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Kalenderblatt #24
von Torben Thies
28.09.2011

Kurz vor und nach dem Prerelease (das ist genau der Zeitrahmen, den dieser Artikel abdeckt) drehen sich naturgemäß alle Diskussionen um das neue Set. Wie gestaltet sich das Limitedformat? Welche Karten schaffen es auf den Constructedolymp? Und sind wirklich alle miesen Rares „awesome for Commander“? Alle Antworten werdet ihr hier heute sicherlich nicht finden, aber zumindest in die 40-Karten-Welt kann ich euch heute einen Einblick verschaffen und nebenbei auf den neuesten Stand bringen, was andere Ereignisse in der Magic-Welt angeht.


Confessions of a Mad Scientist


Eigentlich war mein Plan am Wochenende eindeutig: Ich wollte Freitagabend einen letzten M12-Draft im FUNtainment Berlin machen und somit dem Set, an dem ich eine perverse Freude habe, Lebewohl sagen. Danach sollte es nach Hause gehen, damit ich mir eine Mütze voll Schlaf aufsetzen und so fit für das Prerelease am Samstag sein konnte. Irgendwie wurde ich dann allerdings doch überredet, den traditionellen Mitternachtsdraft mitzunehmen, den ich auch aus monetären Gründen eigentlich nicht eingeplant hatte. Wer kann schon dem Angebot widerstehen, alte M12-Preisbooster gegen neue, verlockende, blutrote Innistrad-Päckchen einzutauschen? So fand ich mich also um 0:01 Uhr an einem von fünf Drafttischen wieder (40 Spieler beim Mitternachtsdraft: großartig!) und konnte es kaum erwarten, mich in die Welt des Horrors zu werfen. Kleiner Spoiler: Für eine Welt des Horrors verursacht dieses Set ziemlich viele Glücksgefühle.

Genug Vorgeplänkel, auf zum eigentlichen Draft! Nachdem mein erster Booster bis auf Skirsdag Cultist nichts Verlockendes im Angebot hatte, entschied ich mich mit dem anschließenden Pick, Heretic's Punishment, früh für Rot. So ein Prereleasedraft schien mir die perfekte Umgebung, um interessante Rares auf ihre Spielstärke hin zu überprüfen. Mein rechter Nachbar zeigte mir schnell seine Wolfsnatur, wodurch Blau schnell zu meiner zweiten Farbe wurde und ich am Ende des ersten Boosters mit einem klaren Plan dastand. Ein friedhofsbasiertes Deck sollte es sein, denn die Enabler wie Forbidden Alchemy, Deranged Assistant sowie Profiteure wie Harvest Pyre und Stitched Drake waren schon jetzt vorhanden.

Doppelkartenkommentar #1: Das Draften mit doppelseitigen Karten ist interessanter als erwartet. Meine anfängliche Reaktion direkt nach der Ankündigung gestaltete sich eher negativ, aber nach praktischer Erfahrung revidiere ich dieses Urteil gern. Der Grund: Drafts fließen besser, wenn man zumindest teilweise weiß, was die Nachbarn draften. So kann man sich mit ein klein wenig Geschick gut aus dem Weg gehen, offenbart aber trotzdem selten die gesamte Strategie. Beispielsweise erfuhr ich erst im Finale, dass mein rechter Nachbar nicht nur Werwölfe gepickt hatte, sondern auch in Blau war. Zu einem Stallfest arten die Drafts derweil nicht aus, weil man immer noch zu sehr auf seine eigenen Pickentscheidungen fokussiert ist, um ständig sein gesamtes Umfeld ausspionieren zu können. Zusätzlich ist es auch noch problemlos möglich, keine einzige doppelseitige Karte zu nehmen, wie mein Draftdeck ergab.

Mein fertiges Deck gefiel mir sehr gut. Leider konnte ich trotz aktiver Suche nicht mehr blaue Zombies aufschnappen, weshalb das Endergebnis mit zu wenigen Kreaturen arbeiten musste:

Draftdeck

2 Swamp
8 Island
7 Mountain

1 Deranged Assistant
1 Ashmouth Hound
1 Stitched Drake
1 Selhoff Occultist
1 Makeshift Mauler
1 Evil Twin
1 Skirsdag Cultist
1 Fortress Crab
1 Pitchburn Devils
1 Charmbreaker Devils


1 Traveler's Amulet
1 Silent Departure
2 Geistflame
1 Think Twice
2 Harvest Pyre
1 Claustrophobia
3 Forbidden Alchemy
1 Heretic's Punishment
1 Lost in the Mist
1 Into the Maw of Hell


Obwohl das Deck auf dem Papier wirklich sexy aussah, hatte ich ein wenig Angst vor aggressiven Strategien. Karten wie Forbidden Alchemy sind eben stark, kosten aber auch eine Menge Tempo. Je nachdem als wie aggressiv sich das Format herausstellen würde, bräuchte ich Wege, um einen frühen Ansturm zu verhindern. Deswegen entschied ich mich auch präventiv, eher durchschnittliche Kreaturen wie Ashmouth Hound und Selhoff Occultist zu spielen. Es stellte sich aber heraus, dass ich mir keine Sorgen machen musste. Kein gegnerisches Deck war schnell genug, um mir die Zeit zu nehmen, meinen Friedhof zu füllen und zu einer zweiten Hand zu machen. Na gut, nach dem Draw im Finale wurde ich doch noch von einer blau-grünen Strategie abgefertigt, die Spectral Flight auf Delver of Secrets gelegt und dann mit Werwölfen nachgetreten hat.


Ob sich diese Strategie etablieren wird, bezweifle ich aber. Insgesamt halte ich eine Strategie, wie sie mein Deck andeutet, für gut draftbar. Allerdings muss man höllisch aufpassen, sich nicht mit zu vielen Spielereien das Deck zu verbauen. Mein Tipp: Konzentriert euch anfangs auf die blauen Zombies, die als zusätzliche Kosten Kreaturen aus eurem Friedhof entfernen. Die scheinen nämlich schwerer zu bekommen sein als diverse Friedhofsfüller. Und wenn ihr dann doch nichts bekommt, was euer Grab vollmacht, funktionieren die Zombies immer noch als effektive Schläger in einem kreaturenbasierterem Deck.

Doppelkartenkommentar #2: Im Spiel sind die doppelseitigen Karten unglaublich umständlich und der einzige Aspekt, der mir an Innistrad missfällt. Hat man mehrere davon im Deck, erkennt man auf der Checkliste erst auf den dritten Blick, welchen Wolf man denn jetzt gezogen hat. Wenn man ihn dann spielt, kramt man in seiner Deckbox nach der entsprechenden Karte, die dann hüllenlos daliegt. Nach dem Spiel muss man dann wieder dafür sorgen, die Checklisten einzumischen und die doppelseitigen Karten aus allen möglichen Zonen fischen. Alles in allem sind sie für Checklistenbenutzer eine sehr umständliche Sache, weshalb ich mir extra für das Draftformat blickdichte Hüllen kaufen werde und mich von meinen geliebten Ultra Pros verabschiede.

Das Aggrodeck des Formats hatte derweil Kai Fiedler an einem anderen Drafttisch entdeckt. Er spielte Schwarz-Rot mit einer niedrigen Kurve und drei (!) Kopien von Furor of the Bitten. TrashT kann gern in den Kommentaren eine Abhandlung darüber schreiben, was genau einen Schimmelhaufen definiert und wie viel Schimmelpotenzial in Innistrad steckt.


Nach einer langen Nacht konnte ich nun doch noch drei Stunden Schlaf erhaschen und begab mich am nächsten Morgen gut ausgeschlafen (hört ihr die Ironie schreien?) zum Sealed-Teil meines Magic-Wochenendes. Wie immer in einem sanktionierten Turnier machte ich auch diesmal nichts auf, das irgendwie von Wert ist, und musste somit (wie immer) mein Antrittsgeld durch Boosterpreise reinholen. (Ich nehme MartenJs Kommentar mal vorweg: „Thinly veiled brag.“) Das unten zu bewundernde Deck hat mir dann am Ende ein 5:1 und einige Preispäckchen beschert. Den gesamten Pool erspare ich euch, weil der einerseits den Rahmen des Kalenderblatts sprengen würde und ihr andererseits in den nächsten Wochen von etlichen Artikeln bombardiert werdet, die ihre Pools tiefgründiger analysieren, als ich es an dieser Stelle kann.

Sealeddeck

1 Shimmering Grotto
9 Island
7 Mountain

2 Stitcher's Apprentice
1 Civilized Scholar
(Homicidal Brute)
1 Lantern Spirit
2 Moon Heron
2 Makeshift Mauler
2 Battleground Geist
1 Pitchburn Devils
1 Falkenrath Marauders
1 Balefire Dragon


1 Geistflame
1 Harvest Pyre
1 Desperate Ravings
1 Think Twice
1 Brimstone Volley
1 Claustrophobia
1 Forbidden Alchemy
1 Dissipate
1 Lost in the Mist
1 Blasphemous Act


Ich bin ehrlich: Die roten Rares haben mir in den sechs Runden definitiv geholfen. Dennoch kamen mir sowohl der Draft als auch das Sealed-Turnier nicht sehr bombenabhängig vor. Einen bleibenden Eindruck hingegen hat die Attrition-Lastigkeit aller Spiele hinterlassen. Tempo war kein entscheidender Faktor – viel wichtiger war es, sich nach und nach kleine Vorteile zu erspielen, um so am Ende mit mehr Karten als der Gegner dazustehen. Mittel zum Zweck sind hierbei vor allem Flashback, gut getimtes Removal, Valuekreaturen wie Slayer of the Wicked und Ghoulraiser und – don't laugh, it works! – Stitcher's Apprentice. Den kleinen Homunkulus sollte man nicht unterschätzen, denn er ist ein wirklich nützlicher Alleskönner. Mit ihm habe ich dieses Wochende: 1. Gechumpblockt, und dann geopfert, um mir einen 2/2-Spielstein zu bauen und eine Kreatur im Friedhof für meine blauen Zombies zu haben. 2. Meine Gegner zur Verzweiflung getrieben, weil sie keinen Removalspruch spielen konnten, der mir nicht noch einen Grizzlybären beschert hat. 3. Fette Bodenkreaturen mit Leichtigkeit aufgehalten. 4. Morbid aktiviert (allerdings auch einmal beim Gegner).

Insgesamt empfinde ich für dieses Set nicht weniger als schiere Begeisterung. Das Setting ist atemberaubend, das Gameplay flüssig und interaktiv und Siege müssen hart erspielt werden. Wer kann so etwas bitteschön nicht toll finden?


Bannedidos


Das allzeit wachsame Auge von Sheriff Lauer bemerkt alles. Nachdem er mit Unterstützung seines treuen Gehilfen LaPille scheinbar alles Gesindel, das Philadelphia bedrohte, hinter Gitter gebracht hatte, erwischte er genau dort die letzten Strolche auf frischer Tat. Sichtbar stolz berichtete er in der lokalen Zeitung „Daily MTG“ von seinem großen Fang. Er habe sie gerade noch erwischt, bevor sie nach San Francisco fliehen konnten, erzählt er. Hier die Namen der Übeltäter, geordnet nach Gruppierung. Manche hatten sich sogar in mehreren einen berüchtigten Status erarbeitet.

Die Modernmafia:

Die Equipe d'Extended:

Die Legacyliga:

Ein vermeintlicher Vintageverbrecher:
Fact or Fiction wurde wieder auf freien Fuß gesetzt.

Interessant ist die Erwähnung der Equipe d'Extended, wurde doch gemeinhin angenommen, dass diese endgültig von der Modernmafia aus dem Geschäft gedrängt worden war. Dass noch weitere Aktivitäten von ihr zu erwarten sind, wird aber weiterhin bezweifelt, erinnert der Fall doch an den Coup der Zerschlagung einer damals längst nicht mehr relevanten Gruppe, die sich auf mehrere Länder verteilt hatte.

Hoffen wir also, dass die Welt für immer befreit ist von Banditen, die einen schneller erschießen (oder vergiften), als man sich wehren kann.


Terminator


Letzte Woche hat es begonnen, diese Woche entfaltet sich der Verlauf der kommenden PTQ-Saison, die zur Pro Tour Honolulu führt, weiter. Die erste Nachricht ist hierbei leider eine nicht so positive, die ich euch lieber durch Ingo Muhs überbringe, falls ihr den Boten töten wollt.

Die PTQ in Dortmund und in Nürnberg am 01. Oktober finden nicht statt. Derzeit wird daran gearbeitet, ob und wann Ersatz gegeben werden kann. Die Veranstalter Auenland und FUNtainment trifft keine Schuld an dieser Verlegung. Bei der Kommunikation der möglichen Turnierdaten habe ich übersehen, dass das Launch-Party Wochenende für PTQ tabu ist. Dieser Fehler wurde zu spät bemerkt, eine Ausnahmegenehmigung ist leider nicht möglich. Ich habe durch diesen Fehler die Veranstalter und viele Spieler enttäuscht und bedaure dies zutiefst. Ich stehe in engem Kontakt mit Auenland und FUNtainment, um die Folgeprobleme möglichst gut gemeinsam in den Griff zu bekommen. Ich will mich an dieser Stelle weder entlasten und kann auch kein Verständnis erwarten, ich möchte aber noch einmal ganz gezielt darauf hinweisen, dass die Veranstalter nach bestem Wissen ihr Event geplant haben und sie keinerlei Schuld trifft.

Ingo Muhs


Sowohl Dortmund als auch Nürnberg haben als kleine Entschädigung ihren Preispool für die Launch-Party auf drei Booster pro Person aufgestockt, also lohnt es sich weiterhin, den beiden Läden am ersten Oktober einen Besuch abzustatten. Sobald die Ersatzdaten feststehen, erfahrt ihr sie natürlich hier.

Mögt ihr eure Pro-Tour-Qualifikatioen lieber in Sofakartoffelform, interessieren euch die Termine der Online-PTQ, die ich euch (hoffentlich korrekt) auf mitteleuropäische Zeit und deutsche Datumsangabe normiert habe, vielleicht mehr. Das Format ist wie in der Nichtvirtualität Sealed.

Sonntag, 16.10., 16:00
Dienstag, 18.10., 19:00
Samstag, 29.10., 16:00
Samstag, 5.11., 07:00
Sonntag, 6.11., 16:00
Samstag, 12.11., 20:00
Sonntag, 13.11., 16:00
Freitag, 25.11., 14:00
Samstag, 26.11., 20:00
Sonntag, 27.11., 16:00
Samstag, 3.12., 20:00
Samstag, 10.12., 15:00
Samstag, 17.12., 20:00
Freitag, 23.12., 12:00
Samstag, 24.12., 20:00 (unterm Weihnachtsbaum PTQ zocken? Warum nicht?)
Sonntag, 25.12., 16:00


Must Read


Meine Empfehlungen diese Woche sind sehr videolastig. Heißt das, dass der geschriebene Text endgültig abdankt? Oder ist es einfach nur Zufall? Ich hoffe zumindest, dass es Zufall ist, denn ich für meinen Teil mag mein Magic als Textblock.

The Magic Show Special Edition: Discussions with Aaron Forsythe – Evan Erwin: Während Erwins reguläre Magic-Show immer unterhaltsam, aber selten unverzichtbar ist, sind die Folgen, in denen andere zu Wort kommen, oft ziemlich stark. Genauso sieht es beim halbstündigen Interview mit Aaron Forsythe aus, der offen über die vielen Dinge spricht, die die Magic-Welt erschüttert haben. Dabei gibt er auch offen Fehler zu und scheint überhaupt einen sehr selbstreflexiven Ansatz zu haben. Definitiv ein Must-Watch.

Colors of Your Nightmares – Tom LaPille: Tom erklärt, wie das Development-Team Innistrad zu einem interessanten Draftformat gemacht hat, indem es jeder Farbkombination eine Strategie bietet. Interessanterweise scheint mir wirklich jeder Ansatz auf dem Papier draftbar zu sein. Schauen wir mal, was sich davon wirklich durchsetzt.

Magic TV: Show #100: LSV, Tristan Shaun Gregson und ein random Typ, der nur komische Kommentare einwirft, blicken zurück auf die Geschichte von ChannelFireball. Es ist echt seltsam, dass man so nostalgisch über etwas werden kann, das gerade mal ein paar Jahre alt ist. ChannelFireball hat sich in kürzester Zeit als feste Instanz im Internet und auf der Pro Tour etabliert. In dieser Show lernt ihr das, was mal Geschichte wird, Kinder!





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