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After Life
von Michael Diezel
19.05.2011



Dank all dem Hype um die Deceiver Exarch-Splinter Twin-Kombo, sind andere durchaus ähnlich interessante Synergien mit Karten des Neuen Phyrexias ein wenig unter den Tisch gefallen. So beispielsweise folgendes Schmuckstück:


Die Kombo besteht darin, den Körperwandler als Kopie des Leoniden ins Spiel zu bringen, wodurch dessen „Enters the Battlefield“-Trigger (ETB) ausgelöst wird. Verwendet man diesen nun, um den Metamorph, der ja immer noch ein Artefakt ist, selbst aus dem Spiel zu entfernen, wird mit dem Verrechnen des Effekts der „Leaves the Battlefield“-Trigger (LTB) gestartet. Das wiederum führt dazu, dass das zuvor entfernte Artefakt (Metamorph) wieder ins Spiel zurückfindet, wo es natürlich erneut den Relic-Warder kopiert und dadurch das ganze Prozedere von vorn startet. Das kann man jetzt ungefähr 82,3 Milliarden Mal machen, bevor man den Metamorph nicht mehr als Leoniden das Schlachtfeld entern lässt.

Bleibt noch zu klären, was man von all der Mühe hat. An dieser Stelle wird es Zeit, euch den dritten Teil der Kombo zu präsentieren:


Liegt einer der beiden, während man sich auf die eben beschriebene Art beschäftigt, erhält man ziemlich genau 82,3 Milliarden Lebenspunkte, was ausreichen sollte, um in sämtlichen fair verlaufenden Spielen nicht mehr an Schaden zu sterben.

Während das durchaus weiterhilft, ist es gleichzeitig ein großer Nachteil im Vergleich zu anderen Endlosschleifen. Nicht mehr an Schaden sterben zu können, ist zwar ganz nett, reicht aber längst nicht immer aus. Ein paar Beispiele, wie man trotzdem noch verlieren kann:

Giftmarken
eine im Anschluss durchgeführte Endlos-Kombination des Gegners
Decktod, wobei insbesondere zwei Optionen gefährlich sind:
a)
Jace-Ultimate
b)
Emrakul und Konsorten

Im gegenwärtigen Standardformat trifft man auch noch alle drei mehr oder weniger häufig an. Theoretisch muss man sogar aufpassen, dass man immer mehr Karten in der Bibliothek hat als der Gegner, um zumindest so das eigene Ende durch Decken zu vermeiden. Ansonsten ist man nämlich zwingend darauf angewiesen, den Gegner wirklich umzubringen, was zwar deutlich einfacher wird, wenn man sich nicht mehr um eine Defensive kümmern muss, im Zeitalter von Gideon Jura, Batterskull etc. aber durchaus verhindert werden kann.

Bevor wir uns jetzt ansehen, wie man diesen doch gravierenden Nachteil am besten umgehen kann, schnell noch die Argumente für die gemeinsame Integration der Karten, schließlich soll sich die Mühe ja auch lohnen …

1)

Alle Karten können ausschließlich mit weißem Mana bezahlt werden, wodurch man sehr flexibel in der Farbwahl ist.

2)

Die benötigten Einzelkarten sind gut bis sehr gut (Relic-Warder, Metamorph) oder zumindest nicht total furchtbar (Soul's Attendant, Suture Priest).

3)

Selbst die beiden Priesterinnen sind in einigen Matchups durchaus akzeptabel und können sogar spielentscheidend sein, wenn es in die Beatdown-Matchups geht.

4)

Eingebauter Komboschutz gegen Exarch-Twin, sobald einer der beiden Soul Warden liegt.

Okay, das klingt alles ganz hübsch, doch welche Karten sorgen denn nun mit unendlich Leben für einen sicheren Sieg? Nun, ich habe immerhin zwei gefunden:


… wobei man den Drachen auch durch seinen Kumpel Immolating Souleater ersetzen könnte. Problem beider Lösungen ist ihre Unbeständigkeit sowie die absolute Hilflosigkeit gegenüber Jace. Als Kreaturen, die zumindest einen Zug überleben müssen, bleibt dem Gegner so immer die Zeit, mit jedem Removal (inklusive Jace himself) zu reagieren. So richtig helfen sie uns also beide nicht weiter.

Die Kombination aus all den genannten Faktoren (kein sicherer Sieg über diese Kombo im Metagame, solide Stärke der Einzelkarten) führt dann recht schnell dazu, dass man ein Deck mit den drei Karten aktuell nicht zu stark auf die Kombo aufbauen sollte. Sie ist die Mühe nicht wert. Stattdessen könnte man ausnutzen, dass alle benötigten Karten auch auf sich allein gestellt mindestens nützlich sind. So würde ein Deck entstehen, welches sich nur bedingt Mühe gibt, ein Zusammenspiel der Komboteile zu schaffen, sondern vielmehr versucht, einfach so gut dazustehen, und als Bonus die „Huch, ich habe jetzt gerade unendlich Leben“-Synergie mitnimmt.

Bei der Suche nach einem genaueren Grundgerüst für Soul's Attendant (Suture Priest), Leonin Relic-Warder und Phyrexian Metamorph, stößt man recht schnell auf Conley Woods legendäre Soul Sisters aus der Zeit der letztjährigen Nationals:


4 Ajani's Pridemate
4 Serra Ascendant
4 Soul Warden
4 Soul's Attendant
4 Ranger of Eos
4 Kor Firewalker
4 Survival Cache
4 Brave the Elements
2 Oblivion Ring
3 Elspeth, Knight-Errant

15 Plains
4 Tectonic Edge
4 Kabira Crossroads


Sideboard:

2 Celestial Purge
2 Oblivion Ring
1 War Priest of Thune
1 Sun Titan
2 Linvala, Keeper of Silence
3 Path to Exile
4 Luminarch Ascension


Dieses durchaus aggressive Kreaturendeck verfügt über unendlich viele Synergien rund um das Thema Lifegain und bietet sich dadurch perfekt an. Schließlich sind unsere ausgewählten Karten auch am ehesten in einem solchen Archetyp zu Hause.

Insofern können wir im nächsten Arbeitsschritt einfach mal alle Karten eliminieren, die nicht mehr standardlegal sind, und durch unsere Kombo ersetzen:

Macht 36 Karten, die man dann wahrscheinlich noch mit Journey to Nowhere abrunden sollte. Und das Ganze spielt sich tatsächlich gar nicht schlecht, man merkt allerdings recht schnell, dass dem Powerlevel Grenzen gesetzt sind. Dies liegt hauptsächlich am mangelhaften Ausnutzen der eigenen, gern beachtlichen Lebenspunktemassen. Lediglich Ascendant, Pridemate und – mit Abstrichen – Survival Cache belohnen die extrem hohen Werte, wobei der Ascendant jedoch eine ziemliche Tröte ist, solange man den 30er-Threshold noch nicht erreicht hat. Bleibt lediglich Ajani's Pridemate als wirklicher Profiteur und das ist einfach zu wenig, wenn man dafür zwar keine schlechten, aber eben auch keine richtig guten Karten spielen muss.

Der entscheidende Verlust hierbei ist übrigens Ranger of Eos, der je nach Bedarf und Lebenspunkte-Stand entweder für zwei 1-Mana-Baneslayer Angel oder aber für zwei kräftige Lebenspunkte-Boosts mithilfe der Schwestern gesorgt hat. Hinzu kommt das schon eingangs besprochene aktuelle Metagame um Jace, welches solche Bemühungen um Leben ziemlich dumm dastehen lässt.

Der logische nächste Schritt folgt dann bei genauerer Betrachtung des Metagames selbst. Neben Jace wird dieses zweifellos von Lotus Cobra und Stoneforge Mystic bestimmt, wobei Letzterer rein zufällig in unserer Farbe liegt. Erkennt noch jemand die Möglichkeiten? Ein paar Veränderungen später kommt man auf ungefähr folgende Version:


4 Kabira Crossroads
4 Tectonic Edge
15 Plains

4 Ajani's Pridemate
4 Squadron Hawk
4 Soul's Attendant
4 Phyrexian Metamorph
4 Leonin Relic-Warder
4 Suture Priest
4 Stoneforge Mystic

1 Sword of Body and Mind
1 Sword of War and Peace
1 Batterskull
3 Journey to Nowhere
3 Apostle's Blessing


Es geht voran und zwar so gut, dass man dieses Deck durchaus pilotieren könnte, ohne sich dafür schämen zu müssen. So ist der Mystic auch in diesem Deck völlig albern und sorgt nebenbei noch dafür, dass Phyrexian Metamorph mit Batterskull ein fast ebenso wichtiges Kopierziel findet wie in dem Relic-Warder bei liegender Schwester.

Die Lebenspunktekarten sind deutlich reduziert worden, was insofern Sinn macht, als dass mit Ajani's Pridemate auch nur noch eine Karte mitspielt, die sich direkt über Zuwachs freut. Interessanterweise sind die Pridemates oft an den schlechteren Draws beteiligt, da sie letztendlich nichts anderes machen, als fett zu sein. Selbst das sind sie nicht immer, obwohl der berüchtigte Start aus Attendant gefolgt von Pridemate weiterhin beachtlich genannt werden darf.

Die letzte Feinheit, die ich noch gern erklären möchte, ist Apostle's Blessing. Dieser Segen gewinnt gegenüber Brave the Elements, weil die Situationen, in denen man ein Artefakt schützen beziehungsweise Schutz vor Artefakten geben möchte, häufiger relevant auftraten als die, in denen es wichtig war, mehrere weiße Kreaturen gleichzeitig abzuschirmen. Auch die Anwendungsmöglichkeit für den schwarzen Batterskull-Germ ist durchaus nicht selten.


Dieses Deck ist bereits überaus konkurrenzfähig. Normale Aggrodecks sind offensichtlich ziemlich angenehme Matchups, während man für Valakut entweder den Kombokill oder die random Schwertsiege hinbekommen sollte. Das wichtigste Matchup – Caw-Blade – ignoriert die „Unendlich-Leben-Kombo“ (ULK), da man jederzeit gegen Jace und/oder Batterskull große Probleme bekommen kann, ein solches Spiel wirklich nach Hause zu bringen. Stattdessen ist der beste Plan hier, das Wettrüsten zu gewinnen. Dafür ist man auch richtig gut aufgestellt, weil man dank der Metamorphs vier zusätzliche Kopien der besten Ausrüstung spielt, mit Relic-Warder solides Maindeckremoval für Equipment auffährt und mit Apostle's Blessing das eigene beschützt. Der Spielverderber Nummer 1 ist Day of Judgment, welch Glück, dass der immer seltener in großer Zahl die Maindecks ziert.

Ein Optimum stellt diese Version wahrscheinlich trotzdem nicht dar, da man einfach zu viele Karten spielt, die zwar okay, aber eben auch nicht besser sind und erst bei harmonischer Zusammenwirkung ausreichend Power entwickeln, um die Deckslots zu rechtfertigen. An dieser Stelle gibt es nun verschiedene Wege, wie man das verbessern kann, wobei es am vielversprechendsten aussieht, einmal zu schauen, welche Vorteile sich noch aus zusätzlichen Lebenspunkten ziehen lassen.

Erster Ansatz ist da offensichtlich, sie wieder auszugeben. Hierbei leistet Dark Tutelage unglaublich gute Dienste, ist recht einfach zu splashen und verbessert das Control-Matchup ungemein.

Die zweite Möglichkeit besteht darin, auf die angesprochenen Karten mit viel phyrexianischem Mana zurückzugreifen, wobei insbesondere eine im Mittelpunkt stehen darf, die bisher noch gar nicht angesprochen wurde: Birthing Pod.


Die Gebärhalterung ist mit Sicherheit eine der komplexesten Karten der Magic-Geschichte. Um mit ihr ein Deck zu bauen, muss man mehr oder weniger alle Kreaturen in allen Farben im Hinterkopf haben. Das erschwert die Auswahl der richtigen Karten offensichtlich ungemein. Ganz nebenbei muss man dann aufpassen, dass man sich nicht in Spielereien verliert, damit das Deck auch etwas macht, wenn man den Pod mal nicht zieht oder auf den Tisch bekommt. Am besten sind entsprechend Männer wie Blade Splicer, der für drei Mana direkt Power 4 auf den Tisch bringt und darüber hinaus noch ein bis zwei lohnende Opfer abgibt.

Es folgt wieder eine Deckliste:


2 Precursor Golem
1 Elesh Norn, Grand Cenobite
3 Blade Splicer
4 Squadron Hawk
3 Moltensteel Dragon
4 Leonin Relic-Warder
4 Soul's Attendant
4 Stoneforge Mystic
4 Phyrexian Metamorph
3 Birthing Pod
1 Mortarpod
1 Sword of Body and Mind
1 Batterskull
1 Sword of War and Peace


16 Plains
4 Emeria, the Sky Ruin
4 Tectonic Edge


Damit spielt man meines Erachtens die beste Mischung der Kreaturen. Los geht's bei einem Mana mit Soul's Attendant. Außer dem offensichtlichen Nutzen in der Kombo generiert die junge Frau auch den einen oder anderen Lebenspunkt, den man dann als halbes phyrexianisches Mana gut gebrauchen kann. Mögliches 1-of wäre hier Hex Parasite, da man mit Planeswalkern teilweise beachtliche Probleme hat. Zum Opfern bietet sich insbesondere der Mortarpod-Keim an, welcher wiederum vom Playset Stoneforge Mystic gesucht wird. Wichtig ist, dass man den eigentlich überschaubar starken Soul's Attendant auch dadurch verkraftet, dass man unendlich Kartenvorteil generiert. Eben zum Beispiel mit dem Mystic, mit dem man neben Mortarpod die gewohnte Auswahl aus Schwertern und Batterskull findet. Body und Mind mag ich in angreifenden Decks immer noch mehr als Feast and Famine. Gerade wenn die letzte Option des Gegners manchmal im Decktod besteht, kann hiermit ganz gut gegengesteuert werden.

Seinen Tag-Team Partner Squadron Hawk gibt es in diesem Slot ebenso wie Leonin Relic-Warder. Für drei Mana wird es nicht besser als Blade Splicer, theoretisch könnten auch Argumente für ein Pilgrim's Eye gefunden werden, aber das Auge ist mir ohne Birthing Pod einfach zu schlecht.

Für vier Mana gibt es den Metamorph, über dessen Vorzüge ich ja schon ausführlich philosophiert habe. Zusätzlich ist es jetzt an der Zeit, einmal die Synergie aus phyrexianischem Mana und Birthing Pod herauszustellen, welche noch besser am Drachen zu sehen ist. Dank des Zusammenspiels findet außerdem eine Elesh Norn den Weg ins Deck, da Turn 4 Drache, Turn 5 Pod auf Norn nicht so schlecht sein kann. Auch ansonsten passt der Drache wunderbar ins Deck: Er hält den Druck aufrecht, trägt Schwerter und ist ein Komboplayer mit Soul's Attendant. Precursor Golem wiederum ist das optimale Opfer für Birthing Pod, aber auch ohne eine schönes Ende der Manakurve, weil seine Lebenserwartung mit lohnenden Zielen für Spotremoval steigt, und wenn ein Deck davon eine Menge hat, dann dieses.

Der große Nachteil dieser Version ist der Mangel an Kreaturenremoval. Klar, eine Lotus Cobra bekommt man theoretisch mit Mortarpod umgeschossen und Turn-3-Batterskull kann vom Relic-Warder gekontert werden, aber so richtig glücklich macht einen das nicht. Theoretisch könnte man dieses Problem mit dem Zusatz einer weiteren Farbe angehen. Nahezu jede Kombination wäre vorstellbar. Ich habe es jetzt lediglich einfarbig gelassen, weil ich ehrlich zugeben muss, dass an dieser Stelle auch meine Testzeit begrenzt war. Ich hoffe allerdings, dass ich euch den Mund ein wenig wässrig machen konnte und ihr vielleicht selbst Interesse daran findet, die Version noch ein wenig auszubauen.


Immerhin hat auch die Einfarbigkeit ihre Vorteile. Neben der bekannten Manastabilitität heißt der Vorteil in unserem Fall Emeria. Die Himmelsruine ist insbesondere nach dem Boarden eine wichtige Karte in den langsamen Control-Matchups, in denen außerdem Sun Titan und mindestens ein zusätzliches Land ran dürfen. Des Weiteren benötigt man natürlich Antworten auf Kreaturen. Dismember ist mal wieder mein persönlicher Favorit, da die weiße Option – Journey to Nowhere – leider zu oft mit den Karten klarkommen muss, die viele Gegner als Waffe gegen das Equipment hereinboarden werden. Act of Aggression wiederum spielt ganz hervorragend zusammen mit Birthing Pod. Weitere Karten, die ich mehr oder weniger intensiv auf der Ersatzbank getestet habe, sind: Kor Sanctifier, Divine Offering, Hex Parasite, Surgical Extraction, Spellskite, Kor Firewalker, Mirran Crusader und Baneslayer Angel. In diesem Bereich sind der Kreativität nahezu keine Grenzen gesetzt.

Mit Birthing Pod werde ich mich deswegen auch in vierzehn Tagen wieder ausgiebig befassen, dann als Motor einer anderen Maschine …

Davor steht jedoch Prag und damit Limited an. Beim Prerelease hatte ich schon das Vergnügen, mit dem 1-Removal-Pool in den Kampf ziehen zu dürfen, und dementsprechend optimistisch erwarte ich zumindest ein paar gute Geschichten, von denen ich dann nächste Woche berichte.

Bis dahin
Der MiDi




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