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Limited
Draften mit dem Höllenduo
von Torben Thies
12.06.2009

Eigentlich kennt ihr das Spiel, eine neue Woche, ein neuer Draft. Diese Woche stand das Unterfangen aber unter keinem guten Stern. Meine letzten Drafts haben mich alle in GW-Aggro gebracht und ich brauchte dringend eine Lösung für mein Scheuklappenverhalten. Also lud ich Oliver Henze, einen Berliner Magic-Spieler und Limitedconnoisseur zu mir ein, um mit ihm zusammen neue Impulse zu suchen.


Ob das gelungen ist oder sich doch meine alten Gewohnheiten durchsetzten, seht ihr im weiteren Verlauf, der... nun ja... interessant ist.






Der erste Pick ist dann auch gleich so ein Exemplar, das auf der einen Seite zwar eindeutig, auf der anderen Seite jedoch nicht sehr zufriedenstellend ist. Die stärkste Karte ist eindeutig Naya Charm, der einfarbige Rest muss qualitätstechnisch hinten anstehen. Wie ihr wisst, mag ich es eigentlich nicht, dreifarbige Karten firstzupicken.

Und auch hier habe ich Bauchschmerzen, gleich mit Naya Charm zu starten, obwohl das lustigerweise der Pick ist, der die meisten Deckoptionen lässt: Hissing Iguanar passt meist nur in Jund- und andere kreaturenbasierte RXx-Archetypen, Resounding Silence ist eigentlich eine fünffarbige Karte und die Engstirnigkeit vom Godspeaker steht ihm ins Gesicht geschrieben. Naya Charm hingegen lässt sich in alles zwischen Himmel und Erde einbringen, sei es 5-Color, GW-Aggro, Naya-Fatties etc., ist meiner Meinung nach also wirklich der flexibelste Pick hier.






Hui, womit bleiben wir denn hier am flexibelsten? Ich argumentiere aus Farbschonungsgründen für Elvish Visionary (zugegebenermaßen ein megaschwacher Pick), aber Oli will die volle Dröhnung und redet mich in Sprouting Thrinax rein. Und er hat recht. Jund mit Weißsplash oder Naya mit Schwarztupfern sind völlig legitime Optionen. Außerdem muss man ja nicht alle seine frühen Picks spielen, sie dienen ja eh mehr zur Orientierung. Der Schlüssel zu diesem Format ist nämlich, sich für Alara Reborn, also die Booster mit 14 Super-Playables, richtig zu positionieren. „Und ob ihr richtig steht, seht ihr wenn der letzte Booster aufgeht.“






Hier wird uns mit ganz okayen Karten Jund angeboten. Bis zur letzten Sekunde können wir uns nicht zwischen Hissing Iguanar und Corpse Connoisseur entscheiden und in einem Anflug von Panik klicke ich auf den Connoisseur. Den Artikel schreibend und dabei allwissend Pfeife rauchend (not really, aber das Bild ist schön) hätte ich aber die rote Echse nehmen sollen. Auf diese Weise verbindet unsere ersten drei Picks auf jeden Fall die Farbe Rot. Dass der Pick glasklar falsch war, kann man aufgrund des massiven Potenzials des Leichenkenners nicht behaupten, aber in den ersten drei Picks eine Naya-, eine Jund- und eine Grixiskarte aufzusammeln hat schon etwas Kurioses an sich. Ich behaupte ab jetzt einfach, wir hätten absichtlich Tobistyle gedraftet.






Oli ist für die Volcanic Submersion, aber ich merke an, dass wir auch einfach erst einmal die besten Karten aus den Boostern nehmen können, bevor wir uns auf passable Filler stürzen, besonders weil die besten Karten im Booster eindeutig weiß sind. Dem stimmt er zu und schlägt den Ritter vor, woraufhin ich meinen allseits beliebten Vortrag über die Großartigkeit von Squire in diesem Format halte. Er zeigt sich überzeugt – wahrscheinlich nur, damit ich die Klappe halte.

Naya, Jund, Grixis und Bant abgedeckt, fehlt noch Esper.






Wäre hier nicht das Triland die richtige Wahl? Wenn wir schon so viele verschiedene Farben (und Strategien, eigentlich noch schlimmer) vereinen wollen, hat Fixing doch oberste Priorität, oder? Jedenfalls fällt die Wahl auf Algae Gharial, ein Pick gegen den ich immer noch vehement protestiere. Schließt ihr euch der Anti-Kroko-Demo an?







Hier hätten wir ja unserem Esperpick, um das Scherbenquintett zu vervollständigen. Diesmal jedoch reite ich uns ganz allein ins Unglück, indem ich für Knight of the Skyward Eye plädiere, ohne einzusehen, dass Jund eigentlich immer noch mindestens genauso offen ist wie Weiß. Die Sache ist, dass ich den Ritter für eine wirklich starke Karte halte und insgeheim darauf hoffe, immer noch in GW zu landen. Never change a running system, quasi. An diesem Draft finde ich übrigens schön, dass jeder Pick eine sehr gute Diskussionsgrundlage über Draftphilosophien bietet.







Sphinx Sovereign lässt uns nun doch stutzen. Klar, er ist kein Empyrial Archangel oder Hellkite Overlord, aber durchaus kein übler Finisher für ein Esperdeck. Wollten uns der Gargoyle und die Sphinx etwa sagen, dass Esper offen ist? Was ist hier überhaupt offen? Sichtlich verwirrt entscheiden wir uns für Sighted-Caste Sorcerer, weil wir langsam versuchen müssen, dem Deck ein Gesicht zu geben. Innerlich sehe ich die Kommentare aber schon vor mir: „Oh noez, du kriegst teh broken 5color geschoben und verbauerst es, du Boon!“






Und der Esper Charm aunomma. Jetzt ist es aber endgültig zu spät. Wenn wir zwei so gute, so späte Esperkarten weitergeben, ist es offensichtlich, dass Conflux, der wichtigste Booster für diese Scherbe, ein riesiges Desaster wird. Also bleibt uns nichts anderes übrig als Yoked Plowbeast zu nehmen und zu schauen, was sich denn da so baut.


Vectis Silencers
Waveskimmer Aven ⇐ Die besten Karten in diesem Booster sind alle blau, ein Glück, dass wir schon so tief in Blau sind. *hust*
Coma Veil
Soul's Grace
Filigree Sages
Mighty Emergence
Mountain


Spell Snip
Dispeller's Capsule
Soul's Grace
Waveskimmer Aven ⇐ Siehe oben. Ich schreibe mental schon mein Entschuldigunsschreiben, weil wir doch in GW gelandet sind.
Etherium Astrolabe
Plains


Banewasp Affliction
Vectis Silencers
Coma Veil ⇐ „Blaue Karten, wer will blaue Karten!”
Shadowfeed
Swamp


Etherium Sculptor ⇐ Wo war denn das ganze gute Blau vor dem Tablen?
Resounding Scream
Skill Borrower
Forest


Gustrider Exuberant
Resounding Wave ⇐ Wird jetzt also einfach der Espermann „rausgehatet”?
Forest

Resounding Scream
Island ⇐ Hier entscheiden wir uns für eine Agenda: Wenigstens eine Farbe schon einmal rauskicken. Da Schwarz keine Farbe ist und Weiß noch als Gelb durchgehen kann, fällt unsere Wahl auf den Totenkopf.


Der erste Booster hinterlässt uns mit einer Menge spielbarer Karten, für die wir jedoch ungefähr 36 Strategien in ein Deck quetschen müssen. Ein solider Plan sieht anders aus. Weiß ist ein klein wenig nach vorn getreten, aber es steht alles andere als fest, was am Ende herauskommt.






Obwohl Extractor Demon ein riesiger, fliegender Spoiler ist, sind wir hier sehr glücklich, in Form von Path to Exile ein supersolides Removal gefunden zu haben. Hier bereue ich nichts.






Hier kann man über vieles diskutieren, aber unsere Wahl fällt auf Aven Squire. Zu diesem Zeitpunkt ist es uns wichtig, unser Deck wie ein neugeborenes Giraffenbaby erst einmal von seinen wackligen Beinen in einen festen Stand zu bringen. Dass dabei vielleicht GW rausspringt ist bedenklich, aber wenigstens habe ich ehrlich versucht, flexibel zu draften.






Dasselbe gilt im Prinzip hier, nur mit ein bisschen mehr Reue. Wenn man sich dafür entscheidet, eine Farbe zu cutten, kommt prinzipiell kurz darauf ein Booster, dessen beste Karten in dieser Farbe sind. Murphy's Magic Law. Nichtsdestotrotz (was für ein wunderschönes Wort – wer Tomte kennt, zieht Wert aus dieser Klammer) sind wir glücklich über Aven Trailblazer, einen Flieger, der uns immer noch offen lässt, in welche Farbkombination sich unser weißbasiertes Deck bewegt.






Ich zeige euch am liebsten Drafts, die nicht ganz rund gelaufen sind. Hier habt ihr auch wieder einiges an Diskussionsfutter. Unsere (eher meine, daran bin ich Schuld) Wahl war Might of Alara. Eine unnötige Fokussierung in Richtung Grün? Discuss!





Hier gönne ich euch die Umfrage nicht, weil es hier wohl eindeutig ist, dass Gleam of Resistance nach bisherigem Draftverlauf der richtige Pick ist. Faerie Mechanist ist zwar sein Mana mehr als wert, aber zurzeit sind wir auf der Suche nach Karten, die garantiert den höchsten Nutzen in unserem Deck haben.







Dafür bekommt ihr hier eine kritische Entscheidung vorgesetzt. Wenn wir WU sind, brauchen wir einen zweiten Fixer, wo wir doch lieber, Two-Drops legen würden? Wenn wir WG sind, können und wollen wir Brackwater Elemental splashen? Jeder, der Scarland Thrinax pickt, wird zwangsläufig als Protestwähler angesehen, der unsere bisherige Politik nicht gutheißt. Unsere Wahl fiel übrigens auf das Elemental, weil es sowohl in WU als auch in einem misslungenem GWu einen Platz finden könnte.







Hatten wir nicht gemutmaßt, dass sich unser linker Nachbar oder wenigstens einer derer in Esper befindet? Scheinbar ist diese Scherbe sehr unbeliebt heute. Leider können wir den Strider nicht mehr auf den letzten Metern ausnutzen, müssen uns also mit Vedalken Outlander begnügen, der uns einen Hinweis darauf gibt, dass UW die Kombination to go ist. Noch nie war das Positionieren für Alara Reborn so spannend.







Wieso ist denn hier auf einmal Bant offen? Okay, was Esper und Bant gemeinsam haben, ist UW, also konzentrieren wir uns auf diese Kombination und addieren einen Grünsplash dazu, von dem auch Giltspire Avenger profitiert. Vielleicht ist aber noch nicht Hopfen und Malz für GW verloren. Ich hoffe.


Toxic Iguanar
Bone Saw
Rotting Rats
Asha's Favor
Grixis Illusionist
Gluttonous Slime ⇐ Diese Otze beispielsweise ernährt sich von Hoffnungen.
Forest


Sedraxis Alchemist
Lapse of Certainty ⇐ Herr Pischner hasst sie, ich empfinde sie als grundsoliden Roleplayer in weißbasierten Aggrodecks.
Scattershot Archer
Nacatl Savage
Sigil of the Empty Throne
Island


Toxic Iguanar
Mana Cylix
Salvage Slasher
Constricting Tendrils ⇐ Unser Combattrick?
Island


Kaleidostone
Court Homunculus ⇐ Irgendwo am Ende des Conflux-Teils eines Drafts befindet sich immer dieser kleine Wicht. Uns stört das überhaupt nicht auf lange Sicht.
Worldly Counsel
Plains


Bone Saw ⇐ Wer meine Artikel bis jetzt fleißig verfolgt hat, weiß, dass ich die singende Säge mehr liebe als andere Drafter und immer wieder fadenscheinige Argumente finde, sie in Decks einzubauen. Gelingt es mir diesmal?
Grixis Illusionist
Plains


Rotting Rats ⇐ Obwohl ich gern vieles ausprobiere, sind die Ratten eine der wenigen Karten, die es bei mir noch nie in ein Maindeck geschafft haben. Auch heute wird wohl nicht ihr Tag sein.
Island


Conflux lässt hoffen. Wo am Ende von Alara noch eine Menge unfokussierter Picks standen, finden sich die losen Enden nun langsam zu einer Strategie zusammen. Wird UW auch vom rechten Nachbarn unterstützt? Jedenfalls hat er uns einige kritische Esperpicks im ersten Booster zukommen lassen, die wir zu diesem Zeitpunkt noch verschmäht hatten. Der letzte Booster bietet euch auch deutlich weniger Umfragen, weil Alara Reborn nach dem Belohnungsprinzip funktioniert. Ist man in den richtigen Farben, kann man einfach immer blind die beste Karte nehmen.





Seht ihr? Esper Stormblade lächelt uns an, wir lächeln zurück. Gleich im ersten Booster die beste Kreatur für unseren Archetyp einzusacken, ist sehr beruhigend. Wenn wir Glück haben, macht Talon Trooper die Runde, eine auch in 8-4-Drafts schmerzlich unterbewertete Karte.





Anscheinend hat unsere Finest Hour geschlagen. Eine bessere Karte als Rafiqs schwerer zu entsorgenden Bruder können wir uns nicht wünschen. Selbst wenn man lediglich eine Esper Stormblade auf dem Tisch hat, greift man aus dem Nichts für neun an. Mächtig.






Das hier ist übrigens ein für Reborn-Verhältnisse leerer Booster. Wir freuen uns über Talon Trooper und ich mich persönlich über die Kommentare, dass ich im letzten Booster ja wieder unendlich Glück hatte.





Weiter geht es mit dem guten Borderpost, der Court Homunculus und etwaige weitere Klingen grundlegend verbessert.





Eindeutiger kann ein letzter Booster nicht verlaufen. Immer eine Playable im Booster, die aber richtig gut ist. Bant Sureblade ist da keine Ausnahme.






Das wird mir langsam richtig peinlich. Mit der zweiten Esper Stormblade haben wir jetzt ein ansehnliches Klingenarsenal zusammengepickt.







Sowohl Thopter Foundry als auch Reborn Hope verzerren unseren eigentlichen Plan, der da heißt „Smashing with Dudes“. Ist Ethercaste Knight ein Dude? Check. Smasht er? Check. Also ab zu den anderen schweren Jungs mit ihm.






Wir haben schon eine Lapse eingesammelt, da brauchen wir Offering to Ashraf nicht mehr. Der Arsenal Thresher hingegen könnte noch nützlich werden.


Talon Trooper ⇐ Tja, Talon Trooper tablet. Typisch!
Winged Coatl
Grizzled Leotau
Bant Sojourners
Sanctum Plowbeast
Unbender Tine
Forest


Tainted Sigil
Mountain
Bant Sojourners
Esper Sojourners
Stormcaller's Boon
Glassdust Hulk ⇐ Der nichtgrüne Hulk wird mittlerweile eigentlich schon so hoch genommen, wie er es verdient, hier nutznießen wie aber dennoch ein wenig.


Grizzled Leotau ⇐ Die Mauer muss weg! Jedenfalls ist es diese Katze, die uns am meisten zwischen der Vereinigung unserer Fäuste mit dem Gesicht des Gegners im Weg steht.
Anathemancer
Island
Godtracker of Jund
Esper Sojourners


Magefire Wings
Arsenal Thresher ⇐ Mir ist noch völlig unklar, ob und wie viele Exemplare dieser Karte den Sprung ins Maindeck schaffen.
Mind Funeral
Mountain


Breath of Malfegor
Arsenal Thresher ⇐ Die Anzahl wird wohl zwischen null und drei rangieren.
Island


Tainted Sigil ⇐ Der gefühlt meistgelastpickteste Last Pick aus Reborn beendet unseren Draft.
Island


Selten war ein Draftverlauf so interessant und spekulationsanregend wie dieser. Zwar ist unser Deck (siehe unten) sehr gut geworden und wir haben es bis ins Finale geschafft, aber war es die richtige Wahl? Wie steht es mit 5-Color und Jund? Ich bin sehr gespannt, in welche Richtung ihr gegangen wärt.


1 Akrasan Squire
1 Court Homunculus
1 Sighted-Caste Sorcerer
1 Vedalken Outlander
1 Ethercaste Knight
2 Esper Stormblade
1 Bant Sureblade
1 Knight of the Skyward Eye
1 Aven Squire
1 Aven Trailblazer
2 Talon Trooper
1 Giltspire Avenger
1 Brackwater Elemental
1 Glassdust Hulk
2 Waveskimmer Aven

1 Path to Exile
1 Constricting Tendrils
1 Lapse of Certainty
1 Finest Hour
1 Gleam of Resistance

1 Fieldmist Borderpost
3 Forest
7 Plains
6 Island

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Bis nächste Woche dann!




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