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Turnierbericht: Grand Prix Bochum 2012, Platz 2
von Fabian Dickmann
04.01.2013

Da der Henke mich schon bei meinem PTQ-Sieg sooo lieb gefragt hatte, ob ich ihm nicht mal einen Artikel schreiben würde, und als kleines „Dankeschön“ für das „tolle“ Profilbild, das er von mir in die Coverage aufgenommen hat, habe ich mich entschieden, meinen Grand Prix Bochum einmal in Worte zu fassen. Da ich dort bis ins Finale gekommen bin, interessiert das hoffentlich immer noch jemanden, trotz der mächtigen Verspätung. (Sorry dafür.)

Ich stelle mich für diejenigen, die mich nicht kennen, kurz einmal vor: Ich bin Fabian Dickmann, 23 Jahre alt und Student in Bochum. Meinen aktiven Magic-Zenit habe ich eigentlich schon länger als überschritten angesehen und in den letzten zwei Jahren immer nur eine Handvoll Turniere gespielt, so letztes Jahr zum Beispiel nur vier. Jedoch scheint nach einer aktiven Zeit zur Abwechslung auch mal eine erfolgreiche zu kommen, denn neben dem guten Grand Prix habe ich 2012 auch meine erste Pro Tour gespielt. (Schlecht.)

Meine Vorbereitungen für Bochum sahen eher dürftig aus, da ich nicht mehr aktiv spiele und auch keine Karten besitze. Von daher stand bis circa eine Woche vor dem Grand Prix noch in den Sternen, ob ich überhaupt spielen können würde. Bis ich mich dann zufällig mit dem lieben Valentin Mackl unterhalten habe und wir zum fairen Deal „Deck for Schlafslot“ – immer wieder gerne! – gekommen sind. (Danke noch mal, Mackl-Junge!)

Nun hatte ich zwei Probleme: Erstens nämlich wenig Ahnung vom Format und zweitens wenig Zeit, um diesen Missstand zu beheben. Mein Startpunkt waren zunächst die diversen amerikanischen Turniere und deren Top-16-Listen. Mir fiel auf, dass dieses Format verdammt wenig mit dem mir noch bekannten Delver-Standard gemeinsam hatte und dass mir die übertrieben midrangelastige Art der Decks mit Tendenz zu „go bigger“ gar nicht gefiel. Dann entdeckte ich eine der ersten UWR-Tempo-Versionen, und auch wenn kein Delver mehr vorhanden war, konnte ich mich noch mehr als gut an die Effektivität von Geist of Saint Traft erinnern! Da das Format noch deutlich langsamer aussah als das vorherige, wusste ich zumindest, dass ich auf jeden Fall ein Deck mit dieser Kreatur spielen wollte. Ich habe dann erst mal online verschiedene Listen ausgetestet, was, um ehrlich zu sein, nicht sonderlich produktiv war und zu dem Ergebnis führte, dass ich am Freitagabend vor dem GP immer noch keine Deckliste hatte …

Jedoch hatte ich mittlerweile mehr standardtechnische Kompetenz in meiner unmittelbaren Nähe, soll heißen Wohnung, weil Lukas Tajak ebenfalls bei mir übernachtete und mir über die neuesten Entwicklungen ziemlich aufschlussreich berichten konnte. Dass Thragtusk der zu besiegende Feind war, war mir wohl bewusst, aber dass der Trend in Richtung drei bis vier Cavern of Souls ging, nicht so. Zusätzlich hatte er auch das Delver-Deck von Emanuel Sutor am Start, was mich ebenfalls interessierte, was ich am Ende aber nicht spielen wollte, da ich nach der Cavern-Aussage keine sieben Gegenzauber im Maindeck verantworten konnte und ich gerade da im Spielen von Rot einen Vorteil sah, weil man damit auch resolvte Threats vernünftig handhaben kann und gar nicht so viele Counter benötigt. Jedoch überzeugte er mich von Runechanter's Pike, die ich bei einem Gameplan, der wegen gestiegener Cavern-Dichte weniger reaktiv sein sollte, in der Theorie auch sehr gut fand.


Zumindest hatte ich jetzt einen guten Ansatz. Ich wollte das Deck mehr wie ein Delver-Deck aus dem vorigen Standardormat spielen, das heißt, mit qualitativ hochwertigen Kreaturen eine Boardpräsenz aufbauen und diese mit Burn und Tempokarten verteidigen, als wie ein Midrangedeck. Bei dem schwer dreifarbigen Haufen waren die Länder gesetzt, alle Duals, die es gibt, ein Basic Land aus Mangel an Alternativen und zweimal Moorland Haunt, was ohne Frage das Mana sehr belastet, aber besonders wenn man Runechanter's Pike spielen will, einfach unverzichtbar ist. Zwölf meiner Kreaturenslots waren bereits fest an Playsets von Snapcaster Mage, Geist of Saint Traft und Restoration Angel vergeben, interessant war jedoch die Anzahl von Thundermaw Hellkite, den ich längere Zeit auch im Playset spielen wollte, aber mit einer tempolastigeren Version im Hinterkopf schließlich auf drei Exemplare reduzierte.

Die anderen Spells bestanden hauptsächlich aus Tempokarten, die ich recht weit diversifiziert habe, einerseits weil es mit Snapcaster Mage immer sinnvoll ist, viele verschiedene Möglichkeiten zu haben, andererseits aber auch weil ich mir zu dem Zeitpunkt nicht ganz sicher war, welche denn die beste wäre. Thought Scour war als Einziges viermal gesetzt. Die Karte füttert nicht nur Moorland Haunt, Runechanter's Pike und Snapcaster Mage, sondern kann auch eine der vielleicht interessanteren Cardchoices für Kartenvorteil in den Friedhof befördern: Desperate Ravings.


Die waren bis circa eine Stunde vor Turnierbeginn nicht im Deck und stattdessen Izzet Charm. Nachdem ich aber die Nacht über Alpträume davon hatte, wie ich wegen des schwierigen Manas nie etwas casten würde, habe ich mich für die Ravings entschieden. Sie nehmen etwas Belastung von der Manabasis, da sie selbst einfach zu bezahlen sind und sehr häufig habe ich sie benutzt, um passendes Mana zu finden. Der Random Discard wirkt deutlich abschreckender, als er sollte, denn das Deck kann Ressourcen aus dem Friedhof sehr gut verwerten. Abgeworfene Kreaturen fungieren gerne als 1/1-Spielsteine, abgeworfene Spells recycelt der Snapcaster oder benutzt die Pike. Die Karte ist mit Sicherheit nicht leicht zu spielen, weil sich mit jeder zufällig abgeworfenen Karte potenziell der gesamte Gameplan ändern kann, aber mit ein bisschen Kreativität beziehungsweise Adaptionsfähigkeit kann man sehr viel Value aus ihr herausholen.


4 Clifftop Retreat
4 Glacial Fortress
4 Hallowed Fountain
2 Moorland Haunt
1 Mountain
4 Steam Vents
4 Sulfur Falls

3 Azorius Charm
2 Desperate Ravings
2 Dissipate
2 Essence Scatter
2 Pillar of Flame
2 Runechanter's Pike
3 Searing Spear
4 Thought Scour
2 Unsummon


4 Geist of Saint Traft
4 Restoration Angel
4 Snapcaster Mage
3 Thundermaw Hellkite
sv
2 Clone
1 Detention Sphere
1 Dispel
2 Dissipate
1 Dungeon Geists
1 Jace, Memory Adept
2 Negate
2 Pillar of Flame
1 Tamiyo, the Moon Sage
2 Zealous Conscripts


Das Sideboard war, um ehrlich zu sein, sehr schlecht und sollte so auch gar nicht aussehen, denn ein Freund von mir, Jablo, hatte mich noch kurz vor dem Turnier von Izzet Staticaster überzeugen können, der super gewesen wäre gegen all die Zombies und sicherlich auch im Finale gegen Jůza und seine Lingering Souls und Manaelfen. Aber der Händler vor Ort hatte keine mehr, was dann mit drei relativ random reingeworfenen Karten, Detention Sphere, Dungeon Geists und den zweiten Zealous Conscripts, endete. Insgesamt hatte mein Sideboard jedoch einen Plan, der sich für mich sehr bezahlt gemacht hat: nämlich nach einem aggressiven Spielstil in Game 1 auf eine traditionellere Midrange/Control-Version wechseln zu können. Die Planeswalker kamen speziell gegen Bant-Controldecks und Ähnliches, die ihre Detention Sphere ausgeboardet hatten, sehr überraschend und gewannen viele Spiele.

Komme ich nach dem theoretischen, doch mal zum praktischen Teil, dem Turnier, das ich aufgrund fehlender Notizen teilweise nur vage wiedergeben kann. Ich hatte, weil ich wenig spiele und Planeswalkerpoints da leider nicht sehr gnädig sind, keine Byes und habe entsprechend mehr Runden in diesem Grand Prix gespielt als jeder andere – 19 insgesamt.


Runde 1 gegen Christoffer Pedersen (Jund)

Mein Gegner, ein Däne, erzählte mir, dass er und andere Dänen mit zwei Autos und insgesamt zu siebt nach Bochum gekommen seien. Erst mal nur Random Info, aber ich sollte im Verlauf der zwei Tage zumindest noch zwei weiteren aus der Gruppe gegenübersitzen und fand sie nicht nur alle sehr sympathisch, sondern hatte auch sehr intensive und spannende Spiele gegen sie, weshalb die Dänen-Connection mir besonders in Erinnerung geblieben ist.


Unser Match verlief recht typisch für dieses Matchup. Im ersten Spiel hat der Jund-Mann Probleme damit, Geist of Saint Traft zu besiegen. und schlechte Karten wie Olivia Voldaren im Deck, die man mit Tempogewinn abräumen kann und auch auf dem Board nicht entsetzlich schlimm sind. Game 1 also gewonnen und in etwa so geboardet:

Nach dem Boarden wird das Spiel langsamer, da Geist Turn 3 zu legen, durchaus tödlich sein kann, wenn geboardete Lilianas kommen oder zumindest zusätzliche Antworten durch Bonfire of the Damned und Rolling Temblor zur Verfügung stehen. Daher ist mein eigener Plan, ebenfalls kontrolliger zu werden und das Spiel hintenraus durch verschiedene 2-for-1s zu gewinnen. Spiel 2 verlief dann auch so wie verhofft und mit einer guten Kombination aus mindestens acht Gegenzaubern und einem Restoration Angel stand ich …

1:0


Runde 2 gegen Sebastian Siegrist (Bant-Control)

Die Runde begann mit der angenehmen Überraschung, dass keiner da war. Ich sollte gegen einen Dennis Berdou spielen, der aber offensichtlich die Runde vorher schon nicht anwesend gewesen war und durch einen Fehler trotzdem gewonnen hatte … Na ja das wusste ich zu dem Zeitpunkt nicht und habe erst mal zumindest mit einem Gamewin gerechnet, nach circa zehn Minuten gab's aber die Aufklärung und ich hatte plötzlich doch einen Gegner, Sebastian. (Natürlich ohne Game Loss, da es ja nicht seine Schuld war!)

Gegen Bant-Controldecks habe ich mich immer recht gut gewappnet gesehen, da sie Probleme haben mit der Kombination aus billigeren Threats, Tempo und Countern. Jedoch verlor ich bereits hier das erste Mal – wenn auch das einzige Mal gegen Bant-Control. An Game 1 kann ich mich nicht so recht erinnern, Game 2 gewann ich nach Plan, schnell Geist legen und gewinnen, aber das Interessante ist hier Game 3, denn daran lässt sich eine der größten Schwächen des Decks aufzeigen: die Manabasis.


Ich habe eine Hand gehalten, die keine Island/Plains/Mountain in Form von Ravnica-Duals hatte, aber drei der anderen Duals und von der reinen Kartenqualität her sehr stark war. Mein Gegner durfte anfangen und legte mir in Turn 3 Geist of Saint Traft hin, den ich so natürlich nicht neutralisieren konnte. In meinem eigenen Zug konnte ich den Geist auch nicht mit meinem eigenen abtauschen, da ich wieder nur ein getapptes Land hatte. Danach legte mein Gegner Loxodon Smiter, ich musste den Geist immer noch abtauschen und verlor danach ausgetappt gegen Thragtusk. Die Essenz hier ist: Eine Hand ohne Island/Plains oder Mountain ist zumindest on the draw sehr häufig eine unhaltbare Hand! Die zwölf M13-Duals im Deck sind sehr stark, wenn ein Land mit Basic Type liegt, aber ohne timewalkt man sich immer und immer wieder selber. Den Fehler, so eine Hand zu halten, habe ich genau ein Mal gemacht und es hat mich prompt die Runde gekostet.

1:1

Nach diesem Dämpfer habe ich nicht mehr ansatzweise mit einem erfolgreichen Ausgang gerechnet. Die Runden 3 bis 5 sind mir dementsprechend nicht gut im Gedächtnis geblieben; sie waren wohl nicht sehr interessant, aber ich habe sie anscheinend alle gewonnen. (4:1)

Eine Ausnahme: Irgendwann habe ich Essence Scatter auf einen Thragtusk gespielt, den der Gegner mit passender Cavern of Souls bezahlt hatte, weil ich dachte, wenn er nichts sagt, gäbe es auch keine Uncounterbarkeit. Nachdem das (beziehungsweise der) resolvt war, kam ich mir da schon ziemlich dumm vor. Dann gab's eine counterbare Olivia Voldaren. Da kam ich mir gleich noch dümmer vor!


Runde 6 gegen Oscar Christensen (Jund)

Wieder ging es gegen einen der Dänen. Hier verlor ich Game 1 ziemlich chancenlos gegen Doppel-Cavern und zu viele on the play mit Farseek beschleunigte Threats. Spiel 2 war ähnlich schnell vorbei, aber mit positivem Ausgang für mich. Er hat überraschenderweise Olivia Voldaren nicht ausgeboardet, weshalb ich mein Boarden mit Clone ein bisschen angepasst habe. Game 3 war dann wirklich hart umkämpft und verlief mit vielen 2-for-1s auf beiden Seiten sehr ausgeglichen. Ich habe mich mit mehreren Desperate Ravings und Moorland Haunt lange vorne gefühlt, aber nach mehreren tatsächlich sehr ungünstigen Discards und Thragtusks auf seiner Seite endete das Spiel in einem für mich noch sehr schmeichelhaftem Unentschieden.

4:1:1

Runde 7 ist für mich das größte Mysterium, da ich mich da nicht ansatzweise an meinen Gegner geschweige denn sein Deck erinnern kann, aber ich gewann wohl und traf in …


Runde 8 – Lino Burgold (UW-Delver)


Auch mal ein mir bekanntes Gesicht. Gegen Tajak und sein Delver-Deck hatte ich am Abend vorher schon sporadisch gespielt und was sich dort gezeigt hatte, bestätigte sich in dieser Runde: Speziell der Delver ist nicht gut gegen mein Deck, denn durch die vielen Bounce-Effekte und den günstigen Burn ist es fast unmöglich, einen geflippten Angriff durchzubringen. Damit ist sein Vorteil im Early Game quasi nicht mehr vorhanden und durch die harten Restriktionen, die das Spielen von Delver of Secrets mit sich bringt, kann ich mit höherer Kartenqualität ab dem Midgame das Spiel an mich nehmen und gewinnen. Wenig Länder im ersten und viele Länder im zweiten Spiel auf Linos Seite machten das Ganze natürlich nicht einfacher für ihn.

6:1:1


Runde 9 gegen Olivier Ruel (UW-Control)

In der Win-and-in-Runde wartete ein kleiner Endgegner auf mich, der jedoch ein Deck spielte, das mir sehr gelegen kam – UW-Control, das (zumindest von dem, was ich gesehen habe) keine Kreaturen spielte und nur über Planeswalker gewann. Ich durfte anfangen und legte in Turn 2 direkt die Kombo, die das Spiel letztlich auch gewinnen sollte: Moorland Haunt und Runechanter's Pike. Nach fünf Wrath-Effekten gingen ihm schließlich die Antworten aus und ein einsames X/1-Token gewann mir das Spiel. Im zweiten kam mir mein „transformatives“ und vielleicht auch unerwartetes Sideboard zugute, als Ruel sich in seinem End of Turn austappte, um einen Restoration Angel zu countern, wohl in dem Wissen, dass mein Decktyp eigentlich keine Planeswalker spielt. Der Jace, Memory Adept, der dann ungehindert bei mir das Spielfeld betrat, schien ihn jedenfalls zu überraschen, und als ich mit dem enttappen durfte, war das Match auch bereits entschieden.

7:1:1

Tag 2 erreicht zu haben, war nach neun gespielten Runden und bescheidenem 1:1-Start sehr zufriedenstellend, aber auch sehr anstrengend, sodass Tajak, Mackl, die ebenfalls beide im Day 2 gelandet waren, und ich nur noch schnell bei einem Griechen in der Nähe des Veranstaltungsorts Essen gingen und dann schlafen wollten. Die Betonung liegt allerdings zumindest bei mir auf „wollten“, da die Qualität des Griechen dermaßen schlecht war, dass die Nachtruhe eher von Magenschmerzen und Übelkeit überdeckt wurde. Nicht zu empfehlen!


Die zeitliche Planung wurde am nächsten Tag etwas über den Haufen geworfen, da das Überprüfen von allen Besuchern des Grand Prix an zwei engen Türen durch vier Security-Personen überraschend länger dauerte, als die Organisatoren gedacht haben. Dumm gelaufen für mich, denn ich kam sehr spät rein, war dann auf der Toilette und war zu spät für …


Runde 10 gegen Christopher Lanwehr (GW-Humans)

Diese Runde begann also mit einem frustrierendem Gameloss für mich, den ich als ziemlich ungerecht ansah, weil ich auf jeden Fall früh genug da war und für die schlechte Organisation an der Tür wenig konnte. Vorher Bescheid zu sagen, wäre wahrscheinlich das Richtige an der Stelle gewesen, aber darüber habe ich nicht nachgedacht. Mehr als frustrierend ging es weiter, als ich nun ohne Board gegen GW-Humans bestehen musste, was mit diesem Deck sehr schwer ist. Nach etwa fünf Minuten war der ganze Spaß also vorbei, ich stand …

7:2:1

… und hatte nun etwa eine Stunde Zeit, mich tierisch aufzuregen und glücklicherweise auch wieder abzuregen.. Falls ich da etwas … wortkarg war, Christopher, sorry! War nix gegen dich!


Runde 11 gegen Malav Belov (Bant-Control)

Ja mal wieder ein Bant Control. Das Deck wusste ich so langsam zu besiegen und das Match war ehrlich gesagt auch nicht das spannendste, weshalb ich lediglich auf eine Situation eingehen möchte, die mir sicherlich auch Kritik einbringen wird. Ich hatte nur einen Geist of Saint Traft auf dem Feld, mein Gegner nichts. Einen Thundermaw Hellkite und nicht relevante Karten auf der Hand. In seinem Zug legte mein Gegner jetzt Centaur Healer und Jace, Architect of Thought und aktivierte dessen +1-Fähigkeit. Um den Jace zu töten, müsste ich meinen Thundermaw Hellkite legen und eigentlich meinen Geist of Saint Traft im Angriff opfern, was mir nicht so gepasst hätte. Nun, eigentlich, denn schon bei der Aktivierung war ich mir ziemlich sicher, dass mein Hellkite den Job auch alleine erledigen können würde, weil diese Regel mit dem Delayed Trigger doch etwas trickreich ist. (Hatte selbst erst am Tag vorher davon gehört – danke Knörr!) Genau so habe ich's dann auch gespielt: Thundermaw Hellkite legen, Jace angreifen – mein Gegner sagt den Trigger nicht an und nimmt den Würfel in die Hand, um ihn auf eine Marke zu legen, und ich rufe den Judge. Ergebnis: Jace tot, nächste Runde Burn-Topdeck für den Healer und Gegner tot. Moralisch total verwerflich oder auf Competitive Level doch erlaubt? Hätte mein Gegner es, anders als ich es erwartet habe, richtig gemacht, hätte ich ja dumm dagestanden.

8:2:1


Runde 12 gegen Jonas Köstler (4-Color-Reanimator)

Jonas habe ich in Seattle kennen- und vor allem als Spieler respektieren gelernt. Außerdem wusste ich, was er spielt, und hatte berechtigte Angst vor seinen vier Cavern of Souls. Durch frühe Cavern war mit countern und das Spiel ausgrinden nichts los und unsere Decks taten beide einen guten Job, dem Gegenüber möglichst kräftig auf die Rübe zu hauen – er mit Centaur Healer und Thragtusk, ich mit Geist of Saint Traft und Thundermaw Hellkite. Nachdem der für mich stärkste Azorius Charm mit Lifelink mal fix unsere Lifetotals getauscht hatte, ich auf 17, Jonas auf sieben, fühlte ich mich verdammt weit vorne, aber Jonas bastelte sich mit Craterhoof Behemoth in seinem Zug noch 22 trampelnde, mich angreifende Power! (8/6-Thragtusk, 6/6-Healer, 8/8-Behemoth.) Die konnte ich mit Restoration Angel und Blink auf Thundermaw Hellkite sehr gut und eigentlich auch sehr offensichtlich aufhalten, aber da hatte ich echt lange erst mal ein mentales Brett vorm Kopf. Das richtig zu machen und nicht den Geist zu blinken, hat locker zwei Minuten unnötige Bedenkzeit erfordert, aber dann so ein super knappes, ständig auf der Kippe stehendes Spiel zu gewinnen, war doch sehr erleichternd.


Im zweiten wurde ebenfalls hart zugeschlagen – nur dieses Mal leider einseitig in meine Richtung, während ich verzweifelt versuchte, ein drittes Land zu finden. Das klappte nicht so gut und es ging ins dritte. Das war wieder ein Race, aber diesmal der unfairen Art mit Doppel-Thragtusk, die sehr viele Ressourcen auf meiner Seite auffraßen. Hier war die kritische Entscheidung, einen 3/3er statt Thragtusk zu zerstören, da Jonas auf acht Leben war und ich mit den zwei geboardeten Zealous Conscripts so einen direkt tödlichen Topdeck haben konnte, was mir wichtiger war als die Möglichkeit, das Board mit gezogenem Snapcaster Mage oder Restoration Angel in einen Stall bringen zu können, den ich dann gegen insgesamt bessere Topdecks und mehr Ressourcen durch Tracker's Instincts und Forbidden Alchemy verlieren würde. Diese Entscheidung sah am Ende direkt doppelt gut aus, weil ich nicht nur die Conscripts zog (lame), sondern Jonas mir außerdem einen Angel of Serenity von seiner Hand zeigte, der das Spielen auf einen schnellen Sieg auf jeden Fall richtig gemacht hat. Die Runde war geradezu idiotisch knapp und ich hatte im dritten Spiel sicherlich eine gute Portion Glück, aber mir in einer schwierigen Lage eben auch ein Fenster zum Sieg selbst geschaffen.

9:2:1


Runde 13 gegen Michael Bonde (Bant-Control)

Jetzt ging's wieder gegen einen von der Dänen-Crew. Game 1 und 2 waren die typischen Grind-Spiele, von denen ich das erste mit Moorland Haunt gewinnen konnte und das zweite gegen mehrere Exemplare von Sphinx's Revelation schließlich verloren habe. Jedoch hat gerade das zweite sehr viel Zeit in Anspruch genommen, sodass uns nach dem Mischen nur knapp über fünf Minuten blieben. Vielleicht hätte ich in Spiel 2 schneller aufgeben sollen, denn ich wusste zwar, dass mein Gegner in der Zeit höchst unwahrscheinlich gewinnen können würde, aber auch für mich würde es ziemlich knapp werden.


Wir spielten also mal eine Partie Speed-Magic, wofür ich meinem Gegner äußerst dankbar bin. Mein Start sah für einen schnellen Sieg recht vielversprechend aus, da ich in Turn 3 einen Geist resolven konnte, doch der wurde von Supreme Verdict abgestellt. Allerdings gab mir das wiederum ein Fenster, meinen Jace, Memory Adept durchzubringen, erst mal +1 zu aktivieren, falls er einen eigenen Jace zum Abstellen hätte, und als das nicht der Fall war, mit Blick auf die knappe Zeit mit dem alternativen Mill-Plan zu beginnen. Jace tat da einen mehr als guten Job, all seine Brüder im Deck meines Gegners zu treffen, und mithilfe von Moorland Haunt konnte ich ihn lang genug verteidigen, um im dritten Extrazug noch zu gewinnen.

10:2:1

Durch den Deck-Check zu Beginn der Runde waren wir mit Abstand die Letzten und es ging ohne Verschnaufspause weiter.


Runde 14 gegen Jonas Zimmermann (4-Color-Reanimator)

Nach den knappen Spielen gegen Köstler hatte ich etwas Sorge, gegen den anderen Jonas mit dem gleichen Deck zu spielen, aber wenigstens auch einen guten Überblick darüber, wie das Matchup abläuft. Zumindest dachte ich das, aber die Spiele liefen ganz anders als die gegen Köstler. Er hatte in Game 1 keine Cavern of Souls, weshalb ich mich nicht so unter Druck gesetzt sah, so schnell wie möglich zu gewinnen, und das Spiel mit einem Geist und Counter/Burn-Backup gewinnen konnte. Im zweiten gab's leider keine aggressiven Kreaturen auf meiner Seite und dank Cavern auf seiner auch keine Counter! Durch Burn und Restoration Angel konnte ich mich relativ lange am Leben halten, aber spätestens nach resolvtem Angel of Serenity auf alle abgearbeiteten Threats in seinem Friedhof, war es ausgeglichen.


Für Game 3 allerdings habe ich dann einmal schnell das Deck gewechselt und Landzerstörung gezockt – mit Jonas Hilfe. Der zockte nämlich einen Acidic Slime, den ich zweimal mit Clone kopierte und mit zweimal Restoration Angel noch weiter ausnutzen konnte. Durch das Zerstören seiner weißen Quellen war ich sicher vor etwaigen Engeln, und da die Kombination aus Colorscrew mit Manaflood eher zu den schlechteren gehört, stand ich bald …

11:2:1

Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich momentan ein verdammt gutes Standing haben musste, denn ich wurde zur Feature-Match-Area aufgerufen. Auch wenn es nur ein Fake-Feature-Match war, war es doch das erste, das ich jemals auf größerer Bühne hatte und von daher irgendwie besonders.


Runde 15 gegen Jan-Moritz Merkel (Nightshade Peddler/Pinger)

Ich kannte das Pinger-Deck bereits seit kurz vor dem Grand Prix, weil ich mich mit einem Hamburger, Niko, darüber unterhalten hatte. Auf jeden Fall Respekt für das coole Konzept! Ich selber wollte das nicht spielen, hatte aber auch nur eine frühe Liste zur Verfügung gehabt, die mir noch zu unausgereift wirkte. Außerdem wusste ich ja, wie geil ich Geist of Saint Traft finde, und auch in diesem Matchup würde er wohl sehr gut sein. Mit meinem Burn hätte ich außerdem viele Möglichkeiten, seine Kombo ohne größere Schäden abzustellen.

Die Runde begann jedoch zunächst mit einem Deckcheck, der recht lange dauerte, da die Judges Marked Sleeves bei Jan vermuteten. Ein Großteil seiner Länder war wohl in marginal engeren Hüllen eingetütet, was passieren kann, wenn man sich neue Packungen Sleeves kauft und diese oder die Karten nicht vorher mischt, kleine Verarbeitungsfehler eben. Genau das Gleiche ist mir leider auch schon passiert, aber für Jan war ein Gameloss so spät im Turnier natürlich sehr ärgerlich. Spiel 2 ging recht früh ins Race, denn er rampte in einen Falkenrath Aristocrat Turn 3, ich in den Geist. Er legte sogar noch einen weiteren Aristokraten nach, aber Pillar of Flame, Azorius Charm und schließlich Runechanter's Pike hielten den Weg für meinen Geist lang genug frei. Ich war froh, dass sich das Deck noch mal geändert zu haben schien, denn die Version, die ich kannte, enthielt mehr Huntmaster of the Fells, der für mich speziell im Doppelpack deutlich schwieriger zu beantworten gewesen wäre. So stand ich aber …

12:2:1

Vor der letzten Runde und nach den Standings wurde ich doch nervös, einerseits weil viele zu mir kamen und mir Glück wünschten, andererseits weil ich wusste, gegen was ich spielen würde.


Runde 16 gegen Benjamin Paulmeier (RB-Zombies)

Ja, da war das Matchup, dem ich so lange erfolgreich ausgewichen war. Das war auch nötig, denn aufgrund der fehlenden Sideboardkarten (Izzet Staticaster …) war diese Begegnung eigentlich nicht gut für mich bestellt. Wieso ich hier gewonnen habe, nehme ich direkt vorweg: fünf Mulligans in einem Match – und keiner davon von mir. Game 1 begann Benjamin mit einem Mulligan auf sechs, startete aber überzeugend mit Diregraf Ghoul und Doppel-Gravecrawler. Ohne Gegenwehr durch Pillar of Flame konnte ich da wenig machen und war auch trotz Restoration Angel bereits im fünften Zug kaputt.


Dann hatte Benjamins Deck aber echt gar keine Lust mehr mitzuarbeiten und er musste in Game 2 und 3 jeweils Mulligans auf fünf nehmen und konnte selbst diese Hände nur kopfschüttelnd halten. Ich will da nicht besonders in die Tiefe gehen, ohne frühe Drops und ohne viele Ressourcen auf seiner Seite gewann ich diese Spiele. Dass so ein RB-Deck prinzipiell mulligananfällig ist, kann ich mir ja vorstellen, aber da stand Benjamin schon wirklich auf der falschen Seite der Varianz, sodass ich mich, besonders nachdem ich gesehen habe, wie Spiel 1 so abgelaufen ist, sehr glücklich geschätzt habe.

13:2:1

Da war's geschafft – mein vierter Grand Prix, mein zweiter Day 2 und meine erste Top 8. Ohne Byes und ohne viel Ahnung muss ich echt Karma ohne Ende gehabt haben. Doch das wichtigste Spiel stand natürlich noch bevor, das Viertelfinale für die Qualifikation zur Pro Tour in Montreal. Da der Rest schon besser auf der offiziellen Seite gecovert wurde, ist das auch das letzte Match, das ich beschreiben will.


Viertelfinale gegen Pierre Dagen (Bant-Control)

Dass es vor dem Match die Deckliste des Gegners gab, war für mich der größte Vorteil. Daraus konnte ich nämlich entnehmen, dass Dagens Bant-Control das mit Abstand langsamste von allen Decks war, denen ich bisher begegnet war und dass seine Cavern of Souls nicht so schlimm für mich sein würde, da nicht Angel of Serenity, sondern bloß Thragtusk das Spielfeld ungehindert betreten konnte. Sein Sideboard war etwas transformativ und könnte sein Spiel schneller machen, aber ich wusste, dass Game 1 ein Grind-Spiel werden und dass Moorland Haunt die wichtigste Karte sein würde. Meine Starthand hatte auch genau, was ich wollte: Moorland Haunt und viele Wege, den Friedhof zu füllen. Ich resolvte im Verlauf des Spiels, glaube ich, viermal Desperate Ravings und zwei bis drei Thought Scour. Das einzige Mal, dass ich in meinem Zug Mana tappte, war vor dem Zug, in dem ich gewinnen wollte. Zwei Spirit-Tokens hatten Dagen mittlerweile alleine auf sechs geschlagen, waren es ihm aber nicht wert, ein Supreme Verdict zu opfern. Um ihn dazu zu zwingen, legte ich noch Geist of Saint Traft nach. Das Erwartete trat ein, Dagen räumte das Board leer und ich konnte am Ende der Runde einen Restoration Angel reinflashen. Die Gefahr von Searing Spear erkannte er und spielte noch eine Sphinx's Revelation für eins, aber einen Angriff vom Engel und zweimal Pillar of Flame später landete er dennoch genau bei null Lebenspunkten.

In Game 2 sah sein Deck dann mehr nach einem „normalen“ Bant-Control aus, während ich wie immer auf Counter und Planeswalker boardete. Das Spiel war durch seine gestiegene Threat-Dichte deutlich ausgeglichener als zuvor, ich konnte nicht offensiv sein und für ein langes Spiel fehlte mir die Nachhaltigkeit in Form von Moorland Haunt oder Runechanter's Pike, sodass ich, nachdem meine Counter aufgebraucht waren, gegen Staff of Nin einschieben musste.

Das dritte Spiel wiederum war ein fairer Schlagabtausch, der damit endete, dass wir beide keine Handkarten mehr hatten und die einzige Kreatur auf dem Board eine 3/3-Bestie auf seiner Seite war. In dem Topdeck-War konnte noch mal die Karma Spritze aushelfen, denn erst traf ich Tamiyo, the Moon Sage, um das Biest abzustellen, und kurz darauf Jace, Memory Adept, um nachzuladen. Tamiyo tickte derweil fröhlich auf ihr Ultimate zu, und als ich es aktivieren konnte, wusste ich, dass es verdammt gut für mich aussieht. Schließlich konnte ich jetzt mit Jace +1 sogar zwei Karten ziehen! Ich muss zugeben, dass ich nach dem Tamiyo-Ultimate doch sehr nachlässig gespielt habe, denn man hätte ja auch mal, wenn man denn gewollt hätte, zehn Karten ziehen können, indem man sich selber so viele Karten mühlt … Die zwei Karten sollten aber reichen, da bereits die zweite Karte Searing Spear war. Mit der Möglichkeit, den für 18 pro Zug zu spielen, gewann ich ohne die Chance, Jace noch mal richtig einzusetzen.

Damit war die wichtigste Hürde geschafft, nämlich die Quali und den Flug mitzunehmen. Weitere Siege waren jetzt nur noch Bonus an Sachpreisen und nicht so wichtig. Ich konnte das Halbfinale trotz schweren Matchups ziemlich locker für mich entscheiden und verlor schließlich im Finale, aber das ist wie gesagt auf dailymtg.com besser nachzulesen.


Eigentlich wollte ich an dieser Stelle noch einen Ausblick geben oder Änderungsmöglichkeiten für das Deck vorstellen, aber bedingt durch Krankheit und viel Arbeit kommt dieser Artikel jetzt so spät, dass das wenig sinnvoll erscheint. Rückwirkend betrachtet hat sich das Fehlen von Izzet Staticaster im Sideboard bis zum Finale überhaupt nicht bemerkbar gemacht, doch da fehlten sie schmerzlich. Die Art, wie ich das Deck gespielt habe, scheint aber ohnehin nicht mehr gut zu sein, Geist wird von zu vielen Blockern vergrault und insgesamt ist der Way to go jetzt wohl UW-Flash mit minimalem Rot-Splash, das auf Maximum Value geht. Ein interessanter und sicherlich starker Ansatz, der mit meinem Deck allerdings nur noch wenig gemein hat.

Für mich war der Erfolg in Bochum natürlich sehr sehr erfreulich. Ich komme aus Bochum, ich habe sehr geile Preise gewonnen und das Allerwichtigste: Ich darf nach der Pro Tour in Seattle direkt wieder bei der Pro Tour in Montreal mitspielen! Eigentlich sollte ich jetzt mehr Grand Prix spielen, um eventuell einen Pro-Level erreichen zu können, aber das ist derzeit nicht der Plan. Magic ist für mich zurzeit etwas, was ich immer noch gerne spiele, aber in das ich nicht mehr so viel Energie und Zeit hineinstecken kann und möchte wie früher. Vielleicht ist es aber auch gerade diese ungezwungene Einstellung, mit der ich momentan in ein Turnier gehe, die mich gewinnen lässt. Auf jeden Fall ist so ein Turnier alle paar Monate immer eine tolle Erfahrung, ich freue mich jedes Mal, alte Magic-Freunde und Bekanntschaften wiederzusehen, und möchte das auch in Zukunft nicht missen. Für Montreal ist zumindest mehr Vorbereitung geplant und ein Apartment dort mit zehn anderen schon gebucht. Bis dahin ist jedoch erst mal Schluss mit Magic.

Noch einmal ein liebes Dankeschön an alle Leute, die mich mit Karten, Wissen oder einfach mit Daumendrücken unterstützt haben und ein frohes neues Jahr!




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