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Und Budde hat doch recht
von Andreas "Zeromant" Pischner
26.08.2002

PlanetMTG hat drei Kolumnisten: Felix "Flix" Schneiders (Die Kölner Schule), Christoph "Grünschnabel" Hölzl (Der Grünschnabel) und mich (Der Röhrende Reliops).

Flix hat seit nunmehr drei Monaten nichts mehr von sich lesen lassen - wahrscheinlich läßt ihm das Zählen seiner Pro Tour Punkte und Einlösen seiner Schecks nicht genügend Zeit . Grünschnabel hingegen ist noch in der Sturm- & Drangphase eines Kolumnenschreibers - sprich in jener Periode, in dem dieser tatsächlich in mehr oder regelmäßigen Abständen etwas veröffentlicht, bevor er zu faul wird / ihm die Ideen ausgehen / er lieber Geld auf der Pro Tour verdient - so dass ich noch die Hoffnung hege, nicht Alleinunterhalter bei PlanetMTG bleiben zu müssen.

Andererseits war ich von seiner Ideenlosigkeit schon etwas enttäuscht: Da gewann er halt einen Platz auf einer Pro Tour, und schrieb dann eben darüber! Mit Stirnrunzeln las ich seinen Artikel und dachte mir: "Na toll, das kann ich auch! Ich muss mich doch nur auch für eine Pro Tour qualifizieren..."

Hoppla. Da war ja noch was . Da war doch noch so ein Detail, das ich berücksichtigen musste...

Hm, eine Pro-Tour-Qualifikation. Hatte ich so etwas nicht auch schon einmal geschafft? Sogar mehrfach?

"JA, SICHER", antwortete die boshafte kleine Stimme in meinem Hinterkopf, "ABER NICHT IN DIESEM JAHRTAUSEND!"

Man wird alt.

Na gut, sollte ich etwa so einem gerade erst volljährig gewordenen Grünschnabel das Dauerbrenner-Thema "Wie ich mich für eine Pro Tour qualifiziert habe" ganz alleine überlassen? Oder wollte ich mich nicht lieber aufraffen und mich auf meine alten Tage selbst noch einmal qualifizieren? Immer diese rhetorischen Fragen...

Außerdem passte doch alles: Da war doch ein PTQ für Houston am 24. September hier in Berlin, das Elbhochwasser würde mit etwas Glück die Konkurrenz aus Sachsen am Aufkreuzen hindern, und das Format war...

Odyssey Block Constructed. Moment mal... CONSTRUCTED... da war doch noch irgendetwas?

Ach ja, richtig: Ich bin eine Oberpflaume in Constructed! DAS war das Problem. Ich bin doch derjenige mit den SIEBEN PTQ-Top-Acht im Constructed - und dem SIEBENMALIGEN Ausscheiden im Viertelfinale...

Wie war das damals beim Fussball auf dem Schulhof: Drei Ecken ein Elfer? Wie wäre es denn mit "Vier Viertelfinale ein Finale"? Zumindest mathematisch ist das doch wohl vertretbar, oder?

Aber Jammern nützt ja nichts! Also lieber Playtesten stattdessen. Daher baute ich mir ein monoschwarzes Deck, ein blau-grünes Deck (Threshold), noch ein blau-grünes Deck (Speculation), noch ein... - scheiß drauf, zwei U/G Decks mussten zum Testen erst einmal reichen! -, ein W/u Weenie, ein G/W Beatdown und ein B/u Braids.

Nun musste ich ja nur noch mit jemandem testen. Glücklicherweise treffe ich mich ja mit meinem Team (Istari) bis zum GP Hamburg jeden Montag zum OBC-Testen. Unglücklicherweise war der Rest meines kleinen Teams ausgerechnet die beiden Wochen vor dem PTQ unabkömmlich... Ersatz musste her!

Aber wenn die Kerle einen im Stich lassen (sorry, Claudia!), gibt es ja immer noch die Frauen: Tobias "Susi" Bosselmann (the player formerly known as "Der 1. FC Union des Magic") erklärte sich bereit, sich einen Abend mit mir um die Ohren zu schlagen.

Da meine bisherige Spielpraxis in OBC sich darauf beschränkte, so lange monorote Decks zu tunen, bis ich SICHER war, dass sie gegen einfach alles verloren, ging es zunächst einmal an die Grundlagen: U/G Threshold gegen U/G Speculation. U/G Threshold gegen Monoschwarz. Monoschwarz gegen U/G Speculation. Dann W/G Beatdown gegen das Ganze. Und plötzlich waren 6 Stunden oder so vorbei, und ich hatte noch zwei Decks in der Schachtel, die ich noch gar nicht angefasst hatte, und die Sideboards hatte ich auch noch nicht benutzt - dabei hatte ich doch einmal gerüchteweise gehört, die seien wichtig...

Also noch schnell das schwarz-blaue Braids Deck ausgepackt, denn darauf setzte ich meine Hoffnung. Die Zeit reichte dann auch gerade so aus, um damit gegen U/G Threshold Null zu Fünf auf die Mütze zu bekommen (weil ich einfach nicht glauben konnte, dass das Matchup SO schlecht war. Es war.) Dann musste ich mich sputen, den letzten Zug von Potsdam nach Berlin zu erreichen...

Eine letzte Chance hatte ich aber noch: Arne "Wuetender Goblin" Brink erbot sich, mit mir am Freitag Abend (also am Abend direkt vor dem PTQ) zu testen.

Also nahm ich meine Schachtel wieder mit (das B/u Braids Deck ließ ich jedoch gleich zu Hause), und erstellte folgenden Plan: Erst einmal dieses komische W/u Weenie von Walamies spielen, bis ich verstehe, wie es gewinnt, und dann endlich einmal die Sideboards benutzen! Zu dieser Zeit hatte ich mich schon halb entschieden, U/G Threshold zu spielen, weil es beim Testen sehr ordentlich abgeschnitten hatte, und weil ich es von allen Decks am besten verstand.

Aber zunächst war Walamies an der Reihe, und er beeindruckte mich... das Deck war sehr stark gegen U/G, und keineswegs so chancenlos gegen Monoschwarz, wie ich befürchtet hatte! Das hieß allerdings nicht, dass das Matchup gegen Schwarz GUT war - und nach Sideboarden (ja, ich fing tatsächlich an, die 15 Extrakarten zu benutzen!) wurde es auch nicht viel besser. Weiterhin musste ich mit vielen degenerierten Mirrormatches rechnen (von denen ich vermutete, dass sie einfach derjenige gewann, der mehr SB-Plätze für Sphere of Truth zur Verfügung hatte), und schließlich fand ich eine Sideboardoption für U/G Threshold & U/G Madness, die W/u einfach abschaltete - ich will sie hier nicht publik machen, da ich dieses Wochenende noch einen GP Trial spiele, aber sie ist nicht übermäßig schwer zu erraten, wenn man das Matchup kennt - und nahm daher das Walamies-Deck aus meinen Betrachtungen heraus, bevor ich damit beginnen musste, darüber nachzudenken, wie zur Hölle man dieses komplizierte, äußerst zusammengestoppelt wirkende Sideboard benutzen sollte.

Da auch W/G beim Playtesten mit Susi nicht übermäßig gut abgeschnitten hatte, konzentrierte ich mich nun auf gesideboardete Matches zwischen den drei U/G Varianten untereinander (Arne hatte ein U/G Madness dabei) und Monoschwarz. Die Erkenntnisse, die ich daraus gewann, waren im Wesentlichen:

Erstens: Es gab bestimmt ein Dutzend Möglichkeiten, Monoschwarz mit U/G nach Sideboarden eins auf die Mütze zu geben! Wenn beide Decks nach Sideboarden ordentlich zogen, kam Schwarz einfach nicht hinterher. FÜR Monoschwarz hingegen sprach, dass es das einzige Deck in diesem missratenen Format zu sein schien, das niemals color-screwed war.

Zweitens: Das Speculation Deck (im Maindeck eine eins-zu-eins Kopie von Buddes Worlds-Deck) gewann nach SBen einfach alles! Egal, wieviele Aether Bursts und Standstills U/G Threshold zog, es reichte einfach nicht.

Nach einem achtstündigen Test-Marathon hatte ich also tatsächlich ein Ergebnis: Der beste Spieler der Welt schien doch tatsächlich auch das beste Deck gespielt zu haben... Und Budde hat doch recht!

In der Nacht vor dem PTQ gab es also noch Folgendes zu tun: Zunächst einmal die Test-Version von ihren zahlreichen Proxies befreien (es wäre doch wohl etwas lästig, dem Judge morgen im Turnier erklären zu müssen, dass die Giant Octopus "in Wirklichkeit" Wonder seien!), Überlegungen anstellen, inwieweit sich das Metagame im PTQ von dem bei Worlds unterscheiden würde (meine besondere Stärke ), und dementsprechende Sideboard-Strategien zu entwickeln.

Meine Vorstellung war: U/G Threshold, Madness & Speculation würden ungefähr zu gleichen Teilen vertreten sein und das Feld völlig domnieren. Monoschwarz, das bei den Worlds klar die zweite Geige gespielt zu haben schien, würde zu einer Nebenerscheinung degradiert werden, zusammen mit W/u Weenie und G/W Beatdown. Psychatog oder Confinement erwartete ich nur sehr wenig - obwohl sie zuletzt in Deutschland recht erfolgreich gewesen waren, aber bei Worlds waren sie halt nicht aufgefallen - und alles andere erwog ich gar nicht erst. (Natürlich würde ich mit diesen Vermutungen wieder einmal danebenliegen...)

Ich überlegte mir also, was ich in diesen Matchups aus- und einwechseln sollte, und stellte fest... dass ich Kais Sideboard nicht verstand. Ich meine, ich hatte schon gewisse Vorstellungen davon, gegen welche Decks die SB-Karten gut waren (okay, bei den Aether Bursts war ich mir nicht sicher), aber es gab Karten, die ich einfach niemals im Deck unterbringen konnte - besonders die Upheaval!

Nun zweifelte ich nicht im geringsten daran, dass Kais Sideboard wohlausgewogen und perfekt getuned war - aber was nützte mir das, wenn ich es einfach nicht verstand? Also schnell noch einmal online gegangen und geschaut, ob Kai ZUFÄLLIG gerade in der Zusammenkunft unterwegs war, um ihn ganz schamlos einfach zu fragen - nein, war er nicht (hätte ich mich ein paar Tage früher dazu entschlossen, das Deck zu spielen, hätte ich sicherlich eine Möglichkeit gefunden, ihn zu kontaktieren - aber das hat man nun einmal davon, wenn man alles auf den letzten Drücker macht!)

Tja, dann blieb nur eines: Ein Sideboard bauen, das ich verstand.

Das hier war dann also mein Deck (es folgen Erklärungen zu den Abweichungen von Kais Version):
 
lands (23):
12Island
10Forest
1Cephalid Coliseum

creatures (11):
4Basking Rootwalla
4Wild Mongrel
3Wonder

spells (26):
4Catalyst Stone
4Careful Study
4Mental Note
4Quiet Speculation
4Roar of the Wurm
3Grizzly Fate
1Moment's Peace
1Krosan Reclamation
1Deep Analysis

60 cards
spells (15):
4Envelop
4Æther Burst
1Krosan Reclamation
1Bearscape
1Alter Reality
1Deep Analysis
3Ray of Revelation

15 cards
 
Auf das eine Coliseum wollte ich nicht verzichten. Ich verstand schon, dass eine manahungrigere und stärker kontrollorientierte U/G-Variante nicht so verschwenderisch mit Schadensländern umgehen konnte, wie ihre schnelleren Kollegen, und außerdem durfte ich natürlich den Island-Anteil wegen Wonder nicht zu sehr drücken, aber eines musste einfach sein. Das war eine gute Entscheidung - das Coliseum hat nie gestört und oft geholfen!

Den vierten Catalyst Stone spielte ich, weil ich vermutete, dass das Mirrormatch sich beinahe ausschließlich um die Steine drehen würde: Wer einen Stein weniger hat, verliert einfach! Da das Deck beim Testen eigentlich nie ein Spiel verloren hatte, in dem es zweite Runde Catalyst Stone legte, nahm ich ihn gleich ins Hauptdeck. Das war auch keine schlechte Entscheidung: Das eine Mirrormatch, das ich hatte, gewann ich trotz übelsten Colorscrews durch Stone-Hoheit, und ich ärgerte mich auch eigentlich nie, wenn ich einen Stein zog. Allerdings habe ich in den meisten Matchups einen herausgeboardet, um Platz zu schaffen.

Den vierten Rootwalla nahm ich herein, weil das Deck die wenigen Spiele, die es im Testen nicht gewonnen hatte, gegen einen ultraschnellen Weenie-Ansturm mit Standstill-Backup verloren hatte. Selbst ein einziger Rootwalla kaufte jedoch zumeist genügend Zeit, um die Kontrolle zu erlangen. Über Werebear, den ich ihn manchen Designs gesehen hatte, dachte ich auch nach, entschied mich aber dagegen - er liegt einfach im falschen Manaslot (in Konkurrenz zu Catalyst Stone & Quiet Speculation) und ermöglicht auch nicht die explosiven Schnellstarts mit Study oder Mongrel, mit denen auch dieses Deck durchaus gerne einmal gewinnt. Die Entscheidung war okay - obwohl ich die Rootwallas beinahe jedes Spiel teilweise oder ganz herausnahm, erwiesen sie sich doch vor Sideboarden als sehr nützlich.

Die Krosan Reclamation war im Deck, um gegen U/G bereits vor Sideboarden Wonder-Hoheit erreichen zu können, im Mirrormatch zwei Drittel einer Speculation zu countern, gegen Schwarz Schutz vor dem tödlichen Haunting Echoes zu haben, und gegen W/u oder W/G Glory zu handeln - mit anderen Worten, weil ich diesen tutorbaren Instant eigentlich immer im Friedhof haben wollte! Hier verstehe ich wirklich nicht, wieso Kai diese Karte weder im Deck noch im SB hatte - ich gewann damit bestimmt ein halbes Dutzend Spiele! Meine beste Entscheidung !

Um für diese Extrakarten Platz zu machen, verbannte ich die drei Envelop zum vierten ins Sideboard. Was soll ich sagen - ich hatte ein Metagame erwartet, das zu etwa der Hälfte aus Decks bestand, gegen die ich das Envelop nicht haben wollte (U/G Threshold, U/G Madness & ein bisschen G/W Beatdown). Ich hatte mich wie üblich geirrt, und nahm die Envelops schließlich in 7 von 8 gespielten Matches im Viererpack herein... Allerdings hatte ich selten Probleme, das erste Spiel zu gewinnen, daher war diese Entscheidung wohl keine Katastrophe.

Sideboard-Karten, die ich nicht übernahm:

Upheaval - ich hatte einfach in keinem einzigen Matchup Platz dafür, und war außerdem in einem dermaßen manahungrigen Deck auch nicht übermäßig überzeugt von der Karte. Ich habe sie nicht vermisst.

Zwei weitere Moment's Peace: Ich hatte im Testen den Eindruck gewonnen, dass einer völlig ausreicht. Im Turnier allerdings stellte ich dann fest, dass mir einer zwar ausreichte, aber nur, weil ich ihn einfach ZOG, wenn ich ihn brauchte, und so zweimal benutzen konnte. Falsch entschieden, Glück gehabt!

Das vierte Grizzly Fate: Ich war der Auffasung, dass Bearscape gegen Schwarz VIEL stärker ist - es kann früher gespielt werden, überlebt ein Mutilate, und schützt vor Haunting Echoes. Kurz gesagt, ich hatte recht! Ich habe JEDES Spiel gegen Monoschwarz gewonnen, in dem ich Bearscape spielte (und ich habe verdammt oft gegen Monoschwarz gespielt!), und begann im Verlauf des Turniers damit, diese Karte auch in anderen Matchups hereinzusideboarden - sie ist in diesem Deck einfach die Bombe!

Was ich noch hereinnahm: Die zweite Reclamation war eine Schlüsselkarte gegen alle Decks mit Glory - eine absolut richtige Entscheidung! Auch gegen U/G quetschte ich sie manchmal noch ins Deck. Der vierte Burst und der dritte Ray: Nun ja, die traurige Wahrheit
ist - ich hatte einfach noch sieben Sideboard-Plätze über, die ich in allen wichtigen Matchups nicht benötigte! Ich ging davon aus, dass die Aether Burst u.a. gegen Spurnmage Advocate gedacht waren, konnte mich aber nicht damit anfreunden - das Problem bei Weiß schien mir Glory, und da helfen die Bursts gar nix. Ohne Glory hingegen war das Match relativ leicht zu gewinnen, auch wenn da Advokaten herumstanden. Gegen andere Kreaturendecks wie U/G oder W/G oder gegen Psychatog hingegen hatte ich wieder einmal keinen Platz im Deck für zusätzliche Sideboard-Karten. Wenn ich ehrlich bin, behielt ich die Bursts nur für den Fall, dass ich auf ein R/G Aggro oder Reanimator Rogue Deck träfe - oder dafür, dass mich mitten im Turnier plötzlich die Einsicht ereilte, wofür sie gut waren (das Ziel ist der Weg!) Der dritte Ray gab mir schließlich ein Gefühl der Sicherheit gegen Confinement Decks - ich hatte zwar noch nie so ein Deck in Aktion gesehen und glaubte auch nicht daran, dass sie allzuviel taugten, wollte aber nicht meine traumatischen Erfahrungen mit der Ensnaring Bridge bei den Regionals letztes Jahr mit Solitary Confinement wiederholen! Wie auch immer, ich traf weder Confinement, noch R/G, noch Reanimator und wechselte maximal einen Ray jemals ein, und die Aether Bursts haben das Sideboard niemals verlassen...

Nun aber zum eigentlichen Turnier, bei dem ich nach einer Nacht voller quälender Entscheidungen auf der Basis unzureichender Informationen unausgeschlafen und unrasiert ankam:

Es hatte 66 Teilnehmer. Ein paar Sachsen waren doch herübergeschwommen gekommen (Michael Diezel, Stefan Heumann), und auch aus Hamburg und Niedersachsen beehrten uns ein paar Spieler (Rene Pech, Andreas Kruschel, Jan Holland, Iwan Tan, Janosch Kühn). An Berliner und Brandenburger Top-Spielern waren Dirk Hein, Rosario Maij, David Ziegler, Jonas Bodmann, Michael Giersch, Florian Grund, Bastian Keil, Jean-Pierre Dziedzicki, Frank Schäfer und Karl-Florian Platt anwesend.

Eine ausführliche Coverage des Turniers findet Ihr bei http://www.darkpact.de!

Das Metagame war... nun, anders, als ich es erwartet hatte Mal was ganz Neues... Sehr viel Monoschwarz, dafür sah ich relativ wenig U/G Threshold oder Madness und gar kein G/W. Es gab einige Braids-Varianten und auch Confinement-Decks, aber nicht an den vorderen Tischen. W/u und Psychatog waren zahlreicher, als ich vermutet hätte, und auf jeden Fall erfolgreicher.

Meine Partien:

1. Runde Sascha Baumgart, Monoschwarz 2:0

Ich lege einen Stone, spekuliere mir Würmer und eine Reclamation in den Friedhof, und knalle dann ohne Angst vor Haunting Echoes so lange Kreaturen auf den Tisch, bis er tot ist. Nach Sideboarden gewinne ich mühelos mit Bearscape. Ich hatte eigentlich nie den Eindruck, dass ich dieses Match verlieren könnte.

2. Runde Timo Barwisch, Monoschwarz 2:1

Diese Spiele waren etwas lebendiger und spannender, auch wenn ich leider keine Details mehr in Erinnerung habe. Das verlorene Spiel war, wenn ich mich recht erinnere, auf einen besonders bösartigen Fall von Colorscrew zurückzuführen. Wie auch immer: Er wird von Würmern und Bären überrannt. Bearscape erweist sich wieder einmal als die ultimative Antwort aus Sümpfe

3. Runde Gregor Bettermann, U/G Speculation 2:0

Ich habe im ersten Spiel eine halbe Ewigkeit lang kein grünes Mana, habe aber einen Catalyst Stone mehr auf dem Tisch, und bremse ihn dadurch lange genug aus, um da Spiel noch zu kippen. Das zweite Spiel ziehe ich, glaube ich, mehr Speculations und gewinne mit Silver Bullets (Krosan Reclamation, Moment's Peace).

4. Runde Rene Pech, Monoschwarz 0:2 (eigentlich 1:2)

Rene hatte offenbar genaue Vorstellungen davon, wie er dieses Matchup gewinnen wollte. Trotzdem verliere ich nur sehr unglücklich durch einmal Colorscrew und einmal Manaflood. Beim Eintragen des Ergebnisses vergesse ich das Spiel, das ich (mit Bearscape natürlich!) gewonnen hatte. Hätte ich dieses Spiel berücksichtigt, hätte ich nach dem Swiss die beste Game Win Percentage von allen Spielern gehabt! (Ja, so gut ist das Deck!) Ich war sehr unzufrieden mit dieser Niederlage, da ich überzeugt war, ein gutes Matchup zu haben.

5. Runde Dirk Hein, U/G Threshold 2:0

Meine Testergebnisse dieses Matchups waren es gewesen, die mich bewogen hatten, von U/G Threshold auf U/G Speculation umzusteigen... Im ersten Spiel spielt Dirk Monogrün, und im zweiten ziehe ich überdurchschnittlich gut - keine Chance für ihn!

6. Runde Rosario Maij, Psychatog 2:0

Diese Spiele dauern sehr lange, und ich zeige erste Ermüdungserscheinungen. Auch in den Runden davor hatte ich nicht perfekt gespielt, aber es waren nur ein paar kleinere, vernachlässigbare Fehler gewesen. Gegen Rosario allerdings leiste ich mir ein oder zwei richtig dicke Schnitzer, die mich das erste Spiel hätten kosten können, wenn er ein wenig mehr Glück gehabt hätte. (Wenn ich z.B. schon genau abzähle, wieviele Kreaturen ich im Falle eines Aether Burst zum Blocken benötige, dann sollte ich nicht eine davon zum Angreifen tappen!) Im zweiten Spiel legt er zweite Runde Standstill. Ich bin colorscrewed, und KANN ihn gar nicht brechen - und stelle fest, dass Rosario MANASCREWED ist und gehofft hatte, mithilfe des Standstills an weitere Länder zu kommen. Er zieht mehrere Runden kein Land, ich finde ein Island und weitere Länder, und kann schließlich den Standstill mit enormem Mana-Vorteil auflösen. Das genügt.

7. Runde Jannik Hell, Psychatog 0:0:0 (Intentional Draw)

Zeit, etwas essen zu gehen!

Die Viertelfinalpaarungen sind Jannik Hell gegen Timo Barwisch und David Ziegler gegen Hannes Weise im anderen Bracket, und Stefan Heumann gegen Rene Pech sowie Michael Diezel gegen mich in meinem.

Viertelfinale Michael Diezel, W/u Weenie 2:0

Dieses Matchup hatte ich leider kaum getestet (schon gar nicht nach Sideboarden!) Dieser Umstand zusammen mit meiner Nervosität (ich will nicht ZUM ACHTEN VON ACHT MALEN
im Viertelfinale eines Constructed PTQ ausscheiden!!) führt dazu, dass ich einfach grottenschlecht spiele. Es fängt schon so an: Ich beginne mit einem Island. Er legt Spurnmage Advocate. Ich könnte jetzt nächste Runde Forest und Wild Mongrel legen und ihn, wenn er nicht gerade einen Beloved Chaplain legt, ein paar Runden lang in Ruhe hauen, bis meine Kartenvorteilsmaschine anläuft. Stattdessen spiele ich am Ende seiner Runde Mental Note, und lasse meinen Mongrel dann natürlich brav zuhause, weil ich ihn nicht gegen die beiden Island in meinem Friedhof tauschen will... Ich mache noch reichlich weitere Fehler in diesem Match, aber es macht nichts aus, da Michael im ersten Spiel Ewigkeiten auf einem Land festhängt und dann noch einmal eine halbe Ewigkeit lang colorscrewed ist, und ich im zweiten Spiel einfach gut ziehe und gewinne. Ich denke, dass das ein schwieriges Matchup für mich ist, das ich aber aufgrund überlegener Silver Bullet Tech für mich entscheiden können sollte - wenn ich intelligent spiele, heißt das! Davon konnte allerdings wirklich nicht die Rede sein, und daher hätte Michael es wirklich verdient, dieses Match zu gewinnen. Doch es sollte nicht sein - an diesem Tag wurde mein Viertelfinalfluch endlich gebrochen!!

Halbfinale Rene Pech, Monoschwarz 2:1

Dieses Match hingegen lief ganz anders ab. Nachdem ich zum ersten Mal das Viertelfinale
eines Constructed PTQs überstanden hatte, war ich mental wieder fit - diesen Affen hatte ich endlich von meinem Rücken (hm, im Englischen klingt das besser)! Außerdem war das hier ein Matchup, das ich kannte, und von dem ich überzeugt war, das ich es gewinnen müsste - und ich brannte auf eine Revanche!
Wie schon im Swiss wehrt sich Rene tapfer und profitiert auch wieder von unausgewogenen Land-Draws meiner Seite (ich ziehe im zweiten Spiel zwei Forest, und er 3 Rancid Earth und einen Nantuko Shade - und tschüss). Im ersten allerdings behält er eine Hand mit nur einem Swamp (aber dafür drei Innocent Blood!), und obwohl die Bloods durchaus Wirkung zeigen, gelangt er nicht rechtzeitig auf das nötige Mana, um mir Paroli zu bieten. Das drittes Spiel ist das einzige, in dem wir beide vernünftig ziehen (obwohl wir beide einen Mulligan nehmen mussten), aber ich lege dritte Runde Bearscape - und obwohl es noch ewig zu dauern scheint, besiegt diese Karte ihn, wie sie es mit Monoschwarz eigentlich immer tut, im Alleingang.

Und damit hatte ich mich für Pro Tour Houston qualifiziert! Hättet Ihr damit gerechnet? Na schön, als Ihr diesen Artikel zu lesen begonenn hattet, vielleicht... Ich jedenfalls war einfach nur baff. Für eine CONSTRUCTED Pro Tour! Ich kann es immer noch nicht richtig glauben... aber ich konnte doch den Grünschnabel nicht alleine nach Amiland fliegen lassen! (An dieser Stelle nochmals Dank an Susi Bosselmann und Arne Brink - das Testen hat etwas gebracht!!)

Den anderen Slot holte sich mit David Ziegler übrigens ebenfalls ein Berliner, und ebenfalls mit einer Variante des Budde-Decks... Zu David möchte ich hier kein Urteil abgeben, aber die Tatsache, dass ICH mit diesem Deckdesign einen PTQ gewonnen habe, spricht WIRKLICH für das Deck! Naja, der Karl hat halt immer recht!

Rosario Maij behauptet übrigens, dass dies das erste Mal seit 1997 ist, dass bei einem Berliner PTQ auch beide Plätze an Berliner gehen (damals waren das Boris Buschardt und ich, für PT Mainz) - das könnte stimmen! Vielleicht ist das ja ein Zeichen, dass es mit dem Berliner Magic wieder aufwärts geht?

Wie auch immer: Ich fliege nach Houston! Okay, eigentlich keine Stadt, die ich unbedingt hätte sehen wollen, aber seien wir doch mal ehrlich: Bei meinen früheren PTs hatte ich ja auch nicht viel mehr gemacht als Magic gespielt... und in Houston sind hoffentlich die Hotelzimmer etwas billiger.

Ach ja, das Format von PT Houston ist Extended - nach der Novemberrotation, selbstverständlich, und mit Onslaught. Und ich habe natürlich nicht die Bohne Ahnung von diesem Format - da gibt es noch viel zu tun! Ich werde, sobald ein glaubwürdiger Onslaught Spoiler zur Verfügung steht, intensiv mit Playtesting beginnen. (ca. 6 Wochen sind zwar eigentlich nicht genügend Zeit, aber ich bin halt kein wirklicher Pro, und außerdem habe ich so ein Gefühl in den Eingeweiden, dass Onslaught zu diesem Format einen entscheidenden Beitrag leisten wird. Natürlich werde ich wohl, wie üblich in Metagame-Fragen, falsch liegen )Wenn irgendjemand, der ebenfalls qualifiziert ist, Interesse daran hat, Testergebnisse zu vergleichen, oder sich ein Hotelzimmer teilen möchte (wenn ich das richtig verstanden habe, kostet ein Zimmer bei vierfacher Belegung weniger als 20€ pro Person - eine akzeptable Rate!): Meldet Euch bitte! Ich bin unter andreas@planetmtg.de zu erreichen.

Und allen, die sich noch qualifizieren wollen: Viel Glück! Wir sehen uns dann beim GP Hamburg!

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