich und notwendig. Das Einzige, was mich etwas pessimistisch gestimmt hatte, war, dass mein hartes Removal lediglich aus einem Turn // Burn und einem Trostani's Judgment bestand, und die mussten auch echt harte Arbeit leisten.

Im Endeffekt bin ich mit dem gebauten Deck zufrieden, aber im Nachhinein habe ich Species Gorger immer und Simic Charm fast immer ausgeboardet. Dafür ist jedes Mal Paralyzing Grasp hereingekommen, welcher ebenfalls viel gute Arbeit verrichtet hat, und meistens Skyline Predator. Insgesamt hatte ich ein solides 7:2 erwartet, denn alles darüber ist doch schon sehr schwer zu erreichen.

1 Boros Guildgate 1 Forest 1 Gruul Guildgate 6 Island 6 Mountain 1 Plains 1 Simic Guildgate 1 Boros Reckoner 1 Cloudfin Raptor 1 Ember Beast 1 Frostburn Weird 1 Ghor-Clan Rampager 1 Goblin Electromancer 1 Isperia's Skywatch 1 Lavinia of the Tenth 1 Lobber Crew 1 Maze Glider 1 Maze Rusher 1 Nivix Cyclops 1 Rubblebelt Maaka 1 Species Gorger 1 Tower Drake 1 Viashino Shanktail

1 Azorius Cluestone 1 Electrickery 1 Izzet Charm 1 Selesnya Cluestone 1 Simic Charm 1 Trostani's Judgment 1 Turn // Burn Sideboard: 1 Paralyzing Grasp 1 Skyline Predator

Das Turnier

Wenn ich einen Grund nennen müsste, warum dieses Deck 9:0 abgeschnitten hat, dann ist es leider nicht meine außerordentlich herausragende Spielweise, sondern einfach der, dass ich am gesamten Tag genau zwei spielrelevante Rares und genau null Mythics auf der Gegenseite gesehen habe. Ein paarmal kamen Clan Defiance und Sire of Insanity einfach zu spät, aber im Wesentlichen haben die stärksten Karten bei meinen Gegnern vor allem durch Abwesenheit geglänzt. Obwohl ich ein paar Mulligans genommen habe und oft einige meiner guten Karten nicht spielen konnte, war das Deck meistens nicht auf Reckoner oder die grünen Karten angewiesen. Ich war sehr erstaunt (und meine Gegner erst recht), wie schnell dieses Deck töten könnte, und das war auch der Schlüssel in etlichen Spielen. Viele der Karten konnten viel Schaden überraschend anrichten, sodass sich meine Gegner sehr häufig verschätzt haben. Ghor-Clan Rampager und Lavinia of the Tenth, Maze Rusher und Maze Glider, Simic Charm und Nivix Cyclops, das waren alles Karten, mit denen ich selbst gut planen konnte, während meine Gegner überrascht und überrumpelt wurden.


Intessant ist auch, dass ich ab Runde 6 nur noch gegen Gruul (plus Splash) gespielt habe, Decks, die aufgrund ihrer Commonbasis sehr schnell und solide sind. Es ist gut vorstellbar, dass diese Decks nicht mehr als einen Spoiler enthielten und einzig aufgrund ihrer Konstanz ungeschlagen waren.

Wenn ihr euch die letzte Runde des ersten Tages im Stream anschaut (hier ab 5:59) – das Match fasst prima meinen ganzen Tag zusammen. Im ersten Spiel haben wir beide einen recht guten Start. Das Spiel ist sehr knapp (auch weil ich kein Weiß für Lavinia finde), aber einige suboptimale Entscheidungen meines Gegners und meine Instants fahren den Sieg nach Hause. Das zweite geht an ihn, weil ich das vierte Land viel zu spät sehe. Und im dritten Spiel nimmt er Mulligan auf fünf und ist einfach zu langsam.

Ich war bei den letzten Malen nicht sehr zurückhaltend mit meiner Kritik an den Events und den Schiedsrichtern. Fairerweise habe ich diesmal absolut nichts auszusetzten, ganz im Gegenteil. Der Grand Prix wurde perfekt veranstaltet und ausgetragen. Die Site war sehr gut zu erreichen und hatte einen Supermarkt direkt nebenan. Die Judges waren kompetent und wie gesagt hat das Turnier nicht nur pünktlich angefangen, sondern verlief auch sehr flüssig. Ein großes Lob an alle Beteiligten!


Konzentration!

Wenn ihr unsere Draftvideos hier auf PlanetMTG seht, dann wisst ihr: Da passieren dumme Sachen. Reden und Spielen sind nicht immer einfach und etwas schnelleres Spielen führt eben über lange Sicht auch zu unnötigen Fehlern. In großen (und vor allem langen) Turnieren ist man dafür verantwortlich, mit dem ganzen Kopf im Spiel zu sein.


Deswegen stehe ich gern am Tag davor sehr früh auf, um dann auch sehr früh wieder ins Bett zu gehen. Das ist für einen Tag vielleicht nicht unbedingt nötig, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Sonntag viel schlimmer wird, wenn man sich gerade so durch den langen Samstag gekämpft hat. Einer meiner Gegner am zweiten Tag hat zum Beispiel einen wichtigen Fehler gemacht und gesagt, dass er noch viel zu müde für dieses Event sei.

Außerdem: Besorgt euch vorher genug zu essen und zu trinken, natürlich vorzugsweise Obst. Findet heraus, was euch beim Spielen weiterhilft. Manche (wie Herr Josh Utter-Leyton) mögen es, während des Spielens Musik zu hören (auch wenn ich das nicht wirklich unterstütze), wieder andere achten darauf, immer die gleichen Standardländer zu spielen. Mir persönlich hilft es, die Länder nach vorne zu legen. Ob das wirklich etwas an der Spielweise meiner Gegner ändert, kann ich nicht sagen, obwohl einige davon sichtlich verwirrt sind, aber es geht vielmehr um mein eigenes Mindset, denn ein GP/PTQ/PT ist eben ein anderes Turnier als der Random Draft im Lieblingsladen und verlangt (für mich) eine andere Spieleinstellung. Sobald ich die Länder nach vorne lege, ist es meinem Kopf auch klar: Das ist ein wichtiges Turnier.


Tag 2

Draftritter Johannes, der Magic-Theorie-Schwamm, hatte schon lange die Meinung, dass Rot die stärkste Farbe im Format ist. Ich persönlich war immer der Ansicht, dass Weiß in allen drei Boostern herausragt und habe dementsprechend oft weiße Decks gedraftet – meistens mit einem eher unüberwältigenden Ergebnis. Entweder war meine Einschätzung von Weiß falsch oder viel zu viele Leute fanden die Farbe genauso klasse. Jedenfalls habe ich dann öfter Rot gedraftet, meistens in Kombination mit Grün und so meine Liebe zu Grün in diesem Format entdeckt. Wie schon gesagt waren meine letzten Sealeddeckgegner alle Gruul, weil die Gruul-Commons und -Uncommons in Dragon's Maze und Gatecrash sehr stark sind und selbst Return to Ravnica gutes Removal und gute schnelle Kreaturen beisteuert. In allen drei Drafts war Grün weit offen und entweder Rot oder Blau konnte gut damit kombiniert werden. Frühe Signale wie Give // Take, Scab-Clan Giant, Krasis Incubation oder auch Thrashing Mossdog (ich finde, die beste Common im Set) haben das Draften recht einfach gemacht.


Ich war schon immer ein Fan von Explosive Impact. Eigentlich war ich schon immer ein großer Fan von Lava Axe, auch gerne in Multiplen, aber Explosive Impact kann locker in die Top 5 der unterschätzten Karten eingehen. Nicht nur ist es solides Removal, sondern für Aggrodecks auch ein mehr als brillanter Finisher, wenn der größte Ansturm gestoppt wurde. Im ganzen Turnier sind um mich herum ständig Leute an zwei Karten gestorben: Explosive Impact und Pack Rat. Da ich wohl schlecht sagen kann: Pickt mehr Pack Rat!, nehme ich die zweite Option: Pickt mehr Impacts! Selbst im Splash eine überaus wertvolle Karte.


Time to Say Goodbye

… Return to Ravnica, ich werde dich vermissen. Seit Langem mal wieder ein Format, das nachhaltiges Draftvergnügen garantierte. Ich finde, es war eines der schwierigsten Draftformate aller Zeiten. Wobei ich auch sagen muss, dass ich mich sehr auf M14 freue. Ich war schon immer ein Freund von Hauptset-Magic und spiele heute online noch gern M13-Drafts, selbst wenn die Booster nicht mal mehr eine 100%-2-Spieler-Momir-Gewinnquote profitabel machen.

Ansonsten schreibt mal in die Kommentare, ob ihr auch gerne andere Formate sehen würdet. Ich hätte noch Standard, Pauper und natürlich Momir anzubieten. Wie immer könnt ihr natürlich euren eigenen Eindruck von Göteborg in den Kommentaren hinterlassen. Macht euch eine schöne Woche!

Toffel

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