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Ein Jahr im Aufwind
von Florian Koch
12.03.2010

In meinem letzten Artikel habe ich einen Blick auf die neue Saison geworfen. Dabei ging es hauptsächlich um einzelne Spieler, auch wenn diese nach Nationen gruppiert waren. Diesmal möchte ich das Abschneiden der größeren Magic-Nationen in Europa im letzten Jahr unter die Lupe nehmen und versuchen aufzuzeigen, was in dieser Saison zu erwarten ist.

Deutschland

Im vorigen Artikel habe ich noch behauptet, dass die Deutschen seit Jahren schwächeln. Bei näherer Betrachtung kommt man aber nicht umhin festzustellen, dass Deutschland im letzten Jahr einen deutlichen Aufwärtstrend erkennen ließ, der in den jüngsten Siegen von San Diego und Madrid gipfelte. Jetzt ist es auf einmal kaum zu übersehen, aber man konnte es auch vorher erkennen, wenn man sich nicht nur von der Pro Tour leiten ließ: Viel los derzeit im Staate Deutschland.
Jan Rueß, PT Kyoto

Die letzte Saison begann schon vielversprechend mit drei deutschen Top-8-Platzierungen in Rotterdam. Leider konnte nur Alex Fanghänel das Halbfinale erreichen und für ihn war dann dort Endstation. Auch wenn alle drei beileibe keine Magic-Neulinge sind, war es für Alex und Reinhold Kohl die erste Grand-Prix-Top-8; ein Trend, der Bestand haben sollte. Auf der Pro Tour in Kyoto war es dann Jan Rueß, der mal wieder die deutsche Fahne hochhiehlt. Nach einem knappen Viertelfinale gegen Akimasa Yamamoto war zwar Endstation für den Hamburger, aber nach den letzten Jahren macht einen als Deutscher jede einzelne Pro-Tour-Top-8 schon ausgesprochen euphorisch.

Auf deutschem Boden war es dann ein zu diesem Zeitpunkt fast gänzlich Unbekannter, der uns den ersten Titel des Jahres holte: der spätere Rookie of the Year, Lino Burgold. Zwei Monate später beim Grand Prix in Barcelona war dann zur Abwechslung mal kein Landsmann unter den besten acht. Pro Tour Paradies (Honolulu) markierte anschließend den Tiefpunkt dieser Saison. Mit Carlo Mazzurco fand sich der beste Deutsche erst auf Platz 32 wieder. In Brighton landete zumindest wieder ein Deutscher in den Ausscheidungsspielen. Reinhold Kohl erreicht in seiner Rookie-Saison gleich zum zweiten Mal das Viertelfinale eines Grand Prix. Brighton war übrigens der bisher letzte europäische Grand Prix, der nicht von einem Deutschen gewonnen wurde.
Jan Schmidt, GP Prag

Einen Monat später in Prag waren mit Jan Schmidt und Julien de Graat schon wieder zwei weitgehend unbekannte deutsche Spieler in der Top 8. Und auch der zu dieser Zeit zur Hochform auflaufende spätere Player of the Year Yuuya Watanabe konnte Jan im Finale nicht stoppen. Bei der Pro Tour in Austin mussten die Deutschen dann allerdings wieder passen. Na ja, zumindest war keiner in der Top 8, aber dafür erzielten mit Simon Leigh (12.), Jonas Wallendorf (28.), Mike Hofmann (29.) und Sebastian Thaler (34.) gleich vier Mann bessere Ergebnisse als der beste Spieler bei der vorangegangenen Pro Tour. Passend zum Trend ist außerdem eigentlich nur Thaler von diesen als alter Hase zu bezeichnen.

Der folgende Grand Prix in Paris, einmal mehr das größte Magic-Turnier aller Zeiten, stand dann aber ganz im Zeichen der Deutschen. Auf dem Treppchen Adrian Rosada, Danny Ecker und Lino Burgold und ebenfalls noch in der Top 8 Bernd Brendemühl. Der letzte Grand Prix, der ähnlich erfolgreich verlief, war der Grand Prix Dortmund im Februar 2006. Ein paar Wochen später schließlich, bei der Weltmeisterschaft in Rom, stand sogar wieder ein Deutscher in der Top 8. Florian Pils erkämpfte sich nach vielen erfolgreichen Grand Prix auch seine erste Teilnahme an den Finalrunden einer Pro Tour. Außerdem bekam Lino in Rom den Rookie-of-the-Year-Titel überreicht.
Simon Görtzen, PT San Diego

Und dann begann die neue Saison. Ein Pro-Tour-Sieg, eine weitere Top 8 und ein Grand-Prix-Sieg stehen bereits zu Buche, in allen Fällen durch Spieler, die zum ersten Mal eine Pro-Tour- bzw. Grand-Prix-Top-8 erreichten.

Das letzte Mal, dass zwei Deutsche in einer Pro-Tour-Top-8 standen? Prag im Mai 2006. Der letzte Sieg eines Deutschen? Jan-Moritz Merkel in Kobe, Oktober 2006. Damals konnten die erfolgreichen Spieler aus verschiedenen Gründen nicht an ihre Höhenflüge anknüpfen. Bisher ist aber nicht abzusehen, warum bei einer so breiten Schicht an Spielern, die mittlerweile an der Spitze mitspielen können, wieder ein Einbruch kommen sollte. Den hatte man 2006 allerdings sicher auch nicht erwartet. Auf der anderen Seite muss man klar sehen, dass die Qualität vielleicht etwas zu gut verteilt ist. Zwei Level-6-, ein Level-5- und drei Level-4-Magier aus der Saison 2009 sind für die Fülle an Erfolgen nicht gerade berauschend, aber Grand-Prix-Top-8-Plätze machen eben allein noch keine Promagier.

Fazit: Für uns hat die Saison phantastisch angefangen und sie wird auch erfolgreich weitergehen. Sicher, es wird Grand Prix oder Pro Touren geben, bei denen mal kein Deutscher gewinnt, aber so um die drei weitere PT-Top-8-Platzierungen sind wohl drin. Ja, ich meine insbesondere dich, Wasti, es wird mal wieder Zeit.

Statistik 2009:

PT-Top-8:
PT-Competitors:
PT-Median-Finish:
GP-Top-8:


2
73
168
11

Manuel Bucher, WM 2009

Schweiz & Österreich

Wenn man einzig nach Top-8-Erfolgen geht, dann haben die Schweizer eine desolate Saison hinter sich. Einzig Manuel Bucher hat auf den Worlds eine Top 8 erreicht, aber Manu gehört wohl mittlerweile eher der französischen als der Schweizer Community an. Selbst wenn man über die Top 8 hinausschaut, findet man überhaupt nur drei Moneyfinishes von Schweizer Spielern in den letzten fünf Pro Touren. Überhaupt scheint das Schweizer Team der letzten Worlds, bestehend aus Tommi Lindgren, Nico Bohny und Matthias Künzler, ziemlich genau das zu sein, was die Schweiz derzeit zu bieten hat. Das sind dann aber auch immerhin zwei Level-4er und ein Level-5er. Dazu kommt Bucher, der ebenfalls Level 5 innehat.
David Reitbauer, WM 2009

Und dann hätten wir da diese Österreicher. Nach zwei Top-8-Platzierungen beim Grand Prix in Hannover lange abgetaucht, konnte man in Paris eine weitere Top 8 einheimsen. Wenig beeindruckend bis dahin, aber dann stellen die Österreicher auf einmal den Vizeweltmeister, den Vizeteamweltmeister und platzieren noch vier weitere Spieler im Geld. Abseits der Worlds lief aber tatsächlich nicht viel. In Kyoto und Austin flogen alle Österreicher ohne Geld wieder nach Hause und in Honolulu war der mittlerweile in virtuellen Welten verschollene Helmut Summersberger der beste Österreicher auf Platz 28. Mit einem weiteren 38. Platz durch Bernhard Sternbauer in San Diego stehen damit in den letzten Pro Touren zwei Totalausfälle und zwei mäßige Ergebnisse einer erfolgreichen Pro Tour gegenüber.

Fazit: Während bei den Schweizern so etwas wie Nachwuchs überhaupt nicht zu erkennen ist, haben die Österreicher zumindest ein paar aussichtsreiche Spieler, zusätzlich zu den alten Hasen, die wie zum Beispiel Benedikt Klauser schon Magic-Geschichte mitgeschrieben haben. Zwar fehlt auch den Österreichern ein bisschen die Breite, wie sich bei einem Besuch auf ihren Nationals schnell feststellen lässt, aber derzeit sind sie vermutlich doch eben noch ein ganzes Stück breiter aufgestellt als ihre Nachbarn aus der Alpenrepublik.

Statistik 2009 (Österreich):

PT-Top-8:
PT-Competitors:
PT-Median-Finish:
GP-Top-8:


1
26
119
3

Statistik 2009 (Schweiz):

PT-Top-8:
PT-Competitors:
PT-Median-Finish:
GP-Top-8:


1
25
225
0


Niederlande & Belgien

Für unsere Nachbarn im Westen ging die Saison mit einem ersten und zweiten Platz beim Heim-Grand-Prix gut los. Der Rest der Saison verlief dann für die erfolgsverwöhnten Niederländer aber kaum nach Wunsch. Bester Niederländer in Kyoto: Robert van Medevoort (45.). Bester in Honolulu: Jelger Wiegersma (30.), in Austin: Paul Heynen (86.). Was die PT angeht, waren die Worlds der einzige Lichtblick. Dort erreichte Bram Snepvangers seine insgesamt dritte Top 8. Auf der Seite der Grand Prix holten die Holländer noch zwei fünfte Plätze durch Kevin Grove in Brighton und Hugo de Jong in Barcelona. Überraschend ist bei dieser Bilanz, dass die Niederländer letzte Saison dennoch vier Level-5- und zwei Level-4-Promagier kreiert haben. Auch der Start in die neue Saison ist mit achten Plätzen in San Diego und Madrid sicherlich als anständig zu bezeichnen. Dennoch bleibt der Eindruck der letzten Jahre bestehen, dass unsere Nachbarn ein Nachwuchsproblem haben. Schaut man auf die Namen der Promagier, so sind von den sechsen nur zwei ernsthaft als aufstrebend zu bezeichnen.
Christophe Gregoir, PT Honolulu

Für die Belgier ging die Saison enttäuschend los. Schon Top-16-Platzierungen waren in Rotterdam und Kyoto nicht zu erreichen. In Hannover schaffte Pascal Vieren zumindest die Teilnahme an den Finalrunden, bevor in Barcelona wieder kein Belgier in der Top 32 anzutreffen war. Und dann lief es plötzlich rund. In Honolulu erreichte Christophe Gregoir die Top 8 sowie Jan Doise einen achtbaren 23. Platz und in Brighton landeten auf einmal drei Belgier in der Top 8. Aber nach zweimal Top 16 in Prag war dann in Austin wieder nichts mehr los. Bester Belgier? Robbert Menten als erster Spieler außerhalb der Preisränge (66.).

Dies scheint jedoch nur ein kurzer Aussetzer gewesen zu sein, wie weitere Top-8-Ergebnisse in Paris, auf den Worlds und in San Diego zeigen. Was die Belgier allerdings noch lernen müssen, ist, das Erreichen der Top 8 nicht als Maximalziel zu begreifen. 3-8 in den verschiedenen Top 8 und dabei keine Finalteilnahme ist mindestens ausbaufähig.

Obwohl das kleine Belgien derzeit „nur“ einen Level-5- und drei Level-4-Magier stellt, habe ich den Eindruck, dass wir von den Belgiern in nächster Zeit mehr erwarten dürfen als zum Beispiel von den Holländern. Im direkten Vergleich wäre es wohl das erste Mal, dass Belgien die Nase vorn hätte. Während drei niederländische Hall-of-Famer von einer großen Vergangenheit zeugen, kommt für Belgien derzeit überhaupt nur Marijn Lybaert im Entferntesten infrage.
Bram Snepvangers, WM 2009

Fazit: Als Geoffrey Siron 2005 in London als bisher einziger Belgier die Pro Tour gewinnen konnte, wurde das eher als statistischer Ausreißer wahrgenommen, aber die vergangene Saison war erfolgreich und es gibt wenig Grund anzunehmen, dass dies in näherer Zukunft abreißen sollte. Über ein bis zwei weitere Pro-Tour-Top-8 würde ich mich dieses Jahr nicht wundern und zumindest ein Grand-Prix-Finale sollte einmal drin sein. Die Niederländer hingegen können im Moment in erster Linie auf Robert van Medevoort bauen. Die anderen guten Platzierungen wirken eher wie zufällige Erfolgsmomente oder – im Fall von Bram – das alle paar Jahre wiederkehrende Erfolgsmoment. Ähnliches könnte man sicher auch von einigen der deutschen Ergebnisse sagen, nur macht es eben einen Unterschied, ob Erfolge hier und da auftreten oder in großen Mengen. Letzteres spricht für eine breite Basis mit hoher Qualität, während man bei der geringeren Anzahl der niederländischen Erfolge nicht unbedingt Zufall von Qualität in der Breite unterscheiden kann. Wo die Niederlande diese Saison genau stehen, ist schwer zu sagen, aber wenn mehr als eine weitere Pro-Tour-Top-8 dabei herumkäme, wäre das schon eine große Überraschung.

Statistik 2009 (Niederlande):

PT-Top-8:
PT-Competitors:
PT-Median-Finish:
GP-Top-8:


1
45
130
0

Statistik 2009 (Belgien):

PT-Top-8:
PT-Competitors:
PT-Median-Finish:
GP-Top-8:


2
34
191
5

Gabriel Nassif, PT Kyoto

Frankreich

Trotz eines Pro-Tour-Siegs und drei Grand-Prix-Trophäen wird man das Gefühl nicht los, dass die Saison 2009 für die Franzosen letztlich eine Enttäuschung war. Das liegt natürlich nicht an der Menge der Trophäen, sondern an der Art wie sie zustande kamen und dem Trend. In Rotterdam war zwar kein Franzose in der Top 8. doch da lief noch alles wie gewohnt. Antoine Ruel 12., Olivier 40. und zwei weitere Franzosen 23. und 24. Kyoto war ein Traum. Gabriel Nassif taucht aus dem Nichts auf – mal wieder – und schnappt sich den Pokal. Yann Massicard wird 13. und auch Raphael Levy, Antoine und Oli landen im Geld. Zu allem Überfluss sammelt Gabriel noch schnell im Vorbeiflug die nächste Trophäe in Chicago auf. In Hannover war mit den Franzosen auf einmal aber nicht viel los. Der beste Landsmann wird 18. und der ist auch noch ein Unbekannter. Ein ähnliches Bild zeichnet sich in Barcelona. Wieder ist ein Unbekannter der beste Franzose und wieder ist der 16. Platz, den er mitbringt, nur mäßig überzeugend.

Erneut im Vorbeiflug kann dann Yann Massicard den Grand Prix in Seattle gewinnen, aber die Pro Tour in Honolulu eine Woche später wird für die Franzosen eine weitere Enttäuschung. Nur Levy und Nassif schaffen es als 19. und 21. ins Geld. Hop oder Top, in Brighton gewinnt Olivier Ruel, der bis zu diesem Zeitpunkt eine schwache Saison gespielt hat. Außer Gabriel Nassif (15.) ist aber kein weiterer Franzose in den Top 32. Prag gerät aus französischer Sicht zum Debakel, da überhaupt nur zwei Spieler die Top 64 erreichen. Ein ähnliches Bild zeichnet sich in Austin. Raphael Levy, der neben Nassif als einziger Franzose eine gute Saison spielt, aber nie dessen Höhepunkte erreicht, schafft es auf den 14. Platz. Seine Landsmänner folgen erst ab Platz 60. Beim Grand Prix in Paris sind dann immerhin zwei Franzosen Viertelfinalstationen für Spieler aus anderen Ländern, aber letztlich findet sich im Geld kein einziger bekannter französischer Spieler. Bei den Worlds sind die beiden besten Franzosen die beiden, die als einzige eine passable Saison gespielt haben, Gabriel Nassif und Raphael Levy. Plätze 47 und 52. Abschluss einer Saison des Verfalls.

Die neue Saison drohte nach dem 8-0 von Nassif am ersten Tag in San Diego ordentlich loszugehen, aber vier Runden und null Punkte später hatte sich das auch schon wieder erledigt. Am Ende wird Nassif 21. und ist damit mal wieder der beste Franzose. Madrid? Die guten Franzosen sind nicht einmal angetreten. Der beste wird schließlich 23. Trotz allem haben die Franzosen in der letzten Saison einen Level-8-, drei Level-6- und einen Level-4-Pro hervorgebracht.

Fazit: Wenn man von den Glanzpunkten durch Nassif absieht, muss man feststellen, dass Franzosen derzeit dankbare Gegner sind und sich daran wohl auch nur dann etwas ändern wird, wenn die versammelten Hall-of-Famer wieder heiß auf Magic werden. Bei ab den Worlds drei aktiven Mitgliedern kann sich das Blatt allerdings sehr schnell wieder wenden.

Statistik 2009:

PT-Top-8:
PT-Competitors:
PT-Median-Finish:
GP-Top-8:


1
81
198
5


Spanien & Italien

Diese beiden Länder verknüpft eine tiefe Leidensgenossenschaft. In beiden Ländern spielen viele Menschen mit großer Begeisterung Magic, nur können sie es verdammt noch mal einfach nicht. Ich weiß nicht so recht, woran es liegt, vielleicht ist das eine Mentalitätsfrage, aber Fakt ist, dass Italien und Spanien jeweils deutlich mehr Turnierspieler haben als Deutschland und dennoch finden beide auf kompetitiver Ebene einfach nicht statt. Das Highlight der Saison war aus Sicht der Spanier sicherlich der Sieg von Joel Calafell über Riccardo Neri beim Grand Prix Barcelona. Das ist aber auch tatsächlich die einzige Top-8-Platzierung eines Spaniers in der kompletten Saison gewesen.
Joel Calafell, GP Barcelona

Beim Heim-Grand-Prix in Madrid zu Beginn dieser Saison landeten dann immerhin drei Spanier in der Top 8, aber im Halbfinale waren sie schon wieder alle raus. Von gut 2200 Spielern waren mehr als 1500 Spanier. Wenn alle Ergebnisse rein zufällig wären, wie of müsste man dann den Grand Prix losen, um dieses Ergebnis zustande zu bringen? Knapp 100 Mal! Nun weiß ich auch, dass das statistisch nicht sauber ist, weil die Stichprobe der spanischen Teilnehmer sich mit Sicherheit anders zusammensetzt als die der internationalen, aber dennoch: Bei der zahlenmäßigen Überlegenheit keinen Spanier im Halbfinale zu haben ist schon erschreckend schwach. Und auf der Pro Tour waren die guten Spanier nicht viel besser. Nach einem zehnten Platz in Kyoto durch Oscar Perez waren die besten Spanier in Honolulu und Austin jeweils 70. Ins Bild passt da, dass Spanien überhaupt nur einen einzigen Prospieler hat, den Level-4er Joel Calafell. Aber eine große Pro-Magic-Nation waren die Spanier nie. Genau zwei Grand-Prix- und keinen einzigen Pro-Tour-Sieg haben sie in der Magic-Geschichte mit den Italienern gemein.
William Cavaglieri, WM 2009

Dennoch habe ich den Eindruck, dass die Italiener, wenn es um kompetitives Magic geht, besser ihren Mann stehen können. Das liegt mit Sicherheit zum Teil an der Worlds-Top-8 von William Cavaglieri. Außerdem könnte zu diesem Eindruck beitragen, dass es in Italien als kompetente Magic-Spieler neben Will auch noch Patrizio Golia, Mario Pascoli und Riccardo Neri gibt, den derzeit einzigen Level-4-Magier des Landes. Ansonsten sind die Pro-Tour-Resultate des letzten Jahres ähnlich traurig gewesen wie die der Spanier: Marcello Calvetto 41. in Kyoto, Luca Bruno 68. in Honolulu und Alvise Goghetto 108. in Austin. Deutlich überraschend waren bei den Worlds dann auf einmal nicht nur Will (5.), sondern auch Golia (18.), Neri (23.) und Mario Pascoli (34.) erfolgreicher als alle Italiener auf allen anderen Touren der Saison. Heimvorteil hilft eben sogar bei Magic, nicht nur den Deutschen 2003 und den Japanern 2005. In San Diego war allerdings schon wieder alles wie gewohnt: Patrizio Golia holt als bester Italiener so gerade eben noch Geld (62.).

Fazit: Spanien und Italien sind immer noch Magic-Entwicklungsländer. Bei so viel (Magic-spielender) Bevölkerung ist es allerdings gar keine Frage, ob Potenzial vorhanden ist, sondern wann dieses tatsächlich einmal abgerufen wird!

Statistik 2009 (Spanien):

PT-Top-8:
PT-Competitors:
PT-Median-Finish:
GP-Top-8:


0
40
249,5
1

Statistik 2009 (Italien):

PT-Top-8:
PT-Competitors:
PT-Median-Finish:
GP-Top-8:


1
73
248
1

Andre Coimbra, WM 2009

Portugal

Seien wir ehrlich. Portugal reiht sich natlos zwischen Italien und Spanien ein, nur hatten sie in der letzten Saison mal einen fetten statistischen Ausreißer. Hat jemand wahrgenommen, wie Coimbra bei der Pro Tour San Diego gezockt hat? Kein Spiel hat der Weltmeister gewonnen. Überhaupt haben die Portugiesen bei den letzten fünf Pro Touren gerade einmal vier Leute ins Geld gebracht. Und auch auf den Grand Prix reichte es letztes Jahr nur für eine einzige Top 8. Das war in der Acht-Nationen-Top-8 in Barcelona und da durfte wirklich jeder mal; außer Deutschland und Japan.

Fazit: Der Weltmeistertitel war ein reiner Varianzeffekt. Bei den Portugiesen ist ausschließlich Marcio Carvalho ein ernstzunehmender Pro und der scheint derzeit keinen Bock zu haben.

Statistik 2009:

PT-Top-8:
PT-Competitors:
PT-Median-Finish:
GP-Top-8:


1
24
187,5
1

Matteo Orsini-Jones, PT Kyoto

Großbritanien

Bei den Briten bin ich mir derzeit nicht so sicher, ob sie so schwach sind, wie man denkt, oder ob da tatsächlich ein Teil Understatement drin steckt. Beim Heim-Grand-Prix zu punten, ist in meinen Augen immer schon ein Zeichen deutlicher Schwäche (okay, ein Schotte hat die Ehre der Briten ja doch noch verteidigt), aber dann gibt es da diesen Matteo Orsini-Jones, der in Kyoto Fünfter geworden ist und beim Grand Prix in Bangkok das Halbfinale erreicht hat. Neben einem Totalausfall der Briten bei den Worlds gab es auch immerhin einen 16. Platz auf Honolulu und einen 19. kürzlich in San Diego. In Kyoto hat sich Jonathan Randle zumindest ins Geld gerettet (40.), aber in Austin landete dafür gar kein Brite in den Preisrängen, sodass auf den letzten fünf PTs insgesamt nur vier britische Money-Finishes zu Buche stehen. Und zwei Pro Touren in Folge 0$? Für Nationen, die in diesem Spiel etwas auf sich halten, undenkbar.

Fazit: Die Briten sehen zwar nicht ganz so hoffnungslos aus wie die Südeuropäer, aber diese Wahrnehmung kann durchaus ein bisschen daran liegen, dass Rich Hagon die Aufmerksamkeit nur zu gern auf die Erfolge seiner Landsmänner lenkt. Auch diese Saison wird man jeden noch so kleinen Erfolg der Briten als Überraschungserfolg bezeichnen dürfen.

Statistik 2009:

PT-Top-8:
PT-Competitors:
PT-Median-Finish:
GP-Top-8:


1
36
246
2


Tschechien

Das kleine Tschechien ist wohl der Überraschungssieger der letzten Saison. Zwei GP- und eine PT-Top-8 haben die Tschechen 2008 erreicht und das ist für ein Land von der Größe Tschechiens schon nicht schlecht. Die Südeuropäer und die Briten haben schließlich auch alle letztes Jahr nicht mehr geschafft. In 2009 waren die Tschechen aber auf einmal die zweiterfolgreichste Nation auf dem europäischen Grand-Prix-Circuit. In Rotterdam und Hannover erreichten jeweils zwei Tschechen die Top 8. Dazwischen war die Pro Tour in Kyoto und das Nichtvorhandensein von Tschechen in der Top 8 täuscht, denn mit Adam Koska auf dem neunten und Martin Juza auf dem elften Platz war das sehr wohl eine erfolgreiche Tour. Tatsächlich sind noch zwei weitere Tschechen im Geld gelandet, sodass die Tschechen bereits bei dieser einen Pro Tour so viele Leute im Geld platzieren konnten wie zum Beispiel die Briten oder Portugiesen bei den letzten fünf Pro Touren insgesamt.
Martin Juza, GP Bangkok

In Barcelona mussten die Tschechen dann tatsächlich einmal passen, aber schon auf der nächsten Pro Tour in Honolulu erreichte ein Tscheche das Finale und der nächstbeste immerhin noch die Top 16. In Brighton wurde Martin Juza Zweiter und Arnost Zidek Neunter. Juza ließ dem direkt noch einen zweiten Platz in Bangkok folgen. Beim Heim-Grand-Prix in Prag war dann zwar nur ein einziger Tscheche in der Top 8, aber immerhin vier weitere folgten innerhalb der Top 24. Zur Abwechslung musste Martin Juza in Austin wirklich einmal ganz alleine die Fahne hochhalten. Kein anderer Tscheche schaffte es ins Geld, er dafür in die Top 8; und beim Vorbeiflug-Grand-Prix in Tampa eine Woche später gleich noch mal. Der einzige Totalausfall der Saison folgte in Paris mit lediglich einem Spieler in der Top 64.

Die Saison ging schließlich zu Ende, wie sie anfing. Kein Tscheche in der Top 8? Genau, dafür auf den Plätzen 9 und 11, how lucky. In San Diego folgte dann die seit Längerem schwächste Pro Tour. Juza wurde als 30. bester Tscheche und drei andere schafften so gerade Money-Finishes. Am Wochenende in Madrid hatte der 16-jährige David Do Anh, der letztes Jahr schon eine solide Platzierung auf der Pro Tour erreichen konnte, seinen ersten Top-8-Auftritt und schaffte es auf Anhieb ins Finale. Bei diesen Erfolgen überrascht es nicht, dass die Tschechen 2009 auch ein paar Promagier erzeugt haben. Martin Juza ist als Level 8 der unangefochtene Superstar, aber es gibt mit Michal Hebky auf Level 6 und Lucas Blohon auf Level 5 duchaus noch Spieler, die ihm das Wasser reichen können. Außerdem sind drei weitere Spieler nur knapp am Gravy-Train vorbeigeschrammt.

Fazit: Obwohl es manchmal den Anschein hat – die Tschechen sind keine Martin-Juza-One-Man-Show. Sie werden es allerdings schwer haben, ihre außergewöhnlich erfolgreiche Saison 2009 zu wiederholen oder gar zu toppen. Die Tschechen haben zwar alles, was es braucht, um erfolgreich zu sein, alte Hasen, junge, aufstrebende Spieler und einen Superstar, aber letztlich haben sie schlicht zu wenig Masse, um ständig oben dabei sein zu können.

Statistik 2009:

PT-Top-8:
PT-Competitors:
PT-Median-Finish:
GP-Top-8:


2
35
113
8


Der Rest...

...verhält sich traditionell unauffällig. Griechenland hat sich von überhaupt keiner Präsenz in 2008 zu je einer Top 8 bei PT und GP gesteigert. Sonst hat sich nur in Skandinavien etwas bewegt, dort aber deutlich zum Schlechteren. Für die vormals erfolgreichen Nordmänner erreichte Kenny Öberg in Hannover die einzige Top-8-Platzierung der Saison. Seitdem: Funkstille!




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