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Kalenderblatt #20
von Torben Thies
24.08.2011

Nachdem ich euch letzte Woche aus Iserlohn berichtet habe, mutiere ich nun wieder zum Schreibtischtäter, der den Wust an Informationen im Internet nach relevanten Schlagzeilen durchsiebt. Wenn ihr wissen wollt, was sich alles bis Sonntag angesammelt hat, seid ihr an der richtigen Adresse.


The End









Bevor wir in die Zukunft blicken, wird es Zeit für
einen Moment der stillen Andacht (beziehungsweise der
lauten Party, das müsst ihr entscheiden). Das aktuelle
Standardformat ist am Ende seines Lebenszyklus angekommen
und wird sich in etwa einem Monat mit dem gewaltsamen
Ausscheiden des Zendikar-Blocks und Magic 2011 Platz für
Innistrad schaffen. Auf FNM-Niveau könnt ihr also hierzulande noch
mit und gegen Falken kämpfen, gegen Vulkane und welche Karte auch
immer am besten UB-Control repräsentiert.

Aber die kompetitiven Level sind jetzt schon mit dem Format durch. Unsere Nationals sind vorbei und im Gegensatz zu den USA haben wir kein wöchentliches Event, bei dem um viel Geld gespielt wird. Dementsprechend kann ich allen, die sich noch mit diesem Constructed-Format beschäftigen, zwei Dinge ans Herz legen: Spielt, was euch Spaß macht! Wenn es eh um nichts mehr geht, müsst ihr euch auch nicht zu der x-ten Extrarunde mit Caw-Blade zwingen. Und: Experimentiert! Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, um Dinge auszutesten und erfolgreiche Strategien dann eventuell auf das neue Format zu übertragen.

Genau aus diesem Grund werdet ihr im Kalenderblatt vorerst keine Standarddecklisten mehr zu sehen bekommen. Wenn mir etwas total Kreatives ins Auge fällt, findet es vielleicht den Weg hierher. Allen, die der StarCityGames-Open-Series auf Schritt und Tritt folgen wollen, lege ich das Coveragearchiv sowie die Startseite ans Herz. Anderenfalls werdet ihr hier wieder in vier bis fünf Kalenderblättern, wenn das große Brauen mit Innistrad beginnt, mit Listen versorgt.


Represent

Aus den ebengenannten Gründen sind von den vergangenen und zukünftigen Nationals (die Meisterschaften ziehen sich noch bis 18. September) weniger die Decklisten als die Gesichter wichtig, die ihre Nationen im November in San Francisco vertreten werden. Beginnen wir mit den folgenden Vieren:


Was ihr hier seht, ist das Team der kanadischen Nationals. Der etwas schüchtern wirkende, von der Kamera wegschauende Herr ganz links heißt Marcel Zafra und bildet sozusagen das vierte Rad am Dreirad, das das kanadische Team ist. Die restlichen Spieler sind (von links nach rechts) Noah Long (Vizemeister), Marc Anderson (Meister) und Dan Lanthier (Dritter im Bunde).

War doch gar nicht so schwer, oder? Erhöhen wir den Schwierigkeitsgrad ein wenig. Wer von den acht Personen auf diesem Bild gehört zum Team welcher Nation?


Bei genauem Hinsehen erkannt man, dass die Person ganz links auf dem Bild die französische Nationalflagge als T-Shirt trägt. Dementsprechend befinden wir uns in … Großbritannien! Für einen Eklat sorgte Vizemeister Eduardo Sajgalik damit jedoch nicht, schließlich ist er ein Kosmopolit, der zwar aus Frankreich stammt, aber schon zweimal zuvor Top 8 bei britischen Nationals, eine Teammitgliedschaft bei den Kanadiern und eine Grand-Prix-Top 8 in Barcelona zu verbuchen hat. Verwirrt? Dann seid ihr vielleicht beruhigt, dass die bisherigen Erfolge des britischen Meisters Daniel Royde (Dritter von links) sich auf seinen Heimatboden beschränken. Er gewann den diesjährigen Grand Prix in London. Das dritte feste Teammitglied ist Tim Pinder, der zweite von rechts, und Ersatz ist Jamie Hanna h, den ihr ganz rechts seht.

Ohne offizielle Coverage und deshalb auch ohne Bilderrätsel folgen die Schweizer Nationals. Wenn ihr folgender Person über den Weg lauft, habt ihr die Wege mit dem Schweizer Meister Matthias Künzler gekreuzt:


Eine Bildsuche nach den Zweit- und Drittplatzierten Dario Vicedomini und Matteo Rusconi ergab derweil nichts Verwertbares, während euch der Ersatzmann Andreas Ganz durch seinen Status als Schweizer Meister 2010 etwas sagen könnte.

So, und das merkt ihr euch jetzt bitte bis zur Weltmeisterschaft!


Announcement

Der größte Fisch im Nachrichtenbecken ist zwar schon ein bisschen älter („Willst du damit sagen, dass mein Fisch nicht frisch ist?!“) und im Verlauf der DM-Berichterstattung ein wenig unter die Kalenderblatträder gekommen, aber zu wichtig, um nicht erwähnt zu werden. Denn wenn sich Standard im Moment auf dem absteigenden Ast befindet, was ist dann das neue, hippe, angesagte (*hinthint*) moderne Format?

Richtig erkannt, die Ankündigung, die schon übernächstes Wochenende stattfindende Pro Tour Philadelphia im Modern-Format zu spielen, nahm den Magic-bezogenen Teil des Internets im Sturm. Das beim Community-Cup eingeführte Format, in dem alle Karten in neuem Rahmen, also ab der Achten Edition Schrägstrich Mirrodin, legal sind, soll anscheinend das schon längere Zeit schwächelnde Extended endgültig Geschichte werden lassen.


Die Reaktion der Pro-Tour-Qualifizierten ist derweil geteilt. Während sich vor allem die besten Spieler mit den besten Teams im Rücken über ein neues, offenes Format wie die Schneekönige freuen, gibt es von vielen „Otto-Normal-Qualifizierten“ Kritik zu hören. Sie bemängeln, dass drei Wochen viel zu wenig Zeit seien, um sich auf ein komplett frisches Format vorzubereiten. Ich selbst (als Nichtqualifizierter) stehe der Änderung ziemlich neutral gegenüber, bin mir aber ziemlich sicher, dass Pro Tour Philadelphia das Turnier der bekannten Spieler sein wird. Die Zeit, Brainpower und Organisationskraft, die Teams wie ChannelFireball aufbringen können, wird renommierten Pros einen eindeutigen Vorteil gegenüber neuen Gesichern bringen.

Wenn ihr euch im Vorfeld der Pro Tour oder aus purem Interesse an einem unverbrauchten Format auf den neuesten Stand bringen wollt, empfehle ich euch folgende Artikel (seht die kommenden Links als eine Art „Must Read Spezial“:

Everything you Need to Know about Modern, Everything you Need to Know about Modern, Part II – Gavin Verhey: Der Meister des Overextended, einem Format das bei Invasion beginnt, gibt in diesen beiden Artikeln einen Überblick über die seiner Ansicht nach spielbaren Decks des Formats. 27 Decklisten sind definitiv eine Menge, doch ihr werdet schnell merken, dass die Anzahl der Tier-1-Decks eindeutig darunter liegt.

Every Combo in Modern, Every Combo in Modern, Part 2 – Alexander Shearer: Gerry Thompson antwortete jüngst auf die Frage, ob im Modern Aggro oder Kontrolle dominieren werde, mit: „Lol. Combo.“ Allen, die das genau so sehen, gibt Alexander Shearer einen handlichen, auch als Pdf herunterladbaren Führer an die Hand. Der Titel des Artikels hätte besser „Every Known Combo in Modern“ geheißen, denn neue, heiße Interaktionen finden sich hier nicht, aber die Liste ist in diesem Sinne sehr komplett und exzellent dargestellt.

Spherical Zoo in a Vacuum – Valeriy Shunkov: Vielleicht stellt es sich nicht als das beste Deck heraus, aber es wird definitiv am meisten gespielt werden: Zoo ist die offensichtlichste Strategie des Formats und man muss darauf vorbereitet sein. In diesem Artikel wird auf den Decktyp und seine Iterationen näher eingegangen.


Expand

Duels of the Planeswalkers macht Spaß. Besorgt es euch, wenn ihr es noch nicht habt! Oder wartet auf die erste Erweiterung des Spiels, die bald erscheinen soll. Ich kann es kaum erwarten, mit neuen Decks zu spielen, neue Karten für alte Decks freizuschalten, neue Herausforderungen zu bestehen und vor allem selbst der Archenemy zu sein. Ein genaues Erscheinungsdatum ist noch nicht bekannt, aber wenn von „six exclusive sneak-preview cards from the upcoming Innistrad expansion“ gesprochen wird, müsste die Erweiterung offensichtlich vor Innistrad zu kaufen sein.


Enshrinement

Es ist wieder an der Zeit, neue Legenden zu küren. Die „Magic Pro Tour Hall of Fame Class of 2011“ besteht aus Shuhei Nakamura, Anton Jonsson und Steve O'Mahoney-Schwartz. Während Steve OMS ein älteres Semester ist, das ihr ganzen Jungspunde da draußen wahrscheinlich gar nicht mehr kennt (er soll Jon Finkel und den anderen New Yorker Pros das Draften beigebracht haben), könnten euch Anton Jonsson (zwar auch Oldschool, aber Top 8 in Göteborg letztes Jahr und draftet auf StarCityGames) und vor allem Shuhei Nakamura geläufig sein. Okay, wenn ihr Shuhei Nakamura nicht kennt, interessiert euch professionelles Magic und die Hall of Fame wahrscheinlich nicht die Bohne. Interessante Hintergrundgeschichten zu allen Dreien hat jedenfalls Brian David-Marshall parat.


Ihren dicken Ring, mit dem sie auch bei Nichtqualifikation die Tore jeder Pro-Tour-Location aufschließen können, bekommen sie bei den Worlds in San Francisco in der traditionellen Zeremonie überreicht.

Übrigens: Wenn ihr auch mal die Hall of Fame mitwählen möchtet, habt ihr zwei Möglichkeiten: Sammelt schleunigst 100 Pro-Punkte oder tragt einen fundamentalen Teil zu Magic bei, dass ihr ins Selektionskomittee geholt werdet. Fragt sich nur, was einfacher ist.


Product Placement


Nicht um Legenden, sondern um Planeswalker geht es in der nächsten Ankündigung. Ab 30. März 2012 könnt ihr euch mit den Duel Decks: Venser vs. Koth, äh, duellieren. Anscheinend hatten der Hitzkopf und der Zeitreisende bei der (Spoiler: gescheiterten) Rettung Mirrodins so viel Beef, dass sie zu Todfeinden geworden sind. Jedenfalls gibt es die beiden nun bald mit neuen Bildern und schicken Decks käuflich zu erwerben, was wir aber kurz vor dem Erscheinungsdatum wahrscheinlich eh wieder vergessen haben, weil noch gefühlte dreiundvierzig Spezialboxen dazwischenliegen. Ich beschwere mich nicht, ich fühle mich nur ein wenig erschlagen.


Must Read (with Excitement)

Abschließend noch die nicht modernbezogenen Artikel der Woche:

State of Design 2011 – Mark Rosewater: Mark Rosewaters „State of Design“-Artikel gehören jedes Jahr zu seinen wichtigsten Werken. Es ist interessant zu sehen, in welchen Kontext er die aktuellen Sets einordnet und wohin sich seiner (nicht ganz ungewichtigen) Meinung nach das Spiel entwickeln soll. Allem Anschein nach wird Magic also wieder weniger mechanik-, sondern mehr flavorgetrieben.

A Complete Valakut Primer – Conrad Kolos: Ihr interessiert euch für Valakut? Dieser Artikel gibt euch Valakut! Ich konnte nie so recht mit diesem klobigen Ungeheuer warm werden, finde aber Artikel, die sich einen bestimmten Archetyp zur Brust nehmen, sehr interessant. Jetzt weiß ich ein bisschen mehr, woran ich bin.

What Makes a Good Deck Good? – Paulo Vitor Damo da Rosa: Wisst ihr, warum ich so oft Artikel von PV verlinke? Er spricht in seinen Texten meistens Themen an, die von allgemeiner Bedeutung sind und die deshalb eine längere Halbwertszeit als andere haben. Es kommt zwar nicht immer Gold dabei heraus, aber selbst eine Zusammenfassung von häufig von ihm gesagten Dingen, schafft es immer noch, grundsolide zu sein.

Das war es für diese Woche, beim nächsten Mal solltet ihr euren Terminplaner bereithalten!




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