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Neue Turnierregeln, Juli 2010
von Martin Golm
19.07.2010

Ich hatte mir eigentlich eine so schöne Einleitung zum Thema Notizen während des Spiels gemacht und dann das! Vergessen habe ich meine Einleitung nicht, aber die Denkfabrik der DCI hat sich überlegt, dass man zum 1. Juli dieses Jahres doch mal wieder einige Regeln und Richtlinien erneuern könnte. Diese Neuerungen sind etwas umfangreicher (zumindest umfangreicher als gewöhnlich), während ein Artikel über Notizen eher kurz ist, will man den nicht künstlich in die Länge ziehen. So gibt es hiermit einen Überblick über die wichtigsten, im Fall Notizen allerdings nicht neuen Änderungen.

Guide to Fixing Common Errors

Die DCI ist der Realität in Sachen Ladenturniere noch näher gerückt. Dazu wurde der ursprüngliche „Strafenkatalog“ (Infraction Procedure Guide, IPG) zweigeteilt: In den neuen IPG und den Guide to Fixing Common Errors (FCE). Der IPG ist weiterhin für das Turnierspiel ab Competitive Level verantwortlich (also GPT, GP, PTQ, PT, NQ, Nationals, Worlds), wohingegen der FCE für alle Regular-Turniere (was sonst noch so an Noncasual-Events durchgeführt wird) gilt. Auf den FCE will ich in diesem Artikel aber nicht weiter eingehen. Ihr findet den FCE im DCI Document Center (wie alle anderen hier angesprochenen Dokumente auch).

Notizen

Spieler, die schon länger dabei sind, werden sich erinnern: Früher durfte man während eines Spiels nicht in sein Sideboard schauen. Das Sideboard musste zwar für beide Spieler sichtbar auf dem Tisch liegen, aber keiner der beiden durfte eine Karte davon sehen. (Eine Ausnahme dazu bildeten natürlich zum Beispiel die Wünsche aus Odyssey.) Vor etwa zwei Jahren wurde dies dahingehend geändert, dass sich jeder Spieler auch während eines Spiels sein Sideboard anschauen darf. (Wobei natürlich darauf zu achten ist, dass die Karten des Sideboards nicht mit denen im Spiel, zum Beispiel Handkarten, vermischt werden.)


Eine ähnliche Regel wurde Ende 2009 für Notizen eingeführt: Zwischen den Spielen dürfen auch Notizen verwendet werden, die außerhalb der laufenden Partie gemacht wurden. Man kann sich jetzt also zum Beispiel vor einem Turnier Sideboard-Strategien aufschreiben und auf diese während des Sideboardens zurückgreifen. Während eines Spiels bleibt das Zurückgreifen auf Notizen von außerhalb der Partie verboten (und würde weiterhin mit einem Matchloss bestraft). Zur Sicherheit sollte man seine Notizen vor Spielbeginn also ganz von der Spielfläche entfernen.

Die Art der Notizen ist übrigens völlig unerheblich. So könnte man sich aufschreiben, wie man strategisch gegen ein bestimmtes Matchup spielt. Oder man könnte sich am aktuellen Kontostand seines Giro- oder Spar-Kontos erfreuen (von mir aus auch diesen bedauern). Wichtig ist nur, dass auf diese Notizen ausschließlich zwischen zwei Spielen einer Partie zurückgegriffen wird, und dass der Umfang der Notizen zwei Seiten (was schon ganz schön viel ist) nicht überscheitet. Und nein, DIN-A0-Seiten sind hier nicht gemeint. Außerdem gelten die üblichen Regeln für Slow Play. Wer zu viel Zeit mit seinen Notizen verbringt, riskiert weiterhin empfindliche Strafen

Wie schon angedeutet war dieses Thema die ursprüngliche Idee für diesen Artikel. Während eines PTQs Anfang dieses Jahres sah ein Zuschauer, wie ein Spieler beim Sideboarden einen Zettel herausholte und sich noch einmal informierte, welche Karten er denn jetzt austauschen soll. Der Zuschauer fragte mich ganz verwundert: „Ist das denn erlaubt?“ „Ja, ist es“, war meine Antwort, woraufhin der Zuschauer sich mit einem nachdenklichen/erstaunten „Aha…“ und leichtem Kopfschütteln wieder der Partie zuwandte. Im Laufe dieses und folgender Turniere wurde ich immer wieder auf dieses Thema angesprochen. Man hatte da was gehört, dort was gelesen, und wollte jetzt lieber auf Nummer sicher gehen und die Antwort aus dem Munde eines Schiedsrichters hören. Damit war für mich die Idee einem Artikel geboren – womit sich der oben begonnene Kreis schließt.

Man wird nicht mehr disqualifiziert


Zumindest nicht aufgrund von zu vielen angesammelten Strafen desselben Typs. Bis vor kurzem sah der Upgrade-Pfad für wiederholte Regelverstöße so aus:

Caution – Warning – Gameloss – Matchloss – Disqualifikation

Wer also zum Beispiel schon mal ein Warning für Slow Play bekommen hatte, bekam beim zweiten Mal ein Gameloss. Wäre er ein weiteres Mal entsprechend aufgefallen, bekam er ein Matchloss. Beim nächsten Mal – na, ihr könnt es euch sicher denken.

Nun ist es bis jetzt auf keinem meiner Turniere passiert noch habe ich jemals von einem anderen Turnier gehört, dass jemand den Upgrade-Pfad so ausgereizt hat. Das scheint auch anderen aufgefallen zu sein, denn der neue Upgrade-Pfad sieht wie folgt aus:

Warning – Gameloss

Man bekommt also bei wiederholten Verstößen maximal noch ein Gameloss. (Das gilt natürlich nur, wenn die erste Strafe nicht schon ein Matchloss ist.) Der Endeffekt dürfte derselbe sein – große Chancen, im Turnier weit vorne zu landen, hat man in Zukunft auch nicht.

Mancher wird sich jetzt fragen: „Wo ist die Caution geblieben?“ Nun ja, der IPG gilt für Turniere ab Competitive Level – da gibt es für Regelverstöße immer mindestens ein Warning. (Bis zuletzt gab es bei solchen Turnieren ausschließlich dann eine Caution, wenn man sich nicht an die Draft-Regeln gehalten hat. Diese Ausnahme wurde abgeschafft.)

In der Rubrik „Game Play Error“ („Game Rule Violation“, „Missed Trigger“ etc.) wurde und wird im Upgrade-Pfad zwischen Warning und Gameloss ein weiteres Warning eingeschoben.

„Drawing Extra Cards“ (oder doch nur „Game Rule Violation“?)


Die Regelungen bezüglich zu viel gezogener Karten wurden überarbeitet. Wer bisher während eines Spiels zu viele Karten auf der Hand hatte, bekam ein Gameloss – mit zwei Ausnahmen:

a)

Man hatte zu viele Karten auf der Starthand.

b)

Man hatte die Karten für einen nicht mehr existierenden Effekt (zum Beispiel eine nicht mehr im Spiel befindliche Howling Mine) gezogen, oder das Kartenziehen war Resultat/Teil eines anderen Regelverstoßes.

Jetzt wird man, wenn man zu viele Karten auf der Hand hat, immer noch ein Gameloss bekommen – wieder mit zwei Ausnahmen:

a)

Man hat zu viele Karten auf der Starthand.

b)

Dem Kartenziehen ist ein Spielfehler vorausgegangen. (Beispiel: Eine Pithing Needle, für die Jace, the Mind Sculptor benannt wurde, ist im Spiel. Ein Spieler aktiviert und resolvt die Brainstorm-Fähigkeit ebenjenes Jace.)

a) ist „Improper Drawing at Start of Game“ (in der Regel ein Warning), b) eine „Game Rule Violation“ (in der Regel ebenfalls ein Warning).

Man bekommt also das Gameloss für „Drawing Extra Cards“, wenn das Kartenziehen selbst der Regelverstoß ist. Hm, nein, ganz richtig ist das auch nicht. Es ist „Drawing Extra Cards“, wenn man für einen Effekt Karten ziehen soll, aber mehr als die erlaubte Anzahl Karten zieht, oder wenn man einfach so eine Karte zieht für einen Effekt, der gar nicht mehr da ist. Pff, klingt auch blöd. Dann erhellen vielleicht ein paar Beispiele den Unterschied.

Zuerst für „Drawing Extra Cards“:

Man zieht eine Karte für eine Howling Mine, die sich gar nicht mehr im Spiel befindet.
Man zieht für Ancestral Recall vier Karten. (Ich finde es ja irgendwie lustig, dass der IPG genau dieses Beispiel anbietet. Vermutlich, weil wir ja alle so oft unsere Ancestral Recall spielen…)
Man arbeitet die Fähigkeit von Halimar Depths korrekt ab und zieht dann eine Karte. (Ponder lässt grüßen.)

Und nun für „Game Rule Violation“:

Jace meets Pithing Needle – siehe oben.
Man zieht für Brainstorm drei Karten und vergisst, zwei Karten zurückzulegen.
Man nutzt die Fähigkeit von Halimar Depths, macht dabei aber den Brainstorm.

Einfach mal eine Karte zu ziehen, weil der Gegner gerade nicht aufpasst, ist übrigens immer noch Cheating – nicht, dass ihr das mit dem Beispiel Howling Mine verwechselt…

Unzureichendes Mischen

Wer sein Deck nicht richtig mischt, wurde dafür bisher mit einem Gameloss bestraft. Jetzt gibt es dafür ein Warning. Ach, ich merke schon, das war wieder zu einfach ausgedrückt. Es geht hier hauptsächlich um Situationen, in denen ein Spieler seine Bibliothek nach einer Karte durchsucht hat und diese anschließend mischen muss. Erfolgt das Mischen nur unzureichend, zum Beispiel weil der Spieler es eilig hat und deshalb nur mal schnell einen Riffle-Shuffle macht, dann landet man hier. Gleiches gilt, falls ein Spieler zu Spielbeginn sein Deck nur schnell zwei-/dreimal einem Riffle-Shuffle unterzieht. (Natürlich nur, wenn man davon ausgehen kann, dass das Deck nicht vorsortiert war. War das Deck vorsortiert, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass man für „Manipulation of Game Material“ disqualifiziert wird.)

Kaskadierte Karten ungemischt unter die Bibliothek zu legen, fällt auch in diese Kategorie.

Keine Match-Point-Strafen mehr

Häh? Match Points? Ach so, ja, da gibt es ja dieses komische Format namens Two-Headed Giant. Dieses Format (und alle anderen Formate, bei denen eine Partie nur aus einem Spiel besteht) befindet sich momentan nicht mehr auf der Liste von Formaten, die auf Competitive oder Professional Level gespielt werden.

Höre ich hier ein enttäuschtes „Ooooh“ oder ein befreites „Puuuh“?



So, das soll's gewesen sein. Sollte es weitere Themen aus dem Bereich des Schiedsrichterns geben, die euch interessieren, kommentiert einfach entsprechend im Forum. Vielleicht wird ja ein Artikel daraus…




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