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Eternal
Elfenlied
von Michael Diezel
23.05.2013

Nachdem ich letzte Woche meine Verzweiflung in Hinblick auf das Standardformat deutlich gemacht habe, gönne ich mir heute ein kleine Pause davon und widme mich stattdessen dem wunderbaren Modern. Auch dort hat Dragon's Maze ja durchaus seinen Einfluss gehabt, hauptsächlich in Gestalt eines goldenen Paarhufers. Im Vorfeld war jedoch hauptsächlich über eine andere Karte spekuliert worden, nämlich diese hier:


Neben diversen theoretischen Anwendungsmöglichkeiten, etwa im Affinity, funktioniert die linke Seite ja ganz ähnlich dem guten, alten Glimpse of Nature und ist als solches direkt ein Kandidat fürs Elfendeck. Dieses ist in dem Format bisher nur sehr bedingt spielbar gewesen und auch beim vergangenen Modern-GP im idyllischen Portland hat niemand eine anständige Version an den Start gebracht. Deswegen habe ich mich jetzt einfach mal selbst versucht. Im Gegensatz zur Vorwoche bin ich zumindest zu einer Deckliste gekommen, mit der ich mich aus dem Haus trauen würde. Ich muss euch allerdings trotzdem vorwarnen: Die Elfen gehören mit zu dem Komplexesten, was unser schönes Spiel zu bieten hat und zwar nicht nur während des Spielens, sondern auch beim eigentlichen Deckbau. Insofern bin ich mir ziemlich sicher, noch längst nicht beim Optimum angekommen zu sein.

Starten wir doch einfach mal bei den Karten, bei denen ich mir ziemlich sicher bin, dass sie so oft wie möglich mitspielen sollten:

Beck // Call (ab jetzt auf die relevante Seite „Beck“ beschränkt)
Heritage Druid
Nettle Sentinel
Elvish Visionary

Das war es auch schon mit den wirklich Unverzichtbaren. Für alle, die an dieser Stelle keine Ahnung haben, wovon ich eigentlich spreche, hier noch einmal der nicht gerade moderne, aber doch noch kompetetive Plan des Elfendecks:


Glimpse of Nature (beziehungsweise Beck, wie das heutzutage heißt) spielen und eine Menge Elfen legen. Das Mana kommt dabei hauptsächlich aus der Kombination von Heritage Druid und Nettle Sentinel, wobei jeder neu gespielte Elf den Sentinel enttappt. Spätestens wenn man dann zwei von denen hat, generiert jeder Elf also auch noch Mana. Komplett albern wird das Ganze mit dem Hinzufügen weiterer Kombokarten, etwa Cloudstone Curio oder einfach einem zweiten Beck, mit deren Hilfe man dann einfach das Deck ziehen und auf den Tisch legen kann. Irgendwo zwischen all diesen Karten verbirgt sich dann die Wincondition der Wahl, die man dank nahezu beliebig angewachsenen Manapools natürlich auch direkt wirken kann.

Klingt alles recht hübsch und einfach, ist es aber in der Praxis in den allermeisten Fällen nicht. Beck, am besten zweifach, Heritage Druid, Nettle Sentinel – ebenfalls gern doppelt – und weitere Elfen zu sammeln, ist schon nicht so ganz einfach, insbesondere wenn der blöde Gegner sich auch noch wehrt. Hier profitieren die Elfen jedoch ungemein von der hohen Synergie zwischen diversen Karten und Fähigkeiten. Die vielleicht wichtigste direkt zu Beginn:

Random Elf + random Elf + random Elf + … + Angriff!

Prinzipiell können die Spitzohren ja auch einfach zuschlagen. Normalerweise nicht sonderlich beeindruckend, aber doch so stark, dass sich gerade die Kontrolldecks nicht beliebig die Hand zusammensuchen können, wie das gern gegen andere Kombodecks der Fall ist. Überhaupt sollte man sich von dem Gedanken verabschieden, zwingend durch die komplette Kombination gewinnen zu müssen. So ein Beck ist schon eine gute Karte, wenn man einfach drei neue Elfen damit zieht und ein Cloudstone Curio gewinnt auch langsam, wenn man ständig Elvish Visionary bounct und dadurch stetigen Kartenvorteil generiert. Deswegen sehe ich den Visionär auch in der elitären Liste der gesetzten Karten.

Ansonsten benötigt das Elfendeck vor allem eins: Elfen!

Nun gibt es geschmeidige 176 Elfen im Modernformat und da sind Shapeshifter, Elfenspielsteinproduzenten und Ähnliches noch nicht einmal mitgezählt. Die Auswahl ist also gewaltig, reduziert sich aber recht schnell und lässt sich gut in Kategorien einteilen …

Billige Manaelfen: Der Klassiker. Aus offensichtlichen Gründen sind die natürlich superstark in diesem Deck, sodass sich nicht so sehr die Frage stellt, ob man sie spielt, sondern eher wie viele und welche. Die relevantesten Kandidaten haben nämlich durchaus Vor- und Nachteile:

Arbor Elf: Liefert mit den Schockländern auch nicht-grünes Mana und damit eigentlich klar der Star, wäre da nicht ein Neuzugang …
P
Deathrite Shaman: Dass der mit Fetchlands gut ist, sollte sich herumgesprochen haben. Diese wiederum gibt es im Modern in Hülle und Fülle und so kommt man auf einen fast vollwertigen Manaproduzenten. Das „fast“ im vorhergehenden Satz ist jedoch dramatischer, als es aussieht. Immerhin erhält man im Gegenzug die Möglichkeit, sämtliche Friedhofsspielereien des Gegners zu unterbinden und zugleich eine ordentliche Bedrohung zu schaffen.
P
Joraga Treespeaker: Von all den Varianz-Manaelfen hat er direkt die allerhöchste Varianz. Klappt alles wie geplant, ist er vermutlich der allerbeste – falls nicht, die Gurke du jour.
P
Llanowar Elves: Solide. Im positiven Sinn.

Beck macht zwar beinahe das Gleiche wie Glimpse of Nature, ist im Wording aber erstaunlich anders. So müssen die Kreaturen nicht gewirkt werden und es ist zudem egal, für welche Seite sie das Spielfeld betreten. Das bringt gewisse Nachteile mit sich (zum Beispiel gegen Kontermagie), hauptsächlich aber neue Möglichkeiten. So werden sämtliche Sachen interessant, die mehr oder weniger zahlreiche Tokens generieren. Wirewood Hivemaster etwa wäre der absolute Star der Mannschaft, gilt allerdings nicht gerade als modern. Lys Alana Huntmaster ist vielleicht die vergleichbarste Karte, wenn auch vom Powerlevel in völlig anderen Dimensionen. Immerhin baut sie Elfen, die wiederum hübsch mit Heritage Druid zusammenarbeiten. Die Karte, auf die ich aber eigentlich hinauswill, ist folgende: Forbidden Orchard.


Beck spielen, mit diesem Land Mana machen und dann dem Gegner großzügig den Geist-Spielstein reichen zieht direkt eine Karte, was wiederum ausreicht, um ein paar Obstgärten zu inkludieren, zumal der Nachteil auch ansonsten meist vernachlässigbar ist. Im Normalfall gewinnen die Elfen doch eher deutlich … oder eben gar nicht. Spürbarer ist da schon der Verzicht auf zusätzliche Fetch- bzw. Schocklands, was – je nachdem – Arbor Elf oder Deathrite Shaman schwächt.

Teure Manaelfen: Hier beschränkt sich die Auswahl auf den Erzdruiden des Vertrauens, Elvish Archdruid.


Potenziell völlig sinnfrei in diesem Deck bin ich kein sonderlicher Fan dieser Karte, da sie offensichtlich nicht sonderlich rüstig und dafür mit drei Mana stattlich bepreist ist. Das wird immer dann zum Problem, wenn man alles auf ihn ausrichtet und der Gegner einfach „Blitzschlag“ spielt. Auch in der Kombo sind Kosten von drei oft ein wenig nervig. Demgegenüber steht die Brutalität, falls er eben doch einmal (Zug 2) gelegt wird und liegenbleibt.

Etwas zum Gewinnen: Ich habe ja angedeutet, dass es beinahe egal ist, wie die Elfen am Ende gewinnen, da man im Idealfall fast unendlich Mana und Elfen besitzen wird. Deswegen sorgen wir uns auch eher um die Spiele, wo es eben nicht so glatt läuft, und da hat sich folgender Geselle bewährt: Craterhoof Behemoth!


Der gewinnt im Normalfall in der Kombo, ist aber auch im normalen Spiel zumindest wirkbarer als Alternativen wie Emrakul, the Aeons Torn. Hinzu kommt, dass er als grüner Typ von Summoner's Pact gezielt gewünscht werden kann, was zwar nicht sonderlich häufig in Anspruch genommen wird, aber es passiert schon.

Eine etwas andere Aufgabe hat „Das Gerät“ – Regal Force. Ihr großer Auftritt erfolgt immer dann, wenn man zwar unendlich – oder zumindest sehr viel – Mana hat, aber es an Karten hapert.

Tutoren, Curios und andere Spielereien: Neben der Auswahl der Elfen wird auch die der Nichtkreaturen immer anspruchsvoller, zumal Beck ja jetzt vier geschmeidige Slots besetzt. Unter den Kandidaten befinden sich Summoner's Pact und Chord of Calling im Bereich der Kreaturentutoren sowie Cloudstone Curio, welches sowohl in der Kombo als auch im normalen Spiel wunderbare Synergien eröffnet, sowie – da wir ja eh auf Blau zurückgreifen müssen – Intruder Alarm. Die blaue Verzauberung sorgt gerade mit Heritage Druid und/oder Elvish Archdruid dafür, dass man sich um Mana wirklich keine Sorgen mehr machen muss. Für meinen Geschmack ist die Karte aber zu eingeschränkt nützlich, weil sie außerhalb des Kombozugs quasi nichts macht. Den gewinnt sie dann zugegeben doch ziemlich oft. Trotzdem bevorzuge ich die weniger spektakuläre, dafür deutlich häufiger anständige Lösung Scryb Ranger.


Als grünes 1-off ist der Ranger auch von allen Tutoren auffindbar.


1 Dryad Arbor
2 Breeding Pool
3 Forest
1 Pendelhaven
4 Verdant Catacombs
4 Misty Rainforest
3 Forbidden Orchard

3 Cloudstone Curio
3 Summoner's Pact
4 Beck // Call
2 Chord of Calling


1 Coiling Oracle
4 Elvish Visionary
2 Deathrite Shaman
1 Craterhoof Behemoth
4 Arbor Elf
4 Llanowar Elves
1 Regal Force
4 Nettle Sentinel
4 Heritage Druid
3 Elvish Archdruid
1 Lys Alana Huntmaster
1 Scryb Ranger


So sieht das Prachtstück dann aus. Von den noch nicht näher untersuchten Karten bildet Coiling Oracle einfach Visionary #5, manchmal sogar besser, hauptsächlich jedoch schwerer zu wirken, und Dryad Arbor die Möglichkeit, eine gerade unter Beck gern per Fetchland gesuchte Zusatzkreatur zu bauen. Die 18 Länder sind eher auf der soliden Seite, ich würde eigentlich lieber auf 17 runtergehen, traue mich aber nicht so richtig.

Beim Spielen geht es prinzipiell darum, zunächst zu schauen, ob ein Beck-Zug bevorsteht oder nicht. Ist dem so, bietet es sich meist an, die eine oder andere Kreatur auf der Hand zu belassen. Ähnliches gilt für Cloudstone Curio. Ansonsten bevölkert man den Tisch, ohne sich vollständig zu verausgaben.

Natürlich gibt es Unmengen von Karten, die einer so geradlinigen Strategie gehörig in die Parade fahren können. Mein Favorit ist zweifellos Ethersworn Canonist, aber auch jede Form von Removal, im schlimmsten Fall mit der Vorsilbe „Mass“ ist eine Herausforderung. Derartige Probleme können natürlich mit dem Sideboard entschärft werden, allerdings ist das gar nicht so einfach. Wie bei Kombodecks üblich benötigen auch die Elfen eigentlich jede Karte des Maindecks zum Gewinnen und tun sich entsprechend schwer damit, große Auswechslungen vorzunehmen.

Am liebsten wären uns ja Elfen, die einfach zufällig benötigte Fähigkeiten mitbringen, wie etwa Viridian Shaman gegen Artefakte. Darüber hinaus wird es allerdings wirklich schwer, weil es dergleichen leider nicht gibt. Deshalb bin ich dazu übergegangen, die Gegnerdecks in solche zu unterteilen, gegen die man eher mit Kombo gewinnt und solche, gegen die das nicht der Fall ist. Letzteres sind hauptsächlich blaue Feinde sowie Decks mit unendlich Removal, die eher über Ausgrinden mit Beck, Curio und so weiter besiegt werden. Sobald man das einmal erkannt hat, werden die reinen Kombokarten direkt überflüssig, also Pakte und die teuren dicken Männer. Stattdessen würde ich Karten vorschlagen, die genau in diese Kerbe schlagen: Lead the Stampede oder Ranger of Eos. Letzterer hat offensichtlich den Nachteil, dass er weißes Mana benötigt, was sich aber über einen einzelnen Temple Garden recht gut organisieren ließe. So würde man auch Zugriff auf Burrenton Forge-Tender oder vergleichbare Anti-Removal-Karten erhalten. Auch Gaddock Teeg schadet vermutlich nicht. Für die Matchups, bei denen eher die Geschwindigkeit entscheidend ist, kann man hingegen gegensätzlich handeln, also zum Beispiel Curios, Visionaries und so weiter kürzen und dafür die jeweiligen Alternativen bringen – wie auch immer die dann aussehen. Gäbe es beispielsweise noch Storm würde ich einfach auf Thorn of Amethyst setzen, so greift man vermutlich eher auf Dismember zurück, um im Race mitreden zu können oder bringt gar zusätzliche Lords.

Theoretisch kann man auch noch einzelne „Hate“-Kreaturen ins Sideboard werfen, etwa Loaming Shaman, da man ja doch einige Tutoren für Männer spielt. Oder man vertraut auf Turn 1 Essence Warden, um gegen die aggressiven Decks solide Lebenspunktemassen zu generieren.

Wie auch immer, ganz wichtig ist: Egal welchen Plan ihr nach dem Sideboarden habt, verfolgt Ihn hartnäckig, das heißt, tauscht nicht zu viel, dafür sind die Einzelkarten einfach zu schwach.

So oder so wünsche ich euch ganz viel Freude beim etwas anstrengenderem Kartenspielen. Denn eins ist klar: Wer in letzter Zeit hauptsächlich Karten wie Thragtusk oder Burning-Tree Emissary gespielt hat, dem stehen direkt Kopfschmerzen bevor! Aber das ist doch auch mal wieder schön, oder?

Der MiDi




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