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Casual
Wie der Vater, so der Klon
von Michael Diezel
09.05.2013

„Der einzig wahre Realist ist der Visionär“, sagte einst Fellini und der muss es ja wissen.

Auf Ravnica sind Visionäre gern grün-blau, arbeiten für das Simic-Kombinat und führen ein „Bio“ im Titel. Hat man vier von ihnen im Spiel, gewinnt man. Ganz einfach. Der Weg dorthin wird auf der Karte selbst schon angedeutet:


Wir klonen.

Entsprechende Effekte gibt es aktuell wie Sand am Meer, neben dem 20 Jahre alten Original zum Beispiel noch Evil Twin, Cackling Counterpart oder Stolen Identity. Neuestes Produkt aus dem Hause Simic ist jedoch dieser Kollege hier:


Visionär plus Mimic benötigt noch zwei Züge für die ultimative Biovision, für die es neben dem Gewinn eines Duells noch extra Achievementpunkte geben sollte. Denn eins muss jedem klar sein: Der Gegner spielt mit und er will bestimmt nicht derjenige sein, der gegen den Biovisionär verliert. Unsere Aufgabe ist es jetzt, dafür zu sorgen, dass ihm gar nichts anderes übrigbleibt.

Ausgehend von unserer Idee gibt es die bei Kombinationen üblichen zwei Wege, die theoretisch beschritten werden können:

Hardcore-Kombo, bei der das ganze Deck darauf ausgerichtet ist, die Kombo zu finden, ins Spiel zu bringen und dort zu beschützen
P
Softcore-Kombo, wobei man eher von einem Synergieeffekt sprechen sollte, der bei Eintreten gern mitgenommen, auf den aber nur sehr bedingt aktiv hingearbeitet wird

Für Ersteres fehlen eigentlich schon seit Jahren die benötigten Karten, zumindest im Standardformat: Tutoren, um die einzelnen Teile der Kombination sicher zu finden; Manabeschleunigung, die unseren 6-Mana-Mimic deutlich schneller ins Spiel kommen lässt; und mit Biovisionary muss zudem eine 2/3-Kreatur beschützt werden, was nicht ganz so einfach ist, da Kreaturenvernichtung zu den Basics der meisten Decks gehört.


Entsprechend müssen wir uns umsehen, in welche Umgebung wir die beiden Karten denn packen könnten, damit ein Deck herauskommt, welches auch ohne das Zusammenbekommen der Kombination funktioniert. Die Lösung ist recht offensichtlich: Der Biovisionär ist immer eine Tröte, wenn er nicht gerade im Quartett auftritt, daran kann man auch nichts ändern. Progenitor Mimic hingegen synergiert mit einer Vielzahl von Kreaturen, insbesondere wenn sie beim Betreten des Spielfelds etwas auslösen. Selbiges gilt auch für die anderen Kloneffekte, sodass wir uns daran machen können, Kreaturen zu suchen, die man möglichst gern in der einen oder anderen Kopie besitzen will.

Wie schon angedeutet hilft dabei die Formulierung „When XYZ enters the battlefield“ ungemein weiter, aber letztendlich ist es vermutlich nie verkehrt, auch einfach die eine oder andere gute Kreatur zu verdoppeln. Und obwohl es natürlich völlig logisch ist, möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass Legenden für diesen Prozess denkbar ungeeignet sind. Es kann halt nur einen geben …

Das ist meine erste Liste von Kreaturen mit schönen Fähigkeiten, die man dadurch auslöst, dass sie ins Spiel kommen. Die Karten in Klammern geben dabei an, wer prinzipiell noch gut mit solchen Sachen harmonieren könnte. Das sind in erster Linie die sogenannten Blinkeffekte, also Karten, die uns eigene Kreaturen entweder kurzzeitig aus dem Spiel nehmen oder auf die Hand zurückbringen. So oder so kommen sie dann wieder und können ein weiteres Mal ihren Effekt bewirken. Bewusst habe ich mal die eine oder andere weitere Option ausgespart, da unsere (recht teuren) Klone nur ungern als unerhebliche 2/2er mit vernachlässigbarer Fähigkeit oder so ins Spiel kommen sollen.

Eine alternative Möglichkeit wäre das Verwenden einer dritten Farbe. Weiß, Schwarz und auch Rot bieten dabei jeweils durchaus verlockende Zugewinne und könnten dank der vorhandenen Länderbasis des aktuellen Standardformats auch noch halbwegs zuverlässig gewirkt werden. In Weiß fände man zum Beispiel die beiden Engel (Angel of Serenity, Restoration Angel), oder die neue Voice of Resurgence. Ähnlich wie die Karten, die etwas auslösen, wenn sie ins Spiel kommen, funktionieren auch diejenigen, die etwas tun, wenn sie dieses verlassen. Im Falle des Goldenen Hirschs leider nicht ganz so effektiv, da die angesprochenen Blink-Effekte nicht extra funktionieren. Aber die Karte ist auch so schon gut genug, dass ich sie zumindest erwähnen wollte. Schwarz reizt mich vermutlich am wenigsten, böte aber mit Jarad's Orders den vermutlich besten Tutoreffekt. Rot könnte ich mir zum Beispiel für Domri Rade vorstellen, der in unserem kreaturenlastigen Deck sicher eine ordentliche Figur abgäbe und auch Huntmaster of the Fells gehört zu den Kreaturen, von denen man nie genug haben kann, obwohl eine Kopie davon nie transformiert, da sie ganz einfach keine Rückseite hat.

Für den Moment möchte ich aber ein echtes Simic-Deck versuchen, auch um das Budget nicht zu sprengen.

Wenn wir uns die Karten genau anschauen, fällt sehr schnell auf, dass ein Großteil doch recht üppig bepreist ist, Progenitor Mimic einmal eingeschlossen. Deshalb böte es sich an, ein wenig Manabeschleunigung zu integrieren. Manabeschleunigung, das bedeutet in Grün meist Manatiere und das wiederum heißt aktuell Arbor Elf, Avacyn's Pilgrim und Gyre Sage. Zwei dieser drei besitzen den Kreaturentyp Elf, was uns wiederum diesen Knaben ins Gedächtnis zurückholt:


Wie es der Zufall will, stehen mit Elvish Visionary und Master Biomancer noch zwei weitere Elfen auf der Liste oben, die zudem noch ganz hübsch mit Klonen zusammenarbeiten. Einen weiteren Vorteil bietet Elvish Archdruid mit folgender Karte:


Ja, dieses Ding auf einem Biovisionär benötigt nur noch irgendwelche drei anderen Kreaturen im Spiel für den Sofortgewinn. Und auch mit Elvish Archdruid lassen sich so bestimmt lustige Sachen anstellen, da man plötzlich nahezu beliebig viel grünes Mana besitzt und die Meister sich obendrein gegenseitig aufpumpen.

Die Deckliste:


4 Breeding Pool
3 Simic Guildgate
8 Forest
4 Island
4 Hinterland Harbor

1 Infinite Reflection


2 Progenitor Mimic
4 Arbor Elf
4 Gyre Sage
4 Elvish Visionary
4 Zameck Guildmage
4 Master Biomancer
4 Elvish Archdruid
2 Clone
3 Thragtusk
4 Biovisionary
1 Craterhoof Behemoth


24 Elfen und 4 Shapeshifter, die bei Bedarf eben diesen Kreaturentyp annehmen können, bilden den Plan A. Möglichst viele Spitzohren auf den Tisch legen und dann von den diversen Synergien profitieren:

Archdruid + Elfen = große Elfen
Archdruid + Biomancer = noch größere Elfen
Archdruid + Clone/Progenitor Mimic + Biomancer = die allergrößten Elfen
Gyre Sage + Biomancer = viel Mana
Guildmage + Biomancer = viele Karten




Bekommt man ein wenig die Möglichkeit, bedeckt man den Tisch einfach mit Elfen, die alle unglaublich groß sind und für eine Menge Mana sorgen, was man wiederum für Guildmage oder einfach die teuren Karten nutzen kann. Die Klone und die Reflection sorgen hierbei für „Value“, sie haben keine spezielle Funktion, sind aber auf diverse Männer gespielt ziemlich gut. Plan B bringt dann die Biovisionäre ins Spiel und versucht diese zu vervielfachen. Plan C sieht Thragtusk vor. Das Biest ist bekanntlich eine superstarke Karte und als solche ein lohnendes Klonziel, das vor allem unglaublich Zeit bringt, um die Pläne A und B weiter zu verfolgen.

Eine andere Karte aus Dragon's Maze, die unglaublich gut in dieses Deck passt, ist diese hier:


Mit all dem Mana, was wir produzieren können, dürfte es nicht schwerfallen, sich einen Zug vorzustellen, der von Beck eingeleitet wird und uns schnell diverse Karten zieht. Allerdings würde ich zumindest auf die Möglichkeit, auch einmal Call zu spielen, nicht verzichten wollen und deswegen müsste zumindest ein kleiner Anteil weißes Mana ins Deck. Dies könnte man dann direkt wieder nutzen, um mit Gavony Township gleich noch das optimale Land für eine Elfenstrategie quasi umsonst zu integrieren. Weitere Möglichkeiten habe ich ja schon mit dem Splash anderer Farben angesprochen. Ach ja, wer Cavern of Souls besitzt, dies wäre mit Sicherheit ein passendes Deck, für das es sich lohnt, die Dinger mal aus dem Tauschordner zu nehmen.

Natürlich besitzt ein solch fokussiertes Deck auch ein paar Nachteile, in diesem Fall in Form von Kreaturenzerstörung. Einzelne sind dabei nicht so schlimm wie die Massenvernichtung von Supreme Verdict, Terminus, überladenen Mizzium Mortars oder Bonfire of the Damned.


Die blaue Antwort wäre im Normalfall simple Gegenzauberei; weil auf Supreme Verdict hierfür jedoch eine Sicherung eingebaut ist, funktioniert das nicht ganz so gut. Auch hier liegen die vermutlich elegantesten Lösungen (etwa Rootborn Defenses) in den weißen Karten. Einzelne Zerstörer sind immer dann gefährlich, wenn sie mit schnellen Bedrohungen kombiniert werden oder einfach in Masse auftreten. Beide werden aber von Thragtusk ganz gut aufgehalten. Ansonsten kann man gegen richtig aggressive Kreaturendecks Karten wie Sleep ins Sideboard stecken, die sicher sehr anständig darin sind, ein Damagerace zu gewinnen, bei dem beide Spieler aneinander vorbei angreifen. Ansonsten hat sich auf jeden Fall Acidic Slime bewährt, der gegen langsame Decks im schlimmsten Fall Länder zerstört. Das allein mag noch nicht so beeindruckend erscheinen, wird aber ungleich stärker, wenn man das dank der Klone immer wieder machen kann.

Noch immer versuche ich zu vermeiden, ein genaues Sideboard zu notieren, einfach weil die Anforderungen an ein solches derart lokal und regional verschieden sind und sich zusätzlich extrem schnell ändern. Stattdessen werde ich noch kurz auf ein paar regeltechnische Besonderheiten eingehen, da Klone noch immer zu den komplizierteren Karten gehören, die das Spiel so zu bieten hat. Allerdings gibt es eine Faustregel, die das Ganze unheimlich vereinfacht:

Was auch immer ihr klont, ihr bekommt es genau so, wie es auf der Karte steht. Sämtliche Marken, Auren oder sonstigen Modifikationen werden ignoriert.

Damit sollte sich das doch schon einmal machen lassen. Weitere Hinweise:

Liegt ein 1/2- oder 2/3-Gyre Sage zusammen mit Master Biomancer im Spiel und gesellt sich ein Elvish Visionary zu ihnen, erhält der Sage eine Marke, da der Visionär schon mit Marken ins Spiel kommt und somit als 3/3er Evolve auslöst.
P
Ähnliches gilt natürlich auch für die erste Fähigkeit von Zameck Guildmage.
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Falls ihr mit einem Klon/Mimic einen Werwolf kopiert, transformiert dieser nie, unabhängig davon, welche Seite ihr kopiert und wie viele Sprüche im jeweiligen Zug gespielt wurden. Er hat nämlich keine andere Seite.
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Biovisionary überprüft noch einmal, was passiert, wenn seine Fähigkeit ausgelöst wurde. In der Praxis bedeutet das, ein Gegner kann sein Ableben noch einmal verhindern, indem er einen der Visionäre entfernt.
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Sämtliche Klone und auch Infinite Reflection lassen sich selbstverständlich auch auf gegnerische Männer anwenden. Das ist nicht nur relevant, wenn dort der beste Mann liegt, sondern auch immer, wenn ihr mit spontaner Kreaturenzerstörung von Gegners Seiten rechnet.

Ihr seht also, es gibt einiges zu beachten, das meiste ist aber völlig intuitiv und deswegen gut zu bewältigen. Anders als beispielsweise der Klon, der einen anderen Klon kopieren soll. Aber das macht man zum Glück eher selten.

Vielleicht oder auch gerade deswegen hat man mit diesem Deck vielleicht noch einmal etwas mehr Spaß als mit dem 08/15-Haudraufdeck, mir geht es zumindest so. Und schließlich gibt es ja immer noch die Challenge, mit dem Quartett Biovisionäre Spiele zu gewinnen …

Viel Erfolg dabei wünscht
Der MiDi




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