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To Flip or not to Flip – Ein kurzer Bericht aus dem Maintal
von David Gruia
24.04.2012

Auf Wunsch der Community begebe ich mich nach meinem ersten bedeutungsvollen Turniererfolg jetzt unter die Schreiber und werde in diesem Artikel das Geheimnis um meine Person und mein Deck lüften.

Wer ist dieser David Gruia überhaupt? Eine Frage, die sich leicht beantworten lässt: ein 25-jähriger Physikstudent aus Karlsruhe. Und warum habe ich noch nie etwas von ihm gehört? Vermutlich weil ich bisher nur auf kleineren regionalen Turnieren gespielt habe und mich erst seit diesem Jahr auch mit Standard und größeren Turnieren befasse, dank der entsprechenden Anregung einiger Karlsruher Spieler.

Für Maintal beschränkte sich meine Auswahl auf zwei Decks, die mir zugesagt haben, Delver oder Naya-Pod. Nach kurzer Überlegung und Inspiration habe ich mich für das sogenannte „Spectral Misstep Delver“-Deck entschieden, da Delver das stärkste Deck ist, man zusätzlich über Mental Misstep verfügt und es einem guten Spieler einen größeren Handlungsfreiraum gibt.


4 Seachrome Coast
1 Plains
9 Island
4 Glacial Fortress
3 Moorland Haunt

4 Vapor Snag
2 Gut Shot
1 Midnight Haunting
4 Mana Leak
4 Mental Misstep
4 Ponder
4 Gitaxian Probe
1 Divine Offering
1 Sword of War and Peace
2 Spectral Flight


4 Delver of Secrets
(Insectile Aberration)
4 Geist of Saint Traft
4 Snapcaster Mage

Sideboard:

1 Revoke Existence
3 Ratchet Bomb
2 Timely Reinforcements
3 Celestial Purge
3 Dissipate
1 Gut Shot
1 Batterskull
1 Jace, Memory Adept


Was einem sofort auffallen sollte, sind die wenigen Kreaturen, die wenigen Ausrüstungen, die Menge Mental Misstep und Spectral Flight. Davon die wichtigste Ergänzung sind die vier Missteps im Maindeck! Sie geben einem im aktuellen Format so viel, was man braucht:

Mental Misstep countert „kostenlos“ und ohne Tempoverlust die wichtigen 1-Drops des Gegners: Delver of Secrets, Birds of Paradise oder Llanowar Elves

Er beschützt die eigenen Kreaturen vor Gut Shot, Vapor Snag oder anderen Removalspells wie Galvanic Blast oder Tragic Slip.

Und natürlich countert er situationsabhängig auch alles andere für ein Mana wie zum Beispiel gegen Frites Autumn's Veil.

Ein anderer kostenloser Zauberspruch, Gitaxian Probe, ist hingegen der Kleber, der das ganze Deck zusammenhält. Man spielt förmlich ein 56-Karten-Deck und bekommt obendrein die gegnerische Hand zu sehen – man weiß somit nicht nur, was der Gegner spielt, sondern vor allem weiß ich, was ich zu welchem Zeitpunkt spielen kann oder wann ich Mana zum Countern offen lassen muss.


Der Kreaturenmangel wird noch etwas durch Midnight Haunting aufgefangen, was zugleich das zum Manaleaken offen gehaltene Mana ver- und den Delver aufwertet.

Das One-of-Divine Offering ist vielseitiger, als es im ersten Moment wirken mag. Neben der offensichtlichen Präsenz von Equipment und Birthing Pod hilft es auch gegen Inkmoth Nexus (dies war der entscheidende Spell gegen Esper-Control im Viertelfinale). Außerdem stellt es in den schlechteren Aggro-Matchups Phyrexian Metamorph ab und holt einen kleinen Vorteil durch den Lifegain heraus.

Mana Leak, Vapor Snag und Ponder sind selbstverständlich auf vier gesetzt und die zwei Exemplare von Gut Shot runden das Spellpacket ab. Durch diese Änderungen schaffe ich es, im Maindeck auf 24/60 statt der üblichen 20/60-Delverflipchance zu kommen – ein kleiner Hinweis für alle Statistikliebhaber, mein Delver of Secrets macht somit 20% mehr Schaden.


Spectral Flight ist der elegante Weg, den formatbestimmenden Artefakthate zu umgehen und gleichzeitig den eigenen Geist mit Evasion auszustatten. Auf einem Spielstein, Delver oder Snapcaster Mage erhöht es spürbar die Clock – die Risiken des 2-zu-1-Tausches sind auch hier durch Gitaxian Probe und Mental Misstep reduziert. Schaut man sich die Decklisten der Top 8 an, findet man in kaum einer davon mehr als eine Karte, die gegen Spectral Flight hilft.

Das übriggebliebene Schwert lockt den Gegner, tote Karten zu boarden, oder gibt die entsprechenden Vorteile, die ein Schwert halt so mit sich bringt.


Kommen wir zum Sideboard. Ratchet Bomb ist vermutlich die auffälligste Karte, in dreifacher Ausführung, weil ich keine Tokens mag und dieses Matchup aus meiner Sicht das schlechteste für Delver ist. Da ich davon ausging, dass viel Delver gespielt würde, rechnete ich auch mit vielen Tokens. Immerhin habe ich die Bomben einmal eingeboardet und dann nicht gesehen …

Celestial Purge und Timely Reinforcements haben ihren Dienst erfüllt, wobei mich die Reinforcements weniger überzeugt haben. Ebenso sah es bei Revoke Existence aus, das zu 90% aber auch nur als zusätzlicher Artefakthate geboardet wurde.


Gut Shot ist mit die wertvollste Sideboardkarte gegen andere Delver-Decks und gegen RG-Aggro, wohingegen Dissipate und Batterskull je nach Spielvorliebe wahre Alleskönner im Sideboard sind. Jace, Memory Adept rundet das Sideboard gegen Kontrolle ab.

So viel sei zu den Deckbauentscheidungen gesagt und darüber, wie die Karten während des Turnieres performt haben. Die wichtigste Frage, die sich nach so einem ausführlichen Turnier stellt, lautet nun: Was würde ich an dem Deck ändern? Am Maindeck absolut gar nichts. Ich habe preboard über 75% meiner Matches gewonnen.

Im Sideboard gäbe es hingegen einige Änderungen. Mein aktuelles Sideboard würde wie folgt aussehen:


Sideboard:

3 Dissipate
2 Celestial Purge
2 Corrosive Gale
2 Phantasmal Image
1 Revoke Existence
1 Divine Offering
1 Timely Reinforcements
1 Gut Shot
1 Batterskull
1 Negate


Ein kurzer Überblick über meine Matchups im Turnier deutet die Vielfalt des aktuellen Formates an:

1. Runde – UW-Delver
2. Runde – WB-Tokens
3. Runde – WU-Humans
4. Runde – Esper-Control
5. Runde – UW-Delver
6. Runde – BU-Zombies
7. Runde – UW-Delver (gedrawt)
8. Runde – RG-Aggro (gedrawt)

Die Matchups in den Top 8 waren entsprechend Esper-Control gefolgt von zwei RG-Aggrodecks. Leider habe ich mir während des Turnieres keine Notizen zu den Spielverläufen gemacht, weshalb ich keinen ausführlichen Bericht schreiben werde. Es sei nur kurz gesagt, dass sich die Hälfte meiner Vorrundengegner anschließend in der Top 8 wiedergefunden haben.

An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit für eine erste Abschätzung nutzen, wie sich diese Variante des Delver-Decks nach dem Release von Avacyn Restored entwickeln könnte:

Ponder und die schnelle Clock laden dazu ein, Temporal Mastery zu spielen, jedoch darf das Potenzial der toten Karte auf der (Start-)Hand nicht unterschätzt werden.


Der Spielwert von Thought Scour wird vermutlich steigen, da man beim Gegner nicht nur die Miracle-Mechanik in etwaigen Kombinationen von Discardoutlets und Noxious Revival deutlich entwertet, sondern ebenfalls mit Ponder angeordnete Karten durcheinanderbringt.

Mit dieser Liste würde ich Delver nach der Veröffentlichung von Avacyn Restored „anspielen“:


9 Island
4 Seachrome Coast
4 Glacial Fortress
1 Plains
3 Moorland Haunt

4 Delver of Secrets
(Insectile Aberration)
4 Geist of Saint Traft
4 Snapcaster Mage


4 Vapor Snag
4 Mana Leak
3 Thought Scour
2 Mental Misstep
2 Gut Shot
4 Ponder
3 Gitaxian Probe
2 Temporal Mastery
2 Spectral Flight
1 Runechanter's Pike


Seien wir gespannt, wie sich das Meta entwickeln wird!

Zum Abschluss kommt natürlich die Danksagung an meine stets freundlichen Gegenüber während des Turnieres, dem Veranstalter und den Judges für die angenehme und gut organisierte Durchführung, meiner inspirierenden Deckmuse und einer besonderen Person, die ausdrücklich an dieser Stelle erwähnt werden wollte.

Ich freue mich auf eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit im deutschen Team und wünsche viel Glück für die kommenden Qualifier.

Euer

David „Random Dude“ Gruia




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