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In Erinnerung an Ludwig Lenzen
von Michael Wiese
28.02.2012


Und meine Seele spannte weit Ihre Flügel aus,
Flog über die stillen Lande, als flöge sie nach Haus

– Joseph von Eichendorff

Mit diesem Zitat will ich eine traurige Nachricht überbringen. Am Samstag, dem 18. Februar 2012, ist für uns alle ziemlich überraschend Ludwig Lenzen, Magic-Spieler und Level-2-Schiedsrichter, verstorben. Das Zitat wurde von seiner Familie ausgesucht. Ludwig war bei vielen Spielern als der Judge im Ruhrgebiet bekannt. Von Düsseldorf bis Iserlohn hatte er sich einen Namen als stets hilfsbereiter Schiedsrichter gemacht. Unter den Judges hatte er national und international viele Freunde gefunden. Im Folgenden haben wir Geschichten gesammelt, welche wir mit Ludwig erlebt haben, damit er uns in ewiger Erinnerung bleibt.

Wenn ihr weitere Erfahrungen mit oder Geschichten über Ludwig teilen wollt oder einfach eure Anteilnahme zum Ausdruck bringen wollt, so steht euch dafür der Kommentarthread im Forum zur Verfügung, den auch die Familie von Ludwig lesen wird. Wir bitten, den Thread ausschließlich zu diesem Zweck zu verwenden.


Martin Köhler, L2-Judge aus Bonn, schreibt:

Ludwig war einer der ersten Schiedsrichter, mit dem ich zusammenarbeiten durfte, als ich vor circa zwei Jahren als Judge angefangen habe. Er war mir direkt durch seine fröhliche Art sympathisch und ich habe sehr gerne mit ihm gearbeitet. Auch privat bei einem Grillabend oder Ähnlichem war er jemand, mit dem man sich gut unterhalten konnte.

Ludwig bleibt mir als jemand in Erinnerung, der das Wohl der Gemeinschaft – seien es Magic-Spieler, seien es Magic-Judges – im Auge hatte und wollte, dass alle im Rahmen der Möglichkeiten zufriedengestellt werden. Er hat auch im Zweifelsfall seine eigenen Ansprüche zurückgestellt, wenn er dadurch jemand anderem helfen konnte.

Er ist für mich nicht nur ein beliebiger Schiedsrichter, sondern ich würde ihn durchaus als Freund bezeichnen.


Hendrik Robisch, L2-Judge aus Essen:

In meinen Augen wird Ludwig für immer einer der wichtigsten Judges meiner Schiedsrichter-Laufbahn sein. Als Floorjudge in Iserlohn unter Marcel Mike Schneider hat Ludwig einen erheblichen Anteil meiner Schiedsrichterausbildung übernommen. Er hat es in unseren Gesprächen immer wieder geschafft, scheinbar festes Wissen mit einer gezielten Frage auszuhebeln und mich so zum weiteren Nachdenken zu bringen.

Anfang Januar sind wir gemeinsam aus dem Ruhrgebiet nach Hanau gefahren und haben so einige Stunden zusammen im Auto verbracht und bei ausgelassener Stimmung über Magic philosophiert.


Christian Müller, L1-Judge aus Tiefenstockheim (Bayern):

Mein schockierter Ausruf über diese Nachricht ist noch nicht lange her, aber ich möchte dennoch mein aufrichtiges Beileid an all jene richten, die ihn so wie ich kurz kennenlernen durften und menschlich schätzten und mochten.

Allen, die ihn nicht kannten, möchte ich beschreiben, weshalb er ein einprägsamer und beeindruckender Mensch war. Ich erinnere mich an ihn als einen oft stillen, aber bei Diskussionen immer sehr aufmerksamen Zuhörer, der mit wenigen Worten tiefsinnige und wohlbedachte Einwände und Argumente beisteuerte. Seine einfühlende Art, diese auszuformulieren, rang mir ursprünglich Neid ab, und dann versuchte ich, sie mir selbst zu Eigen zu machen. Wie jeder von uns konnte er auf anstrengende oder stressige Situationen manchmal auch fahrig und hitzig reagieren, doch wenn Ludwig sich auch nur einen Hauch einer Komfortzone errichtet hatte, kam alsbald sein edles, sanftes Wesen hervor. Er erschien oft ein wenig wie ein Bär, der in seinem Revier zufrieden seinen Lieblingsplatz gefunden hatte, selbst wenn es nur ein Stuhl am Rande einer Teambesprechung war. Teambesprechungen mit Ludwig waren immer gut, weil er mit seiner beruhigenden Art Anfängern und Neulingen die Nervosität nehmen konnte.

Zwar habe ich ihn auch mehrfach ausgelassen und fröhlich erlebt, öfter aber war er das „stille Wasser“. Er ist gegangen, jedoch bleibt er bei vielen in guter Erinnerung. Danke, Ludwig, die Zeit mit dir war mir wertvoll.


Leon Strauss, L1-Judge aus Frankfurt:

Diese Nachricht löst in mir tiefe Trauer und einen inneren Widerstand aus, das zu akzeptieren.

Ludwig war für mich oft ein Gegenpol zur Hektik und in meiner Anfangszeit als Schiedsrichter zur Nervosität und dem Druck. Er gab immer bedachte und auf seine Art sehr weise Kommentare zu Lehrfragen, Alltagsthemen oder auch Fehlern von sich. Ich fühlte mich als Anfänger auf dem Floor sicherer und ruhiger, wenn er anwesend war. Falls ich mich gestresst fühlte oder einfach Ruhe brauchte, konnte ich mich immer zu ihm stellen und ein interessantes, oft lehrreiches und durch seinen subtilen Sarkasmus aufheiterndes Gespräch führen. Allein durch die Unterhaltung mit ihm beim Museumsbesuch in Bonn habe ich mehr über die moderne Physik gelernt als in meinen 13 Jahren Unterricht, und hatte dabei unglaublich viel Spaß.

Mit ihm ist ein Mensch gegangen, dessen Anwesenheit mich immer erfreut hat, der mir anfangs Halt und später viel Wissen in meiner Rolle als Judge gegeben hat, und viel Ruhe und Faszination (fast Neid) über seine Fähigkeit, in den stressigsten Situationen freundlich und gelassen zu bleiben.

Auch ich danke für die tolle Zeit mit ihm. Ich werde ihn nie vergessen.


Marcel Mike Schneider, L2-Judge aus London:

Ich lernte Ludwig Anfang 2009 kennen, als er mich in Iserlohn auf das Judgewerden ansprach. Kurz darauf hatten wir regen E-Mailverkehr, er wurde Schiedsrichter und schnell ein integraler Teil der Community, deutschlandweit wie auch international und vor allem natürlich in Nordrhein-Westfalen. Viele von euch durften Ludwig selbst erleben, weshalb das hier keine Abhandlung über sein Magic-bezogenes Tun werden soll.

Jeder, der etwas länger mit Ludwig zu tun hatte, bemerkte, dass er einen sehr eigenen Charakter mit unterschiedlichsten Zügen hatte. Zumeist eher ruhig, geduldig, womöglich schüchtern, manchmal auch pedantisch. Die aber wohl spürbarsten aller seiner Arten waren seine enorme Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit, die sich auch über das Turniergeschehen hinaus bis ins Privatleben erstreckten. Er war immer für mich und für alle da, die ein Problem hatten, hatte ein offenes Ohr und versuchte zu helfen, wo immer er konnte. Umso trauriger stimmt es mich, dass er von uns gegangen ist. In Erinnerung werden mir vor allem die schönen Grillabende in Gruiten bleiben, bei denen sich Ludwigs positives Wesen auch in seiner Gastfreundschaft widerspiegelte. Viele haben einen vertrauens- und liebenswürdigen Freund verloren und mein Beileid richtet sich insbesondere an Familienangehörige und andere, die Ludwig nahe standen. Ich trauere mit ihnen.


Ute Kronenberg, L3-Judge aus Aachen:

Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ich Ludwig zum ersten Mal getroffen habe, und das finde ich seltsam, aber mir kommt es so vor, als sei er schon immer dabei gewesen, wenn große Turniere anstanden, als hätte er schon immer Iserlohn betreut und sein verschmitztes Lächeln und seinen abschätzenden Blick auf potenzielle Judge-Kandidaten gerichtet. Ich erinnere mich an den Level-2-Test, den er mit Bravour bestand, und wie sehr er sich ärgerte, dass er doch einen Fehler gemacht hatte. Wohlgemerkt genau einen, auf 50 Fragen in einem der härtesten Tests, die es damals gab.

Letzten Sommer hatte ich das Vergnügen, wie jedes Jahr auf den Deutschen Meisterschaften mit Ludwig arbeiten zu dürfen und wie immer hat er einen hervorragenden Job gemacht. Die Gegebenheiten waren nicht so gut, wie man sich das gewünscht hätte, und er hat es ohne großes Getue geschafft, mir einen Teil der Arbeit von den Schultern zu nehmen. Eben genau so wie es seine Art war, unauffällig, aber dabei gleichzeitig sehr präsent, ein Mensch, an dem man nicht vorbei kam.

Aber auch außerhalb des Judgens habe ich seine Gesellschaft stets genossen. Intelligente Gespräche, bei denen neben Politik und Naturwissenschaften auch andere Themen zur Sprache kamen; unglaubliches Allgemeinwissen, das mich immer wieder begeisterte; Spaß daran, aktiv zu sein mit anderen; Besuche des Aachener Weihnachtsmarktes mit Glühwein oder ein selbstgemachter Ceasar's Salad mit total verkorkstem Dressing; ein gemeinsamer Tag im Phantasialand. Viele Erinnerungsfetzen, die durch meinen Kopf gehen und bleiben werden. Vor allem kann ich den Gesichtsausdruck nicht vergessen, den er oft aufsetzte, wenn er über etwas nachdachte, den Kopf leicht schief gelegt und einen nachdenklichen Blick, kurz bevor er den Mund öffnete, um im klassisch trockenen Ludwig-Humor einen Witz zum Besten zu geben. Dass dabei nur die Hälfte der Anwesenden wusste, warum der jetzt komisch war, gehörte einfach dazu. Ich war immer stolz darauf, dass ich seinen Humor verstand und ich bin stolz darauf, dass ich ihn kennen durfte. Er wird mir fehlen. Als Mensch, als Judge, aber vor allem als Freund.


Sebastian Reinfeldt, L2-Judge aus Bad Homburg:

Ich habe im Moment im Wesentlichen einzelne und zusammenhanglose Bilder und Situationen im Kopf …

Ein Nebeneinandertreten in Madrid 2010, abends, Staunen über die Menschenmassen, die sich da versammelt haben. Seine gutmütig-väterliche Art, meine Überwältigung über meinen ersten Grand Prix zur Kenntnis zu nehmen.

Ein Pro Tour Qualifier in Hanau, ich als Headjudge. Ludwig ist organisationswütiger Perfektionist und muss fast mit Gewalt davon abgehalten werden, das Management komplett alleine zu übernehmen.

Das Abendessen nach einem Pro Tour Qualifier letztes Jahr in Köln, Martin, Ludwig und ich. Wir lassen das Turnier Revue passieren und kommen dann auf unsere Zukunftspläne und -ideen fürs Judgen zu sprechen, wir unterhalten uns darüber, wer wann Level 3 machen will. Da wir in Köln-Deutz sind, erwägen wir dabei scherzhaft, ganz inoffiziell den „Deutzer Kreis“ zu gründen.

Jahresend-Event vom Kessel 2010, Ludwig leitet einen der drei Pro Tour Qualifier. Seine Headjudge-Ansprache enthält ein paar betont lockere Witzchen, die aber (zumindest auf mich) so wirken, als sei er extrem nervös und versuche, das zu überspielen.

Viele Diskussionen und Unterhaltungen über Regeln und Policy und Situationen. Da habe ich wenig konkrete Erinnerungen, aber den Gesamteindruck, den Christian, Leon und Hendrik beschrieben haben, von einem Menschen, der sehr zielgenau an ebender Stelle nachfragen kann, an der man selbst nicht so sicher ist (egal ob das wirklich bewusst zielgenau war oder nur zufällig, oder ob vielleicht auch nur diese Fälle besonderen Eindruck hinterlassen haben), kann ich bestätigen.

Und natürlich sein „good-natured teasing“. Er hat wenige Gelegenheiten ausgelassen, irgendwelche mehr oder weniger spitzen Bemerkungen in meine Richtung loszulassen, und wir haben oft darüber gescherzt, dass er es als eine seiner Hauptaufgaben im Judge-Programm ansieht, mir das Leben schwerzumachen.


Michael Lauter, L1-Judge aus Köln:

Ich kannte Ludwig zum Großteil als Schiedsrichter der Samstagsprereleases sowie einiger anderer Turniere im Düsseldorfer Drachental. Er hat sich hier als sehr kompetent erwiesen und war immer ein extrem angenehmener Gesprächspartner, man merkte ihm an, dass ihm seine Aufgabe Spaß machte. Die plötzliche Nachricht von seinem viel zu frühen Tod hat mich erschüttert. Ich bin mir sicher, dass er in der Magic-Szene, nicht nur in NRW, unvergessen bleiben wird.


Meine Erinnerungen:

Anfangs hatte ich von Ludwig nur über Marcel Mike gehört. Er habe da einen neuen, guten Schiedsrichter in der Ausbildung. Als ich Ludwig dann zum ersten Mal getroffen hatte, konnte ich einfach nur sagen: Marcel Mike hatte Recht! In den nächsten Jahre durfte ich Ludwig dann als hilfsbereiten und engagierten Judge kennenlernen. Sein Einsatz in Düsseldorf und sein Einsatz in Iserlohn sind für die dortigen Spieler und Judgegemeinschaften unvergesslich. Auch abseits von Turnieren und Magic war Ludwig immer dabei, wenn sich im Raum NRW die Judges getroffen haben. Er war sogar oft die treibene Kraft dabei und hat uns zu sich nach Hause zum Grillen eingeladen. Dieser Abend wird mir in Erinnerung bleiben, genauso wie die anderen Abende, die wir nach einem erfolgreichen Grand Prix oder der Deutschen Meisterschaft zusammen verbracht haben.


Zum Schluss will ich nochmals meine tiefe Anteilnahme der Familie gegenüber aussprechen.

Wenn ihr jetzt auch etwas schreiben wollt, steht euch der Kommentarthread dafür offen.




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