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Evil Dead
von Michael Diezel
18.10.2012

Wenn der Chef mit der eigenen Arbeit nicht zufrieden ist, sollte man sich Gedanken machen. Ganz besonders gilt das, wenn dieser Chef Rakdos heißt, ein Dämon ist und den Großteil seiner Tage in irgendeinem Drecksloch zubringt. Insofern war es wenig überraschend, dass der Meister mit den ganzen weißen, blauen und grünen Decks der letzten Zeit nicht so zufrieden war und dem auch Ausdruck verlieh. Ein paar Drohungen, bei denen Worte wie Fingernägel, Augen und vor allem Schmerz fielen – der Mann versteht was von Mitarbeitermotivation –, später, überflog ich auch schon sämtliche rote und schwarze Karten in der Hoffnung, eine interessante ausfindig zu machen.

Interessant bedeutet auch immer „anders“, denn wie wir beim Prerelease gelernt haben, ist Rakdos schnell gelangweilt und so glaubte ich nicht, dass ein profanes Zombiedeck seinen Ansprüchen genügen würde. Stattdessen stolperte ich über folgenden Sympathieträger: Veilborn Ghoul.


Auch wenn er im Bild hier ein dickes Schwert trägt, ist er offensichtlich nicht der ganz größer Kämpfer (gut daran zu erkennen, wie er es hält). Dafür hält es ihn nur schwer unter der Erde, zumindest solange diese ausreichend sumpfig ist. Kann man das sicherstellen, erinnert er an einen gewissen Squee, Goblin Nabob, der sich auch auf vielfältige Art und Weise missbrauchen ließ.

Gemein mit diesem ist ihm auf jeden Fall die Unfähigkeit, sinnvoll an einem Kampf teilzunehmen – mehr noch als beim Original, da jener im Notfall wenigstens den unendlichen Blocker geben konnte. Insofern benötigen wir eine Menge Effekte, die nicht darauf angewiesen sind, dass der Knabe zunächst ins Spiel gelangt, sondern am besten direkt von der Hand in den Friedhof wandert. Wie das aussehen könnte, hat mir eins meiner Draftdecks gezeigt, welches mit zwei Ghouls und dreimal Rummaging Goblin irrsinnigen Kartenvorteil generierte. Die Idee ist also da, sie ist womöglich sogar gut, das Problem ist: Rummaging Goblin ist schlecht. Wir müssen uns also nach Alternativen umsehen und finden dabei:

Ebenfalls interessant dürften Karten wie Mulch oder Grisly Salvage sein, die allerdings voraussetzen, dass wir Grün integrieren. Bei dem Gedanken rümpft Fürst Rakdos natürlich die dämonische Nase und wir versuchen uns zunächst im reinen Rakdos. Das ist auch insofern interessant, als dass ein Großteil der oben aufgeführten Karten noch eine weitere Farbe (meist Blau) benötigt.

So erhalten wir Faithless Looting, Liliana of the Veil und Wild Guess. Nicht gerade üppig, aber vielleicht doch genug.


10 Swamp
4 Blood Crypt
4 Dragonskull Summit
1 Stensia Bloodhall
4 Mountain
2 Rakdos Guildgate

4 Pillar of Flame
3 Rakdos Keyrune
4 Dreadbore
4 Faithless Looting
4 Liliana of the Veil
2 Rakdos's Return
3 Duress
2 Mutilate
2 Wild Guess


4 Veilborn Ghoul
3 Olivia Voldaren

Sideboard:

1 Rakdos's Return
1 Duress
4 Vampire Nighthawk
2 Appetite for Brains
2 Underworld Connections
1 Slaughter Games
2 Bloodline Keeper
2 Rakdos Charm


Fazit nach einigen Testspielen: Interessant, aber nicht gut genug.

Abgesehen davon, dass es einige Karten gibt, mit denen man größere Probleme hat, zum Beispiel mit Thragtusk – wie ungefähr jedes Deck –, aber auch mit Instantkreaturen wie Snapcaster Mage, mit Keyrunen, Disciple of Bolas, mit profanem Carddraw wie Sphinx's Revelation, Think Twice und natürlich Jace, Architect of Thought – zudem will man auch nicht immer den vollen Schaden von Wolfir Silverheart, Silverblade Paladin und Co. nehmen), machen die Interaktionen rund um Veilborn Ghoul einfach zu wenig und sind dazu nicht verlässlich genug, da man doch erstaunlich oft Schwierigkeiten hat, den benötigten Sumpf zu finden. Natürlich gibt es die Spiele, wo man in ein Faithless Looting insgesamt vier Veilborn Ghoul wirft und dadurch netto vier Karten zieht, aber diesem Idealfall stehen zahlreiche Beispiele gegenüber, in denen man nur einen der beiden Teile hat oder keinen Sumpf oder überhaupt. Wild Guess ist im Normalfall auch zwischen schlecht und furchtbar anzusiedeln. Doppel- ist eine Aufgabe und der Ertrag nicht viel mehr als ein Sign in Blood, häufig sogar weniger.

Womit wir auch schon beim Thema wären: Sign in Blood oder gar Underworld Connections könnten den erhofften Carddraw meist ebenso erreichen, manchmal besser. Dafür muss man das Deck nicht mit zahlreichen Karten vollstopfen, die jeweils einen Partner brauchen, um wirklich effektiv zu sein.

Ein paar weitere Sachen sind aufgefallen, ein paar sogar positiv …

Olivia Voldaren: Olivia ist aus zwei Gründen deutlich stärker als früher: Erstens fehlt es dem Format an eleganten Wegen, sie aus dem Weg zu räumen. Zweitens haben gerade die meisten Thragtusk-Decks nicht allzu viele Antworten und sind zudem sehr anfällig. Da man mit Thragtusk dermaßen Probleme hat, ist die Vampirlady zumindest ein Ansatz einer Lösung.

Pillar of Flame: Die fand ich eigentlich immer mies, wenn man nicht gerade gegen die aggressivsten Decks des Formats ranmuss. Der Sorcery-Speed stört so oft so ungemein und auch zwei Schadenspunkte helfen in einigen Matchups kaum bis gar nicht.

Rakdos Keyrune: Das Ding hingegen hat mal richtig überzeugt. Erneut darf Thragtusk als Argument herangezogen werden, der von dem Stein dauerhaft in Schach gehalten wird. Eine erstschlagende Drei lässt sich sowieso nur schwer im Kampf besiegen und auf einen Mangel an spontanen Lösungen im Format habe ich ja bereits hingewiesen.

Liliana of the Veil: Und wieder eine Enttäuschung. Selbst mit Veilborn Ghoul zieht man häufig nicht genug aus der Plusfähigkeit und das Kreaturenopfer ist meist weniger opulent, als man es gern hätte. Natürlich gibt es Spiele, die von Lili dominiert werden, aber das sind doch weniger, als man glaubt.

Underworld Connections: Fast jeder spielt dreifarbig und entsprechend abenteurlich sind die Manabasen. Das wiederum führt dazu, dass kaum farblose Quellen gespielt werden können. Und selbst wenn, haben diese meist nicht die Durchschlagskraft, die wir aus vergangenen Tagen gewohnt sind. Entsprechend wenig Ghost Quarter wird aktuell gespielt und das ist offensichtlich der natürliche Feind dieser Landaura. Ansonsten gibt es nämlich einige Decks, die gegen das Ding durchaus zusammenschieben beziehungsweise schnell eine Lösung präsentieren müssen. Somit kann man sicher von einer positiven Überraschung sprechen.

Appetite for Brains: Und davon gibt es gleich noch eine. Das Ding ist vermutlich (noch) nicht maindecktauglich, weil man gegen Zombies zum Beispiel nicht viel mehr als vereinzelt Falkenrath Aristocrat findet, aber spätestens nach dem Boarden lassen sich einige Probleme (sprich: Thragtusk) so recht einfach beseitigen, bevor sie überhaupt auftreten.


Okay, wir müssen also Hilfe bei einer anderen Farbe suchen, auch wenn das Meister Rakdos nicht passen wird. Mein erster Versuch entstand direkt mit Blau und sah so aus:


2 Sulfur Falls
4 Swamp
4 Blood Crypt
4 Drowned Catacomb
4 Steam Vents
4 Evolving Wilds
2 Dragonskull Summit
1 Island
1 Mountain

1 Nicol Bolas, Planeswalker
3 Liliana of the Veil
4 Pillar of Flame
4 Faithless Looting
3 Rakdos Keyrune
3 Dreadbore
1 Desperate Ravings
2 Sever the Bloodline
3 Izzet Charm


3 Olivia Voldaren
4 Veiled Ghoul
3 Sphinx of the Chimes

Sideboard:

4 Vampire Nighthawk
3 Duress
2 Appetite for Brains
2 Rakdos's Return
2 Mizzium Mortars
2 Victim of Night


Das spielte sich schon viel besser, aber auch noch nicht wirklich perfekt.

Erstes Problem ist die Manabasis, die in einem dreifarbigen Deck natürlich nur eine begrenzte Anzahl an Sümpfen gestattet. Dank der Ravnica-Länder ist sie zwar immer noch hoch, kommt aber wie in diesem Fall noch eine recht hohe Anforderung an die Intensität der Farben, wird es wirklich kritisch. Doppel-Blau und zeitiges Rot und das bei möglichst vielen Sümpfen ist selbst mit diesen Ländern eine Herausforderung, zumal man in vielen Matchups auch nicht oft die zwei Leben bezahlen möchte.

Der Vorteil an dieser Variante ist zunächst die offensichtlich höhere Qualität der Einzelkarten, außerdem die verbesserten Synergien mit Veilborn Ghoul. Besonders hübsch ist dabei, dass die Synergiekarten besser ohne den Ghoul funktionieren. Gerade Izzet Charm löst am Anfang eine Menge der vorhandenen Probleme und kann somit schon von erheblichem Nutzen sein, wenn noch gar kein Ghoul zur Verfügung steht.


Positiv überrascht wurde ich von Sphinx of the Chimes, deren Anzahl von anfänglich eins auf die finalen drei erhöht wurde, als auffiel, dass sie wirklich gut ins Metagame passt. Zunächst bekommt man sie gar nicht so leicht weg und dann hat sie ja auch die magische Sechs hinten, die ihr erlaubt, einen Thragtusk-Angriff zu überstehen. Der optimale Doppel-Ghoul ist dann natürlich das berühmte Tüpfelchen auf dem I, da man so schnell mal ein Spiel gewinnt.

Ausprobiert habe ich übrigens auch Jace, Architect of Thought, allerdings nicht allzu lange. Zum einen verträgt die Manabasis einen weiteren, noch dazu verhältnismäßig günstigen Doppelblauspruch nur bedingt und zum anderen gibt er uns nichts, was wir nicht auch an anderer Stelle hinbekommen würden. Versteht mich nicht falsch. Unser neuer Planeswalkerfreund ist eine superstarke Karte, aber ich denke, nicht in diesem Deck.


Den letzten Versuch machte ich schließlich in den Farben von Jund, wobei besonders Grisly Salvage ausprobiert werden wollte. Das bei Rakdos aufgetretene Problem, überhaupt erst einmal einen Ghoul und dann auch noch passende Sümpfe zu haben, sollte diese Karte einfach und elegant lösen. Ein weiterer Pluspunkt ist die so entstehende Möglichkeit, die vielleicht stärkste Karte im ganzen Format – Thragtusk – selbst zu nutzen. Das finale Argument für Grün über Blau dürfte jedoch das Vorhandensein eines zusätzlichen Ravnica-Landes mit dem Subtyp „Sumpf“ sein, welches die oben angesprochenen Probleme mit der Manabasis massiv reduziert.

So sieht das Ganze jetzt aus und spielt sich auch direkt ganz hübsch:


4 Swamp
4 Blood Crypt
2 Dragonskull Summit
4 Evolving Wilds
1 Mountain
4 Overgrown Tomb
4 Rootbound Crag
1 Forest

4 Pillar of Flame
2 Rakdos Keyrune
3 Dreadbore
4 Faithless Looting
3 Liliana of the Veil
4 Grisly Salvage
2 Sever the Bloodline


4 Veilborn Ghoul
2 Olivia Voldaren
4 Lotleth Troll
4 Thragtusk

Sideboard:

1 Olivia Voldaren
2 Rakdos's Return
3 Duress
2 Appetite for Brains
2 Underworld Connections
2 Huntmaster of the Fells
3 Deathrite Shaman


Offensichtlich ist das noch ziemlich gegen aggressive Decks ausgerichtet. Für kontrollierendere Ansätze müssen dann die Ghoul-Synergien herhalten und möglichst viel Kartenvorteil erwirtschaften. Liliana ist ebenfalls eine potenziell sehr gute Karte (auch wenn sie weiterhin enttäuscht) in solchen Matchups, kann man aber nicht mit der rohen Gewalt von Karten wie Rakdos's Return mithalten. Trotzdem mag ich momentan eine solche Konfiguration mehr, weil man gegen langsamere Gegner naturbedingt mehr Zeit hat, den ganzen Quatsch in bessere Karten umzuwandeln. Bei dem Druck, den Aggrodecks hingegen entfalten können, kann man eben nicht in aller Ruhe Rakdos's Return und Co. per Faithless Looting ersetzen, beziehungsweise nimmt man in der Zwischenzeit zu viel Schaden.

Zusätzlich gibt es ja auch noch ein Sideboard, welches ich bis jetzt erstaunlich potent finde. Man hat hier nämlich sehr flexible Karten, die trotzdem einen unglaublichen Powerlevel besitzen, sodass man erstaunlich häufig recht viel boardet. Das ist eben auch dem geschuldet, dass man mit dem Deck nur bedingt geradlinig agiert und entsprechend flexibel reagieren muss. Sehr unsicher bin ich mir noch bei der Wahl des Removals, das jeweils deutliche Vor- und Nachteile in den verschiedenen Matchups hat. Aktuell verzichte ich beispielsweise auf Abrupt Decay und Mizzium Mortars, könnte mir aber einen Einsatz beider ebenso vorstellen wie von Mutilate. Dank Thragtusk und Lotleth Troll ist man jedoch nicht mehr ganz so anfällig gegenüber Instantkreaturen und Sever the Bloodline kann nicht nur besagten Troll oder Geralf's Messenger zuverlässig abstellen und synergiert zudem gut mit dem kleinen Friedhofsthema, sondern hilft zumindest in einem gewissen Grad auch gegen Massen.


Grisly Salvage schließlich hat meine Erwartungen noch übertroffen, da man neben den erhofften Synergieeffekten auch einfach schon einen netten Impulse-Effekt bekommt, der nahezu jeden Draw verbessert.

Zum Abschluss bin ich zwar immer noch nicht sicher, wie gut alles mit und um Veilborn Ghoul wirklich ist. Gut auf jeden Fall, inwiefern sich die ganze Mühe aber wirklich lohnt, insbesondere wenn man auch noch kleinere Faktoren bedenkt (zum Beispiel dass ein Gegner Anti-Friedhofskarten sideboardet), ist noch unentschieden.

Interessant dürfte es hoffentlich sein, mein Gildenchef war jedenfalls zufrieden und so bleibe ich euch wohl noch ein Weilchen in meiner jetzigen Form erhalten und muss nicht ewige Qualen im Höllenfeuer erleben. Zumindest noch nicht.

In diesem Sinne, fröhliches Schnetzeln!
Der MiDi




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