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...macht's wie Kibler verkehrt
von Andreas "Zeromant" Pischner
18.06.2009

Einige Leser meiner letzten Draftanalyse haben vorgeschlagen, dass ich das Gleiche noch einmal mit dem Top-8-Draft von Kibler mache, und da ich selbst diesen Draft ziemlich interessant fand, komme ich nunmehr diesem Wunsch nach! Wieder gilt, dass ich natürlich an jeder Stelle den Originaldraft fortsetze. Diesmal allerdings bin ich mit erheblich weniger Entscheidungen des Originaldrafters einverstanden! Zur Diskussion „Kibler kann mit seinen Magic-Gewinnen dutzendweise Nutten kaufen und Du nicht, Pischner!“ habe ich mich bereits in meiner vorigen Analyse geäußert, aber wenn jemand so denkt, ist ihm eh nicht zu helfen.





In diesem Booster findet sich eine Menge Power. Nicht weniger als vier Picks bestechen durch besondere Spielstärke. Dabei scheidet Grixis Charm rasch aus, da es keinen Grund gibt, unnötig in drei Farben zu gehen, wenn man vergleichbare Qualität bei einer einfarbigen Karte findet. Zwischen Oblivion Ring und Executioner's Capsule entscheidet sich so ziemlich jeder, dessen Meinung ich kenne, für den Ring, obwohl die Kapsel als Artefakt im Esper-Deck natürlich zu besonderer Stärke auflaufen kann. Nichtsdestotrotz hat der Ring trotz des Risikos, dass die von ihm entfernte Karte doch einmal zurückkehrt, die Nase vorn: Einmal natürlich wegen der größeren Auswahl möglicher Ziele, hauptsächlich aber (zumindest ist das mein Hauptargument), weil er Removal in einer Farbe darstellt, welche damit im Vergleich zu Schwarz nicht überreichlich ausgestattet ist, auch wenn Alara Reborn immerhin noch Crystallization beisteuert.


Deswegen sehe ich hier eine Entscheidung zwischen Oblivion Ring und Mycoloth. Der Ring ist besser splashbar, aber der Powerlevel des dicken Pilzes ist hoch genug, um dies auszugleichen. Das hier ist ein typischer Pick, bei dem die persönlichen Präferenzen des Drafters eine große Rolle spielen: Kibler hat bei dieser PT bislang mit Esper sehr gute Erfahrungen gemacht, und auch von anderen Spielern habe ich schon gelesen, dass sie es nach Möglichkeit vermeiden, Grün zu draften. Ich denke allerdings, dass hier eine subjektive Vorliebe rationalisiert wird – immerhin hat Mitamura beide Drafts, aus denen meine Analysen stammen, mit einem grünen Deck gewonnen! Eine klar richtige Antwort sehe ich deswegen hier nicht. Wieder läuft es darauf hinaus: Wenn man erwartet, mit einer bestimmten Farbe oder Strategie besonders gute Gewinnchancen zu haben – wofür eine Einschätzung des Draftmetagames notwendig ist – entscheidet man sich dafür. Wenn man sich hingegen eine solche Einschätzung nicht zutraut oder davon ausgeht, dass sich das Draftmetagame ausreichend eingependelt hat, sehe ich Mycoloth hier vorne, denn diese Karte besitzt für mich Bombenstatus. Gewiss gibt es Situationen, in denen sie „nur“ ein 4/4er für fünf Mana ist, aber als Worst-Case-Szenario kann ich damit leben, wenn in vielen Situationen bereits das Verspeisen einer einzigen Kreatur das Spiel entscheiden kann. Ich greife also zum Pilz, während Kibler sich einen Ring ansteckt.





Jetzt, wo wir einen Ring im Pool haben, sind wir natürlich nicht unglücklich darüber, dass fast alle infrage kommenden Picks entweder weiß oder blau sind (die Ausnahme ist Hissing Iguanar): Steward of Valeron, Deft Duelist und Kathari Screecher. Natürlich könnte man in Naya auch Iguanar und Ring verbinden, aber in einem Deck ohne Schwarz ist die Echse nicht stark genug, um eine Konkurrenz zu den anderen Picks darzustellen, und außerdem wäre es unklug, eine Feindfarbe anzusteuern, wenn man vergleichbare Qualität in einer Freundfarbe erhält, was einem immerhin noch zwei Shards offen hält.

Steward of Valeron ist für mich mit Deft Duelist durchaus vergleichbar, auch wenn diese Karten in ihren jeweiligen Decks recht unterschiedliche Funktionen erfüllen. Im Shards-only-Draft war der Steward noch essenziell für die Naya-Strategie gewesen, aber unterdessen hat sich das Environment in eine Richtung entwickelt, wo die Beschleunigung auf Fatties auch in diesem Shard nicht mehr die oberste Priorität darstellt. Beide betrachte ich daher als solide 2-Drops, die bei entsprechender farblicher Ausrichtung immer den Cut schaffen werden, aber nicht mehr. Müsste ich mich zwischen diesen beiden entscheiden, käme es wieder auf persönliche Präferenzen an, oder vielleicht würde ich mich davon leiten lassen, dass ich meinem Hintermann gerade einen Mycoloth geschoben und ihn damit in Richtung Grün geschubst habe, und daher die blaue Karte bevorzugen.

Ich schätze den Kathari Screecher aber noch ein wenig höher ein. Unearth auf einer Kreatur, die auch ohne diese Fähigkeit bereits anständig ist, bedeutet für mich einen deutlichen Wertzuwachs. So kommt es, dass ich Dregscape Zombie und den Screecher offenbar ein wenig lieber habe als andere Spieler, überteuerte Kreaturen wie Etherium Abomination oder Undead Leotau hingegen ein wenig weniger lieb. Deshalb bevorzuge ich den Screecher. Kibler scheint sich mehr Sorgen um seinen 2-Slot als um den 3-Slot zu machen und entscheidet sich für den Duelist. Ich finde das zwar bemerkenswert, würde es aber nicht ausdrücklich als Fehler bezeichnen.





Diese Third Pick schwarze Kapsel ist eigentlich die einzige mögliche Wahl. Ich muss zwar zugeben, dass ich ein großer Fan von Goblin Assault bin, aber einmal sehe ich ihn über die Entwicklung dieses Block-Environments hinweg als geschwächt an (in den frühen Runden werden mehr Kreaturen gelegt), und zum anderen nehme ich im Zweifelsfall natürlich die Karte, welche zu meinen bereits getätigten Picks passt. Zum ersten Mal stimme ich also mit Kibler überein.





Ist Death Baron ein Grund, seine beiden ersten Picks aufzugeben (zur Kapsel passt er ja)? Nein, das ist er nicht! Stattdessen nehme ich lieber eine gute Karte für meine anvisierte Strategie, nämlich... äh... okay: Eigentlich ist da in UW/b nichts, was ich wirklich haben will! Klar, das Relic oder das Light nehme ich gerne in mein Sideboard, aber wenn ich nichts Wichtigeres dafür aufgeben muss, bin ich risikobereit genug, den Baron anzutesten! (Immerhin passt er ja auch zur Kapsel.) Jedoch schließe ich auch ein Bant-Deck noch nicht aus, und da wird der Waveskimmer Aven höchstwahrscheinlich den Cut schaffen, und deswegen ist er meine Wahl – auch, weil ich UW nach hinten markieren möchte, anstatt verwirrende Signale zu senden.

Kibler allerdings hat sich aus Erwägungen, die nichts mit dem Inhalt der an ihn weitergereichten Booster zu tun haben, bereits auf UW als Hauptfarben festgelegt und lässt sich daher auf keinen Fall auf einen Flirt mit einem Zombiedeck ein. Um dieser Strategie treu zu bleiben, ist er auch bereit, Filigree Sages seinem Pool hinzuzufügen. Tatsächlich wird er sie sogar spielen! Ich habe, ehrlich gesagt, nie richtig begriffen, was manche Leute an diesem 4-Drop, der mit vielen 2-Drops nur abtauschen kann, finden. Auch die Enttappfähigkeit für drei Mana haut mich wirklich nicht um. Die Sages würden mein Sideboard nur in den allermisslungensten Drafts jemals verlassen, und selbst wenn ich den Baron verschmähe und ein Bant-Deck ausschließe, greife ich lieber nach dem Hindering Light für mein Sideboard.





Oblivion Ring, Deft Duelist, Executioner's Capsule, Filigree Sages. Das ist gewiss eine Absichtserklärung – aber ist es schon eine feste Entscheidung? Sollte ich noch Karten in Betracht ziehen, die mich aus den Esper-Farben herausführen, wie Steward of Valeron oder Blightning? Nein, Blightning gewiss nicht – BR führt mich zu weit weg von meinem bisherigen Plan und ist nicht stark genug, um dies zu rechtfertigen. Wenn ich den Steward nähme, ließe ich mir immerhin noch die Option auf WG/u als Plan B offen. Das ist aber nur eine sinnvolle Entscheidung, wenn ich für mein Abschweifen mit einem deutlichen Qualitätsvorteil belohnt werde, und auch wenn der Steward spürbar besser ist als meine übrigen Optionen, genügt mir das nicht.

Die beste Karte in WUB ist Dregscape Zombie, aber der passt auch nicht wirklich in den bisherigen Plan, denn der lautet WU/x. UB/w, was für mich Bedingung ist, um diesen 2-Drop im Deck haben zu wollen, würde ich zwar zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausschließen, aber zunächst einmal sehe ich mich nach farblich passenderen Alternativen um. Dabei scheiden sowohl Angelsong als auch Yoked Plowbeast aus, weil ich in dieser Farbkombination mein Mana nach Möglichkeit für das Herbeiführen einer druckvollen Bordposition nutzen will, und nicht zum Cyclen von ansonsten marginalen Karten.

Über Call to Heel habe ich schon letztes Mal geschrieben: Ich erwarte normalerweise nicht, dass diese Karte in meinem Deck landet. Auf Dawnray Archer trifft das allerdings auch zu – es gitbt zwar Stimmen die sagen, dass man absolut jeden Exalter spielen sollte, aber das sehe ich nicht so, zumindest nicht bei Karten für mehr als zwei Mana. Hier erwarte ich einen anständigen zusätzlichen Wert, und der 1/1er-Body für drei Mana ist natürlich indiskutabel. Was ist mit der Pingfähigkeit? Ich fürchte, sie hat zu wenig potenzielle Ziele, und selbst das eine Mana ist manchmal störend. Deswegen erwarte ich den Archer eher im Sideboard. Sollte ich Probleme mit Goblin Deathraiders/Incurable Ogre Deck haben oder mit einer Armee von Power-2-Kreaturen gegen multiple Esper Cormorants anrennen – äh, -fliegen, wechsle ich ihn ein. Trotzdem: Insgesamt erwarte ich die Archer mit einer höheren Wahrscheinlichkeit im Hauptdeck als den Call, und sideboarden würde ich Letzteren wohl auch nur gegen ein Kontrolldeck der Marke „House of Removal“, deswegen ist mir die Kreatur lieber. Kibler nimmt den Instant, und das ist ebenfalls in Ordnung, solange er ihn nicht maindeckt. (Tut er auch nicht.)






Jetzt kommt ein Booster, wo eigentlich nichts Gutes für unsere angestrebte Strategie enthalten ist. Eine große Versuchung, in eine ganz andere Farbe zu springen, gibt es auch nicht, aber was immer wir nehmen, verträgt sich nicht mit unserem bisherigen UW/b-Beatdownplan – Waveskimmer Aven, weil wir dafür Esper für Bant untreu werden müssten und Kiss of the Amesha, weil diese Karte in einem offensiven Deck einfach deplatziert ist! Der Kiss ist natürlich eine schöne Karte für ein Kontrolldeck, aber sollten wir tatsächlich noch in einer solchen Ausrichtung landen? Es ist nicht unmöglich! Bislang sind nur drei Karten im Pool, die ich wirklich spielen will – Oblivion Ring, Deft Duelist und Executioner's Capsule – und auf den Duelist kann ich zur Not verzichten, wenn ich mich aus der Not geboren plötzlich in einem bunten Kontrolldeck wiederfinde. Die Chance, dass dies geschieht, halte ich nicht für geringer als die Chance, dass ich doch noch auf Bant umschwenke, vor allem, da es wohl der UW-Anteil sein wird, der darüber entscheidet, ob ich mein Deck voll bekomme, und dann kann ich den Schwarz-Splash gewiss auch noch auftreiben. Außerdem sind Ring, Kapsel und Kuss durchaus nicht die schlechteste Basis für ein Esper-basierendes Kontrolldeck, deswegen stimme ich hier Kiblers Pick wiederum zu, auch wenn ich den Kiss bei einem gut verlaufenden Draft im Sideboard lassen würde.






Booster und Entscheidung ähneln dem vorigen: Für unser angestrebtes Deck ist nichts drin, die anderen Farben führen uns nicht in Versuchung, und das Beast hilft im Zweifelsfall einem Kontrolldeck mehr als der Veil. Kibler und ich laufen jetzt eine Zeit lang synchron.






Damit ist jetzt aber Schluss – was um alles in der Welt will Kibler nur mit diesem Obelisken? Da ist ein Etherium Sculptor drin, der sich durchaus in unser Deck verirren könnte, aber vor allem auch ein Grixis Battlemage, der zum Allermindesten eine gute Sideboardkarte abgibt, den ich mir aber auch im Hauptdeck von WU/b durchaus vorstellen kann – insbesondere, wenn ich eine schmerzlose Möglichkeit haben sollte, rotes Mana zu produzieren! Ich hätte hier gewiss zum Battlemage gegriffen, und dann wären mir sowohl der Sculptor als auch ein Hatepick Blightning lieber gewesen als der Obelisk!

...oder muss man sich an dieser Stelle tatsächlich schon auf bunte Kontrolle einstellen und deswegen sicherheitshalber Manafixing einsammeln? Das sehe ich absolut nicht so! Manafixer werden wir noch genügend zu sehen bekommen, und der Battlemage ist auch im Kontrolldeck nützlich. Für einen Panik-Obelisken ist der Draft bisher nun auch wieder nicht schlecht genug verlaufen!

Jetzt kommt der Punkt, an dem ich überhaupt nicht mehr durchblicke. Wenn ich in meinen Farben bleiben will, nehme ich den Outrider of Jhess. (Das würde ich auch tatsächlich tun.) Wenn ich für etwas Qualität ein bisschen von meiner Strategie abweichen möchte, greife ich mir den Aven. (Das wäre übrigens auch die richtige Karte, wenn ich den Kontrollansatz im Blick behielte.) Der Kathari steht doch überhaupt nicht zur Disposition, den spielt man doch niemals in WU/b und auch nicht im Kontrolldeck! Selbst als Hatepick lasse ich das Ding nicht durchgehen. Was hat sich Kibler nur dabei gedacht? Auch mit Hinblick auf Signalgebung muss man wirklich nicht zwei spielbare blaue Karten in diesem Booster lassen.

Na schön, hier gibt es wohl nichts falsch zu machen. Gutes Sideboard und relevanter Hatepick in einem, und es gibt keine auch nur ansatzweise interessante Alternative.

Nachdem wir so viele Blightning durchgegeben haben und jetzt immer noch Dragon Fodder UND Dregscape Zombie im Booster vorfinden, sollte uns klar werden, dass BR nicht gerade überdrafted ist. Nun ja, für solche Überlegungen ist es nun zu spät!

Im Thaler-Draft habe ich erklärt, warum ich aus solchen Boostern den Zombie nehme. Genau das tut Kibler hier – aber diesmal stimme ich ihm nicht zu! So, wie der Draft bislang gelaufen ist, ist UB/w nicht mehr als Plan B zu betrachten (vielleicht noch als Plan C) – Plan B ist das Esper-basierende Kontrolldeck! Dafür nehme ich natürlich lieber ein weiteres Plowbeast. Immerhin ignoriert Kibler diesmal den Kathari.

Steelclad Serpent will ich nicht. Selbst für die Kontrolloption nehme ich lieber den Aven (wenn ich nicht splashen muss, brauche ich nicht Kontrolle zu draften, und wenn ich splashe, wird er schon seinen Platz finden), und in einem aggressiven Deck hat die Artefaktschlange gar nichts zu suchen. Auch als Hatepick ist der Aven angebrachter. Außerdem muss ich nicht unbedingt SO spät SO viele Waveskimmer durchreichen – nachher erzeuge ich damit hinter mir doch noch einen zusaätzlichen Bant-Drafter, der mir in Conflux die WU-Sprüche wegschnappt! Wieder bleibt mir angesichts Kiblers Wahl nur Kopfkratzen.

Angelsong, okay.

Steelclad Serpent (aber nur, um kein falsches Signal zu geben).

Plains

Zum Vergleich. Das wären meine Picks des ersten Durchgangs gewesen (ab Pick 9 natürlich unter der unrealistischen Annahme, dass die ersten Booster genauso zu mir zurückgekommen wären, wie sie Kibler zu sehen bekam):

Mycoloth
Hissing Iguanar (Mycoloth passt besser in Jund als in Naya)
Executioner's Capsule
Blightning (Doppelschwarz steht noch nicht fest, und Blightning ist immer gut, der Baron nur manchmal)
Dregscape Zombie
Druid of the Anima (auch in der Hoffnung auf Putrid Leech versuche ich, BG/r zu erreichen)
Obelisk of Jund
Blightning
Carrion Thrash (nein, ich halte wirklich nicht viel von dem Skelettvogel)
Savage Hunger
Dregscape Zombie (jetzt vermisse ich den Baron doch)
Waveskimmer Aven (Hate)
Lightning Talons
Plains (!)
Plains

Gewiss nicht schlechter als Kiblers Haufen! Andererseits hat sein Vormann, Mitamura, mit Jund diesen Draft gewonnen, also hätte es möglicherweise furchtbar schiefgehen können, selbst diesen Shard anzupeilen. Doch dann muss man auch sehen, dass Mitamura nach dem ersten Booster noch gar nicht in Jund zementiert war (Link zu seinen Picks), denn da ist noch keine klare Linie zu erkennen – hätte man ihn durch Abschneiden in Conflux dort herausdrängen können? Ich fürchte, wenn, dann nur aus Jund in Naya, denn in GR konzentrierte sich Mitamuras Qualität, und wenn er Naya draftet, schnappt er uns in Reborn immer noch die wichtigsten Picks weg. Hier wäre ich also vermutlich trotz Entscheidungen, die mit den mir zur Verfügung stehenden Informationen sinnvoll erscheinen, auf den Holzweg geraten. So etwas passiert, denn dass Jund nicht für mich offen war, ließ sich aus den Boostern nicht ablesen





Gleam of Resistance kann einfach nicht richtig sein! Was wollen wir denn draften? Wenn die Antwort lautet, WU/b-Aggro, dann ist es für uns weder wünschenswert noch erforderlich, die zweite Runde mit der Suche nach Mana zuzubringen. Bei UB/w ist der Gleam offensichtlich noch unsinniger, da er voraussetzt, dass wir unsere Nebenfarbe bereits zur Verfügung haben. Für Esper-basierender Kontrolle hingegen wäre dieser Pick zwar nützlich, aber Aerie Mystics wären keine schlechtere Wahl, denn wir brauchen auch gute Kreaturen (da sieht es bei uns momentan noch äußerst mau aus), und wenn wir einen Grünsplash im Deck unterbringen (was bei einer Kontrollausrichtung eigentlich gegeben ist), sind die Mystics schlicht exzellent. Ich will hier ganz bestimmt den großen Flieger! (Und falls hier jemand einen Vergleich zum Skeletal Kathari zieht: Der Unterschied zwischen Toughness 2 und Toughness 3 ist eben enorm relevant!)





Wie randvoll dieser Booster doch mit Goodies für uns ist! Aber über Scepter of Dominance gibt es nichts zu diskutieren.





Die vom Draft-Viewer hier unterschlagene Karte ist abgeblich ein Salvage Titan aus Shards... Das bezweifle ich dann doch! In jedem Fall wird sie aus diesem Booster unmittelbar vor dem Basic-Land und direkt nach Valiant Guard gerdraftet werden, also darf man wohl annehmen, dass sie bedeutungslos ist. Ansonsten kann ich Drag Down über Aven Trailblazer nur zustimmen.





Und schon wieder nimmt Kibler Gleam of Resistance – nein, nein und nochmals nein! Sicherlich ist die Flexibilität dieser Karte ein Plus, aber ich nehme sie doch niemals über Faerie Mechanist! Selbst jetzt kann ich noch darauf hoffen, dass ich genügend 2-Drops für WU/b in einer aggressiven Strategie zusammenbekomme, und in diesem Deck will ich als Manafixing eigentlich nur Trilands (der Zug ist abgefahren, klar) oder Borderposts (da kriegt man fast immer einen oder zwei, wenn man sie hoch draftet) haben. In einer Kontrollstrategie hingegen ist der Gleam fast ausschließlich zum Manafixer degradiert, und da wir zurzeit eigentlich ausschließlich WU/b im Pool haben, auch nicht zwingend notwendig. Eine Kreatur mit eingebautem wahrscheinlichen Kartenvorteil ist in jedem Fall interessanter! Für Kontrolle würde ich übrigens auch den Cumber Stone und für Aggro den Lich über den Gleam nehmen.





Die gute Nachricht ist, dass wir für WU eine hervorragende Auswahl geboten bekommen. Die schlechte ist, dass Kibler sich offensichtlich von jeder Hoffnung auf eine gute Manakurve verabschiedet hat. Aven Squire ist doch ein toller Pick, und Vedalken Outlander kaum minder stark! Bislang ist unser einziger 2-Drop Deft Duelist, und randvoll mit Artefakten ist unser Deck auch nicht. Natürlich will ich hier den Squire und nicht den Strider, solange ich mir noch Sorgen um meine Manakurve machen muss!






Welch ein Luxus, im sechsten Booster noch die Wahl zwischen Esperzoa und Esper Cormorants zu haben! Ich stimme Kibler auch zu, wenn er Esperzoa prinzipiell für die stärkere Karte hält. Aber dann werfe ich einen Blick auf das Deck, welches er bislang gedraftet hat und erkenne keinerlei Anzeichen dafür, dass ich genügend Artefakte zusammenbekomme, um die fliegende Qualle ausreichend zu unterstützen! SO viel stärker ist sie nun auch nicht, dass ich ihr dann den Vorzug vor dem soliden 3/3-Flieger geben wollte.






Offensichtlich hat Kibler zwei Astral Slide in seinem Pool, die ich übersehen habe – NOCH ein Landcycler? Wer braucht denn so viel Fixing in einem zweieinhalbfarbigen Deck? Gerade bei der akuten Kreaturenarmut in Kiblers Deck ist Wretched Banquet doch eine weitaus bessere Option! In jedem Fall sind mir die Visions nun endgültig ein Cycler zu viel.






Kibler aber sieht das anders: Kaleidostone ist effektiv ein weiterer manafixender Cycler, wenn auch ein besonders schlechter. Nun ja, offensichtlich versucht Kibler hier auf Biegen und Brechen seine Esperzoa spielbar zu machen. Nun ist das gewiss eine großartige 2-Karten-Kombo, wenn man sie zum Laufen bringt und der Gegner kein Removal findet, aber um darauf zu setzen, muss ich schon ziemlich verzweifelt sein. Vielleicht traf das auf Kibler zu: Er begann zu merken, dass er eigentlich überhaupt keine Gewinnbedingungen gedraftet hatte und setzte deswegen gewissermaßen alles auf zwei Karten. Bei einem einigermaßen erträglichen Draftverlauf verzichte ich allerdings lieber auf das Kombopotenzial und nehme die mit der Qualle weniger spektakuläre, aber dafür allgemein nützlichere Bone Saw. Mit Hinblick auf Kiblers bisherigen Haufen verzichte ich aber genauso auf diese marginale Karte zugunsten des verzweifelten Komboplans.


Aber halt! Ich habe also bereits eine gefühlte Million Manafixer im Pool und greife nach diesem Strohhalm, um meinem Deck noch irgendwie eine Gewinnchance zu geben – warum nehme ich stattdessen denn nicht einfach die 1-Karten-Kombo Skyward Eye Prophets? Ich wage mich wieder einmal vor: Kiblers Pick hier ist ein absoluter Aussetzer! Er wurde dermaßen von seinem Tunnelblick geleitet, dass er einen Grün-Splash für die Prophets überhaupt nicht in Erwägung gezogen hat, obwohl sie im Alleingang das leisten, was er mit dem Kaleidostone in Zusammenarbeit mit Esperzoa zu bewerkstelligen versucht!

Jhessian Balmgiver über Aerie Mystics? Mir gehen wirklich die Erklärungen aus. (Um solche Formulierungen zu vermeiden, hatte ich neulich auch extra den Thaler-Draft analysiert, den ich größtenteils nachvollziehen konnte.) Selbst den Frontline Sage bewerte ich deutlich höher.

Noch ein Kaleidostone. Tunnelblick for the win? Wenn man fast schon mehr Manafixing als Kreaturen im Pool hat, muss man hier doch selbstverständlich die Vagrant Plowbeasts nehmen!

Bei diesem wirklich äußerst späten Aven Trailblazer kann selbst Kibler offenbar nicht nein sagen, obwohl mit Constricting Tendrils noch ein weiterer Astral Slide-Trigger zur Auswahl steht! Er draftet also doch noch eine Kreatur.

Aber wie inkonsequent ist er denn jetzt? Will er auf einmal doch noch mit Kreaturen gewinnen? In offensiven Decks nehme ich natürlich den Lich lieber als den Stone, aber zu dem Zeugs, das Kibler bislang eingesackt hat, passt der Stone ja nun wirklich besser!

Frontline Sage ist der selbstverständliche Pick.

Infectious Horror

Swamp

Nach dem zweiten Durchgang ist das Kind endgültig im Brunnen. Aus diesem Kartenhaufen wird kein Deck mehr!





Mistvein Borderpost? You cannot be serious? Eines muss man Kibler lassen – das wird garantiert das manasicherste dreifarbige Draftdeck aller Zeiten! Wer braucht auch Crystallization... oder Talon Trooper... oder Arsenal Thresher... (Das ist die Reihenfolge, in der ich hier picken würde.)





Kibler draftet eine Kreatur! Sogar einen 2-Drop! Unglaublich!

Nur – JETZT ist es zu spät für den Aggroplan. Da muss es Kontrolle sein. Also her mit der Soul Manipulation, die Kartenvorteil machen kann... und beten.





Wall of Denial ist eine ziemlich überbewertete Karte. Klar ist sie gut, aber letztlich neutralisiert sie nur temporär einen gegnerischen Angreifer, so wie es bei Walls normal ist, und für die meisten Decks suche ich lieber nach vergleichbar starken Alternativen, die auch in der Offensive tätig werden können. Dieser Zug ist aber abgefahren! Wie traurig ist es eigentlich, dass ich Kibler hier zustimmen muss, die Wall über Mask of Riddles zu nehmen – einfach, weil er praktisch keine Kreaturen im Pool hat, die er damit ausrüsten kann! Auch Arsenal Thresher, den ich ansonsten in fast jedem Esper-Deck lieber als die Wall mag, kommt jetzt nicht mehr in Frage – dafür wird er nicht mehr garantiert groß genug, und in einem kreaturenarmen Deck ist ein zuverlässiger Blocker dann doch stärker.





Anstelle der zweiten Wall of Denial nehme ich dann doch lieber die Crystallization, denn einerseits kann so eine Wall nicht alles blocken (Glassdust Hulk, Jhessian Infiltrator etc...), weiterhin ist Crystallization ein Mana billiger, was entscheidend sein kann, um nicht einem frühen Ansturm zu erliegen, und schließlich möchte ich ja IRGENDWANN auch einmal angreifen, um das Spiel zu gewinnen!





Jetzt ist die Soul Manipulation fällig, da sind wir uns ausnahmsweise mal einig.






Zweifelt an dieser Stelle eigentlich noch jemand außer mir an Kiblers geistiger Gesundheit? NOCH EIN Manafixer? Und, wenn man diesen ausspielt, NOCH EINE Wall? Wie um alles in der Welt will Kibler eigentlich jemals ein Spiel gewinnen? Dabei befindet sich in diesem Booster doch immerhin eine Einmann-Gewinnbedingung, nämlich der Lich Lord of Unx! Klar ist der jetzt nicht der Oberspoiler, aber doch genau das, was dieses Deck hier händeringend benötigt! Und selbst, wenn es den Lord nicht gäbe, wäre es immer noch tausend Mal sinnvoller die Drastic Relevation zu splashen, mit der man bei einem stabilisierten Board Kartenvorteil machen kann, als hier zu den ganzen mittelprächtigen Manafixern einen weiteren untermittelprächtigen dazuzudraften. Und sogar wenn der Booster für uns völlig leer wäre (also auch keine Bant Sojourners oder Illusory Demon), wäre doch immer noch ein Hatepick Putrid Leech sinnvoller. Wobei man selbst den splashen kann, wenn ein Draft dermaßen schief läuft...






Wieso Brainbite über Deny Reality? Nun ja, weil Brainbite immerhin Kartenvorteil ist, wenn auch sehr teuer; weil ein Kontrolldeck Möglichkeiten, sich gegen teure Spoiler (Ultimatum & Co.) zu wehren, gut gebrauchen kann; und weil der Tempovorteil, den der Bounce der Reality erzeugt, in Kiblers Turbowall-Deck praktisch irrelevant ist. Ja, Kiblers Pick ist hier richtig, aber DASS er richtig ist, liegt daran, dass sein Deck bereits ein hoffnungsloser Fall ist!






Egal, wie viel Manafixing Kibler hat – er kommt und kommt einfach nicht auf die Idee, es vielleicht auch einmal für einen Splash zu nutzen! Wenn das eigene Deck fast nur noch aus Mana und Walls besteht, dann ist Wargate doch sehr nützlich, welches einem sein bestes Permanent sucht (und vor allem auch diese Esperzoa/Kaleidostone-Kombo)! Stormcaller's Boon jedenfalls erfüllt hier praktisch gar keinen Zweck. Selbst ein gesplashtes Captured Sunlight wäre sinnvoller!

Arsenal Thresher über Talon Trooper würde ich dann sofort einsehen, wenn das Deck hinreichend mit Artefakten bestückt wäre – aber das ist es einfach nicht. So ist die Entscheidung nicht eindeutig. Ich denke, den Ausschlag gibt, dass der Thresher ein Artefakt ist und die bislang anämischen Artefakt-Synergien des Decks ein wenig verstärkt. In jedem Fall betrachte ich diese späte Auswahl für Kibler als unverdientes Glück!

Etherwrought Page, eine eigentlich marginale Karte, ist für uns an dieser Stelle natürlich ein Geschenk der Magic-Götter.

Mit einem zweiten Arsenal Thresher kann man versuchen zu retten, was eigentlich nicht mehr zu retten ist. Vielleicht gelingt es ja doch noch irgendwie, ihn groß genug zu bekommen. Als elfter Pick ist diese Karte übrigens einfach unglaublich spät!

Tja: Wenn es ein Deck gibt, welches tatsächlich Angst vor einem Predatory Advantage haben müsste, dann dieses hier! Ich würde aber immer noch lieber ein Captured Sunlight splashen, zumindest als SB-Option, denke ich.

Tainted Sigil ist nun wirklich unspielbar, Artefakt hin oder her. Da kann man auch den Anathemancer haten – schließlich ist das ein Zombie, und wir haben Death Baron und Lich Lord of Unx nach hinten durchgegeben!

Magefire Wings.

Plains

An dieser Stelle werfen wir einmal gemeinsam einen Blick auf Kiblers Deck:


6 Island
7 Plains
2 Swamp
1 Mistvein Borderpost

2 Arsenal Thresher
1 Aven Trailblazer
1 Bant Sureblade
1 Deft Duelist
1 Esperzoa
1 Filigree Sages
1 Sanctum Plowbeast
1 Scornful Aether-Lich
1 Sludge Strider
2 Wall of Denial

1 Drag Down
1 Etherwrought Page
1 Executioner's Capsule
2 Gleam of Resistance
2 Kaleidostone
1 Kiss of the Amesha
1 Oblivion Ring
1 Scepter of Dominance
1 Soul Manipulation
1 Traumatic Visions

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Viel zu viel Mana, ein großzügig bemessener Anteil an marginalen Karten, fast keine Siegbedingungen... Um zu gewinnen, muss Kibler eigentlich wirklich Esperzoa, Kaleidostone und Sludge Strider auf ein gestalltes Board bekommen! Wieso er dafür nicht wenigstens den Frontline Sage nutzt, ist mir auch schleierhaft. (Okay, aus der Coverage geht hervor, dass er auf den Rat seines Kumpels Rietzl gehört hat. Schlecht beraten, sage ich! Er hat ihn ja immerhin später eingewechselt.) Im Viertelfinale hat Kibler dann feststellen müssen, dass man mit Wall of Denial keine Lavalanche racen kann, aber na gut, gegen diese Karte kann man auch mit deutlich besseren Decks verlieren. Nichtsdestotrotz hat Kibler sich seine Niederlage in erster Linie selbst zuzuschreiben, weil er einfach viel zu viele Picks in überschüssiges und überflüssiges Manafixing investiert und sich darauf verlassen hat, dass sich Siege für sein Deck ganz von allein ergeben!

Zum Abschluss noch einmal ein bisschen aus der „Was wäre, wenn?“-Kategorie. So hätte ich gedraftet, wenn ich mich First Pack First Pick für Oblivion Ring entschieden und danach immer die gleichen Karten wie Kibler zu sehen bekommen hätte:

Oblivion Ring
Kathari Screecher
Executioner's Capsule
Waveskimmer Aven
Steward of Valeron
Waveskimmer Aven
Yoked Plowbeast
Grixis Battlemage (Esper schließe ich noch nicht aus)
Waveskimmer Aven
Dispeller's Capsule
Yoked Plowbeast
Waveskimmer Aven... habe ich schon, also Protomatter Powder (Hate)
Angelsong
Steelclad Serpent
Plains

Aerie Mystics
Scepter of Dominance
Valeron Outlander
Gleam of Resistance
Aven Squire
Esper Cormorants
Spore Burst
Skyward Eye Prophets
Aerie Mystics... habe ich schon, also Frontline Sage
Tukatongue Thallid (Manakurve droht außer Kontrolle zu geraten)
Aven Trailblazer
Cumber Stone (Hate)
Frontline Sage
Infectious Horror
Swamp

Knight of New Alara
Knight of New Alara
Fieldmist Borderpost
Crystallization
Pale Recluse
Sigil Captain
Trace of Abundance
Wargate
Talon Trooper
Stormcaller's Boon
Arsenal Thresher (Hate)
Captured Sunlight
Anathemancer
Magefire Wings
Plains

Daraus ergäbe sich folgendes Deck:


Aven Squire
Steward of Valeron
Valeron Outlander
Kathari Screecher
Aven Trailblazer
Talon Trooper
Frontline Sage
Frontline Sage
Knight of New Alara
Knight of New Alara
Sigil Captain
Esper Cormorants
Waveskimmer Aven
Waveskimmer Aven
Waveskimmer Aven
Aerie Mystics
Skyward Eye Prophets
Pale Recluse


Crystallization
Oblivion Ring
Scepter of Dominance
Trace of Abundance
Gleam of Resistance

Fieldmist Borderpost
6 Forest
5 Plains
5 Island

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Die Manakurve ist ein wenig hoch für meinen Geschmack, aber an der Power dieses Decks ist nichts auszusetzen! Auch die Manasicherheit ist trotz Dreifarbigkeit wohl ausreichend, ohne dass die Floodgefahr zu groß wäre (und die beiden Sages helfen auch dagegen).

Ich denke, es ist ein Fehler, den tatsächlichen Inhalt der Booster bei seiner Farbwahl zu ignorieren: Über Steward of Valeron und eine Parade von Waveskimmer Aven wird man in diesem Draft eigentlich von Beginn an von WU/x in WG/u abgedrängt, und da sollte man sich nicht gegen sträuben, insbesondere wenn man kaum nennenswerte Picks dafür aufgibt, und abgesehen von dem Booster mit der schwarzen Kapsel sieht man kaum jemals bessere schwarze als grüne Karten. Auf jeden Fall aber darf man nicht vergessen, dass Mana für das Funktionieren des eigenen Decks zwar notwendig ist, aber alleine keine Spiele gewinnt!




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