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Signs
von Michael Diezel
17.01.2013

Es ist einmal mehr diese Zeit, wenige Tage vor dem Prerelese, in der täglich neue Highlights aus der neuen Edition präsentiert werden. Hungrig warten die Spieler auf brandaktuelle Fähigkeiten, Kreaturen und Namen. Entsprechend heiß werden diese dann diskutiert, während die zuckenden Finger es kaum erwarten können, endlich die schicken neuen Booster aufzureißen.


Vor lauter Begeisterung über all die herrlichen Dinge, die man mit den noch unbekannten Karten anstellen kann, vergisst man gern mal die schon vorhandenen. Diese werden nämlich oft nicht schlechter, sondern im Gegenteil, finden hin und wieder sogar erst jetzt zu ihrem Traumpartner. Genau um diese Konstellation soll es heute gehen. Gesucht sind also die Karten, welche gegenwärtig zwar prinzipiell legal sind, aber nur bedingt in Turnieren gespielt werden. Berücksichtigt werden dabei die bereits bekannten Informationen zu Gatecrash, was bedeutet, dass alle, die sich beim Prerelease überraschen lassen wollen, jetzt besser aufhören zu lesen. Bis zum nächsten Mal!

Für alle anderen geht es jetzt los. Für heute beschränke ich mich auf Standard, da dies das Format sein dürfte, in dem der Einfluss von Gatecrash mit Abstand am stärksten spürbar werden sollte.


1. Mutilate

Den Anfang macht Mutilate, es hätte aber auch problemlos Liliana of the Dark Realms sein können. Die Idee dahinter ist der magische Running Gag des einfarbig schwarzen Controldecks, das seit Äonen zwar keinen nennenswerten Erfolg mehr vorweisen konnte, aber nichtsdestotrotz eine beachtliche – und vor allem treue – Fangemeinde kumuliert, die ein solches Deck jedes Mal propagiert, sobald eine Karte gedruckt wird, die auch nur ansatzweise tiefer in die Farbe drängt.

Mutilate selbst ist eine solche Karte, die potenziell gut genug ist, dass man größere Einbußen beim Deckbau in Kauf nimmt, um die Hexerei sinnvoll spielbar zu machen. Sinnvoll bedeutet in dem Fall natürlich eine Masse an Sümpfen – womit wir wieder bei Monoschwarz wären. Gatecrash wird zwar kaum weitere Karten in den Umlauf bringen, die diesen Decktyp ernsthaft verbessern; was jedoch gedruckt wird, sind diese beiden Länder:


Monoschwarz ist in Ravnica-Zeiten zum Glück nicht automatisch monoschwarz. Stattdessen erlauben die unendlichen guten Länder den Zusatz einer Zweitfarbe, ohne die Anzahl der vorhandenen Sümpfe massiv zu verringern. Mit Watery Grave erhält man so zum Beispiel Zugriff auf Gegenzauber, die bekanntlich flexibelste Lösung für alle Probleme (von denen der wirklich einfarbige Schwarzspieler eine Menge kennt). Liliana of the Dark Realms fungiert sogar als Sucheffekt für die entsprechenden Länder.

Fazit: Ein dunkelschwarzes Controldeck, das Mutilate als Massenzerstörung der Wahl spielt, wird wahrscheinlicher, da dank der passenden Länder notwendige Zweitfarben besser unterstützt werden.


2. Flinthoof Boar

Ganz ähnliches Argument. Mit Stomping Ground gibt es endlich das passende Land für ein rot-grünes Aggrodeck. In diesem ist das Schwein natürlich eine beachtliche Ansage.

Das ergibt sich übrigens nicht nur aus dem direkten Bonus der Kreatur, der so natürlich wahrscheinlicher wird, sondern insgesamt aus der besseren Spielbarkeit des Decktyps an sich. Bisher wurde der nämlich hauptsächlich davon zurückgehalten, dass es zu wenige Doppelländer in der Farbkombination gab, sodass man einfach nicht zuverlässig genug das passende Mana gewährleisten konnte, beziehungsweise nur mit Temponachteil über Karten wie Evolving Wilds.


3. Sorin, Lord of Innistrad

Bei ihm geht man einfach noch ein Stück weiter. Dank seiner sehr speziellen Fähigkeiten und Manaanforderungen passte er in den vergangenen Wochen quasi in kein Deck. Zumindest Letzteres ändert sich mit Sicherheit und auch ansonsten bin ich guter Hoffnung. Klar ist, Sorin ist einer der besseren Planeswalker des Formats und mit Obzedat, Ghost Council ist schon ein solider Anfang für ein echtes Orzhovdeck gemacht worden.


4. Invisible Stalker

Endlich gibt es wieder mehr Gründe, diesen Fiesling zu wirken. Hurra!

Ob es uns gefällt oder nicht, die offensichtliche Synergie mit sämtlichen Cipherkarten (Undercity Plague) ist vermutlich stärker, als man jetzt noch glaubt. Von den bisher bekannten Exemplaren mit dem Schlüsselwort der Dimir-Gilde erscheinen zwar alle recht teuer, doch irgendwie traue ich dem Frieden nicht …


5. Slayers' Stronghold

Die besten der gespoilten Karten dürften wohl der Boros-Legion entstammen. Neben Aurelia's Fury und dem frechen Charm zähle ich auch hier unbedingt Sacred Foundry hinzu. Ganz ähnlich wie bei den aggressiven Gruul-Decks wurde WR-Aggro bisher nämlich hauptsächlich vom (eigenen) Mana gestoppt. Diejenigen, die sich noch an das Innistrad-Blockformat erinnern, dürften rekapitulieren können, dass Boros dort ein überaus relevanter Teil des Geschehens war. Ähnliches erwarte ich besonders für die ersten Wochen des Februars, in denen traditionell offensive Decks noch verstärkt vertreten sein müssten.

Die Kartenstärke für einen solchen Ansatz ist auf jeden Fall vorhanden und dank Sacred Foundry kann man dann sowohl den Start mit Champion of the Parish und Ash Zealot hinlegen als auch mit diesem sehr anständigen Land zocken.


6. Fog

Neben Decks um Invisible Stalker mag ich persönlich besonders ungern die Turbo-Mill-Boliden, welche die gegnerischen Kreaturen per Fog quasi ausblenden und derweil schnell die feindliche Bibliothek leeren. Allerdings scheine ich mit dieser Meinung die Ausnahme zu bilden, jedenfalls treffe ich überproportional häufig auf diesen Decktyp, und jetzt deuten gleich mehrere Karten an, dass ein solcher Ansatz tatsächlich spielbar werden könnte. So zum Beispiel Urban Evolution, die gleich alles macht, was Turbo-Fog gern tut (Karten ziehen und Zusatzländer legen), aber auch Ætherize passt perfekt.


7. Jace, Memory Adept

Passend zum Thema Turbo-Fog geht's direkt im Anschluss, darum die gegnerische Bibliothek zu leeren. Auch das mag ich selbst gar nicht, andere dafür umso mehr und deswegen gilt hier ebenfalls, dass jedes noch so unscheinbare Kärtchen, das in diese Richtung zeigt, sehr dankbar aufgenommen wird.

Im Falle von Gatecrash gibt es sowohl Ordentliches (Mind Grind), was ebendas tut, als auch Dinge, die von in den Friedhof wandernden Karten profitieren wie Dimir-Chef Lazav. Hinzu kommt noch die Kombination mit dem entsprechenden Gildenmagier sowie die allgemein schon ansteigende Spielbarkeit und ich denke wir werden Jace wieder öfter sehen.

Interessanterweise könnte das übrigens auch zu einem Anstieg bei Jace, Architect of Thought führen. Der ist auf sich gestellt sicher die noch bessere Karte und darüber hinaus einer der besseren Konter für Jace, Memory Adept.


8. Strangleroot Geist

Wo wir gerade bei niedlichen Synergien mit Gildenmagiern sind, darf der entsprechende Vertreter aus dem Hause Simic natürlich nicht fehlen. Zameck Guildmage heißt der Knabe und schreit natürlich danach, mit Undying kombiniert zu werden. Strangleroot Geist ist dabei der naheliegendste Kandidat, weil er selbst eine überaus gute Kreatur darstellt und sich außerdem in einer der passenden Farben befindet. Da Meister Zameck auch ansonsten wie eine anständige Karte wirkt, wird man diese Kombination vermutlich tatsächlich des Öfteren sehen können.


9. Arbor Elf

Der kleine Mann wird besser und besser. Mit jedem weiteren grünen Doppelland (Stomping Ground, Breeding Pool) nähert er sich dem großen Vorbild Birds of Paradise weiter an.


10. Thalia, Guardian of Thraben

Interessanterweise spielt eine weiße Karte am besten den Karten der rot-grünen Gilde zu. Sowohl deren Planeswalker Domri Rade als auch die Fähigkeit Bloodrush profitieren ungemein davon, in einem Deck untergebracht zu sein, welches quasi ausschließlich aus Kreaturen besteht. Und wer hat das schon immer so gesehen? Richtig, Thalia.

Überhaupt passen weiße Karten ganz gut zur Gruul-Mechanik, hauptsächlich als Träger des Schlüsselworts Double Strike. Sowohl Fencing Ace als auch der angesprochene Boros Charm in seiner Doppelschlagfunktion freuen sich zum Beispiel ungemein über das geschmeidige +4/+4, welches der Ghor-Clan Rampager (als vermutlich aktuell beste Bloodrushkreatur) verleiht.


11. Gather the Townsfolk

Möglicherweise wäre auch Midnight Haunting die richtige Karte gewesen, auf jeden Fall möchte ich andeuten, dass ich davon ausgehe, dass auch mindestens eine Spielsteinstrategie wieder verstärkt spielbar sein dürfte. Dies liegt zum einen am Boros-Schlüsselwort Battalion, welches natürlich gern sehr viele Kreaturen auf seiner Seite sehen möchte, zum anderen aber auch an den sehr potenten Gegenmaßnahmen für die Erzfeinde solcher Ansätze, nämlich Massenvernichtung. Frontline Medic ist ein sehr solider Body mit einer Fähigkeit, die zumindest ein paar dieser neutralisiert und Alleskönner Boros Charm nimmt sich eines Großteils der übriggebliebenen an. Wichtig dabei ist, dass alle der genannten Karten auch außerhalb dieser Synergien gut spielbar sind.


12. Heartless Summoning

Erschreckend viele der bekannten Gatecrash-Karten sind albern dicke Männer mit Manakosten von sieben oder mehr. Ohne sie jetzt genau auseinanderhalten zu wollen, gibt es doch einige darunter, die wirklich beachtliche Fähigkeiten besitzen. Die derart zu beschleunigen, könnte also lohnend sein und nichts erfüllt dies so effektiv wie diese Verzauberung. Potenzieller Partner könnte dabei übrigens Crypt Ghast werden, der sowohl dann gut ist, wenn man im zweiten Zug Summoning spielt, als auch in den kritischen Momenten, in denen dies nicht der Fall ist.


13. Deathrite Shaman

Die letztgenannte Karte des heutigen Tags ist nur in der Liste, da sie im Standard gerade vergleichsweise wenig gespielt wird. Ich gehe davon aus, dass sich dies ändern wird, nicht nur, weil der Schamane schlichtweg eine unfaire Karte ist (gut daran zu erkennen, wie oft er in älteren Format gespielt wird), sondern weil ich vermute, dass viele Controldecks in Zukunft ihren Schwarzanteil verstärken. Das wiederum bedeutet Dimir und entsprechend Karten wie Forbidden Alchemy, die den Friedhof mit allem füllen, was der Kollege so benötigt.


Das war's. Ich hoffe, ich konnte euch ein paar Karten näherbringen, auf die ihr in den nächsten Wochen unbedingt ein Auge werfen solltet. Jetzt wäre übrigens auch ein guter Moment, um diese oder andere Karten anzutauschen, die demnächst das Format mitbestimmen werden und nicht aus Gatecrash-Boostern gezogen werden. Die Leute tendieren nämlich schon dazu, ihr Magic-Budget zu verknappen, um ab Februar in die Neuigkeiten umso kräftiger investieren zu können. Das reduziert die Nachfrage, wodurch das Angebot günstiger wird. Dabei ist etwa ein Thragtusk sicher auch 2013 nicht schlechter. In diesem Sinne wünsche ich beste Hellseherfähigkeiten!

Bis zum nächsten Mal
Der MiDi




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