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Block
Hawaiiii!
von Matthias "Kofi" Ludewig
23.07.2009

[Spät, aber nicht minder unterhaltsam: Matthias Ludewigs Bericht vom anderen Ende des Planeten.]

So lange bin ich vorher noch nie geflogen. Im März war ich das erste Mal über dem Atlantik, in New York, und der Flug kam mir schon lange vor. Bis Newark fliegt man etwa acht Stunden, aber so einen Flug zweimal hintereinander? Hawaii liegt aber nun mal auf der anderen Seite der Welt. Zwölf Stunden Zeitverschiebung und mitten im großen blauen Nichts des pazifischen Ozeans.

Pazifik also, nun gut

Der Hinflug war dann wider Erwarten ganz erträglich, ich flog erneut über Newark. Das ist so eine Randnotiz: Vor einem halben Jahr hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich 2009 zweimal dieses Kaff in New Jersey anfliege, von dem ich vorher noch nie etwas gehört hatte. Aber dann der spontane Urlaub in New York mit einem Freund („'nen PTQ gewinn ich ja eh nie, dann halt auf eigene Faust nach Amerika“) und dann – doch – die Pro Tour.
[Als Magic-Spieler weiß man natürlich, wofür die Abkürzung MoMa wirklich steht. – TobiH]

Auf dem Flug über den Atlantik saß ein geschätzt 14-jähriges Blondchen neben mir, bildhübsch, mit ihrem Vater auf dem Weg nach New York, übers Pfingstwochenende. Ne, is klar. Was macht man in New York? Natürlich Achterbahn fahren. Sie wollte unbedingt in einen Freizeitpark, in New Jersey. Alles klar.

Ich meinte, sie sollten auf jeden Fall ins MoMA gehen. „Ins was?“ – MoMa, Museum of Modern Art. „Ein Museum?“, da legt sie die Stirn in Falten. „Ich find Museen langweilig.“ Den Tipp mit der Free Friday Night im MoMA, für die sie gerade rechtzeitig dagewesen wären, hab ich mir dann lieber geschenkt.

Warum wir auf dem Weg nach Hawaii waren, ihr das zu erzählen haben wir uns dann auch geschenkt. Lieber „Urlaub“, das ist einfacher. Ich saß übrigens neben Jan Rueß, der vorher noch nach Seattle unterwegs war. Ich glaube, sie hielt uns möglicherweise für ein Paar. Jedenfalls konnte sie es nicht so richtig glauben, dass wir auf dem Weg nach Hawaii zum Urlaubmachen waren. „Habt ihr denn keine Frauen?“, fragte sie ein wenig entgeistert.

Der zweite Flug dann: Newark – Honolulu. Mädel in meinem Alter setzt sich neben mich. „Hi, where are you from?“, will ich wissen. „Germany!“ Alles klar... dann halt elf Stunden neben einem Au-Pair-Mädchen aus Leipzig gesessen, die mit ihrer Gastfamilie Urlaub auf Hawaii machte. Während des Fluges noch schnell Fotos vom Eriesee und den Rocky Mountains geschossen und dann waren wir auch schon da.

Ein ziemlich merkwürdiges Gefühl, dort anzukommen und darauf zu warten, dass jemand einen abholt, den man eigentlich gar nicht kennt. Timo Kempf kannte ich überhaupt nicht; Jörg Unfried, den kannte ich natürlich, aber dass der beim Abholen dabei sein würde, war mir nicht klar.

Ich bin ja auch immer nicht allzu gründlich in solchen Dingen. Wenn mir jemand sagt, er holt mich ab, denke ich, dann ist das eben so und komm nicht mal auf die Idee, mir zur Absicherung irgendwelche weiteren Infos zu holen. Wird schon klappen. Wer braucht schon Plan B?

Und da stand ich nun, auf der anderen Seite der Erde, ohne funktionierendes Handy (mein uraltes Nokia hat den amerikanischen Mobilfunkstandard nicht so drauf), wartete auf jemanden, den ich nicht kannte und hatte als einzige Info die Ankunftszeit von Toffel aus LA.

Schön warm war's aber.

In Wirklichkeit ist ja dann auch alles gutgegangen, aber allein dieses Gefühl, das muss man mal erlebt haben. Eine Dreiviertelstunde etwa stand ich da wie bestellt und nicht abgeholt. Es war gar nicht mal Panik, wisst ihr, ich habe da so ein naives Grundvertrauen, irgendwie wird schon alles gut werden. Aber vielleicht kennt ihr diese Situationen, in denen ihr ca. einen halben Meter neben euch steht, euch von der Seite anguckt und denkt, verrückt, was dieser Typ da so alles mitmacht. Die Müdigkeit tat da sicherlich ihren Teil dazu.

Mittlerweile war es sieben Uhr abends, und eigentlich war ich ja auch erst um sechs an dem Morgen in Hamburg aufgestanden, nur dass es in Hamburg mittlerweile schon wieder sieben Uhr morgens und der nächste Tag war. Daran versuchte ich aber gar nicht zu denken, was ziemlich gut klappte. Irgendwelche Probleme mit fehlendem Zeitgefühl oder so, wie das andere Globetrotter schilden, hatte ich nicht. Durch diese Gammelzeit im Flugzeug verliert man zwar auf jeden Fall das Zeitgefühl, aber wenn man sich anschließend lange genug einredet, dass es jetzt sieben Uhr abends ist, dann glaubt euch das eure Schaltzentrale da oben problemlos.

Bis dann die anderen alle eingetröpfelt waren, dauerte es noch bis ungefähr neun, was auch daran lag, dass die ganzen Flieger aus LA alle deutlich überbucht waren und eine Stunde Verspätung hatten. Dann wurde unser Hotel angesteuert – das Strandhaus gab's erst ab Samstag und erst mal Bier eingekauft. Ja, es gibt Bier auf Hawaii.

Bis ein Uhr (mittags nach mitteleuropäischer Zeit… völlig verrückt) saßen wir dann noch da, und verabredeten eine Zeit zum Aufstehen. Timo und Jörg meinten, es seien Ferien und sie stehen ja wohl 100% nicht vor elf auf. Aber ab halb acht war ich wach – und konnte nicht wieder einschlafen. Aaron und Toffel, mit denen ich das Zimmer teilte, auch, und um halb neun beschlossen wir, frühstücken zu gehen. Das mit der Zeitumstellung war wohl doch problematischer als gedacht...

Toffel und ich probierten außerdem noch den Hotelpool aus – mit Lärmkulisse vom Highway – und dann wurden endlich die Mietwagen geholt, zwei Stück für elf Mann, und zur Villa gefahren. Jop, vier saßen zu viert auf der Rückbank. Aber was soll man machen...

Hausen im Paradies

Die Villa stellte sich als großartiger heraus, als ich gedacht hätte. Das Video davon werdet ihr vielleicht gesehen haben, wir verbrachten jedenfalls eine absolut geile Zeit dort, in der sich Draften, Block-Spielen, Pool, Meer (das war etwa 200 Meter entfernt), Essen und Schlafen je nach Lust und Laune abwechselten.

Ich habe sogar noch etwas von Oahu gesehen, einige Lookouts, Pearl Harbor, die Dole Ananas-Plantage und Sandy Beach. Sandy Beach war übrigens eine Geschichte für sich. Wenn ihr glaubt, ihr wisst, wie das so ist mit starken Wellen, dann wart ihr wahrscheinlich noch nicht am Sandy Beach. Ich bin ja nun (zumindest ein bisschen) Küstenbewohner und kenne hohe Wellen in der Nordsee und auch im Atlantik, die mehrere Meter hoch sind. Die vom Sandy Beach sind damit aber nicht zu vergleichen. Die rote Flagge ist da sowieso immer gehisst, aber wir wurden schon direkt beim Ankommen gewarnt, auf keinen Fall ins Wasser zu gehen, wenn wir das Gebiet nicht kennen. Aber was kann schon passieren, dachte ich.

Na ja, schon im Wassersaum spülten die Wellen komplett an einem hoch in die Badehose und lieferten Sand frei Haus, beim Zurückweichen zogen sie einem dagegen den halben Strand unter den Füßen weg. Ein paar Meter weiter rein habe ich mich aber getraut, bis ich dann von den Wellen ein paar Mal richtig hergenommen wurde (inklusive dem „Au weia, jetzt hat's mich erwischt, das war's dann wohl“-Gefühl) und lieber den Rückzug antrat. Lena (die Freundin von Alex Fanghänel) meinte, wir hätten ziemlich lustig ausgesehen. Jedenfalls wussten wir dann, warum der Strand „Sandy Beach“ heißt. Der Sand war echt überall.


(Der Sandy Beach befindet sich auf dem Foto etwas im Hintergrund, direkt nach den Steinen.)

Das Beste an unserem Haus waren aber die Leute. Schon allein wegen der Sprachverwirrung geradezu biblischen Ausmaßes. Zwei Schwaben, zwei Berliner, ein Sachse aus Aachen, ein Bayer, drei Schweizer, drei Österreicher und ich (Bremen, Potsdam) sorgten schon für ein sehr lustiges Sprachgewirr. Leiwaand! und Wastis ständiges „is eh guet“, „is eh fesch“ und „geht eh um nix“ wurden zum geflügelten Wort.

David Reitbauer fasste es so zusammen: „Des is scho supa. Bist hoit nur deppert wennst grod do bist wenn die Japaner komman, sonst is leiwand.“

Jawoi!


Wie gut ist bitte der Mimeomancer?!

Eigentlich hatten wir drei einsamen Bant-Spieler abgemacht, jeder einen PlanetMTG-Artikel zu schreiben und jeweils einen Absatz im Artikel mit „Wie gut ist bitte der Mimeomancer“ zu betiteln. Nico, der Wortbrecher, hat es aber einfach nicht gemacht. So was.

Ich war ja eigentlich recht schnell von dem Deck überzeugt, weil es die Anforderungen erfüllte, die ich an mein Pro-Tour-Deck stellte: Kreaturen legen und angreifen, und das schneller als der Gegner. Okay, das sind nicht die härtesten Anforderungen und dennoch ist es überraschend, wie wenig valide Decks diesen genügten. Prinzipiell gab es da nur das Aggrojund, was aber in dieser Aufzählung gar nichts zu suchen hat, weil es gerade kein valides Deck (sprich: dem Format gewachsen) ist, Naya-Aggro und eben Bant. Ja, das von Saito gespielt GW könnte man auch dazurechnen, eigentlich ist das aber schon sehr stark Midrange.

Hier nun noch mal die Deckliste:


4 Noble Hierarch
4 Jhessian Infiltrator
4 Valeron Outlander
1 Vedalken Outlander
3 Ethersworn Canonist
4 Aven Mimeomancer
4 Dauntless Escort
2 Jenara, Asura of War
4 Rafiq of the Many

4 Elspeth, Knight Errant
2 Finest Hour

4 Seaside Citadel
3 Arcane Sanctum
6 Plains
3 Island
8 Forest


3 Mark of Asylum
2 Vedalken Outlander
4 Rhox War Monk
3 Path to Exile
2 Battlegrace Angel
1 Finest Hour

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Der wahre Grund, warum Mark of Asylum im Sideboard ist, ist natürlich nicht seine Spielstärke, das liegt ja auf der Hand. Aber wir befinden uns auf Hawaii, unter der Herrschaft des Vereinigers der Inseln! Da will man ja wohl unbedingt ein Kamehameha im Deck haben!


So bekamen wir übrigens einmal die Gelegenheit, eine derart crappige Karte wie Mark of Asylum für zwei Dollar beim Trader zu kaufen!

Ach ja, der Mimeomancer, den hätte ich fast vergessen. Manchmal hat Nico eben Geistesblitze, und der gehörte dazu. Ich fand den am Anfang auch nicht toll, aber Nico hat mir einfach oft genug eingeredet, er sei die beste Karte im Deck, bis ich es irgendwann geglaubt habe... – Nein Scherz. Der Aven Mimeomancer ist WIRKLICH die beste Karte im Deck. Probiert ihn nur mal aus! (Block wird zumindest auf Magic Online ja noch gespielt.)

Das Deck hieß, wie bekannt, Germany's Next Topmodel, wir hatten aber auch andere Namen überlegt wie „Rafiq und sein Harem“, „Else pumpt den Infiltrator“, „Rafiq und seine Maske“, „Geile Weiber treiben es bant“, „Warum liegt denn hier Stroh“ und so weiter. Ich weiß, das ist alles nur mäßig witzig, noch schlechter waren allerdings die Kalauer wie „Hey Toffel, wir haben ein starkes Bant“. Okay, ihr versteht vielleicht, wie wir drauf waren.

Das Problem des Decks war ja, so wurde gesagt, die Manabasis, was der deutliche Vorteil des Knight of New Alara-Decks war, in dem sich nämlich Ancient Ziggurat unterstützen lässt. Dieses Deck wollte man aber nicht spielen, so zumindest meine Ansicht, da man sonst wohl auf Espeth, Knight-Errant hätte verzichten müssen. Finest Hour, wenngleich fein, hätte ich sofort gecuttet, um mehr Manakonstanz zu bekommen, aber Elspeth ist einfach viel zu gut, um darauf zu verzichten. So war das Knight of New Alara-Deck einfach ein Haufen, der viele Kreaturen ausspammte, aber nur dann wirklich brokene Sachen machte, wenn es den Knight zog, und sonst eigentlich fair blieb. Das ist nicht das, was ich von einem Pro-Tour-Deck erwartete.

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Zum Schluss setzte ich mich dann noch einmal hin und machte die Probe aufs Exempel. Mein Schema bestand darin: So lange Mulligan zu nehmen, bis ich alle drei Farben auf der Starthand hätte (einen ausspielbaren Noble Hierarch ließ ich hier freilich durchgehen), oder eine sonst sehr starke Hand (wie z.B. Valeron Outlander + Dauntless Escort + Elspeth + ). Und das ganze dreißig Mal. In diesen dreißig „Testspielen“ nahm ich zwar recht viele Mulligans, aber eher selten auf fünf und nur zweimal aus dreißig bin ich sozusagen „gefizzlet“ und stand nach zwei Mulligans noch immer ohne spielbare Hand da. Ich weiß, dass dreißig Testspiele vermutliche eine zu kleine Sample-Size sind, um signifikante Ergebnisse zu erhalten, aber um mich zu überzeugen, war das ausreichend.

Bei Nico war das alles nicht so einfach, der musste erst noch mühsam davon überzeugt werden, seine eigene Kreation zu spielen. Als wir aber hörten, dass Manuel Bucher und Konsorten anfingen, im Jund-Deck Terminate für Celestial Purge zu cutten und sogar Putrid Leech nicht mehr mochten (keine Ahnung, was ihnen der getan hatte, unsere Testergebnisse waren völlig anders), war auch das vollbracht.

Ein starkes Bant... (Sorry)

Das Turnier fing bekanntermaßen hervorragend an für uns Bantspieler. Wir starteten alle 2-0 ins Turnier. Meine Gegner waren fast alle einigermaßen bekannt. Jonathan Randle (aus England) und Max Unger (Amerika) kannte ich halb vom Namen her (beide spielten Jund und wurden mit Finest Hour besiegt), aber ausgerechnet gegen den PTQ-Sieger aus Portugal setzte es die erste Niederlage. Allerdings ein bischen selbstverschuldet.

Vor dem Turnier schon hatte ich eine meiner Schwächen ausgemacht: Zu wenig Mulligans nehmen. Und genauso war es auch gegen Rodrigo. Das erste Spiel war er lange Zeit screwed und irgendwie schaffte ich es trotzdem nicht, ihn zu besiegen (ich glaube, dass ich irgendwie hätte gewinnen müssen, konnte es aber später nicht mehr richtig rekonstruieren), dann verlor er gegen die „Dame im Ersten”, und beim dritten Spiel passierte es schließlich, dass ich mich mal wieder nicht traute, die Hand mit Arcane Sanctum, Island, Vedalken Outlander und vier guten grünen Karten on the Draw wegzumischen. Dabei hatte ich es vorher selbst getestet: Immer Mulligan auf alle drei Farben nehmen, das Deck macht das mit und gewinnt dadurch enorm an Konsistenz. So zog ich einfach zu spät das grüne Mana.

Es ist sehr gut möglich, dass ich dieses Spiel trotzdem verloren hätte. Es ist auch möglich, dass die Mulliganentscheidung richtig gewesen wäre, darüber kann man diskutieren. Aber was mich an dieser Stelle wurmt, ist die Erkenntnis, wieder gegen die Angst vor dem Mulligan verloren zu haben. An diesen Stellen schleicht sich dann bei mir so ein total idiotischer Schicksalsglaube ein: Wenn ich das Land nicht ziehe, dann soll es eben nicht sein. Total idiotisch so was.

Runde 4 gewann ich – im Gegensatz zu den anderen Bant-Spielern –, so dass es echt gut aussah. Wieder gegen Jund, diesmal gegen einen Malaien, der einfach zweimal sehr unlucky war. Das erste Mal an diesem Tag gewann ich meinen Würfelwurf, legte Runde 1 Noble Hierarch, Turn 2 Dauntless Escort, Turn 3 Rafiq of the Many und Turn 4 kam die Elspeth von oben, die ihn dann total chancenlos einstampfte – Turn 2 hatte er kein Terminate und damit praktisch schon verloren. Spiel 2 legte er genau zwei Länder und discardete anschließend, bis er tot war – was in diesem Fall ziemlich lange dauerte, weil ich nur 2/2-Würste zog.

Das Constructed-Spiel aber, was mir am klarsten in Erinnerung geblieben ist, ist das gegen Paul Rietzl. Das Spiel ist eine Lehrstunde darin, wie kleine Entscheidungen doch große Unterschiede machen können. Seinen Namen hatte ich übrigens vorher noch nie gehört (für diejenigen, die es nicht wissen, später sollte er bei diesem Turnier in der Top 8 landen), aber ein bischen was vorzuweisen hatte er bis dahin dann doch schon, was er geschickt im Nebensatz einbrachte. Als nämlich ein trotteliger Japaner am Nebentisch vom gegnerischen (!) Deck zog – völlig unterschiedliche Hüllen wohlgemerkt – meinte er: „I've played 25 Pro Tours, but I've never seen something like that.“

Okay, dann also den Pro weggemacht. Das erste Spiel war allerdings sauknapp, ich war am Ende deutlich unter zehn Leben und wäre im Gegenangriff tot gewesen – zum Glück hatte ich Finest Hour. Da merkte ich schon, dass sein Deck zwar sehr ungewöhnlich, aber brandgefährlich war. Er spielte dieses Esper-Aggro-Deck (ist auch in der offiziellen Coverage gefeaturet worden), was die Eigenschaft besitzt, einen aus dem Nichts umbringen zu können.


Im zweiten Spiel legte er mir einfach drei Master of Etherium vor die Nase, zusammen mit drei Borderposts und einem weiteren Artefakt, was dann immerhin 27 Power waren... da war der Rhox War Monk trotz Rafiq zu klein, und musste trotzdem ANGREIFEN, weil drei Leben in der Defense reingedraint einfach zu wenig gewesen wären. Geholfen hat's selbstverständlich nix.

Game 3: Ich habe eine Hand mit zwei Noble Hierarch, zwei Valeron Outlander und einem Jhessian Infiltrator (sowie Tappland) und habe in Runde drei die Wahl, entweder zwei Outlander oder einen Outlander und Noble Hierarch nachzulegen. Der Hierarch gäbe mir das fünfte Mana, so dass ich dann nächste Runde Finest Hour nachlegen könnte, wenn ich sie denn ziehe, aber der Outlander macht eben mehr Druck.

Von oben kommt Finest Hour.

Ich kann sie nicht spielen und nur den Hierarch nachlegen. Nächste Runde könnte die Hour gewinnen. In seinem Turn legt er einen zweiten Glaze Fiend – und Tidehollow Sculler, der mir Finest Hour klaut. Ich gehe auf zehn Leben.


Er ist währenddessen nur noch auf acht Leben, so dass ein Rafiq oder eine weitere Finest Hour sofort gewinnt – nichts davon kommt, aber wenigstens ein Mimeomancer der mir eine Runde kauft, ansonsten wäre ich tatsächlich schon tot gewesen: Er hat nämlich Thopter Foundry, die sehr gemein mit seinen Glaze Fiend ist. Und außerdem bringt sie ihn von seinen nur noch zwei Leben auf immerhin vier. Er spielt einen Borderpost und baut sich mehrere Thopter, womit er mich zwingt, Tidehollow Sculler mit Noble Hierarch und Glaze Fiend mit Aven Mimeomancer zu chumpblocken, sonst wäre ich genau tot gewesen. Der Hierarch fehlt mir aber jetzt: Seine Thopter-Spielsteine müllen das Schlachtfeld zu (die sind blau, nicht schwarz! – gruml), so dass nur noch der Infiltrator angreifen kann, unterstützt von einem Noble Hierarch – und er ist auf vier Leben. Es bleibt noch ein Draw-Step, um zu topdecken: Rafiq, Elspeth, Finest Hour, sogar Noble Hierarch hilft mir.

„Come on, slam it!“

Ich slamme: Valeron Outlander.

3-2

Jetzt im Draft wird es aber erst wirklich lustig. Ich force das WU-Flieger-Aggrodeck, was ganz okay ist, aber nicht gut – es könnte immerhin reichen für das 2-1, was ich für das Erreichen des zweiten Tages brauche.

Runde 6 geht gegen Robert van Medevoort. Er spielt Naya, und das erste Spiel verliere ich sehr knapp, als mein Darklit Gargoyle es genau nicht schafft, seine Aggrokurve zu racen. Game 2 ist dann aber super: Er nimmt Mulligan auf sechs, fängt an mit Borderpost, um einem Zweitrunden-Jund Hackblade Eile zu geben, Runde 3 kommt dann der Rip-Clan Crasher dazu, und als ich denke, ich hätte den Boden mit Guardians of Akrasa gestallt (mein Darklit Gargoyle macht wieder ordentlich Betrieb), slammt er den Knight of New Alara!


Runde 7 dann – ich sitze einem freundlichen Japaner gegenüber (ja, das war eine Tautologie) – kommt ein Judge an den Tisch und meint: „Matthias Ludewig? Pleaso follow me...“ Na, da ist wohl klar, was mir blüht. Das Problem: Ich hatte in der „Hybrid“-Spalte nur eine eins bei „total“ geschrieben, jedoch keinen Strich bei „im Deck“ gemacht (registriert war die Karte aber). Da war ich mir relativ sicher, mit einer Verwarnung wegzukommen, denn der Sewn-Eye Drake war die einzige Hybrid-Karte, die ich hatte, und die Intention ist klar.

Nur: Der Judge guckte auch noch mal mein Deck durch und bemerkte einen Deft Duelist, der auf der Deckliste gar nicht eingetragen war. Stattdessen stand da unter „im Deck“ ein Yoked Plowbeast, was sich aber nicht im Deck befand – na offensichtlich, denn wer will das Plowbeast im UW-Aggro über Deft Duelist spielen? Klar, mein Deck wurde der Deckliste angepasst (adé, Deft Duelist) und das Gameloss gab's aunomma.


Los geht's also mit Game 2, ich fange stark an und cycle Turn 2 erst einmal Yoked Plowbeast (ya, really!), lege dann aber Flieger und Exalter, während er die ersten vier Züge bloß Wälder und Ebenen legt. Ich denke, ich werde ihn schon irgendwie totschlagen, da legt er Turn 5 Battlegrace Angel, gegen mein blauweißes Deck ohne Removal. Nice.

Er haut mich einmal, aber dann habe ich vier Flieger in der Defensive, so dass sein Engel einfach sterben würde; also bleibt der zu Hause, denn Pumpspells gibt ihm sein Schunderdeck offenbar auch nicht. Überhaupt scheint er nicht so viele Spells zu haben. Dann castet er jedoch Wild Leotau, den ich niemals vernünftig totblocken kann und der mich total verhauen würde... – glücklicherweise zahlt Japaner dann aber die Upkeep nicht.

How lucky, dachte ich, bis er einfach zwei Mosstodöner auslegt und mich totstampft.

Bäm, Bäm, und links, und rechts...

(Dafür, dass du deinen Pool nicht richtig registrierst! Das Ganze war aber auch voll fies, weil ich normal einfach immer die Total-Zahlen addiere, und da kam's natürlich hin. In der nächsten Runde wollte ich wenigstens noch etwas Rating gainen für die DM, aber da gab es dann das Bye.)

… und mit dem Stock aunomma.

Ich schwöre, die Geschichte hat sich so abgespielt. Das fühlte sich echt an wie Slapstick und ich glaube, der zweite Tag wäre gegenüber diesem Erlebnis ziemlich fade gewesen. So war nicht mehr viel Platz für Enttäuschung, stattdessen war ich einfach nur super erheitert. Erst mal mit Nico im Supermarkt Sushi und das gute Niederlagen-Corona gekauft (selbstverständlich aus der Papiertüte).


Ach ja, immerhin ausgeglichen auf der ersten Pro Tour, und für Top 200 hat's auch gereicht, was meine Lifetime-Pro-Points verdoppelt.

Recht merkwürdig hat sich hinterher für mein Empfinden mein Constructed-Rating verhalten. Vor der Pro Tour hatten Max Unger und Paul Rietzl beide über 2100 im Constructed-Rating, trotzdem habe ich 24 bzw. 25 Punkte verloren bei K-Wert 48. (Wie kann ich da gegen einen Spieler mit HÖHEREM Rating mehr als die Hälfte des K-Wertes verlieren?) Gegen Rodrigo Borba – der hatte vor dem Turnier immerhin ein Rating über 1950 – habe ich direkt 33 Punkte verloren. Darum hatte ich mich auch ziemlich verhauen mit meiner Abschätzung, dass mein Rating sicher für die DM reichen würde, und mein Composite Rating ist tatsächlich aus den Top 75 herausgefallen, auch wenn mich mein Total-Rating gerettet hat.

1 Jonathan Randle Win 2031
2 Max Unger Win 2055
3 Rodrigo Borba Loss 2022
4 Veerapat Sirilertvorakul Win 2037
5 Paul R. Rietzl Loss 2012

Epilog

Am Sonntag löste sich unser Haus auf, wenn auch nicht, ohne dass vorher unser Auto aufgebrochen wurde und Toffel alles außer T-Shirt, Shorts und Flipflops geklaut wurde (und dabei hatte er einen Koffer dabei, der mindestens so groß war, wie er selbst). Immerhin stellte ihm die Polizei ein Papier aus, das bestätigte, dass er nichts mehr besaß und er konnte trotzdem nach Vegas fliegen. Vielleicht hat er die Sachen ja mittlerweile zurückgemaumaut.

Ich zog am Sonntag ins Seaside Hostel in Waikiki um mit Jan Rueß, Dennis, Dennis' Freundin und Dennis Mutter die zweite Woche zu verbringen. Nicht jedoch, ohne vorher mit den brokensten Decks aller Zeiten von Carlo Mazzurko und dem Hawaiianischen Local abgezogen zu werden, für den es das Größte war, gegen Jan Rueß zu teamdraften.

Dafür ging's aber am Montag morgen nach Big Island. Dort gibt's dann so coole Sachen wie Steam Vents...


...Strände mit schwarzem Sand...


....und tropische Regenwälder, die an die Küste grenzen (ja, beides selbst geschossen):



Das Allercoolste war aber folgendes Erlebnis: Nach einer Stunde eher planlosem Querfeldeinfahren (wir suchten einen Spezial-Strand, der irgendwie nicht richtig ausgeschildert war) waren auf einmal die endlosen Hügel vorbei und wir landeten am Meer. Dort gab es eine etwa zehn Meter hohe Steilküste, und wir trafen auch ein paar Leute, die dort standen und ein Bierchen tranken, wahrscheinlich Fischer. Irgendwann nutzte dann einer der Einheimischen die Kulisse und sprang von der Klippe ins Meer.

Ungefährlich war's also, und die Gelegenheit, bei dieser Kulisse in den Pazifik zu springen, konnten wir natürlich nicht ungenutzt verstreichen lassen. Jan war sowieso Feuer und Flamme, ich war natürlich auch dabei. Für Dennis brauchten wir etwas mehr Überzeugungskraft, aber am Ende sprang auch er. Hier Dennis beim Sprung:


Erst später erfuhren wir: Die Küstenlinie hatte an dieser Stelle eine kleine Ausbuchtung, und war die südlichste Stelle der Insel. Und nicht nur das: Die Stelle, von wo wir ins Meer gesprungen sind, war nicht nur die südlichste der Insel, sondern auch die südlichste des Bundesstaates und die südlichste Stelle der USA.

Wir sind also an der südlichsten Stelle der USA von einer Klippe ins Meer gesprungen.

Aloha, und bis zum nächsten Mal.




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